Erregte Premiere. Die Giudio-Aufführung„Loses" in der Volksbühne.
Als der Vorhang über der Zeittragödie.Loses" gefallen war :>nd begeisterter Beifall die Darsteller immer wieder vor die Rampe rief, erschien mit allen Zeichen der Empörung und Aufregung die Verfasserin Eleonore Kaltowska und legte in flammenden Worten Verwahrung gegen die Form der Aufführung ein. Man habe gegen ihren Willen Szenen gestrichen, die überaus wichtig feien. Darauf erhob sich im Zuschauerraum ein ungeheurer Lärm mit Rede und Widerrede. Ein eigenartiger Vorgang, daß ein Dichter am Schluß einer erfolgreichen Vorstellung gegen sie Protest einlogt. Auf die inneren Gründe des Vorfalls wird noch ein- gegangen werden. Die Mittagsveranstaltung der Volksbühne fand unter dem Protektorat der„Liga für Menschenrechte" statt. „Josef" ist die Dramatisierung des Falles Iakubowski, des russischen Landarbeiters, der im Jahre!926 in Mecklenburg-Strelitz unschuldig hingerichtet worden ist. Wie Eleonore Kalkowska angibt, stellt das Stück einen Versuch dichterischer Reportage dar. Sie rollt also die traurigen Vorgänge, die zur Verurteilung des armen Russen geführt haben, mit allen Einzelheiten auf. Man muß schon sogen, mit zuviel Einzelheiten. Sie greift sehr weit zurück: das Drama beginnt, als der kleine Ewald Rogens, dessen Tod Iaku- bowski den Kopf kostete, noch gar nicht auf der Welt ist. Josef, der ehemalige russische Kriegsgefangene, glaubt in dem nstpreußischcn Dorf eine neue Heimat gefunden zu haben. Er glaubt es, obwohl er von seinen deutschen Arbeitskameraden wie der letzt« Auswurf der Menschen behandelt wird. Für sie ist er das dreckig« polnische Schwein, das nicht in ihre Reihen gehört. Er aber bringt eine rührende Anhänglichkeit für jeden auf, der ihm einmal ein gutes Wort gegeben hat. Er glaubt an Deutschland und an Deutschlands höhere Zhiltur. Dieser reine Kinderglaube wird ihm zum Ber- hängnis. In der felsenfesten Ueberzeugung seiner Unschuld führt er die Verteidigung nicht mit der Hartnäckigkeit und Ueberzeugungs- kraft, die bei der Leichtfertigkeit der mecklenburgischen Justiz nötig gewesen wäre Das Drama endet mit dem Gang des armen Delinquenten zum Richtplatz. Das Stück der Kalkowska ist eine Tat, weil die Gleichgültigen aufgerüttelt werden, weil dieser schändliche Fall von neuem gegen die grausamen Methoden der Justizmaschinerie aufbegehrt, weil das Verbrechen der Todesstrafe wieder angeprangert wird.„Josef" rt eine Reportage, aber eine schlechte. Unwesenlliche Umstände des wirklichen Tatbestandes sind mit behaglicher Breite, wesentliche nur gestreift angeführt. Ob das Stück eine dichterische Repor- t'ge darstellt, ist zweifelhaft. Bei der Kalkowska ist Josef ein n jerirdifch guter Mensch ohne Fehler, soine Gegenspieler sind alle i'ineine Schufte. Das ist eine zu primitii'e Ausfassung dichterischer Gestaltung, die um jeden Preis der Tendenz zum Siege verhelfen r ill. Wenn das Drama einen Sturm der Begeisterung in der Lluffllhrung der Volksbühne erfahren hat, so hat das Verdienst
