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Hände weg! Oer Sturm gegen die ArbeitSloienversicherung. Der Angrist der Kulturreaktion auf die Arbeitslosen- Versicherung ist in vollem Gange. Ihren Abbau hat Graf W e st a r p gestern im Reichstag mit dürren Worten gefordert. Da- gegen hat sich die Sozialdemokratisch« Reichstagssraktion mit ihrem gestrigen Beschluß schützend vor dies« Einrichtung gestellt. Das gibt nun wieder der Unternehmerpresse, voran dieDeutsche All- gemeine Zeitung", Anlaß, gegen die sozialdemokratische Reichstags- fraktion die hestigsten Angriff« zu richten. Dabei treibt dieD.A.Z." die Rabulistik so weit, zu behaupten, daß der Fraktionsbeschluß gegen das Abkommen über den Etat verstoße, das die ursprünglich beabsichtigten Steuererhöhungen vermeiden wolle. Das, meinnie. wirkegeradezu als Verletzung der Arbeitsgrundlagen der jetzigen Koalition." DieDAZ.* wird mit solchen verdrehten Konstruktionen auf die Sozialdemokratische Reichstagsfrakt'vn nicht den allergeringsten Eindruck machen. Die Fraktion Hot ihren Beschluß nach reislicher Erwägung gefaßt und wird bei ihm bleiben. Die alberne Unter- stellung derDAZ.", sie habe sich dabei von Furcht vor den Kam- munisten leiten lassen, erledigt sich durch die Feststellung, daß gegen den Beschluß in der Fraktion keine einzige Stimme ab- gegeben worden ist. Maßgebend für ihn war einzig und allein die Erkenntnis, daß alles getan werden muß, was zu seinem Schutze notwendig ist. Dazu gehört sowohl die zestweitige Beitrags- e r h ö h u n g, die ja auch für die Arbeitnehmer ein großes Opfer darstellt, wie auch die Beseitigung von Mißbräuchen, die sich wirk- lich als vorhanden herausstellen sollten. Daß solch« Mißbräuche nur eine verhältnismäßig geringe Rolle spielen und daß ihre Abstellung keine wesentlichen Ersparnisse bringt. weih man offenbar auch Im Unternehmerlager. Darum gibt man sich auch in derDAZ" damit nicht zufrieden, sondern oerlangt eine wei estgehende Drosselung der Ausgaben, die natürlich nur durch ein« ollgemeine Verschlechterung der L e i st u n g e n erzielt werden kann. Dazu wird aber die Sozial« demokratische Partei ihre Hand nicht bieten. Sie wird nicht dulden, daß die Arbeitslosen durch eine sozialreaktionäreReform" ihrer Rechte beraubt und unter die Hungergrenze hinuntergestoßen werden. Im Kampf zwischen Unternehmern und Arbeitern ist heute die Arbeitslosenversicherung die eigentliche Schlüssel st eilung, der Angriff auf sie ist ein Angrisf aus den gesamten Lebensstandard der deutschen Arbeiterklasse. Die Sozialdemokratische Reichstags- fraktion ist entschlossen, diesen Angrist abzuwehren. Der JvAZ." aber bleibt es unbenommen, nach einer anderen Koalitions- grundloge zu suchen, von der aus der Sioß gegen die Arbeits­losenversicherung geführt werden kann. Freiwillige mögen sich bei ihr meldenl Die Ausführungen Willibald Seemanns sind am Sonnabend beendet. Wir lassen den Beridri eines V agabunden folgen, der bereits mit 12 Jahren auf die Landstraße verschlagen murde und 17 Jahre lang das unstete Leben eines fahrenden Gesellen führte. Nicht immer gerade mar dieser Weg. Er führte ihn mit Zigeunern und Stromern zusammen, und die Berüh­rung mit den Feldgendarmen mar nidit immer eine freundliche. Der Branntwein spielte eine oerhäng- nisoolle Rolle in seinem Leben. Was uns aber mit ftichard 9*erbandi und seiner Niedersdirift JCandslreicher Mut dem Xeben einet'Caugenlchit, der doch noch trat mir de oersöhnt, ist seine große Naturliebe, seine unbe- zminglidie Wanderlust und sein Humor. In bunten, losen Bildern läßt er nodi einmal das W ander- burschentum der siebziger und achtziger Jahre des oergangenen Jahrhunderts an uns oorüber ziehen, er gibt uns daneben einen tiefen Einblick in das Leben und die Psyche jener Entgleisten, die den Weg von der Landstraße in das geordnete Leben nicht zurück­finden; nicht ohne innere Unruhe verfolgt man, mie auch er sich der Psyche dieser Entgleisten immer mehr nähert und ist befriedigt, wenn er schließlich mit 29 Jahren im Hafen der Ehe und einer roohlbeslallten Bürgerlichkeit landet.

