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Dienstag 30. April 1929

Unterhaltung und Wissen

0190

Beilage des Vorwärts

Rätsel der Menschwerdung Der Pflanzenzauberer

Eine neue Theorie

Die Frage aller Fragen, die nach der Herkunft des Menschen, wind heute wieder eifrig erörtert, und erst fürzlich hat ein ame= ritanischer Gelehrter behauptet, daß man die Wiege des Menschen geschlechts in Asien , und zwar in der Mongolei fuchen müsse. Da­gegen sucht jetzt der österreichische Prähistoriker Prof. J. Bayer mit überraschenden und überzeugenden Gründen nachzuweisen, daß die Urheimat Afrika sei. In seinen bedeutsamen Ausführungen, die er in der Frankfurter Wochenschrift Die Umschau" veröffent­licht, sind es Stelettrefte und Werkzeuge, mit deren Hilfe wir den Menschen möglichst weit in die Vergangenheit zurücverfolgen fönnen. Aus den bekannt gewordenen Funden ergibt sich, daß zu Beginn des Eiszeitalters brei älteste Kulturgruppen vorhanden waren, die man nach ihren Werkzeugen als Faustfeil-, Breitklingen­und Schmalflingenkultur bezeichnet. Diese drei ältesten Rassen fulturgruppen der Menschheit finden sich in einem weiten, vom Atlantischen Ozean bis tief nach Asien , ja wahrscheinlich bis zum Stillen Ozean reichenden Bogen im Norden Eurasiens Ueber die gleichzeitigen Verhältnisse im südlicheren Afrika wissen wir nichts Genaueres, und in Amerika fehlen solche uralten Spuren gänglich. Angesichts der verblüffenden Einheitlichkeit der Menschheit im Stelettbau muß sich das Rätsel der Menschwerdung in einem ver­ljältnismäßig eng begrenzten Gebiet der Erde vollzogen haben. Die Urheimat der Menschheit kann also weder der Westen noch der Osten Eurasiens gewesen sein, sondern nur ein im Mittelpunkt ge= legenes Gebiet, von dem die drei Hauptgruppen, die wir im Eis­zeitalter vorfinden, ausstrahlten. Außer Südasien käme dafür Afrika in Betracht. Als Vorfahre des Menschen kann nur eine Affenform angesehen werden, die nicht bereits ein höher entwickeltes Gebiß hat als das des Menschen, denn sonst müßte der Mensch eine Rückentwicklung durchgemacht haben. Aus diesem Grunde ist der Hauptanwärter für diese Ehre der im Beginn der Tertiärzeit in Aegypten auftretende Propliopithecus, der in jeder Beziehung die Primitivität besitzt, die man in diesem geologischen Stadium bei einem Ahnen des Menschen vorausseßen, muß.

einige Millionen Jahre später das ganze nördliche Eurasien von drei Rassengruppen besezt ist. Dazwischen ist so gut wie nichts befannt. Wenn sich die Entwicklung zum Menschen so langsam vollzogen hat, dann muß sie in einer sehr friedlichen Umwelt vor sich gegangen sein, in der die Wesen feinerlei ernsteren Angriffen aus­gesetzt und daher nicht gezwungen waren, sich zu vervollkommnen. Eine solche friedliche Entwicklung aber fonnte sich nur in einem ganz abgeschlossenen Bereich vollziehen. Nun hat die Paläogeographie nachgewiesen, daß Afrika in dem entscheidenden Stadium, also von der Alttertiärzeit bis zum Altoiluvium, von der übrigen alten Welt durch Wasser abgeschnürt und eine dem heutigen Umfang gegen über stark verkleinerte Insel war. Ist nun hier die Entwicklung vom Propliopithecus zum Menschen vor sich gegangen, so können auf den andern Kontinenten gar feine Spuren zum Vorschein kommen, weil tatsächlich feine vorhanden waren. Das Mittelglied zwischen Tier und Mensch wäre also in Afrika zu suchen. Die weitere Entwick­lung läßt sich mit dieser Annahme gut vereinen, denn die para diesische Abgeschlossenheit der afrikanischen Urheimat, in der sich der Mensch ungestört entwickeln konnte, hört gegen Ende des Tertiärs auf, indem sich nun Afrifa in breiter Front an Asien anschließt und auch mit Europa über Gibraltar und Sizilien verbunden ist. Der neuentstandene Mensch konnte also auf verschiedenen Wegen Afrika verlassen und die übrige alte Welt besetzen. Genau um diese Zeit, in der Afrika aus seiner Isolierung erlöst wurde, beginnen in Eurasien die vorgeschichtlichen Funde. Nach dieser Hypothese wäre also die Menschwerdung aus einem Zufall, einem Zusammentreffen besonders günstiger Umstände zu erklären. Die Zeit, in der es sich darum handelte, ob es zur Menschwerbung kommen sollte oder nicht, war der Zeitraum im Tertiär von der Eozänepoche bis zum Alt­pliozän.

