Beilage
Dienstag, 2. April 1929
Kritik am film.
Don Lotar Holland.
Die attive Runst steht im Mittelpunkt ihres Zeitalters. Sie Schöpft die Gesinnungskraft ihrer Werke aus der Quelle, in der die liebenden geistigen Ströme ihrer Zeit zusammenfließen, in der der Ummandlungsprozeß von Ursache und Folgen gemäß den inneren Anlagen und Triebkräften der Gesamtstruktur der Gemeinschaft befruchtet wird; die Daseinsformen, die Geschehnisse nehmen in ihr einen absoluten und somit über die bloße Zufälligkeit des Augen blicks hinaus in die bedingtere oder weitere Zukunft weisenden Wert an. Die Kunft gibt der Gegenwart eine Bedeutung!
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Ist es notwendig, auf die hervorragende Rolle des russischen Films in der soziologischen Evolution des russischen Volkes ehne jede Bertschäzung der Evolutionsform als solcher hinzu weisen? Die russische Kinematographie hat innerhalb ihres Wirfungsfreises einen ausgesprochenen geiftespolitischen, fittlichen Wert erhalten wobei mir ihre augenblickliche einseitige parteipolitische Ueberfättigung nur als llebergangsstadium ansehen sollten: denn auch politische Suppe wird von einem Volkskörper, sobald er es ge: lernt hat, auf seine Gesamtgesundheit bedacht zu sein, nicht so heiß gegeffen, wie das Temperament der Fanatiker sie hat aufkochen lassen. Film Dokumentieren die Bluffwerke der deutschen industrie, die den letzten Gefimmungstrümmern einer sich nur durch ihr Kapital am Leben haltenden erklusiven Clique entsprungen sind, den Geist unserer heutigen Zeit? Bermag das lafzine Privatvergnügen einiger Filmkonfektionäre den durch das Zusammentreffen von nagenden materiellen, geistigen, individuellen
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und gesamtgeschichtlichen Nöten entfachten Hunger des Volkes zu be= friedigen? Das Kapital hat sich zu allen Zeiten der Geschichte dem anredytlofen Bolf gegenüber, durch den gleichen Schachzug vor der Dezentralisation geschüßt: im alten Rom wurden die Wellen der Unzufriedenheit durch pompöse Zirkusspiele unterdrückt, das heutige Kapital benutzt die Traumsucht des Boltes, um es von der Aktivität zurüdzuhalten. Im deutschen Film bietet man ihm das höchste Ziel lasziven Glückes: die Verschwendung, und läßt es an dem Rausch einer Millionenmerte des Bolfseigentums vergeudenden industriellen Beschäftigung einer kleinen Clique teilnehmen. Hat sich ein Kino besucher je die Frage vorgelegt, um wieviel ihn der eben gesehene Film gefinnungsgemäß vorwärtsgebracht hat?
Bolitische Gefiamungen zerspalten unser Bolt, heßen es gegen einander auf, politische Straßenmorde sind keine Seltenheit mehr, der Mensch gilt dem Menschen meniger als der Druckbuchstabe auf dem Parteiprogramm, man verrennt sich in Extreme, verliert den Boden unter den Füßen, der allein die Landschaft des staatspolitischen Organismus in feiner Form- wie Triebhaftigkeit ernähren tann: bas Menscytum, die freimenschliche Rechtsgesinnung, die dem Willen des einzelnen mie des ganzen erst den Anstoß zur Tat gegeben hat. Der emige Ermahner an den Grundwillen, die Weltglode, die die neue Gesinnung unserer Zeit gewaltig hinaustönt, sollte der Film sein.
Das Schicksal jedes unserer Tage birgt Tragödien genug in sich, die den Stoff für packende Filmwerfe abgeben würden. Wir haben es nicht nötig, unter ungeheuren Kosten in den Ateliers verIngene Welten des Kitsches aufzubauen, die in feinerlei Beziehungen zu den Wahrheiten der Wirtlichkeit stehen. Die russischen Filme haben es bewiesen, daß ein Bolk sein eigenes Leben zu einem meisterhaft künstlerischen Kunstausdrud steigern fann. Oder sollte gerade unsere Gegenwart so leer an dramatischer Tiefe sein, daß es sich nicht lohnte, mit der Kamera in der Hand einen Tag des deutschen Arbeiters, das Wohnungselend in Industriebezirken, die Gegensätze des Nachtlebens im Herzen und am Rande der Groß städte, ja, überhaupt alles, was unser Auge sieht, unter der Führung eines gefinnungsstarken Willens. zu bleibenden Kunst werken zu formen? Damit wir von dem unwürdigen Hohn der fentimentalen Salonfomparsen in Arbeiterkleidung, der Gesinnungs. tünche von Filmlaufmanns Gnaden, von dem Zerrbild der bürgerlichen Buppenfomödien befreit werden.
