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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Ur. 18.

Die Lohnbewegung in der

Mittwoch, den 22. Januar 1896.

Industrie

13. Jahrg.

Mit­

Elend der Heimarbeiter und Arbeiterinnen schilderte, unter zu sprechen( Lachen und Unruhe), er selbst müsse 12-16 Stunden denen infolge der ungesunden Arbeitsverhältnisse, sowie der uns arbeiten( Lachen). Die Tarife fand er zu hoch; eine Zulage genügenden Ernährung die verschiedensten Krankheiten, besonders von 50 Pf. bis 1 m. pro Stück werde für die Arbeiterinnen Berliner Konfektionsindustrie. die Schwindsucht, weit verbreitet seien; fie gedachte auch der aus genügen( Protestruse und unwilliges Gelächter). Weiter Die Arbeiter und Arbeiterinnen der Berliner Konfektions- gedehnten Kindersterblichkeit in diesen Arbeiterkreisen und kam erklärte er: wir haben uns den Weltmarkt errungen durch industrie nahmen gestern in sech 3 außerordentlich gut zu dem Schluß, daß die in dem bekannten Zohutarif auf billige Preise( Rufe: Auf Kosten der Knochen der Arbeiterinnen). gestellten Forderungen durchaus gerecht seien, um fo Ferner wies er auf die große Konkurrenz der polnischen Arbeits­besuchten öffentlichen Versammlungen endgiltig mehr, als namentlich die besseren Sachen die durch kräfte hin, meinte auch, Berlin käme nicht allein in betracht; er Stellung zu der geplanten Lohnbewegung. Das für wirklich tief eine Lohnerhöhung veru.sachte Preissteigerung ganz gut erkannte zwar die ungemein miserable Lage der Konfektions­gehende gewerkschaftliche Bewegungen charakteristische Merkmal, die Einigkeit der Massen, trat bei diesen Versamm tragen könnten. In der Diskussion stimmte Kaufmann Arbeiterinnen an, rieth ihnen jedoch, sich vorerst mit wenigem lungen deutlich zu tage. Damit ist der im Solde des Kapitalis- Holz den Forderungen der Schneider und Schneiderinnen zu zu begnügen und mit weiteren Schritten bis zu einer anderen und billigte ihr Vorgehen. Er empfahl, mit den Unternehmern, Zeit zu warten( Rufe: Bis wir verhungert sind!) Unter mus hautirenden bürgerlichen Journalistik das Argument ent- die wohl mit sich reden lassen würden, persönlich zu verhandeln Gelächter und Protest mußte dieser Redner abtreten. Nachdem zogen, die Bewegung im Konfettionsgewerbe sei künstlich von und warnte vor einem unüberlegten Streit. Schneider der Vorsitzende Witte die erregte Bersammlung wieder den Zentralisten gemacht. Kulicke und Frau Frohmann schilderten in längeren beruhigt hatte, übernahmen es Bohne und Witte, Außerordentlich stark besucht war die Versammlung für den Reden die Verhältnisse in der Konfektionsbranche. Lektere beide Borrebner unter lebhaften Zustimmungsäußerungen Norden, die im Berliner Prater abgehalten wurde. trat unter anderem für die lebhaftere Betheiligung der der Versammelten zu wiederlegen. Herr Funke fand den Echon frühzeitig hatten aus dem Gaal die Tische entfernt werden Frauen an allen öffentlichen Angelegenheiten ein. Nachdem Tarif für Herrenkonfektion zu niedrig im Verhältniß müssen, um den zuströmenden Massen Raum zu schaffen. Die Ottilie Baader gegenüber dem ersten Redier betont hatte, zu dem der Damenkonfektion; er hielt die Bewegung der Non­Mehrzahl waren Frauen. Das Referat hatte Pfeiffer. Als daß man nicht leichtsinnig und unüberlegt in einen Streif ein- fettionsarbeiter und Arbeiterinnen zwar für nothwendig, rieth er das Elend der im Konfektionsgewerbe beschäftigten Arbeiterinnen treten, sondern zunächst eine gütliche Verein letzteren aber, ihre Existenz zu bedenken( Lachen), und wandte schilderte, die infolge der Hungerlöhne das stärkste Kontingent barung mit den Unternehmern versuchen werde, sich dann im Interesse der mitarbeitenden Arbeiterfrauen" gegen zur Prostitution stellen, brach ein großer Theil der Versammlungs- wurde die Resolution einstimmig angenommen. Errichtung von Betriebswerkstätten.( Rufe: Schluß, Schluß.) besucherinnen in Thränen aus. Nach dem außerordentlich wirkungs­Das Konzerthaus Sanssouci erwies sich als viel Dann rühmte er feine Gutherzigreit, die feine Arbeiterinnen vollen Vortrag wurde die zum Schluß dieser Berichte abgedruckte zu klein, um die herzuströmenden Schaaren der Konfektionsarbeiter abgehalten habe, in die Versammlung zu kommen.( Lachen.) Resolution einstimmig angenommen. In der Diskussion oppo- und Arbeiterinnen des Süd- Ostens zu fassen. Bereits um Witte replizirte: Soeben geht mir die nirte ein Herr Hirschfeld, früher Zwischenmeister und jetzt 8 Uhr war polizeilich abgesperrt, während die vor dem Lokal theilung daß Herr Funke feinen Arbeiterinnen bei Hefterhändler, gegen die Ausführungen des Referenten. Nicht die Meister seien die Ursache der Lohndrückerei, sondern lediglich auf und ab wogen den Massen immer mehr anschwollen. Strafe der Entlassung verboten hat, heute Abend in eine Ver­In diesem Lokal referirte Zimm. die Frauen, die sich billig anbieten, wozu sie von ihren Männern, blühende Entwicklung der Konfettion, Er sd, ilderte die fammlung zu gehen.