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Hugo Heimann. Sie Partei grüßt den Siebzigjährigen. Laute Ehrungen hat sich Hugo Heimann   zu seinem siebzigsten Geburtstag verbeten. Dennoch bleibt dieser Tag für die Sozialdemokratische Partei   ein Festtag, den sie Mit Stolz und Freude begeht. Denn stolz und froh darf sie sein, einen Mann wie diesen zu den ihren zu zählen. Hugo Heimann ist am 15. April 185S zu Könitz   in West- preußen   geboren. Kurz nach seiner Geburt übersiedelte sein Vater. nach Berlin  , wo er bald starb. Der kleine Hugo kam zu einem Freund und Vetter des Vaters. Mortier Levy, einem alten Achtundvierziger, in Erziehung und wuchs in einem Hause am Aleranderplatz auf. Die älteste Berliner  höbere Schule das Graue Kloster vermittelte ihm das Wisien. das mit eine der Voraussetzungen für seine spätere vorbildliche Tätigkeit im Berufe und im öffentlichen Leben wurde. Er wurde Buchhändler. In Firmen von Rang er- warb er seine großen Fachkenntnisse. Diese und seine wirt- schaftliche Unabhängigkeit ermöglichten es dann dem zum Manne Herangereiften, der eine außergewöhnlich harmonische Ehe mit einer geistig bedeutenden Frau geschlossen hatte. Mit- inhaber und Älleininhaber großer Verlags- und Buchhand- lungsfirmen von Weltruf zu werden. Die Ergänzung dieser Berufstätigkeit, die stets geistige Anregungen brachte, bildete für Hugo Heimann seine pri- vate Kunstausübung. Er war in inniger Freundschaft ver- bunden mit Künstlern von Namen und musiziert« auch selbst in vollendeter Art bis ins Mannesalter hinein, bis 1899 die Kommunalpolitik und dann die große Politik ihn völlig in ihren Bann zogen und all seine Kraft absorbierten. In ihren Anfängen waren Hugo Heimanns politischer Sinn und politische Erkenntnis geweckt worden durch seinen Vormund, den verständnisvollen Berater seiner Jugend, Mortier Levy. denroten Levy" und dessen Freund Johann I a e o b y. Später trat in diesen Kreis auch Paul Singer  . Durch ihn und durch August Bebel   beide lebten bis zu ihrem Tode in enger Freundschaft mit der Familie Heimann erhielt Hugo Heimanns Bekenntnis zum Sozialismus offizielle Form. Selbstlos hat er für die Partei, für khre großen Ziele vor allem auch auf dem Gebiete der Volksbildung gearbeitet. Als eines der sinnfälligen' Zeichen hierfür feh die von ihm errichtete große Berliner V o l k s bi b l i o t h e t und Lesehalle in der Adalbertstraß« mit ihren prächti- gen Beständen erwähnt. Er übereignete sie später der Stadt, zu deren wertvollsten Büchereien diese Hugo Heimann'sche Stiftung jetzt. gehört. Sein umfassendes Mgemeinwissen, seine kaufmännischen Kenntnisse, seine auf weiten Reisen nach England, Indien  , Aegypten  . Algier  , der Schweiz  , den nordischen Ländern usw. erhaltenen Eindrücke und gewonnenen Erfahrungen ver- liehen Hugo Heimanns Wort Wert und Geltung, wenn die Führer der. Partei wie oft feinen Rat verlangten. In den schwersten Sturmzeiten der Partei war er m vielfacher Beziehung ihr getreuer Ekkehard, sein mit hohem Kunstsinn gestaltetes Heim«ine ArtHauptquartier*, das als solches nur ganz wenige Eingeweihte kannten. Hugo Heimann schuf in großzügigster Weise die Mög- iichkeiten für eine auch zahlenmäßig bemerkbar werdende Er- Weiterung des sozialdemokratischen Einflusses