Orchester i Musikrundschau/ Klemperer und Muck. Die bang« Frage, ob dieser Winter nie enden will, ist einstweilen in der Philharmonie und im Bachsaal positiv beantwortet; unsere Konzertorchester machen Sommer. Nur die Sinsoniekon» zerte der Staatsoper gehen weiter. Man sollte, so ist neulich hier angeregt worden, daran denken, die Konzerte der Lindenoper, in denen die Tradition der einst berühmten Opernhauskonzerte sich ein wenig lustlos fortsetzt, allmählich abzubauen. Die Gründe, die dafür sprechen, gelten in gleicher Weise nicht auch im Hinblick aus die Verhältnisse der Republikoper. Hier ist alles Zukunft und Ausbau, und hier fügen die Sinsoniekonzerte sich organisch in das Ganze der künstlerisch-gejellschaftlichen Einheit, die wir werden und wachse» fühlen. Nach längerer Pause ist nun wieder Klemperer am Werk und steht am Pult. Das Programm seines sechsten Abends zeigt in beispielhafter Konsequenz den Typ, den er hier ausgebildet hat— einen neuen Programmtyp in der Tat: Sinsoniekynzert ohne Sinfonie. Nichts spräche freilich dagegen, nun auch den Namen „Sinfoniekonzert" vom Programm verschwinden zu lassen. Immer wieder aber: das bedeutet nicht, daß die Sinfonie als Kunstform, als Konzertform diesem Dirigenten, diesem Publikum als„über- wunden" zu gelten habe. Aber es bedeutet negativ: Lockerung einer Konvention— und es bedeutet positiv: Anpassung an den musika- tischen Zeitgeist. Es hat seine Gründe, mutz ferne Gründe haben, wenn heute keine Sinfonien geschrieben werden. Jede Zeit bringt die Kunstformen hervor, deren sie bedarf, und sie bedarf offenbar jener nicht, die sie aushört hervorzubringen. Der Künstler, der diese Wahrheit fühlt und danach handelt, erfüllt auf seine Art die Zeit, in die er gestellt ist. Klemperer beginnt mit dem Vierten Brandenburgischen Konzert von Bach und endet mit dem Konzert sür Orchester op. 38 von Hinde- mith. Die Mitte des Programms hält Beethoven : mit dem�C-Dur- Klavierkonzert— Edwin Fischer gibt ihm die männliche Leiden- schaftlichkeit seiner starken Natur— und mit der großen, vom Streich« orchester lohne Kontrabässe) prachtvoll gespielten L-Dur-Fuge— ein merkwürdiges, einzigartiges Stück, dessen rücksichtslose„Modernität", stünde nicht schützend der Name Beethoven darüber, konservative Hörer in offene Opposition triebe. Aber Hindemith weckt, nicht zu- letzt wohl dank einer außerordentlichen Ausführung, lebendigsten Widerhall. Form und Inhalt seines Werks mögen zeitgebunden sein, doch eben, es gehört ohne Zweifel zum Bedeutendsten, was er—, und das heißt, was dieses Jahrzehnt bei uns an konzertieren- der Musik hervorgebracht hat. Beethoven — nur Beethoven gab es ein paar Tage vorher in der Philharmonie zu hören. Die Berliner Philharmoniker sind auf Reisen; an der Stätte ihres Wirkens präsentiert sich das Ham- burger Philharmonische O r ch e st e r. ein Instrumental- körper ersten Ranges— wie wir vom Hörensagen wußten und nun bestätigt sinden. Des Dirigenten Kart Muck Verdienst mag es wohl vor allem sein, in wenigen Iahren dieses Sinfonieorchester auf so imposante Höhe gebracht zu haben. Man kennt und schätzt in Berlin , und nicht nur hier, den großen Musiker und Orchesterführer, man kennt seine asketisch-sachliche. äußerst genaue, äußerst gründliche Art des Musizieiens: Fritz K r e i s l e r s Ton und Stil, im Violinkonzert, bildet dazu ergänzend den wirkungsvollsten Kontrast. Der Abend, der an Orchesterwerken die große Leonorenouvertüre und die Eroica bringt, macht den Gästen Ehre, den Hörern Freud «.