Wir parodieren Grittparzer. Zur Aufführung des Werbebezirks Reuköfln der GAZ.

Groener macht sich unbeliebt. vieemai auf der Rechten. Der Relchswehrminister Groener hat den Ofsiziersverein des ehemaligen thüringischen Infanterieregiments Nr. 72 für politisch erklärt, weil dieser in seinem Bereinsblättchen die H a h b o t s ch a s t des Stahlhelms nebst anderen Hetzereien abgedruckt hat Folge davon ist, daß die Reichswehroffiziere, die diesem Verein bisher an- gehör»«», aus ihm ausscheiden müssen. Dieser Vorgang veranlaßt dieDeutsche Zeitung" zu erklären, Groener scheine mit G r z e s t n s k i in Wettbewerb treten zu wollen.

Oer Verkehr am 1. Mai. Am Donnerctagabend beschlossen zwet schlechtbesuchte Beleg- schaslrveisammlungen de» Personal» der Berliner Verkehrsaktien- gesellfchast. am 1. Mal die Arbeit ruhen zu lassen. Die vircttion der v erkehr». A.-G. hat Inzwischen angeordnet. daß der Vertehrsdlenst ausrecht erhallen wird. An- gestellten und Arbeitern der Werkstätten wird aus Antrag Urlaub gewährt. Da? Personal, das zum Fah dienst nicht unbedingt benSligt wi d. ist dienstfrei. Die vertehrk.A.-G. weist mit Recht daraus hin, daß Ihre Anordnungen sich In Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der freien Gewerkschasten besinden. Sechzig Opfer des Wirbelsturms. Die neue Katastrophe in Nordomer ka New Bork, 26. April. Von dem W t r b e l st u r m. der gester« über de» füd- ließen Teil des Staates Georgia hinweggegangen ist, ist auch Südkarolina erfaßt worden. Nach den bis heute früh vorliegende« Meldungen stud über 6 0 Per- sonen getötet worden. Der angerichtet- Schade« ist erheblich._ weller für Berlin : Kühl und veränderlich, ohne erhebliche Niederschläge, ftür Deutschland : Nirgends wesentliche Aenderung des herrschenden Wetter».

Folgende Tatsachen sind vorauszuschicken: Grillparzers pathe- tisches verstaubtes LustspielWeh dem, der lügt! " fiel uns in die Hände. Der wehklagende Bischof, der verweichlichte Resse, be- sonders aber wohl Kattwald und seine Germanen regten die Lust zu einer Parodie in uns an. So beschlossen wir, zwei krasse Spießertypen gegenüberzustellen: die abstinenten Greise, die die Jugend verabscheuen, unter Führung des ehemaligen Bischofs, und den SkawereinPik-As" mit Bier, Weib und Gegröhle unter Füh- rung.des Zkneipenbesitzers Kattwald Hieraus bauten wir unsere Handlung auf, die wir in den Hauptzügen Grillparzer entlehnten. Der Nesse des Guttemplerpräsidenten wird von der Gegenpartei systematisch verdorben, im letzten Augenblick jedoch vom mutigen Küchenjungen des Ordens gerettet. In allgemeiner Verbrüderung zwiscben Guttempler und Skatverein löste sich unser Spiel auf. Wir wollten nichts weiter, als ein« Veranstaltung heraus- bringen, die von echtem jugendlichen Uebermut getragen wurde das ist uns nach unserer Meinung auch gelungen. Was. für ein langer Weg ist es von den ersten Vorbereitungen bis zur Aufführung! Was für Probleme und Bedenken müssen überwältigt werden, ehe es zur ersten Probe kommt Da sind Szenen im Text, die abgeändert werden müssen, well sie nicht wirkungsvoll genug sind oder weil sie zu hohe Anforderungen an das Spielvermögen unsererSchauspieler" stellen. da muß er­heblich gestrichen, dort eine Figur stärker herausgearbeitet werden. Die Jagd nach den Typen, die verkörpert werden sollen.. be- ginnt. Mögliche und unmögliche Darsteller werden durchprobiert. bis die endgültige Besetzung gefunden ist. Einige sagen schließlich wieder ab. Ersatz wird beschafft und endlich kann es losgehen Mit ungeheurer Begeisterung ist alles auf den ersten Proben bei der Sache. Belonders groß ist der Eifer in den Einzelszenen, In denen rasch Fortschritte gemacht werden. Weniger konzentriert wird in den Massenszenen gearbeitet, die für uns ebenso wichtig sind wie die Einzekszenen. Es sind meistens Jungen und Mädel, die noch nicht Theater gespielt hoben und deshalb auf den ersten Proben außerordentlich zurückhaltend sind. Aber langsam wird auch hier das Spiel freier. Der Krampf löst sich, seder geht mehr aus sich heraus. Man bekommt einen lieberblick über die Szenen und hofft das Beste. Das erste Strohfeuer der Begeisterung ist vorüber. Das ewig« Broben. Wiederholen und nochmals Wiederholen wird langweilig. - Da acht man lieber zu interessanteren Gruppenoeranstaltungen oder auf Fahrt.... Auch dieser tote Punkt wird überwunden, denn der Auf- führungstermin rückt immer näher. Etwas von der Derantwor- tung des Regisseurs geht auf alle Beteiligten über. Zum Photo- grcphieren für die Freizeitausstellung werden sogar die nötigen Requisiten nicht vergessen, so daß die geplanten Aufnahmen wirk- lich steigen können. Sprachlich und spielerisch ist nicht mehr viel

