Nr. 198 46. Jahrgang
3. Beilage des Vorwärts
Rein Streif der Metallarbeiter.
Der Schiedsspruch angenommen.
Die Urabstimmung über den Schiedsspruch für die Betriebe des Berbandes Berliner Metallindustrieller hat, wie wir vom Metallarbeiterverband erfahren, folgendes Ergebnis:
In den Betrieben, die sich an der Urabstimmung beteiligten, find 73 339 Arbeiter und Arbeiterinnen gewerkschaftlich organifiert. Davon haben 37 041 für Streif, 23 796 für Arbeit gestimmt, ungültig waren 918 Stimmzettel, 11 534 organisierte Arbeiter und Arbeiterinnen haben sich der Stimme enthalten. Die atuarisch notwendige Dreiviertelmehrheit für den Strell, die 55 004 Stimmen beträgt, ist nicht erreicht worden, so daß famit der Schiedsspruch als angenommen gilf.
Die Stellungnahme des Verbandes Berliner Metallindustrieller steht noch aus. Für den Schiedsspruch ist bekanntlich eine Ertlärungsfrist bis zum 30. April festgesetzt worden.
Zählt man die Stimmen der Mitglieder, die sich an der Abstimmung nicht beteiligt haben, was zweifellos nicht als Ausdruck des Kampfwillens gewertet werden fann, zusammen mit den Stimmen, die für Annahme abgegeben wurden, so ergibt sich, daß die Auffassungen, für oder gegen den Streif, einander so ziemlich die Wage halten. Bei einem Schiedsspruch, der meit davon entfernt ist, den Hauptforderungen der Arbeiter gerecht zu werden, ihnen aber nicht zu unterschäzende Konzessionen macht, ist dieses Abstimmungsergebnis ohne weiteres erklärlich.
Tarifvertrag in der Eisenmöbelindustrie
Geschlossene Gewertschaftsfront.
Bom Metallarbeiterverband war der mit dem Verband Ber liner Eisenmöbelfabritanten abgeschlossene Manteltarif gefündigt und eine Berbesserung der Arbeitszeit, Urlaubs und Attordbestimmungen gefordert worden. Der Arbeitgeberverband erklärte fich zwar mit der Aenderung der Arbeitszeit und Attordbestimmungen einverstanden, lehnte aber jede Verhandlung zur Berbesserung der Urlaubsbestimmungen ab.
Zur Regelung dieser unerledigten Streitfrage wurde der Schlichtungsausschuß angerufen, der schließlich einen Schiedsspruch fällte, wonach den zwei bis neun Jahre in einem Betriebe beschäftigten Arbeitern ein Tag Urlaub mehr als bisher gewährt wird. Der Stichtag für die Urlaubsberechnung foll aber wie bisher der 1. Juli bleiben.
Eine Branchenversammlung der Arbeiter dieser Branche hat dem Schiedsspruch, obwohl er die Forderungen der Arbeiter nicht noll berücksichtigt, mit Mehrheit zugestimmt. Die Versammlung hat weiter beschlossen, den 1. Mai durch vollständige Arbeitsruhe zu begehen und sich geschlossen an der Beranstaltung Der Drganisation im Sportpalaft zu beteiligen. Ein offenbar von der Kleinen Alexanderstraße abgesandter Agitationsredner verjuchte für die Maifeierparolen der KPD . Stimmung zu machen, fand aber bei der Bersammlung nicht den geringsten Anklang.
Verkehrs- A.- G. und Angestellte.
Manteltarif vereinbart.
In einer am 26. April 1929 vom Angestelltenrat einberufenen Berjamanlung aller Angestellten der Berliner Verkehrs- A.- G. in den Sophienfälen berichtete Genosse 3eig vom Zentralverband der Angestellten im Namen der am Tarifvertrag beteiligten Gemertschaften( Zentralverband der Angestellten, Deutscher WerkmeisterBerband, Bund der technischen Angestellten und Beamten, Deutscher Verkehrsbund , Verband der Gemeinde- und Staatsarbeiter) über die feit Anfang März geführten Manteltarifperhandlungen.
