»vevn ivir bedenken, wie stark dieselben GegrnsStze inFrankreich schon in der Revolution der 9l>erJahre des vor ige nJahrhundertshervortraten,und in England zwei Menschenalter, ehe sie in Deutschland sich geltendmachen? Es war auch dieses fast eine selb st verständlicheFolge des großen Aufschwunges, welchen die deutscheNation und Wirthschaft sahen in ihrem neuen Einheits- undKraftgesühl. Die Gegensätze zwischen Kapital undArbeit mußten bei dieser erstaunlich raschen Entwickelung derwirthschaftlichen Thätigkeit nach 1S70 auch bei uns noth-wendig rasch zur Erscheinung kommen. Es liegt in derganzen Natur des deutsche» Wesens, daß wie dieGegensätze zwischen Kapital und Arbeit, zwischen bürgerlicherGesellschaft und revolutionärer Sozialdemokratie in anderenLändern auch hier zu einem Gegensatze der Grundlagen sich ent-wickeln— der Deutsche ist nun einmal dazu geschaffen undaugelegt, daß er alle diese großen Dinge, welche den Menschenbewegen, tiefer und innerlicher erfaßt, als die meisten andere»Völker. Das ist ein Vorzug, aber nnter Umständen auch einUnglück, wenn es ihm nicht immer gelingt, diese tiefere Er«fassuug nun glücklich zu überwinden und in den Formen, diedafür gegeben sind. So ist es auch in Deutschland gekommen.Aber wenn das so ist. meine Herren, so liegt darin zugleichauch vielleicht die Lösung. Denn ich habe schon lange dieUeberzeugung gehabt, die viel verbreitet ist in Deutschland, daßes sich gar nicht allein um die Lösung der wirthschaftliche»Frage, sondern wesentlich darum handelt: daß diese Gegensätzeunter den Menschen menschlich überwunden werde»müssen,(lebhafter Beifall) mag das nun in der kirchlichenoder in der menschlichen Art geschehen.(Wiederholter Beifall.)Und diese menschliche Ueberwindung, die endlich geschehen muß.wenn die europäische Kultur nicht zu gründe gehen soll, diemuß es in die Hand nehmen und auch durchsühren.daß hier ein» Brücke gewonnen wird, die wieder denMenschen dem Menschen nähert, bei uns aber noch keineswegs verloren ist(Rufe: Sehr wahr! Lebhafter Beifall), auch beiMännern, die mitten im wirthschaftliche» Leben stehen und welchenicht blos im eigenen wirthschaftliche» Interesse ein gutes Verhältniß mit den Zlrbeitern herzustellen suchen, sondern als menschliche Aufgabe erfassen ein herzliches Verhältniß zu de» Arbeitern(Lauter Beifall.)Wenn also auch dieser Kamps bedrohlich sich zu solcher Höheeutivickelt hat und in solchen Zahlen die Sozialdemokraten austreten und vorhanden sind, auch hier dürfen wir die Hoffnungnicht aufgeben, daß das deutsche Volk, welches diese Gegensätzeauch mit tiefem Gefühle erfaßt, endlich doch die Lösung findenwird(Beifall).So Herr Bennigsen. Während seine Bemerkungen überdie französische Revolution, in der schon„dieselben Gegensätze" hervorgetreten sein sollen, wie jetzt, von gründlichster Unwissenheit zeugen, erhellt aus anderen Stellen der Rede ein gewiffes Verständniß für die organische Nothwendigkeit desSozialismus und folglich auch der Sozialdemokratie.Schon in seiner ersten Rede über das Sozialistengesetzim Jahre 1878 gab Herr Bennigsen diese Nothwendigkeitzu, was ihn jedoch nicht hinderte, für das Sozialistengesetzzu stimmen. Ebenso wenig wird die„menschliche Ueber-Windung" der sozialen Gegensätze, die er jetzt als seinenWunsch hinstellt, Herrn Bennigsen hindern, den unnienschlieh flen Knebel- und Ausnahmegesetzen gegen die