Sitten nicht vermerkt habe. Jörns: Ich hatte gar keinen Anlaß dazu.(Große Heiterkeit.) Runge ruft dem Nebenkläger Jörns auf dessen Fragen ein- dringlich zu: Ich bin nicht mehr so dumm wie damals, heute ist es etwas anderes, ich wäre nicht oerurteilt worden, wenn es mit rechten Dingen zugegangen wäre. Der Staat muß für mich sorgen, das geht so nicht weiter. Dann erzählt Runge, wie man ihn im Gefängnis mit dem Irrenhaus bedroht habe, wenn er nicht tue Schnauze halte. Das habe sowohl der Major Prittwitz getan, der ihn sogar in Gegenwart der Frau Runge habe erstechen wollen, als er sich bei ihm darüber beschwerte, daß man ihm Menschenkol und Urin, ins Essen gemischt habe. Man habe ihm auch Heringe gegeben, ihm aber den Wasser- krug weggenommen. Er sage nur, was er genau wisse, setze nichts hinzu, nehme aber auch nichts weg. Da könne er nicht wegen Mein- eid bestraft werden. Im Gefängnis habe man ihm gesagt, alles Reden nutze ihm nichts, man würde doch alles abstreiten.. Der Polizeiinspektor im Gefängnis habe chm angekündigt, er kr'ege eins mit dem Schlüssel auf die Reese und dann komme er ins Irrenhaus. Aus dev Strafhaft in Kottbus sei er auf Grund eines Schreibens des Präsidenten des Reichsmilitärgerichts, wonach feine Verurteilung rechtswidrig gewesen wäre, entlassen worden. Später habe ihn der Kottbusser Ober- staatsanwalt Geppert aus seiner Berliner Wohnung dieses Schrift- stück weggenommen und Runge sei durch Drohung mit der Zwangs- sacke, die man mitgebracht hatte und mit Wasfengebrauch ins Unter- sitchungsgefängnis gebracht worden. Dort habe man ihm einmal auch mit dem Schlüssel auf die Nase gehauen und er sei in die Tobzelle gekommen, die er erst nach einigen Tagen wieder verlassen durfte. Durch das wiederholte Versprechen der Ergreiferprämie habe man ihn zum Schweigen bringen wollen. Und Sanitätsrat Leppmann habe ihm erklärt, er solle durch die Diagnose als geisteskrank unschädlich gemacht werden. Jörns will auf einmal wissen, welcher Partei Runge als Zivilist im Jahre 1918 angehört habe und welcher er jetzt angehöre, blitzt aber damit natürlich ab. Runge berichtet noch, daß er in dem Prozeß vor dem Land- gericht gegen den Edensoldaten Rzeguski als Zeuge vernommen werden sollte, was aber Jörns— nach Aussage der Transporteure — verhindert habe. Zum Abschluß seiner Vernehmung erzählt der Zeuge Runge, daß er am 15. Januar 1926 auf seiner Arbeitsstelle von den Kommu- nisten überfallen wurde. 15 Messerstiche und 4 Rippenbrüche hätten ihm die Kommunisten beigebracht. Bei der Vernehmung des Zeugen Runge stand wieder einmal im Zuschauerraum ein Mann aus und wollte Reden halten. Er wurde auf Anordming des Vorsitzenden aus dem Saal geführt und dabei wurde er als der Redner erkannt, der auch im Langkopp-Prozeß als Zuschauer auftrat. Nebenkläger Jörns äußert sich dann zu den Vorwürfen. Er behauptet, von Pabst eines Tages die Mitteilung bekommen zu haben, daß bei einem anderen Bataillon ein gewisser Dllnnhaupt ein- getreten sei, der alter Wahrscheinlichkeit nach Runge sei. Daraufhin wurde der Haftbefehl erlassen und ausgeführt. Jörns schildert dann die erste Vernehmung des Runge, er hätte ihn sofort zu sich führen lassen und sich mit ihm gemütlich unterhalten. Runge hatte Angst um seine Frau. Darauf will Jörns gesagt haben: Wenn es Ihrer Frau bisher gut gegangen sei, dann wird auch später für sie gesorgt werden. Er habe dem Mann zugeredet, die Wahrheit