Georg Jüttner
Georg Jüttner, einer der treuesten Mittämpfer unserer Partei, ist durch ein tragisches Gefchid aus der Mitte seiner Ban fomer Barfeigenoffen geriffen worden. Gestern abend hielt der Kreis Pantom feine Delegiertennerfommiung im Türkischen Zelt, Breite Straße, ah Genosse Jüttner mar aus der Sigung der Bezirksverordnetenfrattion getammen und wollte als Graftionsführer unferer Genoffen in Bantower Bezirkspariament aus feinen fpmmunalen Arbeitsgebieten berichten. Nüstig und mit ganzer Seele bei der Sache. fo mie ihn die Genoffen feit Jahrzehnten im Dienst der Bamegung tannten, trat er nor die Berjamunlung und begann in feiner die Herzen von Freund und Feind gewinnenden Art seinen Vortrag. Es freute ihn, cus der erfolgreichen Kommunalpolitik unferer Bartei zu berichten. Bahl reihte er an Sehl und aus ihnen ließ er das Bild der Mitarbeit der Sozialbemptratie im Bezirt Bantom erstehen. Blöglich aber, nach faum zehn Minuten. ftodte er, taumelte und brach zusammen. Genossen sprangen herbei, um dem non Krämpfen Gepeinigten zu helfen. Die Aerzte der Nach. harschaft wurden sofort gerufen. Es war aber zu spät. In her Mitte feiner Beneffen verschied der treue Kämpfer. Ein Herzschlag hatte seinem Beben ein Ende bereitet,
Dreißig Jahre hat Georg Jüttner der Bartel gedient. Dreißig Jahre Mitgliedschaft maren für ihn dreißig Jahre Rampf für die Arbeiterschaft Ueberall war er babei. Ueberal half er mit aufbauen. Zulegt als Frattionsführer der Genossen im Bantomer Bezirtsparlament. Das Vertrauen auf seine unerschöpfliche Kraft hatte ihn auf diesen Bosten gerufen. Aber auch im 3entralverband der Angestellten stand er in vorderster Front. Er war eines ber erffen Mitglieder bes Berbandes und hat in schweren Rämpfen für diesen Zweig der Gewerkschaftsbewegung mitgefochten. Er war schon einige Jahre herzleidend. 27 Jahre war er, zuletzt als Ab. tellungsleiter, bei der Firma Dr. Paul mener beschäf tigt. Dann war er zu alt. Er erhielt feine Kündigung. Und nur unter großer Anstrengung fonnten die Genossen verhindern, daß er völlig ftellungslos wurde. Mit geringerem Gehalt und auf bescheidenerem Posten behielt man ihn. Doch er war über sein Geschick zu verbittert. Sein altes Herzleiden brach wieder aus ind riß ihn als erst 53jährigen aus der Mitte feiner Familie, feiner Freunde und Parteigenossen.
Die Sozialdemokratische Bartel und der Sen. tralverband der Angestellten werden um ihn trauern als einen der Beffen und Trettesten, der mit dem unerschütterlichen Idealismus und mit dem Glauben an den Sieg unserer Ideen die Fähigkeit verband, die zähe, unermüdliche und schließlich erfolgreiche Arbeit des tommunalen Parlamentariers zu leisten.
Chriftlichsoziale gegen Hugenberg.
Der Angriff auf die Sozialpolitik. Hugenberg richtet heftige Angriffe gegen die deutsche Sosial. nerjidherung. Er mill fie abbauen und an ihre Stelle Smangelpar. faffen fegen. Diese Gedanken werden in einem Buche vertreten, bas ficharroege oder deutsche Sozialpolitit" nennt und dessen Verfasser Gustav Hars heißt. Dies Buch ist, wie der Deutsche " mitteilt, auf Sugenbergs ausbrüdlichen Wunsch bei Scherl verlegt worden. Der Berfaffer ist im Cinner modest nehmen mit Hugenbergs Freund und Berater,& tnangrat Bang, für die 8mede der Propagierung des Inhalts diefes Buches Dom Scheriverlag angestellt morben!
Das Buch ist von Hugenberg felbft den Bandesverbandsvar. Bandsmitgliedern als Richtlinie für die zufünftige TDzialpolitische Arbeit aufs marmite empfohlen worden. Der Berfasser Ht durch Hugenberg zu einem Vortrag nor hem Bartet. norstand veranlaßt morden. Die Landesverbandsvorsitzenden, die feinerzeit Hugenberg gewählt haben, propagieren das Buch im eng ften Einvernehmen mit ihrem Barteichef im ganzen Lande.
