Beilage Montag, 29."April 1929
SprÄbmiö SfinJmiign&e dt*
Das Lehen der Werftarbeiter Eine soziale Studie
S(. Pauli, dieser Inbegriff von Licht und Vergnügen für i�in Fremden, besonders den Fremden, der sich von der Wosscrseit« nähert, wandelt sehr schnell sein Gesicht, wenn man von einer anderen Seite, nämlich von Hamburg als Wohn- und Ar- beiterstadt herkommt; dann bleibt von St. Pauli eine eng- bevölkerte, sonnenarme Häufung grauer und schwarzer Mi�ts- kasernen, in denen Proletariermassen ihr kümmerliches öeben außerhalb der Arbeit fristen. Hier drängen sich in den„Terrassen und Passagen", diesen Hamburger Hinterhausspezialitäten, die Ein- und Zweizimmerwohnungen, da gibt es Hinterhaus- anlagen mit 80 bis 101) Familien. Der Hamburger Spruch lautet: „Stuv und Kök. tweieenhalv Meter hoch, is vorn Arbeitsmann bit veer Kinner genog." Hier wohnen vornehmlich die Tausend« und aber Tausende von Arbeitern, die drüben auf der anderen Seite der Elb« auf den Werften ihre Arbeitsstätten finden. Den Hasenarbeiter bringen die Varkassen seiner Arbeitgeber oder die grünen Fähr» dampser auf den immer bewegten Wellen der Elbe zum Schiff, dessen Waren er löschen oder laden soll. Der lange Strom der Werftarbeiter dagegen drängt und stößt sich zweimal täglich durch den Schlauch de» Elbtunnels unter der Elb « von und zur Arbeit. Schon der Arbeitsweg scheidet den Hafen - vom Werstarbeiter. Dieser Auf- und Abstieg im Elb- tunnel hat etwas vom Bergwerk. Die Werstarbeiterfrau, die ihren Mann zur Arbeit begleitet, sieht ihn im„Förderschacht" des Tunnels verschwinden und erwartet ihn nachmittags wieder aus dein Dunkel der Unterwelt des Hafens. Da stehen dann die Frauen, Kinderwagen und Kinder am grünen Geestobhang, auf dem oben das rote Hafenkrontenhaus, jene große Reparaturwertstatt für die Arbeiter des Hafens und der Werften trohnt, stehen geduldig und stumm und sehen den vielen Straßenhändlern zu, die sich in Bereitschaft setzen, mit ihren wertlosen Hosenträgern oder Riemen, angeblich seidenen Halstüchern und Strümpfen einen ersten Angriff noch vor den Frauen aus die Lohnempfänger zu riskieren. Hat der Arbeiter diese gefährliche Klippe glücklich passiert, so folgen oben in der Stadt die zahllosen Arbeiterwirtschaften und Seemannskneipen, in denen die kurze Freud« am Besitz sich nur zu oft in Alkohol verwandelt. Da sitzen sie, die Knechte der Arbeit, müde und abgespannt und dem lärmenden Schlagwerk der Niethämmer und doch so gerne noch bereit.zum Genuß jener winzigen Freuden, die«ine armselige Arbeiterwirtschast zubieten vermag. jn» wie wenig Daselnssreudx ein solches Arbelkerlebea auch heule noch auskommt! Mit durchschnittlich 8Z Pf. Stundenlohn bringt der gelernte, 70 Pf. Stundenlohn der ungelernte Werstarbeiter etwa einen Tageslohn von 8,80 oder 5,60 Mark oder ein Wochencinkommen von rund . 