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Nr. 164- 46. Jahrgang*1« Mittwoch. 3. April 1S29

Die Flucht der 39� 000. Berliner Osterfernverkehr etwas stärker als �92S.

Der diesjährige Berliner Osterfernverkehr war an den Hauptverkehrstagen vom 21. bis 30. März etwas stärker als zu Ostern 1928. Die Anzahl der verkauften Fahrkarten einschließlich des Durchgangsverkehrs betrug 341 Ol». Dazu kommen nach für den ersten und zweiten Feiertag schäßungsweise etwa SO 000 Fahrkarten, so daß im ganzen während der Zeit vom 27. März lMittmoch) dis l. April(2. Ojtertag) 391 0 00 Personen aus Berlin in die Freiheit der Berge und Wälder geflüchtet waren An- gefichts des unfreundlichen Wetters ist dies Ergebnis des Oster- Verkehrs als recht günstig zu bezeichnen, und wenn niancher geahnt hätte, was ihm an Unfreundlichkeiten des Wetters bevorstand, wäre er sicher zu Haufe geblieben. Im einzelnen fuhren an den Haupt- reifetagen(27. bis 30. März) von den Berliner Bahnhöfen ab: Anhalter Bahnhof 70 000, Stettiner Bahnhof 86000, Lehrter Bahn­hof 21 000, Potsdamer Bahnhof 36 000, Görlitzer Bahnhof 28 000, Stadtbahn Richtung Osten und Schlesien 68 000, Richtung Westen 32 000. Zur Entlastung wurden im ganzen 167 Bor- und Nach- zöge eingelegt. Alle Züge, einschließlich der sieben Sonderzüge zu ermäßigten Fahrpreisen, wiesen gute, meist sogar hundertprozentige Besetzuirg aus. Der Verkehr auf den Berliner Stadt-, Ring- und Vor- ortbahnen erreichte infolge der ungünstigen Witterungsverhält- nisse nur etwa den Umfang eines mittelmäßigen Sonntagsverkehrs. Die Zahl der beförderten Personen blieb an allen Ostertagen erheb- lich hinter der des Vorjahres zurück. Es wurden am Karfreitag 1,1 Millionen, am ersten Ostcrtag 1,2 Millionen und am zweiten Lstertag 1,25 Millionen Personen befördert. Oer Ostervertehr im Reich. Das trübe und kalte Ostcrwetter hat den diesjährigen Öfter- verkehr im Reich nachteilig beeinflußt. Er ist z. B. in Bayern um IS Proz. geringer geblieben als im Vorjahre. Vom Gründonnerstag bis einschließlich Ostermontag wurden von den Münchener Bahnhöfen 594 000 Personen besör- dert gegen 703 000 im Vorjahr. An den vier Tagen wurden ins-

gesamt 300 Sonder- und Bedarfszüge gefahren gegen 365 im Vorjahre. Auch der Hamburger O st e r v e r k e h r er- reichte nicht den Umfang der Vorjahre. Lediglich für den Verkehr nach den in der Nähe der Stadt gelegenen Ausflugszielen mußten besondere Vorkehrungen getroffen werden. Am Abend des Oster- fonnabend, des Sonntag und des Montag war in den Hamburger Vergnügungsstätten und auch in den größten Restaurants kein Platz zu finden. In St. Pauli herrschte Maffenbetneb. Man stand vor den Lokalen und KinosSchlang e", um, von den Portiers abgezählt, nach Maßgabe der hin und wieder frciwerdenden Pläße eingelassen.zu werden. Viele Lckal« hatten überhaupt wegen Uebersüllung geschlossen. Im R i e f e n g e b i r g c setzte der Osterverkehr bereits mit dem Beginn der Osterferien ein: da auch am Donnerstag und Karfreitag der Zustrom der Ostergästc noch anhielt, waren die Kurort« und Wintersportplätze, besonders jedoch die Bauden auf dem Kamm, stark bajetzt. Die San Verzüge nach dem Riestngebirg« waren bis auf den letzten Platz besetzt. Zum großen Teil wollten die Feriengäste noch einmal dem Wintersport huldigen. Trotz des Frühlingssonnenfcheins war in den höheren Lagen,- und auf dem Kämm noch reichlich Schnee vorhanden. Der am Sonnabend erst schwach und dann immer stärker niedergehende Regen beeinträchtigte jedoch den Wintersport. Am Montag ver- wandelte sich der Regen in Schnee, und die Temperatur sank am Tage bis auf den Nullpunkt. Paris . 2. April(Eigenbericht). Die Osterseiertage haben eine traurige Bilanz hinterlassen: Nicht weniger als 22 Tote und 75 Verletzte sind in Frankreich allein am O st ermontag als Opfer von Autounfällen zu verzeichnen. Aus allen Teilen des Landes laufen außerdem noch neue Meldungen von Zusammenstößen und anderen Katastrophen ein, die zum großen Tell aus die Autoraserci zurück- zuführen sein sollen. Dabei bietet es einen geringen Trost, daß die Zahl der Opfer im vorigen Jahr noch erheblich größer war.

