Mittwoch 3.9frrtti929
Unterhaltung unö ÄVissen
Beilage des Vorwärts
Sedor Qladkotv: QdllOSSIM
Der Gefängnisho? mar groß, düster, von hohen kahlen Maüern umringt. Ein Hol�aun teilt« den Hos in zwei Teil«. Der Zaun war morsch und halboersäult und durch die Ritzen sah man den Hos des Frauengefängnisses. Die Arrestanten gingen im Hos des Gefängnisses spazieren. Der Gefängnisaufseher stand in der Mitte des Hofes und schaute finster drein. Der Arrestant Prachow marschierte gan.; in Gedanken versunken und ein anderer Arrestant, der hinter ihm ging, summte ein Liedchen und lachte und schaute dabei keck den Aufseher an. Der Aufseher verlor ab und zu sein« Ruhe und rief dann dem singenden Arrestanten zu: „Schweig. Kerl!" Aber der Arrestant lacht« vor sich hin, schritt weiter und sein« Stimme klang noch wie vor lustig. Prachow ging neben dem Zaun und schaute durch die Ritzen neugierig in den Hof des Gesöngnisies. Auch dort sah man grauen in Arrestantenkleidung aus und ab schreiten. Unwillkürlich blieb er stehen und rief halblaut: „Genossinnen!" Und eine zart« Frauenstimme erwidert« leise:„Genosse, bleiben Sie einen Moment stehen!" Ein blasies, schmächtiges Gesichtchen, mit dunklen Augen schaute durch die Ritze Prachow an, die Augen waren weit geöfsnet, der Blick war kühl. Die Stimme kam Prochow bekannt vor, er schaute das Mädchen noch einmal an und rief unwillkürlich: ..Olga! Olga, bist du es?" Sie veränderte ihren Gesichtsausdruck nicht, es schien fast, daß ihr diese Begegnung gar keine Freude niache, als ob sie und Prochow gestern auseinonder gegangen wären. „Guten Tag! Ich wußte, daß du hier bist. Mache nochmal» deine Rund«, dann werden wir uns wieder gegenüberstehen, uns wieder begegnen. Ich muß dir etwas wichtige« sagen!" Dann ver- schwand sie und man härte hinter dem Zaune Frauenstimmen: „Genost«, komm doch näher! Männer, kommt näher, damit wir misten, daß Männer da sind!" Aber gleich daraus hört« man«in Schimpfwort der Wärterin, die die Arrestantinnen zur Ruhe rief.. Der Arrestant, der dos Liedchen gesungen hatte, schaute gierig durch die Ritzen des Zaunes, dann sprach er über die Ziele der Revolution, über den Klostenkamps und Prachow dachte einzig und allein an Olga. Warum ließ sie nichts mehr von sich hören? Weshalb blieb sie läng« in Freiheit als er? Und setzt ist st« hier. Folglich ist die Organisation verhaftet. Wenn sie aber hinter den Mauern des Gefängnisses ist, dann taucht die Frage aus: =-V •■————
Wer war der Verräter unter uns? Wer? Er machte eine Runde und wieder sah er Olga. habe— dachte Prachow— in ihrem seinen Gssichlchen heut« in diesem düsteren Gciängnishof denselben leidenden Ausdruck geseheti wie damals, als die geheimen Agenten der Polizei mir auf di« Spur kamen und mich wie ein gehetztes Wild verfolgten. Ich traf Olga zufällig auf der Strotze. Wir gingen wie Fremde aneinander vorbei und sie rief mir rasch leise zu: „Versteck dich in der Ziegelei! Dort ist ein ausgebrannter Ofen. Und in der Nacht komm« ich zu dir!" Aber in dieser Nacht wurde ich verhaftet. Und heute schaute» mich diese Augen im fremden Sibirien an. und Ihre Stimm« rief mir zu: .Liebster, unsere Organisation ist vernichtet. Alles sitzt hinter den grauen Mauern. Zweifellos ist ein Provokateur im Spiele. Nur das Ehepaar Eclger befindet sich in Freiheit. Das ist doch sonderbar!" „Olga, wirst du auch noch Sibirien verbannt?" Sie lächelte, wie ein Kind und dieses Lächeln kam so unerwartet, daß ich ganz verblüfft dastand. Sonderbares Mädchen. Sie hat sich gar nicht verändert und ist trotz der Gefängniszelle die alte geblieben. Da ertönte die Stimme der Aufseherin: „Marsch, in