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Sonnkag 2S. April 192»
Unterhaltung unö ANissen
Seilage des Vorwärts
Jlrmln.Wegner:
diarmvanen derJßwft
2er ratende Elefant ist mir lieber als die Stimme des brünfltgen Kamelhengstes/ sagte während des Krieges in Meso- potamien ein Araber zu mir. Wer aber möchte erraten, daß er mit dem wütenden Elefanten das Automobil meinte und mit der Stimme des brünstigen Kamelhengstes das Grammophon. Und während wir noch standen, umgeben von einer Wolke von Staub, mit der das erste deutsche Lastautomabil kettenrasselnd und stampfend wie ein Mammut in die Wüste einbrach, rauschte es über uns. Und wieder hatte der Orientale fein Wort gefunden.Tajara", sagte er, die Dogelmaschine!" Seitdem hat der rollende Motor mit einer Schnelligkeit den Orient ercdert, die die frühere Entwicklung in Europa   weit hinter sich läßt. Denn zurückgebliebene Länder haben stets die Neigung, mehrere Stufen ihres technischen Fortschrittes zu überspringen. Treten wir eimnal für eine Halde Stunde in das Geschäftsgebäude der Firma Junkers in Teheran  . Da hängt riesenhaft an der Wand ausgebreitet wie ein Teppich die Karte des Hochlandes Iran  . Persien   ist fast viermal so groß wie Deutschland  . Man dehne die Grenzen unseres Landes dort, wo Deutschland   an Bayern   und Oesterreich   stoßt, über die Schweiz   und das Zllpengebirge bis nach Italien   aus und lasse die Felsenuser des Mittelmeeres, die blauen Wasser des persischen Golfs berühren so hat man ein Gebiet, das in seiner Auedehnung dem Persiens   nahetommt. Nur muß man die ganze norddeutsche Tiefebene um ILM   Meter in den Himmel heben, etwa bis zur Höhe des Brockens; denn ganz Persten ist ein einziges gewaltiges Hochland. Auf diesem mächtigen Gebiet aber, auf dem bei uns zweihundert Millionen Menschen in hoch- getürmten Städten, in reichen Siedlungen wohnen, leben in Persien  nicht mehr als der zwanzigste Teil, vielleicht zehn oder zwölf Millionen Menschen in vereinzelten Städten, in armseligen Dörfern und zum Teil noch umherschweifend in den schwarzen, aus Ziegen. haar gewebten Zelten der Nomaden. Dort, wo aui unserer Karte Berlin   liegt, muß man sich die Gärten und Häuser Teherans  denken. Die Strecke von Berlin   nach Rom   mit ihren nahezu LMst Kilometern kommt etwa dem Wege von Teheran   nach dem Ausgang des persischen Golfes gleich, auch sie ist durch olpenhohe Gebirge unterbrochen, nur daß keine Eisenbahn sie durchschneidet. Stellt man sich zu alledem noch die ganz« Trostlosigkeit und Mühsal einer solchen Reise in einem fast nur von Kamelhusen betretenen Lande oor, so wird man die ungeahnten Möglichketten erkennen, die das Flugzeug hier eröffnet. Ueber Schluchten und Abgründe, über Wüsten und Salzsteppen, über Mormorpaläste und phantastische Märchengärten haben die deutschen   Ingenieure, diese Abenteurer der Technik, das geometrische Netz cyrer Fluglinien gespannt. Hier einig« Zahlen au» dem Lustkursbuch der Firma Lunkers in Teheran  : Es gibt fünf Luftstrecken in Persien  , die strahlenförmig von Teheran   nach dem Kaspischen Meer, nach sResopotamien, nach Tähris, nach Medsched, an der Grenze von Turkestan   und von Teheran   über Jspahan, Schiras   und Buichir am Persischen Golf führen. Sie entsprechen auf unserer in Mitteleuropa   hineingadeute. :en Karte etwa den Entfernungen von Berlin   nach Hamburg  , nach Köln  , noch Amsterdam  , nach Königsberg   und über München   nach Mailand  . Die äuf diesen Wegen zurückgelegten Strecken betrogen 300, 300, 650, 800 und 1000 Kilometer. Sie nehmen eine Flugdauer von 5. 