Englische Detektive in Hamburg . llm die Aufklärung der Ärandursache derEuropa ". Hamburg , 2. April. Noch immer ist man auf derEuropa * emsig mit dem Aus- pumpen des Löschwassers beschäftigt. Da dies« Arbeit wegen der großen Vorsicht, mit welcher sie durchgeführt werden muß, noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, ist inzwischen mit den Aufräumungsarbetten bereits begonnen worden. Die Agenten der verschiedensten Versicherungsgesellschaften nehmen unter Führung von Vertretern der Bauwerst und der Reederei weiterhin Besichli- gungen des beschädigten Schiffes vor. Nach Beendigung der Pump- und Aufräumungsorbeiten wird dieEuropa * zunächst ins Dock gebracht werden. Die Wachmannschaften auf derEuropa * sowie anderen auf der Werst im Bau befindlichen Schiffen find als Folge der Brandkatastrophe bedeutend verstärkt worden. Wie die TU. erfährt, bestätigt sich die Meldung der englischen Blätter, daß englische Detektive zur Aufklärung desEu- ropa*- Brandes in Hamburg weilen. Auch die anderen ausländischen Versicherungsgesellschaften sollen eigene Detektive ent- satckit haben, so u. a. eine holländische Gesellschaft.

Zwei Bauhandwerker verschüttet. Auf einem Neubau am Hohenzollerndamm 156 ereignete sich gestern nachmittag ein schwerer Unfall. In einer tiefen Baugrube waren dort der."Ujährige Rohrleger Gustav Valentin aus der Pankstraße 3 in Buchholz und sein Helfer, der 21jährig(. Otto Kuda t aus der Siegfriedstraßc 10 in Lichtenberg , mit Rohrlegungsarbeiten beschäftigt. Plötzlich gerieten größere

Sandmengen ins Rutschen und begruben beide Handwerker unter sich. Die F e u« r w e h r mußte alarmiert werden und nach einiger Zeit konnten die Verunglückten, die er- hebliche Verletzungen erlitten hatten, geborgen werden: sie fanden im Wilmersdorfer Krankenhaus in der Achenbachstraße Auf- nähme. OerMalermeister als Mllionenbeirüger Ein Rieseaprozeß in Aussicht. halle. 2. April. Nach mehr als 1% Jahr Dauer ist jetzt die Vorunter- j u ch u n g in dem Strafverfahren wegen der Millionenbetrügereien, durch die die Leuno-Werke geschädigt worden sind, abge­schlossen worden. Es handelt sich dabei bekanntlich um D u r ch- stechereien größeren Stils, die von dem Maler- meist«? Schsnfeld mit Hilfe von Angestellten der L e u n a- W e r k e bei der Durchführung von Bauaufträgen verübt worden sind. Da der im Laufe des Sommers zu erwartende Prozeß Ausdehnungen wie etwa im Barmat-Prozeß anzunehmen drohte, hat der Untersuchungsrichter, Landgerichtsrat I a c o b y, nunmehr das Verfahren gegen«ine Reihe von Angestellten der Leuna -Werke, die wegen der Annahme von Schmiergeldern sich der passiven Be- stechung schuldig gemacht haben, abgetrennt, so daß sich diese An- peklagtcn gesondert zu verantworten haben werden. Gegen die Hauptangeklogten, hauptsächlich gegen den Malermeister Schönfeld, der sich auf diese Weise außerordentlich bereichert hatte, ist Anklage wegen Betruges und versuchten Betruges zu erwarten. Trog der Abtrennung des Verfahrens gegen einen Teil der Be- schuldigten wird der Prozeß gegen die Hauptangellagten geraume Zeit in Anspruch nehmen.