Der Tarifvertrag ist am 25. April 1929 mit Wirkung vom 1. April 1929 abgeschlossen worden; damit ist endlich errreicht, daß auch die Angestellten der ehemaligen Straßenbahn und Aboag ihre Arbeitsbedingungen tarif pertraglich geregelt haben. Das Ziel der freien Gewerkschaften, einheitliche Arbeits. bedingungen für die Angestellten der städtischen Unternehmun gen herbeizuführen, ist im wesentlichen erreicht worden. Das Mitbestimmungsrecht der Angestelltenvertretung bei Ein gruppierungen ist ebenfalls im Tarifvertrag geregelt. Die Eingruppierungsausschüsse fönnen jedoch nur von einer am Vertrag beteiligten Organisation angerufen werden.
Die Verhandlungen über den Gehaltstarif und den Gruppenplan sind noch nicht beendet. Nach einer turzen Aussprache wurde folgende Entschließung angenommen:
,, Die am 26. April 1929 versammelten 1500 Angestellten der Berliner Verkehrs- 2.- G. billigen das Verhalten der frei gewerkschaftlichen Organisationen bei den Berhandlungen über den Manteltarifvertrag und erwarten, daß auch die Verhandlungen über den Gehaltstarifvertrag bald zu einem annehmbaren Ergebnis führen werden."
Die Betonung der Notwnedigkeit, freigewerkschaftlich organisiert zu sein, wurde von der Versammlung mit startem Beifall auf
genommen.
Die richtige Antwort.
Gemeindearbeiter und 1. Mai.
3m 14. Berwaltungsbezirt( Neukölln) des Gemeinde- und Staatsarbeiterverbandes, in der Versammlung am 24. April, brachte die Opposition" eine Entschließung ein, in der die Mitgliedschaft aufgefordert wird, am 1. Mai nicht in Sälen, sondern auf der Straße gegen die Gewerkschaften zu demonstrieren! Von dem Genoisen Eichhorst wurde darauf folgende Entschließung eingebracht:
Die Gemeinde- und Staatsarbeiter des 14. Verwaltungs bezirkes be dauern, daß die Maifeiern in diesem Jahre in Sälen stattfinden müssen... Wenn wir in diesem Jahre unsere Feiern in Sälen abhalten müssen, so deshalb, weil die KPD. eine Atmosphäre geschaffen hat, die den politischen Mord begünstigt. Die KPD. sieht stillschweigend zu, wie sozialistische Arbeiter hinterhältig ermordet werden. Weiterhin hat die KPD . die gemeinsamen Mai demonstrationen dazu benugt, die Arbeiter aus dem sozialistischen Lager durch Wort und Schrift als Berräter zu bezeichnen. Ein solcher Zuftand muß dazu führen, daß in 3ufunft große Auseinander fegungen bei den Demonstrationen nicht zu verhindern sind.
D
Aus diesen Gründen ist die Haltung der Organisation ver
Genntag, 28. April 1929
öffentliche Versammlung, in der angeblich die Tempelhofer Eisenbahner mit den Reformisten, abrechneten". Troß der starfen Agitation mußte der fommunistische Versammlungsleiter feststellen, daß beim festgesezten Versammlungsbeginn die Mehrheit auf seiten der sogenannten Reformisten" lag. Der Bersammlungsbeginn wurde um eine Stunde hinausgezögert, um schnell die Angehörigen des Roten Fronttämpferbundes aus den nächsten Parteilokalen in die Versammlung zu dirigieren und so eine Mehrheit für die Annahme der kommunistischen Thesen zu schaffen.
Diesen Zuzug der Roten Front" abgerechnet, belief sich die Anzahl der kommunistentreuen Anhänger auch wieder ungefähr auf 100, wobei der größte Teil dieser Besucher auch das Versammlungs
fontingent in der öffentlichen Bersammlung am 3. April 1929 dar
stellte.
