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Beilage

Mittwoch, 3. April 1929

Der Abend

Spätausgabe des Vorwärt

Die vier Sergeanten von La Rochelle  

Ein Kapitel aus der Märtyrergeschichte der Demokratie

Die Restauration in Frankreich   nach Waterloo   war ein Versuch mit untauglichen Mitteln, das Jahr 1816 unmittelbar auf das Jahr 1788 folgen zu lassen und eine der gewaltigsten Umwälzungen der Weltgeschichte, die Große Revolution mit all ihren Nachwirkungen, zu überspringen. Aber selbst Fluten von Weihwasser vermochten die Flammen nicht zu ersticken, die der 14. Juli 1789 in Millionen und aber Millionen von Franzosen   entzündet hatte, und aller fünft­lich wiedererweckte Bomp und Prunk des Alten Regimes machte die soziale Umschichtung nicht rückgängig, die sich im letzten Menschen­alter in der französischen   Gesellschaft vollzogen hatte. Doch da ein ebenso heimtückisches wie gewalttätiges Polizeisystem jede offene Regung der Mißstimmung niederhielt, flüchtete sich die Unzufrieden Geheimgesellschaften,

heit in

die in durchweg aussichtsloser Weise den Sturz der Bourbonen­herrschaft vorzubereiten unternahmen. Diese im Dunkel arbeitenden Organisationen hatten die oft seltsamsten Namen wie ,, Der schlafende Löwe", Die Geier Bonapartes  ", Die schwarze Nadel", Die guten Kinder" und ,, Die Loge der dreihundert Adersleute auf dem Felde der Witme", aber die verbreitetsten waren Die Ritter der Freiheit und, italienischem Muster nachgebildet, die Car bonari  ", die sich im Sommer 1821 zu einer Gesellschaft zu sammenschlossen. Der neue Bund war in Venten zu je zwanzig Mann gegliedert, denen stadt- oder departementsweise eine Zentral­Denta, und für das ganze Land die Großventa und das leitende Komitee in Paris   vorstanden. Ob das Ziel des Umsturzes Repu­blik, Napoleon II.   oder liberales Königtum der Orleans   hieß, blieb im Berschwommenen, aber wie das Ziel zu erreichen war, zeigte die Bestimmung, daß jeder Carbonaro sich ein Bajonettgemehr mit fünfundzwanzig Batronen anzuschaffen hatte.

Ergänzten sich die Geheimgesellschaften aus der Bildungsschicht, dem Kleinbürgertum und dem vor Rückgabe der Nationalgüter an die früheren Besitzer zitternden Kleinbauerntum, und hatten Mata­dore des Liberalismus wie Lafayette, Dupont de l'Eure und Manuel ihre Hand im Spiel, sp fehlte es auch nicht an auf Wartegeld gesetzten Difizieren der napoleonischen Armee, denen die Rückkehr der Bourbonen   die Laufbahn abgeschnitten hatte. Sie be­tonten wohl am nachdrücklichsten, daß man, um wirksam loszu fchlagen,

das Heer gewinnen

müsse. Zu diesem Ende faßte man auch das 45. Infanterieregiment ins Auge, als es 1821 von Le Havre   nach Paris   perlegt wurde. Im Quartier Latin   faserniert, in einem ausgesprochenen Ar­beiter und Akademifer- Viertel, in dem die Luft mit liberalen Ideen gesättigt war, fonnte sich die Truppe der bourbonenfeindlichen Bolts­stimmung schwer entziehen, aber Schicksalsstunde ward es, als der Sergeant Major oder Feldwebel Jean François Bories zufällig einen studierenden Jugendfreund traf, der Carbonaro war. Sechs­undzwanzigjährig, durch seine Herkunft der breiten Majse der Nation verhaftet, ein Mensch von natürlicher Grazie, feurigem Tempera­ment, zähem Bildungsdrang und unbändigem Freiheitsdurst, öffnete er seine Seele nur zu bereitwillig den verheißungsvollen

Lojungen des Carbonaritums

und warb auch nicht vergeblich unter seinen Kameraden für den Geheimbund. Bon denen, die unter dem üblichen Brimborium den Treueid auf einen Dolch ablegien, waren der Sache am meisten hingegeben der Feldwebel Pommier und die Sergeanten Gou­bin und Raoulg, alle drei der 3. Kompagnie des II. Bataillons zugehörig, alle drei ehrliebende junge Leute von Kopf und Charakter, die in dem Beitritt zu einer Gesellschaft mit dem Ziel, das Wohl des Landes unter der Herrschaft der Freiheit" keinerlei Arg fanden.

