Tit. 188* 46. Jahrgang
-1. Beilage des Vorwärts
Oienöiag- 23. April 1929
lieber das Verkehrswesen Berlins sprach Stadtrat Reuter am Sonntag in der kommunalpolitischen Vortragsreihe der Zlrbeiterbildungsschule und des kommunalen Sekretariats. Großsdadtentwicklung und Verkehrsentwicklung stehen, führte Genosse Reuter aus, in Beziehung zu einander. Das Wachstum der Großstädte hat die Entwicklung der Technik und des Verkehrs gefördert. Aber die Entwicklung der Verkehrsmittel hat erst die riesigen Großstädte unserer Zeit mög- l i ch gemacht. Für die Großstadt ist neben dem Fernverkehr der Ortsverkehr wichtig. Ein hochentwickeltes örtliches Verkehrswesen ist Voraussetzung für die Produktionssähigkeit der Großstadt. Leistungsfähige Verkehrsmittel sind aber auch ein« Lebensfrage für die Großstadtbevölkerung. Die Rücksicht auf Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Bevölkerung Berlins erfordert, daß ihr die Möglichkeit gegeben wird, aus den Elendsquarticren der nach deni alten Bebauungsplan angelegten Arbeiterviertel �u entfliehen. Weiträumige Bebauung der Außen- bezirke muß wieder gutmachen, was frühere Jahrzehnte in dem Gebiet des älteren Berlin verpfuscht haben, chierzu ist nötig, daß die Außenbezirke durch ein Netz ausreichender Verkehrsmittel mit dem Stadtkern verbunden werden. In der Berliner Stadtverordnetenversammlung hoben fchon vor Jahrzehnten die Sozialdemokraten ge- mahnt, daß die Stadt selber das Verkehrswesen in die chand nehmen und es planvoll regeln muß. Was damals als unausführbar verlacht wurde, ist heute Wirklichkeit. Er- scbwcrt wurde die Ausführung durch die frühere kommunale Zer- rifsenheit Berlins . Es gab in Berlin keinen einheitlichen koirnnunal- politischen Willen, weil es kein einheitliches Berlin gab. Viele der Vororte hatten Wünsche und Ziele, die denen Berlins entgegengesetzt marcn. Die 1890 von der Regierung angebotene Eingemeindung der Vororte wurde von Berlin , von seiner damaligen Stadtoerwal- tuna, kurzsichtig abgelehnt. Der Groß-Berliner Zweckoerband von 1912 war ein Versuch, dafür Ersatz zu schaffen. Zu seinen Ausgaben gehörte auch, ein einheitliches Verkehrswesen herbeizusühren. Er erwarb das Straßen bahn unternehmen, das dann 1921 an die zusammengefaßte Einheitsgemeinde Berlin überging. Das war ein entscheidender Schritt im Berliner Verkehrswesen. Zur Zeit ist die Straßenbahn noch die Grundlage groß- städtischen Mossenverkehrs und sie wird es bleiben, solange die heutigen technischen Verhältnisie bestehen. Sie hat die Möglichkeit der Anpassung an die sehr rasch wechselnden Bedürfnisse des Massenverkehrs. Sie ist sehr viel billiger, als der Omnibus sein könnte, wenn er im Stadtinnern die Straßenbahn ersetzen sollte. Daß in der Inflationszeit die Straßenbahn nicht an das Privat- kapital verkauft wurde, dankt Berlin dem grundsätzlichen Widerstand der Sozialdemokraten gegen Veräußerungen städtischer Werke. Zur Bewältigung des Massenverkehrs auf Lang st recken eignen sich ober besser die schienenfreicn Verkehrs- mittel, die Hoch- und Untergrundbahn und die Stadt-, Ring- und Vorortbahnen, weil sie schneller fahren können und unabhängig von störendem Straßenverkehr sind. Die Weiterentwicklung der Hoch- und