Sozialdemokratie jubelnd zuzustimmen. Denn das einzige, worinsich dieser Tiefenbacher thatsächlich„vertieft" hat, ist derSumpf der Reaktion, in dem er bis an den Hals steckt.Kalter Wasserstrahl an die Bimetallisten. DemHerrenhause ist eine Uebersicht der von der Staatsregierunggefaßten Entschließungen aus Anträge und Resolutionendes Hauses aus der Tagung 1895 zur Kenntnißnahme zugegangen. Am 16. Mai v. I. beschloß das Herrenhaus ausAutrag des Grafen von Mirbach:Die königliche Staatsregierung aufzufordern, den HerrnReichskanzler zu ersuchen, ungesäumt und nachdrücklich allediejenigen Schritte zu thun, welche geeignet sind, zu einer intcrnationalen Regelung der Währungsfrage mit dem Endziel einesinternationalen Bimetallismus zu führen.Hierzu heißt es in vorerwähnter Uebersicht:Die Staatsregierung wird ihre Stellung zu der Re-solution bei Gelegenheit der Berathung der vom Reichs-tage beschlossenen, auf demselben Gebiete liegenden Resolutionim Bundesralhe zum Ausdruck bringen und hält mit Rücksichthieraus die Abgabe einer bestimmten Erklärungzur Zeit für unthunlich.Also auch das zweite große Mittel, das die Agrarierfordern, will die Reichsregierung nicht anwenden.—Die Wacht des Herzens. Zu den Fürsten, die eslieben, durch persönliche Kundgebungen in die Partei-kämpfe einzugreifen, gehört auch der Großherzog vonBaden. Er hat am 18. Januar gelegentlich des Prunkniahles in Karlsruhe die Anwesenden durch einen Trinkspruch auf das deutsche Heer erfreut, in dessen Verlaufes heißt:„Sie. meine Freunde. haben oft„Die Wacht am Rhein"gesungen. wenn der Ruf an Sie erging. Es war ein Freuden-gesang und Sie haben schöne Erfolge gehabt. Heute brauche»wir die„W a ch t a m R h e i n" nicht mehr in diesem Sinne zusingen, weil die Grenzen weitergerückt sind. Aber, meineFreunde, dieser Wacht gegenüber steht noch eine andere Wacht,die W a ch t des HerzenS. Sie verstehen, was ich daruntermeine; diese Wacht zu halten und zu stärken, damit wir vordem Unglück bewahrt bleiben, daß sich der Umsturzmehr und mehr Bahn bricht, das ist Wachtdes Herzens. Die Macht, die vor LS Jahrenbegründet wurde, soll auch in Zukunft andauern und uns vorallem Unglück bewahren. Sie, meine Freunde, wirken Sie inIhrem Kreise, diese Macht zu stärken."Der Großherzog hat auch zur Proklamirung der„Wachtder Herzen" gesagt:„Sie verstehen, was ich darunter meine!So ganz deutlich ist das schöne Gleichuiß nun aber dochnicht. Deuten wir es nach der Analogie„der Wacht amRhein", so meint er jedenfalls, daß die Umsturzbestrebungennicht in die dentschen Herzen eindringen sollen. Die War-nung kommt etwas zu spät. Da wir ivohl nicht fehl gehenin der Annahme, der Großherzog meine mit dem„Um-stürz" die sozialdemokratischen Bestrebungen, so sind wirberechtigt sestzustellen, daß diese Bestrebungen, gegen die erdie deutscheu Herzen schützen will, bereits in zwei Millionendeutscher Männerherzen Wurzel gefaßt haben, und dieseHerzen rechnen wir zu den besten, die in Deutschlandschlagen.