daran Ernst Karchow , der Darsteller des Josef. Cr hauch der papiernen Rolle echtes Leben ein und umgibt sie mit einer Inner- lichkeit, die erschüttert. Cr ist ein großes vertrauendes Kind, die ergreifende Verkörperung der Bescheidenheit und der Güte. Auch die übrigen Darsteller sind mit ganzer Seele bei der Sache: Dorn Gerson, Fränze Roloff , Grete Bäck, Sigmund Nunberg, Ein st Ginsberg, Adolf Manz . Di« Regie des A l f r e d T r o st l e r hat die 21 langatmigen Bilder der Zeittragödie so belebt, daß Im Zuschauerraum innere Anteilnahme erweckt wird, die sich in Zurufen äußert. Der einzige Vorwurf, den man dem Registeur der Studio- Aufführung machen könnte, besteht darin, daß er nicht mehr ge- strafst, d. h. nicht mehr gestrichen hat. Um so unverständlicher, daß die Autorin vor die Rampe tritt und im Namen aller unterdrückten Dichter gegen die Vergewaltigung ihres Stücks Einspruch erhebt. Di« Szenen, um deren Verlust sie trauerte, sind nach ihrer Meinung das Wertvollste am ganzen Drama. Auf vielfache Auf- forderungen aus dem Zuschauerkreis konnte sie sich nicht dazu ver- stehen, den Inhalt der weggelassenen Szenen anzugeben. Man erklärte sich schließlich dazu bereit, sie anschließend zu spielen, worauf sich wiederum Widerspruch regte. Aus dem Zusammen- hang heraus könne man diese Bilder kaum verstehen. Die Kol- kowska nahm aber nicht Gelegenheit, zu erklären, daß es sich um die Schlußszenen handelte. Der Kroch, bei dem der Vorhang auf- und niederging, bei dem Piscator erschien und die aufgeregte Autorin endlich niit der Zusage beruhigte, die Szenen würden nun doch gespielt, war für manche Zuschauer ein erwünschter Anlaß, gegen die Leitung der Volksbühne zu zanken, die für«ine Studio- Aufführung ja nur eine sehr bedingte Verantwortung trägt. Als bei dem wirren Hin und Her jemand den Vorschlag machte, die würdige Veranstaltung nicht durch einen unwürdigen Krach zu diskreditieren und lieber in einer Wiederholungsaufsührung das Stück ungekürzt zu geben, siegte endlich die Vernunft. Es gibt zu denken, daß eine Dichterin für eine große Sache zu kämpfen vorgibt und in hysterischen Schreien ihr Werk für wichtiger hält als das, worum es ihr angeblich geht. Ernst Degner.
Die Volksbühne teilt mit: Die Sonntagsaufführung des „Joseph" von Eleonore Kalkowska im Theater am Bülowplatz war kein« Veranstaltung der Volksbühne. Sie ging vielmehr aus von der Schauspielerschaft des Theaters am Bülowplatz , die sich zu einer Studiogemeinschoft zusammengeschlosien hatte und das Stück unter dem Protektorat der Liga für Menschenrechte zur Ausführung brachte. Don der Volksbühne wurde den Schauspielern lediglich das Haus zur Verfügung gestellt. Weder die Leitung der Volks- bühne E. B., noch die Direktion des Theaters hat auf die Art der Inszenierung den geringsten Einfluß ausgeübt.
Zum Rücktritt Dr. Hagemanns.