RotHAn einet Revolution. Von GecltAci Heettminn Moslat

Nur einen Weg. Den Weg zu ihr über sie. Ob er ihn heute finden würde...? Ob sie ihm öffnen würde? Sie hatte sich den Schlüssel zurückgeben lassen, damals, nach jener Stunde in Dessau . Der Brunnen war eingefroren. Mit Balken stieß man hinein, legte inzwischen eine zweite Schlauchleitung zur Saale hinunter, die Eis trieb. Als droben die Balken nichts halfen, warf man brennendes Reisig in den Brunnen. Mitten in ihr Sehen und wildes Sinnen fiel ihr der Gedanke, daß nie- mand da unten an sie dachte, die doch auch in Gefahr war. Sie war vergessen. Das schmeckte selbst jetzt bitter. Sie blickte zum Schwibbogen. Obgleich der Wind das Feuer in die entgegengesetzte Richtung trieb, begannen auch hier die Balken zu kahlen. Auch hier hatte Reisig gelegen. Aber noch war der Bogen passierbar. We Fensterhöhlen des großen Gebäudes tastete ihr Blick ab. Nirgends ein bleichoerzerrtss Gesicht mit verkohlten Haaren, irren Augen. Nirgends er. Sie ging zum letzten Zimmer. Zm Türrahmen blieb sie stehen, wild atmend, lauschend, aufbebend: Es hämmerte jemand an der Mauer gegenüber... schnell, immer schneller... Es klang ganz leise, es war ja dickes Mauerwerk zwischen den Eisen der geheimen Tür aber seine Fäuste mußten schon blutig sein vom wilden Hämmern... Ein toller, junger Traum überkam sie. Sie würde ihn einlassen. Er würde hereinstürzen... sie packen mit den blutenden Fäusten... sie würde ihn ins Gesicht küssen, ins verzerrte Gesicht, in die verkohlten Haare... nehmen würde er sie. geben würde sie sich chm, indes draußen die Flammen prasselten, das Volk lärmte, die Jahre des Verrats in den Akten verbrannten... Minister und Hserzogin, Bläsjungfer und Ritter vom Psichl... Sie zog die. Tür zum anderen Zimmer zu, nahm den Schlüssel zur Mauerpforte aus der

Kassette, schritt bis zur Mitte des Raumes-- jäh blieb sie stehen: unten rief eine schrille Stimme:Die Herzogin! Um Gottes Willen, die Herzogin!" Und Männerstimmen:Rettet die alte Herzogin!* Ihr Atem gab einen wehen Laut.Die alte Herzogin...' Sie hielt sich mühsam an ihrem Stock. Der Traum zerbarst. Unregelmäßiger, gehetzter wurde dos Trommeln der Fäuste hinter der Mauer... -Sie hörte viele Füße die Treppe hinaufstürmen, Schreie: Wo is de Harzogin? Durchlaucht Durchlaucht...!" Von drunten rief die tiefe, salbige Stimme des Schloßgeistlichen: Rettet Durchlaucht! Es ist Mensckenpflicht!" Menschenpflicht.,. Sie sagte sich das Wort vor, das ihr albern geschienen hatte von jeher, folgte ihm, ging zur Mauer, schob den Wandteppich zurück. Die Fäuste drin stießen jetzt in einzelnen, schweren, mühsamen Stößen. Sie suchte das Schloß-- Die Tür zum Nebenzimmer wurde aufgerissen. Drei, vier Augenpaare suchten nach ihr im oft vom Flammenschein zerfetzten Dunkel.Durchlaucht..." Jäh war sie wieder Fürstin. Nicht bloßstellen jetzt... nicht kompromittieren... sie ließ den Teppich fallen. Jemand nahm sie auf ungeschickte Arme und trug sie hinaus. Noch in der Tür lauschte sie ängstlich: das Hämmern war verklungen. Gottseidank: niemand sonst hatte es ge- hört... Drunten im Hof. eingeklemmt in eine Menschenmasse. stand die Pumpe der Feuerwehr. Je zehn Männer an beiden Seiten, die Hände am Holz. Noch immer kein Wasser... Schutzleute drängten die Menge zurück. Ziegel knallten vom Dach auf die Erde; ab und zu, wenn der Wind die Flammen- mauer zerstückelte, sah man das kohlige Skelett des Dach- stuhls. Von der Saale her ein Signalpfiff, weitergegeben bis hinaus in den Hof. Die Männer an der Pumpe drückten das Holz nieder auf nieder... die flachen, hellen Schläuche am Boden wurden rund, dunkel, aus den Metallfäusten der Schlauchenden hieben silberne Säbel ins Feuer: Wasser! Laute Kommandos: Alle Strahlen stachen in die Flammen vor dem großen Portal, schlugen sie zischend zu Boden, vier Feuerwehrleute klommen, vom Wasser geschützt, über die Balken nach innen. Das Summen in der Menge starb. Nur die Pumpe ächzte. Einmal kurzer Donner: der Schwibbogen war eingestürzt. Nach einer Minute taumelten schwarze Gestalten aus dem Portal: zwei drei vier--- wo war der fünfte,

