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Areiiag 29. März 1929

Unterhaltung unö AAissen

Seilage des Vorwärts

Zriedr. llatierolh: Wir Te

Ratschläge zu erteilen, wie sich die Jugend zu ihrer eigenen Wohlfahrt zu oerhalten hat, ist töricht, denn sie hört nich» darauf. und übrigens weiß sie es besser. Richtiger ist es schon, den Zlelteren Ratschläge zu geben, wie sie sich zur Jugend verhalten sollten. Wir Aelteren bitte, ich meine mir eine bestimmte Schichtung in diesen Dezennien, die wir zwischen dem Werden und dem Krieg zu früh alt wurden, wir können nur mit spärlichen Früchten aufwarten und bleiben ohne jede choffming, weil es nichts gibt, das unserer Skepsis einen Riegel vorschiebt. Der Strom in uns ist übergetreten, und es findet sich keine Hilfe, ihn in sein altes, wohl- geordnetes Bett zurückzuleiten. Und doch erlaben wir Äelteren, die wir uns verschwenden und jeden Tümpel breit treten, heute ein Wunder. Das Wunder ist schön und in vielen Irissarben schillernd. Es weht uns an mit vertrauten Klängen und bleibt doch fremd wie das Land, in das man uns während unserer Gefangenschaft führte. Das Wunder nennt sich die junge Kunst, es ist wohl, kurzweg gesagt, die Jugend selbst. Vielleicht ist es ein Irrtum von uns Aelteren, aber ich segne meine Jahre, daß ich dieses Wunder noch sehen und fühlen kann. Auch wir sind einmal auf weichem Frühlingsboden stürmisch einher- gegangen, und unser warmer Lebensodem brachte die anderen zum Erstarren. Wir haben das alte Jahrhundert hinausgeläutet und waren eben daran, das Gerüst für eine neue Welt zu bauen, als uns der Krieg mitten in der Arbeit überfiel. Darum keine Senti- mentalttät. Es steht hier nur vor unserem Unglück als ein Charakte- ristikum, als eine Entschuldigung, wenn wir uns nicht so mir und dir nichts von der Jugend zur Seite drängen lasien. Wir sind noch nicht alt genug, um zu resignieren, wir hatten nur das Pech, ver- schüttet zu werden. Eben, als wir begannen, Früchte anzusetzen, die heut« niemand mehr mag. Die Jugend freilich steht voller Blüten, leider fühlen sie es gar nicht. Ihr Leben ist«in einziger Blütenhimmel. Liebe, Freund- schaft, Begeisterung. Nur Klinger. Böcklin und Nietzsche schöpften in unserer Zeit diesen Reichtum seelischen Ueberschwangs voll aus-, wir anderen irrten bänglich unter einem schweren Gewitter, bis daß ein Blitz uns niederwarf. Und heute brennt die große Welt wieder in schönen Leidenschaften, die leider nur durch das Gas der Politik getrübt werden. Wenn es die Jugend nicht erkennt, obwohl sie wie die Männer im feurigen Ofen dohinwandeln. so ist dies pur Gesetz und Geheimnis, sich im Unvollendeten zu vollenden. Aber es mag fein, daß wir Verschütteten in unserem Erdlach die Dinge falsch und unwirklich sehen, die sich über unseren Köpfen gestalten. Unsere Hoffnung ist, daß es so sein mochte, weil wir in der eigenen Lebensnot immer noch auf Hilfe warten, und von wem sollte sie uns kommen denn nur von der Jugend allein? Bielleicht geheimnifsen wir mehr in diese Jugend hinein als ihr einmal im Älter zugebilligt wird.

