Die kommunistische Mdaktion...
... der Max Hölz soeben seinen persönlichen Desuch angekündigt hat. Die Wiener Regierungskrise. Bundeskanzlerwahl erst am Dienstag.
Wien . 4. April. (Eigenbericht.) Die Wahl des neuen Bundeskanzlers durch den Nationalrat wird am kommenden Dienstag vorgenommen. Als aussichtsreichste Kandidaten werden der Nalionalralspräsident Gürtler und der ehemalige Handelsminister Heini genannt, beide» gemäfzigiere Christlichsoziale. Geipel zieht sich ganz zurück. Wir m Berlin sind genügend an langandauernde Regierung»- krisen gewöhnt, um nicht schon am Tage nach dem Rücktritt der Bundesregierung in Wien ihre Neubildung zu erwarten. Zunächst haben die Christlichsozialen einen Ausschuß zur Verhandlung mit den anderen Parteien eingesetzt. Der Bundeskanzler und die Bundesminister werden nicht vom Bundespräsidenten ernannt, sondern vom Nationalrat gewählt, wobei jedoch— zum Unterschied von der Wahl der Landesregierung in den Landtagen— nicht Proporz angewendet wird, sondern die Mehrheit entscheidet. Eine Mehrheit im Nationalrat haben weder die Christlichsozialen. noch die Sozialdemokraten, wohl ober die Christlichsozialen mit den Großdeutschen und Bauernbündlern.
Aus Wien wird gemeldet: Bundeskanzler Dr. Seipel hat alle Reden und Vorträge, die er in der nächsten Zeit holten sollt«, abgesagt. Sozialistische Beurteilung. Wien , 4. April. Der sozialistische Führer Dr. Otto Bauer erklärte in seiner Festrede bei einer sozialistischen Erinnerungsseier: Der Rücktritt des Herrn Seipel ist für uns allerdings kein« Ueberraschung. Wir haben schon seit einiger Zeit die Meinung gehabt, daß dies« Regierung am End« ihres Kirchenlateins ist. Ich weiß nicht, welche Wirkung die Demission haben wird, aber wenn selbst die Regierung dieser immerhin größten und stärksten Per» sönlichkeit, über die die bürgerlichen Parteien in Oesterreich verfügen, zu Ende ist, kann man daraus lernen, daß es sehr kurz- sichtig ist, zu glauben, daß irgendeine Konjunktur ewig währt Ich weiß vorläufig nicht, ob die Herren zunächst nur Personen aus» wechseln oder ob sie die politischen Methoden ändern wollen. was dringend notwendig wäre. Das werden wir in einigen Tagen sehen. Di« Starrheit und Stahilität des reaktionären Regimes ist aber garn nicht so groß, das beweist der heutige Tag.
„Eine wahre Schlächterei." Sagt sogar der amtliche mexikanische Siegesbericht. Zsiexiko-Cily, 4. April. (Eigenbericht.) Den bei I i m« n e z geschlagenen, nordwärt» abziehenden Auf» st ä n d i s ch e n wurde bei Larreforma eine neue Vernich» tende Niederlage beigebracht. Die gesamte Infanterie der Rebellen wurde von den Regierungstruppen eingeholt, umzingelt und nach außerordentlich schweren Verlusten auf beiden Seiten g e- fangen genommen. Der amtliche Bericht spricht von 500 Toten und 500 Verwundeten auf feiten der Rebellen. Er hebt die Tapferkeit der Aufständischen hervor und betont ab- schließend, die Kämpfe seien ein« wahre Schlächterei gewesen. Der Rebellgeneral E s c o b a r und seine Anhänger sind g e» flüchtet. Die Regierung hat den Kriegsminister Calles, den General A l m a z a n, der die Operation geleitet hatte und die Bundes. armee zu ihrem großen Waffenerfolg beglückwünscht. Durch den Sieg, so erklärt die Regierung, sei der hauptteil der auf- st ä n d i s ch e n Militärkräfte vernichtet. Internierte Bundestruppen freigelassen. Washington, 4. April. Präsident h o o v er hat angeordnet, daß die im vergangenen Wonal In El Paso internierten Z00 Wann mexikanische Bundes- truppen sosorl srelgetassen werden. Sie werden als militärischer Schuh für den mexikanischen Generalkonsul l n E l P as o Verwendung finden._