Unter» grundbahncn mußte nach dem Krieg eine Ausgabe der St o dt werde ist-" Die Stadt erwarb. die bis dahin, vorhandenen choch- und Untergrundbahnen, sie konnte dann für alle ihr ge- hörenden Verkehrsunternehmen die Tarifvereinheit- lich-ung durchsetzen, die eine weitgehertde Umstcigebcrcch- t i g u n a ermöglichte. Das hatte ein« rasche und ganz außer- ordentliche Steigerung des Verkehrs zur Folge..Haupt- umsteigepunkte sind die Endbahnhös« der Hoch- und Untergrund- bahnen. Die Weiterführung in die Vororte hinaus wird den Um- steigeoerkehr nach erleichtern. Benutzt werden die Hoch- und Unter- grundbohnen besonders für lange Strecken, die Straßenbahnen mehr für' kurze Strecken. Der Ausbau des Schnellbahnnetzes ist im Hinblick auf den Massenverkchx unabweisbar. Er wird in dem gigantischen Ausmaß, das wir letzt erleben, mir möglich, weil für das'Verkehrswesen Berlins eine gesunde wirtschaftliche Grundlage geschaffen wurde. Sie ist gegeben durch die Ber - liner Berkehrsgefellschaft, in der alle Berkehrsunter- nehmen der Stadt einheitlich zusammengefaßt sind. Nicht unterschätzen soll man übrigens die Bedeutung der
städtebaulichen Erneuerung, die im Zusammenhang mit den Bahn - bauten ausgeführt wird. Nachdem das schon am Hermonnplatz mit gutem Erfolg getan worden war, geschieht es jetzt noch durchgreifen- der am Alexanderplatz . Solche Umgestaltungen steigern den Wert der Nachbargrundstücke sehr beträchtlich, so daß die Stadt beim Verkauf der Reste des zum Bahnbau erworbenen Grundbesitzes mit dem Erlös fast die Bahnbaukosten decken kann. Ein« schwierige Ausgabe ist die Regelung der Beziehun- gen zur Reichsbahn. � Das Gerücht, daß die Stadt die Reichsbahn pachten wolle, ist unzutreffend. Wünschen muß man aber, daß die Reichsbahn überall, wo es möglich ist, mit den Der- kohrsanlagen der Stadt in betriebliche Verbindung ge- bracht wird. Vom Ringbahnhos Gesundbrunnen wird man von jedem Bahnsteig zur städtischen Schnellbahn übergehen können. An der Frankfurter Allee , in Neukölln, in Tempelhof , am Alexanderplatz , an der Jannowitzb rücke werden ähnliche Verbin- düngen hergestellt. Schließlich werden wir aber auch zu Verkehrs- fördernden Tarifvercinbarungen mit der Reichsbahn kommen. Falsch ist die Annahme. Berlin wolle nur noch Schnellbahnen bauen. Selbstverständlich wirb auch der Ausbau des Straßenbahnnetzes nicht vernachlässigt. Von 192S bis einschließlich 1929 wird der Zugang neuer Straßenbahnstrecken sich aus 80 Kilometer Doppelgleise stellen. Für entlegene Sied- lungen werden zunächst Ommbuslinien eingerichtet. Der Vortragende wandte sich auch gegen die Legende, daß die Stadt Berlin all' ihr Geld für Verkehrsunternehmen ausgibt. Umgekehrt ist es: die Verkehrsunternehmen geben Geld für die Stadt Berlin aus, nämlich die Abgaben, die sie ans ihrem Ertrag dem Stadtsäckel zuführen. Stadtrat Reuter schloß mit der Feststellung, daß im Bertiner Verkehrswesen heute durchgeführt ist, was zuerst und immer wieder die Sozialdemokraten gefordert haben. Die Zusammenfasiung der Verkehrsunternehmen in denHänden der Stadt hat es ermöglicht, daß der weitere Ausbau der Verkehrsmittel jetzt mst der Entwicklung Berlins Schritt holten kann und wird.(Lebhafter Beifall.)