Die Berliner Funkslundc keilk ossiziell mit. daß ihr Intendant Dr. Carl Hagemann au» rein persönlichen Gründen zurückgetreten ist. handelt es sich nur um persönliche Gründe? Ein Eindruck bleibt haften: Oskar Wildes Einakter„Salome" In der Inszenierung HagemaMis. Selten ist so nüanciert, klug und farbig im Berliner Rundfunk gesprochen worden, selten kam der Schauspieler Alfred Braun , der in letzter Stunde den„Herodes " übernommen hatte, einem große» Künstler so nahe. Alle beliebten Mätzchen waren verschwunden. D»« Aufführung blieb eine Leistung, die außerordentlich hohes künstlerisches Niveau zeigte. Hagemann hat gute Bücher über den Schauspieler und den Regisseur geschrieben, er ist selbst in Hamburg und in Wiesbaden als Regisseur hervorgetreten, der den Durchschnitt überragte, und er hat mit den wenigen Inszenierungen, die er im Berliner Rundfunk herausbracht«, sich auch als Rundfunkregisseur von großem Können erwiesen, jedenfalls als ein Regisseur, wie ihn Berlin bis dahin nicht gehabt hat. Warum trat er aber so selten in diese Eigenschaft vor die Oeffentlichkeit? Man erzählt sich allerlei. Man sagt u. a., das Hagemann in der Berliner Funkstunde Verträge vorfand, gegen die er nicht ankämpfen konnte ünd die sein« Tätigkeit darauf beschränkten, nur Sänger und Schauspieler auf ihre Eignung sür den Rundfunk hin zu prüfen. Man sagt es, und vielleicht ist es sogar wahr. Es ist verwunderlich, daß auch während der Aera Hagemann Alfred Braun vom Lustspiel bis zum großen Drama fast ausschließlich allein inszenierte und daß vor allein der Intendant nicht ein einziges Mal Gelegenheit hatte, in einem Hörspiel sein Talent zu beweisen. Aus den wenigen Inszenierungen Hagemanns ist eins zu ersehen, der Intendant war ein viel größerer Künstler als Alfred Braun , der Liebling der Berliner . Tatsächlich müssen hier wohl Verträge vor- gelegen haben, die den Herren Braun und Bronsgeest besondere Vorrechte einräumten. Es wird von zwölfjährigen Verträgen gesprochen, die kühne Männer in einer Zeit, als man den Rundfunk noch mild belächelte, in kluger Voraussicht der Zukunft abgeschlossen haben. Bis zum September 1927 ging es im Berliner Rundfunk recht und schlecht auch ohne einen Intendanten. 2lus Angriffe der Presse hin wurde dann die neue Stelle eingerichtet. Was nützen aber die schönste Stellung, der prächtigste Titel und die herrlichsten Reden, wenn dahinter keine Macht steht, und diese Machtbefugnis scheint dem Berliner Rundfunkintendanten gefehlt zu haben. In der Besetzung der Schauspiele und der Opern trat kein Wandel ein, die alten Favoriten und Dete�inen des Rundfunks unterhielten unentwegt weiter das Publikum. Wie gesagt, der In- tendant war in mehr als einer Beziehung wohl nichts weiter als eine dekorative Figur, über die aber alle Vorwürfe, die eigentlich andere Herren treffen mußten, ausgeschüttet wurden. Allerdings st der Intendant in einer Beziehung immerhin ausschlaggebend ge- wesen: nämlich in der Gestaltung des Programms. Sei» einem halben Jahr steht der Berliner Sender im Zeichen des sogenannten Kurzprogramms, das wohl bisher wenig zur Freude der Hörer- schaft beigetragen hat. Wo sind beispielsweise die schönen Konzerte geblieben? Hier darf eines allerdings nicht verkannt werden: man steht im Anfang, man tastet noch. Vielleicht hätte Hagemann im Laus« der Zeil eine einigermaßen befriedigende Lösung gefunden. Deutlich muß hier einmal gesagt werden, daß die sogenannten Abendunter. Haltungen, also die Erfindungen Hagemann», von wenigen Aus-