3, 3H, 5 und 6 Stunden in Anspruch, während man für die gleichen Entfernungen im Automobil eine Reisezeit von.zwei und iünf Tagen, von vierzehn, sechzehn und dreißig Tagen gebraucht. Welche fast übersinnliche Wandlung! Da liegt da? unendliche Land mtt seinen Ebenen und Gebirgen, an deren sttilen Pässen selbst die Automobile wie Raupen kleben und über die der Flügel unseres metallenen Bogels mühelos mit der Schnelligkett eine» Uhrzeigers hinstreicht. Der Vertrag der Junkerswerke mit der persischen Regierung besteht erst seit dem Frühling des vergangenen Jahres. Seitdem wurden 200 000 Kiloeneter in Persien   mit dem Flugzeug durcheilt. Das bedeutet ILM   Flugstunden mit einem Part von sechs Flug, booten mit vier Piloten, zwölf Bvrdmonteuren und einer Gesamt- Mannschaft von nur dreißig Menschen, die fast alle ein jugendliches Lebensalter von weniger als dreißig Jahren haben. Innerhalb von Nicht einem Jahre wurden aus diesen Linien fast 3000 Passagier» durch die Luft gehoben. 35 000 Kilogramm an Gütern und Fracht, 550 Kilogramm Polt. Die Zahl der Unfälle null, Beschädigungen null. Verletzungen der Pasiagiere null; denn der einzige tödliche Unfall, der sich bisher In' Persien   zugetragen hat, war di« Folge der Lustakrobatik eines deutschen   Flieger? bei den Schauslügen des persischen Mikibtts. Fliegende Vlkaer. Der fromme schtitische Perser kennt zwei heilig« Wallfahrt», orte: Kerbels in Arabien   nicht weit von Bagdad   mit dem Grobe Husseins und Msdsched in Persien  . Iahrhurdert« lang war Kerbela  das einzige Ziel oller frommen Wallfahrten, und in endlosen Zügen stiegen die Leichenkarawanen mit den in Filzdecken ge- schnürten Leibern der Toten, in«ine Wolke von Verwesung gehüllt, über die Pässe des Gebirges: denn wer neben dem Grabe Hussein» bestattet wird, kehrt nach dem Glauben der Schiiten unmittelbar in das Paradies«in. Ein persische? Sprichwort sagt:Wallfahrt ist Frömmigkeit und Geschöst." Traurig über den Verlust der damit nerbundenen Einnahmen, beschloß Schah Abba«, künsttich«inen zweiten Wallfahrtsort im Lande selbst zu schaffen. Dies ist Med­sched. O. sie waren gute Kapitalisten, die persischen Herrscherl Zwei Umstände haben die Entwicklung des neuen WaVahrt». ortes besonder« begünstigt. Schon immer hatte die türkisch« Grenze durch ihre Aibgaben und Quarantänen die Pffgevfohrten«rschwept. Nicht selten geschah«», daß dl» Frauen die Gerippe der Toten in zwei Teil« getrennt, unter Bluse und Rock   versteckt über die Pöss, schmuggelten. Run wunde die Grenze bei Kasserscherin durch den Krieg völlig gesperrt. Di« Nich-tanerkennung des neuen«nalisch�n Irakgebietes in Mesopotamien   durch Pensien hat sie für die Pilger- Zsig« bis heute nicht wieder geöffnet. So entwickelte Medsched sich schnell. Schah Abbas hatte e» nicht ohne Absicht in eine unwirt. liche Gegend nicht weit von Turkestan   verlegt. Nun aber vollzieht sich die Wandlung: das Flugzeug legt die gleiche Strecke, für di« man auf dem Karawanenwege sechzehn Tage brouckt, aus der man in zersollenen. von Skorpionen und Schlangen ersüllten Herbergen nächtigen muß. auf der man ständig in Gefahr lebt, von räube. rischen Turkmenen überfallen zu werden, mühelos in einigen Stunden zurück. Roch«enige Jahre und di« Karawanenzüge der Pilger be­
