Einzelbild herunterladen
 

Landbundattacke.

,>0 stürm ich das Mnänzamt, rennt flch einer dabei den Schädel ein, so sind's die Bauern!

Hochspannung in Polen . Mosciski wird energisch. pilsudski im Lazarett.

Die Ochsen von Beidenfleih. Bauerurevolte vor Geruht. Laugkopp telegraphiert! Ztzehoe. S. April. Bor dem Schöffengericht begann der Prozeß wegen der g e- waltfamen Verhinderung einer Pfändung, die bekanntlich wegen ihrer sehr dramatischen Begleitumstände großes Aufsehen erregt hatte. Mit Rücksicht aus die Vorgänge der letzten Monate in der Provinz und auf die starke Erregung in bäuerlichen Kreisen hat man die nach der Wöhrdener Bluttat nach Itzehoe ver. legte Abteilung der Landespolizei noch in Itzehoe gelassen, die auch Ruhe und Ordnung beim kommenden Prozeß sichern soll. Die Verhandlung leitet Landgerichtsdirektor Block. Altona , wLH> rend die Anklage durch die Staatsanwaltsräte Dr. Junker und Kemper vertreten wird. Angeklagt sind insgesamt 57 Personen. Hofbesitzer aus der Umgebung von Itzehoe . Di« Anklage lautetauf Aufruhr. Beamtennötigung, Pfandbruch, Pfandentziehung und Aufforderung zu diesen Vergehen. Da der Raum des Itzehoe ? Amtsgerichtes nicht ausreicht, muß die Verhandlung im Ständefaal des Rathauses stattfinden. Im Hinblick auf die große Anzahl der Abgeklagten und Zeugen ist mit einer Prozeßdauer von mindestens sünf Tagen zu rechnen. Der Anklage zugrunde liegt die Tatsache, daß, als am 19. November in Beidenfleth bei dem Landwirt Kühl und einem weiteren Landwirt wegen rückständiger Steuern zwei Ochsen gepfändet werden sollten, zahlreiche Bauern aus Beidenfleth und Umgebung, insgesamt etwa 200 Per» sonen, die Beamten an der Ausübung des Auftrage» dadurch hin- derten, daß sie durch brennend« Strohbünd« da» Lieh scheu machten und die entlaufenen Ochsen fortzutreiben ver» juchten. Es kam dabei zu Bedrohungen der Beamten, so daß ein« große Abteilung Landespolizei herbeigerufen wurde, die die Fort» schaffung des Viehs sicherte. Dabei kam es nochmals in Itzehoe zu neuen Ausschreitungen und schließlich auch auf dem Hamburger Schlachtviehhof, wo das Vieh versteigert werden sollt«. Di« Angeklagten werden von dem deutschnationalen Recht»- anwalt Lütgebrunn« verteidigt, der sich eben erst im Lang- kop-Prozeß durch seinen Appell an da»deutsche Gericht'" und sein Verlangen, eindeutsche » Urteil* zu fällen, ebenso be» merkbar gemacht hat, wie durch fein« Verteidigung des Ebert- Verleumders in Magdeburg . Der eben in Berlin mitbeutscher* Mild« behandelte Langkopp nutzt« die ihm gegebene Be- währaingsfrist dazu aus. gemeinsam mit dem freigesprochenen L o o f an die Angeklagten in Itzehoe das folgend« für die Lag« kennzeichnende Telegramm zu schicken: Mit unserem Herzen find wir bei den 00 treudeutschen Bauern. Haut auf den Tisch, und wenn die Welt platzt! Treu Heil! Langkopp und L o o f.* Als Rädelsführer sind jetzt angeklagt der Gutsbesitzer Koch und der Hofbesitzer Kühl, bei dem die Pfändung vor- genommen werden sollt«. Velde erklären, daß sie in großer Er- regung geraten seien, weil ihr Wunsch, chr« Steuern niederge- ichlagen zu sehen, vom Finanzamt unberücksichtigt geblieben fei. Koch gibt zu. die Bauern telephonisch zusammenberufen und ihnen empfohlen zu haben, Mistforken mitzubringen. Durch «in Feuerhorn habe er weiter etwa 150 Bauern alarmiert, die den Beamten das gepfändete Vieh wieder abnahmen. Kühl gibt zu, mit Koch den Plan zu dem Vorgehen vorher oerabredet zu haben. Ein Landbundführer Hamkens habe in einer Versammlung gesagt, er würde, wenn bei ihm wegen unbezahlter Steuern ge- pfändet würde,sich zur Wehr setzen?» Der Borsitzende spricht mit den Angeklagten reilweis« in ihrer Heimatjpvache, dem holsteinischen Platt. Dagegen erhebt der Berteidiger Einspruch und verlangt, biß ein Dolmetscher herangezogen würde. Die Verhandlung wird Mittwoch fortgesetzt. Armer Schulz! .Klapproth und ZSüfching werden Dich ansiedeln.