im Berliner  Rathaus, in das er am 4. Januar 1900, also vor rund drei Icchrzehnten, eingezogen war. Heut« ist er der dienst- älteste Berliner   Stadtverordnete. Er wurde als Paul Singers Nachfolger Führer der Berliner sozialdemokratischen Stadt» verordnetenfraktion und blieb dies rund 20 Jahre hindurch, bis er nach einem kurzen Wirken im preußischen Abgeord- netenhaus der Vorkriegszeit in die Nationalver- s a m ml u n g und dann in den R« i ch s t a g gewählt wurde. In einer wohl von allen Fraktionen des Reichstags aner- kannten geradezu mustergültigen Weise leftet er vornehm und sachlich, wie es seinem Wesen entspricht, den Hauptaus- s ch u ß, dessen Arbeitsorganisation er durch seine überragende Sachkenntnis maßgebend beeinflußt. Wahrlich ein Leben, ganz dem Dienste für die Allgemeinheft, ganz den Interessen der Notleidenden gewidmet! Der Proletarier, der sich der Gewerkschaft, der Partei anschließt, erfüllt eine Selbstverständlichkeit, die den Gesetzen seiner Klasse entspricht.''' Der aus bürgerlichem Milieu Stammende, dessen Lebens- grundlagen ihm Freiheit, Unabhängigkeft und maßgebenden Einfluß in seinenKreisen* sichern, wird sich nur bewußt zum Sozialismus bekennen und wie Hugo Hermann in ihm aufgehen und für ihn arbeiten können, wenn sein Denken und Fühlen volkstümlich gesprochen: sein H e r z ihn hierzu bestimmen, ihn bestimmen. Glied des Ganzen zu werden, persönliche Portelle und.Karriere* zurückzustellen. Ein solches Bekenntnis ist an sich hoch genug zu werten. höher noch aber, wenn ein Leben erfolgreichster Arbeft.«in
Litauische Lockspitzelei.. pletschkaitis aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen.
Sowao, lZ. April. Di« voltssozialistischenLietuvos Zinios* geben eine Meldung des in Wilna   erscheinenden sozialistischen   Emigrantenorgon»Pir- inyn* wieder.' Danach ist Pletschkatkis aus der wllnaer Gruppe der Soziallsten ausge- Massen worden, und zwar, weil er als geheimer ZNitarbetter der Kowuoer politischen Polizei entlarvt worden sei. Pletschkaitis habe das Schreiben an die Kownoer Sozialdemo. traten, das einen der Hauptgründe der Sozialistenverhastungen bildete, im Einvernehmen mit der Kownoer Polizei oerfaßt, um3JI ateriol' zu liefern, dessen sich die Polizei im Kamps gegen die Sozialdemokraten bedienen konnte. Man erwartet in den nächsten Tagen weiter« eingehendere Enthüllungen. Auf Per- fügung des Innenministerium» sind von den verhafteten Sozial-
demokraten mehrere wieder freigelassen worden, u. a. die ehemaligen Sejmabgeordneten Waiseta und Radis  . Wie ver- lautet, will ein Teil der freigelassenen Sozialisten nach.Süd« a m« r i t a auswandern. Pletscha itis war sozialdemokratischer Abgeordneter. Als di« Aufftandsversuche gegen den- Faschistenputsch der Smetona  , Woldemaros, Plechavitius usw. gescheitert waren, flüchtete Pletsch- kaitis mit anderen vor der Rache der Faschisten nach Wilna  . Bon dort aus oersuchten sie einen Einfall nach Litauen  , der sofort zurück- geschlagen wurde. Ob etwa jener Einfall, der dem Faschisten- regime den Anlaß zu neuen Verfolgungen gab, auch schon im Ein- Verständnis mit der Polizei unternommen war, ist fraglich. Die materielle Lage des Pletschkaitis war damals so. daß er irgend- welch« Einnahmen nicht zu haben schien.
