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Beilage

Mittwoch, 27. März 1929

Der Abend

Shalausgabe des Vorwans

Wirtschaft, Horatio

Don einer Notgemeinschaft und dem Irrgarten deutscher Gelehrsamkeit

Der Reichstag   wird sich bei der Beratung des Etats für das Reichsinnenministerium in ausführlicher Weise mit der Not gemeinschaft der Deutschen   Wissenschaft zu be­schäftigen haben. Wieder ist im Etat der feineswegs geringe Betrag von rund 8 Millionen Mark aus Reichsmitteln für diese wissen schaftliche Institution argefordert worden. Nötig also, daß der Reichstag   sich auch die Frage vorlegt, wie dieses Geld verwendet wird.

Bor uns liegt der Siebente Bericht der Notgemeinschaft, faßt. Die Notgemeinschaft ist ein Selbstverwaltungsförper. Sie erhielt im Rechnungsjahr 1927 einen Reichszuschuß von 7 970 450 Mart. Der Beitrag des Stifterverbandes, der sich aus den Bertretern der Großindustrie und des Finanzkapitals zusammensetzt, erreichte die sehr bescheidene Höhe von 100 000 m., während die General- Elektric- Company, die AEG. und der Siemens­Konzern für die Förderung elektrophysikalischer Forschungen ganze 60 000 M. aufgebracht haben. Die Großindustrie hat sich also absolut nicht als verschwenderisch gezeigt, trotzdem ein großer Teil der Arbeiten der Notgemeinschaft ihr zugute fommt. Tatsache ist vielmehr, daß die Notgemeinschaft ihre Eristenz zu 98 Prozent auf Juwendungen des Reiches bafiert.

der den Zeitraum vom 1. April 1927 bis zum 31. März 1928 um­

3m 3rrgarten deutscher   Gelahrsamkeit.

Wie wurden die Gelder verwendet? Zuschüsse erhielten: Proj. Leonhard Nürnberg füroachim von Ortenburg   und die Durchführung der Reformation in seiner Grafschaft"; fatholische Gelehrte der Universität Münster für die Abhandlungen: Geschichte der Franziskaner- Missionen";

Erbsünde und Erbtod beim Apostel Baulus";

,, Die heiligen Sondwerker in der Darstellung der Acta Sanctorum": Die Apokalypse des Apostel Johannes mit Kommentar"; Der heilige Fisch in den antifen Religionen und im Christentum"; Die liturgischen Einjeßungsworte in Sinne vergleichender Liturgie forschung untersucht";

,, Das Los der ohne Taufe sterbenden Kinder" usw usw.

Man sieht, die Herren von der katholischen Fakultät in Münster  find gut daran. Sollten die Münstereaner etwa be= sonders einflußreiche Fürsprecher haben?

PR.

Aber das ist nur eine kleine Stichprobe. Auch andère Fakultäten kommen nicht zu kurz. Wie wichtig ist nicht eine Geschichte der Kirchenfürsten aus dem Hause Schwarzberg", ein ,, Schlachtenatlas zur antiken Kriegsgeschichte", die Auseinander­fegung Lotenteil und Seelgeräte im griechischen Recht" oder ,, Birifeis türkisches Segelhandbuch für das Mittelmeergebiet  "! Werfen wir einen Blick in die einzelnen Fakultäten. Da werden bezuschußt in der Rechtswissenschaft die epochalen Abhand lungen Staat und katholische Kirche   in Württemberg   in den Jahren 1848 bis 1862" Mitra   und Stab der nichtbischöflichen Prälaten"; 48 bis 1862 in der neuen Philologie ein Lexikon altsyrischer Personent= namen", ein preußisches, ein bayerisches, ein badisches, ein füd­hessisches, ein westfälisches, ein nordharzer, ein siebenbürgisches, ein georgisch  - deutsches und deutsch  - georgisches, ein albanisch- deutsches und deutsch  - albanisches Wörterbuch ,,, Untersuchungen über die obere Markgräfler. Mundart" und über die Mundart von Stadt Steinach", ein Kurhessisches Ortsleriton", eine Abhandlung über ,, die Renaissance- Schlösser Niedersachsens  " und über das Land der Abtei im alten Fürstentum Passau  ". Als geschichtliche Studien wurden jubventioniert. Das Hessenbistum Bürgburg", Fürstliche Brunfschiffe aus fünf Jahrhunderten" und Alte Straßen und Wege in Oberhessen  ". Genug der Kostproben aus dem staatlich so außerordentlich liebevoll umhegten Irrgarten deutscher Gelahrsamkeit!