* An da» Referat de« volksparteilichen Abgeordnete» Krieg« aber den Fall des Femeleutnant« Schulz schloß sich am Dienstag. nachmittag der Vortrag des Ministerialrat« Dr. Herrmann, der den Standpunkt de? preußischen IustiMinisteriums darlegte. Um es mit einem Wort zu sagen: Das Ergebnis war vernichtend für die beruflichen und ehrenamtlichen Schulz-Verteidiger. Das Referat zeichnete sich dadurch aus, daß Ministerialrat Herrmann weniger seine Ansicht als die protokollarisch festgelegten Aussagen der Zeugen in unzähligen Auszügen sprechen ließ. Und siehe da es ergab sich, daß der nationale Heros Schulz nach Strich und Faden Polizei, Staatsanwaltschaft. Unter- suchungsrichter und Gericht in jedem Punkte angelogen hat. Schulz hat behauptet, den ermordeten Wilms nie gekannt, vor feiner Ermordung nie von ihm gehört zu haben. Süßende von Zeugen haben bekandel. daß Schulz den Mlm» persöulich in die Schwarze Reichswehr eingefkelll Hai. daß Scholz ferner, al» die ersten UnrogclmäßigkeUeo des Mlm» bekannt wor- den. ihn verhört, daß er bann den Oberleutnant Stanllen mit der Aafertlgnng eines Protokoll» beanftragl. daß er persönlich die Rersehnag des lvilms von Döbsrlh noch Spandau , von Spandan nach Rathenow angeordnet hat. Gegen Schulz' stehen hier sogar die Zeugnisse der schwarzen Reichswchrofsiziere Schiller. Stantien» v. Senden, Budzinski usw. Erst, wenn Schulz in einem Punkt gänzlich überführt war, hat er nachträglich den bekannten Vorgang als möglich* zugestanden, nachdem er vorher die Möglichkeit glatt bestritten hatte. Di« Verteidigung de» Schulz hat vor der veffentlichkeit mit erfundenen und aus der Luft gegriffenen Behauptungen operiert. Es war der Höhepunkt der Ausführungen des Ministerialrat« Herrmann, als dieser sogt«: Man hat ganze Bibliotheken über den Fall Schulz geruckt- Man hat zahlreiche Bände über seinen Fall geschrieben. Man hat Versammlungen aller Art. Volksversammlungen und exklu- sivste Sitzungen über den Fall Schulz veranstaltet. Aber die beiden Verteidiger de, Scholz. Rechtsanwalt Lütge- brunne and Prof. Dr. Grimm, haben e, nicht für notwendig gehalten, vor der Abfassung ihrer Schrtstsäß« und Druck- schristen die 2t Lände Akten über den Fall Schulz flch auch nur anzusehen, obwohl sie als Verteidiger da» Recht dazu gehabt hätten. l Zwischenruf des deutschnationalen Abgeordneten Dr. Deer- berg:Das ist dos Unglück von Schulz gewesen!) Das sogenannte Rechtsgutachten von Prof. Grimm ist ohne Aktenkenntnis niedergeschrieben.(Zwischenruf Dr. Deer- berg«Armer Schulz!*) Weiter verlas Ministerialrat Herrmann mehr al»«in Dutzend Zeugenaussagen, durch die das Bestehen Sinei Gruppe zur besonderen Verfügung des Schulz(ZBV.) überein» stimmend bewiesen wird. Zu dieser Gruppe gehörten Klapp» roth. Fahlbusch und Büsching. gelegentlich-Umhofer. Ein Zeuge bekmchet, daß dieses Kommando ZBL. allgemein da« SKordkommando* hieß. Ander« Zeugen sagen aus. daß da« Verhältui» de» Schutz zu Klapproth. Fahlbusch und Büsching«in

