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ZLP.-Parteitag von Carlisle. Lrrungen und Wirrungen. k). W. Conbon, i, April.  (Eigsnberichl.) Drei Tage lang schien der Partsitagder UnabhSngi- gen Arbeiterpartei(ÄLP.), der auch diesmal wieder, wie üblich zu Ostern abgehollen wurde, ein« ganz ungewohnte Rück- sichtnahm« auf die Gesamtpartei und die vor den Wahlen besonders heikle politische Lage zu nehmen. Vor eltem der Lor- sitzende.Äames Maxtan, sonst nicht gerade ein Muster partei  - politischer Disziplin, schien mehr als jemals zuvor die drückende Last seiner Verantwortung als Präsident einer der Arbeiterpartei eingogiisderten Organisation zu empfinden und olle» vermeiden zu wollen, was die Partei bei den kommenden allgemeinen Wahlen schädigen könnte. Am vierten Tage wurde der Parteitag jedoch wieder von einer jener verantwortungslos impulsive» Skimwunge» gepackt, die für die ALP. seit langem charakteristisch geworden find. und beschloß mit frisch-fröhlicher Unbekümmertheit eine Resolution. die sämtliche der ALP. angehürigen Parlamentsmitglieder zu einer Ablehnung aller Militärausgaben verpflichtet. Diese Entschließung stellt eine unverkennbare Miß- achtvng des Birminghamer   Programms der Briti- fchen Arbeiterpartei dar, da» hierauf bezüglich wörtlich folgen- des sagt: .Herabsetzung der Rüstungen auf da» für Poll- zeizwecke erforderliche Mindestmaß auf Grund eines in- ternati analen Abkommens, wobei entsprechende Bor- kehrungen für. die anderweitige Verwendung stellenlos gewordener Arbeiter zu troffen sind; Kampf gegen die allgemein« Wehrpflicht.' Die radikale Resolution des Parteitages von Carllsle kam aus heiterem chmrmel: sie hatte den Ortsgruppen der Partei nicht vor» gelegen und besaß nicht die. Billigung des Partei- Vorstandes der ALP. Ihre Annahm« erfolgte mit 160 gegen !23 Stimmen, was beweist, daß sine starke Minorität die Ge- fahren, dieses Beschlusses nicht verkannte. Trotzdem die Annahme der Entschließung unter lebhaften Beisallskundgebungen erfolgte, wurde es dem Kongreß nur zu bald klar, daß man sich hier von seinem Gefühl habe hinreißen lasten, und man gab dem Borsitzenden die stillschweigende Erlaubnis, bei der Durchführung dieses Befchlustes»nach bestem Wissen und Gemissen' vorzugehen! Damit dürfte in der Praxis das Resultat dieser Entschließung gleich null sein. Sie wird ihr Schicksal mit einer großen An- zahl von früheren Vefchlüsten von Parteitagen der ALP. teilen, d. h. von den dieser Partei angehängen Unterhausabgeard neten einfach nicht befolgt weiden. Hat sich doch seit longer Zeit erwiesen, daß die Abgeordneten mit dem Parteibuche der ALP. stets ihre persönliche Bindung an die Unabhängige Partei hinter ihre Verpflichtungen gegenüber ihrer Wählerschaft einerseits und der Gesamtpartei andererseits zurückzustellen pflegten, wann immer im Laufe der jüngst vergangenen Jahr« die Austastung der beiden Organisationen in Gegensatz gerieten. Am gegenwärtigen Parlamente, in dem von annähernd t60 Lrbeilerabgeordneten heul« kl? der ZOP. angehören. hatte sich die für die Unabhängige Parteiorganisation geradezu tragische Situation ergeben, daß ihre Mitglieder zwar eine Zweidrittelmajorität in der sozialistischen   Unterhausfraltivn besaßen. jedoch in der Fraktion fein« ekllzig« der zahlreichen Wersungen und Parole.» der Unabhäugigen Partei �ur Durchführung kam. Sofern von diesem neuen Beschluß erste Wirkung überhaupt zu erwarten ist. dürste sie nur in e'mer weite» reu Abbröckeluug von Abgeordneten van ihrer Stammorgaui- sation. also m einem weiteren Rückgang der Ortsgruppen der ALP. und