zu sagen. Runge war sehr wild und erregt und schrie immer wieder, er würde auch Lenin und Trotzki totschlagen. Rechtsanwalt Dr. Leoi stellt wieder an Jörns die Frage, warum er denn nicht dafür gesorgt habe, daß die Häftlinge besser bewacht wurden. Der Vorsitzende und Jörns oersuchen, das mit den damaligen Wirren zu entschuldigen. Rechtsanwalt Dr. Leoi be- hauptet demgegenüber, daß in Moabit damals Zustände gewesen wären wie in keinem anderen Gefängnis Deutschlands . Jörns habe nur Verfügungen erlassen, ohne sich darum zu kümmern, ob tat- sächlich etwas geändert würde. Sein Zusammentreffen mit Liep- mann habe er sogar acht Tage verschwiegen und erst aktenkundig gemacht, als Liepmann sich beschwerte. Auf die Frage des Verteidigers, warum nicht wenigstens Runge von den anderen abgesondert wurde, erklärt Jörns, er wollte sie alle beisammen haben, und auch dem Verteidiger die Arbeit erleichtern, der ja alle. Angeklagten vertrat. Obwohl Jörns wußte, daß in Moabit die Gefangenen fast gar nicht oder nur schlecht bewacht wurden, hat er noch während der Gerichtsverhandlung eine Erklärung abgegeben, daß die „Freiheit�, die die Untersuchungshaft schilderte, eine unrichtige Dar- stellung gegeben hätte. Herr Jörns will sich rechtfertigen und einen Artikel der„Deutschen Tageszeitung" heranziehen,.der Vorsitzende winkt ab und stellt unter großer Heiterkeit fest, daß man als wahr unterstellen könne, daß die„Deutsche Tageszeitung" das gelobt habe, was die„Freiheit" tadelte. Rechtsanwalt Dr. Leoi geht dann noch auf die Verhaftung des Runge näher ein. Aus den Akten stellt er fest, daß an Haupt- mann Pabst am 9. März ein Brief gelangt fei, in dem angefragt wurde, ob Dünnwald bei Pabsts Truppe gewesen wäre. Pabst habe geantwortet, er kenne ihn nicht, dann aber noch einen zweiten Brief an den Baraillonskommandeur gerichtet. Der Verteidiger behauptet nun, hier hätte Jörns unter allen Umständen stutzig werden müssen, denn wie sich nachträglich herausstellte, hatte der Bataillonskommandeur aus dem Haftbefehl Dünnwald a l s Runge wiedererkannt. Das Gericht unterstellt als wahr, daß Jörns aus diesem Briefwechsel hätte aus den Verdacht kommen müssen, daß Pabst an der Sache beteiligt sei. Der Ver- leidiger oerlangt noch die Unterstellung, daß auch hier wieder wichtige Erkundungen, die für den Ausgang des Prozesses entscheidend sein konmen, vergessen worden sind.
Oer Arbeitsplan des Reichstags. Heute wiever Plenarsitzung. Das Reichstagsplenum tritt heute nachmittag um 3 Uhr zum erstenmal nach seiner vierwöchigen Osterpause wieder zusammen. Auf der Tagesordnung stehen einige internationale Verträge, so die deutsch -litau>Ichen Verträge und Slbkommen, das Opiumabkommen, der Weltfunkvertrag und das inter« nationale Uebereinkommen zur Festsetzung von Mindestlöhnen. Vor der Plenarsitzung halten die messten Fraktionen Sitzungen ab, um sich im wesentlichen mit dem Arbeitestoff des Plenums zu beschäftigen. Der Leltestenrat wird vermutlich am Dienstag zu- sammentreten. um einen A r be i t» p la n für die nächste Zeit auf- zustellen und besonders die Reihenfolge der im Plenum zur zweiten Beratung zu stellenden Haushaltspläne festzulegen. Der Haushalts- ausfchuß hat bereit» neben sämtlichen kleineren Haushalten die- jenigrn des Ernährungsministeriums, des Reichsarbeitsministeriums und für Versorgung und Ruhegehälter fertiggestellt, die nunmehr das Plenum in Angriff nehmen kann.