Unsere Zeit birgt Stoff für Filme genug; man muß ihn nur paden. Ist die Dramatit dieser lezten Kälteperiode in dokumentarischem Bilde festgehalten worden? Es ist vergessen worden, daß Menschen auf den Landstraßen erfroren, die Wohnungen aus Kohlenmangel nicht geheizt werden konnten, die Lebensmittelpreise stiegen und durch die wiederholten Brände viele Familien ihr Heim verloren. Welcher Film zeigte unser Schicksal in diesen drei Monaten? Statt dessen verharrten die Wochen schaufilme der Industrie dabei, den Kinobesuchern im Westen wie im Norden Berlins Abend für Abend einzuprägen, daß die Natur im Winter besonders schön sei( ach, wenn's doch immer Winter bliebe!) und vorbildlich reiche Leute sich in den Winterfurorten an Automettrennen und dergleichen vergnügen. Von der Schattenseite des Lebens erfährt man im Film nur soviet, als sie nm der oberflächlichen Sensation willen geschäftlich ausgenutzt wer den kann.
Der Mensch ringt, wir ringen um Leben, Haus und Heim. Der wird das im Film festhalten? Um denen, die in trockenen Stuben die Gemütlichkeit pflegen, in Zeitungen nur das fettgedruckte Bort, aber nicht den dahinter stehenden Inhalt lesen, einen wahren Einblick in die Wirklichkeit zu geben! Und um die, die es angeht, mit den Augen darauf zu stoßen, wo es augenblicklich am dringend ften zu helfen gibt! Und um leßten Endes der Gesamtheit im persönlichen Erlebnis einprägen zu können, was Mensch sein bedeutet! Der Film ist das Instrument, uns sehend, das heißt: wissend, das heißt: durch Berstehen fiegreich zu machen! In dem Kampf, den unsere Zeit uns auferlegt hat.
Bürger und Weltbürger.
Notizen zu drei neuen Büchern.
Drei Bücher und drei Erlebnisse! Der empfindsame Schwabe Hermann Hesse gibt bei S. Fischer die lyrische Ernte der Letzten vierzehn Jahre unter dem Titel: Irost der Nacht" heraus. In diesem Buche wird der Zusammenbruch des geistigen Bürgers flar. In den letzten vierzehn Jahren hat sich das Welt bild mehr geändert als früher in einigen Jahrhunderten. Hermann Hesse war immer ein Eingänger und Abseiter, aber tragisch wird Jeine Abfeitigkeit in dem letzten Buch. Wir verstehen die Dichter nor dem Kriege nicht mehr. Wer lieft noch Verse von Liliencron oder Dehmel? In Hesses Buch stehen viele Verse, die nichts als schön sein wollen und dann wieder Verse, die nach dem Sinn der Beit von gestern, heute und morgen fragen, Und weil teine Ant
Der Abend
Spalausgabe des Vorwärs
Marschall und Muschkote.
Unheroisches zu einem heroischen Thema.
den man unaufhörlich mit Fäusten bearbeiten müsse, und auf die Frage, wie er schließlich endgültig gefiegt habe, antwortete er lafonisch: In dem ich gemütlich meine Pfeife rauchte." Nichts kennzeichnet treffender die unüberbrückbare Kluft, welche die Fronitruppen von ihren Feldherren treunte, als dieser Ausspruch Fochs.
.. Die Meldungen von der Front überstürzen sich, in dem schwer rollenden Trommelfeuer zittern sogar die Fenster in dem Etappenquartier des Armeeführers, die Truppenführer fordern dringend telephonisch Ablösung ihrer ausgebrannten Reginenter, aber der General , der Marschall , raucht gemütlich seine Pfeife. Er nimmt den Hörer ab und gibt neuen Befehl zum Angriff. Unmöglich, beschwören ihn die Divisionsgenerale. Da heult er ihnen zu: ,, An greifen, Angreifen, Angreifen!"