wegen sich aus den Maschinen des glaubenlosen und verhoßten Europa   wie Bienenschwärme nach den heiligen Stätten ihrer Wall­fahrt durch die Lust. Ja. eine solche Luftreise ist trotz der hohen Preis« für das Flugboot durch den Fortsall der wochenlangen Der- pslegung und Unterkunft nicht einmal teurer als die Landfahrt. Als ein persischer Minister vor kurzem nicht gleich ein Flugzeug nach Duschir am persischen Golf bekommen konnte, brach er ungeduldig im Automobil aus und mußte schließlich öOO Toman oder 600 Dollar dafür zahlen, während ihn das Flugzeug nur 90 Toman gekostet hätte. Frachtfluqzeuge. Ashnlich steht es mtt der Beförderung von Edelgütern im Flugboot. Dies sind in erster Linie Automobilochsen und-sedern, serner Radio- und Telegraphenopparate, die für Erschütterungen besonders empfindlich sind, Silbergeld. Kinofilme und schließlich bezeichnenderweise auch Manusakturwaren. die in der Luft weniger dem Diebstahl ausgesetzt sind dies alles vervollkommnet das Bildnis eines ganz anders gearteten, noch mittelalterlich durch Raubzüge heimgesuchten Landes, in dem auch dem Frachtflugzeug eine besondere Entwicklung offensteht. Ich red« in diesem Zusammenhang nicht von den Vorteilen, die das Flugzeug im Lande für den dauernden inneren Krieg bietet. Hier, wo in den Grenzgebieten die Polizeisoldaten noch in Türmen leben, deren Leitern sie des Nachts hochziehen, um ihres Lebens sicher zu sein, mag die Regierung sich glücklich schätzen, daß es chr nun gelingt, die Nomaden mit ihren Schasherden in den unzu- gänglichen Schluchten des Hochgebirges wie ein Raubvogel auf- zuspüren und mit dem röchenden Blitz ihrer Bomben auseinander zu treiben aber dies alles sind Zustände, di« in ihrer furchtbaren Grausamkeit das menschliche Herz nur schwer ertragen kann. Dach bei alledem habe ich das Wichtigste noch nichi genannt: Kranke und Seuchen. Denn in all diesen Flugzeugen werden zahl- reiche Schwerkranke aus dem Elend ihrer hilflosen und menschen- fernen Verlassenheit fortgetragen, die sich aus allen Städten des Landes zu den Aerzten nach Teheran   oder auch zu einem operativen
Eingriff nach Europa   begeben. Als im August des vorigen Jahres am persischen Golf die Cholera ausbrach und die Besegung der Straßen durch aufständische Luren alle Wege sperrte, tonnte das deutsche   Flugzeug in vier Stunden den Weg nach Awaz Raser! zurücklegen. Es hatte 6? 