di« Zellen!" Der lustige Arrestant klopfte Prochow auf die Schulter und ries: „Fesche Weiber! Wenn man diese Frauen nur mit dem Finger berühren könnte!" Der Schnee knarrte unter den Fußen der marschierenden Arre« stanten. Prachow schaute den blauen Himmel an, dann die grauen Wände und dachte: Dos ist unsere Welt, die uns täglich für eine halbe Stunde erreichbar ist. Dos ist der Abschnitt der Erde, der unseren Gesichte punkt erweitert und hier auf diesem düsteren Hof« lechzen unsere Herzen noch Freiheit! Er marschierte weiter und murmelte vor sich hin: „Olga ist für mich unerreichbar! Sie ist neben mir, hinter dem Holzzoun, aber sie erscheint wir wie eine gespenstisch« Gestalt. Ich sichle ihren Atem, aber ich kann ihre Hand nicht berühren, kann sie nicht umarmen und ihr ein liebes Wort sagen!" Graue alt« und junge Arrestanten marschieren einer hinter dem anderen und ihre Fesseln klirrten. Sie lieien im Kreise herum, riefen einander verschiedene Worte zu und lechzten»ach jenen Frauen, die chnen unerreichbar und doch nur von einem dünnen, alten, morschen Holzzaun von ihnen getrennt waren. Und dieser Zaun schied Prachow aus immer von Olga. (9eTtd)Htit Ukbersktzuns oon Mauri« Hlrschmonn."1
3)er orientalische'Zill
E» gibt wohl kaum einen Menschen im ganzen Orient, dem der Rame Mullah Nasir«d dius unbekannt wäre. In Anarotten und den ongrenzcnden Ländern ist er unter dem Namen Nasir ed din Hodscha bekannt. Wenn auch Jahrhunderte seit seinem Tode ver- flosten sind, so ist doch noch heute Mullah Nasir-d bin der populärste Name in ganz Vorderasien, sein Träger der typisch« Vertreter des orientalischen Humors und der Meister der Bolksweisheit. Dabei erfreut er sich,«in gebürtiger Türke, gleichen Ruhmes auch unter den anberen Völkern des ncchen Orients: also unier den Türken und den Tataren, den Persern und den Turkmenen, den Armeniern und den Georgiern, den kaukasischen Bergvölkern und den Nomadenstämmen Zentralasiens , den Kurden und den Syriern, den Christen und den Mohammedanern. Noch heute werden in den verschiedensten Sprachen und Idiomen dieser Völker die Anekdoten und di« Sprüche Mullah Nasir ed dins erzählt und als das beste Mittel heiteren Zeitvertreibes betrachtet. Mullah Nasir ed din Hot im K. Jahrhundert, zur Herrschaft Denktemurs, des bekannten Mongolendefpote» und Eroberers der halben Wett, gelebt. Auch werden zahlreiche Anetdmen und Sprüche Nasir«d dins mit dessen Namen in Verbindung gebracht. Geboren im Siwrihissar und gestorben in Akschehil in Anatollen, bat Mullah Nasir ed din in Konia eine zeitgemäße Bildung erhalten und ist später als Kadi, moslemischer Rechtslehrer daselbst, aber auch in Angora, Brussa und anderen Städten Kleinastens tätig gewesen. Bon Natur aus beiteren und schlichten Charakters, hat sich Mullah Nasir ed din in seinem Leben immer mit Wenigem begnügt, er Hot nie seinen Frohsinn verloren: aber auch seine Mit- menschen und die Umgebung hat er immer in heiterer Laune zu erhallen verstanden. Also hat Mullah Nasir ed din, der orienialrsche Till Eulenspieael. gelebt und in seinem SC Lebensjahre sein Ende gesunden. Roch heute ist sein Grab in Akschehir ein Gegenstand all- gemeiner Verehrung, so. fast«in Wallfahrtsort. Noch heute herrscht dort dl« Sitte, daß man sich anläßlich der Hochzeiten zum Grabe Rastr ed din? begibt und ihn„zusammen mit seinen Gehilsen" zur Hochzeit»inlädt: unterläßt man dies, dann würde— so glaubt man — die geschlosten« Ehe keine glückliche sein. Am besten lernt inan Mullah Nasir«b din in seinen eigenen Aussprüchen kennen. Deren einige seien hier deutsch wiedergegeben. * Eines Tage« bittet Mullah Nasir»d din seinen