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Mittwoch 10. April 1929

Unterhaltung unö AVissen

Beilage des Vorwärts

Stichard Muldschiner: Itfl0

Ich bin in fremd«r Stadt, lese im Kaffeehaus Irgendmelche Zeitungen, die auf dem Marmortisch gelegen haben, alle Ding« um mich herum bleiben fern, uneindrin�lich, kalt wi« die Wintersonne draußen, die die Berg« weih und schattenblau macht, ich begreife, was Einsamkeit ist, da» Nichtszutunhaben mit einer zufälligen Um- weit, die schemenhaft bleibt, unbefeelt wie dieser Marmortisch im Kasfechous, wie diese anderen Zeitungsleser, diese kortenspielendcn Gerichtsbeamten und Bankkassierer, diese hübschen oder unhflbschcn Damen, die wichtige Gespräche miteinander führen oder in Mode- journalen blättern und Kreuzworträtsel lösen, wozu sie sich den Blei- stift von der Kellnerin auslcihen. Menschen kommen uirt) gehen. man hört das leichle Klirren von Billardbällen, auf der Straße draußen ist die Stunde des stärksten Verkehrs, und ich sitze in einem lebhaften Kaffeshaus und Zeitungen aus ollen Gegenden des Lande» wollen zu mir sprechen und doch, die» hier ist tiefste verlorenste Einsamkeit und kein Hall eines vertrauten Lebens dringt bi» zu mir. Ich-laste die Zeltung sinken, sie sagt mir nichts, ich beginn» mich wieder Im Saal umzuschauen: da tritt ein älterer Herr mit Brille und Hängeschnauzbart ein, gibt Hut und Mantel der Kellnenn, bestellt, setzt sich an einen kleinen Fenstertisch, der gerade frei ge- worden ist, greift nach einer Zeitung, läßt sie wieder sinken, putzt bedächtig die Brille, mustert die anderen Gäste unauffällig kurz, einer, dem man anzusehen glaubt, daß er sich behaglich suhlt Ein Mann, denke ich, der sich nach erfolgreichen Geschäften oder Amis- jähren zur Ruhe gesetzt hat und nun, wi« jeden Nachmittag, seinen Braunen trinkt, von der Kellnerin, seiner Kellnerin, aufmerksam bedient. Er hat den Kopf mit der großen Matz« bedächtig über die Kaffee- taste geneigt, und da, ganz plötzlich, erkenn« ich ihn. Und meine Einsamkeit wird gering und unbedeutend neben der Einsamkeit,'n der dieser leben muß. Denn da» ist Anton Burghauser, mit dem ich einmal zusammen in die Schul« gegangen bin. der langweilige Anton, der Musiker lverden wollte und Postbeamter wurde und sich mit 35 Jahren pensionieren ließ, weil er ein bißchen Geld geerbt hatte. Er lebte meist in einer großen deutschen Stadt, gönnte sich nur da» .Kaffeehau, oder ein dilliges Konzert. Und dann gab er Klavier- stunden, weil es doch auch ein paar Mark einbrachte. Al» ich das letzt« mal von ihm hörte, ersuhr ich, daß«in Geschick ihn ereilt hatte, von dem ich ihn. den bürgerlich engen und frömmelnden Mann, weltenweit entfernt geglaubt hätte. An seinen Klavierschülern, Knaben der unteren Gymnasialklasten, hatte er sich oergangen. Au« Freud « an der Musik wollte er seinen Unterricht für ganz billiges