Leben steter Opferwilligkeit wie das Hugo Heimanns es versinnbildlicht. Bor Iahren ehrte die Stadt Berlin   sich, indem sie Hugo Heimann das Ehrenbürger re cht verlieh. Gewiß,«ine reinoffizielle* Aeußerlichkeit! Bedeutungsvoll aber immer- hin ist die Tatsache, daß«in Sozialdemokrat in der Hauptstadt der deutschen Republik diese Ehrung erfuhr, bedeutungsvoller noch durch die Persönlichkeit Hügo Heimanns, die allein die Voraussetzungen hierfür schaffen konnte. Die Redaktion desV o r w ä r t s* verehrt in Hugo Hei- mann ihren ausgezeichneten Mitarbeiter, der ihr stets seine unentbehrliche Sachkenntnis auf dem Gebiet des Etats- wesens und des Etatsrechts zur Verfügung gestellt hat. Sein Name steht hier in der vordersten.Reihe derer, die dem Zen- tralorgan der Partei in allen politischen Kreisen Beachtung und Achtung erzwingen. Genosse Heimann lebt der Ueberzeugung, daß der ein­zeln« nichts, die Sache der sozialistischen   Arbeiterbewegung alles ist. Wir lassen seine Ueberzeugung gelten mit der Einschränkung, daß man den Wert einer Sache auch an den Menschen erkennen kann, die sie vertreten. In diesem Sinne ist sein Ehrentag auch ein Ehrentag der sozialistischen   Arbei- terbewegung, der Sozialdemokratischen Partei. Es muß etwas Großes um eine Sache sein, der ein Mann wie dieser alles gegeben hat und noch täglich mit Freuden gibt, was er kann und ist! Berlin   graiulieri. Genosse Hugo Heimann hat zu seinem 70. Geburtstag alle öffentlichen Feiern abgelehnt. Di« städtischen Körperschaften hoben sich darum daraus beschränken müssen, folgendes, von Oberbürger- meister Böß unterzeichnet« Schreiben an ihn zu richten: Sehr geehrter Herr Ehrenbürger!» Zum heutigen Tage, an dem Sie Ihr 70. Lebensjahr in körper- ticher unh gxistiger Frische vollenden, brisen auch pir Ihnen, zu­gleich namens der städtischen Körperschaften, mtzer« hqzvchstep und rnöflnfken Ylückwünlche dar. v: v t i Dankbaren Herzens gedenken wir heut« der verdienst«, die Sie sich in treuer Hingabe an das Allgemeinwahl seit nahezu drei Jahrzehnten durch Ihre selbstlos« Arbeit w den ver- schiedensten vom Volke zu vergebenden Ehrenämter» um die Stadt Berlin   und das Wohl chrer Bürger erworben haben. Wenn auch di« Stadt dies« Verdienst« durch die höchste Ehrung, die sie oergeben kann, bereits gewürdigt hat, so bietet doch der heutige Tag zu einem Rückblick willkommenen Anlaß. Und dieser Rückblick muß nicht nur Sie, sehr verehrter Herr Ehrenbürger, sondern alle, die Ihnen nahestehen, mit innerster Befriedigung erfüllen: spiegelt sich in ihm doch ein an Arbeit und Erfolgen reiches Leben wider. Stolz war Ihr Ausstieg vom Handlungsgehilfen zum Älleininhaber eine» großen Verlages, vorbildlich Ihre Pflichttreue, mit der Sie sich in den Dienst der eigenen politischen Ueberzeugung stellten. Vielerlei waren die Aufgaben, die Ihnen aus Nr« politischen Laufbahn zufielen, und allezeit sind Sie hierbei av eiu ausrechter Mann von vornehmer Gesinnung be- funden worden. So sahen wir Sie in vergangenen Tagen als Stadtverordneten und Landtagsabgeordneten die> Interessen des arbeitenden Volkes wahrnchmen, so sahen wir Sie nach der Staatsumwälzung als Lolksbeauftragten für die Stadt Berlin   mit Geschick und Umsicht bemüht, in den Tagen der größten Verwirrung nicht wieder Gutzumachendes abzuwenden. Als Mit- glied der Rationalversammlung waren Sie mit am Werke, dem deutschen   Volke ein wohnlich Haus zu zimmern, und so sehen wir Sie auch heute noch als Reichstagsabgeordneten und Stadwerordne. ten rastlos tätig. Die Klugheit und Geschicklichkeit,.die tiefe Menschen» kenntni« und das warme Herz, mit denen Sie jedes Ziel