Frankreich hat den Marschall Foch, den bekanntesten Soldaten| Gegner müde zu machen. Als einen Sad bezeichnete Foch den Sieg, des Weltkrieges, mit großem Pomp und allen nur erdenklichen Ehren zur legten Ruhe gebettet. Es fonnte nicht überraschen, daß bei dem Tode des Marschalls all die zahllosen Legenden, die sich während des Krieges um die Person von Foch gewoben hatten, von der Weltpreſſe ihren Lesern wieder aufgetischt wurden. Noch einmal, zehn tafie aller Militärs und Militärbegeisterten zur Weißglut erhitzt. Jahre nach dem Taumel der Siegesorgie, wird die triegerische BhanWenn es nach dem Worte eines großen Historikers der Fluch der Geschichte ist, daß die Menschheit nie etwas aus ihr lernen wird, so trifft diese bittere Feststellung unbedingt für die Geschichte des Krieges zu. Niemals haben spätere Generationen, die in Heroenverehrung und Feldherrnruhm großgezogen wurden, sich die Frage vorlegt, was die Masse der Heere, die fämpfenden und geschundenen Muschfaten unter dem Siegeszepter ihrer glorreichen Herren durchzumachen hatten. Bei den schmetternden Klängen des Hohenfriedberger Marsches fragen sich die Enfel und Urenkel nicht, welch ein heulendes Elend in den primitiven Lazaretten während des sieben= jährigen Krieges herrschte, wenn der Feldscher sich an die brüllenden Verwundeten mit der Knochensäge heranmachte. Und in der Erinnerung an den großen Napoleon denkt die Nachwelt nicht an die verpesteten Lazaretthöhlen nach der Bölferschlachf von Leipzig , sondern die auspeitschenden Klänge der Nationalhymne und der Ruhm der alten Garde verwirren die Köpfe der kommenden Geschlechter bis ins dritte und vierte Glied.
Auch heute sind mir glücklich schon wieder so weit gekommen, daß, zehn Jahre nach dem Grauen des Weltkrieges, wo noch nicht einmal die Wunden, die er dem einzelnen und der europäischen Menschheit schlug, vernarbt sind, der Ruhm der großen Heerführer" in hellftem Licht erstrahlt und ihnen ein Heldentum angedichtet wird, das nie bestanden hat.
Es fann nicht oft genug gesagt werden, daß es der größte geschichtliche Schwindel ist, den Generalen des Weltkrieges ein Helden tum aufzustempeln, und eine nicht minder grobe Fälschung ist es, irgendeinen Zusammenhang, eine menschliche Verbundenheit zwischen der fämpfenden Front und ihren Generalen herzustellen. Der Soldat an der Front fannte selten auch nur seinen Divisionsgeneral Don Angesicht, seinen Korpstommandeur noch viel weniger, von den Armeeführern schon überhaupt nicht zu reden. Das ist auch weiter fein Wunder, denn die Generalität hat von diesem Krieg jo menig zu sehen bekommen, hat so lächerliche Vorstellungen von der kämpfen den Front gehabt, wie sie etwa ein Berliner oder Pariser Heimtrieger auch besessen hat. Was wußte die Generalität davon, wie ein Angriffsbefehl, den sie aus ihren Schloßquartieren vom Schreibtisch aus sechzig Kilometer Entfernung durch das Telephon brüllten, auf die Truppe wirkt, die vielleicht viermal schon mit schwersten Blutopfern vergeblich den Feind angegriffen hat, und deren zertrümmerte Reste nun zum fünften Male auf Befehl aus sechzig Kilometer Ent fernung hochgepeitscht wurden. Wenn die Kriegsgeschichte von irgend einem Heerführer schreibt, daß er den Feind mit seinen mächtigen Branten angepackt und nicht mehr losgelassen habe, so haben die Pranken des heroischen Feldherrn höchstens den Zirkel auf der Generalstabskarte, den Rechenstift( für Verluste und frisches Kanonen futter) und noch den Hörer des Telephons angepackt; die Truppe aber, die sich gegenseitig die Pranken in den Leib schlug, verendete zuckend in einem unentwirrbaren Knäuel im Trichterfeld, über dem schwer der Blutdunst der Schlacht lag, während durch die flammenden Krater der Granateinschläle träge die weißen Schwaden zogen. Neben der geschichten Handhabung des Rechenstiftes bestand Marschall Fochs größte„ Stärte" zweifellos in dem unabläffigen Hineinheßen der Truppen, den ewig rollenden Angriffen, um den
wort fommt, stürzt sich der Dichter als alter Mann in den gleisenden Strudel der neuen Jugend, ist ein alter Steppenwolf , den das Rudel ausgestoßen hat und der nun lechzend und heulend auf Raub ausgeht.