—Für und wider Kunitz tobt noch immer der Wort-streit. Den 200 Hildesheimer Bauern, die für Kanitz sichausgesprochen, setzen ultramontane Blätter eine Kund-gebung der welfischen Landwirthe des Wahlkreises Lehe-Otterndorf, wo der bekannte Bismarck-Hahn gewähltwurde, entgegen. Die Generalversammlung nahm eine Reso-lution an, in der jegliches Zusanimengehen mit dem Bunde derLandwirthe abgelehnt wird. Als Ablehnungsgründe werdenzum theil wclfische Parteigrundsätze angegeben, zum theilwittern die Leute in dem Antrage Kanitz irrthünilichsozialdemokratische Tendenzen. Dann heißt es aber nochüber den Antrag Kanitz:: Gladiatorengrnst des Hofpredigers Faber hat,„Germania" mittheilt, an Ort und Stelle, wo er„Dieser Antrag ist zu verwerfen, weil er, wenn er Gesetzes-kraft erlangte, a) nur einer geringen Zahl GroßgrundbesitzerVortheile verschafft auf Kosten der anderen Staatsbürger, derUngeheuern Mehrheit unserer Landwirthe dagegen gar nichtsnützt, b) den Frieden mit den Handels- Vertragsstaaten bedroht,da beim Mangel geeigneter Kompensationsobjekte eine gütlicheVereinbarung nicht möglich ist, v) unerträglichen Streit unterden Jntereffenten und zwischen diesen und der Regierung hervorruft, d) das Müllergewerbe als Mittelstand-Gewerbe vernichtet,s) die Latifundien- Bildung fördert, k) den reellen Handel,speziell den Export-Handel und dadurch Industrie und ihre Ar-beiter schädigt."Andererseits gehen die„Kreuz. Zeitung" und die„Deutsche Tageszeitung" mit dem Frelherrn v. Marschallins Gericht. In letzterem Blatt hat der Vize-Plötzdes Bundes der Landwirthe das Wort ergriffen. DerRefrain aller dieser Polemiken ist: Es bleibt beim AntragKanitz.Einen Tropfen Balsam in die Wunden der Agrarierträufelt ein Dementi der„Staatsbürger-Zeitung". Es solldanach nicht richtig sein, daß der Kaiser bei dem Festdanket am Sonnabend Abend den Laudwirthschastsminister,v. Hammerstein, wegen seiner Rede in der Reichstags-debätte über den Antrag Kanitz beglückwünscht habe. That-sächlich habe der Kaiser über die scharfe Wendung der Redezunächst sein Mißfallen ausgesprochen und sicherst zufrieden gegeben, nachdem ihm versichert war, daß diescharfen Worte durch Zwischenrufe aus den Reihen derRechten provozirt worden seien.—Am 18. Februar soll hier i m Z i r k u s B u s ch dieGeneralversantmlung des Bundes derLandwirthe stattfinden. Für diesen Tag wird die„Autwort aus die Ministerredcn vom 16. und 17. Januar"in Aussicht gestellt. Wir finden die Wahl des Versammlnngsortes außerordentlich glücklich. Zirkus Busch, wo beider Festvorstcllnng am 18. Januar, wie uns die„KreuzZeitung" ahnungslos belehrt, der Schulhengst„FaulerZauber" in der Manege vorgeführt wurde,— das istganz der Ort für die bevorstehende Galavorstellung derLandjunker. Mit welcher Grazie werden die Kanitz undKardorff den Schulhengst»Fauler Zauber" tummeln! Herrv. Plötz wird den Reifen zum Durchspringen halten undwieherndes Gelächter werden die Späße des BundesklownsLiebermaun von Sonnenberg auf den Tribünen erwecken.Terwie dieerschallte, in den Kreisen der protestantischen A b g e o r d-neteu sehr peinlich berührt; ein Abgeordneter sollsogar halblaut den mit Rücksicht auf den Ort unparlamen-tarischen Zwischenruf haben fallen lassen:„Wir sindaber doch keine Gladiatoren!"Das Zentrumsorgan, das gegen die Ausführung des„Vorwärts" eifert, fühlt sich bei dieser Gelegenheit übrigensbemüßigt, von einer„erkünstelten Entrüstung" der Sozial-demokratie zu sprechen. Wir halten diesen hämischenAusfall der mangelhaften Einsicht der„GermaniaRedaktion zu gute. Würden wir uns entrüsten überjenen Vorgang als eine Entweihung einer christlichen Kirche,welcher Gedanke der„Germania" wohl gekommen ist,so würde das allerdings erkünstelt sein. Wir fühlen nichtden Beruf in uns, die christlichen Kirchen zu