( Große Unruhe.) Herr Schmitt ermahnte brachte damit in zur Einigkeit, wenn die Tarife durchgesetzt werden sollen. die richts thun wollten, sondern auf der faulen Bärenhaut lägen, Vergleich die jammervolle Lage der in dieser gewinn- Rowalski verurtheilte das Kritisiren der Tarife von Nicht­in den Kneipen herumfäßen und sich von den Frauen ernähren Arbeiter fachleuten und Frau Kohls wandte sich unter Gelächter und beschäftigten und Ar ließen, veranlaßt würden. Im übrigen sei es so der Weltlaufbringenden und würde immer so sein, daß derjenige, der die Arbeit vergiebt, beiterinnen, bewies die Thatsache der kraffen Ausbeutung dieser Schlußrufen der Versammlung ebenfalls gegen Errichtung von Betriebswerkstätten. Nach einem fernigen Schlußwort des Armen durch eine Fülle amtlichen und sonstigen Materials, und den Lohn zu bestimmen hat und nicht derjenige, der sie verrichtet. gab dann einen Ueberblick über die Vorarbeiten, die im letzten Referenten verlangte die Versammlung Einführung der Tarife Zum Schluß glaubte der Herr, nachdem er noch mit verschiedenen beleidigenden Aeußerungen, wie bezahlte Redner" und dergleichen Jahre gemacht wurden, um beffere Verhältnisse zu schaffen. in der vorliegenden Fassung und stellte sich einmüthig auf den um sich geworfen hatte, der Versammlung dadurch einen Schreck Zum Schluß erörterte er die aufgestellten Forderungen einzeln Boden der Resolution. Mit begeisterndem dreifachem Hoch auf einzujagen, daß er mit großer Wichtigkeit erklärte, die ganze Be- und stellte den Entscheid darüber der Versammlung anbeim. Die Bewegung in der Konfektion ging die imposante Versamm­wegung fei sozialistisch. Das Bureau hatte große Mühe, den In der Diskussion bezeichnete Zwischenmeister Pflügge lung auseinander. den Tarif für Damen Konfektion als git hoch, den Unwillen der Versammlung über dieses Gerede zu Für die in Moabit wohnenden Kollegen und Kolleginnen schwichtigen. Pfeiffer ließ dann dem Herrn Hirschfeld die der Herren- und Knaben- Konfektion dagegen für richtig. Der war eine Verfammlung nach Schmiedke's Salon einberufen. entsprechende Belehrung zu theil werden. Zum Schluß seiner Preis von 7 M. für ein glattes Jaquet des besten Genres fei Auch hier war die Betheiligung recht gut. Das Referat hatte nicht möglich( Rufe: Wird ja schon bezahit Sie haben 3 ander. In eingehender Weise stilderte er die krassen Zu Ausführungen ersuchte Pfeiffer noch die Versammlungsbesucher, feine Ahnung, wieviel Arbeit daran ist!), eine Arbeiterin stände der Konfektionsindustrie und gab die Wege zur Abhilfe beim Einkauf die Geschäfte zu beachten, wo Betriebswerkstätten tönne ja 5 Stück die Woche aufertigen.( Großes Gelächter und an. Im Anschluß hieran unterbreitete er den Versammelten die eingerichtet sind. Mit einem dreimaligen brausenden Hoch auf Unruhe.) Nur mit Mühe und nach Unterstützung des Vorsitzenden aufgestellten Forderungen, zu welchen zustimmende Zwischenrufe die Bewegung wurde die Versammlung geschlossen. Eine große Bahl der Versammlungstheilnehmer ließ sich hierauf in den Vergelingt es dem Redner, weiter zu sprechen; seine Ausführungen laut wurden. Irgendwelche Opposition machte sich nicht band aufnehmen. zeugen jedoch von so geringer Sachkenntniß, daß sie die geltend und einstimmig stellten sich die Versammelten auf den größte Heiterfeit der Versammlung erregen. Einen ergreifen- Boden der Resolution. Die zweite Versammlung für den Norden fand im den Eindruck riefen die Schilderungen eines in der Kostüm­Gründel'schen Lokale in der Brunnenstraße statt. Der polizeilich branche thätigen Redners hervor. Kostüme würden schon für wegen Ueberfüllung gesperrte Saal faßte gegen 600 Personen, 1 M. 50 Pf. pro Stück angefertigt, und denfe man, man erhalte unter denen das weibliche Geschlecht dominirte. In einem am Rechnungstage sein Geld, so würden noch von der dürftigen Um die elenden Zustände in der Konfektion in etwas zu wirkungsvollen Vortrage begründete Schulz, Mitglied der Gesammtsumme 2 Lis 3 M. abgezogen. Tie Meisterei bringe heben, hält die Versammlung an den im vorigen Jahre auf den Agitationskommission der Schneider, die bekannten, der heut nichts mehr ein; wer im Geschäft nicht gut schmieren" Versammlung zur Begutachtung und Beschlußfassung vor- tönne, befäme feine Arbeit. Weiter schildert der Redner die Zu Konferenzen der Konfektionsschneider und Näherinnen zu Berlin liegenden Tarife. Dem Vortrage folgte eine lebhafte stände bei der Ausgabe und Abnahme der Arbeit und verlangt, und Erfurt aufgestellten Forderungen mit aller Energie fest, und Diskussion, in der nur einzelne Aussetzungen an den daß auch hierin Abhilfe geschaffen würde. Frau Ja e se hält beauftragt die Agitationstommission der Schneider und Schnei Tarifen gemacht wurden. So wünschte Wiesemann, den Tarif für Damenkonfektion für nicht zu hoch; bei den er derinnen, dieselben den Unternehmern, Händlern und Meistern Vertreter der lokalen Richtung, daß auch für die Tagschneider der höhten Ansprüchen könnten Arbeiterinnen von Jaquets zu 7 M. kaum zu unterbreiten. Herren- und Knabenkonfektion ein Mindestwochenlohn von 27 M. 2 Stück die Woche fertigstellen; sie bezeichnet die Ausführungen des gleich wie bei den Büglern festgelegt werde. In diesem Sinne sprachen Herin Pflügge als verständnißlos und tritt für Durchführung Ferner wird die Rommission beauftragt, mit den betreffenden fich noch mehrere Redner aus. 3i mann erklärte bezüglich des der Tarife in der vorliegenden Faffung ein.( Stürmischer über die aufgestellten Forderungen zu verhandeln und die Ent­Damentarifs die Forderung von 1,25 M. für das minderwerthigste Beifall) Alle weiteren Redner erklären sich ebenfalls für Durchscheidung bis zum 1. Februar entgegenzunehmen. Die Ver Jaquet, wofür jetzt 50 Pf. gezahlt würden, für gänzlich unannehmbar. führung der aufgestellten Forderungen; die Arbeiter und Im allgemeinen sprachen sich indessen sonst alle Redner bis auf Arbeiterinnen sollten geschlossen dafür eintreten, denn zu ver- sammelten verpflichten sich, mit allen zu gebote fiehenden, zu­Sta strill, welcher einen Streit für aussichtslos erklärte, für lieren hätten sie absolut nichts. Darauf wurde die Resolution lässigen Mitteln für die Verwirklichung der Forderungen ein die Tarife aus. Dieselben fanden auch schließlich die Zuslim- einstimmig angenommen und die Versammlung mit dreifachem zutreten." mung der Versammlung mit dem Unterantrage Wiesemann's, Hoch auf die Bewegung geschlossen. den Tagschneidern an stelle des vorgesehenen Stundenlohnes von 40 Pf. einen Wochenlohn von 27 M. tariflich festzulegen. Ebenso wurde einstimmig die gemeinsame Resolution an­genommen.