nahmen abgesehen, völlig unzureichend sind. Entweder versinken sie in Kitsch und Albernheiten, oder sie dienen Literatenjünglingen als geeignete Tribüne, um sich ausquatschen zu können. Damit sind selbswerständlich nicht Döblin »der andere«rnstzunehmende Künstler gemeint. Wie weit übrigens hierbei Hagemann verantwortlich war, oder wie weit andere Leute mit ihren Fingerchen den Brei zu- sammenrührten, ist bei dem tiefen Geheimnis, das den Betrieb der Funtstunde umgibt, nicht festzustellen. In einer Pressebesprechung vor einiger Zeit in der Berliner Funkstund« erklärte Dr. Hagemann, daß er den ernsten Willen habe, das kulturelle Niveau des Rundfunks zu heben. Man weiß nun aber tatsächlich nicht, worin diese kulturelle Hebung be- standen hat. Di«„Dialoge der Weltliteratur" sind dos einzige positive Er- gebnis und selbst diese Dialoge bedeuten ein Danaergeschenk, denn wie viele Hörer interessieren sich dafür, und wie viele dieser Dialog« sind überhaupt noch für die Gegenwart von irgendwelchem Wert? Eine ander« Neuerung unter Hagemann sind die Unierhaltungen zwischen Kritiker und Künstler, die wirklich Ergebnisse zeitigen könnten, wenn sich die beiden Partner nicht zu gern in Großauf- nahmen sehen möchten. Es geht nicht an, daß Brillantfeuerwerke von Geist losgelassen werden und daß darüber die Tatsachen in Vergessenheit geroten. Ein energischer Intendant könnte selbst einen so gewaltigen Mann wie Alfred Kerr in seine Schranken zurück- weisen. Die Persönlichkeit Hagemonns ist im Rundfunk eben proble- matisch geblieben. Vielleicht hat sie nicht die Energie gehabt, sich durchzusetzen, vielleicht gehörte sie zu jenen Naturen, die viel wollen und wenig erreichen. Dagegen spricht ober eigentlich der Erfolg Hagemanns als Bühnenmann. Wahrscheinlich bleibt es, daß den Intendanten bestehende Verträge an der Entfaltung seiner Per- sönlichkeit behindert haben, und es zeigt von Charakter, daß«in Mann, der Verdienste sein eigen nennt, und der einen Namen zu verlieren hat, in dem Augenblick von seinem Posten zurücktritt, in dem er erkennt, daß er nichts weiter ist, als eine dekorative Figur. Wer wird der neue Mann werden? Hoffentlich einer, der Mittel und Wege findet. Uebelstände bei der Funkstund« zu be- seitigen, und den Berliner Rundfunk tatsächlich zu einem Organ des Volkes zu machen. Man darf niemals vergessen, daß das größte Kontingent der Hörer sich aus der werktätigen Bevölkerung zusammensetzt. Der neue Mann darf sich nicht beirren lasten in dem Glauben: der Rundfunk gehört dem Volk. Aus diesem Gesichtspunkt ollein ist das Programm zu gestalten. Hage- mann hat es nicht gekonnt. Als anständiger Mensch ist er freiwillig gegangen. Zeder neue Znlendanl, der sich nicht nach den Vcdürs- nisten de» Volkes richtet, ist entschieden abzulehnen. Mag er, wenn es ihm Spaß macht, ein Theater am Kurfürstendamm aufmachen. Aber er gehört nicht in den Rundfunk. Es ist Zeit, daß eine klare Entscheidung fällt. Eeiix Schenket. Kyfer gegen Eichberg. Der neue Eichberg-Filin„Großstadtschmetterling" wird mit folgender Bezeichnung verbreitet:„Frei nach einer Fümnovelle von Hans Kyser . Drehbuch von Artur Lanx". Hans Kyser hat gegen die Verbindung seines Namens mit diesem Film, die seinen literari- schen Ruf schädigt und Publikum wie Presse irreführt, durch den Schutzoerband deutscher Schriftsteller gerichtliche Schritte gegen die Eichberg-Film G. m. b. H.«ingeleitet.