Diese Propabanda stößt auf heftige Opposition bei dem christchsozialen Flügel der Deutschnationalen. Am Sonntag feßten fich Der erweiterte Ausschuß des deutschnationalen Ar beiterbundes und der Reichsangestelltenqusschuß der Deutschnationalen mit dem Hugenbergshen Angriff auf die Sozialpolitik auseinander. Herr Hart follie referieren. Weber die Vorgänge in dieser Versammlung berichtet der Deutsche ":
Herr Hark gab folgende Ertlärung ab: Er, Hart, stehe unter dem Gindrud, daß die Bersammlung voreingenommen sei. Sei fie doch seit Wochen dahingehend nachdrüdlichst bearbeitet worden und durch Bersammlungen im Lande und durch Rund fchreiben gegen ihn beeinflußt.( Lebhafte Swischenrufe: Unver chamtheit!) Ich( Harp) stehe hier im ungleichen Kampf gegen eine nahezu geschloffene Front von befolde ten Gemertiafisbeamten.( Sahlreiche 3wischenrufe: Unerhört unverfämt, Ungezogenheit! ufm.) Wenn ich( Hark) auch über viel ut verfüge und mich nicht icheue, por lauter Gegnern zu sprechen, fp muß ich doch por Beginn meines Vortrags zwei Forderungen stellen: 1. daß feine Ent schließung angenommen wird und 2. paß über diese Bersammlung feine Mitteilungen veröffentlicht werden dürfen. Ich werde, wenn dieses Verlangen nicht erfüllt mirb, meinen Bortrag nicht halten und dann mich anberswo bemertbar machen.'
Herr Hark erhielt die Zusicherungen nicht. Er hielt trogbem fein Referat. In der Aussprache murde er geradezu geftäupt. Die Ber fammlung endete mit der Annahme einer Entschließung gegen den Hugenberg- Hargschen an, und in einem Schlußmort des Herrn Harz, das in einem Sturm von Zwischenrufen unterging. Der Deutsdye" nennt diese Abrechnung mit Hugenbergs fozialreaktionären Plänen in mehr als einer Beziehung sehr beachtlich".
Psychopath Hölz.
Der Weberfallene fucht Schuh gegen Drohungen beim Gericht.
Der Rebatteur Emil Ra Bolb hat bekanntlich gegen Mar 5513 Strafanzeige wegen nötigung und Bedrohung erstattet, nachbem er von Hölz in feinem Bureau im Berlaufe einer Aus. einandersetzung tätlich angegriffen worden ist Mar Hölz hat nun die Darstellung dieses Ueberfalles bestritten, was veranlaßt hat, in einer neuen Eingabe an die Staatsanwaltschaft die Hölzsche Schilderung als unrichtig zu bezeichnen. Der Rebatteur R. ftüßt fich dabel wie die B.- 5. Correspondenz mitteilt auf die Aus. fagen der Tatzeugen, fowie ferner darauf, daß Hötz am Tage nach hem Ueberfall vor einer anderen Berfon bie gleiche Darstellung von dem Zusammenstoß gegeben hat, wie sie in der Anzeige an die Staatsanwaltschaft niebergelegt worden ist
Die Drohungen Hölz, gegenüber ein Berbrechen zu be gehen, auch wenn er dafür noch einmal 20 Jahre ins 3uchthaus müsse, feien im Berlauf bes Ueberfalles min. beftens fünfmal gefallen und ferner sei durch Zeugen zu
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Bird es trotz allem ihnen gelingen, Die beiden Backen zusammenzubringen?