Geld geben, hatte er den Ellern gesagt, di« einen Klavierlehrer suchten. Aber dann kam das Ende drei Jahre Gefängnis. Nun saß er hier im Kaffeehaus, auch er in der fremden Stadt: zu Hause, wo jeder van ihm wußte, konnte er wohl nicht mehr leben. Die Großstadt, die seinen Sturz au» der Dürgerlichkeit in da» Elend gesehen hatte, war ihm wohl zu sehr mit diesem Sturz verquickt! nun lebte er hier, aus dem halben Weg von der Stadt seiner ehe- matigen Wahl zur Heimatstadt, ausgestoßen von beiden, ein Ein- jamer. gewiß so methodisch, wi« er im Gefängnis gelebt hatte, wo er sich musterhaft führte, so daß man ihn mit Schreibarbeit beschäftigt«. Sollt« ich zu ihm hingehen und ihn begrüßen? Warum nicht einem Unglücklichen vielleicht eine Freud« machen? Er war gewiß sehr einsam, hier auf der Schwelle zu zwei Heimaten. von denen er kein« mehr betreten konnte. Wo er immer in der' Angst leben muß!«, daß einer, der ihn sah. stutzte und den Kopf wegwandte. Sollte auch ich den Kopf wegwenden uist» tun, als wüßte ich nicht. wer da drüben saß und seinen Kaffee trank? War dies Gesicht eines alternden Mannes nicht bloß, weil es so lang« die Sonne nicht gesehen hatte? Lagen nicht Schatten auf der gefurchten Stirn? Gingen di« schwermüttgen Augen nicht unstet hin und her? War das nicht ein Gezeichneter? Ich stand nicht auf. ihn zu begrüßen, ich hiell meine Zeitung höher vors Gesicht und warf nur verstohlene Blicke zu ihm hinüber. Er trank seinen Kaffee mit sichtlichem Behagen, er hatte seinen Frieden mit der Welt gemacht, er genoß die Freiheit, die ihm Kaffee- Haus, Zeitungen, di« beflissene Aufmerksamkeit einer Kellnerin wieder erschlossen hatten. War er dort drei Jahre lang in der Ein- samkeit gewesen, so war er hier ein Mensch. Mensch wie ein anderer, solang« man nicht wußte, wer er war. Hatte er mich auch erkannt? War in seinen Augen, die vorhin das Lokal überschauten, nicht eine gedankenschnelle Frage aufgeblitzt? Ein Erschrecken? Sollte ich eine Panik In diese Einsamkeit hinein- jagen? Ich tonnte ja so tun, als wüßte ich von nicht». Oder, wenn er selber von seinem Elend sprach, tonnte ich sagen, daß ich die Ding« vom ärztlichen Standpunkt au» ansähe, daß ich ihn nicht bürgerlich werten wollte... aber dann würde ich seine Langeweile wieder und wieder ertragen müsten, wenn ich ihn irgendwo traf. Und so sehr ich erschüttert seine Einfamkell fühlte, ich konnte ihm doch nicht die Hand geben. Und Ich zahlte und ging, mit einem feigen, kleinen Umweg um seinen Tisch, anscheinend unbefangen und ahnungslos mein«» Weg», um mein« Einsamkeit weiter zu tragen und ihm die sein« nicht zu nehmen.

WkolM Jlranyofi:

Man wird sich noch an den sonderbaren Fall von tS2ti er- inn«rn. al- Dr. Hmick,«in Privatgelehrter von Namen, wegen um- fangretcher Diebstähle von Dokumenten und Handschriften in den verschied« n«n staatlichen Archiven verhaftet und verurteilt wurde. E» stellte sich hierbei herau», daß Dr. Hauck ein leidenschaftticher Sammler von diesem Zeug war. und ein unwiderstehlicher Zwang ihn dazu verleitet hatte,«in Verbrecher zu werden. Dreißig Jahr« lang hatt« er di«» gesetzwidrige Handwerk betrieben. Und doch, w«r hätte ihm seine Sympathie versagen können! Wer begriff es nicht, daß«s sich hier um«ine Leidenschast handelte, die eigentlich dazu da ist, unseren Kulturhunger zu stillen! Ein anderer Fall, der de» Rittmeisters a. v. v. Reihe, der au« dem öffentlichen Münzkabinett in Weimar Münzstücke entwendete, und zahlreiche andere Fälle der Kriminalgeschicht« zeugen dafür, welch« Roll« die Sammelleidenschaft in dem menschlichen Leben spielt. Gibt e» überhaupt Menschen, die nicht sammeln? Bewußt od«r unbewußt, systematisch oder wahllos, konsequent oder nur au» einem