Sonnabend 20. April 1929
Unterhaltung unö ÄVissen
Vellage des Vorwörts
Gterberl Jlsbury:
3)as fromme Freudenhaus
Man schreibt das Jahr 18.50. Der alte„Vierte Bezirk", einst die eleganteste Wohngegend von New V�rk, wo zur Zeit Washingtons gepuderte Kavaliere und Damxn in zierlichen Stöckelschuhen lust- wandelten, hat sein Aussehen traurig verändert. Die ungeheure Einwanderungswelle, die nach der amerikanischen Revolution New Jork überflutete, hatte die Hautevolee noch Norden verdrangt, und die Paläste der reichen Handelsherren sind elenden Mietkasernen ge- wichen. Zudem sliefst mitten durch diese übervölkerte Gegend eines der Hauptabwässer der Stadt hinaus in den East River . Die Ratten find hier so häufig wie die Menschen, mästen sich von den Abfällen der Sielanlage und führen einen erfolgreichen Krieg gegen Kinder und Säuglinge. Es gibt hier allerlei saubere Lokale. Wir sind an der New- Porker Waiserfront, im Herzen des Seemonnsviertels. Der Mensch, erfinderisch wie immer im Kamps um dos tägliche Brot, hat sich die Anwesenheit der unliebsamen Bewohner der Abfluhröhren zu Nutze gemacht. In der Wafferstraße, der Beste der Seelenverkäufer und Matrosenmakler, hat der unternehmungslustige Kit Burns seine söge- nannte„Sporthalle" eröfsnet. Diese nimmt sämtliche Etagen eines dreistöckigen giftgrün gestrichenen Fachwerkhauses ein, den Haupt- räum aber bildet der berüchtigte .Nattenzirkus', ein großes Amphitheater mit groben hölzernen Bänken und einer, von einem drei Fuß hohen Lattenzaun umschlossenen Arena. Hier werden die riesigen, grauen Rotten der Nachbarschaft, die mitunter die Größe von Katzen erreichen, nach tagelangem Hungern gegen Terriere gehetzt. Das begeisterte Publikum schließt dabei hohe Wetten über den Ausgang der Kämpfe ab und hat feine Favoriten, ganz wie bei sonstigen sportlichen Ereignissen, während Papa Burns, der„Rattenkönig", als Buchmacher fungiert. So hat er doppelten Verdienst, denn das Eintrittsgeld ist auch nicht zu niedrig und der Zudrang groß: mit einem Wort, das Geschäft blüht. Aber um gerecht zu sein— die Rattenarena dient zugleich vor- nehmeren Zwecken. Man huldigt auch dem edlen Boxsport, und dabei entwickeln sich allerlei hübsche Sitten und interessante Charaktere. Da ist zum Beispiel ein gewisser Georg Leese, der den treffenden Spitznamen„Packan" trägt.„Packan" ist der ossizielle Blutsauger hei den Fausttämpfen, die selbstverständlich ohne Handschuhe ausgetragen werden. Sobald ein Gladiator einen festen Hieb erhält— es braucht durchaus kein Knockout zu fein— springt „Packan" dazwischen und laugt d«m Helden erst eiymal die Wund« aus. Eine weiter« Berühmtheit ist Burns Schwiegersohn,„Jack, die Ratte". Für zehn Cents beißt er einer lebendigen Maus ten Kopf ob: wer aber gar fünfundzwanzig Cents anzulegen wünscht, kann ihn das nämliche Manöver bei dem Nagetier, nach dem ihn b«r Volks- rnund getauft hat, vollführen sehen. Das fromme Dördels. Hier in der Wasserstraß« liegt Berbrecherkeller an Verbrecher. fett« und Bordell neben Bordell. Di« Straße selbst übt ein« fasz« nierende Anziehungskraft auf ollsrlei dunkle Existenzen von nah und fern aus, bis endlich in eben dem Jahr« 1850 eine seltsame Persön« lichtest ihrer Lockung erliegt und an Ort und Stelle, nämlich in den, Haus« Nr. 301, wohl das seltsamste aller