Wenn wir Verschüttelen unsere Begeisterungen zählen, so waren es ebenso viele Niederlagen. Wir haben selbst den Krieg als Er- lebnis nicht ausgeschöpft, noch immer ist die Zeit heute nach elf Iahren politisch und wirtschaftlich so verworren fast wie damals. Ja, wir sind die Furchtsamen, die Schütteler, die Ueberempfindsamen geworden. Wohl oder übel sind wir gezwungen, der Jugend den Weg frei» zugeben. Sogar den Achtzehn- und Zwanzigjährigen. Wir hören ihnen zu und erstaunen. Di« Jugend zeigt uns ein« Welt, die vollständig neu und fremd ist. Schon ihr Rhythmus ist wie bei dem Tanz ein ganz anderer. In der Lyrik, im Drama und gar in der Musik bringt sie Gefühls- komplexe zur Offenbarung, die wir, obwohl wir sie kennen, nie ernst genommen haben. Meist lachen wir über den skurillen und oft obszönen Ton, mit dem sie unsere Heiligtümer abtun. Aber plötz- lich wird es uns mitten in einer Verszeile, mitten in der illustren Musik leid und etwas wie Angst überfällt uns, und wir möchten uns den Kindern in den Arm werfen, wenn wir sehen wie si« an Abgründen vorüberschreiten und in Untiefen zu ertrinken drohen. Wir verkennen, daß es nur die Schwachen und wiederum Ueber- reichverschwendeten sind, die in der Uebersülle von Fruchtbarkeit der Zeitenbaum abschüttelt. Dieses Mitleiden und Bedauern um das Stürzende sind bedenkliche Zeichen des Alterns, sind fast Groß- vätergefühle wer hat denn uns bedauert, wie wirverschüttet" wurden? Wir sollten uns ruhig in den Schatten der großen Esche setzen und froh sein. Wir Verschütteten oernehmen den Schrei, den die Jugend ge- waltig in die Welt stößt. Bis in unseren eingetrommelten Unter- stand hinein erklingt«r. Durch einen kleinen Erdriß glauben wir den Himmel zu sehen, wie er sich blau und leuchtend über die Erde wölbt. Vis in die Fingerspitzen unserer erhobenen Hände ver- meinen wir Musik zu verspüren. Visionen steigen im Dunkel unserer Seele auf. Dort draußen wird von einem neuen Gesch'echt der mächtige gotische Dom gebaut, ach, leider, wir sind nicht dabei. Mit ihren Ideen ficht dort draußen die Jugend um unsere Erkennt- nis, nicht durch Mord und Schändung, wie wir es getan, rein nur mit Ideen. Irgendwo in einem sonnigen Tal auf brauner, nackter Erdscholle liegt nackt im Glanz der erst« Mensch, unser Kind. Es stößt die Arme weit hinein in den freien Raum, jauchzt vor Erden- sreud« und Glück an der Sonne und weint vor Drang, sich zu erfüllen. Es sind wieder normale Zeitläufte geworden, und die Familien bauen sich auf in ruhigen Jahrhunderten, wie sie großen erschöpfen- den Kriegen folgten. Wir Verschütteten haben die Aufgabe, der Jugend zu ihrem Sieg zu verhelfen, die Welt gut zu machen. Das ist unsere politische und dichterische Sestdung.