im öffentlichen Leben angestrebt haben, hat Ihnen so manch«» großen Erfolg gebracht, auf den Sie stolz sein dürfen. Aufrichtig wünschen wir deshalb am heutigen Tage, daß«s uns vergönnt sein möge, Sie noch viele Jahre. iu ungebrochenem Schaffensdrange zum Wohle der Allgemeinheit tätig zu sehen. Glückwunsch der Stadtverordnetenfraktion. Die sozioldemorratische Stadwerordnetenfraktion richtet« an Hugo Heimann dieses Telegramm: Die sozialdemokratisch« Berliner   Stadtverordnetenfraktion grüßt Sie, lieber Genosse Heimann, heute als Siebziger. In emer be° sonderen festlichen Veranstaltung hat sie Ihnen Dank und Der- ehrung zum Ausdruck bringen wollen. Sie bedauert, dies nicht tun zu können, da Sie nicht in Berlin   anwesend sind. Ihr Leben erfolgreichster Arbeit, steter größter Opferwilligkeit ist wahres Sinnbild des Bekenntnisses zum Sozialismus. Der kvmmu- nalen Parteiarbeit in Berlin   haben Sie durch den überragenden Ein- fluß Ihrer Persönlichkeit Ziel und Richtung gegeben. Ihr einfluß- reiches kommunalpolitischcs Wirken hat die jetzt erst unter freiheit- licheren Verhältnissen ermöglichte Lösung großer, für die Stadt Berlin  bedeutungsvoller Probleme.vorbereitet., Am heutigen Tage empfindet die Stadtperordnetenfrattioft in erhöhtem Maße die große Feeude, Sie zu ihren Mitgliedern zählen zu dürfen. Möchten Sie doch, lieber Genosse Heimann, der Fraktion noch recht lange als Vorbild-und Führer erhalten bleiben. ____ Fla tau/ Hindenburg   an Koch-Weser  . Einführung deck Reichsgerichtspräsidenten. Der Reichspräsident hat an den scheidende» Reichsminsster her Justiz Koch-Weser   das nachstehende Schreiben gerichtet:; .Ihrem Antrage um'Entlässung aus dem Amte des Reichsministsrs der Justiz, das Sie im Juni vorigen Jahres, um eine ausgetretene Lücke auszufüllen, übernommen haben, habe beifolgenden Erlaß �cherZgier-M für irit-'wett* ____...______ >Wfttzminister wie als Mirglift»' det ReichsveKeruNg«8h. rend Ihrer Amtszeit geleistet haben Ich gedenke hierbei besör»- ders der groheu Förderung, die die Sirafrechtsreform durch Sie erfahren Hot. Mit meinem Dank für ihre Arbeit«er» binde ich meine aufrichtigen Wünsche für Ihr persönliches Wohl» ergehen wie für Ihr weiteres Wirken.' Am Sonnabend vormittag hatte der bisherige Reichsjustiz. minist« Koch   als seine letzte Amtshandlung die feierliche Ci.n- führung de» neuen Reichsgerichtspräsädenten Bumk« tn Leipzig vollzogen.______ Vor der neuen Abrüstungsiagung. Eine deutsche Oenkschrifi Überreicht. Geuf, 11. April. fElgevberichl.) Dem Vorsitzende» d« vorbereitenden AbrSsiuagL-. kam m issio» Ist von dem deutschen   Kommissionsmitglied Gras Lee v-st o r f f zur bevorstehenden Tagung eine schriftliche Stellung. nahm? unk« dem TitelBemerkungen zur S. Tagung de» vorbereitung»au»schusses* übermittelt worden. Der Inhalt dies« Denkschrift wird»ach ihrer Zustellung au die Mitglieder der Abrüstuugskommissioo o«öfsentlicht werden. Aus den nordamerikanischen Ozeaudampsern sollte der Schnaps- suff wieder eingeführt werden, und zwar hinzu nach Europa   knapp mitMedizinalkohol*, zurück unbeschränkt. Dagegen kündigen die Alkoholgegner im Senat ver USA   für nächste Woche Antrag«»». die dm Verkauf von Spirituosen auf amerikanischen   Schiffe» vor» bieten sollen.
Rationale Freunde des Frauenwahlrechts.
LSTO:Was- in die Versammlung wollt Ihr Weiber lavsen,- Zhr seid wohl total verrückt geworden!- Die Frau gehört ins Hans, hat der Kaiser gesagt. -~ Dabei bleibt-'."
Wohin sollten wir auch kommen, meine Herren, wenn das Weibervolk gar anfängt, sich in die Politik einzu- mischen?- Lange Haare, kurzer Verstand- so hats schon immer geheißen.*
i929:Minna, Guste, was, noch nicht gewählt?- Auf, raus, an die Wahlurne, marfch-marfchZ! Auf jede Frauenstimme kommt es an, damit unser nationaler Kandidat gewählt wird!*