Nachborn mn einen großen Kochtopf. Er wollt« darin Pilow(Reisspeis«) bereiten. Der Rachbar leiht ihm ihn gerne. Am anderen Morgen trägt der Mullah den Topf zurück, dazu noch einen kleineren. „Wozu aber dieser kleine Tops?" fragt der Rachbar. „Do« ist das Ferkel von eurem Tops:«r hat es gestern abend in unserem Haus« geworfen," antwortete Nasir ed din. Der Rochbar lacht in sich über di« Dummheit Mullahs und nimmt di« beiden Töpfe mit. In einigen Tagen bittet Mullah ben Nachbar um denselben großen Tops. Der Nachbar gibt ihn wieder mit großer Freud« her, da er hofit, der Tops werde auch diesmal ein Ferkel werfen. Es vergehen etliche Tag«, und der Mullah bringt chn nicht zurück. „Aber Mullah , wo bleibt denn mein Tops?" fragt der Nachbar. Jtr ist gestorben,' antwortet er ernst..Longe lebest du!" „Was redest du da!" erwidert ihm der Nachbar zornig..Laim st«in Tops sterben?",
„Warum denn nicht! Wenn«r ein Ferkel werfen kann, so kann er auch sterben!" antwortet ihm der Mullah und fügt hinzu: „Warum hast du damals ans Gebären geglaubt, jetzt aber willst du nicht ans Sterben glauben." *■ Eines Tage» fragte nian Mullah Nasir ed din:„Mullah , wer ist deiner Meinung nach der dümmste Mann?" „Der. wer die Wahrheit den Menschen ins Gesicht sagt," ant- wartet Mullah . * Eines Tages bestieg Mullah Nasir ed din die Kanzel, um zu predigen.„Wißt ihr, Gläubige, was ich euch zu sagen gedenke?" wandte er sich zur Menge. „Nein," antwortete man ihm von allen Seiten;„woher sollen wir es wisien?" „Wenn ihr es einmal nicht wißt, was soll ich euch denn sagen!" erwidert der Mullah und geht fort. Ein anderes Mal besteigt er die Kanzel und richtet dieselbe Frage an die Betenden. „Wir wissen«s, wir wisien es," bleibt die Antwort nicht aus. „Wenn ihr schon wißt, was ich euch zu sagen beabsichtige, da braucht ihr es auch nicht mehr zu hören," erwidert der Mullah und entfernt sich. Ein drittes Mal antworten ihm auf dieselbe Frage einige:„Ja, wir wissen es," die anderen aber:„Nein, wir wissen es nicht." Ohne seine Ruhe.zu verlieren, sagt Mullah mit ernstem Gesicht:„Wie schön! Also laßt ihr euch alle, die es nicht wißt, von denen belehren, die es wissen." * Eines Nachts schlich ein Dieb in Nasir«d dins Haus hinein, nahm etliche Sachen nnd trug sie auf seiueni Rücken zu sich nach Hause, Der Mullah ahmt« sein Beispiel nach trug selber einige Möbel au» seinem Schlafzimmer und solgte dem Dieb. In seinem Haus angelangt, bemerkte der Dieb den Mullah, wie er mit Möbehr ihm folgt« und die Housschwellc betrat. Er fragte den Mullah: „Was hast du hier zu suchen?" Der Mullah aber antwortet er- staunt:„Wo» hob ich hier zu suchen? Sind wir denn nicht hierher umgezogen?" * Mullah 'Nasir ed din besaß ein wunderschönes Lömmlein. Er liebt««s sehr, pflegt« es herzlich und wollte sich nie von ihm trennen. Das Lämmlein war sehr verwöhitt, es macht« oft Faxen und de. lustigt« seinen Herrn. Seine Freund« ab«r wollten das Lämmlein doch schlachten losien und«» verzehren. Einer von ihnen kommt zu Mullah und sogt:.Fisendi, wenn nicht h«uti. so wird morgen die Welt doch untergehen: was willst du mit dem Lämmlein machen, laß uns«s verzehren und uns treuen." Der Mullah schick!« ihn aber mit leeren Händen fort. Desgleichen die anderen, die dasselb« «rreichen wollten. Endlich sah er sich doch gezwungen, zusammen mit seinen Freunden aufs F«ld zu gehen, dort das Lämmlein zu schlachten, und es.zu braten. Dos F«uer brannte mitten lm Felde. Inzwischen hotten sich Mullahs Freund« ausgezogen und badeten tm Flusie. Da nahm der Mullah di« Gelegenheit wahr, um sich zu rächen: er nahm olle chr« Kleider und warf sie ins Fruer. Nach einer Weile kehrten sie hungrig zurück. Als sie oder anstatt ihrer Kleider nur Asch« vor sich fanden, übersielen sie den Mullah und riefen ihm zu:„Wer hat das getan, Mullah?"—„Warum seid ihr so zornig, Kinder! Sowieso wird di« Welt untergehen müssen. was wollt ihr also mit den Kleidern ansangen?" z&itsch«