$tuai siim: Ostern der ZProletarierkinder

Ostern ist dal Frühlingssturme jagten durchs Land. Sie rissen mit starker Kraft das Morsche und nicht mehr Lebensfähige pov Bäumen und Sträuchern, um Raum zu schaffen für das neue Leben. Die wiedererwachte Ratur läßt auch in den Proletarier- herzen neue Hoffnung keimen, und es ist nicht wahr, daß das Oster - fest für alle diejenigen keine Bedeutung mehr hat, die den Glauben an die Tragödie auf dem Kaloarienberg und die Erlösung durch den Gottmenschen verloren hoben. Auch di« Proletarier feiern Ostern und machen sich Gedanken über die Auferstehung, wenn auch auf ihre Weise. Ostern ist Feiertag. Ein Tag der Besinnung für die Arbeiter- eltern, denn sie sind Teil des getretenen und leidenden Proletariats, dasGottes Sohn" in millionenfacher Gestalt di« Geschichte des Kalvarienbergs am eigenen Leibe erlebt. Sie kennen die tiefe Wahrhest der Worte:Bist du Gottes Sohn, so hilf dir selb st." Sie wisien als.zielstrebige Menschen besseres um die Auferstehung und singen:Uns von dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun." Ostern ist Festtag für das proletarisch« Kind. Und wer am Borabend des Festes durch die Quartier« der Arbeiter ging, wer einen Blick in die Wohnungen der Arbeiterviertel warf, der sah fleißige Frauenhände, d!« sich mühten, in die Proletarierheimc ein wenig Glanz und Schimmer zu bringen. Wir sind alle einmal jung gewesen und haben die West vom Kind aus gesehen. Wir haben all« einmal am Samstag vor Ostern uns an den Schau- fenstern der Läden die Rajen plattgedrückt und sehnsuchtsvoll die Osterhasen und die Nester mst den bunten Eiern betrachtet. Was waren das für hoffnungsbang« Abende, als man gebadet in die frischen Betten gebracht wurde. Die Kommer war blank gescheuert, die Gardinen strahsten in Elende oder Weiße. Und che man dem Ostermorgen entgegenträumte, hörten die kindlichen Ohnrn noch lange in den Nebenzimmern die Mutter hantieren. Da mußte noch der gute Anzug hergerichtet werden. Da war noch ein Stich zu nähen, noch etwa- zu bügeln und das Essen wurde umständlicher vorbereitet als fönst. Der Happen Fleisch war größer bemessen, denn es war�ja Feiertag. So war es und so ist es noch heut« in vielen Arbeiterfo misten. Tun ist Ostermorgen... In den schmalen Gassen der alten Städte und in den Mietkasernen der Großstadt wird es lebendig Hier und dort öffnet sich ein Fenster, in das eine Mutter die Betten zum Lüsten legt. Scheiben erzittern von den Rufen der Kinder. Sie sitzen om Frühstückstisch. Heute gibt es keine Marmelade, sondern Butter aufs Brot und der Kaffee schmeckt etwas stärker als an. den Werktagen. In den Familien, wo der Pater nicht arbeits- los ist, steht sogar ein Teller mit Kuchen auf dem Tisch. Auch den engbrüstigen Häusern in den Elendsvierteln hat der Osterhase seinen Besuch abgestattet. In dumpsen, niedrigen Stuben mußte er Nester bauen, denn hier gibt es kein« Gärten. Nur stickige Höfe, über die scheu die Sonne streicht. Sie dringt nicht in die Tiefe aus der jetzt Kinderjauchzen klingt. Leichtfüßige Tritte hallen auf den gepilasterten Höfen. Und die Kleinen suchen in den Holzschuppen, im alten Gerümpel, nach bunten Eiern, die Freund Lampe " hier und da versteckt«. Auch der. Osterhase ist ein kaptta- listischer Geselle und läßt dem Reichen viel und dem Armen wenig zukommen. Aber Freud «, tiefe echte Freude empfinden die llenien Kuben und Mädels. Die geringst« Gab« wird für sie zun, Riefen-