>nd Chöre. ?on Klaus pringsheim . Kirchenchor und Kinderchor. Die preisenden Ankündigungen, die dem Auftreten des D a y- ton-Westminster-Chors vorausgingen, waren wohl ein wenig übertrieben. Bon der Stadt Dayion im nordamerikanrschen Staate Ohio , soviel auch in letzter Zeit von ihrer Bibelfrömmigkeit bekannt geworden, war in der Tat ja nicht zu erwarten, daß ihre geistlich-chorische Kultur mit jener des Vatikan , dieser Westminster- Chor also mit den sixtinischen Sängern zu konkurrieren vermöge. Aber als vokale Gemeinschaft von sehr hoher Gesamtqualität haben wir ihn nun kennengelernt, und ohne Zweifel hat daran der Diri- gent, John Finley W i l l i a m s o n, entscheidenden Anteil. Das Beste und Besondere dieses Chors ist der ebenmäßige, fast instrumen- tal anmutende Zusammenklang der Stimmen. Tiefe Musikalität, tiefere Ergriffenheit freilich bekommen wir nicht zu spüren; und auch das Programm hält sich wesentlich an der Oberfläche desien, was uns als Musik gilt. Bei Palestrina und Bach halten sie sich nicht lange auf; das Typischste, was sie zu bieten haben, sind Negcrweisen, mit den Mitteln etwa europäischer Salonmusik für religiöse Zwecke zurechtgemacht. Es ist eine primitive Art frommen Musizierens, Eine andere Welt: der Schwarzmeiersche Kinderchor gibt in der Höchschule—„auf vielfachen Wunsch"— sein zweites Konzert. Zu wohltätigem Zweck: der Reinertrag ist für den Verein „Schullandheim Uhlenhorst" bestimmt, der den Schulkindern vom Wedding am Rande der Märkischen Heide ein Erholungsheim schassen will. So erfreulich der Zweck, so erfreulich die Leistung, die ihm dient.'400 Kinder, mit frischer Stimme, reinem Ton und reiner Be- geisterung singen sie alte und neue Volkslieder, aus der Zeit des Locheiiyer-Liederbuches bis in unsere Tage; dem Chormeister Bern- hard K l a u k dankt herzlicher Beifall. Layion und Zobnstone. Man kennt sie von Columbia-Plattcn her, sie haben schon Publi- kum in Berlin und dursten dies Debüt in der Philharmonie wagen. Aber der Raum ist zu groß für ihre Intime Kunst, die Stimmen verhallen, die Gesten und Mienen verlieren sich. Kein Wunder, daß nach der ersten Nummer die Inhaber der unnumerierten Plätze. die nichts sehen und hören, die Sperre durchbrechen und aus dem Nebensaal, der ihnen zum Aufenthatt angewiesen ist. in Scharen nach vorne drängen. Es lohnt sich, näher zu kommen. Um „Chiquita",„Ramona",„Hallelujah" kennen zu lernen? Gewiß. was diese Neger singen, sind nur Chansons vom gangbaren Aller» weltstyp; Elemente der Negermusit sind darin ausgegangen, die meisten Kompositionen mögen englischer Herkunft sein, der Rhyth- mus ist internationalisiert, Ton und Stil sind heutiges Kabarett. Man ist unter Musikern solchen Darbietungen gegenüber ein wenig hochmütig In unserem Land, in dem nur das Anspruchsvolle gilt. Hier im Gegenteil ist eine Kunstgattung der höchsten Anspruchs- losigkeit— aber, wie diese zwei es machen, zugleich von hoher Kunstfertigkeit und gewinnender Menschlichkeit. Beide sind sie grund- musikalisch, musikerfüllt bis in die Fingerspitzen: das ist bei dem, der obendrein begleitend am Flügel sitzt, Layton. in aller Wort- lichkeit festzustellen. Den persönlichen Chgrme seines Spiels hat, wie er, sein Partner Iohnstone: im Singen, im Blick, im Ausdruck; sie haben— beide— die zarte Anmut, rührende Heiter- keit, bezaubernde Liebenswürdigkeit, die den Besten ihrer Rast« eigen ist. So was lernt sich nicht auf Hochschulen.