000 Ampullen mit Impfstoff, Medikamente und zwei persische Aerzie an Bord. Um drei Uhr mittags stieg es bei großer Hitze wieder auf und erreichte in zwe' Stunden Buschir  , übernachtete dort, um anderen Morgen nach drei weiteren Stunden bis Bender Abbas  , dem Hauptherd der Cholera vorzustoßen. Es gelang, die Seuche, die in diesen Ländern stets wie eine Feuers- brunst um sich greift, in wenigen Wochen einzukreisen. Schon an: nächsten Tage kehrte das Flugzeug mit einer kleinen Gazelle unp ihrem Futter an Bord wohlbehalten wieder nach Teheran   zurück. Oer metallene Geier. Kurz ehe ich Teheran   verließ, ging eine große Aufregung durch die Hauptstadt Persiens  ; der Hadji Agah Rurrcdin, der oberste Theologe und das Haupt der islamischen   Religion war gestorben. und sein Leichnam sollte mit dem Flugzeug zur Bestattung nach Kerbelan gebracht werden. Die englische   Regierung in Bagdad  hatte ihre Erlaubnis bereits dazu erteilt. Als ich aus den Flugplatz kam, waren die Ingenieure eben dabei, mit einem Zentimetermah die Oeffnung und die Länge der Flugkabine auszumessen. Lttn Tage daraus aber sah ich das Flugzeug mit dem Sarge des mohanv medanischen Priesters sich in die Luft heben, und ich mußte an einen Geier denken, den ich am Abend zuvor weit draußen vor den Toren der Stadt von den Totentürmen der Parsen aufsteigen sah. Da flog er hin, der metallene Geier, in seinen Krallen den mensch- lichen Kadaver tragend um ihn irgendwo zwischen den Ruinen uralter Grabstätten seinem ewigen Kreislaus zurückzugeben. Ein zweites Flugzeug folgte ihm, und in Gedanken sah ich hinter ihnen flügelrauschewd schon zehn andere aufsteigen. Die Leichenkarawancn, die sich einst in den Abenteüerbüchern unserer Jugend durch die Sandstürme der Wüste schleppten, hatten sich in die Lüste erhoben und zogen in rasender Eile durch den Himmel Fliege, heiliger Vogel, mit der Beute des Todes der Sonne zu! Sinnbild der Sterblichkeit! Ob Trauer, ob Freude uns bewegt, wie gleichgültig im Grunde nur erregt wollen wir sein. Weiterl Die Erde läust, die Stunden jagen. Bewegung! Bewegung!
£rna S&üsing:
Müschs Puschi war schön, sie gehört« zu den Bevorzugtesten ihres Geschlechts und ihrer Rasse; denn Wuscht Puschi war eine bengalische Tigerin. Die Zeichnung leuchtete aus ihrem glänzenden Fell, die schwarzen Striche zogen sich knapp unter den Augen ent, lang und diese wurden dadurch zur unnatürlichen Größe und zu einer ganz besonderen Boshostigkeit des Ausdrucks erhoben. Muschi Puschi war die schleichende List. Das Publikum schauderte vor dieser Tigerin, wenn e» an ihrem Käsigwagen vorbeiging, das Publikum ließ sie de» Abends nicht aus den Augen, wenn sie imt anderen Raubtieren gemeinsam in den Rundkäsig der Manege glttt. Wirk» lich, man redete allgemein mit etwas Abneigung von Muschi Puschi. Doch ihr Herr lachte. Er sagte;«Sie ist doch ein Tier und Tiere sind natürlich. E» kommt aus die Intelligenz und auf die Geduld des Menschen an, das Natürliche im Tier richtig zu erfassen." Von ihrer Kindheit an lebte Muschi Puschi mit Lowcn gemein- sam im Wagen. Die Menschen'wollten, daß die natürliche Trägheit der Gewohnheiten die natürliche Feindschaft der Tiere vernichte. Und sie vertrugen sich ganz gut, diese Größen aus dem Raubtier- reich. Jedoch eines Tages, während der Reife, lag ein Löwe krank im Wagen. Der sogenannte König der Tier« war mißmutig und weder zum Spielen, noch zum Platzmachen ausgelegt. Wuscht Puschi mar bereits ein paarmal über ihn hinweggeturnt, der Löwe rückte nicht um eines Zentimeters Breite. Muschi begehrte aber dort zu liegen, wo er lag. Sie wollte seinen Platz einnehmen. Die Tigerin fauchte, der Löwe reagierte nicht. Muschi