Indiens Auflehnung gegen England. Sine Kundgebung GhandiS. London , 4. April. (Eigenbericht.) Der indische Frekheitskämpser Mahatma Gandhi oer- öffentlicht in seiner Zeitschrist„Iung-Indien" einen hochbedeut- samen Artikel, in welchem er da» Wiederaufleben der„Ron- Kooperationsbewegung', also der passiven Resistenz gegen Großbritannien prophezeit.' In bezug aus die jüngsten wahllosen Verhaftungen kommunistischer oder de» Koinmunisnms verdächtiger Personen schreibt Gandhi , die Regierung sei anscheinend von einer Panik gepackt. Indien kenne die Symptom«, und es mache sich auf eine neue Periode des Terrorismus gefaßt. Die Regierung wolle anscheinend der indischen Bevölkerung beweisen, daß sie in der Lage sei. alle Gesetze aufzuheben und ihre Krallen zu zeigen, die gewöhnlich versteckt sind. Gandhi sagt, daß sich wiederum Tausende in die Gefängnisie werfen lasten müßten, um dieser Herr- schaft der Rechtlosigkeit ein Ende zu bereiten. Die Arbeiten der indischen Lerfastungskommission, der söge- nannten Simon» Kommission, wurden am Donnerstag in einer gemeinsamen Sitzung der dem britischen Parlament angehörigen Mitglieder und de» indischen Komitees in Neu-Delhi abgeschlosten. In einer ausführlichen Rede betonte der Vorsitzende, daß kein Land der Welt so schwierige und miteinander im Widerspruch stehende Verfastungsprobleme aufgebe wie Indien . Simon deutete hierauf an, daß das Ergebnis der Kommission eine Verfassung für- Indien sein werd«, die automatisch«ine Erweiterung der Selbstverwaltung im Sinne der fortschreitende» Selbstbestim- mung ermöglichen werde. Die Verhaftungen in Kowno . Zwei Sozialdemokraten freigelassen. Konmo, 4. April. Don den festgenommene» Sozialdemokraten stich K a i r y» und B j e l i n i s nach ihrer Vernehmung wieder freigelasten worden. Der halbamtliche.Lietuvos Aidas' beschuldigt die Sozialdemokraten staatsverräterischer Umtriebe. Das Verhalten der Sozialdemokraten hätte den Anschein erweckt, als ob sie die jetzige Regierung unterstützen wollten. Die Regierung Hab« das auch ge- würdigt und nichts gegen die Sozialdemokraten unternommen, sie sogar in Beamtenstellen belasten. Di« letzten Ereigniste hätten aber den Beweis erbracht, daß dies« Austastung irrig gewesen sei. Die Sozialdemokraten hätten die Mild« der Regierung dazu ausgenutzt. mit den Landesverrätern Hand in Hand zu arbeiten. Sie hätten ein« Zeitschrift verbreitet(gemeint ist das angeblich bei den Haussuchungen vorgefundene Emigrantenblatt„P i r m y n�. in der aufgefordert werde, die faschistische Herrschaft mit Waffengewalt zu beseitigen, was noch in diesem Jahr geschehen sollte. Weiter verdächtigt.Lietuvos Aidas' die Sozial- demokraten, daß sie von dem im Sommer 1927 erfolgten Putsch in Tauroggen Kenntnis gehabt, vielleicht sogar an der Aus- arbeitung de» Putschplanes teilgenommen hätten.