auszusetzen, das Hauptaugenmerk richtet sich jetzt bei den Proben auf Tempo, Stichworte, Einsatz, noch einmal so geht es hinter- einander. Jeder ist bei der Sache, wenn auch nicht mehr mit der ersten Begeisterung: jeder weiß, um was es geht. Generalprobe! Die letzte Prüfung vor der Ausführung. Der Saal, in dem wir am nächsten Tag spielen, ist für die vorhergehenden Tage besetzt. Unsere Generalprobe kann nicht einmal an Ort und Stelle stattfinden, wir sind auf irgendeine primitive Schulaula ange- wiesen. Dabei sind noch so viele schwierig« Punkte vorhanden. Vor- hänge, Beleuchtung, szenischer Umbmi sollen nach Möglichkeit auch klappen. Regeln können wir alle dies« Schwierigkeiten nur im Saal selbst, also erst lurz vor der Aufsührung, wo schon noch genug zu tun ist. Es ist zum Verzweiseln. Der einzige Trost in der ganzen Verwirrung ist der, daß wir schon süns Minuten nach acht beginnen können.(Angesetzt war die Probe aus halb acht.) Darstellerisch ist am wenigsten zu klagen, die Hauptdarsteller können größtenteils schon ihre Rollen, auch etwas Aehnliches wie Tempo" kann man bemerken. Es wird schon schief gehen! » Am Nachmittag werden die letzten Vorbereitungen getroffen. Ein Chaos von Kreppapier, Gutlemplerbärten, Zylindern, Milch- flaschen, Stühlen, Reisnägeln und untätig Umhersigenden empfängt den Eintretenden. Wir können zurzeit nicht weiter, da zum Aufbau der notwendigen Brücke und für das Gartenlokal Tische fehlen. Di« ersten Boote» kommen unverrichteter Sache zurück. Die Suche nach den Tischen geht weiter. Nach einer Stund« sind endlich welche da. Wir können wieder arbeiten. Während schon die ersten Besucher den Saal bevölkern, wird aus der Bühne noch ge- hämmert. Aber schließlich lichtet sich das Chaos, wir sind fertig. Die Leute am Schaltbrett und am Vorhang kriegen notdürftig Be- scheid, dann fangen wir an. Grillparzers klassische Jamben verfehlen ihre einschläfernd« Wir- kung nicht. Paukenschlagartig wirbeln unsereRevolutionär«" da- zwischen Sie sind groß in Form. Das Publikum, das von diesem Regietrick nichts ahnt, spielt mit. Will die Ruhestörer hinauswerfen. Wir hinter der Bühne sind begeistert und haben bloß Angst, daß die Mutigen im Publikum wirtlich hinausgeworfen werden. Aber nichts geschieht Der Krach geht weiter, der Grillparzer -Akt nähert sich seinem Ende. Ein paar aufklärende Worte lassen das Publikum sein« kleine Blamage erkennen und besrest auflachen. Wir spielen unsere Parodie, dauernd von Beifallsstürmen unter» brachen. Guttempler, Skatoerein und Einzelszenen ziehen vorüber. Musik, Beleuchter und Vorhangmann tun ihr Bestes. Di« Spannung des Außergewöhnlichen, das Verstehen des Publikums reißt alle mit. Jeder gibt sein Letztes her, keiner steht hinter dem anderen zurück. ganz gleich, ob feine Rolle groß oder klein ist. Der Kollektivgeist hat gesiegt. Ueber einen erfolgreichen Ver- such senkt sich der Vorhang. Günther Stipp.