W a r s ch a». S. April. Pilsndsti. der nach seiner neue» Erkrankung von» Belvedere in ei» QfsizierSlazarett übergesiedelt ist, hatte abermals mehrere tkonfereaze» mit Bartel. Es bestätigt sich, daß Präsident Moseiski seine Unter. schrift unter zwei Grnennungsdekrete für neue Minister verweigert hat. wie er überhaupt immer stärker in be« Vordergrund tritt. Wen» sich Pilsudski an die Spitze des neuen Ministeriums stelle» sollte. kSnnte das nur formelle Bedeutung habe«, well sei« Gesund» heitsznstand und seine überarbeitete.» Rer» neu ihm nur erlaube», die große« Richtlinie« der Politik festzulege«, während ihre Durchführung seiner Umgebung überlasse» würbe. Wieder einmal RegienmgSumbildung. warscha». S. April. Der Artikel Marschall pilsudski« hat die innerpallSsche Lage bedeutend verschärft. Es glll ast sicher, daß der von Minister- präfldenl Dr. Vortel und von Skaalsprästdent Mosciskl befürwortet« Sur» einer Zusammenarbeit Reglernng-Sesm mm nicht mehr wird eingeschlagen werde» können. Am 3Z. Tage der Re- gierung»krise ist die ttabinelisbildung noch nicht vorwärts gekommen. viel beachtet wurde, daß amtlich die Absicht einer Konferenz Vllsudski-Slaatspräjiden» Varlel nachdrücklich bestritten wurde. Da« regierting» freundlich,' plattSurs er poranny* macht Stimmung für ein Kabinett unter Leitung Switalski». de» jetzigen Unter- richtsminister». Er All al» Exponent der parlamenlsselndliche» und halbfaschistischeuObersten- Gruppe". Gerüchte wollen wissen. daß sich der Staatspräsident gegen eine Regierung

ganz anderes gewesen sei» als zu der übrigen SR. Leutnant S ch ö l« r bekundet,'daß die anständigen Teile der Schwarzen Reichswehr vergeblich oersucht hätten. Schulz und seinen Anhang von der Schwarzen Reichswehr zu trennen. Klapproth« ständige Redensart war nach fünf übereinstimmenden Aussagen: Zwei Schüsse in den Hinterkopf, dann muckt ein Kerl nicht mehr. Soldat«, ine etwas ausgefresien hatten, wurde angedroht: »Ra. Klapproth und Büsching werde» schon kommen und dich an- siedeln." Damit war Erschießen gemeint. Ministertalrat Herrmann stellt« fest, daß die Anstiftung durch Schulz tatsächlich erwiesen ist. Er macht« auch darauf aufmerksam, daß durch die Aussage des Fahlbusch, der»ach Deutschland unterwegs ist, virtlacht eine ganz neue Situation entstehen könne.

Oer Wohnungsbau. Schwerste bedenken gegen Kleiastwohnungen. Im Reichstag sausschuß für das Wohnungswesen stellt-«in Regiekungsvertreter aus eine Anfrage eines Kommunisten hin rich- tig, daß die Nachrichten über Abstriche an den Wohnung»- b a u m i t t e l n im kommenden Etat falsch seien. Der Ausschuß beriet dann über die Richtlinien für den Woh- nungsbau. Dabei wurde ein Antrag LipinskI(Soz.) o n g e- nommen, der die schweren Bedenken gegen Kleinst» wohnungen zum Ausdruck bringt. Entsprechend diesem Antrag lauten die Richtlinien nun zu diesem Punk««.Fileinstwohnungen sind nur zuzulassen für vorübergehende Benutzung (Unterbringung von Exmittierten), wtnn Spielplatz und Tagesunter- kunst für die Kinder gesichert ist, für Alters- und Ledigenheime. Für Familien mit Kindern muß die Wohnfläch« mindesten» 18 Quadratmeter betragen, für kinderreich« Familien muß die Wohnfläche größer fein." Gumanfki ausgewiesen. Der Polizeipräsident teilt mit: Der in der Fälschersach« Ortoff festgenommene russische Emigrant Alerander Gumanski ist nach Bekanntgabe de« Au«- weisuugsbefehl» entlassen woben.