Trauerfeier für Botschafter Kern'ck. Eine Erinnerung an die Augusttage 1914. Paris . 4. April. (Eigenbericht.) In der Pariser amerikanischen Botschaft fand am Donnerstag vormittag die T r a u« r f« i e r für den verstorbenen amerikanischen Botschasler Myrron T. Herrick statt. Der Feier wohnten die Mitglieder der Regierung, das diploma- tische Korps, sowie die Generalität bei. General P e r s h i n g, der spanische Botschafter und Ministerpräsident P o i n c a r ä hielten die Trauerreden. Poincare schilderte im Verlauf seiner Rede die hol- tung des Botschafters bei Kriegsausbruch. Der deutsche Bot- schafler o. S ch o e n Hab« seinen amerikanischen Kollegen gebeten, die deutschen Interesten wahrzunehmen und zugleich auf der d e u t s ch e n Botschaft die amerikanisch« Flagge zu histen.(!) Dem ersten Verlangen habe sich Herrick nicht gut entziehen können, ober das zweite habe er abgelehnt. Herrick habe die Franzosen stets gut gekannt und daher genau gewußt, daß Frankreich am Kriege vollkommen unschuldig gewesen sei. Im Anschluß daran wurde die Leiche nach Brest überführt, von wo aus sie an Bord eines französischen Kreuzers nach Amerika gebracht wird._
Der Fachot-Attenläker nicht geisteskrank? Der Prozeß oegen den Attentäter auf den Oberstaatsanwast im Colmarer autono- mistenprozeß Fachst. Georges Benoit. war aufgeschoben worden, da man aus einigen Krankheitsfällen in seiner Familie aus erbliche Belastung geschlossen hatte. Eine eingehende Unter- suchung soll jedoch ergeben haben, daß Benoit als für seine Tat voll verantwortlich anzusehen ist. Der Prozeß gegcn ihn wird in wenigen Wochen stnttsindeo.____..._______ �____
Oer Gesinnungsdruck des Landbundes. Wie Bauern erpreßt werden. Die veffentsichkest ist schon wiederhast darauf hingewiesen worden, daß der Landbund in seinem Bemühen. Andersdenkende seiner Idee gefügig zu machen, absolut nicht zaghast ist. Ein neuer Beweis dafür ist ein Schreiben, das die Molkereigenostenschaft in N e u k l o st e r in Mecklenburg einem Mitglied zugestellt hat. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: „Nach einstimmigem Beschluß der Generaloersammlung vom 23. April 1928, siehe Tagesordnung Absatz 3, sollen diejenigen Mitglieder der Molkereigenossenschaft Neukloster . welche nicht dem Landbund beigetreten sind, ausge- schlössen werden. Da Sie unserer wiederholten Austorderung nicht nachge- kommen sind, möchten wir nicht versäumen. Sie nochmals aus- zusordern. dem Beschluste Folge zu leisten, andernfalls wir Sie bitten mühten, mit dem 31. März 1929 Ihre Milch- lieferung an die Molkereigenossenschaft Neu- kloster einzustellen. Der Vorstand. Uthhoff. Buckentin.' Der Empfänger des Schreibens hat die Wahl, Mitglied des Landbundes zu werden und die Vorteile der Geschäftsverbindung mit der Molkereigenostenschaft Neukloster zu genießen oder aber dem Landbund fernzubleiben und aus diese Dorteile zu verzichten. Da. wo der Landbund die Möglichtest zum Gesinnungsdruck hat. nutzt er sie in rücksichtsloser Weis« aus.
Vornehme pleiten. Konkurs Sabkoff. Köln , 4. April. Im Konkursverfahren gegen die Schwester Wilhelms von Doorn, Frau Viktoria Subkoff, fand im Amtsgericht Köln die erste Gläubigerversammlung statt. Der Vertreter der Bückeburger Hof- kammer erklärte, daß er dafür sorgen würde, daß die Prinzessin aus dem Palais Schaumburg exmistiert, und daß sie aus ihrer luxuriösen Lebenshaltung herausgebracht würde. Oer Gerichtsvollzieher beim Herzog. Alkenburg. 4. April. Die Gläubiger des Altenburger Herzogs haben Zwangsvollstreckungstitel erwirkt und sind gegen den herzog mit Pfän- düngen vorgegangen. In diese Situation ist der herzog durch eigenes Verschulden geraten, denn er hätte schon vor mehr als Jahresfrist die Verpflichtung gehabt, sich mit seinen Gläubigern 1 auseinanderzusetzen. Er hat jedoch in der Hoffnung, daß das Land Thüringen ihn sanieren werde, sich vollkommen überschuldet.