Das wesentliche Faktum für die Menschwerdung war die Tat sache, daß die Stammform damals die Ungestörtheit zur ruhigen Weiterentwicklung bis zum Stadium Mensch fand. Die neue Theorie Bayers berührt sich übrigens in interessanter Weise mit der Dar­Durth solche Ueberlegungen wurde also Prof. Baner auf Afrika stellung der Bibel, die ja auch den ersten Menschen in eine fried­hingewiesen, und es ergab sich die Sachlage, daß vielleicht im Altliche Umgebung verfeßt, in der selbst die Raubtiere seine Freunde tertiär der Mensch auf afrikanischem Boden entstanden ist und daß waren.

Inge Stramm: Etwas schläft in uns..

Manchmal in dunklen Stunden rührt uns etwas an, daß wir nie ganz begreifen..., aber es ist ein Schimmer auf unserem Weg nur daß die Schatten später um so duntler wieder über

uns stürzen.

Der Mann verkrampfte die Hände in den Manteltaschen und fror. Der Manteltragen war bis zu den Dhren hochgeschlagen so sah man wenigstens nicht, wie durchgestoßen er schon war aber märmen tat er auch so nicht.

Das Mädchen an der Seite des Mannes lachte. Sie hatte frische, rote Wangen über dem dunklen Belztragen und streckte die Hände aus, als wollte sie nach Sternen greifen.

An dem kleinen See in den Anlagen blieben sie stehen. Tief ... Wind sprang eifig auf und verschneit neigten sich Tannen stäubte schimmernde Kristalle..., eine fremde Sonne leuchtete. Köstlich ist das", flüsterte das Mädchen, dieser leuchtende Schnee. diese Märchenträume.... hören Sie..., irgendwo fingt sogar ein Vogel!"

"

Auf den Feldern und in den Gärten wird jetzt wieder der Erde das heilige Gut anvertraut, dessen Blühen und Reifen soviel für unser Leben und für unsere Freude bedeutet. War der Mensch früher vollständig auf das Walten des Schicksals angewiesen, das ihm bald eine schlechtere Frucht, bald reine Blumenfarben und dann wieder häßlichere bescherte, so hat er durch die Fortschritte der Ver­erbungswissenschaft und der Züchtungsforschung es dahin gebracht, die Pflanzen zu veredeln, bessere Sorten zu erzielen und dadurch dem Ackerbauer und dem Gärtner wichtige Hilfe zu leisten. Große Institute, wie z. B. das Kaiser- Wilhelm- Institut für Züchtungs­forschung zu Müncheberg in der Mart, arbeiten an diesen für unsere Volkswirtschaft so wichtigen Aufgaben. Ein genialer Bahn­brecher auf diesem Gebiet ist der Amerikaner Luther Bur­bant gewesen, der berühmte kalifornische Züchter, den man den Pflanzenzauberer" oder den Herenmeister der Gartenbaukunst" genannt hat. Er hat Früchte verkleinert, wie z. B. eine Pflaume, die als Strauch auf jedem Boden fortkommt, und hat sie ver= größert, wie die Beach- Pflaume, die sechsmal so groß ist wie eine gewöhnliche; er hat aus bitteren Früchten füße gemacht, aus schwarzen Brombeeren weiße, hat eine steinlose Pflaume, eine dornenlose Feigendistel erzielt, hat Aprikose und Pflaume, Kartoffel und Tomate gefreuzt und so in 30 Jahren Dinge vollbracht, die der Natur nicht in 3000 Jahren gelangen. Das Vermächtnis dieses großen Menschenfreundes ist in dem von ihm gemeinsam mit Wil­bur Hall verfaßten Buch Lebensernte" niedergelegt, das soeben in deutscher Uebersetzung bei der Deutschen Verlagsanstalt in Stutt­ gart erscheint. In tiefsinnigen Worten spricht er sich hier über diese von ihm so großartig entwickelte Kunst der Pflanzenzüchtung aus. Er ist stolz darauf, das Wort Bastard zu Ehren gebraft zu haben, indem er die Kreuzung oder Bastardierung von Panzen syste­matisch durchführte. ,, Bastarde bringen die Welt vorwärts," schreibt er ,,, sie geben uns unsere Erfinder und Dichter, die großen Träumer und Führer, in der Pflanzenwelt sind sie die duftenden und an­mutigen Blumen, die saftigen und nährreichen Früchte, die wohl­schmeckenden und fleischigen Gemüse." Die Bastardierung, die nicht im Garten der Natur willkürlich durch Insekten, Vögel und den Wind besorgt wird, sondern im Garten des Züchters bewußt durch seine Hand, ist der erste Schritt der Höherzüchtung von Pflanzen. Der zweite Schritt ist die Selektion, die Auswahl, die der Mensch selbst unter den verschiedenen Spielarten vornimmt.