Unternehmungen gründet. Dieser sonderbar« Heilige, im wahrsten Sinn« des Wortes, ist ein gewisser John Allen, Sohn einer ehrbaren, wohlhabenden Familie aus den frömmelnden Staaten Neu-Englands. Drei seiner Brüder sind protestantische Geistliche geworden, und auch ex ist für den Predigerberuf ausersehen, aber sein unruhiger Geist empört sich gegen die Bande der Religion. Er flieht aus dem theologischen Seminar und eröffnet zusammen mit seiner jungen Frau«inen Tanzsaol mit anschließendem Bordell Das wäre an sich noch nichts Erstaunliches und die Wasserstraße am Reast River dafür ein« durch- aus paffende Gegend, erstaunlich nur ist die Art, wie Iol�n Allen seinen Betrieb leitet. Ob nun seiner puritanischen Tradition ge- horchend, ob von Gewissensbissen geplagt: er führt das bald weit und breit bekannte Freudenhaus nach streng kirchlichen Grundsätzen. In den Zimmern, in denen die Weiber ihre Besucher empfangen, liegt überoll die Bibel aus, und an Galanächten erhält jeder Klient ein neues Testament geschenkt. Fast klingt es wie Gotteslästerung, ober die Einnahmen an hohen Feiertagen werden wohltätigen Stiftungen überwiesen. Außerdem ist Allen auf sämtliche religiöse Zeitschristen des Staates New Vlwk abonniert und sorgt dafür, daß sie in dem Tanzsaol selbst und in der Bar gelesen werden können. Aus jedem Kneiptisch ruht ein damals weit verbreitetes Erbauung»- buch:„Des kleinen Erdenwanderers Freünd", und dreimal die Woche um die Mittagsstunde versammelt der Herr des Hauses seine Dirnen und sonstigen Angestellten, um ihnen die heilige Schrift vorzulesen und zu erklären. Das alles hindert Men aber nicht, ein eingefleischter Trunken- bald und Mädchenhändler zu sein, ja er wird sogar des Morde» verdächtigt, obwohl es der Behörde nicht gelingt, ihn des Verbrechen» zu überführen. In seinem Lokal geht es bei aller äußeren Zucht doch her. Die Weiber sind nach Allenschem Geschmack und der Mode der damaligen Zeit mit weit ausgeschnittenen schwarzen Miedern und kurzen roten Röcken bekleidet. An den Füßen tragen sie rot eingefaßte, mit Glöckchen versehene Schaststieselckien, die beim Gehen und im Tanzen angenehm läuten. Das Haus wird von den übelsten Elementen der Straße und der Provinz frequentiert. Bolle siebzehn Jahre lang öffnet das Allensche Etablissement Abend für Abend dem Publikum seine Tore, und der entlaufene Seminarist ist dabei fett und wohlhabend geworden, da«erden um Mitternacht des 29. August 1868 plötzlich sämtliche Gäste höflich aber energisch gebeten, das Lokal zu räumen. Am folgenden Tage prangt zur grenzenlosen Bermunderuna der Nachbarschaft ein Schild mit folgender Aufschrist über der Tür: „Dieser Tanzsaal ist geschlossen. Sämtliche Herren, die nicht in Begleitung von Gattinnen erscheinen, welche Maqdalenen als Mägde anzustellen wünschen, ist der Zutritt untersagt." Welches Wunder ist hier geschehen? Hat endlich doch der gut« Geist, das bester« Ich gesiegt? Ist John Allen«nsllich in sich gegangen und ein wahrhaft überzeugter, reuiger Sünder geworden? Des Rätsels Lösung ist verblüffend einfach. Schon lange haben glauhenseifrige Seelenhirten ein Auge aus die Haveandachten in der Waflerstaße Nr. 301 geworfen.. nicht etwa, well sie diese schamlose Travestie der Frömmigkeit nicht dulden wollten, sondern weil sie KI««ine günstige....