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Für den Wedding und Gesundbrunnen wurde die Versammlung im früheren Kolberger Salon abgehalten. Hier waren schon um 8 Uhr Saal und Galerien dicht besetzt und immer noch strömten neue Wassen hinzu. Referent war Die Schneider und Schneiderinnen des Ost en 3 waren nach Chr. Bohue. Lebhafter Beifall bekundete die Uebereinstimmung dem Keller' schen Lokal in der Koppenstraße berufen, um des größten Theils der Versammiten mit seinen Aus­über die Forderungen zu berathen. Die Versammlung war führungen. Herr Abendroth warnte vor Eintritt äußerst zahlreich besucht; etwa 1500 Männer, Frauen und in einen Streit( Stufe: es iſt ja noch nicht' raud, ob wir streifen) Es Mädchen füllten den großen Saal bis auf den letzten Platz Als er den Arbeiterinnen schwaches Denfvermögen vorwarf, weil Ottilie Baader besprach unter lebhaftem Beifall in an sie sich der Tragweite ihrer Handlungsweise nicht bewußt seien, schaulicher Weise die der Arbeitsverhält- mußte er unter Schlußrufen abtreten. Herr Mattus check Entwickelung niffe in der Konfektion, wobei sie namentlich Das erklärte es für eine Thorheit, von Ausnutzung der Arbeiterinnen wichtigste, mächtigste Mann unserer Zeit. Er giebt der ( Nachdruck verboten.) öffentlichen Meinung und Stimmung die Richtung von Roman aus der Gegenwart von Tag zu Tag. Er bringt immer neues, pulfirendes Leben H. W. M. von Walthausen. in die Gesellschaft. Er belebt jeden Einzelnen, indem Eben darum müßten wir ihn uns geneigt und verer ihm Unterhaltung und damit Erholung gewährt. Er bindlich zum Hausfreund zu machen suchen." erzieht als Kritiker und veredelt den Geschmack. Es wird die ,, Den Doktor Langenberg?" nüßige Stunde zur angenehmen und doch zur belehrenden. Neues Lebensinteresse erfüllt uns, wenn die Zeitung fommt, Todesahnung beschleicht uns, wenn der Arzt kommnt. Brambach leyte das Blatt bei Seite.