Drittens befindet sich in der Roten Fahne" vom 19. d. Mts. eine Notiz über ein sogenanntes fozialdemokratisches Geheim konventikel, das mit der Berliner Eisenbahnerschaft nichts zu tun hätte. Die Stellungnahme der regelrechten Konferenz war eine einstimmige Absage an die KPD. durch sämtliche Betriebsvertrauensleute des Einheitsverbandes. Es haben an der Konferenz auch die Betriebsvertrauensleute teilgenommen, die die KPD. sonst zur Opposition rechnet. Aber auch sie haben die beiden Entschließungen angenommen, die sich gegen die verräterifche Haltung der KPD. in der Lohnbewegung und insbesondere gegen ihre Spaltungsabsichten wenden. Die Berliner Eisenbahner denken nicht daran, der Mostauer Judasgroschen halber zum Verräter an der deutschen Gewerkschaftsbewegung zu werden.
Die vorstehenden Tatsachen, denen eine lange, lange Reihe an= gehängt werden könnte, illustrieren den wahren Einfluß, den die KPD. auf die Berliner Eisenbahner besitzt. Nun aber einige Gegen fragen: Warum bringt sie als angebliches Organ der Arbeiter nicht die Entschließungen und Beschlüsse, die der Einheitsverband der Eisenbahner in seinen Generalversammlungen, Funktionär fonferenzen und Mitgliederversammlungen annimmt? Warum verleumbet die KPD. ihre eigenen Parteimitglieder, die als ehrliche Arbeiter sich gegen die verräterischen Parolen ihrer Bartei stellen?
ſtändlich, die Maifeier in Sälen abzuhalten. Wir geloben Gescheiterte Angestelltenverhandlungen
deshalb, nur die Veranstaltung unferes Berban des zu besuchen... Wir lehnen es ab, uns an den Maifomitees und Demonstrationen der KPD. zu beteiligen. Damit wir nicht das Schauspiel erhalten, daß sich die Arbeiter gegenseitig beschimpfen und befämpfen; denn dann würde der 1. Mai ein Freudentag für die Bourgeoisie werden. Wir aber folgen der Parole: Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" Diese Resolution wurde mit großer Mehrheit an genommen.
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3m Hotels und Gastwirtsgewerbe.
Am 23. April fanden Tarifverhandlungen für die Angestellten im Hotel- und Gastwirtsgewerbe statt. Die Angestellten hatten eine 10prozentige Gehaltserhöhung und weiteren Ausbau ihres Tarifes beantragt.
Der Vertreter der Unternehmer erklärte, daß ein Anlaß zu einer Gehaltserhöhung nicht vorläge und das Gewerbe infolge Rüdgang des Fremdenverkehrs im 1. Quartal 1929 zu feinerlei Zugeständnissen. in der Lage wäre.
Auf die Darlegungen des Vertreters des Zentralver bandes der Angestellten, daß der jetzige Angestelltentarif in jeder Gruppe nur einen einzigen Gehaltssag vorsieht, Gehalts steigerungen bzw. höhere Gehälter für ältere Angestellte nicht vera
fet und daher verbessert und ausgebaut werden müsse, erfolgte, her Einwand, daß Tarif ,, verbesserungen" namentlich in den unteren und mittleren Gruppen notwendig sind, da die jegigen Gehälter für: jüngere Angestellten entschieden zu hoch bemessen und für das Gewerbe untragbar wären! Bei der völlig ablehnenden Haltung des Arbeitgeberverbandes sind die Verhandlungen als gescheitert abgebrochen worden.( Siehe auch Versammlungsanzeige.)