Gelegenheit zu neuen Seelenfängen wittern. Angeführt von dem streitbaren Pastor A. E. Arnold von der Inneren Mission, sind sie in Allens Haus eingebrochen und haben den zu seinem Unglück sinnlos Betrunkenen das Versprechen abgerungen, von nun an regelmäßig religiöse Zusammenkünfte in seinen Räumen abhalten zu dürfen. Gleich die erste Gebetsversamm- lung ist ausgiebig, sie dauert von zwölf Uhr Mitternacht bis vier Uhr morgens. Zu ihr ist auch das breiteste Publikum— Diebe, Mörder, Zuhälter, Dirnen— kurz die ganze Nachbarschaft geladen. Die Presse erfährt davon— dafür sorgen die Herren Pastore— und ganz New Park staunt. Bald dringt die schier unglaubliche Kunde an die Oefsentlichkeit, daß auch der„Rattenkönig" Kit Burns und der Seelenverkäufer Hadden, ein mehrfacher Raubmörder, ihre Lokalitäten zweimal die Woche zur Verfügung gestellt haben. Eine Welle religiöser Begeisterung ergreist New Dort und schwemmt weiteste Kreise mit sich fort. Modedamen, elegante Nichtstuer, die jeunesse doräe, alle strömen in das Verbrecherviertel und lasten sich Seite an Seite mit den zweifelhaften Existenzen zu Pastor Arnolds und seiner Kollegen Füßen nieder. Zwar weigern Papa Burns und auch.Lack, die Ratte" sich, dem Gottesdienst persönlich beizuwohnen: sie gestatten aber gnädigst, daß man ihrer in öffentlichen Gebeten gedenke. „Packan" zeigt sich zuAngllcher. Er ist nicht mit übermäßiger Intelligenz gesegnet und hält den feurigen Mahnreden der Geistlich- keit nicht stand. Ja, er ist oft ganz gerührt und erkundigt sich, wann denn nun endlich die Tonne Wasser aus dem Jordan käme, um seine Sünden reinzuwaschen? Erst als er auf die Frage, warum er in den Himmel wolle, zur Antwort gibt: „llm dem Engel Gabriel ein Ohr abzubeißen', gibt man ihn als einen hoffnungslosen Fall auf. Da aber platzt eines Tages eine Bombe, und die Attentäterin ist keine andere als die bedeutendste Tageszeitung der<vtadt, die„New Dork Times". Ein paar Schlauköpfen in der Redaktion ist die religiöse Wiedererweckung in der Wasserstraße doch gar z» böhmisch vorgekommen, und sie haben sich auf Entdeckungsreisen begeben. Schöne Dinge kommen da zu Tage. Es stellt sich heraus, daß John Allen für die Abtretung seiner Räumlichkeiten zu gelegentlichen Betstunden von seinen osfizlellen Amtsbrüdern und ihren Geldgebern monallich die Summe von 250 Dollar erhält. Wsrdings übernimmt er dafüx auch noch die Verpflichtung, samt seinem Personal bei der Andacht zu erscheinen und nach außen hin streng den Schein zu wahren: eine Zusage, die einzuhalten ihm dank seiner«Lerlichen Erziehung und seinen früheren Gewohnheiten sicherlich nicht schwer fällt. Der„Rattenkönig" hat sich mit der bescheidenen Summ« von 150 Dollar begnügen müssen, was immexM auch einen Gewinn ein- bringt, da.er den Zirkus ja nur in der freien Zeit hergibt und sich
persönlich keinen Zwang aufzuerlegen braucht, während Hadden gar olles umsonst machen muß. Es schwebt nämlich gegen ihn die Klage b«i dem 2rssisengericht wegen Erpressung gegen einen angesehenen Drooklyner Bürger, der sich einmal unoorstchtigerweise in sein Hotel verirrt hatte— und nur so hat der Matrosenmakler Aussicht, freizu- kommen. Armer bedauernswerter John Allen! 350 Dollar sind selbst für die damalige Zeit keine allzu üppige Entschädigung, sein einst so beliebtes Institut aber vermag sich trotz heißester Bemühungen des Leiters nie wieder von dem Ruf der Anständigkeit zu erholen. Bon nun an gilt Allen sowohl bei seinen Mitverbrechern wie bei seinen Kollegen vom Ornat als„Unzuverlässig" utii)„anrüchig". Die Modedämchen und auch die Herren kundschaft bleiben weg. Das letzte, was man von dem frommen Bordellwirt und seiner Gattin hört, ist, als beide sich wegen Beraubung«ines Seemannes um den elenden Betrag von fünfzehn Dollar vor Gericht verantworten müssen. (Autorisierte Acbcrsetzun-g von M. Tbeiing.)