Poincaré eröffnete am Montag in Bar- le- Duc den Generalrat des Meuse Departements mit der angekündigten politischen Rebe. Der französische Ministerpräsident hat bei dieser Gelegenheit auch zur gegenwärtigen Situation der Sachverständigen tonferenz gesprochen, ohne dabei im wesentlichen etwas Neues zu sagen. Er berief sich dabei auf seine in Chambéry und Caen abgegebenen programmatischen Erklärungen, denen zufolge Frankreich von Deutschland die Deckung seiner Schulden an Amerika und außerdem einen angemeffenen Betrag für den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete fordern müsse. Man hätte annehmen tönnen, fuhr Poincaré fort, daß auf dieser Grund lage die Sachverständigen leicht zu einer Einigung hätten gelangen tönnen. Aber für ben Augenblid hätten die beutichan Bertreter diese Hoffnung ttluforifah gemacht. Wenn nun die Sonferenz mit einem Flasto ende, fo fel dies feineswegs ein Fiasto für Frankreich . Wir hätten uns, erklärte der Ministerpräsident. im Intereffe Europas und ber Welt beglüdpünscht, wenn endlich diese undanfbaren Schulben und Reparationsfragen durch ein at gemeines Abfommen geregelt morben wären, und mir sind uns beffen bewußt, hierfür Ronzeffionen gemacht zu haben. Aber wenn beffen bewußt, hierfür Konzessionen gemacht zu haben. Aber wenn unsere Bemühungen vergeblich blieben, fo hatten wir uns, wie die Dinge tegen, an ble 2 usführung des Dames Plans, burch die uns auf Grund der demnäftigen Artpenbung des Woh1. fabrisinder eine
wesentliche Erhöhung der Jahreszahlung noch vorbehalten it."
Boincaré hatte feine Rede, deren Schluß die außenpolitischen Ausführungen bildeten, mit einem mohl beabsichtigten ausführlichen Hinweis auf die im Kriege hervorgerufenen 23 et miftungen
bemeifen, daß Hölz sein Opfer ameimalam Salie gewürgt und mit dem Tode bedroht habe, falls R. noch einmal den Bersuch machen werde, fich mit der von ihm geschiedenen Chefrau über die Erziehung des Kindes auseinanderzusehen.
Hölz habe den neunjährigen Sohn R. nicht nur mit in politische Rundgebungen geschleppt. sondern das Kind sei auch Zeuge eines Ueberfalles gemesen, den Hölz auf den Sekretär der Roten Hilfe", Gidenjäger, ausgeführt habe. Dieser lleberfall hat sich an einem Sonntag in der Nähe von Friedrichshagen , wo Hölz wohnt, abgespielt und einen ziemlich großen Menschenauflauf Hervorgerufen. Der Junge habe aufgeregt und weinend danebengestanden, die Mutter habe es allerdings fertiggebracht, im Anschluß an die Schlägerei au äußern: Das haft du recht gemacht, Mar." Der Sekretär Eidenjäger hat, wie in der Eingabe an die Staatsanwaltschaft betont wird, die Richtigkeit bes von bem Rinde dem Bater gegebenen Erlebniffes bestätigt unb ist dafür als Zeuge benannt worden. Nach diesen Vorkommnissen habe R nicht nur das Recht, sondern nach Ansicht des zuständigen Jugendamtes auch die Pflicht, das Kind der Mutter wegzunehmen, was inzwischen unter Zuhilfenahme von polizeilichem Schutz ge fchehen sei,
Die Strafanzeige gegen Hölz jei nicht zulegt auch deshalb er. folgt, meil R. non Freunden, die ben Charakter des Holz tannien, wiederholt bringenb gewarnt morben fei, nichts zur Sicher ftellung ber erzieherischen Zufunft feines Sohnes zu unternehmen, ba er fich fonft infolge der angedrohten Handlungen des Hölz be wußt ins Unglüd stürzen würde.
Gewaltffreich in Aegypten geplant. Gelbst England warnt vor Berhaftung der Oppofitionsführer Sairo, 22. April. ( Eigenbericht.)
Die Beziehungen zwischen der ägyptischen Regierung und der Opposition haben sich derart zugefpigt, daß der Ministerpräsident Mohammed Mahmud in einer geheimen Kabinettsfihung den Vorschlag gemacht hat, den ehemaligen Ministerpräsidenten und Führer der nationalistischen Partei Nahas Pascha und fünf Mitglieder ihres Zentralfomitees 3u oerhaften und zu deportieren.
Es ist bezeichnend für die englische Haltung in der ägyptischen Frage, daß das kolonialamt in Condon auf eine Sondierung des ägyptischen Babinetts hin abgelehnt hat, einer so weitgehenden Maßnahme zuzuftimmen und darauf hingewiesen hat, daß es fich den innerägyptischen Streitigkeiten gegenüber neutral verhalte. Das ägyptijdhe kabinett hat daraus die Folgen gezogen, daß England die Gegenfäße zu der Oppofifion nicht bis zum Aeußer ft en treiben will und auf die Maßnahme vorläufig verzichtet.