Nun ade,..."

lin unternahmen eine Reise nach Rom   zu Untersuchungen zwecks Beröffentlichung der Fresken im Casino Massimi. Dr. Sprockhoff Hannover   reiste nach Schweden   zur Bearbeitung der germani­schen Bronzeschwerter. Privatdozent Dr. Ubbelohde Doering- Mar­burg fuhr nach Paris   zu Forschungen über peruanische Ge­fäßmalereien!

Die Schlußfolgerung.

die Notgemeinschaft, deren Aufgabe es ist, wichtige soziale, wirtschaft­Das alles ist ein kleiner Ausschnitt. Er zeigt erschreckend, daß liche und tuſturelle Arbeiten zu unterstützen, einen sehr erheblichen Teil der Aufwendungen nichtigen Gelehrtenspielereien zukommen läßt, die für das praktische Leben nicht die geringste und für die wissenschaftliche Forschung nur eine minimale Bedeu­tung haben. Diesen Zustand darf der Reidy stag, der durch seine Bewilligung von 8 Millionen Mark die Notgemeinschaft am Leben erhält, nicht länger dulden.

Benn man den Bericht durchlieft, sieht man mit Erstaunen, daß die Nuznießer der Zuwendungen zum größten Teil Professoren und Institutsdirektoren sind, die ohnehin materiell zufriedenstellend dotiert sind. Wo bleibt da die Förderung der jungen Wissenschaftler? Die Notgemeinschaft ist keine wissen fchaftliche Versicherung auf Gegenseitigkeit, ab­geschlossen von den Herren Prosessoren auf Kosten des Reichstags. Gewiß ist der Präsident Staatsminister Dr. Schmidt Ott ein Mann von menschlichen und wissenschaftlichen Qualitäten, der über alle Zweifel erhaben ist. Aber über die Bewilligungen entscheiden die Fachausschüsse und hier sind die Fakultäten maßgebend, die Professoren! Das gleiche gilt für den Hauptausschuß, der die Ent­scheidungen der Fachausschüsse bestätigt. Was dabei herauskommt, beweist schlagend der Bericht. Ich selbst kenne Fälle, in denen die Unterstügung wichtiger medizinischer Arbeiten abgelehnt wurde,

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meil die Autoren nicht zur Familie" gehörten. Der Fakultätsgeist und die Fakultätenwirtschaft sind in den Fachausschüssen die Mackt, die entscheidet. Das will besagen, daß der gewöhnliche Sterbliche, der entmeder kein Professor ist oder keinen Schwiegervater zum Professor hat oder der zur Fakultät keine Beziehungen besitzt, von Stipendien so gut wie ausgeschlossen ist, seine Arbeit mag noch so wichtig sein.

Wir haben uns seinerzeit, als die Notgemeinschaft gegründet murde, vergestellt, daß einerseits die jungen Wissens aftler, auch wenn sie nicht von den Fakultäten geeicht sind, unterstügt werden sollen, daß andererseits die wissenschafliche Forschung, soweit sie dem fulturellen, wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Wiederaufstieg Deutschlands   dienen soll, lebensfähig gemacht wird. Lediglich aus diesem Grunde haben wir rund 8 Millionen jährlich bewilligt. Wenn anstatt dessen auf der einen Seite unproduttive Spielereien, die wissenschaftlich nicht in Betracht kommen, bezahlt, auf der anderen Seite statt der nofleidenden Wissenschaftler zum größten Teil ohnehin materiell gesicherte Fakultätsangehörige unter= stützt werden, so widerspricht dieser Zustand der Idee der Rotgemeinschaft und man wird sich überlegen müssen, ob sich tie bisherige Art der Unterstügung durch das Reich weiter recht­fertigen läßt. Die jetzige Etatberatung gibt dem Parlament Ge­legenheit, dieser Frage näherzutreten. Der Reichstag   muß unter allen Umständen eine stärkere Einflußnahme auf die Bewilligung politik der Notgemeinschaft durchsetzen. In die einzelnen Ausschülje wie in die Hauptausschüsse gehören Vertreter der Regierung und des Parlaments, Ueberdies wird der Reichstag der Bericht der Notgemeinschaft zeigt das deutlich an einer Herabsehung des Etats der Notgemeinschaft nicht vorüber gehen können. In einer Zeit, in der von allen Seifen der Ruf nach Sparsamkeit ertönt, muß sich auch die Wissenschaft auf das Notwendige beschränken. Dr. Julius Moses  .