gelchenk. Glück der armen Kinder, die in solchen Stunden ver- gessen wie'furchtbar arm fi« sind. Was in den Kinderherzen webt, was sich in ihren jauchzenden Rufen offenbart, spiegell sich in den Mienen der Estern wieder. Sie tragen heute Feiertagsgesichter.- Roch sorgenvollen, harten Arbeitswochen ist endlich einmal ei» Tag gekommen, wo man sich den Kindern widmen kaim. Endlich einmalZeil". Der Sonntags­staat liegt schon für den Osterspaziergong bereit. Won wind wieder einmal ausatmen können, sich die Lungen ausspülen mit der würzigen Lust des Frühlingstages. Losgelöstaus dunkler Häuser engen Gemächer, aus Handwerks- und Gswerbesbanden, von dem Druck der Giebel und Dächer" werden die sonst in dumpfe Zimmer Gebannten sich des Frühlings freuen. Hoffnungen und Sehnsüchte werden wachsen und der Glaube an eine neue Meiffchenwerdung wird neu erstarken. Nicht olle Proletarier leben in solchen Derhästnisien. Nicht überall ist die Freude der Kinder in das schmutzige Gefäß dunkler Höf« und schmaler Gossen geschlossen. Draußen am Rande der Großstadt, in den neuen Siedlungen, wohnen auch Menschen, die wochentags, eingespannt in dos rasende Getriebe der Fabriken, fronen müssen. Sie genießen die ersten Erfolge einer neuen fort- schrittlichen Kommunalpolitik. Moderne Hausbauten. Sonnen- durchflutete Räume. Hd-r ist frische Lust, Sonne und Weite. Gärten, in denen der Osterhase seine Wstte machte. Dort an den Stachelbeersträuchern auf der Grasnarbe. Bunt« Eier. Fröhlich« Kinder. Ein schöneres Kinderland als in den engen Mietbäusern. Der Arbeiter, der noch am Vortag hinter Drehbank und Schraub­stock stand, vergewissert sich jetzt als Gärtner über das Wachstum der Frühgemüsepflanzen. Er bindet vielleicht die ersten Blumen zum Osterstrauß. Schaut den Kindern zu.' die auf den Spielplätzen tollen. Und seine Gedanken sind bei den Arbeitsbrüdern. die noch nicht das Glück haben, in solchen Wohnstätten zu leben. Sie haben es all« verdient. Sie sind die Schaffenden. Es gilt, wester zu kämpfen, bis jeder Mensch ein« Wohnung besitzt, die man.Leim" nennen kann. So denkt der klassenbewußte Proletarier. Di« Arbeiterellern und Kinder seiern dos Ofierfesi als Auf- «rstehungstag der Natur. Hoffnungsströme gießen sich i» die Herzen, und die harten Wirklichkeiten, die schon in den nächsten Wochentagen an die Eltern wieder herantreten, werden leichter ge- tragen. Auch die Kinder wissen, daß noch dem Feste die Augen der Väter und Mütter ernster und jorgenvoller blicken. Wer kennt nicht aus seiner Kindheit die Eindrücke, das blitzartige Erkennen verborgener Dinge, dos schon dem Kinde fühlen läßt: Du gehörst zu einer bestimmten Gesellschaftsklasse-, zu den Mmen und Entrechteten dem Proletariat, dessen Frühling noch nicht gekommen ist. Aber es regt sich in allen Wurzeln. Es gärt. Kräfte wollen zum Licht Arbestereltern und Kinder, laßt uns dem Frühling entgegen- sehen, beseest von dem Erlösungsglauben. Winterstürme weichen dem sieghaften Lenz. Durch unsere Kraft, die sich in den Kämpfen der Zukunft bewähren wird, zerbricht das Ast« und Morsch«. Es ist«in hartes und schweres Ringen. Doch wir stehen fest und halten aus im Kampfe, weil seder einzelne weiß:Wenn einst di« Welt dich und dein Tun versteht, bist du er» l ö st. Es kommt dein Tag, Prolet!" Auferstehungstag des Proletariats! Oster » der Menschheit!