gewisten Anlaß? Und gibt«» einen Gegenstand, der unter Umständen nicht da» Objekt einer Sammelwut werden könnte? Wo ist aber die Grenz« zwischen dem Normalen und Sonder- baren? Niemand wird eine Jnsektensammlung für sonderbar halten. Jedoch, wenn man härt. daß der Londoner Rothschild sich gerade aus Flöhe kapriziert« und Expeditionen ausrüstete, um irgendein seltenes Exemplar in seinen Besitz zu bekommen, oder daß der Geograph und Naturforscher Moritz Wagner mir kleinste Mstelköfer sammelte, und daß Lord Welsingham 280 000 Exemplare von Kl-i»schm«tterling«n befaß, dann findet man diese Art von Sammlungen sonderbar. Hier stehen wir«in«r weitgetriebenen Spezialisierung gegenüber und diese überspitzte Etnsettlgtett ist ein erster Schritt dazu, den Typ de» SammlerfonderUng» zu schaffen. Interessant sind solch« Obi«tte. di« trotz ihrer Wertlosigkeit g«- sammelt werden. Man darf dabei nicht vergesien, daß an sich wert- lose Gegenstönd«, dadurch, daß sie zu einer Sammlung von gewisser Vollständigkeit vereint werden. Wert erlangen können. Da lebte z. B. in Köln ein Baron Saudheim, der Sand, Erdarten und Fluß- wasier sammelte. Ein ganze« Zimmer hatt« er mit Regalen gefüllt, auf denen Nil - und Donau wo sier fein säuberlich in Flaschen stand, dann Sand au » der Sahara und schwarz« Erde vom Ganges -Ufer. Und er freut« sich«i« ein Kind, wenn er von einem Freu,»« ein neue» Fläschchen mtt Ho.hang.ho-Wasser erhielt, oder«in Neine» Kästchen mit Erde au» Spitzbergen. Ein österreichischer Ritter v. E. in Dien sammelt« Todesanzeigen und tapezierte schließlich sein Zimmer damit Ein oller Rentier au» Pari, hinterließ seiner Vaterstadt 80 000 Straßenbahn- und Omnibuskarten. di« er alle selbst abgefahren hatte. Thcaterschwärmer sammeln Theaterkarten, um stch immer an ihr« Theatererlebntss« erinnern zu können. Wein- freunde bewahren di« mit dem Datum versehenen Korten der Flaschen auf, die si« selbst ausgetrunken haben. Und lange vor dem .Kriege hörte man von«inem französischen Major, der ein« Knopf. fammllmg hatte. Mtt peinlicher Sorgsall sortiert« er täglich seinen Schatz und bald hall« er alle'MilttärknSpfe. die e, gab, in seiner Sammlung. Nur ein einziger siamesischer Milttärknopf fehlt- ihm. Jahrelang bemühte- er sich, um sich das fehlende Exemplar zu de- schaffen. Endlich gelang es einigen Freunden, es auszutreiben. Feierlich überreichten sie«»«hm und seitdem verlor er alle Freude an seiner Sammlung. Ansicktskarten sind an sich wertlos, doch 80 000 Stück, wi« sie der Buchhändler Weigert zusammenbrachte, repräsentieren«inen schöne» Wert.- Ein Lord B. hatte stch eine Sammlung von

Hundehalsböndenr emgetegt- Allerdings galt fein« Schwärmerei nicht nur den Halsböndern, von denen er ein paar Tausend besaß. sondern auch den Hunden, die sein ausgedehnte» Landgut bevölkerten. Man könnte ohne weiteres auch di« Sammlung des Maler» Amerling , der weiblichen Kopfputz aus ollen Ländern und Zeiten sammelte, als Kuriosität bezeichnen, wenn sie nebenbei nicht noch ein ethnographisches Interesse hätte. Dasselbe gilt auch für Baron Block, der Schuhwerk von historischen Persönlichkeiten sammelte. Di« Sammlung befindet sich jetzt in Dresden , und wer Lust hat, kann di» Samtpantöffelchen von sächsischen Prinzessinnen, die Galoschen Wie« londs und die