Weil sie sich nicht um das Kind kümmerte. Ein Totschlagsprozeß vor dem Schwurgericht M. Vor dem Schwnrgericht III wurde der 22jährige Arbeiter E r n st I u ch wegen Totschlags zu fünf Jahren Gefängnis und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Der Angeklagt« hatte m der Silvester- nacht seine Braut Minna Lutter im Grunewald nahe der Heer- stratze erwürgt. Als man am Reujahrstag die Tote fand, konnte die Ursache des Todes nicht gleich festgestellt werden. Polizeiliche Nachforschungen führten dann aus die Spur des Bräutigams, der als Täter im Asyl für Obdachlose verhaftet wurde. In der Berhondlung war der Angeklagte geständig. Cr war seit dem Frühjahr 1927 mit Minna'Lutter befreundet, sie hatte ein Kind'von ihm und wohnte in letzter Zeit bei seiner' Mutter. Er wollte sie heiraten, Weihnackten 1928 kam es aber zu einem Zerwürfnis, weil sie aus Faulheit ihre Stellüstg aufgeben wollte Deswegen wollte er ihr eigentlich den Laufpaß geben. Ani 31. Dezember erfuhr er in einem Lokal von einem Freunde, daß fein« Braut in der Wohnung seiner Mutter mit einem frem- d c n M a n n e t r i n k e. Er eilte in furchtbarem Zorn nach Hause und fand dort die Lutter betrunken und unvollkommen bekleidet. Als sie sich angezogen hatte, schleppt« er fi« auf die Straß« und verprügelte sie mit einer Hundepeitsche. Dann ging er mit ihr zur Heerstraße zu und warf ihr unterwegs vor, was denn aus ihnen beiden und dem Kind« werden solle. Sehr schnippisch soll sie geantwortet haben:„Ich kümmere mich nicht mehr um das Kind. Ich weiß schon, was ich zu tun habe." Da geriet er in unerhörte Erregung, packt« sie mit beiden Händen und würgte sie. Med.-Rat Dr. Dyrenfurth und Med.-Rat v. Mahreich olz, die die Obduktion vorgenommen hatten, erklärten, daß der Angeklagt«
einen besonders gefährlichen Wirbelgriff angewendet hätte, der den Tod der Lutter in einer Sekunde herbeigeführt hatte. Daß die Er- würgung die Todesursache war, konnte überhaupt erst nach genauen mikroskopischen Untersuchungen festgestellt werden. Der Staatsanwalt beantragte wegen Totschlages 6 Jahre Zuchthaus, während der Verteidiger Dr. Rmvald darauf hinwies, daß hier eine Körperverletzung mit tödlichem Ausgang angenvinmen werden könne. Nach zweistündiger Beratung kam das Gericht zu obigem Urteil. . Oer vierte Winter. Starte Nachtfröste. Es bleibt weiter tühl. Nach den neuesten wellermelduageo besteht für die nächste Zeil noch immer keine Aussicht auf eine nenueuswerle Erwärmung, vielmehr ist weiter mit kühlem und unbeständigem Aprilweller zu rechnen. Im ganzen Reich lagen die Temperaturen sehr niedrig. In der Nacht zum Montag wurden stellenweise 7 Grad Kälte gemessen. In den Außenbezirken Berlins herrschten b'/i Grad und in der Innenstadt 214 G r ad K ä lte. Im Laufe des gestrigen Tages stieg das Thermometer nur sehr langsam und zeigte als Maximum 7 Grad Wärme an. Später fiel die Quecksilbersäule wieder erheblich und ging nachts unter den Null- punkt herunter. Wie der Amtliche Wetterdienst mitteilt, dauert die Zufuhr kalter Luftmassen aus den Polqxgegenden weiter an. In der Nähe von Schottland hat sich außerdem eine verbreitete Druck st ö r u n g herausgebildet, die langsam nach Süden abwandert und in deren Bereich das deutsche Gebiet heute gelangen dürfte. Die Folge wird wieder stärkere Bewölkung sein. Es ist daher bei sehr niedrigen Temperatur en mit wiederholten Schnee- und Graupelschauern, ähnlich wie am vergangenen Sonntag, zu rechnen. Dieser neuerliche vierte Kälterückschlag dürste die B e g e- tation, die schon sechs bis acht Wochen zurückliegt, abermals unheilvoll beeinflusien. Eine Ehrung für Hugo Heimann. Unserem Genossen Hugo Heimann, dem Siebzig- jährigen, der an seinem 79. Geburtstag außerhalb Berlins geweilt hatte, bereitete die sozialdemokratische Stadtver- ordnetenfraktion in ihrer gestrigen Sitzung eine Ehrung. Eine Feier in weiterem Kreise, die beabsichtigt worden war, hat auf Heimanns ausdrücklichen Wunsch unterbleiben inüsscir. Der Fraktionsvorsitzende Genosse F l a t a u beglückwünschte ihn in einer Ansprache, die Heimanns erfolgreiche Arbeit in der Berliner Kommunalverwaltung mit herzlichen Worten würdigte. In jahrzehntelangem Wirken habe Heimann die Lösung so mancher der Aufgaben vorbereitet, die jetzt gelöst werden. Stets habe Heimann durch Klarheit seines Wollens und durch Vornehm. heit der Gesinnung sich ausgezeichnet. Als äußeres Zeichen des Dankes und der Verehrung überreichte die Fraktion dem nun siebzigjährigen Kampfgenossen eine prächtige Base mit Widmung. Genosse Hei mann antwortete, daß nach vierzig Iahren kommunaler Tätig leik(s«5 fast 39 Jahren fft. er Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, nachdem er vorher 19 Jahre Bürgerdeputierter in.der Armenverwältung war) dieses Arbeitsgebiet ihm schließlich das liebste geworden sei. Er gedachte des Genossen Paul Singer , der in Berlin den Grundstein zu dem kommunalen Wirken der Sozialdemokratie gelegt habe. Hermann selber sei vor vier Jahr- zehnten durch Singer zur Mitarbeit in der Kommunaloerwaltung angeregt worden, und er habe das Glück gehabt, in einer Zeit stürmischen Dorwärtsdrängens mitarbeiten zu dürfen. Er dankt« der Fraktion für das ehrende Vertrauen, das sie ihm jetzt bewiesen habe. Flataus Rede und Heimanns Antwort wurden von der Fraktion mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Die Stadtverordneten haben in dieser Woche zwei Sitzun- gen, ein« außerordentliche am Dienstag um 18 Uhr und die ordentliche am Donnerstag um IS-Ii Uhr.