Viund Walters Abschied. „Orpheus " und„Fidelio". Nach der großen Leonoren-Ouoertüre brach ein Sturm des Jubels, der hingerissenen Dankbarkeit aus, minutenlang tobt«, raste es in dem verdunkelten Haus, vor dem der also Gefeierte sich immer wieder, gleichsam hilflos, vom Pult aus verneigt«: es war ein Elementarereignis, überwältigend, unbeschreiblich— ich bekenn«, nie dergleichen erlebt zu haben. Man erinnert sich, wt« früher und sonstwo Theaterabschiede gemacht wurden: die Bühne ein Blumen- garten, und draußen auf der Straße, die Pferde, die geduldig dar- auf warteten, ausgespannt zu werden. Nichts davon an diesem Abend, kein Strohfeuer, kein Kulissenrummel: sozusagen nur ein sachiicher Akt und menschlicher Vorgang. Zum Schluß immer wieder Hervorrufe ohne Ende, Parkett und Ränge rühren sich nicht von der Stelle. Endlich spricht Bruno Walter . In die an- dächtige Stille, die eintritt, spricht er mit leiser, beherrschter Stimme Worte tiefster Ergriffenheit, kurze Wort« des Abschieds, des Dankes, des Rückblicks.„Diese Atmosphäre begeisterten Kunstgebens und begeisterten Kunstnehmens wird mir..." Begeisterung des Gebens und Empfangens—: er hat damit das Geheimnis der Wirkung aus» gesprochen, die in einzigartiger Weise von seinem Künstlertum aus- geht und im Haufe der Städtischen Oper, wie oft in diesen vier Iahren, beglückendes Erlebnis geworden ist. Bruno Walter fühlt in sich die Berufenheit— und das ist seine Stärk«— die höchsten Werte der Musik zu verwalten und die unvergänglichen Werke der großen Meister in reinster Form lebendig zu vermitteln. Noch einmal hat er an zwei Abenden davon Zeugnis abgelegt. Glucks „Orpheus und Eurydike", Beethovens„Fidelio",— die Gipselleistungen, zu denen er alle Beteiligten, Solisten, Chor, Orchester, emporgesührt hat, sind hier oft gewürdigt worden: die Gehobenheit der Swnde bewirkte diesmal eine feierlich« Konzentration der Stimmung, eine höchste Steigerung der Kräfte, die sich, noch einmal, nicht beschreiben läßt. Wann wird in Berkin dergleichen wieder zu erleben sein? E- Oer Prinz von Byzanz. Neues Theater am Zoo. Große Romanciers können schlechte Dramatiker sein. Ein Beweis dafür Iosephin Peladan, dessen Schauspiel„Der Prinz von Byzanz" in einer Matinee des Neuen Theaters am Zoo, anläßlich des siebzigsten Geburtstages des 1918 verstorbenen Dichters, eine verspätete Berliner Uraufführung erlebte. Immer behandelt Peladan das mystische Thema aus Wagners „Tristan und Isolde ": Verschmelzen der Liebenden zu einem Wesen, Einswerden miteinander und mit der Natur mit Gott, ein Thema, das die Mystiker alter Zeiten in den Mittelpunkt ihrer Werke stellten. Hier, im„Prinzen von Byzanz", vollzieht sich das Geschehen vor einer historischen Kulisse. Es spielt in Italien des ausgehenden sech- zehnten Jahrhunderts. Vielleicht aus Furcht zu abstrakt zu werden, häuft Peladan um das Grundthema alle Requisiten des großen Kostümdramas. Intrigen werden gesponnen wie in einem ausrechten Kulissenieißer. Aber leider überwuchert das Drum und Dran. Es fehlt die klare Linie. Der Zuschauer weiß am Schluß nicht, worum es sich handelt. Dazu eine Sprache, die stellenweise bombastisch überladen erscheint, dann wissenschaftlich abstrakt klingt und daneben Worte verinnerlichter Lyrik findet. Aufgabe der Regie: die. Vorgänge klären, die Idee heraus- arbeiten öder das Drama als Historie inszenieren. Die E s» t h e- rische Bühne, eine der vielen Neugründungen dieses Jahres, spielt schlimmste Provinz. Hier ist keine Spur von Gestaltung. Die Schauspieler machen entweder Konversation oder donnern Schillersche Jamben. Die Esorethische Bühne erklärt, sie erstrebe eine vergeistigte und verinnerlichte Theatertunst. Programmerklärung und Wirklich- keit decken sich nicht. Die Gründung erscheint überflüssig. F. S.