Aber da die politische Bearbeitung der Truppe in Paris   den Borgesetzten nicht entging, wurde das Regiment nach der fleinen Küstensestung La Rochelle  , weit von der unruhigen Hauptstadt, verlegt Am 22. Januar 1822 feßten sich die Fünfundvierziger in Marsch und langten am 12. Februar an ihrem Bestimmungsort on, ohne daß es, mie Bories seinen Vertrauten bedeutungsvoll zu­geflüstert hatte, unterwegs losgegangen wäre. Wohl war dem Regi­ment, das man im Kern gewonnen glaubte, eine Rolle bei der Erhebung der Wesidepartements

noch nichts von der unterirdischen Tätigkeit der Venta, die nun wirt| nicht hinter dem Berge: auf Grund ihres Entscheides erkannte... lich und unpiderruflich 5. September nach Mitternacht   das Gericht gegen die vier dupt­angeflagten auf den Tod durch das Fallbeil, gegen

am 20. März losschlagen

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sollte und wollte, als einer der Verschworenen, Sergeant Goufieben andere auf Gefängnis von zwei bis fünf Jahren und gegen die übrigen auf Freispruch. pillon, erdrückt von der Last der Verantwortung, dem Obersten Mehr schwach als schlecht, hatte Goupillon längst feine alles beichtete und eine Liste der Beteiligten einhändigte. Der Kom­mandeur, Marquis de Toustain de Funbroc, ein Ci- Devant Angeberei bereut und rief, seine Aussage zurückziehend, den Rich­reinsten Wassers, Emigrant von 1791, der alle seine Grade im Kampf tern zu: Man läßt mich hier eine schändliche Rolle spielen, ich gegen das republikanische und napoleonische Frankreich   erworben ziehe den Tod der Schande vor"; jetzt weinte er, daß er, statt das hatte, drückte den Angeber mit einem Kuß auch das ein Judas  . Schicksal seiner Gefährten zu teilen, mit Stellung unter Polizeiauf­rücksichtslos zu. Am Abend des 19. März, nach Zapfenstreich, wur­sicht davonkam. Bories aber nahm wie seine Genossen den grau­an die Brust und griff nach Verständigung der Brigade   samen Beschluß des Gerichts mit erhobener Stirn hin, den zu Ge­fuß! den unter Aufgebot der ersten Grenadierkompagnie des Regiments fängnis Berurteilten zurufend: Bleibt ihr am Leben, um uns zu 4 Sergeant Majors, 9 Sergeanten, 6 Korporale und 3 einfache Solrächen!" Um ein Haar wäre es gelungen, der Guillotine im letzten daten festgenommen. Die Verhaftung einiger verdächtiger Bürger Augenblickt ihre Opfer zu entreißen, da sich der Gefängnisdirektor Don La Rochelle folgte. einer Bestechung zugänglich zeigte, aber der greise Anstaltsgeistliche verriet, ins Bertrauen gezogen, alles den Behörden. So wurden dem Gefängnis La Force in die Conciergerie und von dort um am 21. September, 10 Uhr morgens, die vier jungen Leute aus 5 Uhr nachmittags zum Grève- Platz gefarrt Fast die gesamte Bariser Garnison   stand unter Waffen, und Gendarmen- Biketts äumten die Straßen, durch die der traurige Zug fam. Am Fuß des Schafotts umarmten sich die Unglücklichen; dann stieg Raoulg als erster die Stufen empor; als ihn die Henkersknechte auf das, Sentbrett warfen, ertönte sein lauter Ruf:

Bütend brauste der Divisionskommandeur General Des pinois pon Nantes heran, als er hörte, daß sich die Ziviljustiz mit den Verhafteten befasse; er wollte ein Kriegsgericht, ein Kriegs­gericht! Aber Poltern und Wettern half ihm gar nichts. Der Re­gierung Ludwigs XVIII. kam dieser, wenn auch in der Vor­bereitung stedengebliebene Butsch allzu sehr zu paß, als daß sie die Gelegenheit vorübergelassen hätte, einen

großen Schlag gegen die ganze Geheimbündelei

zu führen. Dazu bedurfte es, statt eines Militärverfahrens in einem unbeachteten Provinznest, eines weithin hallenden Prozesses in Paris  . So erschienen, froß der Zuständigkeit der Gerichtsbarkeit des Departements Charente- Inférieure  , am 21. August 25 Ange­flagte vor den sorgfältig gefiebten Geschworenen des Seine Tribunals. Unter den Berteidigern befand sich die Blüte des franzöfifchen Liberalismus, Männer, die die Anschauungen der An­geklagten teilten und später meist zu hohen Staatsstellungen auf ſteigen sollten; zwei wurden Minister, einer Bizepräsident der Fe­bruar- Republik. Die Verteidigung der Angeschuldigten erschöpfte fich in einer Ableugnung aller Buntte, sei es, um dem Anflageper. treter den Beweis dessen, mas taum zu beweisen war, noch zu er­schweren, jet es, um die hochmögenden Hintermänner des Komplotts zu schonen, aber den Generalstaatsanwalt de Marangny focht diese Lattif nicht an; durch unerbittliche Strenge sich ebenso aus. zeichnend wie durch eine forensische Beredsamkeit, die den Verfasser des fechsbändigen Werks ,, Das poetische Gallien" verriet, appellierte er an die Zivilcourage der Jury, deren Spruch beweisen solle, daß in der Hauptstadt der Lilien

noch die Blume der Gerechtigkeit und Treue erblüht". Die Ge­schworenen hielten in der Tat mit ihrer bedenkenlosen Loyalität

..Es lebe die Freiheit!"

mit gleicher Festigkeit gingen Goubin und Pommier in der Tod; als letzter wandte sich Bories an die Menge, und in seiner Stimme war fein Zittern: ,, Denkt daran, daß man hier das Blut eurer Söhne vergießt!"

Tanzte man denselben Abend in den Tuilerien, so faulte nicht' acht Jahre später die Bourbonenherrschaft auf dem Schindanger der Geschichte. Das Volk aber ehrte das Andenken der Märiyrer der Freiheit; im Bild und Lied, im Roman und auf der Bühne lebten die vier Sergeanten von La Rochelle  " weiter, die Säule, mit der die siegreiche Juli- Revolution ihr Grab auf dem Montparnasse­Friedhof bezeichnete, wird bis heute von Besuchern mit Blumen geschmüdt; eben erschien auf Grund der Akten und zeitgenössischen Berichte

eine neue historische Darstellung ihres Schicksals

Ruhm, mitten im brausenden Paris  , wo der Montmartre   am meisten von Léonce Grasilier und, was mehr bedeutet als aller papierene Montmartre ist, auf der Place du Tertre, hält ein Wirtshausschild ,, Aux quatre sergents de la Rochelle" Das Gedächtnis ihres Lebens und Sterbens wach. Hermann Wendel  

,, Auferstehung"

Hölz- Ostern in Sangerhausen  

Im Malit Verlag find unter dem Titel Bom Weißen Kreuz zur Roten Fahne" Jugend, Kampf- und Zucht hauserinnerungen von Mar Hölz erschienen. Ich, Ich, Ich tönt es aus diesen Aufzeichnungen entgegen. Was sich hinter diesem Ich verbirgt, braucht man nicht erst aus der Bublitation zu erfahren. Seitdem Mar Hölz das Zucht­haus verlassen hat, hat man mehr als einmal erfahren, daß ein Hauptwesensteil dieses Ich die brutale Faust eines Binchopathen ist. Wir lassen hier eine Hölz­Erinnerung, allerdings nicht aus seiner Feder, aus dem Jahr des Unheils 1921 folgen.