der in ihr organisierten Parteimitglieder in Erscheinung treten. Für die britisch« Arbeiterbewegung al» Ganze» ge» nvmmen würde dies von geringerer Bedeutung sein al» man auf dem Kontinent anzunehmen geneigt ist: vie Unabhängige Parket hat ta den vergangenen Zahn» so sehr an Ewswß und Ansehen verloren, sie hat sich durch die beängstigende Fülle Ihrer halb zu Ende gedachlen Projekte»ad ihrer undurchführbaren Parolen tnaerhalb der soziallstifchea Gefamibeweguvg so sehr ko«. vromikkierk. daß sie heute Magst nicht wehr als für die britische  Arvakerbewegung nprSjeokallv gellen kann Das wird bedauern, wer den Clan, die Gläubigkeit, den sozialistischen   Berwirklichungswillen der ALP in der vepzangenhest für einen der erfreulichsten Aktivpost«' der internationalen sozio- irstifchrn Bewegung gehalten hat. E» kann jedoch nicht» an der latjach« ändern, daß die ALP mit dem Bekenntnis der Labaur Party zum Soziollsmus im Aahre ISIS ihre aste historische Mission«rfüll't hat. . Ist die praktische Bedeutung des jüngsten Befchlustes der ALP. was d!« Arbesterbewegung selbst betrifft, auch gering, so kann die üherausernsteallgemeinepolitischeWirkung dieser ins Leere beschlostenen Anftruttürn an die Mitglieder der ALP. doch unmöglich übersehen werden. Großbritannien   ficht vor Neuwahl»n. Zum ersten Male in ihrer Geschichte kämpft die Partei um eine Mehrheit, die es ihr ermöglichen soll, wesentliche Pro- grammpunkte in der Regierung zu verwirklichen.' In einer solchen Situation ist selbstverständlich größte Geschlostenheit, Disziplin und Verzicht auf Eigenbröteleien notwendig, um das Höchstmaß an Schlagkraft und damit an Erfolg im Wahlkampf zu erzielen. D«r Be­schluß der ALP. ist nun in hohem Maße geeignet, diese geschlostene Front der Arbeiterpartei in einem Augenblick zu zerbrechen, wo Einigkeit nötiger geworden ist»l» zu irgendeinem anderen Zeit- punkt ihrer Geschichte.. Er gibt dem politischen Gegner. der während des Wahlkampfes auch in England ein Höchstmaß von Skrupellosigkeit erklimmt, die bequeme Gelegenheit, die innere Uneinigkeit der Sozialisten«, einem unendlich übertriebenen Maße darzustellen und von einem �doppelten Gesicht' der sozialifti, fchen Bewegung zu sprechen, das gleichzeitig»mit einer gemäßigten und radikalen Zunge' spreche. Er ermöglicht e». den Gegnern das Gespenst einer Arbeiterregierung herauszubeschwören, die von dem extremen linken Flügel heimlich beherrscht werde. Ndch ist nicht abzusehen, inwieweit die Wählerschaft selbst durch derartige Argument« gegen die Arbeiterpartei mobil gemacht werden kann. Di« ALP. hat aber jedenfalls den Segnern in kritischer Stunde eine Waffe in die Hand gedrückt. und e, kann kein Zweifel sein, daß diese sie nach Möglichkeit benutzen worden. DI- britische Wählerschaft ist. wie die..Smowjew-Wahlen' vor eineinhalb Aafjren bewiesen haben, Stimmungen und gesühls- mäßigen Wallungen leichter zugänglich als die Wählerschaft in irgend- einem anderen demokratisch regierten Lande Europas  . Nichts leichter, als durch Gleichstellung von ALP. und Arbeiterparte! den Beschluß der Unabhängigen der gesamten Partei in die Schuhe zu schieben und umzumünzen in einen Appell an die Wählerschaft, diedurch den Sozialismus gefäfirdete Sicherheit Großbritanniens   und den Be- stand des Empire' zu gewährleisten. Ts ist jedoch zu hoffen, daß die Wählerschaft durch die verhängnisvollen Folgen ihrer Panik von 1324 gewarnt,' sich diesmal nicht wieder durch einen Taschenspieler- tr ick der Ant<ozialisten in Verwirrung dring«» lassen wird,_____
Geheimverirag Mischen SPS. und Hugenberg enilarvl!