3)08 Xand der Pagoden
Wenn man das Wort„Pagode" hört, so denkt man gewöhnlich zuerst an China , aber nicht das Reich der Mitte ist die Heimat dieser merkwürdigen Tempel, sondern Indien , und in dem indischen Kultur- kreis ist wieder Birma das eigentliche Pagodenland. Hier be- findcn sich Zehntausend« solcher heiligen Baulen, und wenn man von einer Erhebung über das blühende Land blickt, dann ist es wie gesprenkelt mit diesen Tempeln, deren spitze Dächer in der Sonne funkeln. Mit soviel Airdacht und Mühe der Bau auch zunächst voll endet wird, so kümmert sich dos Volk dann doch wenig um seine Erhaltung, und wenn eine Pagode zerfällt, dann«rrichiet man lieber ein« neue, so daß.zahllose malerische Ruinen emporragen. Don den Wundern dieser birmanischen Pagodenwelt erzählt der englisch « Reisende G. E. Arrowsmich. Unterhalb des Hügels von Mandalay befindet sich in einem ummauerten Gebiet eine Anzahl von 729 ganz gleichen Pagoden. Sie stellen eine riesige und wohl die seltsamst« Bibliothek der Welt dar, denn in diesen Kuppelbauten werden die Gebote Buddhas, aus Stcintaseln geschrieben, bewahrt, immer«ine Tafel in einem Tempel. Die Text« sind in Palisproche, aber tn birmanischen Buchstaben aufgezeichnet. In der Mitte dieser 729 Pagoden erhebt sich ein größeres Bauwerk mit einer vergoldeten Kuppel, in der di« Pilger noch einem Rundaang durch di« einzelnen Tempel Ihr Hauptgebet verrichte». Eins der schönsten Bauwerke Birmas ist die Arokanpogod«, dir zu den drei großen Heiligtümern des Landes gehört, die man nicht einfach oerfallen läßt, sondern sorgfältig erhält. Das sind außer der Arakanpagode noch der Schwedagon in Gangun und der große Tempel zu Pegu. Im Inner« der Arakanpagode bejindet sich eine über drei Meter hohe Staue Buddhas, die in einem hellen Glänze strahlt, da sie täglich frisch mit Goldfolie belegt wird. Jeder Besucher des Gotteshauses erwirbt von einem Priester«in kleines Paket mit Goldblättchen, das da im feierlich um die Figur herum- getragen und dessen Blättchen von einem anderen Priester an einer Stelle der riesigen Fläche angeheftet werden. Unter allen Pagoden des Fernen Oftens ist ober die herrlichste der Schwedagon von Rongun. Dieser gewaltige Bau, der die Form einer riesigen Glocke lzat, erhebt sich zu einer Höhe von 123 Metarn und hat an seiner Basis einen Umfang von über 4M Metern. Der größer« Teil der Oberfläche wird jedes Jahr frisch mit Goldfolie belegt, die von den Besuchern gespendet wird. An der höchsten Spitze befindet sich eine Fahne, die mit echten Edelsteinen, und zwar mehr als 46!» Diamanten, Rubinen und Smaragden verziert ist. Unter dieser Fahne befindet sich das.Lati". ein goldener Schmuck aus sieben Ringen, an denen 1!» Glocken aus purem Gold und 14!» aus Silber hängen. Wenn der Wind hindurchfährt, dann hört man das melodische Klingen dieses einzigartigen Glockenspiels, dessen Wert auf mehrere Millionen Mark geschätzt wird. Dieses riesige Bauwerk mit seinem Goldbelog hat keine» anderen Zweck, als ein kleine» Kästchen zu überdecken, da» in dem Mittelpunkt des Fun- daments eingegraben. ist und drei Haare Birddhas enthäl!«« soll. U«barhaupt sind ja di« Pagoden eigentltch teure Gotteshäuser, sandarn nur Denkmäler, di« irgendeine Reliquie des Gautama «nt- halten, ein Haar von feinem Haupt, einen Zahn oder auch nur das Stück eines Fingernagels.