Gegen die Wehrpflicht. Deutschlands Mahnung an die Militärstaaten. Genf , 27. Aprll.(Eigenbericht.) Am Sonnabend nahm Graf Bernstorff Stellung zu der reuen Situation in der Frag« der Landabrllstungen. Seine Erklä- cungen waren eine ernst« Warnung an die europäischen Mächte vor liner Ausnutzung der gegenwärtigen Machtoerteilung durch ein« imbeugsame national« Interessenpolitik aus Kosten der Ab» rüstung und Befriedung Europas . Er führte u. a. aus: „Der Vertreter der Vereinigten Staaten hat gestern an den Neist des Entgegenkommens appelliert und auf die Notwendigkeit hingewiesen, durch rechtzeitige Konzessionen die Arbeit der vor- bereitenden Wriistungskommission zu beschleunigen. Aber ein Ab- rüstungsabkommen kann deutscherseits nur in Betracht gezogen »erden, wenn es eine fühlbare Herabsetzung der Rüstungen «ringt. Die Vereinigten Staaten werden zugeben, daß es kaum möglich ist, eine Herabsetzung bei den Seerüstungen durchzuführen, »ei den Rüstungen zu Lande aber alles beim alten zu be- lassen. In diesem Punkte kann Deutschland keine Zugeständnisse machen, da es selbst vollkommen abgerüstet ist. Für uns kommt«s darauf an, ob die anderen an den Landrüstungen interessierten Staaten bereit sind, in Ausführung der Verträge und des Lölkerbundspaktes ihrerseits«ine fühlbare Herabsetzung der Rüstungen ins Auge zu fassen. Deutsche Konzessionen können er- wartet werden hinsichtlich der Methode für die Durchführung der Abrüstung. Eine solche Konzession haben wir in der Frage der lusgebildeten Reserven vorgeschlagen. Die deutsche Regierung ist bereit, einen Weg zur Einigung zu suchen. Es ist nach meiner Meinung ein« Methode möglich, bei der die ausgebildeten Reserven, insbesondere die älteren Jahrgänge, bei der Vergleichung der militärischen Stärke geringer ins Gewicht fallen als die unter den Fahnen stehenden Truppen. Aus eine ähnliche Methode hat der amerikanische Delegierte aus dem Gebiet der Secabrüstung hingewiesen bei der Vergleichung von älteren und neueren Schiffen Die von mir vorgeschlagene Methode läßt hinsichtlich des Maßes an Entgegenkommen alle Möglichkeiten offen, wenn man nur grundsätzlich dazu bereit ist. die Schwierigkeit auf dem Wege von Konzessionen zu lösen. Aber wir können uns im Gegensag zu Amerikas jetziger Haltung nicht einer These an- schließen, die auf die Einbeziehung der misgebildeten Reserven in ein« Entwaffnungskonvention von vornherein verzichtet. Wenn man sich darauf beschränken würde, nur die Truppen unter den Fahnen zu behandeln, so würde dies zu einer Schein- l ö s u n g führen; denn ein Staat, der«ine bestimmte Anzahl von Truppen unter den Fahnen, jedoch keine oder nur wenig aus- gebildete Reserven hat, würde mit derselben Ziffer in der Ab- rüstungskonvention in die Erscheinung treten wie ein anderer Staat. der die gleiche Zahl von Personen unter den Fahnen hat, jedoch außerdem einen vielleicht zwanzig, nal so hohen Stand an aus- gebildeten Reserven. Diese Benachteiligung würde um so mehr ins Gewicht fallen, als die auegebildeten Reserven es einem Staat er- möglichen, binnen kürzester Zeit große Mengen militärisch aus- gebildeter Personen zu mobilisieren und damit groß angelegte Angriffspläne zur Ausführung zu bringen. Die logischste Lösung der Frage der ausgebildeten Reserven wäre zweifellos die Abschaffung des Systems der allgemeinen wehrpfNchl. Trotzdem hat die deutsch « Regierung die Forderung nach Ab- schafsung der allgemeinen Wehrpflicht nicht erhoben. Hierin liegt eine weitere wesentliche Konzession von deutscher Seite. Ich kann in diesem Zusammenhang nicht unterlassen, auf die b e s o n» dere Lage für Deutschland und die auf Grund der Friedens- Verträge abgerüsteten Staaten hinzuweisen. Uns ist durch die Friedensbedingungen ein System auserlegt worden, das das Be- stehen von ausgebildeten Reserven unmöglich macht. Eine Ab- rüstungskonvention, die die ausgebildeten Reserven nicht umfassen würde, könnte vielleicht erträglich sein, wenn all« Signatarmächt« die freie Wohl hätten, ob sie ein Wehrsystem annehmen, das ausgebildete Reserven in sich schließt, oder ein solches, bei dem dies nicht der Fall ist. Do wir aber diese Freiheit der Wahl nicht mehr haben, sondern verpflichtet sind, auf ausgebildete