Tragödie einer Nervenkranken. Erschießt ihr Kind und dann sich selbst. Eine furchtbare Tragödie spielte sich gestern abend in der Wohnung des praktischen Arztes Dr. Ar t u r Mar­kus in der w e b e r st r a ß e ab. Die ZOjähnge Frau des Arztes, die von ihrem Mann geschieden ist, versuchte, ihr öjähriges Töchterchen zu erschießen und brachte sich un­mittelbar daraus selbst einen Kopsschuß bei. Nach den bisherigen Ermittlungen hat sich die Tragödie, die in allen Einzelheiten noch nicht geklärt ist, folgendermaßen zugetragen: Dr. M. hat in der Weberstraße eine gut gehende Praxis und ist bei seinen Patienten wegen seiner Tüchtigkeit und seiner Menschenfreund- lichkeit allgemein beliebt. Der Arzt war verheiratet, die Ehe wurde jedoch vor einiger Zeit geschieden. Das jetzt fünfjährige Töchterchcn, das der Ehe entsprossen war, wurde dem Vater z u g e sb r o ch e n. Der Mutter wurde das Recht zugebilligt, ihr Kind alle Wochen zweimal zu besuchen, womit sich Dr. M. auch ein- verstanden erklärt hatte. Wiederholt machte Frau M. mit ihrem Kinde an diesen Tagen kleine Spaziergänge, so auch gestern nach- mittag wieder. Sic holte die Kleine ab und erschien nach einer Stunde wieder in der Wohnung ihres geschiedenen Mannes, der während der Sprechstunde in seinem Arbeitszimmer weilte. Plötz- l i ch krachten mehrere Schüsse M., der, nichts Gutes ahnend, aus seinem Zimmer stürzte und ins Schlafzimmer eilte, fand dort seine frühere Frau und sein Kind mit schweren Kopsverletzungen bewußtlos auf. Auf dem Fußboden lag eine Mehrladepistole, aus der Frau M. zuerst aus ihr Kind und dann aus sich selbst geschossen hatte. Die Schwerverletzten, Mutter und Kind, wurden durch Wagen des Städtischen Rettungsamtes in das Krankenlzaus am Friedrichs- Hain gebracht. Die Verletzungen sind so gefährlicher Natur, daß an dem Aufkommen der Verletzten gezweifelt wird. Frau M. wird als hochgradig nervös geschildert, und es hat den Anschein, al» ob sie schon mit dem Vorsatz, in den Tod zu gehen und das Kind mitzunehmen, in der Wohnung ihres früheren Mannes erschienen ist. Wie uns kurz vor Redaktionsschluß mitgeteilt wird, ist F r a» Dr. M. kurz nach der Operation, die sosort nach ihrer Ein- lieferung vorgenommen werden nnißte, gestorben. Christian Stolberg geisteskrank? Hirschberg, 2. April. (Eigenbericht.) Die Berliner Kriminalpolizei hat entgegen ihren anfänglichen Absichten den Grafen Christian Stolberg am Dienstag nicht vernommen. Sie unterzog lediglich den Verwaltungs- direktor des Gutes Ionnowitz, G o m p e r t, einem Verhör. Gompert soll Mitwisser der Mordtat sein, so daß gegen ihn ein Verfahren wegen Begünstigung«ingeleitet werden dürfte. Der vorgesehene Lokattcnnin wird am Mittwoch in Gegenwart des verhafteten Grafen stattfinden. Von seinem Ergebnis hängt es ab, ob gegen den Grafen Anklage wegen fahr- lässiger Tötung, wegen Mordes oder- Torschlages erhoben-: werden wird. Die Kriminalpolizei erwägt augenblicklich den Plan.- bei dein Untersuchungsrichter Anklage auf II n t c rs.-u chu n g d es K ei ft e t- zu st an des des Grafen Ehristian zu stellen.. Der bisher in dieser Angelegenheit tätig« Oberstoatsanivalt Dr. Engel tritt am 3. April seinen Urlaub an. Seine Ver- tretung hat Staatsanwalt F e l s ch übernommen. Zu der Liebeslrogödie, die sich am vergangenen Mittwoch in der St o l p e r Heide abspielte, ersahren wir. daß die 20 Jahre alte Arbeiterin Ella U hl ich aus der Ackerstraße 66s, die. durch Rückenschüsie schwer verletzt war, setz! im K r a n k e» h a u s e ge­storben ist. Der Schütze, der 26 Jahre alte Arbeiter Joses Sterleczyk, der sich selbst zwei Kugel» in den Kops gejagt hatte, ist soweit hergestellt, daß er als Polizeigefangcner nach dem Staatskrankenhaus gebracht werden konnte.