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Ein Anlauf zur Einheit

Nach dem 18. März 1848 lag Friedrich Wilhelm IV.  von Preußen, wie er selbst anerkannte, vor der Revolution ,, ouf dem Bauche". Fast genau ein Jahr später, am 28. März 1849, wählte die Revolution den gleichen Friedrich Wilhelm IV. zum erblichen Kaiser der Deutschen  . Diese zwei Tatsachen nebeneinander gehalten, enthüllen die ganze Zwiespältigkeit der revolutionären Bewegung vor acht Jahrzehnten.

demo

Die beiden entscheidenden Staaten, Desterreich und Preußen, in denen seit dem Herbst des Jahres 1848 die Gegentevolution am Ruder war, dachten nicht im Traum daran, sich einer demo­trafischen Reichsverfaffung zu beugen.

Da die Habsburger   die Lande der Donaumonarchie zu einem straffen Gesamtstaat zusammeniaßten, und der Ministerpräsident Schwarzenberg fühl erflärte, nie werde sich die österreichische Regierung einem vom Frankfurter   Barlament, gewählten Oberhaupt interordnen, steuerte Wien   ganz offensichtlich auf die Wieder­belebung des alten deutschen   Bundes los. Damit bekamen die Hoffnungen auf ein Großdeutschland, das auch die deutschen  Gave des Habsburgischen Reiches umfaßte, ein Loch, das nicht mehr zu flicken war, und in rechter Banifftimmung, um zu retten, was zu retten war, lehnte sich die Baulskirche an Preußen an. Die Linke des Parlaments, der in den ersten Monaten des Jahres 1849 mehr Einfluß zufiel als bislang, war im Grunde gegen das Erb­kaisertum und erst recht gegen das der Hohenzollern  , doch daß am 28. März Friedrich Wilhelm IV.   mit 290 Stimmen bei 248 Enthaltungen zum Kaiser der Deutschen   gefürt wurde, geschah nicht ganz ohne ihre Duldung: lieber ein monarchisches Oberhaupt, als daß das ganze Verfassungswert scheiterte!

Die geschichtliche Aufgabe der Beweging war die Errichtung eines nationalen Einheitsstaates, auf frátischer Grundlage, wie ihn jedes Volf auf bestimmter Entwicklungsstufe zu erkämpfen pflegt. Entwicklungsstufe zu erkämpfen pflegt. Wir sollen," erläuterte Heinrich v. Gagern in der Frankfurter Nationalversammlung   die Tagesordnung des Jahres 1848, schaffen eine Verfassung für das gesamte Reich. Der Beruf und die Vollmacht zu dieser Schaffung, sie liegen in der Souveränität der Nation." Nation in diesem Sinne war denn gleichbedeutend mit Bürgertum, die Junker wollten von einer Neuordnung der Verhältnisse nichts wissen, die Bauern standen an der Peripherie der Politik, und die Arbeiter waren zu schmach, um den Ereignissen auch nur in einem einzigen Fall die Richtung zu weisen. Immerhin erschien das Pro­letoriat start genug, um mit der Furcht vor der, Anarchie" alle Spießbürgerinstinkte der Bourgeoisie aufzupeitschen. Die Lösung der Einheitsfrage, die die Linke des linken Flügels der deutschen  Revolution, die ,, Neue Rheinische Zeitung  " mit den Männern hinter Karl Marx   und Friedrich Engels  , verjocht, die große deutsche  , die großdeutsche Republik, lag darum den Wortführern des Bürger- ,, der Ludergeruch der Revolution von 1848". Gedunsen vom tums in der Frankfurter   Baulskirche weltenfern.

Aber hatte die Märzrevolution die Fürsten   nicht weggefegt, o versiel sie in ihrem weiteren Verlauf dem nicht geringeren Fehler, die Fürsten   überhaupt zu ignorieren. Das Verfassungswert, das in Frankfurt   unter gewaltigen Redefluten

Im Barla- Parla- Barlament

Das Reden nimmt fein End

zustandekam, entjprang einer Politik des als ob. Es tat jo, als ob es feine Dynastien in Deutschland  , mehr gäbe. Wenngleich manches Kompromiß Wasser in den Wein der Demokratie geschüttet hatte, atmete die Reichsverfassung von 1849 den Geist des besten deutschen   Liberalismus.