Oer kommunistisch« Schnüffler:Sin Exemplar de«£okal. Anzeiger" auf dem geheimen Ort der VorwärtSredaktio«? Da« deutet auf einen Seheimvertrag zwischen beiden Blättern hin!"
«Da« seh« ich? vie SewerkschastSreformisten bereite««ine großzügig« Retlame für denTag" des Sugenberg-Konzeru» vor!Unser Tag"- so nenne» ihn diese Bonze« bereit«. Denn da» kein Beweis ist...!"
Sogar am Kopf derKreuz.Zettung-«ine Reklame für das fo-ialdemokratische Zentralorgan:Vorwärts mit Sott für König und Vaterland!" Also für Sott, König und Vaterland tritt derVorwärts" ein!"
Die Sensation ist da: Seheimvertrag zwischen Sozial« demokratie und Hugenberg! Münzenberg   verdient! Oer �Vorwärts" schweigt!(selbstverständlich).
Oer Bürgerblock als Wahlparole. Reaktionäre Einheitsfront in Sachse».
Dresden  . S. April.(Eigenbericht.) Der sogenannte Landesbürgerrat in Sachse», der der Deutsch  , nationalen Voltspartei nahesteht, hat versucht, die bürgerlichen Parteien zur Aufstellung einer Einheitsliste für die Landtagswahiev zu. gewinnen. Dieser Plan ist nicht zustand». gekommen. Dafür haben die Deutsche   Bvlkspartei. die Deutsch» nationale Dolkspartei. die Reichspartei de» Mittelftande«(Wirt- fchastspartw). die Zentrumspartei   und die Aufwertl« einen Burg- frieden geschloffen und die folgende Erklärung unterzeichnet: Die unterzeichneten staatserhaltenden Parteien gehen auf der Grundlag« der bisherige« Regierung«- koalition in den Wahlkamof in Hern Bestreben, das Gemein­same über da» Trennende zu stellen, und mit der oerpfNchtenden Parole, das sächsische Boll vor ein« Wiederkehr der raten Herr« schaff zu bewahren und ihm ein« geordnete und stetige Entwick- bmg feines Staats-, Wirtschafts- und Kulturlebens zu gewähr» leisten. Sie richten deshalb einen ständigen Aueschuß ihrer verantwortliche« Führer ein. deffen Aufgabe » fem wird, hie Führung de» Wahltampse» in diesem Sume sicherzustellen und die Parteien in dem gemeinsame» Ab» webrkampf gegen link» zusammenzuschließen.'
Diese sogenanntenstaatserhaktenden' Parteien geben also offen die Parole au»: Wiederkehr de» Bürgerblocks. Dl« Demokraten haben sich an diesem Zusammenschluß nicht be- g)ß
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Vi« Haltung de? Branöler-Kommunisten. Arn Sonntag tritt in Leipzig   ein« Konferenz der Branhler-Kommuuisten zusammen, um über die Wahl- tattik zu beraten. Die Frist de» Brandlerschen Nltimatums an die KPD  -Zentrale ist abgelaufen, so daß sich die Brandler-Leute nun­mehr über die Aufstellung eigener Kandidatenlisten schMsfig werde« muffe«. Max darf nicht kandidieren. Ww bat Leipziger   Organ der Rechtskommunisten m'ttellt. haben die sächsischen Kommunisten dem Zentralkomitee der KPD  . Max chölz als Spitzenkandidaten vorgeschlagen. Da» Zentral« tomttee hat den Lorschlag abgelehnt, da mit Hölzzuviel Differenzen bestehen'.