Reserven zu ver- zichten, so kann ein« Abrüstungskonvention, die diesen Faktor»in. berücksichtigt läßt, niemals als gerecht angesehen weri�n. Es würde m. E. sehr zur Klärung der Situation bettragen, wenn die Delegierten möglichst bald sich darüber äußern würden, zu welchen Konzessionen sie ihrerseits geneigt sind. Von diesen Ae'.iße- rungen würde nicht nur die Zielsetzung der Arbeiten dieser Kom- Mission abhängig, sondern auch die Stellung, die die deutsche Regie- rung in Zukunft den Abrllftungsarbeiten des Völker. bundes gegenüber einnehmen muß." Bor Graf Bernstorff hatte der Vertreter Italiens mit einigen Vorbehalten dem französischen Standpunkt in der Reserven- frage zugestimmt._ Tonbild-Kilme. Während in Amerika bereits seit Jahr und Tag richttge Ton- filme gezeigt und bereits eigen« Theater dafür gebaut werden, sind wir bei uns immer noch in den vorbereitenden Stadien. Die Presse wird täglich mit Mitteilungen über neue Verfahren, Kombinationen, Konzerne bombardiert Aber Tonfilme gibt es kaum zu sehen. Es war ein Verdienst der„Deutschen Gesellschaft für Ton und Bild", in der„Kamera" eine Musterschau von Tonfilmen vorzuführen. Man hört« und sah: Chorgesang,«ine Ansprache Fritz von Unruhs, einen Geräuschfilm, Vorträge mit Bildbeigaben (entweder des Redners oder des Inhalts) über die verschiedensten Themata(von der Philosophie bis zum Trickfilm). Man merkt die inzwischen erzielten Fortschritt« in der Tonwiedergabe(die freilich immer noch nicht alle Nebengeräusche ausschaltet und nicht alles gleichmäßig herausbringt). Wir werden also in Zukunft Vorträge mit Filmillustrationen. Kulturfilme mit gesprochenem Text be- kommen; vor allem wird die Musikbegleitung des Filmes mechanisch geliefert werden. Aber von dem Ziel des vollendeten Tonfilmes, der Bild und Wort«ine« Kunstsilmes gleichzeitig vorführt, sind wir in Deutschland noch fern Wir werden durch diese Sache hindurch müssen, obwohl sie künstlerisch sicher einen Rückschlag und eine Bedrohung des wirklichen Kunstsilmes bedeutet. Rein technisch frei- lich ist dieser neueste Schritt aus dem Weg« zur Mechanisierung des Kunstwerkes unübersehbar._ ä. Tod beim Bankett. Bei einem Festesien zu Ehren der in Stock- Holm tagenden schwedisch -englischen Jndustriekonserenz wurde der englsich« Gesandte während seiner Rede vom Herzschlag getroffen und starb unmtttellxrr daraus.
„Die fünf Frankfurter." Berliner Theater. Man verfügte vor zwanzig Jahren über Zeit genug, um einen Witz sorgfältig auszuspinnen. um eine Situation nicht gerade spannend, aber desto intensiver von allen Seiten zu beleuchten. Nein, Eile hat man nicht, und deshalb wirkt fetzt Karl R ö ß! e r s sanft profilierte Komödie mit all ihrer Betulichkeit um die Brüder Rotschild herum wie ein Sang ums der Fern- längst vergangener Zeiten". Trotzdem gehört sie zu den besten Komödien der deutschen Bühne, auch heute noch. Eine Handlung, die Rößl-r mit glücklicher Hand formte, eine Sprach«, die sich langsam zu witzigen Formu- lierungen, zu gut geschlissenen Pointen heraustastet, verlieren sobald ihre Reiz« nicht. Und der Stoff ist aktuell geb'ieben. Internatio- nalität des Kapitals, hier auf dem Familiensinn basierend, ist im Kriege und m der Inflation offen zu Tag- getreten. Das Lustspiel hat recht behalten. Aber eines ist uns heute unmöglich, wir können nicht mehr mit Rößlers Augen diese Bankiers betrachten, diese Welt- beherrscher, die nur als gute, liebe Verwandte mit ihren etwas schrulligen, paroenühaften Neigungen, sentimental gefärbt, gezeichnet werden. Wir wissen, daß durch humane Menschlichkeit keine Riesen- vermögen aufgehäuft werden, und auch die Rothschilds sind keine Unschuldelämmlein gewesen. Die Ausführung prophezeit einen verfrühten Sommer. Rosa B e r t e n s spiett nicht die alte Frau Gudula, sondern Lisas Mutter aus dem„Lebenden Leichnam". Von den Brüdern bleiben Burg und Mappard ohne Gesicht, während Vallentin, Ettlinger und Gülstorfs zu Ueberbetonuntzen neigen. Brausewetter Ist Anton Wohlfahrt aber nicht der charmante, geistreiche und etwas dekadente Herzog. Die Regie Eugen Roberts oermag nicht die Atmosphäre dieses alten, jüdischen Bürgerhauses zu verlebendigen. Man merkt zu wenig von irgendwelcher Regie.?. 8.