Noch toller wird die Geschichte bei dem Kapitel Reisen und Ausgrabungen. Da reist ein Studienrat a. D. Prof. Dr. Ans­pach Düsseldorf mit Unterstügung der Notgemeinschaft nach Spa: nien zu Forschungen in Bibliotheken des nördlichen Spanien  über die Werke Isidors von Sevilla, die Homilien des Lucentius und das große Liber glossarum. Ein Privatdozent Gescher   aus Köln   futschiert in Deutschland  , Frankreich   und der Schweiz   umher, um Nachforschungen über die Ge= schichte des firchlichen Gerichtswesens in Frant reich und am Rhein   anzustellen. Pfarrer Herrmann aus Hirschberg geht nach Italien  , um dort Handschriftenforschungen über Monophysitenschriften vorzunehmen. Einem Professor Nöt­scher- Würzburg wird eine Reise nach Syrien  , Palästina und Aegypten   bewilligt: Forschungen über den altorientalischen und alttestamentarischen Unsterblichkeits- und Jenseitsglauben. Professor von Walter- Rostock fährt auf Kosten der Steuerzahler nach Rom  zur Fortsetzung seiner Forschungen über den Briefwechsel des Kar­dinals Campegi, Herr Professor Sarre ausgerechnet nach Nord­amerita, um Studien über orientalische Teppiche zu machen, Prof. Aichoff- Freiburg nach Spanien   zu völterpatholo gischen Forschungen, Privatdozent Dieter- Kiel nach der Schweiz  zu Forschungen über angeborene einseitige Dichromafie, Privatdo zent Nothmann- Breslau nach Graz   zu Forschungen über Insulin, Prof. Dr. Schilf- Berlin nach Holland   zu Forschungen über das autonome Nervensystem, Privatdozent Dr. Boendhaus- Gießen nachheitlichen Wirtschaftsfläche eingeebnet wurde, war selbstverständlich. Wien   zum Abschluß seiner Forschungen über die Einwirkung von Röntgenstrahlen bei Ratten. Bekanntlich lassen sich Ratten in Gießen   nur schwer beobachten.

Der Einheitsgedanke war, ob auch die Einzelstaaten weiter bestanden, fast mehr gewahrt als selbst in der Weimarer Ber­faffung von 1919.

Der Paragraph 7, der den einzelnen Regierungen das Recht ver­jagt, fremde Gesandte zu empfangen oder zu halten, hätte den diplomatischen Vertreter Frankreichs   in München   verhindert, den wir nach 1918 bewundern durften, wie der Paragraph 63, der die Reichsgewalt bedingungslos über die Ländergewalt erhöhte, das trozige Aufbäumen des bayerischen Partikularismus, das wir in unserer Republik   tagtäglich erleben; daß Deutschland   zu einer ein­Im politischen Teil entbehrte die Verfassung des sozialen Dels, mit dem eine dem 20. Jahrhundert entsprechende Konstitution gesalut sein muß; sie war eben das politische Glaubensbekenntnis eines liberalen Bürgertums, das den Staat als lästige Schranke der individuellen Freiheit empfand und ihn auf die später, von Lassalle   verhöhnte Nachtwächterrolle" zurückzudränger suchte, aber eben deshalb gruben die Grundrechte" die allgemeinen bürgerlichen Freiheiten in erzene Tafeln. Freilich hatte man sich auf zwei Kammern geeinigt, aber das Volkshaus, bei dem überdies in den wichtigen Finanzfragen die Entscheidung lag, ging aus allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlen hervor, und das Reichsministerium war dem Parlament verantwortlich, das auch gegen den Einspruch des Reichsoberhauptes durch dreimalige An­

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Eine unbedingte Notwendigkeit ist es gewiß, daß Herr Prof. Bolland- Berlin   eine Reise nach Konstantinopel  , Angora, Smyrna   und den hauptsächlichsten Städten Anatoliens   zu For schungen über die moderne türkische Umgangs- und Schriftsprache unternimmt. Die Türfen wären taum imftande, diese Forschungen felbst vorzunehmen. Ebenso notwendig ist es, daß Herr Bibliothe far Rumpf in Potsdam   mit Unterstützung der Notgemeinschaft nach Japan   reist zur Fertigstellung einer Geschichte der japanischen Schauspieltunst. Unbedingt notwendig ist auch die Reise des Prof. Schubring in Hamburg   nach Indien   zu Forschungen über Re­ligion und Literatur der Jaina oder des Geheimen Hofrats Steinnahme ein Gesetz durchzudrücken vermochte. dorff- Leipzig nach Aegypten   und dem Sudan   zu Forschungen über den Sudan   im Altertum und über die gegenwärtige Aussprache des Koptischen. Weiter im Text: Praf. Gamillscheg- Wilmersdorf fährt nach Spanien   zu Untersuchungen über Mundarten. Prof. Bauch Freiburg   macht einen fleinen Abstecher nach dem schönen Italien   zu Forschungen über die künstlerische Entwicklung Rem brands. Die Professoren Dr. Gerstenberg- Halle und Dr. Rave- Ber­

