ch
B
ga
r
26
tz
74
4
85
31
M
Perl
B
C
J
1
3
t
Nr. 12.
Erscheint täglich außer Montags. Abonnements Preis für Berlin : Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pfg. frei in's Haus. Einzelne Nummer 6 Pfg. Sonntags- Nummer mit bem ,, Sonntags: Blatt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mart pro Quartal. Unter Kreuzband : Für Deutschland u.Desterreich- Ungarn 2 Mart, für das übrige Ausland 3 Mart pro Monat. Eingetragen in der Poft Beitungs- Preisliste für 1891 unter Nr. 6469.
Vorwürts
8. Jahrg.
Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3 bts 7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet.
Fernspredjer: Amt 6, Nr. 4106.
Redaktion: Beuth- Straße 2.
Konservative Tunpredigten.
"
-
"
Donnerstag, den 15. Januar 1891.
Expedition: Beuth- Straße 3.
"
Der deutsche Korpsstudent ist aber der Typus des nach unten schneidigen, nach oben geschmeidigen, glattgeleckten Strebelings, der sich überall im öffentlichen Leben New York , 30. Dezember. breit macht. Im Organ des Ordens der Knigths of Labor( Ritter der Das„ Konservative Wochenblatt" verArbeit) ist jetzt das Resultat der Abstimmung darüber bekannt öffentlicht einen rührsamen. Artikel über die deutschen Kösener Seniorenkonvents- Verbande die Bereitelung geset- follen oder nicht; von 500 000" Drdensbrüdern hätten sich 9/10 Dieselben Herren, die durch ihre Zugehörigkeit zum gegeben worden, ob die Arbeiter selbstständige Politik betreiben Korpsstudenten, der als Zeichen der Zeit nicht ignorirt licher Bestimmungen, wie z. B. des Zweikampf- Verbotes, dafür erklärt. werden darf. Es heißt darin: Natürlich ist nur die letztere Angabe, die zugewerbsmäßig betreiben und mit Recht unter die Geheim- stimmende Erklärung von neun Zehnteln derer, welche sich an der Wunderliche Unvernunft! Unsere Pädagogen ſitzen ernst bunds- Paragraphen fallen, welche so oft und hart gegen Abstimmung beteiligt hatten, in Betracht zu ziehen, da die darüber zu Rathe, ob sie die Schulstunden 10jähriger Knaben um täglich eine Stunde kürzen dürfen, ohne ihre geistige Ent- die für ihre Befreiung kämpfende Arbeiterklasse gebraucht sonstigen Zahlenangaben absolut keinen Werth haben. Wenn nun auch darauf, daß die Mitglieder des Ordens wicklung zu schädigen, die Eltern drängen und mühen sich, um worden sind, dieselben Herren sitzen später mit zernarbten sich in obigem Verhältniß für selbstständiges politisches Vorgehen die Söhne möglichst früh zur Universität zu bringen: ist aber Gesichtern als Richter oder Staatsanwälte im Gerichtssaal erklären, nicht viel gegeben werden kann, da die große Masse derdas Examen bestanden, da scheint die Zeit mit einmal an Werth und urtheilen von Rechtswegen. selben bei den Wahlen vorläufig noch hinter oen beiden großen zu verlieren, dann wird mit Semestern frei geschaltet, wie sonst mit Monaten. Damit hängt zusammen der übertriebene Parteien" Herlaufen wird, so zeigt das Resultat doch, daß bei Dieselben Herren, welche die Goldfüchse ihrer Eltern ben leitenden Geistern im Orden überall erkannt worden ist, daß Lurus der Korps, der bei den Alten Herren allgemeine verschleudern, in den Tag hinein leben, schwelgen und es für denselben von Vortheil sei, die selbstständige politische Mißbilligung findet und den Bestand der Korps zu