schützen undverstehen auch nach den Folgen, die die Aufdeckung derKameel-Jnschrift gehabt hat, durchaus nicht, wie sich über-Haupt noch jemand in Berlin über eine Kirchenentweihnngentrüsten kann. Was uns entrüstet, ist, daß Leute, dieauf dem Empfindungsiitveau des Hofpredigers Faberstehen, in unserem Vaterlande eine einflußreiche Rolle spielenkönnen.Im Zusammenhange damit wollen wir übrigens einenEntrüstnngsausbruch mittheilen, den wir in konservativenZeitungen finden:„Ein Vorgang, der sich am letzten Sonnabend in der KapelledeS königlichen Schlosses nach Schluß des Festgottesdienstes abspielte, wird gegenwärtig in Abgeordnetenkreise» vielfach besprochen. Von Augen- und Ohreuzeugen wird uns dorüberfolgendes mitgetheilt:„Arn Ausgang der Kapelle hatten zweiKirchendiener mit den üblichen Büchsen Ausstellung genommen.um Gaben für kirchliche und wohlthätige Zweck« entgegenzu»nehmen. Ein älterer Herr in goldgestickter Uniform näherte sichdem Ausgang, und als er in der Nähe des Altars angelangt warund die beiden Kirchendiener erblickte, sagte er zu den Herrenseiner Umgebung:„Hier wird wohl für die noth-l e i d e n d e L a n d w i r t h s ch a f t g e s a m in e l t?" DieserHerr,der es für augemessen hielt, au jenem Orte und in der gegen-wärtigen Zeit über die Nothlnge der Landwirthschaft derartigzu witzeln, ist der frühere Staatssekretär im Handelsministerium.spätere Staatssekretär des Reichsschotzamtes, Staatssekretära. D. von Jacobi, Mitglied des Staatsralhs und Kolonial-raths. Der Geist, der aus diesem Vorgänge spricht, ist imhohen Grade befremdlich. Kann man von jemandem, der ansolcher Stelle und unter den heutigen Zeitvcrhältniffen seinenWitz an der brennendsten Tagesfrage übt, erwarten, daß er denernsten Willen hat, dazu beizutrage», daß der Landwirthschaft inihrer Bedrängniß Hilfe gebracht würde?"Nun, was dem Schwechten recht, ist dem Jacobibillig, r-Chronik der Majestätsbeleidigungs-Prozefse. AusHarburg wird gemeldet:„Ter Arbeiter August Sch.aus Jamlitz, Kreis Lübbe», soll sich im hiesigenK r a n k e n h a u s e, wo er a l s Kranker war, wieder-holt beleidigend über den Kaiser geäußerthaben. Er wurde dieserhalb verhastet."Unser dortiges Parteiorgan, das.Volksblatt für Harbürg", bemerkt zu dieser Denunziation ans der Kranken�stube:„Es ist sehr bedauerlich, wenn trotz aller so oft wiederholtenWarnimgen einzelne Personen absolut nicht im stände sind,ihre Zunge im Zanm zu halten. Fast scheint es, als ob dieselbendenken würden:„Ach was. diese Warnungen gelten nicht fürmich— ich bin viel zu schlau, als daß ich mich vergalloppirenkönnte!" Der Schlußeffekt ist dann die Untersuchungszelle. Meist,nd es dieselbe» Leute, welche auch jeder Organisation mitzroße» Schritten aus dem Wege gehen und sich für Berfammlungs-lesuche oder irgend eine andere Bethätigung des Solidaritäts-Gefühls absolut nicht begeistern können.— Möge doch jederI ernen, seine Zunge im Zaum zu halten!"**Deutsches Reich.— Abwehr des Petroleuni Monopol?. Im Reichs-amt des Innen, haben, wie die„Franks. Ztg." meldet, in vorigerWoche neue Berathungcn über Maßregeln zur Abwehr desPetroleuni-Weltmonopols begonnen. Den Borsitz führte Ministerial-direktor Dr. Rothe. Sachverständige waren beigezogen und sollenauch ferner ans den Kreisen des Handels und der Industriegehört werden. Es handelt sich, wie die„Franks. Zeitung"erfährt, wieder um den Plan, durch zolltarifliche Maßregelndas Emporloinnien einer inländische» Raffinerie zu begünstigen.Mit diesen Mitteln wird man der Standard Oil Co. nicht anden Leib rücken können.