Streit in der Briefumschlagbranche. Maschinenführer und Schloffer als Streitbrecher gesucht. Seit Montag stehen die Maschinenführer und Schlofeinbart sind, der Tarif also nur der Anfang eines Tarifvertrages fer der Berliner Briefumschlagindustrie im Streit. Der Metallarbeiterverband hatte den Lohntarif zum 31. März ge fündigt und eine Erhöhung der Stundenlohne um 10 Bf. gefordert. Die Unternehmer ftanden jedoch nur eine Lohnerhöhung von 6 Pf. pro Stunde zu und verlangten, daß der neue Lohntarif 15 Monate laufen solle. Die Maschinenführer lehnten dieses Angebot einmal wegen der geringen Lohnaufbesserung ab, zum anderen aber hauptfächlich wegen der zu langen Geltungsdauer des Tarifvertrages. Der Lohn der Maschinenführer beträgt zurzeit 1,28 M. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, daß in dieser Branche teine Attordarbeit geleistet werden tann, die Arbeiter also feine Möglichkeit haben, mehr als den nackten Tariflohn zu verdienen. Die Unternehmer versuchen nunmehr, durch Inferate in bürgerlichen Zeitungen Berlins und der Provinz Arbeitswillige zu bekommen. Die Streifenden erwarten, daß ihnen niemand in ihrem berechtigten Kampf in den Rücken fällt und daß jedes Arbeitsangebot nach Berlin abgelehnt wird.
Berräterische Spaltungsversuche.
Zuerst sei des fagenhaften, ampffomitees" gedacht, das sich bemüht, die Eisenbahner im Reiche gegen die Verbandsleitung fid) bemüht, die Eisenbahner im Reiche gegen die Verbandsleitung aufzuputschen und weiterhin zu veranlassen, rote Betriebsräte" zu wählen. Dazu sei festgestellt:
Die von der APD. am 3. April einberufene große öffentliche Eisenbahner- Versammlung war eine elende Blamage der KPD. ; troß der bombastischen Aufrufe hatten sich ganze 180 Perfonen eingefunden.
Die ellenlange Entschließung, die sich gegen alles richtet, mas der KPD . nicht gefällt, wurde von noch nicht 100 Mann angenommen. Also 100 tommunistische Eisenbahner von ins. gesamt 45 000 find in Berlin Anhänger der KPD .
Ein zweites Beispiel für die Schwäche der PD. bietet eine
Strümpfe gut und preiswert
Verbindlicher Angestelltentarif.
Für die Schokoladen- und Zuckerwarenindustrie.
Wie wir vom 3entralverband der Angestellten erfahren, ist der Schiedsspruch über den Gehalts- und Manteltarifvertrag vom 15. März 1929 vom Schlichter für die Provinz Brandenburg für verbindlich erflärt morden. Dadurch ist der Zustand jahrelanger Tariflosigkeit endlich beseitigt worden. Es tritt eine vollkommene Neuregelung der Gehalts- und Arbeitsbedingungen ein, wobei zu beachten ist, daß die festgelegten Gehälter Mindestgehälter sind. Es kommt jetzt auf die restlose Durchführung des Tarifvertrages an. Jeder Angestellte muß deshalb im Befiße des für ihn geltenden Gehalts- und Manteltarifvertrages fein. Tariferemplare sind beim Zentralverband der Angestellten, Belle- Alliance- Str. 7/10, erhältlich.( Siehe auch Verjammlungsanzeige.)
Warnung an die Chemiearbeiter!
Noch ehe das Refaltat der Urabstimmung in den chemischen Be trieben Berlins vorliegt, und noch ehe der Kampf begonnen hat, fällt die Rote Fahne" den Chemiearbeitern in den Rücken. So schreibt dieses gewiffenlose Organ, daß die Funktionärtonferenz beschlossen habe, eine Urabstimmung in den Betrieben vorzunehmen, obwohl in den Betrieben noch nicht einmal zur Sache Stellung genommen worden sei.
Demgegenüber sei festgestellt, daß der Redner der„ Opposi
MARK
AMAND
Eleganz
und
hervorragenden Sitz vereinigen die neuen
SALAMANDER
DAS ERZEUGNIS DER GROSSTEN DEUTSCHEN SCHUHFABRIK