,, Dieser zweite Schritt erfolgt in verschiebenen Entwicklungs­stadien der Pflanze," schreibt Burbank ,,, und hängt von dem Ziel ab, das ich zu erreichen suche. In keinem anderen Arbeitsgebiet gibt.es ähnliches, wie diese vom Pflanzenzüchter angewandte Art Selektion. Züchter hochwertiger Tiere, von Pferden, Kühen, Schweinen und Schafen, kommen ihr am nächsten. Aber sie suchen eine oder zwei Eigenschaften, während ich nach vielen suchen muß und solange ausharren muß, bis ich sie bekomme. Der Pferdezüchter wünscht Kraft oder Schnelligkeit:; der Rindviehzüchter

Träume.... Mutteraugen lächelten wie Sterne zwischen den will eine gute Milchkuh oder einen leicht Fleisch ansehenden Schlag Zweigen.

Die große Sonne strahlte nah und erlösend. Liebe... Liebe..

Als seine Augen wieder zurüdfanden zu dem Antlitz des Mäd­chens, sahen sie Angst drin, fast Abscheu ihre Lippen zitterten: So nicht..., nein so nicht!" Ihre Hände flatterten in den seinen mie gefangene Vögel.

"

Da wurde sein Griff noch härter.. Nein, so hatte er es ja Die Sonne auch gar nicht gewollt.... Aber was war es nur. wurde wieder fern, aber brennend. Etwas Feindseliges wuchs gewaltig in ihm, wuchs über ihn hinaus.... Das ganze Elend seines Lebens brach auf in ihm wie eine reifgewordene Frucht.

Seine Hände hielten eisern das Mädchen, sein Gesicht tam immer näher dem ihren, das sich entsetzt zurückbeugte..

,, Das also ist Eure Liebe!" ächzte er ,,, die so gewaltig erlösend über die Welt strömt!!! Vor einem aber der einen dreckigen Der Mann starrte das Mädchen düster an. Er spürte nichts als Kragen um hat, da hört sie auf. Und näher darf man Euch auch menn einmal ein Kälte..., und daß irgendwo ein möbliertes Zimmer war ungeheizt wozu auch! Es gab ja Kneipen genug da frierendes, einsames Herz vor Euch aufbricht, dann jammert Ihr nach der Mutter, die zu Haus im warmen Nest auf Euch wartet.. fonnte man auch vergessen, wie einsam man war.

nicht kommen, Ihr feinen Püppchen

Aber da war der Vogelruf.... Ein Aufschluchzen?... Ein jawohl.... Meine Mutter hat nie gewartet..." Aufjauchzen einem fernen Frühling entgegen....

Da war das Mädchen

., lauschend vorgebeugt, lächelnd

Der Mann lachte gell: ,, Doch..... auf der Gaffe hat sie ge­, an den Straßenecken

wartet.

und mein Vater war ein

die fremde hohe Sonne spann einen leuchtenden Streifen um ihre Säufer.... Immer luftig, Kinder... wir verkommen noch

Stirn.

aus der Ganz langsam lösten sich die Hände des Mannes Ganz scheu blühte um Manteltasche..., tasteten fragend. jeinen Mund ein Lächeln.