40 Mark oder 36 Mark nach Hause, nein, er bringt diesen�Betrag gar nicht nach Hause, denn vorher gehen ja schon die Steuer-, Versicherungsabzüge und ähnliches ob. Rur der Rest bleibt mit etwa 30 bl« 35 INark die Woche! Hiervon soll die Arbeitskrast des Mannes, das einzige Kapital der Familie erholten, sollen Frau und Kinder beköstigt und außerdem noch Miete, Schule, Kleidung bestritten werden, und dies alles auf dem über Durchschnitt teuren Pflaster einer Hasengroßstadt. Gewiß, auch die Frau verdient mit, geht morgens um 4 Uhr los, um bis 8 Uhr in einem Geschäft, einem Kontorhaus oder einer Behörde als Scheuerfrau zu arbeiten, d i e Kinder tragen Zeitungen aus, ober mit den geringen Einnahinen steigen zugleich auch wieder die Ausgaben und die Sorge um das Auskommen bleibt ständig die gleich«, nimmt im Gegenteil noch zu, je älter und verbrauchter der Mann wird. Wenn nicht..., ja wenn nicht die Werftarbeitersrau aus ander« Weis« das Familieneinkommen erhöht. Jahrelang besuchte ich einen Be- kannten, einen gelernten Schlosier, der auf der Werst arbeitete. Küche und Wohnzimmer hatten einfaches aber gutes Mobiliar, die beiden Kinder und die Frau waren durchweg sauber, sogar nett ge- kleidet, ein Junge konnte in die Schlosserlehre kommen und es blieb mir immer ein Rätsel, wie die Frau mit den Hungergroschen des Mannes das alles bestreiten konnte, bis ich nach Jahr und Tag sie zufällig in der Nähe des Hauplbahnhofes vor einem Haus« zu einem ziemlich eindeutigen Zwecke aus- und abspazierend fand. Andere Arbeiterkategorien haben immerhin ein gewisses Lebensbild und Lebensziel vor sich, mit dem sie sich vielleicht in Ruhestunden zusammen mit ihrer Frau als mit einem Schloß im Monde beschästigen. Aber immerhin, man hat doch eine schöne Fata Morgana! Meistens ist es die Erlangung einer kleinbürger- lichen Existenz in der Form eines Gemüse-, eines Kohlen- und Feuerungsgcschästes oder, wie es bei Seeleuten oft der Fall ist, die Eröffnung einer Gostwirtschast, deren Einnahmen durch den Bekanntenkreis der früheren Arbeitskollegen gewissermaßen ga- rantiert sind. Der werstarbeiler aber kennt derartig« Zukunftsbilder nicht. Sein Lohnstandard schneidet ihm selbst die allerkümmerlichst« Hoffnung ab. Deshalb betrachtet der Arbeiter an der Wasierkant« Werftarbeit vielfach auch nur als D u r chg a n g s st e l l u n g. von der er so schnell als möglich wieder loszukommen sucht oder zu der er sich nur entschließt" wenn er sonst nirgends Arbeit bekommen kann. Kommt noch hinzu, daß durch den W e r f t t a r j f der Handwerker und gelernte Arbeiter einen niedrigeren Lohn erhält als nach seinem F a ch t a r i f. Was Wunder, daß auch hier der Teufel die Fliegen nur in der Not frißt. Man ist sonst schnell bereit, den gelernten Arbeiter als einen gehobenen Stand über der Masse der ungelernten herauszuheben durch die längere Dauer seines Arbeitsverhältnisies. Aus der werft findet deshalb gerade bei den gelernten Arbeltern ein starker Wechsel statt. So stellte z. B. eine Hamburger Großwerft in einem Jahre rund 32 000 Arbeiter ein. Lon diese« wurden im. gleichen Jahr« rund