Verwickelte Oetektivkomödie. Lessing-Theater:Die Frau ves andern�. In Walter H a ck e. t t s DetektivtomödieDie Frau des andern" geht es sehr spannend zu. Wenn sich der Vorhang hebt, rennt jemand aufgeregt über die Bühne, schließt hastig eine Tür, rennt wieder zurück und komplimentiert gleich darauf ein Pärchen in das Hotelzimmer. Mary und Anton müssen hier wegen Autopanne übernachten. Es ist schrecklich unheimlich in dem Hotel. Die beiden fühlen sich schon nicht wohl, weil Marys Mann von dem Selten- sprung etwa» erfahren könnte, da ruft einer aus dem Nebenzimmer um Hilfe. Alle Türen sind p'ötzlich verschlossen. Man hört einen Schrei und e inen dumpfen Fall. Draußen knattert«in Auto. Anton sieht, wie zwei Männer in seinem Auto davonfahren. Dann erscheint das Stubenmädchen als ob nichts geschehen sei. Anton sagt ihr auf den Kopf zu, daß sie etwas mst dem Mord zu wn habe, der offenbar nebenan verübt sei. Die Polizei kommt. Das Mädchen beschwört Anton himmelhoch, sie zu retten. Ein Brillantschmuck sei gestohlen, sie sei aber an der Sache ganz unbeteiligt. Man kommt überein, die Rollen zu vertauschen. Mary wird Stubenmädchen, und dieses spiest Antons Frau. Der aufdringlich«, aber sehr freund- liche Detektiv steht nun vor einer sehr schwierigen Aufgabe. Er soll eine Geschichte ausklären, die vom Autor der Spannung halber gar nicht zu Ende gedacht ist. Kurz und gut. die Sache löst sich zu allgemeinem Wohlgefallen aus. Der Autor hat eine so heillos« Verwirrung angerichtet, daß man schließlich mit jedem End« zufrieden ist. Wer hellseherisch veranlagt war, Närte hinterher die Dummen, zu denen ich auch gehöre, über die Zusammenhänge aus. Erika v. Thellmann Käthe H a a ck und Ullrich B e t t a c spielen unter der Regie von Robert W i e n e so flott, daß der Zu- schauer gar nicht erst zum Nachdenken kommt. Großer Beifall. Oxr.

Oer Krieg im Ounkel." Gloria-palast. Selbstverständlich wieder zaristisch« Russen. Die Konjunktur verlangt es, daß sich Greta Garbo noch ihrem Erfolg als Anna Karenina unentwegt russisch benimmt. Sie spielt also eine Spionin des russischen Armeekorps das in Warschau stationiert Ist. In dieser Eigenschaft fährt sie nach Wien und macht den Kurier in sich veriiebt, der die neuen Aufmarschpläne der österreichischen Armee nach Berlin trancporttert. Aber bei dieser Uebung verliebt sie sich selbst. In einer Szene, die hart dos Lächerliche streift, verwandelt sich programmäßig die Liebe in Haß und der Haß bestiehlt den armen Kurier, der daraufhin degradiert und in einer Festung be- treut wird. Dann glückliches Ende, da der richtige Spion durch die reumütige Greta Garbo unter Scheinwerferbeleuchtung ge- stellt wird. Das Ganz« ist eine LiebesoffSre mit kolportagehasten Momen- ten. Der Film, nach ein«m Roman Ludwig Wolfs» gearbeitet, könnte mehr sein, könnte in die Betriebsamkeit de» Spionagewefenz der Vorkriegszeit hineinleuchten. Doch dos geben die Amerikaner nur nebenbei, fragen auch nicht noch Glaubwürdigkeit, die Liebes- geschichte bleibt als Hauptsache bestehen. A's liebende, anschmle- gende Frau ist Greta Garbo wundervoll. Sie kennt noch kein Schema, sie bewahrt trotz aller Weichheit und Hingabe«ine gewisse nordische Verschlossenheit, die sie daran hindert. lemals süßlich oder girlhaft zu werden. Aber man glaubt ihr nicht die Spionin. man glaubt ihr nicht, daß sie Situationen kühl errechnet. Fred N i b l o s Regie stört nicht, tritt aber auch nirgends mit originellen Ideen hervor. Konrad Nagel sieht au» wi««in

zerbrechlicher Willy Fritzsch. spiest zurückhallend und erweist sich als Gestalter. Uebrigens, wir haben genug von dem zaristsichen Russsntum, der Film kann auch Ge�enwartssragen zur Diskussion stellen.?. S.