Genf . 22. April.(Eigenbericht.) Der belgssche Sozialist de Brouckere, der dieser Tage als Delegierter der Sozialistischen Arbeilerinternationale in Genf weille, äußerte sich gegenüber dem Genfer Korrespondenten des„S o z. Pressedienst" über die Wahlsituation in Belgien wie folgt: „Die belgische sozialsstische Partei verfügt zurzeit über 78 W- geordnete. Ebenso stark ist die katholische Gruppe: außerdem gibt es in der Kammer 22 liberale und 5 flämische Aktivisten. Der Kuriosität halber muß auch das Borhandensein zweier kommunistischer„Fraktionen" vermerkt werden. Es besteht eine Trotzki- Gruppe und eine Gruppe der offiziellen Moskauer Richtung, jede „Fraktion" aus einem Abgeordneten. Die zurzeit regierende Bllrgerblockregierung fand sich gegenüber den Sozialisten bei den Beratungen über das Heeresgesetz zusammen. Im allgemeinen aber treiben nicht nur die Kacholisch-Konservatioen und die Liberalen, sondern auch die beiden Flügel, aus denen sich die Katholiken zusammensetzen, die Klerikalen und die Christlichen De - mokraten, eine sehr verschiedene Politik. Rur der haß gegen die Sozialisten hält sie zusammen. Der zwischen den Liberalen und Katholiken sonst herrschende er- bitterte Kulturkampf ist nur zurückgestellt. Die Christ lichen Demokralen mußten der Koalition zuliebe auf die Durch- führung der Sozialversicherung verzichten. Sie waren ebenfalls, wie die Sozialisten, Anhänger einer Beschränkung der m i l i t ä r i- schen Dien st zeit auf sechs Monate und haben trotzdem der viel längeren Dienstzeit des Militärgesetzes zugestimmt. Die bürgerlichen Parteien befinden sich nach alledem in einer sehr schwierigen Situation. Sie können nur weiter zusammen regieren, wenn sie aus dem Wahlkamps ohne jede Schwächung hervorgehen. Schon eine schwache Veränderung ihrer Abgeordnetenzahlen würde den Bllrgerblock sprengen. Ueber den Ausgang einer Wahl ist naturgemäß schwer zu prophezeien. Aber alle Anzeichen sprechen für einen starken sozialistischen Fortschritt. Die sozialistischen Versamm- lungen weisen eine überaus starke Besucherzaihl auf, die kommu- nistische Zersplitterungsarbeit ist überwunden, wo es nötig war, durch Ausschluß der Kommunisten aus den Gewerk-
s ch o f t e n. Die Arbeiterklasse fichlt die Vedeuwng des Wahl- kampses und sammelt sich enchusiastisch unter der soztalisti- schen Fahne. Die bürgerlichen Gegner greifen infolge ihrer Meinungsverschiedenheiten in ihrem Kamps gegen uns vor allem einen Punkt heraus: Ein sozialistischer Sieg würde— so behaupten sie— eine Finanzkrise bedeuren und zu einem Sinken des Franken führen. Man will die Wähler serner damit schrecken, daß man behauptet, eine sozialistische Regierung würde erdrückende neue Steuern erheben. Diese Agitation ist charak- teristisch für die Angst davor, daß die 42 Prozent sozialistischer Wähler sich In 59 oder mehr Prozent verwandeln könnten Es verdient hervorgehoben zu werden, daß trotz dieser Agi- t a t i o n die sozialistische Partei auch in neuen, bisher liberalen Kreisen Fuß faßt. Liberale Studenten und Professoren haben sich in der letzten Zeit der sozialistischen Partei zugewandt: außerdem sind drei bekannte jungliberale Führer Mitglieder der sozial- demokratischen Partei geworden. Die Aufgaben, vor die sich eine neue Regierung gestellt sehen dürste, betreffen vor allen Dingen die Schaffung einer Sozialversicherung. Die Arbeitgeber haben bei dem Bürgerbtock versucht, eine Sozial- Versicherung ihrer Art durchzuführen, die auf den Betrieben unter Kontrolle der Arbeitgeber basiert fft. Wir Sozialisten wollen eine freie Sozialversicherung. Auch die B e r u s s s ch u l- frage muß gelöst werden. Die Klerikalen haben neben den vffi- ziellen Berufsschulen klerikale Berufsschulen eröffnet, die vom Klerus und den Arbeitgebern ausgehalten werden. Bei der Stabilisierung des Franken wurden außerordentliche Verbrauchssteuern für vier Jahre geschaffen. Die gegenwärtige Regierung will diese Verbrauchssteuern auch weiterhin aufrechterhalten. Wir wollen sie ausheben bzw. aus die kapitalkräftigen Kreise überwälzen. Das Militärgesetz fft noch nicht durchgeführt, eine sozialistische Re- gierung könnte hier manches bessern. Namentlich aber wird das neue Parlament die Entscheidung über den Bau des von den Bür- gerlichen geplanten Festungsgürtels zu fällen haben. Wir lehnen diesen Festungsgürtel ab. Er würde eine fünfzig- prozentige Vermehrung der Militärlasten bedeuten, eine Summe, die wir sehr gut für die Durchführung der Sozialversicherung brauchen können."