„Die weißen Ptosen von Davensberg.,, Kammerl chtspiele. Wenn auch der Titel schon handfesten Kitsch ahnen läßt, so ist selbst ein unverbesserlicher Schwarzseher nicht aus eine derartige Beleidigung des guten Geschmacks gefaßt. Dem Regisseur Rudolf M e i n e r t ist es auch nicht-inen Augen- blick um eine gute Filmwirkung zu tun. er will weiter nichts, als der Erretter des Hintertreppenromans sein. Das Filmmanuskript ist ein Gebräu von Unmöglichkeiten, und der Regisieur läßt diesen Inhalt spielen und untei streicht ihn Die Schauspieler, mit Aus- nahm« von Willi Forst , der wirklich gut spielt«, waren allesamt in Verzweiflung geraten. Das Premierenpublikum war hell empört. Es lacht« und pflfs. Bemerkt sei, daß dieses Machwerk der Omnia-Film herstellen ließ, die Deutsch -russische Film-Alliance es oerleiht und ein Ufa-Theater ausgerechnet zu vo'ketümlichen Preisen es zur Aufführung bringt. Es wäre jetzt wirklich an d«r Zeit, das Publikum durch Schutzvereine vor einem solchen Film zu bewahren, e. b.
„Meineid." primus-palast— Beba-Atrium. Ein guter Film. Der Text wird durch ein« geschickte Regie zu starken Wirkungen gesteigert. Kleine Kinder sind immer auf der Bühne verführerisch. Und eine unglücklich« Mutter, die, um ihr Kind zu retten, einen Meineid leistet, erhöht noch den Tränenkonsum. Der Fehler des Films liegt aber darin: man will gegen den Mein- eid Stellung nehmen— der Untertitel heißt sehr richtig:„Ein Paragraph, der Menschen tötet"—, man sucht sich jedoch zur Argumentation einen Fall aus, der außerhalb der Alltäglichkeit liegt. Man tut es um dem Film den Pubiikumssrfolg zu sichern, man schadet ober dabei dem ganzen Problem. Die Mutter schwört bewußt einen Meineid, der, wi« viele Mein- eid«, durchaus seine moralische Berechtigung hat. Man hätte da- gegen zeigen sollen, wie ein Mensch halb unbewußt eiyen Meineid schwört. Für die besser situierten und gebildeten Gesellschafts- schichten ist dieser Paragraph nicht so gefährlich wie gerade für die anderen, die dumpfer dahinleben und sich kaum Vorstellungen machen können von der Gefährlichkeit eines Eides. Der Gebildet« findet schließlich immer«ine Hintertür, der Unwissende nicht. Schade, daß man mit Rücksicht aus das Publikum das Thema falsch be- handelt hat. Immerhin ist der Film unter der Regie Georg I a c o b i s gut. Von den Darstellern steht an erster Stelle der Engländer Miles M a n d e r s, der, wie üblich, als virtuoser Gestalter dekadenter haltloser Menschen glänzt.'— r.
„Die pantherkahe." Ufa-Theater Kurfürstendamm. Die literarisch« Abart der Pantherkatze tritt sporadisch in den Romanen und Dramen aller Länder ans und hat damit auch Heimatsrecht im Film(In Berlin hatte sie Sudermann zuletzt am Kurfürstendamm angesiedelt) Dolor«- d»l Rio ist. wenn irgend jemand, die geborene Pantherkatze; sie hat den geschmeidigen Körper, die weiche Pfote, die plötzlich scharf zukrallt, das Weiche und wieder das Wilde Grund genug, um jt« zum Mittelpunkt eines Filmes zu machen, der irgendwo in Südamerika unter Indianern und wüsten weißen Kerlen spielt, die dort eine Eisenbahn bauen und unbeliebt« Mitbürger ohne viel Federlesen ins Jenseits be- fördern. Aber kein Grund, uns ein« so unmögliche Handlung vor- zus«tz«n und dieser spanischen Schönheit eine solche Kitschrolle an- zudichtcn. Man freut sich ihres ausdrucksvollen Körpers, dieser herrlichen Augen und dieses angeborenen Spieltnebes, aber man kann sich des Lächelns und de« Mitleids ob Reier Handlung nicht erwehren. John W r o y tut fein mögliches, um uns diese Phantasie- landschast und diese Sammlung von Schurken und Engeln film - gerecht zu machen. Ein« sehr ulkige Groteske„2> I e L u s t k l st e" ging voraus.
vte Mlbelw.Lelbl.Ausslellui'g vei anNaltet Montag, den SS April, einen billigen Aeluih«tag. Der SiiilrlllSPrei« beliigl anstatt 2 SR. nur 0,50 M. Die Ausstellung wird bereit» am 5. Mai gelchloffen.