9ack Xondon;
(Berediiigte Ueberseizung von Erwin Magnus ), Als die Sonne um zwölf über die Erdrundung emporsah, machten die Männer halt und zündeten ein kleines Feuer auf dem Eise an. Darlight hieb mit der Axt Stücke von den ge- frorenen Bohnen los. Sie wurden aufgetaut, in der Brat- pfanne gewärmt und bildeten die ganze Mahlzeit. Kaffee gab es nicht. Das Tageslicht war zu kostbar, um es auf solchen Luxus zu verschwenden. Die Hunde hörten auf, sich zu balgen, und sahen sehnsüchtig zu. Nur abends bekamen sie ihr Pfund Fisch. Tagsüber arbeiteten sie. Die Kälte hielt an. Nur Männer aus Stahl können bei so niedrigen Temperaturen reisen, aber Kama und Day- light waren Auserwählte ihrer Rasse. Kama jedoch, der die Ueberlegenheit des andern kannte, wußte, daß er von Anfang an zum Untergang verurteilt war. Nicht daß er es bewußt an Fleiß und Willigkeit fehlen ließ, aber dies Bewußtsein drückte ihn zu Boden. Cr betete Daylight an. Selbst stoisch, schweigsam, stolz auf seine Ausdauer, fand er alle diese Eigen- schafte'n in seinem weißen Kameraden verkörpert. Hier war einer, der sich in allem auszeichnete, worin ein Mann sich auszeichnen mußte, ein Halbgott, und Kama konnte nicht an- ders, er mußte ihn anbeten wenn er es auch mit keiner Miene verriet.. Kein Wunder, daß die weiße Rasse siegte, dachte er, wenn sie solche Männer hervorbrachte. Was vermochte fein Volk gegen eine so zähe, ausdauernde Rasse? Selbst die Indianer reisten nicht bei solcher Kalle, und sie besaßen doch die Weisheit von tausend Generationen und dieser Daylight. der Mann aus dem weichlichen Süden, war härter als sie, verlacht« ihre Angst und reiste zebn und zwölf Stunden am Tage. Und dieser Daylight glaubte, eine tägliche Sch-.ellig- kell von dreiunddreißig Mellen sechzig Tage lang aushallen zu können. Er sollte nur warten, bis frischer Schnee fiel, oder bis sie wieder auf ungebahnte Wege oder an die große Eis- fchranl« um das offene Wasser käme».