Kein ungedeckter Scheck! Eine Aeußerung Kastlet. London , 22. April. Der Pariser Korrespondent der„Financial Times " gibt eine Erklärung über den deutschen Standpunkt wieder, die der zweite deutsche Delegierte Kastl ihm gegeben hat. Darin heißt es u. a.. es fei den Deutschen von Anfang an klar gewesen, daß die Delegierten der Gläubigernationen zu der Konferenz kamen, ohne eine klare Vorstellung zu haben, was sie schuldeten oder welchen Betrag die Gesamtheit ihrer Forderungen ergeben würde. Dei deutsche Dele- gation habe dagegen auf Grund sorgfältig vorbereiteter Dokumente schon eine Vorstellung davon gehabt,-ah die gesamten Forderungen weit über die Dawes-Zahlungen hinausgehen würden. Bei Bekanntgabe der einzelnen Forderungen habe sich eine so hohe Gesamtsumme ergeben, daß die Delegierten, die die einzelnen Forde- rungen vorbrachten, selbst überrascht gewesen seien. Geheimrat Kastl fuhr fort: Es wurde ein Unterausausch eingesetzt, um die einzelnen Forderungen herabzusetzen. Wir haben guten Grund zu glauben, daß sich dabei große Schwierigkeiten zwischen den verschiedenen Gläubigerdelegierten ergaben. Schließlich standen wir einer G e- samtforderung von 2999 Millionen Mark jährlich gegenüber. Wir sind aber zur Konsernz als nüchterne und unabhängige Ge- schästsleute gekommen, und wir sind nicht bereit, gewissermaßen einen Scheck zu unterzeichnen, den wir bei der Vorlegung nicht aus- zahlen könnten. Wir können unsere Zahlungssähigteit nicht durch Ausfuhr steigern infolge der hohen Zollschranken, die alle Nationen seit dem Kriege gegen die Einfuhr deuffcher Waren er- richtet haben. Nachdem wir auf die verschiedenen Minuspositionen hingewiesen hatten, ersuchten wir die Gläubigerdelegierten, uns zu zeigen, wie wir unsere Zahlungsfähigkeit steigern könnten. Kastl erwähnte dann die in dem deutschen Memorandum enthaltenen beiden Pläne und ihre Voraussetzungen und schloß: Wir sind bereit und wünschen, die Dinge mit unseren Sachverständigenkollegen weiter zu erörtern. Wir wünschen nicht, daß die Konferenz abgebrochen oder auf unbestimmte Zeit vertagt wird. Aber als unabhängige sachkundige Geschäftsleute, die frei von der Kontrolle der deutschen Regierung sind, haben wir die Ueberzeugung, daß es die deutsche Leistungsfähigkeit sehr belasten würde, über eine Annuität von 1659 Millionen Mark hinauszugehen, außer wenn die Vertreter der Gläubigernationen uns einen anderen Ausweg zeigen, was sie bisher nicht getan haben. Hehversuche gegen Sckacht. Paris . 22. April.(Eigenbericht.) Der„Matin" erklärt, daß man alle Anstrengungen jetzt auf ein Provisorium lenke, das allerdings die Kommerzialisierung der deutschen Schuld in bedeutendem Maße sicherstellen müsse. Dos nationaliftffche„Echo de Paris" versucht die Atmosphäre dadurch zu vergiften, daß es behauptet, Dr. Schacht habe seinen bisherigen Pariser Aufenthalt dazu mißbraucht, um mit den Gegnern des Kabinetts Poincarö, namentlich mit Daladier und Malvy, zu konspirieren. Es sei in diesen Unterhaltungen nur von der Rückgabe des Danziger Korridors die Rede gewesen und Dr. Schacht habe bei seinen französischen Parinern nur allzuviel Entgegenkommen gefunden. Gleichzeitig behauptet das Blatt, daß vor etwa einem Monat den Delegierten die Befriedigung ihrer finanziellen Forderungen von deu scher Seite versprochen worden sei, falls sie dafür Eupen und M a l m e d y zurückgäben.
Verhandlungen im �uhrbergbau. Dortmund » 22. April. Die Schlichtungsverhandlungen im Ruhrbergbau wurden heute vormittag 10% Uhr vom Schlichter Pro- fessor B r a h n eröffnet. Die Verhandlungen ergaben, daß freie Berein- barungen zwischen den beiden Parteien nicht zu erzielen seien. Daraufhin wurde auf Vorschlag des Schlichters im Einverständnis mit den Parteien eine Schlichterkammer gebildet.