gefährden bummeln, als ob es keine Noth, keine Armuth, keine Aktion auf die Fahne zu schreiben. scheint. Wir erfahren hierbei, daß fast kein Korps mehr ohne soziale Frage gebe, entrüsten sich später, wenn sie in Amt Folge haben wird in absehbarer Zeit ist noch sehr die Ob das Abstimmungs Resultat im Orden eine praktische diesen aber, die meist für Familien zu sorgen haben und Würden sind, wenn sie Stüzen der Gesellschaft, Frage. In denjenigen Staaten, wo die Farmer eine und meist im ernsteren Berufsleben stehen, zu bunt Direktoren, Abgeordnete, Grundbesitzer, Kommerzienräthe ge- hervorragende Rolle spielen, wird der Orden mit diesen wird, für die Kneipen, Ausfahrten und besonders für worden sind, über die„ Begehrlichkeit der Massen", über den Hand in Hand gehen. Dieses Freundschaftsverhältniß Hotelrechnungen der Korpsgäfte im Kaiserhof oder Hotel durch Mißgunst, Neid, gemeine Instinkte" erzeugten Groll aber r sofort in die Brüche gehen, wenn Der Kontinental für die feinen Diners mit unOrden seine Aufgabe nach der Richtung hin erfüllt, die verfiegbarem Sette" zu bluten. Was" fragen sie, gegen die besitzenden Klaffen. bringt der befreundete Korpsbursch von seinen Besuchen bei landwirthschaftlichen Arbeiter zu organisiren. Aber Dieselben Herren, welche Virtuosen im Schulden- auch, wenn dies von anderer Seite geschieht, da er doch nicht befreundeten Korps heim? Die Erinnerung an durchschlemmte machen sind, troß ihrer großen Wechsel", predigen später gegen dieselben Stellung nehmen kann, und eine solche landwirthTage und das Bewußtsein, daß seine Aufnahme sehr glänzend den Arbeitern Enthaltsamkeit und zetern über den mangeln schaftliche Arbeiterorganisation die heftigsten Gegner an den und fostspielig war. Was bleibt dem gastfreien Korps zurück? Farm Besizern haben wird. Ein Haufen unbezahlter Rechnungen!" Wer wird den Alten den Sparjinn des Volkes. Herren übel nehmen, daß sie sich bedanken, diesen Haufen Sehr wohl, das„ Konservative Wochenblatt" macht ja man in Betracht zieht, daß hier zu Lande die Farmarbeiter( landUnd dringend nothwendig ist eine solche Organisation, wenn Rechnungen zu zahlen? Daß sie es als Pflicht jedes Korps recht beachtenswerthe Zugeständnisse, weil, nun, weil wirthschaftliche Arbeiter) nach Beendigung der Erntearbeiten zum studenten bezeichnen, ohne erhebliche Schulden die Universität zu verlassen?" die Alten Herren", Wir meinen, ste sollten lieber die Korpsphilister", zu viel großen Theile auf die Landstraße gesetzt werden und in die Städte noch das Wörtchen„ erheblich" gestrichen haben. für die verschwenderischen Korpsbrüder" zu bezahlen ziehen, wo stets eine Anzahl hängen bleibt und Beschäftigung in Unsere Zeit ist zu ernst, das tägliche Leben giebt haben. Denn das ist des Pudels Kern, die sozialpolitischen britarbeiter, welche eine solche am allernöthigsten haben, beden Fabriken sucht, wodurch die Besserstellung der Lage der Fadem jungen Manne so viele Anstrengung, feine Kraft Glossen sind nur ziemende, der Mode unserer Tage ent- hindert wird. und seinen Muth zu bethätigen, zeigt ihm andererseits so viele foziale Probleme, jo große Armuth und Noth ringsum, daß sprechende Schnörkel. Daß in jener Richtung bisher noch nichts geschehen, hat dennamentlich die Studenten, welche selbst