Krönungsschuhe Napoleons nebeneinander sehen. Eine bekannte Berliner Dame sammelt nur die Krawatten von Dich- tern. Man sieht einen großen bauchigen Schlips von Goethe,»ine futuristisch« Krawatte von Hans Heinz Eoers und andere mehr. Bekannt ist das sogenannt« Unglücksmuseum des setzigen König» von Spanten, Alfons, der schon oft Attentaten ausgesetzt gewesen Ist Er hat sich«Inen Raum angelegt, in dem all« Werkzeuge und Gegen- stände aufbewahrt sind, dl« den König verletzt oder ihm Unglück gebracht haben. So ist z. D. Alfons einmal al» Infant ausgeglitten und hingefallen, wobei er stch eine Knieverletzung zuzog. Da hat man die Parkcttdiele, di« dos Unglück verschuldete, au» dem Boden entfernt Sie steht jetzt im Museum neben zahlreichen Dolchen, Re- volvern, Kugeln und anderen Mardinstrumenten. Es soll noch hierbei die Sammlung eines Pariser Arztes«r» wähnt werden, dt« aus sehr eigenartigen Büchern besteht. Ihre Einbände sind aus menschlichem Pergament, d. h. au» der gegerbten Haut von Hingerichteten, hergestellt Aber das gehört schon in die Schreckenskammcr«Ines Panoptikums und hat mit einer Sammlung nichts mehr zu tun.______ 3)ie Srde- ein Glücksstufall Der Mensch hat lange seine Erde für den Mittelpunkt der gesamten Schöpfung und sich selbst für ihre Krone gehalten. Solange«r glaubt«, daß sich Sonn«. Mond und all« Stern« um die Erde drehten, konnte er sich diesem stolzen Gefühl ruhig hingeben. Aber al» er dann durch di« Lehre des Kopermku» au« dem Mittel- punkt de» Wettalls geschleudert und aus einen von der Sonne ab- hängigen Planeten verbannt wurde, als sich mit den Fortschritten der Astronomie seine Kenntnis de» Weltalls zu immer ungeheueren Dimensionen ausdehnte, da überkam ihn da, Gefühl der unend- lichen Nichtigkeit. Aber di« modernst« Wissenschast gibt chm doch etwa» von seiner früheren Erhabenheit wieder. Wenn sie ihm auch nicht oerhehlen tonn, daß er und seine Erde im Weltenraum einen lächerlich winzigen Platz einnimmt, so bestätigt st« ihm doch, daß er innerhalb des Kosmos eine seltene, ja vielleicht einzigartige Aus- nahmeerscheinung ist. Di« Entstehung unserer Erde stellt nach den Forschungen der großen englischen Astronomen Eddington und Jena » einen Zufall allerersten Range» dar, ist einSpiel der Natur", wie es sonst kaum noch vorkommt. Wir blicken heute mit unseren Riesenfernrohren über die paar Tausend Sterne, die man mit bloßem Auge sehen kann, in unfaßlich wette Welten. Hat man mit den 100zölligen Fernrohren 30 000 Millionen Sterne entdeckt, so werden wir mit dem 200zölllg«n wohl bald eine halbe Billion Himmels» körper zählen können. Aber Im wesentlichen beschränkt stch die astronomische Kenntnis auf das Sternensystem, dem unser« Sonne angehört und dessen Mittelpunkt innerhalb der Eternwolken der Milchstraße jetzt sestgestellt worden ist, während es noch Myriaden von ähnlichen Sternsystemen in den Spiralnebeln gibt, deren nächster