Der alte Dichter sieht und erlebt die neue Jugend, die glatte, hirnlose, herzlose Jugend der Ballsäle und Bars und flüchtet wieder zu seinen Blumen, Wolfen, Tälern und Bergen. Das Spiel ist aus, esse ist frant und erwartet den Tod, er singt und fliistert sich felbft als Trost der Nachyt seine Verse wie Grabreden zu. Und am Schluß sogt dieser unpolitische, gequälte Mensch:
Junge, wie ihr uns Alten Hohnlacht, wie habt ihr recht!"
Und dann machen sich vorn die in verjajütteten Gräben, in Trichtern hockenden Reste zerschossener Regimenter und Bataillone bercit. Borbei das kurze Aufatmen, daß sie par Stunden der Hölle entronnen sind, die zwei Drittel der Kameraden fraß, vorbei das noch so minzige Sicherheitsgefühl, das ein Unterstand, ein tiefer Trichter gewährte. Vorbei der Zeiger rückt unerbittlich vor, noch fünf Minuten, nach zwei Minuten. Meldeläufer hetzen durch den Qualm und die Trichter: Fertigmachen zum Angriff. Noch ein Gedanke, irgendwohin, und jetzt, jezt hinaus...
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Im Armeeoberkommando hat man sich inzwischen zu Tisch gesetzt. zwischen Suppe und Braten zieht Exzellenz die Uhr. So, jezt sind sie am Feinde."
Die Division meldet nach einer Stunde, daß auch der letzte und fünite Angriff im feindlichen Sperrfeuer zerfledderte, eingedrun gene Teile der drei Regimenter find durch sofortige feindliche Gegenangriffe im Nahkampf niedergemacht. Der Feldherr raucht gemütlich feine Pfeife....
So jah die Heldenhaftigkeit der berühmten Generale aus. Ganz gleich, ob sie in Feldgrau, Hechtblau oder Khatigelb steckten, ob sie Ludendorff , Foch , Nivelle oder Haig hießen. Der eine war ein besserer Rechner als der andere, und der Dritte besaß ein heftigeres Temperament als der Vierte, alle aber eint das absolute Fehlen des ihnen angedichteten Heroentums. Der Masse Mensch in allen Bater ländern bleibt es vorbehalten, bei dem Tode eines dieser„ Großen" zu Zehntausenden, ja Hunderttausenden Spalier zu stehen und die Leiche unter ehrfurchtsvollem Schweigen an sich vorüberziehen zu lassen. Diese Masse Mensch würde Kriegsinvaliden und Mitkämpfer zerstampfen, die es wagten, diese Szene so zu beleuchten, wie der geschundene Muschkote des Weltkrieges fie ficht. Zum mindesten wäre ihnen das gleiche Schicksal beschieden wie den deutschen Kriegsinvaliden, die in einer Versammlung der Bateríandspartei 1917 mit ihren eigenen Krücken und Prothesen zu Boden geschlagen wurden.
Bor wenigen Wochen hat der leßte deutsche Kriegsverlegte das Lazarett verlassen. Zwölf Jahre hat dieses Opjer unter den Zangen und Messern der Aerzte verbracht. Annähernd hundert Operationen wurden an dem Unglücklichen vorgenommen und die letzten vierundzwanzig Stunden vor jeder Operation mag dieser Unselige alle Qualen der vergangenen Wundschmerzen von neuem durchlebt haben. Hier wartete vor dem Lazarett allerdings feine Menschenmenge in ehrfürchtigem Schweigen, um mit gezogenem Hut in diesem einen Opfer die Mitlionen Kriegsopfer zu ehren. Es war auch nur ein armer, zerfleischter, gemarterter Muschkote, dem jetzt der Dank des Vaterlandes gewiß iſt.
Rolf Bathe.
dunkler Schärfe. Man spürt in dieser Schilderung die Gegensätze der englischen und holländischen Kolonisten, und aus diesen imperialistischen Gegensägen bricht groß und tragisch für den jungen Eng= länder und damit auch für Freya das Verderben.
" Freya von den sieben Inseln" gehört zu den schönsten Liebesembe. geschichten, die wir kennen.
Ein empfindsamer Kriegerbund.
Man schreibt uns:
In den Satzungen des Reichsfriegerbundes Ryff häuser, der Dachorganisation der Kriegervereine, heißt es: 3med der Kriegervereine ist, die Erinnerung an die Kriegszeit
Trost der Nacht ist ein erschütterndes Dokument vom 3usammen zu erhalten und zu pflegen." Seit Wochen ist nun Remar bruch des deutschen Idealismus.