war gewohnt, ihrm Willen durchzusetzen und Kraft ersültte ihren Körper bis zum Bersten Kraft aber wird Uebermacht. wenn die List sie leitet. Der Tiger ist listig von Natur aus. Blitzschnell sprang sie den Löwen  an. wühlte sich durch seine Mähne, biß tief und riß ihm die Kehle auf. Im selben Augenblick sielen auch die anderen Käfiggenossen über den Todwunden her; denn Blut macht die Raubtiere gierig, erweckt alle Urmstinkte in ihnen, und die stehen auf Raub und Mord. Der Löwe war bald eine blutende Masse, um die seine ehemaligen Freunde sich balgten. Wuscht Puschi- war aber nicht nur rauslustig, sie hatte auch einen guten Magen und sie ließ es sich portrefflich schmecken das Löwenfleisch. Ms der Dompteur auf einer Station in den Wagen ging, weil er ihn reinigen und die Tiere füttern wollte, war der Löwe schon zur Hälfte ausgesresien. Der Bändiger tonnte seine Tiere und er wußte, auf Wusch, Puschis Schuldkonto war jetzt ein LöwenmoiÄ zu buchen. Der Direktor war entsetzt, er wollte die Tigerin ausrangieren. Doch der Dompteur trat für sie ein. Er jagte:..Die Tiere müssen fortan auf der Reffe getrennt werden, Löwen   und Tiger sind natür- liche Feinde, der Fehler liegt bei uns, weil wir nicht daran gedacht haben. Wir hätte» sie nicht ohne Aufsicht lassen dürfen." Der Dompteur aber hatte beim Publikum Erfolge, die man weit über die Durchschnittsbewunderung rangieren mußte, daher setzte er beim Direktor seinen Willen durch und Muschi Puschi blieb in seiner Gruppe. Man kaufte«ine schöne, geschmeidige Löwin und der Dompteur stand vor der schweren Aufgabe, den Neuankömmling an die ande» ren Tier« zu gewöbnen. Er arbeitet« mit der Löwin zuerst allein und hernach mit allen Tieren gemeinsam. Die Löwin war kiug, die Löwin war gutmütig, und sse war ein vortrefflicher Ersatz für ihren Vorgänger. Doch eines Tages, es war sogar während der Vorstellung, kroch sie, anstatt sogleich aus ihren Platz zu gehen, unter dem Sockel durch, auf dem Muschi Puschi saß. Die Tigerin war im Augenblick hell entsachte Wut und schlug nach der Löwin. Deren Blut spritzte auf. Im selben Moment, wo die Käsiggenossen den Vlutgeruch in der Nase hatten, zerrissen sie auch schon die Löwin. Der Dompteur stand dabei, er hatte Kraft wie ein junger Stier. aber gegen die reißenden Raubtiere war er die Ohnmacht selbst. Die Löwin blieb tot i» der Manege. Der Direktor war höchst verdrießlich. E» war wieder Muschi Puschi gewesen, diese Tigerin, die er ausrangieren wollte. Di«
llftifelil ZPufchf Tiere sollten nun einzeln weggegeben werden; doch der Dompteur suchte seine ganzen Ersparnisse, die für ein kleines Haus bestimmt waren, zusammen und kaufte die Gruppe. Nun brauchte er sick? nicht von seinen Tieren zu trennen, war auf Gedeih und Verderb mtt ihnen verbunden. Und wenn der ein« oder der andere aus Muschi Puschi schall, dann sagte er:.Zuverlässig sind Milchkühe. Tiger dürfen nicht zuverlässig sein. Aus«in« Zuverlässigkeit rechne ich nicht, aber ich will die Tigerin kennenlernen." Cr hatte seine Sorgen mit der Tigerin. Verglichen mtt den anderen Tieren der Gruppe, war sie nur klein, aber sie war d>e fleischgewordene List. Sie biß schnell und gern. Schwer gebissene Tiger jedoch sind nie wieder o» ihren alten