Qeislesgegemmri
Die nachfolgende Geschichte klingt wie eine gut erjundenc Anekdote. Sie soll ober wirklich wahr sein, und sie ist jedenfalls so charakteristisch für ihr« Hauptperson, daß mau an ihrer Glaub- Würdigkeit nicht zu zweifeln braucht. Der Schüler eine« englischen College kam aus der.Kirch« zurück, in der er einer Trauungszeremonie beigewohnt hatte. Zu Hause mußte er den Weg durch das Speisezimmer nehmen, und als er mehrere leckere Aepfel auf dem Tische liegen sah, konnte er der Vor- suchung nicht widerstehen. Da er sich nicht beobachtet glaubte, nahm er den größten der Aepfel , näherte ihn seinem Munde und wieder- hotte die in England übliche Formel, die er bei der Trauung in der Kirche gehört hatte:„Hierdurch mache ich die Ehe kund zwischen diesem Apfel und meinem Mund. Wenn jemand Einspruch dagegen erheben will, so tue er es jetzt, oder er schweige für imnier!" Die„Che" wurde vollzogen. Ungliicklieherweise hatte jedoch ein Lehrer des Internats heimlich den Borgang beobachtet. Er sagt« zu- nächst nichts und rief den Schüler erst am anderen Tage zu sich. Mitten im Schulziimncr erschien der Magister mit einem derben Rohrstock, um den naschhaften Jungen kräftig zu verprügeln. Dabei begann er die Prozedur mit solgendeu Worten:„Hiermit mache ich die Che kund zwischen diesem Stock und diesem Hosenboden. Wenn jemand Einspruch dagegen erheben will, so tue er es jetzt, oder er schweige für immer!" Der naschhafte Schüler erkannte sofort, wie er sich retten konnte» und rief daher augenblicklich mit größter Geistesgegenwart:„Halt! Ich erhebe Einspruch." „Mit welcher Begründung?" fragte der Lehrer. „Weil die Parteien nicht einverstanden sind." „In diesem Falle", erwiderte der Lehrer lächelnd und von dieser Geistesgegenwart entwossnct,„müssen wir leider die Zeremonie ver- schieben." Die Zeremonie hat für immer verschoben werden müssen, denn der naschhafte und geistesgegenwärtige Junge entwickelte sich bald zu einem Musterschüler der ganzen Klasse. Auch sein späteres Schicksal hat vollauf die großen Hoffnungen bestätigt, die sein Lehrer schon damals auf chn setzte, denn der schlogfertigq Schüler, van dem hier die Rede war. ist niemand anders gewesen als der spätere englische Dichter— Bernard Shaw .
Spiele Klavier — ohne zu lärmen! Ein ungarischer Erfinder, Dr. Franko, tritt mit einem Musikinstrumeitt aus den Plan, das einerseits die Nachbarn schonen, andererseits, w<nm nötig, gryße Klangstärke eittwickeln und überdies sehr wohlseil sein soll. Di« Tastatur ist di««ines gewöhnlichen Pianos Auch Saiten sind vor- handen, die in normaler Weise angeschlagen werden, aber an sich nur ist ganz schwachen 7anen erklingen, wie otwa bei dan sog«' nannten stummen Klavieren. Diese Tüne werben nun aus eigenartige Weise verstärkt. Unter jeder Saite befindet sich En kle-mer Elektromagnet. Durch Anschlag gerät die Gatt« in mechanische Schwingungen, die tm Elektromagneten Wechselstrom« im Rliyihmu» bar Soitenschmingungen ausläsen. Diese Wechselströme d'cnem zur Steuerung einer Empsängsrröhre, deren Gitter sie zugefichxt werden. Di« Töne kann man im Kopshörer oder Lautsprecher ab- horchen. S>« sollen vollkommen denen eines narnialen Pianos gleichen, obwohl die Saiten wesentlich— in her ollgemeinen Größenordnung von einem Viertelmeter— verkürzt sind.