Der welsenschaß. Der Oberpräsident der Provinz Hannover , N o s k e, erklärte am Donnerstag anläßlich der Eröffnung des Provinziallandtages, daß der beabsichtigte Verkauf des Welfenfchatzes nach Amerika in der gesamten Kunstwell und vor allem in der Provinz Hannover lebhafteste Beunruhigung her- vorgerufen hat. Die Bemühungen für die Erhaltung des Schatzes seien»och im Gange......._
Das Hilfswerk für Ostpreußen . Reichstagsabgiordneter Rönneburg zum Staatskommissar ernannt. Das preußische Staatsministerium hat im Benehmen mst der Reichsregierung den Landrat des Kreises Franzburg , den demokra» tischen Reichstagsabgeordneten Rönneburg, zum Staats» k o m m i s s a r für die Durchführung der Hilfsaktion für Ost- preußen ernannt. Als Mitarbeiter sind Oberregierungsrat Tiet- mann vom preußischen Landwirtschastsministerium und der Referent der preußischen Zentralgenossenschaftskaste, Dr. La uff er, bestellt worden.
Gtaaisgen'chishof/ Länderparlamenie. Eine Erklärung der württembergifchen Regierung. Swtkgack, 4. April. (Eigenbericht.)' Die württembergische Regierung läßt in bezug aus die Wahl- rechtsentscheidung des Staatsgerichtshofes für das Deutsche Reich amtlich mitteilen, daß sie noch nicht in den Besitz der Begründung des Urteils gelangt sei. Auf Grund früherer Eni- scheidungen des Staatsgerichtshofes geht sie aber davon aus, daß er es auch diesmal als eine Sache der dazu berufenen württem» bergischen Landesstellen ansehe, die Folgerungen aus der festgestell- ten Ungüstigkeit einer Wahlvorschrift zu ziehen. Auf Grund der landesgesetzlichon Bestimmungen sei der württembergische Staatsgerichtshof hierfür zuständig. Im Hinblick auf die Erklärungen der Parteien, von denen die Anfechtungsklage ausging, werde lediglich eine Neuverteilung der Sitze auf Grund des Wahlergebnisses vom Vorjahr« in Frag« kommen. Im übrigen bestehe bis dahin der Landtag in seiner gegenwärtigen Zu- sammensetzung zu Recht. Er könne auch bis zur Entscheidung des württembergischen Staatsgerichtshofes gültige Beschlüsse fasten und Gesetze verabschieden. Auch wenn der Staatsgerichtshof, was aber nicht angenommen wird, zur Ungültigkestserklärung kommen würde, so hätte diese Entscheidung keinerlei RückWirkungskraft, auch nicht in bezug aus die vom Landtag salbst gestellten Mitglied«: des Staatsgerichtshofes. Eröffnung des haupkverfahren« im Aast Slinnes. In der Strafsache wegen Anleihebetruges ist das hauptverfahren gegen ugo Stinnes, Nolhmann, v. Waldow, Bela Groß, Leo irsch und Schneid gemäß den Anträgen der Staatsanwaltschaft vor dem Großen Schöffengericht Berlin-Mitte eröffnet worden. Ein Lufkgeschäsl. Zur Onentfahrt des„Graf Zeppelin' hasten auch sehr viele Wiener Postsachen mit dem hohen Extraporto an i die Werft geschickt, um ste mit dem Spezialstempel und von irgendwoher zurückzubekommen. Mehrere Tage nachdem das Luftschiff Wien in tiefster Nacht und nur schwach beleuchtet überflogen hatte, erhiellen die Wiener ihre Lustpoftsachen mit dem gewöhnlichen Post- stempel Friedrichshofen und auf dem ordinären Bahnpostwegl Der dänische Noch-MInislerpräsidenk Wadsxn-Mndal sagte in einer Wahloersammlung, die Sozialdemokratie sei die Hauptgegnerin der Bauernpartei und müsse daher mit ollen Mitteln bekämpft werden. Damit ist das Gerücht, daß Madfen-Mydol eine Zusammenarbeit der Bauernpartei mit der Sozialdemokrtle erstrebe, als falsch erwiesen.