,, Es ist doch schön, nicht", sagte das Mädchen, und dahinter spürt man doch schon den Frühling.., vielleicht nur ganz aber von innen heraus wächst alles..., in uns selbst

innen

ist alles..." Was ist in uns?" fragte der Mann und beugte sich vor, seine erwachenden Hände tumelten wie schlaftrunken...

ihre

Das Mädchen streifte die vrschneiten Zweige der Sträucher am Wege. ließ den Silberstaub durch die Hände gleiten Augen leuchteten:

,, Alles ist in uns.... Gott ist in uns und Liebe."... ,, Liebe.!" flüsterten die starren Lippen des Mannes... Etwas teimte in der großen Leere seines Herzens..

Ja..., Liebe", tlang des Mädchens Stimme auf ,,, Liebe zu allem Schönen, zu allem Hohen, das leuchtend über unserem Leben steht... und das wir im Alltag nie vergessen dürfen...!" Ein Schatten überdunkelte das leise Aufleuchten seines Herzens, als der Mann das Mädchen unterbrach:

,, Nicht Liebe zu allen Mühjeligen, zu allen Schuldigen, zu allen Verworfenen.

,,

?"

"

O ja..., das ist die große Liebe des Mitleidens, des Helfen. wollens, des unendlichen Erbarmens..., o, manchmal möchte mein Herz überströmen davon... Die gehobenen Hände des Des Mädchens waren Schalen, die sich ergießen wollten. Mannes taumelnde Hände fanden endlich halt an diesen Mädchen­wollten zart sein, voll erwachenden Entzückens fingern und waren doch das Anklammern eines Ertrinkenden, brutales Zu­greifen....

Der Mann sah noch nicht das Erschrecken in den Augen des Mädchens..., seine Lippen stammelten:

,, So liebst du auch mich?"

Der fleine Keim in seinem Herzen erblühte zum Baum, breitete. in die stumpfe Leere seine fegnenden Zweige, die Blüten trugen... Sein Kind fein spielte darunter mit den bunten Bällen erloschener

alle früh genug im Dred!... Jawoll.... und ich bin doch ein anständiger Mensch geworden..., weil ich arbeiten fonnte, weil.

Gleich wird sie schreien..., dachte er..., dann kommen Menschen..., dort um die Ede ..., noch nicht..., nein..." Ein wahnsinniges Verlangen tam über ihn, diesen zitternden ehe er sich im Schrei verzerrte.. Mädchenmund zu küssen. ersticen., ersticen alles.

Da ließ er sie los, schlaff fielen seine Arme herunter.... Gfel würgte ihm in der Kehle. ,, Geh!" stammelte er rasch. Geh!... Du wirst auch noch warten..., du!... Hungern nach einer fleinen, winzigen Bärt lichkeit. Da nügen dir keine großen Worte mehr, da bist du ein samer als wir...!"

über.

Das Mädchen taumelte verstört.

Um die Ecke bog langsam ein Schutzpolizist und blickte her­

Jäh wandte sich der Mann und ging wie fliehend. Schluchzen brannte in ihm, brannte ihn ganz aus, daß es leerer in nur daß er schmerzhaft spürte, was vor ihm war denn zuvor her dumpfe Berbußtlosigkeit gewesen war.... An der nächsten Straßenede traf er einen Bettler..., eine armselige, zitternde Hand streckte sich ihm entgegen, ein paar hungrige Augen flehten....

Ein letztesmal brannte es in dem Mann, ein Gleiches wachte in ihm auf, seine Hände verkrampften sich in den Manteltaschen. ,, Bruder!" flüsterte er und im Weitergehen noch einmal sich umwendend: Bruder!"

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Der Bettler aber starrte gierig auf die Manteltaschen, und als die Hände des Mannes sich nicht in gebender Gebärde wieder lösten... brach ein Schwall von Schimpfworten aus ihm her­., schwangen wie Peitschenhiebe hinter dem Manne her.... aus. Der ging mit gesenktem Kopf..., ausgestoßen selbst von den Elendesten. Brot!" ,, Geld!" schrie es hinter ihm her. Lehrt uns erst an eine äußere Gerechtigkeit glauben..., damn fprecht uns von Liebe..., flacerte ein legtes großes Ertennen in ihm...