Tom erflen SKapHaliflen, der Qeld rerfchob Im alten Sparta wohnte ein braver, rechtschaffener Mann 'namens Glaukos. Zu diesem kam eines Tages ein reicher Fremdling aus der großen Handelsstadt Milet , das damals beständig von den Lydern und Persern wegen seines Reichtums bedroht war, während Sparta und der Peloponnes sich tiefsten Friedens erfreuten. Der Fremdling jammerte dem guten Glaukos vor, daß sein Vermögen zu Hause in Milet dauernder Gefahr der Beschlagnahme und Ent- Wertung ausgesetzt sei und bat ihn schließlich, es bei ihm depo- nieren zu dürfen, bis die unsicheren Zeiten für Milet vorüber seien. Glaukos gewährte dem Fremden die Bitte, der Wahrzeichen hinter- ließ und ankündigte, daß seine Söhne zur gegebenen Zeit, mst den gleichen Wahrzeichen als Erkennungsmarken oersehen, das Geld wieder in Empfang nehmen würden. Im nächsten Jahre wurde Milet von den Persern belagert, eingenommen, gänzlich zerstört und seines ganzen Reichtums beraubt, so daß alle seine überlebende» Bewohner bettelarm wurden— mit Ausnahm« des Fremdlings, der sein Geld rechtzeitig in das geldanne Ausland Sparta verschoben hatte. Dennoch wäre er bald um sein Geld gekommen: denn als er seine Söhn« nach Sparta sandte, das Geld zu holen, verweigerte Glautos, durch den Anblick des ihm sonst unbekannten Goldes ver- leitet, die Herausgabe des Geldes. Er fragte sogar beim delphischen Orakel an, ob er das Geld unterschlagen dürfe. Die Pychia ließ ihm jedoch antworten, daß dann sein ganzes Geschlecht aussterben würde. Daraufhin gab Glaukos das Geld zurück. Das kleine Geschichtchen ist ein neuer Beweis dafür, daß tat- sächlich alles schon einmal dagewesen ist— und daß die Menschen zu allen Zelten— sich gleich bleiben! Dr. O.
vi« kleinste Schule tu Deutschland . Die Schule in dem Dorf Brösa bei Bitterseld hat von Ostern al, nur fünf Schulkinder zu rerzeichnen. Sie darf mit dieser kleinen Schülerzahl wohl de" Anspruch darauf erheben, die kleinste Schule Deutschlands zu sein!
Jlrkady Atrerifchenko:
3)er Sterr aus der erflen Steihe
(Schluß.) Der Theoterdiener nSherte sich dem Herrn aus der ersten Reihe, führte ihn wieder auf seinen Platz zurück und sagt«: „Herr, im Theater muß man sich anständig aufführen... Man darf keinen Skandal machen!" „Skandal... lind das ist kein Skandal? Eine schwache. hilflose Frau wird mißhandelt und olle schauen gleichgültig zu!" Der Herr au? der ersten Reihe schüttelte mißmutig den Kops und dann lächelte er. als er sah. daß der böse Gatte vom eintreten- den Diener zurückgehalten wurde: „Gnädiger Herr. Sie mißhandeln wieder Ihr« Frau... Lossen Sie das!" Der Herr in der ersten Reihe begann stürmisch zu applaudieren und rief dem Diener zu: Bravo , Alter!" „Werden Sie endlich den Mund halten!" ..Ich schweige ja!" Der Gatte entfernt« sich ins Kabinett, die Frau ließ sich auf den Dinvzn nieder, begann zu weinen. Sie ergriff mechanisch dos Toschentuch Wladimirs, wischte sich die Tränen ab. Der Herr in der ersten Reihe wurde immer nervöser, er wollt« der Heldin etwas zurufen, als aber der Theaterdiener sich ihm näherte, schwieg er und sagte holblaut: .Mein Gott, sie bemerkt die Disitenkarte nicht! Weshalb macht sie das Taschentuch nicht aus?" Die Heldin stand weinend aus, ging die Bühne aus und ab, das Taschentuch ontsiel ihrer Hand und blieb in der Mitte der Bühne liegen. Sie sagte voller Schmerz: „Braucht er mich denn? Er braucht mein Gut, mein Geld!" Der Herr aus der ersten Reih« erzittert«, als«r das herunter- gefallene Taschentuch sah. Wenn der Mann ins Zimmer trat, mußte er ja das Taschentuch bemerken, und dann war die Katastrophe f-rtig. Die Heldin hatte den Türgriff schon