Grenzgefecht Arizona Mexiko  . USA.  -Patrouille von Mexikorebellen beschoffen. Rae»(Arizo»«). S April. Bei dem etwa IL Kilometer von hie« entfernte« Wifenbahntunuel der Southern Pacific Bah« kam ct z» einem Geplänkel zwischen einer berittene« amerikanischen Grenzpatronkll« nnb«exiranische» Aufständischen. Kai dem ein Amerikaner dnrch einen Brustschuß schwer verwundet wurde. In einem Versteck in der RSHe des Tunnels waren lS Säcke untergebracht, feder mit fünf Bomben. Als sich die Patrouille dem versteck näherte, feuerten die Auf- ständischen von der mexikanische» Geit  « her und die Amerikaner erwiderte». Es ist«och nicht geklärt, ob die Bombe» über die Grenze»« de« Rebellentruppe» ge- schmuggelt werde» sollten oder dazu bestimmt waren, den amerikanischen   Zug in die Lust zu sprengen, auf dem die bisher in El Paso   internierte« mexikanisch«» Bundestruppen, die nach der Einnahme von Juarez   über die Grenze geflüchtet waren, nach Mexiko  »»rück- transportiert werden sollte». Diese Mexikaner waren ans Anordnung der Washingtoner Regierung freigelassen worden und ans dem Wege nach Raeo-Sonora. um die dortige Bnndesgaruifon zu verstärke«. Ans die Nachricht von dem Bombeufund und dem Zusammenstoß zwischen der Patrouille und den Rebelle» hl« ist sofort eine grSßere Abteilung amerikanischer Kavallerie nach dem Tunnel aufgebrochen. Explosion in Naco. Rem Botl, ü. April. Die Stadt Naca. di« je zur Hälfte aus dem Gebiet der Ver­ einigten Staaten   in Arizona   und aus mexikanischem Loden Legt uod wiederholt wahrend der kämpfe mit den Aufständischen i» ZNilleideoschast gezogen worden ist. wurde morgen» gegen 3 Uhr durch eine surchlbare Explosion erschüttert, deren Gewalt die Einwohner au» den Letten schlendert«. Znfolge d«r Explosion
»ersagte imch die elektrische Stromversorgung, so daß die Stadt in völliger Dunkelheit lag. Bei der Explosion handelt ae sich um die Sprengung einer Lokomotive durch die Pnndesgarnlfon der benachbarte» mexikanischen Stadt Itaro- Sonoro: sie wurde am frühen Morgen von Kavallerie. Bomben- flngzeuge» und zwei improvlsierien Tank» angegriffen.
Komintern  -Großfliegerei. Verstärkte Tätigkeit. Paris  . S. April.(Eigenbericht.) Der Konnuumstenführer Doriat hat auf einem kommunistischen  Kongreß in Pari» öffentlich Abbitte leisten muffen, well«r die allgemeine innerpolitisch« Lage in Frankreich   anders beurteilt hatte als da» Moskauer Kardinalskollegium. Mit dieser Abbitte aber scheint man i« Moskau   nicht zufrieden zu sein: die.Humanste' ver- öffentticht einen Artikel de» Generalsekretärs©emard, worin Darlot der Feigheit und Heuchelei geziehen wird. Derselbe Doriot   war'seinerzeit wegen Aufwiegelung französischer Soldaten in China  , wo er während der Schanghaier Revolution im Auftrage der Kommunistischen Internationale wellte, bei seiner Rückkehr ver- haftet und zu drei Jahren' Gefängnis verurteilt worden, die er NU» zum Teil absitzen mußte, well er in St. Denis   wiedergewählt wurde. Auch in der Tschechoslowakei  . Prag  . K. April. Die 25 tschechoslowakischen Abgeordneten und Senatoren, deren Ausschluß aus der Partei bevorsteht, haben bereits einen Klub gebildet. Sie werden nach ihrem Ausfchtuß bei der Moskau  « guter- nationale Berufung einlegen. In Brünn   hat eine Konferenz der Moskautreuen den Abg. B u r i o n aus der Partei aus» geschlossen, weil er mit den übrigen Abgeordneten und Sena- toren die Erklärung gegen das Polit-Bureau unterzeichnet hat. ''. i;" Ein indischer Schriftsteller ermordet. Der Schriftsteller Rajpal, ein Brahmane. Bersaffer des BuchesDer fröh lache Pro» »hier, das Aufsehen unter den Mohammedanern erregte, wurde im Bazar zu Lahor- durch einen Dolch st Ins Herz getötet. Ei?, Mohammedaner, den man für den Mörder hält, wurde verhaftet. Die kroatische» Dauerosührer Dr. M»t s che k und Krnse» oitsch wurden vom Agramer Gericht nach dem neuen' Pressegesetz zu st 1« Tage» Arrest wusteitt,_.....