Der Plan, der durch die 3 a distretion eines hohen Funtfionärs zur Kenntnis der Nationaliffen gelangt ist, hat in der
des Departements Bar- le Duc eingeleitet, um dann in längeren Ausführungen auf die inner politische Lage einzugehen. Er rief babei seinen Zuhörern in Erinnerung, daß er nach der Bildung des gegenwärtigen Kabinetts selbst vor heiden Kammern erflärt habe, wie sehr er das durch den Austritt der Radikalen erfolgte 3erfallen der nationalen Einheit hedauere. Er habe derèn Aufrechterhaltung nod für eine ganze Zeitspanne als unbedingt nötig angesehen, und das Wiederaufleben per affen politischen Gegenfäße sei ihm immer peinlich gewesen. Er bedauere es auch heute noch.
Scharfe Erflärung Baleffis.
Der polnische Außenminister 3alemiti bat der amtlichen Telegraphenagentur eine Ertlärung zur Betfügung gestellt, in der es heißt: Das Memorandum, das Schacht in Paris überreicht hat. gibt einen Anlaß, den bort enthaltenen aggreffiven Tendenzen pam polnischen Standpunkte aus entgegenzutreten, ba ihnen jegliche realen Unterlagen fehlen. Denn feine Regierung fann in eruster Weise die Revision des Bersailler Bertrages verlangen. Dagegen erscheint mir die Art, in der Schacht Nationalrechte als Handelsobjett für Songeffionen finanzieller at behandelt hat, überaus perhängnispol, da fie eine Rückkehr zu ben Formen bedeutet, die vor Deni Striege su fotaftrophalen Fogen geführt haben.
Das halbamtliche Marschauer Blatt pofa" fpricht das Ter trauen aus, baß hinter diesem Sufarenritt des Reichsbantpräji. benden weder Strelemann, noch etwa gar Hermann Wüfter stehen und daß dies nach dem empörten Auslandsecho, das Schacht gefunden habe, auch zum Ausbrud tommen werde.
ägyptischen Oeffentlichkeit große Aufregung hervorgerufen. Das Organ Nahas Baschas„ El Balagh richtet anläßlich dieser ingelegenheit eine scharfe Warnung an die Reglerung. Es marnt das Kabinell und den König vor derartigen Gewaltmaßnahmen und weist auf die innerpolififchen Folgen hin, die aus der Verbannung Jaghlul Paschas und feiner Freunde nach den Seychelle enfffanden sind. Die Politit der mafdiffifchen Partei werde auf die Weise nicht im geringsten gestört werden, da die verhafteten Führer jederzeit durch andere ersetzt werden fönnen. Eine Zertrüm merung der Oppofition lasse sich durch eine solche Gewaltpolitif nicht erreichen, und würde nur dazu führen, daß sich die Aufregung des Landes weiter steigert, und blutige Unruhen zu einem Sturze der Regierung führen können.
Kommunisten gegen Ashlrecht.
Nach längerer Aussprache hat der Storthing mit 71 gegen 52 Stimmen den Antrag der Arbeiterpartei auf neue Brüfung bes Einreisegefuchs für Troßfi abgelehnt. Der Ministerpräsident batte erklärt, daß die Ablehnung des Einreifegefuchs endgültig lei. Mit der Regierung stimmten bie Stonjervativen, die Bauern partei, die Radikalen, die Kommunisten, ein Teil der Arbeiterpartei und ein unabhängiger Biberaler.
Keine Revision mit Horthy - Kurs. Ungarische Sozialdemokratie und Trianon- Bertrag Budapest , 22 April,
Die Liga zur Revision des Vertrages von Trianon, die auf die Initiative von Lord Rothermere gegründet wurde, hat die fpzialdemokratische Partei aufgefordert, an ihren Arbeiten teilzunehmen. Die Partei antwortete im 2 Roggel", daß auch sie den Trianonvertrag für ungerecht und revisionsbedürftig halte, daß fie aber eine Revision nur mit friedlichen Mitteln anstrebe. Die Partei lehne jedoch den Anschluß an die Liga ah, meil has gegenwärtige Regime die Demotratie, die Borbedingung jur Wiederherstellung der öffentlichen Freiheit, bekämpfe.
Die fransjordanische Bolfspertretung besteht aus 22 Abgeord neten, pon denen sechs regelmäßig die höchsten Beamten find, nämlich der Ministerpräsident, der Justizminister, der Schagminifter, die beiden Direktoren des Unterrichts- und des Gesundheitsamts und der Generalfefteiär der Regierung. Die anderen 16 2bgeordneten find gemahlt; es find jeki 11 Mohammedoner, 3 Chriften und 2 Tfcherteffen. Von den 11 Mohammebanern vertreten ziet die Intereffen der Nomaden,