Iaf taf fat taf tal. Bon Eisleben her über die Mans­felder Berge flingt ein Ion, der alle aufhorchen läßt. Nicht gerade traute Klänge sind es. Max Hölz   feiert im Mansfelder Lande ,, Auferstehung des Proletariats". Ostersonnabend. Ein feuch­tender Morgen bricht an. Die Gerüchte, daß heute Hölz kommt, verdichten sich immer mehr. Gegen Mittag rücken seine Kolonnen an. Im Schüßenhaus hat Hölz sein Hauptquartier aufgeschlagen. Die Göpenstraße herunter fommt eine Gruppenfolonne seiner Gar­

zum Kreishaus, um Aften und Dienstsiegel in Sicherheit zu bringen. Kaum haben wir das Gebäude durch eine Nebentür verlassen, ertönt von der Bahn her das dumpfe Signal einer Lokomotive. Der an­gekündigte Banzerzug. Ein paar Minuten später stürmen aus dem Bahnhofsempfangsgebäude stahlhelmbedeckte und gummifnüppel­fchwingende Gestalten heraus. Süddeutsche Orgesch.

zugedacht, die sich mit Hilfe der Kavallerieschule von Saumur   voll­ziehen sollte; die Führung hatte ein militärischer Heißsporn, Ber- diften. Das Bostgebäude wird besetzt. Genosse. und ich eilen ton, General und Baron des Kaiserreichs, der noch bei Waterloo  an der Spizze einer Dragonerbrigade attafiert hatte und seitdem, wie fo piele seinesgleichen, faltgestellt war. Aber bis von den leitenden Leuten in Paris   die Genehmigung einlief; lag das Regiment 45 längst in den Kasernen von La Rochelle  . Dafür war unterwegs in Orleans Bories mit Unteroffizieren der allgemein verhaßten Schweizergarde aneinandergeraten und gegen einen Wachhabenden tätlich geworden, ein böses Bergehen wider die Disziplin, dessent­wegen der Sergeant- Major auf dem weiteren Marsch dem Regiment als Arrestant folgte und in La Rochelle   in Haft fam. Auf Befehl des Kriegsministeriums wurde er degradiert und nach Nantes  , dem Siz des Divisionskommandos und Kriegsgerichts, übergeführt. Am gleichen 24. Februar schlug General Berton in dem kleinen Neft Thouars los und erschien mit hundertfünfzig Mann unter der Trifolore, einen Tambour vornweg, vor den Toren von Saumur  , um freilich unverrichteter Dinge abzuziehen, als die Stadt sich nicht fofort seinem Haufen ergab.

"

Daß sich jetzt General Berton in der Gegend von La Rochelle  vor den Nachforschungen der Gendarmerie verbarg und also leicht an die Spize eines Aufstandes in dieser Festung treten konnte, be schleunigte die allerdings immer noch vagen Pläne der Verschwörer. Geheime Emisfäre langten von Paris   an, in den Hinterzimmern des Goldenen Löwen", der Goldenen Sonne", der Goldenen Kugel" faß man mit gerunzelter Stirn beieinander, morgen sollte es losgehen, dann übermorgen, dann wieder nächste Woche. Ueber diesem Hin und Her wurde Bories' Stellvertreter Goubin feinen Borgesezten verdächtig und in Haft genommen. Sofort sprang Pommier in die Bresche, aber er verfiel einige Tage später dem gleichen Schicksal, da er in Bauerntracht sich bei Nacht aus der Rajerne schleichen wollte. Immerhin ahnte das Regimentstommando

Raum haben wir die schützende Mauer des Bahnhofs erreicht, da geht die Knallerei auch schon los. Das erste Opfer ein Jagd­hund, das zweite ein Eisenbahner auf dem Wege zum Dienst. Hilfeflehend winkt er. Ein neuer Schuß streckt ihn nieder. Noch mehr Opfer fallen. Wofür?

Kurz vor Beginn des Kampfes waren die fälligen 4- Uhr- 3üge aus vier Richtungen in die Halle eingefahren. In der Unterführung von einem Bahnsteig zum anderen fizzen dicht gedrängt Frauen, Kinder, Männer. Den Bahnsteig entlang pfeifen die Kugeln Bon der Malzfabrik und von der Ziegelei her taken die Maschinen­sewehre. Bäng! Mit dem Ruf: Ich bin getroffen!" stürzt ein Bahnbeamter zu uns herein. Bäng fnad! Sicherung durch. Der Bahnhof im Dunkeln.