Oteinr Memmer: tPllifchfOffßl Purranmurnin hieß die Holde: sie kam mst ihrer Freundin Tallarwarnin den Creek herabgegondest, ein Flußknie von der austta tischen Sorte, das irgendwie überraschend anfängt und unvermutet aufhört und keine sichtbare Verbindung mit einem Flusse unterhält. Rahe bei, am Hange eines kahlen Kugelhupfhügels, lag unser« Stammhöhle, ein natürliches Weekendquartier, wo wir stets zu Ostern kampierten(im Frühherbst), zu Weihnachten(im Sommer) und an den vielen anderen Ferien- und Faulenzertagen, die in Australien ausschließlich zum Picknicken oerwendet werden, dem Haupffport und-spaß dieses regellosen Landes. Ich bin ehren- wörtlich verpflichtet, keine näheren Ortsangaben über diese weit im Landinneren gelegen« Höhle zu machen, es ist uns noch immer nicht einsam genug in der Einöde, und wir wollen stritte unter uns vieren sein, eine exklusive Gesellschaft, bestehend aus Breveton, dem vegetarischen Shakespeare -Forscher, dem an perversen Pariser Ro- manen großgezogenen Porlamentsbibliothekar Quin», Getsch, dem unwiderstehlichen Cellisten des Sydneyer Konservatoriums, und meiner Wenigkeit. Wir nehmen nie Mädchen mit, aber große Mengen von Spirituosen, Tabak, kalten Broten und Salaten, und als Osiergeschenk für uns alle hotte der perverse Quin» ein kleines Klappstühlchen mit rotem Plüschsitz mitgebracht, so daß wir immer abwechselnd einer nicht auf der Erde zu sitzen brauchten. Wir hatten gerade das einzige Möbelstück ausprobiert und uns der Reihe nach wonnig auf unsere Schwimmhosen gesetzt, die wir den ganzen Tag anhatten und nur beim Baden auszogen, da erschienen im Creek die schwärzlichen Reize der Purranmurnin und Tallarwarnin. Die Mädchen badeten dort in aller Unschuld: es waren die ersten Australnegerinnen, die ich je gesehen hatte, und Gott weiß, wo sie herkamen. Wir liefen zum Creek hinab, das rot« Plüschsesselchen im Triumphe schwenkend: Hurra! die Mädchen stiegen aus dem Wasser, schüttelten sich wie schwarze Pudel, bliebe» ein Weilchen zum Trocknen in der prallen australischen Sonne stehe» und zogen dann ihr« schmierigen Hemden an: ein holdes Lächeln spielte auf ihren Bulldoggesichtern. Vielleicht hatten sich die zwei schwarzen Mädchen als Osterfreude ein Bad geleistet viel haben schwarze Backfische nicht vom Leben, denn es ist bei den australischen Stämmen so«ingerichtet, daß die ehrwürdigen Patriarchen die jungen Mädchen bekommen und die jungen Burschen sich mit Großmüttern begnügen müsien. Brereton, der wie König Lear aussieht, erhob sich von dem Klappstuhl und bot ihn galant den Mädchen an. Sie kamen ganz zahm heran, befühlten den Plüsch: wie weich war das, wie sanft war das, wie wunderbar! Die beiden konnten sich gor nicht genug tun mst Befühlen, mst den Fingern und der hohlen Hand fuhren sie zärtlich über den röten Plüsch hinweg, der sich in der trostlosen Wildnis so seltsam ausnahm wie ein rotes Ei im Klee. Tslee a seat young ladies" wie bedeutet man es in der australischen Eingeborenensprache, daß man sich setzen soll: man deutet einfach auf den zum Niederlosien geeigneten Körperteil und den Sitz. Ja, dos war ein Spaß: sie setzten sich, die Purranmurnin und dann die Tallawarnirt, und jede wetzte aus dem Plüsch henim, um ihn ordentlich auszukosten Aber irgendwie hatten sich di« Mädchen noch mehr versprochen von bei Wirkung des Plüsches - Di« Purranrnnrntn entdeckte jetzt, woran es lag, daß sie den Plüsch nicht bis zur letzten Möglichkeit genoß: das lag einzig und allein am Hemd. Das Hemd war im Wege. Sie hob es auf: io! Jetzt kommt das Rechts zum Rechten. Wozu hat man Plüschsessel, wenn man nicht mit der bloßen Haut auf dem wohligen Element herumrutschen kann! Wir Weißen hoben den Plüsch erfunden, ober dos Maximum des Genusses herauszuholen blieb dem schwarzen Fräulein Purranmurnin vorbehalten. Gott segne sie!.