Platz zu bekommen, Infolgedessen mußte der Dompteur mehr als einmal di« ganze Arbeit ändern. Die Kollegen sogtsn zu ihm:.Deine Gruppe geht über kurz oder lang ja doch auseinander. Wirf Muschi Puschi raus. Gib die keine unnütze Mühe." Aber er trennte sich nicht von der Tigerin, diesem einzigen Tiere, das er niemals rennen- lernte. Wieder hatte er die Arbett ändern müssen. Er probte und probte, denn er halle die Pyramide umgebaut und Muschi Puschi stand als Spitzentiger jetzt ja. daß er sie von den anderen gut is»- lierte. Wieviel Lisbe. wieviel Nachdenken, wieviel Sorgfall hatte er für diese Tigerin verschwendet! Nie war sie dankbar für eine Wohltat, nie wurde sie zur Schmeichelkatze, immer blieb sie der selbstbewußte Rausbold. Heute war sie besonders launisch. Ihr Sinn stand nach der Liebe des Tigers Colombo. Darum griff sie plötzlich ihren Herrn an. Es war Raum genug im Käfig, der Dompteur halle   zurück- gehen können, aber in diesem Augenblick empfand er ein Zurück- weichen als Schmach und ihr ganzes Trachten war Angriff. Sie sprang ihren Herrn an. sie riß ihn zu Boden, zerbiß seine Hand. zerfleischte seinen Arm, Ihr Atem keuchte ihm in die Ohren, als ob das Trommelfell platze» solle. Er schrie:Müsch! Puschi!" Die Tigerin schlich davon, weniger Raubtier, als unsicher über die Tat. Der Dompteur kam ins Krankenhaus. Man nahm ihm hie zerbissene Hand ab. Noch größer als sein Schmerz, war der Schreck, der in seinem Körper saß und schlimmer als der Gedanke:Du bist jetzt ein Krüppel", traf ihn das Bewußffcin:Du kaunst jetzt nicht mehr mtt Raubtieren arbeiten." Sein ganzes Leben war mit seiner Gruppe verbunden, er war alles durch seine Tiere, ex war nichts mehr ohne sie. Für die Menschen war er nur der Dompteur, selbst jedes Verbundensein mit irgendeiner Stadt oder einem Lande ging allein von seinem Beruf aus. Run log er im Krankenhaus, und seder Tag, der da kam. war für ihn«in verlorener. Sein Leben war verschüttet. Auf seinem ersten Ausgang schlich er, der halb genesene Krüppel, in den Zirkus. Sofort stand er vor seinen Tieren. Sie spitzten die Ohren, da er die Löwen   und Tiger einzeln mit Namen rief. Er trat ganz nahe an sie heran, er hicll ihnen die gesunde seine eine Hand unter die Nase und sie schnubberten und freuten sich Getrennt von den anderen stand Muschi Puschi. Glückliche Mutter oon zwei gesunden Tigern, prächtigen Kerlen, die ans lleberrnut derartig schrien, daß der ganze Wagen dröhnte. Der Dompteur rief:Muschi Puschi!" Sie stutzte und machte: Brr, brr. Run endlich Härte er den Freudenlaut der schmeichelnden Katze. Er krauolte die Jungen, die Tigerin ließ ihn gewähren.. Unbeholfen wie er war. durfte er umständlich den Schieber des Wagens öffnen. durfte er die Kleinen herauszerren und an sich drücken. Die Tigerin murrte nicht, grenzenlos war ihr Vertrauen zu ihrem Herrn. Die Wärter waren starr, sie wichen scheu zurück, sie fürchteten neues Unglück. Das Vertrauen und endlich gewonnene Liebe der Tigerin aber gaben dem Krüppel das Selbstvertrauen zurück. Er verstand sich doch auf Raubtiere! Als Krüppel wagte er noch etwas, das kein anderer wagte! Und glücklich jauchzte und weinte ein Mensch:Muschi Puschi, ich kann wiÄ>cr mit Raubtier?» arbeiten!"