Allmählich wird es dunkel. Jetzt ist es Zeit, die Reisenden in Sicherheit zu bringen. Sprungweise vom Zimmer zur Unter führung, und dann mit einigen Frauen und Kindern von Pfeiler zu Pfeiler durch Borhalle und Wartesaal über Mauern zum Eisen­bahnerübernachtungsheim. Im heim selbst schon drangvolle Fülle. Beinende Frauen. Schreiende Kinder.

Die Reisenden find in Sicherheit. Wir suchen eine Ede  , in der wir selbst die Nacht verbringen fönnen. Ein glücklicher Geist bringt uns in eine noch leere Uebernachtungstoje. Uebermüdet, wie wir find, wird uns die Knallerei da draußen zur Schlummermusit.

Gegen Morgen, als es graut, werden wir munter. Draußen alles ruhig. Die Hölz- Banditen sind abgezogen. Nach langen Ver­handlungen mit den Orgesch- Leuten dürfen wir unser unfreiwilliges Gefängnis verlassen. In geschlossenem Trupp ziehen mir durch den taufrischen Ostermorgen in die Stadt.

Hinter Mauernischen leere Bier- und Weinflaschen, Konserven­büchsen. Ein rotes Plakat leuchtet uns entgegen.

Bekanntmachung.

Dittatur des Proletariats.

Ich habe mit meinen Truppen den Ort beseßt und verhänge hiermit das proletarische Standrecht. Das heißt: daß jeder Bürger erschossen wird, der sich nicht den Anordnungen der militärischen Oberleitung fügt. Im selben Augenblick, wo mit gemeldet wird, daß Sipo oder Reichswehr   im Anmarsch ist, werde ich sofort die ganze Stadt anzünden und die Bourgeoisie abschlachten, ohne Unterschied des Ge­fchlechts und Alters. Solange teine Sipo oder Reichswehr   ans rücken, werde ich das Leben der Bürger und ihre Häuser schonen. Alle Waffen, Hieb und Stichwaffen, Schießwaffen aller, Art, müssen fofort an die militärische Oberleitung abgegeben werden. Bei wem durch Haussuchung Waffen vorgefunden werden, wird auf der Stelle erschossen. Alle Autos, Personen- und Lastkraftwagen, Motorräder und Fahrräder müssen sofort zur militärischen Oberleitung gebracht werden. Geschieht dies nicht, so werden die Betreffenden erschossen.

Militärische Oberleitung. Mar Hölz.

Im Geiste sah ich schon das Sangerhäuser Billenviertel in einen rauchenden Trümmerhaufen verwandelt. Nichts von dem. Nur in den Konsumläden und im Schuhladen der Arbeiterschaft hatten die Hölz- Banditen geräubert. Unseren Genossen, den Bürgermeister Gründlich, hatten sie verschleppt. Sangerhäuser   Arbeiter, die von diesen Raubzügen nichts wissen mollten, waren gewaltsam aus ihren Häusern geholt und gezwungen worden, Schüßengräben auszuheben. Das waren Hölz- Taten. Das zertrümmerte Telephonamt und dia paar Groschen, die man Befferjituierten abgenommen hatte, spielten demgegenüber feine Rolle. Nach Abzug der Hölz- Banditen tummelte die Drgesch in der Stadt, festlich bewirtet als schwarzweißrote be freier" von denen, die trotz des Tributs an Hölz noch genügend zum Leben übrig behielten.

Das warer unsere Hölz- Ostern in Sangerhausen  . Nach den Berichten des Hölz nur eine Durchgangsstation". Aber schon dieser Durchgang" hatte genügt, um die starken sozialistischen   Mehrheiten in Kreis und Stadt ins Gegenteil umzuwandeln. Hölz hatte keinen Bourgeois abgeschlachtet, wohl aber lag die Arbeiterbewegung in den Bezirken, wo er sich gezeigt hatte, zerschunden und zerschlager am Boden. Aus radikalen Kommunisten würden über Nacht tre deutsche Jungdo- und Stahlhelmleute. Zwischen Nordhausen  alle blühte der Weizen der nationalen Bewegung.

Max Scharfstad