Provinzopern von vorgestern. „Das Nachtlager in„Granada." Ein„V o l k s o p e r n v e r e i n", der in seinem Prospekt die hohe Kunst als Gegengift gegen den heute wuchernden Schmutz und Schund verheißt, hatte sich am Sonntag nachmittag im Theater in der Lützowstraße etabliert. Einige Dutzend Zuschauer füllten— so weit ihnen das möglich war— den Zuschauerraum und genossen Kreutzers Oper„Das Nachtlager von Granada ". Nein, war das schaurig schön! Daß es solche Theaterkulissen, solche Darsteller noch gibt, konnte man überhaupt nicht vermuten. Wie wär's, wenn die Herrschaften auf der Bühne einmal.in den Osten Berlins , in das Rose-Theater etwa, gingen und sich anschauten, wie man sich— auch bei nicht übermäßig hochgeschraubten Ansprüchen des Publikums— auf der Bühne zu bewegen hat? Ein paar erträgliche Stimmchen wurden teils mit Kreutzer, teils mit dem Orchester nicht einig. Was soll der Unfug? Sollten hier engagementslose Musiker sich zu einer Gemeinschaft zusammengeton haben, so möchte man ihnen raten, sich erst einmal noch einem tüchtigen musikalstcken Regisseur umzusehen und dann mit besser durchgearbeiteten Opern -musiklos« Provinzorte auszusuchen. Die Veranstaltung Äs eine kulturell wertvolle Darbietung anzupreisen und sie mit dem Namen „Volksopernoerein"— was ist das eigentlich für ein Verein''— dekorativ aufzumachen, war, gelinde gesagt, ein« Unverschämtheit. lz. Schauspielerjubiläum Max Pohls. Die staatlichen Schauspiel« feierten das 50jährige Bühnen- jubiläum Dr. Max Pohls durch eine Festoorstellung von Shakespeares„Londoner verlorene Sohn" im Schiller-Theater Der Jubilar spielte den Vater. Der Künstler bewegt sich in völlig un- getrübter Frische auf der Bühne, indes geht ein Strom jugendlichen Feuers von ihm aus, ein Ttrom. der mitreißl und m den Bann zieht. In der großen Pause umbrausten den Jubilar inmitten seiner Kollegen Beifallsstürme. Otto Laubinger überreichte ihm einen von den Mitgliedern der Staatstheater gewidmeten Kranz, begrüßte ihn dann im Namen der Kollegen. Nach lebhaften Ovationen ergriff Dr. Pohl selbst das Wort. Er dankte bewegt, für die aufrichtige Verehrung seiner Kollegen. 45 Jahre lang ist Pohl Schauspieler in Berlin , das ihm, wie er sagt, zur zweiten Heimat wurde.-45 Jahre lang genießt er die höchst« Verehrung der Theater- besucher. Als Pohl humorvoll auf sein„sagenhaftes" Alter hin- wies, wurde lebhaft widersprochen. Er dankte dann noch einmal, rief zum Schluß dem Publikum ein kräftiges„Auf Wiedersehen" zu. Wir können in diesen Ruf nur miteinstimmen. Möge uns mit der großen Gestaltungskunst Max Pohls noch recht, recht oft ein Wieder- sehen beschieden sein!,_— y. Kongresse Die Tbakelveare-Gesellsckmst bält>K>e dlekfäbrlge Tagung um 22. bis-3 April in Weimar ab.— Di« deutilbe Donte-Geiellickatt wird Ende«eptember in Weimar tagen.— Die Zchopenbaner-Geselllchast bereitet ihr« diesjährige Tagung sür den Mai in Fraaksurt a. M. vor.