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haben, und mehr fann er wohl überhaupt nicht erreichen. Aber ich will bei allen meinen Pflanzen gute Form und Größe, kräftige und gleichmäßige Entwicklung der Blätter und Zweige, Ausdauer und Wetterfestigkeit. Dann fangen erst meine Sonderwünsche an; ich will eine reich blühende Pflanze oder eine mit wenigen großen Blüten, mein Bestreben kann auf Duft oder auf Farbe gerichtet sein, ich wünsche eine Frucht mit dünner Schale oder eine, die sich leicht fochen oder wegen ihrer Haltbarkeit gut verschiffen läßt. Die Wünsche und Bedürfnisse, die ich bei meiner Arbeit habe, sind fast grenzenlos; aus einigen Pflanzen will ich durch sorgfältige Züch tung nur ein einziges neues, bezeichnendes Merkmal herausholen, aus anderen ein Dugend. Man sieht also, daß ich immer aufs neue auswählen und wieder auswählen muß." In diesem Instinkt für die Auswahl sieht Luther Burbank seine besondere Begabung: Er war mir angeboren, und ich vervollkommnete ihn durch Erfahrung und habe seiner Stimme immer Gehör geschenkt. Ich habe beson­ders feine Nerven das erklärt zum Teil, weshalb ich imstande war, zwei dem Augenschein nach gleiche Früchte oder Bäume aus= einander zu halten und das der Qualität nach bessere Exemplar zu bestimmen. Musik kann ich manchmal nicht ohne Schmerz an= hören ich mache hier nicht etwa einen Wiz, sondern ich meine, daß manche Töne und Schwingungen in der Musif mir förperlich weh tun. Für Gerüche bin ich immer sehr empfindlich gewesen; selbst wenn sie so leicht waren, daß niemand außer mir sie be merkte, entdeckte ich fie, angenehme und unangenehme. Mein Taft­gefühl ist fast ebenso fein wie das Helen Kellers. Wahrscheinlich steckt hinter dieser Fähigkeit zur Auswahl mehr als nur feine Nerven vielleicht ist sie ein sechster Sinn, vielleicht ist sie rein intuitiv. Ich weiß, daß selbst langjährige und vertraute Mitarbeiter, die meine Methoden erlernten und mich bei der Arbeit beobachteten. mir nicht nachmachen konnten, was bei mir eine bloße Routine war, bei der ich gar nicht überlegte. Einige dieser Mitarbeiter sind gute und erfolgreiche Pflanzenzüchter mit, eigenen Ideen geworden aber soweit ich beobachtet habe, haben sie die mir angeborene Ge schicklichkeit, zwischen Pflanzen zu wählen, und zwar nicht nur eine aus einem Dutzend oder ein paar von hier und dori, sondern in großem Maßstabe Tausende von Pflanzen aus Zehntausenden in einem Tage, nicht im entferntesten erreicht."

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Der Sprechende Stahldraht

Eine mehr als 20 Jahre alte Erfindung wird seit kurzem in der Tonfilmindustrie verwertet: das magnetische Stahlband. Man spricht gegen eine magnetische Scheibe, deren Schwingungen sich ins vor­übergeführte Stahlband als Magnetisierung eingraben. Schon 1910 fonnte man im Deutschen Museum zu München einen Draht auf diese Weise besprechen und hatte umnittelbar nachher das Bergnügen, feine eigene Stimme wieder zu hören. Der Draht wird an einer oder an zwei magnetischen Membranen vorübergeführt und versett diese in Schwingungen. Diese Schwingungen teilen sich der Luft mit und werden von uns gehört.

Gerade diese unmittelbare Bereitschaft, diese sofortige Wieder­gabe des Gehörten macht auch beim Film den Vorzug des Systems aus. Man muß nicht erst, wie bei den optischen Systemen, ent­wideln und stundenlang warten, sondern das Gesprochene kann sofort reproduziert werden. Die Uebereinstimmung zwischen Bild und Wort wird durch zwangsläufige Führung des Bandes 3ähnen erreicht. Welches der verschiedenen heute bekannten Systeme sich aber schließlich beim Tonfilm durchsetzen wird, ist zurzeit noch völlig unflar.

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