830 000 Lichtjahre von uns«nlsernt ist. So unendlich das Weltall erscheint, so ist es aber nach allen Berechnungen doch endlich Welche Stellung nimmt nun der Mensch darin ein? Wieviel de- wohnte Welten gibt e«? Eddington in seinem neuen Werk über di«Natur der physikali­schen Welt" behandelt zunächst die Frag« der Bewohnbarkeit der anderen Planeten und kommt zu dem Ergebnis, daß nur Mars und Venu» bewohnt sein könnten. Die venu» Ist aber stet» von Nebeln und Dämpfen umgeben, und auf ihr kann sich kein dem unseren ähnliches Leben entfallen. Der Mars bietet vielleicht eher Möglich keilen, ober nach der Ansicht des Astronomen dürste sich das Leben auf die Fische beschränken, so daß also der Lachs die Krone der Schöpfung wäre. So sind schon in dem System unserer Sonne wenig Aussichten für Wesen, die uns gleichen. Wie verhält es sich aber bei den anderen Millionen und aber Millionen Sonnen, di« ja auch Planeten haben könnten? Zunächst einmal gibt es sehr viele Doppelsterne, di« aus zwei Sonnen bestehen, die sich umein- ander drehen. Diese Doppelsterne haben keine Planeten, denn ein- mal würden die Gesetze der Schwere zu kompliziert sein und dann ist da» Bedürfnis dieser Doppelstern«, sich zu vermehren, befriedigt Die große Zahl der Doppelstern« ist durch«Ine Teilung entstanden, nach der die Entstehung von Planeten unmöglich ist Jenas hat nach einem genauen Studium der Kräfte in Gasmassen, die sich um- einander drehen, di« Theorie aufgestellt, daß das normale Ergebnis einer solchen Drehung stet» die Teilung in zwei Körper, niemal» die Erzeugung einer Familie von Planeten ist.Dos Planeten- system unserer Sonne," sagt Eddington,ist keineswegs der typisch« Vorgang bei der Entwicklung eines Stern»:», ist spgar nicht ein­mal«ine Form der allgemeinen Entwicklung, sondern es ist ein Zufall, ein Spiel der Natur." Nur unter ganz bestimmten Vor- aussetzungen kann ein Stern»in solches Planetensystem hervor- bringen. Da» ist dann der Fall, wenn in einem bestimmten Augen- blick seiner Kondensserung er in die Nachbarschaft eines ähnlichen Körper» gerät Durch die Anziehungskraft werden dann ungeheure Massenmaterien au» ihm herausgeschleudert, die sich zu Planeten zusammenziehen. Ein solcher Vorgang kann sich nach Eddington nur überaus selten ereignen. Denn im Weltall gibt es ungeheure frei« Räume. Di« Dichtigkeit der Verteilung der Sterne entspricht nach seinen Berechnungen der von 20 Tennisbällen, dl« sich im Innern einer Kugel im Umfang unserer Erde befinden. Die Mög-- lichkeiten der Annäherung der Himmelskörper sind also unendlich gering, und e» gibt wahrscheinlich nicht einen Stern unter 100 Millionen, der in dem entscheidenden Augenblick seiner Entwicklung ein« solche notwendige Begegnung gehobt hat. Die Planetensysteme sind daher zweifellos äußerst seltene Ausnahmerscheinungen. Der Planet, da» Leben, der Mensch das sind innerhalb des Weltalls zufällige Erscheinungen, hervorgebracht durch den ungeheuren Reich- tum der Natur, di« Hunderttausende von Eiern und Samen vcr- schwendet, um«in Geschöpf entstehen zu lassen, und ebenso Millionen Sterne aussät, um aus einem Leben zu erwecken. Die Möglich- keiten für da» Vorhandensein olelerErden" im Weltall sind un- endlich gering: noch geringer di« Möglichkeit ihrer Bewohnbarkeit, noch geringer di« Wahrscheinlichkeit, daß sie bewohnt sind, und kaum eine ander« Erde dürfte stch In demselben Grad der Entwicklung wie die unserige befinden. Welcher Vogel fliegt am fchnetlflen? Das SprichwortSchnell wie ein Vogel" gilt ja heute nicht mehr, seitdem der Mensch im Flugzeug ein« größer« Geschwindigkeit entfaltet als der schnellst« Bewohner der Lust. Aber das Wunder de, Vogelfluges, dos