Aber da ist Otto Flafe, der schreibt feine Gedichte, er schreibt Romane, und in dem Roman:„ Es ist 3eit..."( er schienen bei S. Fischer, Berlin ) sind es im Grunde dieselben Probleme, die Heffe besingt: der Zusammenbruch einer alten, der Aufftieg einer neuen Zeit. Um seinen Helden Ruland gruppieren sich viele schicksalshafte Gestalten, die mit der Zeit ringen. Flake ist der gute Europäer", wie das Schlagwort heißt, der Mensch mit dem flaren Verstand und dem wissenden Herzen, der Mann, der für die Demokratie, für die Menschenfreiheit, für die Gerechtigkeit ift. In seinem Buche:„ Es ist Zeit..." spiegelt sich die ganz nahe Gegenwart, zeigt sich die Frau und das Mädchen von heute, das bürgerliche Mädchen, die bürgerliche Frau, und gegen die heidnische Bereitschaft der Sinne steht schon der glühende Reformator auf, der Jüngling von zwanzig Jahren, der gegen die Welt fämpft und sich schließlich felbst als Opfer darbringt. Flafe ist der Dichter eines realistischen Idealismus und seine Helden haben Zeit oder Geld, Geist oder Herz genug, fich mit ihren Problemen auf hassenswerte oder lobenswerte Art und Weise auseinanderzusehen.
Bom guten Europäer ist es bis zum Weltbürger nicht mehr meit. Der Weltbürger heißt Jofeph Conrad, ein Bole, der mit jungen Jahren nach England fam, die sieben Meere befuhr und dann in wundervollen Romanen( bei S. Fischer) und in einem glanzpollen Englisch seine Erlebnisse beschrieb. Joseph Conrad fennt die Welt und ihre Geseze. Freya von den sieben Inseln" ist eine Liebesgeschichte. Der Dichter trägt sie uns mit verhaltener Leidenschaft vor.
Frena ist die Tochter eines dänischen Pflanzers. Ihr Vater ist ein alter Narr und in ewiger Angst vor den holländischen Behörden. In das Mädchen ist ein junger englischer Kapitän verliebt, aber da fommt, wie ein Naturereignis, per Nebenbuhler, ein holländischer Schiffsleutnant. Conrad beschreibt ihn mit Haß und
ques, Im Westen nichts Neues" erschienen. Die gesamte Presse hat das Buch besprochen. Ein Absatz von 300 000 Exemplaren legt Zeugnis von dem Echo des Werkes ab. Nur für den Kysshäuserbund scheint Remarque nicht zu existieren. Oder doch! Da findet man in einem viele Spalten langen Artikel des Bundesorgans, der den schönen Titel„ Kulturbolschewismus " trägt, folgende schamige Randglosse:
Budmaner( jawohl, lieber Leser, das ist derselbe, der dir in der ,, Berliner Illustrirten Zeitung" den ziemlich bedutungslosen Roman, m Westen nichts Neues" mit bombastischer Glorioje in den siebenten Himmel hob)..." Erinnerung an die Kriegszeit. Es scheint, die verantwort lichen Herren vom Kyffhäuserbund haben eine panifartige Angst vor solchen Erinnerungen, sobald sie echt sind! Das war schon während des Krieges fo, als die breite Masse der Bevölkerung mit Kriegsberichten frisiert à la Tripik aufgepäppelt wurde. Diese Herren bleiben immer dieselben. Immer dieselben Unverantwort lichen in verantwortungsvoller Stellung, wenn auch nicht gerade in Schüßengrabenstellung. Bernhard Shaw
Enack
besuchte eine Gesellschaft, in der ein Schriftsteller aus eigenen Werten vorlas. Mit Geschick hatte der junge Mann Gedanken und Aussprüche anderer Dichter so eingefügt, daß man ihn als Urheber der geistreichen Sentenzen ansehen mußte. An jeder dieser Stellen erhob fich Shaw ostentativ, verbeugte sich und setzte sich wieder geräuschvoll nieder.
Hierdurch nervös gemacht, fragte der Schriftsteller endlich ungeduldig, was diese Störungen bedeuten sollen?
Ruhig antwortete Shaw:... D lassen Sie sich dadurch nicht im geringsten beirren! Es ist nun einmal eine Gewohnheit von mir, gute Bekannte zu grüßen!"