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Clotilde.

Ja. Er zeigt sich sehr gefällig." ,, Weil er Deine Einladungskarten ausfüllt? Dir zu Konzerten Billete bringt, wo Du Deinen Staat zeigen kannſt-"

Ja. Er hat uns auch schon in vornehme Familien eingeführt und dafür gesorgt, daß ich und Clotilde ein­geladen wurden, weil

Nun?"

Weil er sich für Clotilde interessirt." Georgine," fagte aufspringend Brambach, fomm mir nicht damit!" Er schritt haftig auf und ab.

Ein Mutterauge sieht scharf. Bemerkst Du nicht, daß er Clotilden allerhand Aufmerksamkeiten erzeigt, nur ihr zur Liebe mir gefällig ist?"

Ich sage Dir, es ist Spionage. Ich gebe ihm mein Kind nicht. Ich selbst will Clotilde genießen, mich weiden au dem anmuthsvollen Wesen, an der keuschen Jungfräu­lichkeit und Jugendlust."

"

Und willst sie doch dem Baron in die Arme werfen?" " Das ist etwas Anderes, wenn ich den Schwiegersohn in der Hand habe, dann halte ich ihn und meine Tochter in der Nähe, um immer bei ihr zu sein." ihn liebt?"

"

Wenn nun aber Clotilde für den Doktor schwärmt?

-

" Ja, auch ich," sagte Georgine, indem sie sich zum Fortgehen anschickte, fühle eine tödtliche Unruhe, wenn ich aran denke, daß der Doktor unser Geguer werden kann. Suche ihn zu gewinnen, schone Clotilde, daß sie nicht durch ihn unfere Unthat erfährt, gieb fie ihm

Wie kommst Du plößlich darauf: der Doktor liebe Clotilden?"

Weil er gegen den Baron Eifersucht zeigte." " Weißt Du aber auch, daß Clotilde ihn liebt und nicht, wie ich glaube, den Baron?"

" Das wird sich morgen Mittag zeigen, wenn sie bei Tisch neben ihm sitzt." Mit diesen Worten verließ Georgine das Zimmer.