noch keinen Groschen Denn wenn es dem„ Konservativen Wochenblatte" selben Grund, wie überall sonst. Wenn die Sache aber planverdienen, dem Volke das häßliche Bild eines Ernst wäre, so müßte es die Sonde tiefer, viel tiefer ein- wohl ein günstiges Resultat zu erreichen. Vorläufig sind die ein- mäßig von den einzelnen Städten aus betrieben würde, so wäre müßigen Lebens nicht bieten follten. Wenn senken. Nicht diese paar hundert grünen Jünglinge allein, städtischen Organisationen aber noch zu sehr mit sich selbst beschäf= die Korps sich sonst als treueste Diener ihres Kaisers betrachten, die sich die Mühe gegeben haben, geboren zu werden, um tigt, um sich für die landwirthschaftlichen Arbeiter zu interessiren. so mögen sie auch seinen Mahnruf auf sich beziehen, mit Hand anzulegen zur Bekämpfung der umstürzenden Ideen der Sozial- damit den Rechtstitel" auf angenehme Lebensgestaltung Verbänden betrifft, so haben diese fein Interesse daran, Jenen Und was die Organisatoren in den alten industriellen Arbeiterdemokraten. Bisher aber haben sie im höchsten Grade zu haben, nein, die ganze Bourgeoisie trifft das ihre Zeit zu widmen, weil dabei nichts für sie herausden berechtigten unwillen der Unbemittelten Verdammungs- Urtheil. erregt, in ihrer stolzen Absonderung einen bedeutenden Nichtsthuer, Prasser und Schwelger, die vom Schweiße des Staates New- York bekannt gemacht worden; darnach ist nur Die ganze Kohorte Der kommt!" Beitrag zur Sonderung der Klassen Vor Kurzem ist das genaue Wahlresultat in den 60 Counties Rast en geliefert und so in entgegengesetter Rich- der Armen leben, ohne einen Finger zu rühren. tung schädlich gewirkt". Den korpsstudentischen Splitter zu sehen, ist leicht. Kandidaten( für Richter am Staats- Appellationsgericht) Dr. Gerau in einem dieser Counties keine Stimme auf den sozialistischen Die sachkundige Kritik, welche das„ Deutsche Wochen- Warum nicht auch den ganzen flogigen großkapitalistischen gefallen. Die Gesammtzahl ist 18 337. Es werden jetzt Anblatt" an dieser ihr so gut bekannten und nahverwandten Balfen? Warum nicht die Junker, die rennen lassen, trengungen gemacht, mit allen den Orten, wo sich Parteigenossen Spielart der„ Edelſten und Besten" übt, ist unzweifelhaft Ballerinen aushaiten, Tausende verspielen; warum nicht befinden, aber keine Organisation derselben besteht, Berbindungen begründet. Sie trifft den Nagel auf den Kopf, und die die Hochfinanz, die das Volk ausplündert und auf anzuknüpfen, um schon frühzeitig mit den Vorbereitungen für die Herren Väter, welche ihre Söhne als„ buntbemützte Gummirädern fährt; warum nicht die, welche Alles haben im Staate New- York - denn ein solches ist es, wenn auch nur nächsten Wahlen beginnen zu können. Das günstige Resultat Kulturlümmel", wie Sigl mit bajuvarischer Derbheit ge- und nichts schaffen! etwas mehr als ein Prozent der gesammten Stimmenzahl auf die sagt hat, so und so viel Semester herumlaufen lassen, Um Antwort wird gebeten. sozialistische Partei gejallen isthat Anregung gegeben, daß werden gerade so denken. man auch an verschiedenen anderen Plätzen beschlossen hat, künftig an den Wahlen theilzunehmen.
quared dig
Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
Bei Mama.
und
2
-
-
-
Jette Enger hatte sich verlobt.