2000 wieder entlasten und serner lösten rund 7000 freiwillig ihre Arbeit. So gering daher der Unterschied zwischen Gelernt und Un- gelernt für die soziale Stellung des Werftarbeiters ist, so m a n n i g- fach u n d v i« l f ä l t i g ist die Arbeit aus einer Werft. Weit reichhaltiger und differenzierter als der Hofstaat der Karolinger- Kaiser erscheint die Einteilung der G e w e r k e, die sich um das Zustandekommen eines modernen Seeschiffs bemühen. Abgesehen vom Maschinenbau, allein am Körper des Schiffes arbeiten 17 verschiedene Handwerke, 50 Gruppen von angelernten und 13 verschiedene Gruppen von ungelernten Arbeitern. Da arbeiten z. B. Schmiede, Dreher, Schlosser, Maurer , Sattler. Maler, Nieter, Tischler, Segelmacher, Takler, Zimmerleut« durcheinander, sogar befahrene Matrosen und Decksleute turnen auf und nieder. So verschieden dies« Handwerke sind, die gemeinsame Arbeit im Dröhnen und Hämmern, im ewigen Rauch und Nebel, im dunklen nur durch rötlich schimmernde Glühbirnen erleuchteten Schisfsbauch gleicht an und gleicht aus. Die rote Mennige- färbe spritzt und beschmiert alles Arbeitszeug gleicherweise. Zwischen den Helgen und Docks wird aus Handwerkern und Tagelöhnern, aus Lokomotivführern und Matrosen ein einheillicher Arbeiterkypus, der werfiarbciter! Daß dieser Typus bei der niedrigen Lohnlage mit die unterste Schicht des Hafenstadtproletariats darstellt, bedarf keines Wortes. Glückt es ihnen nicht, noch rechtzeitig, d. h. in den Iahren der besten Manneskrast, in anderen Betrieben unterzukommen, so bleibt er Werstarbeiter, das bedeutet hoffnungslose Armut ohne
jede Ausstiegs Möglichkeit, zunehmende Arbeitslosigkeit, endlich mit beginnendem Aller, hier beginnt das Alter, allen hygienischen Bestrebungen der Gegenwart zum Trotz, mit spätestens 45 bis 50 Iahren— dauernd« Armenunterstützung Die Hamburger Orlskrankenhasse berichtet aus dem Jahre 1927. daß bei einer Zählung die über 50 Zahre allen nur ruud 9 Proz. der zahlenden wilglieder ausmachten, ober rund 28 proz. der arbeitsunfähigen kranken. Diese Tausende von schwerarbeitenden Menschen beugen sich daher ständig unter der Angst vor dem Alter. Der sogenannte„Segen der Arbeit", diese beliebte Weltanschouungsgrundlage für Pastoren und Studienräte, wird zum Spott für jeden Nietenwärmerjungen mit seinem rauchgeschwärzten, sorgen- zerfressenen, früh gealterten Gesicht. So trotten sie morgens um 6 Uhr aus den dunklen Hamburger Terrassen auf die nebelseuchten Straßen, überqueren die Ree per- bahn, in der die letzten Lichter des Vergnügens erlöschen und die Restbestände der Dirnen sich um betrunkene Seefahrer bemühen. tauchen wieder«in in die dunklen zum Hafen herunterführenden Querstraßen entgegen den vom Jenseits der Elbe her schrill lchreienden Sirenen. Ohne sichtbaren Hirten, ohne wachsam« Hunde werden diese Riesenhcrden menschlicher Arbeitstiere aus den zahl- losen Gassen, Winkeln, Löchern und Höfen zusammengetrieben und hinuntergestopft in den engen Schlund des Elbtunnels unter den Strom, um jenseits in dem Räderwerk der Schistsfabriken als verhältnismäßig billigster Betriebsstoff teils langsamer, teils schneller zerrieben zu werden. Hans Bieaskelckt. Hamburg .