Aber unterdessen hielt Kama Schritt mit ihm, murrte nie und drückte sich nie von einer Arbeit. Fünfundsechzig Grad unter Rull ist sehr kalt*). Da Wasser bei zweiund- dreißig Grad über Rull gefriert, bedeuten fünfundsechzig Grad nicht weniger als siebenundneunzig Grad unter dem Gefrierpunkt. So erhält man einen Begriff von der Kälte, in der Kama und Daylight durch die Finsternis reisten. Obgleich Kama beständig seine Wangen rieb, bekam er Frostbeulen an den Backenknochen, und das Fleisch wurde schwarz und gefühllos. Seine Lungenspitzen schmerzten— ein gefährliches Anzeichen, und allein schon ein Grund, daß ein Mann sich nicht im Freien bei fünfundsechzig Grad Kälte übermäßig anstrengen soll. Aber er klagte nie, und Daylight fühlte sich benso warm unter seinen sechs Pfund Kaninchen- fell, wie der andere unter seinen zwölfen. Am zweiten Abend schlugen sie nach weiteren fünfzig Meilen ihr Lager nahe der Grenze zwischen Alaska und dem nordwestlichen Territorium auf. Der Rest der Reise ging bis auf das letzte kurze Stückchen nach Dyea durch kanadisches Gebiet. Bei der schnellen Fahrt, und da kein Reuschnee ge- fallen war. gedachte Daylight am vierten Abend das Lager von Forty Mile zu erreichen. Aber am dritten Tag begann die Temperatur zu steigen, und das bedeutete am Bukon, wie sie wußten, Schnee. Auch mußten sie sich an diesem Tage zehn Meilen well ihren Weg durch Eisschollen bahnen und den Schlillen über riesige Eisblöcke heben. Hier nützten die Hunde nur wenig, und sowohl sie wie die Männer mühten sich ab. ohne viel weller zu kommen. Eine Stunde Ueberarbeit am Abend brachte ihnen nur einen Teil der ver- lorenen Zeit wieder ein. Als sie am Morgen erwachten, lag der Schnee zwei Zoll hoch auf ihren Schlafsäcken. Die Hunde waren ganz unter der weißen Decke begraben und wollten ungern ihr warmes Nest verlassen. Der Neuschnee bedeutete schwere Arbeit. Die Kufen sanken ein. und einer der Männer mußte beständig vorausgehen und den Schnee mit den Schneeschuhen festtreten. damll sie nicht umwarfen. Der Schnee'ist in diesen Gegen- den ganz anders, als man ihn in südlichen Ländern kennt. Er ist hart, fein und trocken wie Zucker. Er läßt sich nicht ballen und wirbelt wie loser Sand unter den Füßen auf. Er besteht nicht aus Flocken, sondern aus Kristallen— winzigen geometrischen Frostkristallen. Es war wärmer geworden, *) Es handelt fich stets vm Fahrochett-
kaum zwanzig Grad unter Null, und die beiden Männer schwitzten bei der Arbeit, obwohl sie die Ohrenklappen hoch- geschlagen und die Handschuhe ausgezogen hatten. Sie er- reichten Forty Mike an diesem Abend nicht mehr, und als sie am nächsten Tage dort eintrafen, machte Daylight nur hall, um Post und neuen Proviant aufzunehmen. Am folgenden Nachmittag lagerten sie an der Mündung der 5ilondike- River. Seit Forty Mlle hatten sie nicht eine lebende Seele getroffen und sich beständig ihren Weg selbst bahnen müssen. Seit dem Herbst war noch keiner den Fluß hinauf südwärts von Forty Mile gekommen, und es konnte gut sein, daß sie den ganzen Winter die einzigen blieben. In jenen Tagen war Dokun ein einsames Land. Zwischen dem Klondike- River und Salt Water bei Dyea lagen sechshundert Meilen schneebedeckte Wildnis, und auf der ganzen Strecke gab«s nur zwei Stellen, wo Daylight möglicherweise Menschen treffen konnte. Beides waren isolierte Poststationen, Sixty Mile..und Fort Selkirk. Im Sommer stellten sich wohl an der Mündung des Stewart- und des White-River, bei Big und Llltle Salmons und am Le-Barge-See Indianer ein, im Winter jedoch folgten sie, wie er wohl wußte, den Elchherden bis weit in die Berge. An diesem Wend, an der Mündung des Klondike, legte sich Daylight nach verrichteter Abendarbeit nicht nieder. Einem Weißen hätte er gesagt, daß er die„Chance" in sich spürte. Er schnallte sich die Schneeschuhe an, verließ die Hunde, die sich im Schnee verkrochen hatten, und Kama. der schwer atmend unter seinem Kaninchenfell lag. und kletterte den hohen Erdhang empor auf die weite Hochfläche. Aber dichte Tannen versperrten ihm die Aussicht, und so schritt cr über die Ebene und erklomm die ersten Ausläufer der do- hintesliegenden Berge. Hier kannte er den Klondike, der im rechten Winkel aus Osten heranströmte, und den Vukon. der einen weiten Bogen von Süden her machte, sehen. Links. stromabwärts, gegen die Moosehtde-Berge. zeigte sich der mächtige weiße Fleck, von dem sie ihren Namen hatten, klar im Sternenllcht. Leutnant Schwatka hatte ihnen den Namen gegeben, aber er. Daylight. hatte sie als erster gesehen, lange bevor der unerschrockene Forscker nach Ueberschrellung des Chilkoots auf einem Floß den Fukon hinabgefahren war. Aber den Bergen schenkte er jetzt weniger Aufmerksam- keit als der wellen Ebene selbst, an deren Sellen das Wasser tief genug war, daß Dampfer dort anlegen konnte». _ tTottjetzuag folgt.)