-
Gott, wie dumm Du bist, Ebba", sagte mun
Ja, davon kannst Du überzeugt sein," sagte Ebba. Ja, natürlich," aber in ihrem Innersten besaß Jette Enger hatte erst kürzlich Frau Kahrs Schule Fanny sehr wenig Zutrauen zu diesen Fräulein. absolvirt; die kleinen Mädchen betrachteten sie nahezu als Wenn die drei Freundinnen mit ihren Puppen auf Kollegin. Und denkt Euch! nun war sie verlobt. dem Heuboden droben Schule spielten, mußten fortwährend In aller Form verlobt. Jeden Abend ging sie mit die Fräulein herhalten. Ebba oder Gina gab gewöhnlich ihrem Bräutigam auf der Landstraße spazieren und hatte Fräulein Malthe; Fanny, welche start empor schoß nicht die mindeste Angst davor, daß Jemand sie sehe. und lang und bleich war und scharfe Mundlinien Manchmal kamen sie auch mit Dingen, welche Fanny zeigte, stellte natürlich Frau Kahrs dar. Den Schluß Gina eines Morgens auf dem Weg nach der Schule.' " Ja, ja! Jetzt hat sie ihn wohl schon geküßt!" sagte wenig glaubwürdig schienen. So zum Beispiel wenn Fräu- bildete stets, daß das Fräulein, nachdem sie gegen die lein Malthe ihnen einreden wollte, die Erde sei rund wie Schülerinnen selant" gewesen und eine Menge Unsinn werden sich ja doch nicht küssen, ehe sie verheirathet sind?" " Ah pfui, bist Du toll?" fiel ihr Ebba ins Wort, sie ein Ball; Gott, wie leichtgläubig sie sein mußte, dies gesprochen, in Gegenwart der ganzen Klasse von Frau Kahrs Fräulein Malthe! Eine ganze Stunde stand sie und pre- einen Verweis bekam. Das ist eine sehr ernste Geschichte, Fanny, dazu haben sie sich ja verlobt, damit sie sich den digte, die Erde sei rund; wir könnten es an dem und dem Fräulein,- Sie verstehen? Wenn das noch einmal ganzen Tag küssen können." sehen; aber es war lauter Unsinn; Fanny glaubte kein paffirt, so jage ich Sie zur Thür hinaus!" Wort davon. Auf das Fräulein Strandbu konnte man sich Gott, bist Du verrückt? Ach, ich würde sterben Manchesmal saßen die drei Mädchen ganz still in einem vor Scham; dente Dir!- einen fremden Herrn küssen!" auch nicht immer verlassen. Woher war sie im Stande zu Winkel des Bodens und sannen boshafte Dinge über die wissen, wer vor 800 Jahren in Norwegen König gewesen, Lehrerinnen aus oder sie erfanden ihnen Spiznamen und fachkundig;„ nein, wenn sie verheirathet sind, da thun sie Pah, das ist kein solcher Gegenstand", meinte Fanny und was er gesagt und gethan? dichteten auf sie Spottverse:" Das Fräulein Malthe der ganz etwas Anderes." Kuckuck behalte";" Fräulein Strandbu- ist dumm wie eine Bist Du toll? Was thun sie da?" Kuh." Diese Sachen brachten sie am nächsten Tag in der Schule in Umlauf und behaupteten, sie in der Stadt gehört zu haben. fich plöglich in ihre Schale zurück. Ich sage es nicht." Fanny begegnete Gina's entschlossenen Blick und zog Sie entwarfen auch Pläne zu Schelmenstreichen, die sie aber meist von Anderen ausführen ließen. Einmal veranlaßten man vor ihr verbergen wollte. Ebba wurde unruhig. Schon wieder etwas, das Sie versuchte einen sie die unschuldige Thea Hansen, Fräulein Strandbu eine Umweg: junge Raße zu verehren; sie wußten, was Thea nicht wußte, nämlich daß Fräulein Strandbu im Stande war, Krämpfe zu bekommen, wenn sie eine Kaze auch nur sah. -Eines schönen Tages trug in der kleinen Stadt sich
sagte Ebba. " Ja, Du kannst Dir doch vorstellen, daß sie das weiß", " Ja, Du kannst Dir doch denken, daß sie es weiß," sagte Gina. Meinst Du, Frau Kahrs würde jemand als Lehrerin an ihrer Schule halten, wenn dieselbe es nicht Nein, das meinte Fanny nicht. Damit war aber noch nicht gesagt, daß Frau Kahrs ahnte, wie dumm in Wirt lichkeit diese Fräulein waren.
wüßte?"
"
"
Wer hat es denn Dir erzählt?" Fanny saß tief in ihrer Schale." Ich mag es nicht Nein, das ist wahr," sprach Ebba. fagen!" uf, bist Du abscheulich!" begann Ebba, jedoch die , sie hat sie wohl erst vorher ausgefragt, wie viel sie etwas zu, das auch den Mädchen auf dem Heuboden viel zu Sache intereffirte sie und sie versuchte wieder einen Umweg. sprechen gab.
wissen," warf Gina ein.
Join!
"
Ah, pah, Du weißt nichts!"