HO 000 Vlark für einen SchnieUerling Zu den kostspieligen Passionen gehört atzßch dos Schmetterlings- sammeln, wenigstens wie es m gewissen Lieohaberfretfen betrieben wird. Man kann sich darüber am besten bei den großen Schmetter- lingshändlern, die in Deutschland , Frankreich und namentlich in England ibren Sitz haben, informieren, und ein in London ansäistger Großkausmann Hai dem italieniicheii Zoologen Virgilio Busti in dieser Hinsicht' hochinteressante Aufschlüsse gegeben. Jahr- aus, jahrein enftendet die in Frage stehende Firma ihre Sammler in di« verschiedensten Weltteil«, und je itach der Beute, die sie machen, haben diese Leute auch chre Einnahmen, die oft unglaublich hohe Ziffern erreichen, besonders in den Tropen, wo sich die grgziö festen und kostbarsten Vertreter der kleinen geflügelten Wesen t>vr- f inden. Die nachfolgende Episode, welche der Schmetterlingshändler unter anderem erzählte, mag als Beweis für die leidenschasrfiche Passion dienen, die auch der Schmetterlingssport zu entsochen vermag. Ein wunderschöner Schmetterling mst jchwarzgelben Flügeln und azurblauem Rücken war aus Neu-Gmneo entdeckt worden, und ein bekannter Schmetterllngssammler. ein Herr v. Hagen , war der erste gewesen, der ihn gesehen und sich seiner zu bemächtigen ver­mocht hatte. Er hotte ihn inmitten eines Lianendickichts gesunde n und mehrere Eremplare eingefangen. Aber unglücklicherweise siel er aus dem Rückwege in einen Himerholt der feindlich gesinnten Eingeborenen, die ihn töteten. Indessen gelang es einem feiner Diener, einen Teil des Gepäcks zu retten, inst dem er etliche Wochen später an der Küste eintraf und das die seltenen Schmetterlinge enthielt. Man gab dem neu gefundenen Schmetterlinge den Namen Sirene des Paradieses", und für die vorhandenen acht Exemplare wurden außerordenttich höhe Preise gezahlt. Eins soll mit 4000 Mark bezahlt worden sein. Der teuerste Schmetterling überhaupt befindet sich im Natur- geschichtsmuseum von Kensinglon. Das Exemplar ist einzig m seiner An und seine Geschichte ist ebenfalls sehr interessant. Di« Jäger der afrikanischen Westküste schickten vor einigen Jahren den englischen Sammlern große Mengen eines Schmetter­lings. welcher ganz schwarze, grüngesprenkelte Flügel besaß. Es war ein« kleine und seltene Spezialität, für die man 80 bis 120 M. pro Stück zahlte. Aber es fiel auf, daß unter der großen Schar kein einziges Weibchen anzutreffen war, und ein reicher Sammler, der sich darauf kaprizierte, ein solches zu besitzen, entsandte ohne Zaudern auf eigene Kosten sechs Sammler an die Sierra Leone - Küste auf die Suche nach einem solchen. Di« Leute verbrachten ihr« Zeit aus vergeblicher Suche, endlich aber es waren in­zwischen zwei Jahre vergangen gelang es ihnen doch, ein Weib- chen einzufangen. Bei genauer Berechnung der für die Sammler aufgewendeten Kosten ergab sich für den glücklichen Besitzer des seltenen Insekts die ungeheure Ziffer von 2000 Pfund Sterling, das heißt 40 000 M. Der kostbar« Fang wurde von seinem Herrn dem Londoner Naturgeschichtsmuseum geschenkt. H. M.