Auf Fischfang im Eismeer Tragödien von denen niemand spricht
Die„Brandenburg" verläßt bei Honningsoaag die nor- wegischen Schären und dampft um die Halbinsel Nordkyn-Haloöya herum ins Nördlich« Eismeer. Wir halten Kurs nach der S k o l p e n- dank, einem ungeheuer großen Fischsangplatz, etwa 400 Meilen nördlich von Archangelsk . Die zehn Tage Fahrt von Cuxhaven bis hierher bedeutete für die Mannschaft Erholung. Abwechselnd vier Stunden Schlaf und vier Stunden„Wache" ist jür die Leute nicht mehr als ein. Kinder- spiel; denn erst j etzt beginnt die Arbeit. Sowie wir das erste Netz ins Schlepp gesetzt haben, ist es vorbei mit Ruhe und Schlaf. Alle vier Stunden wird das Netz hochgeholt. Der Fisch wird sofort geschlachtet, gewaschen, in Eis verpackt. War das„H o l" gut(wir hatten biszu achtzigZentner in einem Netz), so ist die Mannschaft noch nicht mit der Verarbeitung des ersten Fanges fertig, und schon kommt das nächste Netz über Bord. Es wird gesischt, geschlachtet, gewaschen, verpackt und wieder gefischt. Alle vier Stunden, Tag und Nacht— siebzehn Tage lang. Das Barometer fällt, ein Sturm kommt auf, das Schiff schlingert erbärmlich. Ein Brecher nach dem anderen jagt über Bord und über- gießt die arbeitende Mannschaft mit salzigen Fluten. Am vierten Tage steigt das Barometer; das Thermometer fällt, fällt. 20, 28, 33, 39 Grad unter Null! Die Rückenflossen der Katffisch« werden hart und spröde wie Glas. Die Hände der schlachtenden Mannschaft sehen furchtbar aus. Manchmal kennt man sich wirklich nicht aus, ob es Fischblut oder ihr eigenes Blut ist, das ihnen von den Händen rinnt. Schlaf? Man muß die zehn Minuten abpassen, die„frei" zwischen Fang und Fang liegen. Oft aber fallen auch d i e fort. Dann war der Fang— gut. Die Müdigkeit überfällt die Leute so sehr, daß man nicht selten sieht, wie sie im Stehen einschlafen. Jedes Wort wird zu- viel; man spricht nur das Notwendigste. Und auch das klingt dem Knurren eines Hundes. ähnlicher, dem man einen Knochen weg- genommen hat. An Esten denkt man kaum; man würgt etwas hin- unter; weil es eben sein muß. Aber man hat nur einen Gedanken: Schlaf! Die Bezahlung der Mannschaft? Dieses System ist das raffinierteste, was wohl je kapitalistische Gehirn« ausgeklügelt haben: Der Lohn an sich ist so gering, daß den Leuten kein Pfennig übrigbleiben würde. Aber— sie bekommen Prozente vom Fangerlös! Sie stehen dauernd unter dieser Hetzpeitsche; wollen sie etwas Nennenswertes verdienen, dann müssen sie das Letzte, das Allerletzte aus sich herausholen! Der Kapitän des Schiffes aber erhält— nur Prozente! Daß er also ganz besonders dafür sorgen wirb, daß die Mannschaft„ran muß", leuchtet wohl ein. Denn ist der Fang schlecht, so ist der Käptn umsonst gefahren. Aber er wird nicht umsonst fahren, und die Direktion im sicheren Heimathafen kann ruhig schlafen. Ein besonderes krastes Beispiel dafür, wie leichtsinnig die Fisch- dampferkompagnien das Leben ihrer Schiffsbesatzung aufs Spiel setzen, ist solgender Umstand, der den wenigsten Binnenländern be- kannt sein dürste: Die Fischdampfer besitzen heute noch keine Funkanlage; lediglich einen kleinen Lichtmorseapporat. Damit hat es aber seine ganz eigene Bewandtnis. Wir fischen im Nördlichen Eismeer, 400 Meilen von der Küste entfernt. Der Holzfrachtverkehr, der sonst von Archangelsk au» ziemlich rege ist, ruht gerade zu d e r Zeit, in der die Fisch- dampser auf Fang gehen, vollständig, weil dann die Küste auf 30 Meilen ins Meer hinaus vereist ist Ist also ein Fischdampfer in Seenot , dann ist es ein ganz seltener Zufall, wenn er aus«in anderes Schiff trifft. Der kleine Lichtmorseapparat an Bord reicht aber bei sichtigstem Wetter nur aus sechs Seemeilen!! Schon manche? Schiff ist mit Mann und Maus versoffen, dem leicht hätte geholfen werden können, wenn die Kompagnie nicht die Geldausgabe für eine Funkanlage gescheut hätte. Spiel mit Menschenleben? Wer kann verlieren?! Nur die Mannschaft. Auf meine Frage an den sehr vernünftigen Kapitän, ob die Kom
pagnie denn nicht auch an den Verlust ihres Schiffes denkt, bekam ich die resignierende Antwort:„Ach, die Schisse amorti- sieren sichja so schnell---" Ein Gespenst, das ständig über den im Eismeer fischenden Dampfern droht, ist die Gefahr des„N i e d e r e i s« n s". Geht die See hoch und fällt das Thermometer, dann gefriert jeder Tropfen Wasser sofort zu Eis. Steckt das Schiff also seine„Nase" in die See, dann kommt es jedesmal schwer und schwerer, dick mit Eis beschlagen wieder hoch. Am fünfzehnten Tage unserer Fangreise erging«s uns so. Die Mannschaft mußte olle halbe Stunde— achtundvierzig Stunden long— das Eis mit Picken und Beilen ab- schlagen. Ein paar Brecher mehr über Bord, einige Temperatur. grade tiefer— und das Meer wäre einfach über unserem Schiff zusammengeschlagen. So ging schon manches gute Schiff zugrunde, und kein Mensch mehr hat je etwas von ihm gesehen. Andere Dampfer funken„Z O S.*, und manches Menschenleben wird noch gerettet. Aber auf Fischdampfern? Warum denn? „Sie amortisieren sich ja so schnell---* Otto Gutreit.