Die Spaltungskonferenz. Das vorbereitende Komitee. Das kommunistische Montagsblatt berichtet über die gestrige Konferenz„oppositioneller" Metallarbeiter, die der aus dem Deut- schen Metallarbeiteroerband ausgeschlossen« KPD.-Mann Nieder- t i r ch n e r mit seinen Getreuen als„Komitee zur Abwehr der Spaltung und Ausschlüsse im DMV." veranstaltet hat. Don 363 Teilnehmern an dieser Konferenz der Ausgeschlossenen, Unorgani- flerten und„oppositionell" Organisierten sollen 293 als Vertreter von 151 Betrieben erschienen sein mit einer Belegschastsziffer von Iii 15�'Arbeitern. Eine einfache Rechnungl Jeder der in den 151 Betrieben beschäftigten Arbeiter wird als Auftraggeber der kommunistischen, unter Ausschluß der Oeffentlichkeit gewähllen Delegierten gewählt. Das von der KPD.-Press« tagtäglich gebrauchte Eigenschaftswort „zulammengefchobene" trifft auf diese Konferenz zu wie noch nie: sie war richtig zusammengeschoben. Dabei bedarf es nicht einmal der Frage, was denn die übrigen 79„Delegierten" zu vertreten hatten, die kein« Betrieb« vertraten. Di« Spaltungstrauben waren den Machern um Niederkirchner offenbar nock, zu sauer. Man begnügte sich zunächst damit, das bis- herige provisorische„A b w e h r t o m i t e e" auf 11 Mitglieder zu verstärken und es zu einer ständigen Einrichtung zu machen. Durch Druck hervorgehoben wird der weitere B«- f ch l u ß, für den bevorstehenden Lohnkampf in der Ber - liner Metallindustrie ein„vorbereitendes Komitee" einzu- fetzen, gebildet aus 24 Vertretern der wichtigsten Großbetrieb«. Das heißt der T�uffche Metallarbeiterverband, feine Berliner Orts- Verwaltung, soll bei der Lohnbewegung der Organisation beiseite geschoben und der KPD. samt der IAH. die „Kampfleitung' zugeschoben werden. Was in Hennigsdorf erprobt wird, fall in Berlin gemacht werden. Berlin ist aber nicht Hennigsdorf . Vormarsch in Graz . Die Halste der Gememdesihe erobert. Wien , 22. April. (Eigenbericht.) Die Sozialdemokratie vermochte bei den gestern skattgesundenen Gemeindewahlen in Graz zwei neue Mandate zu ge- Winnen, so daß sie jetzt von 4S Mandaten Im Gemeindeparlament die Hälfte mit 24 Mandaten besitzt. Die Kommunisten haben nicht einmal 1 proz. der abgegebenen Stimmen erreich«, während die Sozialdemokratie wiederum 44 000 erhielt.
Frankreichs Pockensperre. Impfzwang in£e Havre. Le havre , 22. April. Seit Sonnabend früh sind die von dem Bürgermeister vorge- sehenen Vorkehrungen zur Verhütung der Einschleppung der Pocken zur Anwendung gekommen, von den 38 Passagieren des aus Eng- land kommenden Pofffchiffes können 22 Impszeugniffe vor- weifen: die übrigen ließen sich impfen, che sie an Land gingen. Die Pockenkonferenz, die am Sonnabend in Calais in Gegen- wart zahlreicher englischer und französischer Regierungsvertreter zusammen rat, ist ergebnislos verlaufen. Die Engländer er- klärten sich für unzuständig, den von den Franzosen vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen zuzustimmen. England wird nunmehr versuchen, die Dinge auf diplomatischem Wege weiter zu oerfolgen Das französische Arbeitsministerium hat auf Grund des er- gebnislosen Verlaufes der Konferenz noch am Sonntag eme Reihe von Maßnahmen zur Vechinderung der Einschleppung der Pocken nach Frankreich angeordnet. So sind die Hafenbehörden u. o. ermächtigt. nötigenfalls über Reifende, die aus dem fernen OsHi kommen, die Quarantäne zu oerhängen. Persdnen, die aus England einreisen und in einer Gemeinde mit Pockengefahr lebten, müssen einen Sanitätspaß mit sich führen.