Brambach ging in sein Komptoir. Er suchte allmälig seine finanziellen Verhältnisse zu ordnen. Er erzählte jedem unter dem Siegel der Verschwiegenheit: durch die geheime Unterstügung sei es ihm möglich, zu zahlen, seinen Kredit wieder herzustellen und zu befestigen.

Die von sämmtlichen Versammlungen angenommene Re­

solution lautet: en gußtube in ber St

Die als Ziel der Sohnbewegung aufgestellten& or. derungen lauten nach dem Ergebniß der Versammlungen nunmehr wie folgt:

1. Anerkennung von festzusehenden Lohntarifen.

2. Errichtung von Betriebswerkstätten. Der Endtermin witd auf den 1. Februar 1896 festgesetzt.

3. Einsetzung einer Kommission zur Austragung etwaiger Streitigkeiten, welche zu gleichen Theilen aus Geschäfts­

inhabern oder deren Vertretern und aus Schneidern be­stehen soll.

4. Eine anständige, eines Menschen würdige Behandlung. Kommerzienrath Brambach", sondern er schrieb auch Ritter des Rothen Adlerordens" dazu.

Heute war er mit seinem Diener, dem neuen Haus­burschen, Jean Barbo, ausgegangen und hatte in vers schiedenen großen Geschäften Einkäufe gemacht.

Der Geburtstag seines Lieblings war morgen. Er hatte seiner Clotilde außer verschiedenen Kleinigkeiten ein schönes Kleid und einen Mantel, dazu einen kostbaren Pelz­schmuck gekauft.

Jean mußte die Packete tragen. Er imponirte Bram­bach in seiner Dienstmüße nicht nur wegen seiner robusten Gestalt und dem schivarzen Bolibarte, sondern er hörte es gern, daß Jean bei jedem Rufe und Befehle sich in Achtung" stellte und: zu Befehl, Herr Kommerzienrath" fagte.

er

Jean, dem ehemaligen Militär und Offiziersdiener war dies zur zweiten Natur geworden, allein wendete das zu Befehl" um so häufiger an, weil er wohl wußte, daß dies sein Herr gern hörte.

Mit den Worten:" Tragen Sie jetzt die Packete in mein Zimmer und holen Sie nach Dunkelwerden die Blumen, die ich ausgesucht habe", verabschiedete ihn zuletzt Brambach, worauf Jean mit dem üblichen zu Befehl" Kehrt machte.

25.

Clotilde war am Morgen ihres sechzehnten Geburts­tages überglücklich. Der Geburtstagstisch, von Georgine geschmackvoll arrangirt, glich einer kleinen Ausstellung. Das böse Gerücht, welches über seinem Hause geschwebt So reichlich war er noch nie besetzt gewefen. Clotilde wie eine schwarze Wolke, hatte sich etwas verzogen, war wurde nicht fertig mit Bewunderung, Lob und Dank. Sie mehr zur Reklame für sein Geschäft und seinen Namen ge- legte eine so unendlich reine Freude an den Tag, daß dem Ah bah! Kindliche Verehrung ist doch nicht Liebe! worden, er hatte jetzt viel zu thun und konnte, wie er sagte, sündhaften Elternpaare die Augen vor Rührung über­Das verfliegt. Was habe ich von einem Doftor, der mir jetzt manchmal etivas draufgehen lassen. gingen. mein Kind wegführt und entfremdet, dabei aber täglich so Er ging daher seltener zum Halben Sechser Klub in Auch Briefe und Gratulationen von ihren Freundinnen und so viel Frauen nach dem Puls fühlt." das Weiße Roß, besuchte vielmehr feinere Restaurants. waren angekommen und ergötzten Clotilden. Besonders aber Und was hast Du von einem Zeitungsschreiber?" Dort verzehrte er viel und gab ansehnliche Trinkgelder, ein Brief war da, den sie nicht genug lesen konnte. Was " D, der liefert mir billig das Material, mit dem ich wenn die Kellnerin ihn fleißig Herr Kommerzieurath" ihr noch nie begegnete, hatte der heutige Tag gebracht. Eie meine Zeitung fülle, von dem ich lebe" und Brambach nannte. Er gefiel sich darin, mit knopflochbebänderten war besungen worden durch ein Gedicht und zwar von nahm die Beilage der Landeszeitung" zur Hand- höre Herren und Hofmännern zu verkehren. Jedes, auch das einem Herrn. was Rügdorf darüber sagt: Der Zeitungsschreiber ist der geringste Echriftstück unterzeichnete er nicht nur mit

"

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( Fortsetzung folgt.)