die Menschen schon so lange beschäfttgt, hat dazu geführt, daß man sich phantastische Vorstellungen von der Pfeilgeschwindigleit" der Vögel machte. Genaue Messungen, wie sie Prof. Thienemann auf der Bogelwarte Rossitten bei Zugvögeln durchgeführt hatte, zeigen, daß der Vogelzug gewöhnlich kein« sehr großen Geschwindigkeiten aufweist. Der Star, der etwa 74 Kilo­meter in der Stunde zurücklegt, gehört zweifellos zu den aller- schnellsten Vögeln, wie er ja auch«in besonderer Meister der Flug- kunst ist. Natürlich kommt es auch aus die Art de, Fluge» an, und der Vogel, der vor einem Angreifer flieht, wild in der Todesnot seine äußersten Kräfte entfalten und sich sehr viel schneller fort- bewegen, als wenn er gemächlich seine Nahrung sucht oder lange Strecken aus seinem Zuge zurücklegt. Ein englischer Ornithologe. der sich weniger aus genaue Messungen wie der deutsche Gelehrt« als auf langjährige Beob- achtungen fliegender Vögel stützt, vertritt die Anficht, daß der schnellste Flieger in unseren Breiten der Mauersegler ist. Thtenemann glaubt, daß die Schwalben, diese berühmten Flug- künstler, sich nicht durch besondere Schnelligkeit auszeichnen, aber die Mauerschwalbe scheint doch den Echnelligkeitsrekord unter den ge- fieberten Luftbewohnern zu halten.Wo ich einen Wettslug zwischen Mauerseglern und anderen Bögeln beobachtet habe." schreibt der Gelehrte,da schlug er auch den schnellsten Segler, und eine noch geschwindere Art der Mauerschwalbe findet stch im Nordosten Asien ». Diese zierlichen Bogel haben direkt eine Freude am schnellsten Flug und tummeln sich in ihren Spielen bunt durcheinander, wobei der eine Immer den anderen zu überfliegen sucht. Anders Ist es bei den Staren, die nach ihnen wohl die schnellsten Vögel sind. Sie machen nicht den Eindruck mißerordentlicher Geschwindigkeit, wie die Mauersegler, sondern wirken hauptsächlich durch di« erstaunliche Ordnung und Genauigkeit, mtt der sie ihre Manöver durchführen, wobei e» scheint, wie wenn jede Schwinge sich im Gleichtakt beweg«. Der einzelne Star jedoch, der mit seinen ziemlich kurzen Schwingen dohinsaust, scheint weniger Freud« an der Geschwindigkeit zu empfinden, als eilig seinen Geschäften nachzugehen. Mauersegler und Store teilen ein« Vorliebe für Löcher und Fugen in den Ge- bäuden in den Nistplätzen und da beide recht kriegerische Vögel sind. so gibt e» zwischen ihnen ewigen Streit in der Brutzeit. Bei diesen Kämpfen und gegenseitigen Verfolgungen hält sich ihre Schnelligkeit so ziemlich die Woge, ober der Mauersegler ist doch öfters ge- schwlndee ats der plumper« Star. Der gewöhnlichen Schwalb« ist sogar dl« B a ch st« l z e, di« Im Flug ziemlich ungeschickt erscheint, an Geschwindigkeit überlegen. denn sie ist ein sehr mutiger kleiner Bursche, der beim Angriff alle Kräfte anspannt Das gleche ist bei der Kräh« der Fall, die nicht schneller fliegt als«in gewähnlicher Eisenbohnzug fährt, aber bel der Verfolgung de» Feindes erstaunliche Geschwindigkeiten erreichen kam Der Sperling, wenn er von einem Sperber verfolgt wird, weiß mit Aufbietung aller Kräfte diesem schnellen Räuber zu entgehen, und so können vpgel, die unter gewöhnlichen Umständen gor nicht sehr schnell fliegen, in Augenblicken der Gefahr ein« außer- ordentlich« Geschwindigkeit entfalten."