erfaßt, als der Herr aus der ersten Reihe ihr zurief: „Sie... Frau... Sie ljaben Ihr Taschentuch verlorenl Heben Sie es auf— sonst ist das Unglück da!" Aber die Heldin hörte die warnende Stimme nicht. Sie lies eiligst aus dem Zimmer. Im Zuschauerraum ertönte Lochen, das immer mehr um sich griff. Man schaute kaum noch zur Bülme, sondern beobachtete den temperamentvollen Herrn aus der ersten Reihe, der ein Liebling des Publikums geworden war. Neben ihm stand wieder der Theaierdirettor und sprach auf ihn ein:„Herr, beruhigen Sie sich! Sonst wird man Sie zwingen, das Theater zu verlassen!" .Lassen Sie mich in Ruh«! Ich wollte die Dam« dort bloß warnen. Sie Hot ihr Taschentuch verloren und bemerkt es gar nicht..." „Herr, ich warne Sie zum letzten Male, verholten Sie sich anständig!" ?lus dem Kabinett kam der Gatte. Er ging im Zimmer aus und ob. Da bemerkt« er plötzlich das Taschentuch: „Was? Ein Herrentaschentuch? Eine Visitenkarte? Wladimir? Ah. Derruchte, jetzt hast du dich verraten!"____
Er schaute wütend zur Seite und ries: „Ludmilla!" Die Heldin trat ein und nun spielte sich eine tragische Szene ab. „Also, er ist hier!" rief der Gatte.„Ich weiß olles! Ihr seid beide in meiner Hand. Kein Wort der Rechtfertigung!.,. Tss... Ich höre Schritte. Setz' dich auf den Diwan, und ich werde mich hinter der Portiere verstecken.. Als Wladimir eintrat, bekam der Herr in der ersten Reche beinahe einen Tobsuchtsanfall. Er zeigte mit den Augen auf die Portiers, er hustete so laut, daß nur ein Tauber oder Blinder keine Gefahr willern komUe. Aber Wladimir bemerkte nichts. Er ging nachdenklich im Zimmer auf und ab, dann hob er sein Haupt, bemerkte Ludmilla, streckte die Arme aus und rief: „Mein Gott ... Ludmilla... Ich bin zu dir auf Flügel» der Liebe geeilt... Jetzt bin ich da, liege zu deinen Füßen, Weshalb schweigst du? Liebst du mich nicht mehr?" Hinter der Portiere erschien der Mann, er hiell einen Dolch in der Hand, aber Wladimir sah den Mann nicht und wußte nichtt in welcher Gesahr er schwebte... Aber jür seine Sicherheit sorgte der Herr aus dxr ersten Reih«. Er sprang wie besessen auf und rief mit wilder Stimm«: „Wladimir, retten Sie sich! Hinter Ihnen steht der Mann mit dem Dolch! Retten Sie sich!" Ein Lachsturm durchbrauste das ganze Haus, nur d«r verlegen« Wladimir rief von der Bühne dem Theaterdiener zu: „Diener, führen Sie den Herrn hinaus!" „Laßt ihn doch!" riefen Stimmen aus dem Publikum,„er amüsiert den ganzen Saal.. „Polizei!" rief der Herr au« der ersten Reih«,„man will einen Menschen töten! Polizei!" Der Borhang siel. Der Theoterdiener führte den Herrn aus der ersten Reihe hinaus. Als der zweite Akt begann, rief ein« Stimme: „Wo ist denn der Herr aus der ersten Reihe?" „Man hat ihn aus dem Theater gewiesen, weil er die Vor- stellung gestört hat!" erwiderte ein anderer Herr. „Ausgewiesen... Dann gehen wir!" Zu Ende des zweiten Aktes verließ ein Teil der Zuschauer den Saal, und zu Anfang des dritten Aktes waren kaum noch fünf- undzwanzig Personen anwesend. Das Stück fiel durch. „So ein Lump!" sagte der Regisseur zum Direktor,„er hat uns das ganze Stück verdorben!" ,Lm." meinte der Direktor..Uvenn ober dieser Lump bereit ist. für ein entsprechendes Honorar jeden Tag diese Komödie im Publikum auszuführen, so würden wir mindestens zehn ousvcrkoutt« Häuser haben." „Damit wird der Autor nicht einverstanden sein." „Na. sehen Sie... Sie sagten damals, daß ein lebender Dichter bester fei... Hätten wir den„Sommernachtstraum" an- gefetzt, dann könnten wir diese Hetz machen auf den Autor brauchten wir dann kein« Mcksichten zu nehmen..." (Uutorijierte Uchersetona ock Memiee chiiMamiO