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Rief in der Paulsfirche bei Beginn der Beratungen Karl Bogt aus: Wir machen ein deutsches Reich, aber nicht ein deutsches Kaiserreich," so war es in der Tat auch nach Schluß der Beratungen möglich, dem Berfassungswert einen republikanischen Afzent aufzuseßen. Aber als auf dem Papier das deutsche Reich fig und fertig war, schoben sich die übersehene Reali täten, die Fürsten   mit ihren Regierungen, in den bergrund.

Aber es war schon gescheitert! Wohl kizelte es den romantisch umnebelten Preußenkönig, Kaiser von Deutschland   zu werden, aber an der Krone, die ihm die konstitutions: und majoritätsanbetenden Schöpse" eines Volksparlaments anboten, haftete ihm

Gottesgnadendünkel, lehnte er den ,, imaginären Reif, aus. Dreck und Letten gebacken" entrüftet ab und trumpfte vor seinem vertrauten Ratgeber Bunsen monarchisch großartig auf:

Soll die 1000jährige Krone deutscher   Nation wieder einmal vergeben werden, so bin ich es und meinesgleichen, die sie vergeben werden. Und wehe dem, der sich anmaßt, was ihm nicht zukommt!"

Das war die höhnische Antwort nicht eines einzigen. Größenmahn­finnigen, sondern des gesamten Gottesgnadentums der deutschen  Fürsten  , mit denen sich die wahre deutsche   Einheit nimmer herstellen ließ. Kläglich zeigte es sich 1871 bei Bismarcks Versuch, das Deutsche Reich mit den Fürsten  , durch die Fürsten   zu errichten. Seine Reichsverfassung, ein Abflatsch der des Norddeutschen Bundes Don 1867, die selbst Miquel den kurzlebigen Notbehelf eines Militärstaates" genannt hatte, verwässerte den Einheitsgedanken an hundert Stellen und würgte den Freiheitsgedanken vollends ab; sie war wirklichy, als was sie der alte Liebknecht, brandmarkte, ein Feigenblatt des Absolutismus  . Doch wie auf einem Balimpsest schlug für viele durch die herrischen Schriftzüge dieser Fürstenver­faffung immer wieder der ursprüngliche Tegt der Volksverfassung von 1849 durch und entfachte Hoffnung auf bessere Zeiten. Damals, als die Paulskirche das Einheitshaus in die Luft statt auf die Erde baute, war für die Republik   in Deutschland   feine Stätte, aber Welder setzte schon damals auseinander, daß sie fommen werde, wenn sich das Königtum selbst vernichtet habe: Wenn die deutschen  Fürsten   selbst das Baterland preisgeben, wenn sie nicht zusammen­stimmen in dem, was nottut dem Vaterlande, wenn fein Glaube mehr ist an die deutschen   Fürsten  , menn auf diese Weise Männer, die bisher nicht auf der linken Seite saßen, sagen werden: Es ist teine Rettung mehr als durch die Republik  ; dann wird sie siegen in Deutschland  ."

Diefe prophetischen Worte erfüllten sich im November 1918. Bolitisch und sozial hat die Frucht dieses Umsturzes, die Weimarer Verfassung   von 1919, da sie unter tätiger, Mitwirkung der Arbeiterklasse zur Belt tam, träftigeren Gehalt als die Papier gebliebene Berfassung unserer Großväter, aber wie damals die badischen Kleinbürger eine Republik   mit dem Groß­herzog an der Spize heischten, so hemmen umgekehrt unsere Ent­wicklung auch nach der. Berjagung der Dynasten auf dynastischem Wege entstandene partikularistische Staatsgebilde. Wir schlagen uns noch mit Gespenstern der Vergangenheit herum und scheinen noch weit entfernt von der großdeutschen Ein. heitsrepublik, die vor 80 Jahren das Ziel der entschlossensten Geister unseres Boltes war. Hermann Wendel  ,