Switalski ausgesprochen habe. Da» gleiche platt empfiehlt al» Minister für soziale Fürsorge Oberst Kolloacay bzw. den Kabinetechef pilsudski», Oberst p r y st o r.Snrjer porauny" be- hauplet. daß Dr. Switalski bereits den Auftrag«halte» habe, eine Regierung zu bilden. Die Tragödie Polens . Warschau . S. April. Die Oppositionspresse nmnnt angesichts der Zensurverhältnisse zu dem Artikel Pilsudskis nur sehr vorsichtig Stellung. Der sozialdemokratische.Mob otnik" nennt den Gedanken des Staats streich« ebenso-wie den Artikel Pilsudskis die TFNSuiktic Polens . Polen könne sich keine Experimente leisten, weder vom wirtschaftliche» nach vom internationalen Standpunkt. Zu entscheiden habe der Staatspräsident, der gegenüber dem Land und der Geschichte die gesamte Verantwortung trage, Di« polnisch« Sozialistische Partei werde jedeirfalls keinen Drohungen weichen. DieGazeta Warszawska" veröffentlicht eine Entschließung de» Obersten Rates des Nationaldemokratischen Partei, in der festgestellt wird, daß der. wie schon der Titel besage, von emem Kranken oerfaßte Artikel mit Rücksicht auf seinen Inhalt und seine Form keine Antwort erfordere. Der Oberste Rat gibt jedoch der Ueberzeugung Ausdruck, daß schon die Deröffent- l i ch u n g einer derartigen Auslassung den Interessen und dem Ansehen des Staates Abbruch getan habe. Während ssch die gemäßigten Regierungsblätter eines Kommen- tars enthalten, scheinen die radikalen und Boulevardblätter über Ton und Inhalt sehr erfreut. So schreibtGlos Prawdq". daß Pilsudski angesichts der Scharen der sich breitmachenden Schädlinge zur Züchtigung habe schreiten müssen.

Hugenbergs Reichsreform. Absage an de« Lutherbund. Der Pcrrteivorstanid der Deutschnationalsn Doltspartei Hot am Dienstag das Programm Hugenbergs über eine.Iieichsrefovm" angehört und hat ihm selbstverständlich zugestimmt. Hugenberg verwirft das Programm des Lutherfchsn Er- Neuerungsbundes. Er will die Reichsverfassung ungefähr der Bis- marckfchsn Verfassung angleichen. Die Hauptpunkte sind: Aufhebung de» Artikels 51 der Verfassung, Personalunion der Rsichsregierung und der preußischen Regierung, Uobertragung sämtlicher Iustiz- und Kultusangelezeicheiten. wie der gesamten inneren Verwaltung an die Länder, während der Schwerpunkt der wirtschaftlichen Mi- nisterien m das Reich gelegt werden soll. Gleichzeitig soll die Reichs- und Staatstäligkeit auf dem Gebiet der Wirtschaft weit- gehend abgebaut werden, demzufolge sollen zusammengelegt werden, Reichswirtschoftsministerinm, Reichsarbeitsministerium, Reichsoerkehrsmmisterium und Reichspostministerium. Dieser sogenannte Reformplan ist ein« Mischung au« monar- chistifchen Tende�en, Bismarcks chen Verfassungsgedanken und Dog- men des Manchesterliberalismus.

petroleummagna» Sinclair muß in» Gefängnis. Da» oberste Gericht in Washington hat den Petroleummaonaten Sinclair zu drei Monaten Gefängnis wegenBeleidigung de» Senates" verurteilt. Sinclair hatte sich bekanntlich immer wieoer geweigert, vor dem Senat zu erscheinen, um über den Petroleumskandal von Teapot Tome auszusagen. Lei Kabul uolgelondel sind fünf Fokkerflugzeuge unter t ü r- t i j che r und russischer Flaaae, Mitglieder der türkischen Militär- Mission in Afghanistan und russische Konsularbeamte an Bokd. Die Flieger und die Passagiere,, die unverletzt sind, wurden vor- läufig von Nadir Khan festgenommen. Dle Pilgerfahrt noch Mekka verboten hat die Irakregierung zur Antwort auf den letzten Einfall der Wahabiten, in deren Gebiet Mekka liegt. Ungeheure» Aussehen, denn seit Jahrhunderten do- erst« solche verbot eines Moslemstnates.