Ansturm des Krieges Zehn Jahre nach Kriegsend« setzt ein« neue Attacke des Krieges ein: die Kriegsromane marschieren auf. Mit den Werken R e n n s und Remarques begann es. Inzwischen ist eine Anzahl weiterer P-eblikationen erfolgt. In der vergangenen Woche allein erschienen: wartin Veradt:„Schipper an der Front."(Verlag S. Fischer.) A. w. Stet):„Die Pflasterkästen."..�Verlag Gustav Kiepenheuer .) Ralph h. wottram!„Der spanische Pachthos."(Jnsel-Verlag.) So falsch es nun ist, dies« Werte einfach als Romane zu be- zeichnen, so falsch ist es auch, von einer Kriegsromanmode oder einer Kricgsromankonjunktur zu sprechen. Di« Spanne seit dem Er- scheinen der ersten Kriegspublikationen ist zu kurz, als daß geschästs- tüchtige Literaten im Angesicht der Konjunktur für diesen Zweck be- rechnete Modewerke hätten aus den Markt schleudern können und für die Verlage ist jedes vorher erschienene Werk eher eine empfindliche Konkurrenz als eine Förderung des Geschästs. Welche Werte soll man nun empfehlen? Schwer zu sagen! Die Namen von Autoren wie Beradt und A. M. Frey bieten Gewähr dafür, daß einem nichts Gleichgültiges vorgesetzt wird. Aber auch bei den Werken unbekannterer Autoren erkennt man nach der ersten Probe, daß es sich um nichts Minderwertiges handelt Es ist eben so, da(v es sich gar nicht um Romane, sondern um Aufzeichnungen, nein, mehr als das, um Bekenntnisse und Niederschristen handelt, die aus einem inneren Zwang heraus zu Papier gebracht wurden. Hat der Krieg diese Autoren zu Dichtern gemacht? Ja und nein. Das gesteigert« Erleben hat ihnen die Kraft zu einer außer- ordentlichen Leistung oerliehen und hie, liegt so paradox es klingt, die Gefahr. Der Krieg beginnt Legend«, er beginnt Epos und Dichtung zu werden,«ine Heldendichtung, durch die zwar der Aufschrei der Not und des Grauen» gellt, die in ihrer Endwirkung aber doch zum mindesten ebenso faszinierend wie abschreckend wirkt. Es ist das Tragische in der menschlichen Natur, daß Unglück und Not sie als außergewöhnliches Geschehen magisch anzieht, mag sie sich dagegen auch wehren, mag sie verdammen. Es ist wohl heute kaum möglich, ein abschließendes Urteil über die Kriegsliteratur zu geben. Ihr Ausmarsch ist noch nicht beendet. Eine Klärung dürfte erst nach geraumer Zeit eintreten. Ob man bis dahin auch eine Dichtung verzeichnen kann, die wie Zola? „Debacle" das Geschehen einer ganzen Epoche von einer höhere-- Wart« zusammenfaßt?