um dessentwillen sie hineingedrungen waren? Wo war der Kreisdirektor? Sie gaben erschöpft Auskunft: das Treppen- Haus war eingestürzt... Jemand wies auf die Trümmer des Schwibbogens, einige rasten hin, rissen die Balken mit Eisenstangen ausein- ander. Nichts von einem Menschen. Nichts von Trosegk. Also war er zurückgetaumelt ins Haus... Friederike dachte es merkwürdig ruhig. Sie war durch den Hof ge- leftet worden, stand auf dem geschützten Altan . Der Kammer- Herr von Kügelgen hatte sie. stützen wollen, sie hatte abgelehnt: ihr Stock genügte ihr. Einer stellte einen Stuhl hinter sie. Sie blieb stehen. Sah, wie jetzt die Wasserstrahlen sich rmtzs um das Haus verteilten. Sah sie kleine, dunkle Löcher in die Feuermauer schlagen und dahinter versprühen, ohne Wirkung. Sah eine Eskorte Halberstädter Kürassiere anrücken, die zum Empfang der Dessauer herangeholt worden waren Kürassiere der gleichen Truppe, die Trosegk Anno 49 hatte holen lassen... Heute fanden sie nichts zu tun: sie standen und sahen zu, in ihren Panzern zitterte der glühende Widerschein der Flammen, sie waren wie aus Gold. Ein Aufschrei der Masse, ein Deuten von tausend Fingern riß ihren Blick nach oben. Die Flammen waren umgebogen von einem langen, heulenden Windstoß, gaben den Blick auf den Dachstuhl frei. Mitten im Balkenskelett, auf einem breite- ren, schon glühenden Brettergang rannte Trosegk hin und her, zwei-, dreimal hin und her, taumelnd und doch rasend, die Schöße seines Rockes brannten, man sah ihn danach schlagen, sie erloschen nicht... Das bereit gehaltene Sprungtuch wurde unten gebreitet, man schrie zu ihm hinauf. Trosegk sah es nicht, hörte es nicht. Friederike richtete sich hoch auf, rief, schrie, ihre scharfe Stimme überschnitt alles:Trosegk!!* Der Mann oben blieb stehen, sah hinab der Stock der Herzogin wies auf's Spungtuch Da zerbrach jäh der Wind, die Flammen brausten zu- sammen, donnernd barst der Dachstuhl, schlug dumpf im Ge- mäuer nieder, Qualm ballte sich aus, dann wieder Flammen Flammen-- Friederikes Stock suchte wieder die Erde. Die Wasser- strahlen ließen das Feuer los, müde und hoffnungslos rieselten die Tropfen eine Minute lang rund auf den Boden, zerplatzten dann an der Mauer des Turmgebäudes, das in Gefahr war, schon schwelte. Das Sprungtuch wurde zu- sammengefaltet. Die Menge schwieg. Es gast zu retten, was noch zu retten war. Vom Renaissanceflüael war nichts mehr zu retten.> Nichts.(Fortsetzung folgt.)