—— DaS christlich«soziale„Volk" setzt sichenergisch gegen die Konservativen zur Wehr. Es theilt mit,daß infolge des Auftretens der konservativen Parteileitung Pro-sessor Hüpeden bereits die Partei verlassen habe. In einerweiteren Polemik sagt das Blatt dann:„Der Druck, der unserpolitisches Leben in bestimmte Richtung drängt, ist wieder dermittelpartei liche, ist die nn selige Phrase von dem„Zusammenschluß aller bürgerlichen Parteien"gegen die Sozialdemokratie. Hat aber dieses Schlag-wort überhaupt einen Sinn, so kann es nichts anderes heißen,als daß die Konservativen sich mit ans den Boden der National-liberalen, d. h. a» f den Boden des Kapitalismusstellen sollen. Aus diesem aber ist schlechterdings keinPlatz niehr für die Christlich-Soziale n."ZAehnlich hat sich gestern Abend der Redakteur deS„Boll",Herr v. Gerlach, in einer Versammlung ausgesprochen. SeinerAbsage an die Konservativen als Partei des Kapitalismus fügteer hinzu:„Ich hätte gewünscht, daß Stöcker den Beschluß desElser- Ausschusses mit seinem Austritt beantwortet hätte. Ichbin sein begeisterter Anhänger, so lange ich denken kann; aberauch ihm gegenüber kann ich meine sachliche Ueberzeugung nichtopfern."Darüber, was Stöcker thun wird, giebt der„R e i ch s b o t e"eine dem„Wunsche" des Herrn v. Gerlach diametral entgegengesetzteAnsicht von sich mit den Worten:„Nachdem das„Boll" undsein Redakteur ihr Beharren ans ihrem vom Elfer- Ausschnßdesavouirten gegensätzlichen Standpunkt so scharf ausgesprochenhaben und Stöcker im Elser-Ausschuß selbst erklärt hat, daß ermit der Haltung des„Volk" nicht einverstanden sei, dürfte derInhalt seiner an den Elser-Ausschuß abzugebenden Erklärungnicht mehr zweifelhaft sein."Das glauben wir auch; Adolf wird zur Recl/en gehen.—— Die konservative Partei und Hammer-stein. Die„Konservative Korrespondenz" veröffentlicht folgende„Richtigstellung":„In verschiedenen Blättern wird berichtet.„sicherem Vernehmen nach habe der Elser-Ansschnß derkonservativen Partei in seiner Sitzung am lk. d. M.beschlossen, eine Erklärung in der Richtung zu erlassen, daß ervon der Hanimerstein-Angelegenheit nicht so zeitig unterrichtetwar, daß er etwas zur Verhaftung des Freiherrn v. Hammer-stein hätte beitragen können." Dieses„sichere Vernehmen" beruhtans Erfindung. Weder in der obenerwähnten noch in der dieservorangegangenen Sitzung des Elser-Ausschusses ist auch nurmit einem Worte von dem„Fall v. Hammerstein" die Rede ge-wesen."Wir glauben das gern. Hammersteinereisn sind auch einhöchst unbequemes Redethema für die Herren.—Sonderburg, 20. Januar. Der preußische Landtags-Ab-geordnete für den Wahlkreis Apenrade- Sonderburg. H a n SLassen aus Lysabbel(Däne), ist heute im Alter von 64 Jahreng e st o r b e n. Der Verstorbene gehörte 1880/83 auch dem Reichs-tage an.—— Ans Aachen. 19. Januar. wird der„Franks. Ztg."geschrieben:„Wie wenig man in den Kreisen der S e m i-n a r i st e n von der ihnen zugebilligten einjährigenDienstzeit erbaut ist. geht wohl deutlich daraus hervor, daßans eine Ansinge des Seminardirektors Dr. Schmitz in Linnich(Reg.-Bez. Aachen) kein einziger der im nächsten Monat rnnSeminar zu Linnich zur Entlassung kommenden Zöglinge sich fürdie einjährige Dienstzeit gemeldet hat."