Volksbühne und Kroll. Die vom preußischen Kultusminister im Hauptausschuß des Landtags abgegebenen Erklärungen über das schiedsgerichttiche Ver- fahren, in dem vor mehreren Monaten die künftig« Höh« der von der Volksbühne zu zahlenden Preise für ihre Plätze in der Republik - oper festgesetzt wurde, haben den kommunistsschen Blättern Berlins Anlaß zu allerlei hämischen Bemerkungen gegeben. Sie knüpsen an die Kosten dieses Schiedsverfahrens an und möchten den Eindruck erwecken, als ob hier Gelder der Volksbühne leichtfertig verschleudert bzw. m ungebührlicher Höhe von Schiedsrichtern eingesteckt worden wären. Auf unsere Anfrage äußert sich dazu das General- fekretarlat der Volksbühne wie folgt: 1. Es handelle sich bei dem Verfahren nicht um eine Klage der Volksbühne gegen den Fiskus; vielmehr strengte der Fiskus die Klage gegen die Volksbühne an, weil diese sich, gestützt auf die Bs- stimmungen des Vertrages von 1Q23, weigerte, die von der Staats- Verwaltung geforderte Vergütung von 3 Mark je Opernplatz zu zahlen. Z. Das schiedsrichterliche Verfahren endete mit einem Erfolg der Volksbühne; wenn das Schiedsgericht sich auch für eine gewiss« Erhöhung der bis dahin geltenden Platzpreise aussprach, so blieb der neu« Preis doch um l Mark je Platz hinter den Forderungen der Staatsverwaltung zurück. Der Erfolg der Volksbühne geht auch daraus hervor; daß die Kosten des Verfahrens der Volkcbühn« nur zu einem Fünftel, dem Fiskus zu vier Fünfteln auferlegt wurden.« 3. Diese Kosten wurden nicht willkürlich festgesetzt. Sie muhten auf Grund der auch für Schiedsgerichte geltenden Zioilprozeßord- nung nach dem Werte des Objekts bemessen werden. 4. Die als Vertreter der Volksbühne am Schiedsgericht mit- wirkenden Persönlichkeiten Landtogsabgeordneter Ernst Heilmann und Reichstagsabgeordneter Georg Bernhard erklärten der Volks- bühne von vornherein, daß sie ihr« Honorare nicht für sich allein behalten wollten. Sosort nach Abschluß des Verfahrens überwies denn auch jeder von ihnen 400» Mark, d. h. etwa die Hälfte des ihm zufallenden Betrages, an die Kasse der Volksbühne. Auf diese Weise brauchte die Volksbühne für das Verfahren, mit dem sie eine Be- lastung ihrer Mitglieder in Höhe von rund 1 Million Mark ab- wehrte, insgesamt nur wenig über 2000 Mark aufzuwenden. 5. Die Volksbühne ist Heilmann und Bernhard für ihre Geld- spenden zu lebhaftem Dank verpflichtet, vor allem aber auch für ihre geschickte und kluge Mitwirkung im Schiedsgericht, die nicht nur die Teilnahme an mehreren langdauernden Sitzungen, sondern auch um- fangreiche Aktenstndien erforderte. Sie nimmt insbesondere dankbar von den Erklärung«» Heilmanns im Landtag Kenntnis, daß er gegen jede auch noch so geringe Erhöhung der von der Volksbühne zu zahlenden Plotzpreife und gegen jede Beteiligung d«r Volksbühne an den Kosten des Dsrfahren» gestimmt hat.

Schließung sämtlicher französischer Theater? Die nach Nizza einberufene französische Theatertagung nähin einstimmig den B�- schluh an, alle fianzösischen Theater zu schließen, um von der Re- gierung die Aufhebung der von Staat und Gemeinden auserlegte« Steuern zu erreichen Diese Maßnahm«, die die Theaterdire'toren auf jeden Fall durchführen wollen, würde im kommenden Monat erfolgen und über 100 000 Personen brotlos machen «in Ehrevlold tür Stau Siealiied Ock« winde rorn Bei liner Magistrat al« lautende stuwenduna dewidiat. Er wiid den gleichen Betia? wie der Pleusjische Staat in Höhe von jahrlich 2400 M. zur Verfügung stellen.