—OesterreichWien, LI. Januar. Die gestern in sammtlichen BezirkenWiens abgehaltenen, stark besuchten sozialdemokratischenVersammlungen mit der Tagesorgnung:„UnsereRechtlosigke.it in der Gemeinde Wien" verliefendurchaus ruhig.—Wien, 21. Januar. Die„Wiener Zeitung" veröffentlichteine Bekanntmachung betreffend die Errichtung einesE i s e n b a h n m i n i st e r i u m s, welches vorgestern seineThätigkeit begann. Ein Militär wurde zum Chef des Mini-steriums gemacht, so daß künftighin wohl mehr die strategischenals die kommerziellen und allgemeinen Vcrkehrsinteressen bei derösterreichischen Eisenbahnverwaltung überwiesen werden.—Frankreich.— Der neue Senatspräsident Loubet hieltgestern bei Uebernahme seines Amtes eine längere Ansprache, mder er den Senat als den besten Beschützer derFreiheit gegen die Utopisten und Diktatorenhinstellte. Ferner wandte er sich gegen die progressiveE i n k o m ni e n st e u e r und endigte mit einer Lobrede ansFloquet. ES wurde sehr bemerkt, daß Loubet gegen die Ei»-kommenstener, welche das Kabinet Bourgeois vorschlägt, heftigaufgetreten ist.—Paris, LI. Januar. In der gestrigen Sitzung stellte dieKammer die Tagesordnung fest. Die Gilligkeitserklärnng derWahl Wilson's, des Schwiegersohnes des früheren PräsidentenGrevy, wurde auf derselbe» nicht beantragt. Wilson istbereits L'/e Jahre Deputirter, indeß hat es die Kammerbeständig vermieden, dessen Wahl gut zu heißen.— Arton's Auslieferung aus London an diefranzösische Regierung wird in 14 Tagen erfolge», da seineBerufung sicher abgelehnt werden dürfte.Afrika.— Die Italiener sind in einer verzweifelte» Lage—das erhellt auch aus den gefärbten und gefälschten Berichten,welche Crispi verbreitet. Dieser mit allen Hunden gehetzte Ge-schäftspolitiker kennt alle Kniffe des Geschäfts. Er speknlirt ansdie Unwissenheit des Volks, das von dem Kriegsschauplatz kein«Ahnung hat, und sucht durch künstliche Berinengnng der Ope-ratiouen des Obergcnerals Baratieri'mit der Belagerung vonMakalle über das Schicksal des hier schnöde, mit unveranrwort-lichem Leichtsinn preisgegebenen italienischen Bataillons zu täuschen.Makalle scheint, mit dem Bataillon Gälliano'S, sich schon ergebenzu haben. Ob Baratieri an anderen Punkten Borlheileerlangen kann, die diesen schweren Verlust auch nur annäherndaufwiegen, das bleibt abzuwarten.—Kuba.— Amtliche Depeschen, welche in der letzttn Rächtaus Havannah hier eingetroffen sind, melden: Die Lage istgünstig; das Gros der Aufständischen wird von den spanischenKolonnen lebhaft verfolgt. Das Gros ist zum Verlassen der Pro-vinzen Pinar del Rio und Havannah gezwungen worden undzieht sich in östlicher Richtung zurück.—ZUjgeovdnekenhrnts.8. Sitzung vom 21. Januar 1896, 11 Uhr.Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung desEtats.Abg. Richter(frs. Vp.): Selten, meine Herren, hat sichein Finanzminister so bei Schätzung der Einnahmen geirrt, dieEinnahmen unterschätzt, wie dies Herr Miquel gelhan hat.Wenn wir hier die Einnahmen höher einschätzen wollte», sosagte man, wir lügen uns etwas in die eigene Tasche hinein.Jetzt zeigt sich, daß wir in 1S94/SS 48 Millionen mehr ver-einnahmt haben, als im Etat veranschlagt war. Freilich sinddabei U Millionen Mehreinnahmen der Forstverwaltung infolgevon Windbruch. Aber 11 Mill. sind doch nicht 48 Mi».! Undnun daS lanjcnde Jahr. Nach der ElalSfestsetznng im Reiche