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Jahreszahlung: 2 Milliarden. Kunst, Mufit, Film.

Vor dem Endfampf um die Reparationefumme.

Paris  , 6. Mai.  ( Eigenbericht.)

piad

Die franzöſiſche   Preſſe kommentiert eingehend die Annahme des Das Konzertgebouw- Orchester.|

neuen Youngschen Vermittlungsvorschlages durch die deutsche Dele­gation. Die Tatsache einer wenigstens prinzipiellen Einigung der Amerikaner und der Deutschen   hat bewirkt, daß die neuen Vorschläge mit einer Ruhe und Sicherheit geprüft werden, die bisher nicht zu beobachten war, ohne daß erneut recht deutliche Kritiken an die Adresse der Amerikaner gerichtet werden, die, wie einstimmig fest­gestellt wird, abermals von den Alliierten Abschläge forderten, ohne selbst sich zu Opfern zu entschließen.

Nach den Berechnungen der Blätter stellt sich der Rapitalwert des amerikanischen   Kompromißvorschlages, auf deffen Boden sich die deutsche Delegation unter gewissen Borbehalten gestellt hat, auf 3612 milliarden, während im Allitertenmemorandum

7,5.

Der Getränkte.

Graf Bestarp teils öffentlich mit, daß er Graf Weſtarp teilt öffentlich mit, daß er wegen der Mairede Sollmanns fein Rund funtabonnement gekündigt hat.

Auf mich hört feiner mehr in Deutschland  ,- zum Donner. wetter, da will ich auch nichts mehr hören!"

39% Milliarden verlangt worden feien. Darau ergebe ich eine deutsche Konzession an die Alliierten im Werte von 10 Mil­liarden, die aber immer noch eine Differenz von 3 Milliarden offen laffe. Die von Deutschland   nach dem amerikanischen   Kompromiß vorschlag zu leistende Jahreszahlung würde sich auf

2050 Millionen Goldmart

belaufen und, wie hervorgehoben wird, noch dadurch eine Berringe. rung erfahren, daß der 3insendienst für die Dames- Anleihe von 1925 in Höhe von 70 Millionen Goldmart abgelegt wird. Für Deutschland   ergäbe sich demnach dem Alliiertenmemorandum gegenüber ein Abschlag von insgesamt 145 Millionen Mart pro Jahreszahlung. Die Preffe äußert sich zu der offensichtlichen Not. wendigkeit, daß nunmehr von Frankreich   Konzeffionen gemacht merden müffen, im großen und ganzen weber zustimmend noch ablehnend. Während die Blätter der Linten zu der Annahme neigen, daß es auf Grund des amerikanischen   Kompromiß. vorschlages nunmehr zu einer Einigung tommen werbe, über miegen in den Blättern der Rechten die Vorbehalte.

Die alllierten Delegierten haben sofort nach Befannt. merden des neuen Kompromißvorschlages an Dr. Schacht die Bitte gerichtet, seinen Standpunft schriftlich zu firieren. Ebenso murde Omen Young um nähere Auskunft vor allem darüber gebeten, wie er sich

H

die Verteilung der vorgeschlagenen Summe auf die Ullierten bente. Allgemein herrscht der Eindruck, daß nach der Rückkehr des französischen   Delegierten Morrow sich der Hauptkampf um die von Dr Schacht formulierten Reserven entspinnen werde. Fraglos bat die Konferenz hier noch Klippen zu überwinden, deren Bor.  handensein auch jetzt noch vor allzu großem Optimismus warnen läßt. Petit Parifien" glaubt berichten zu können, daß diese Re­ferven sich vor allem auf die Rommerzialisierungs. methoden bezögen sowie Erleichterungen beträfen, die Deutsch  land durch die zukünftige Reparations bant zu erhalten müniche. Unter den deutschen   Reserven soll sich, wie wir erfahren, auch die Forderung nach einer Klausel befinden, die die Möglichkeit einer Revision offenhält für den Fall, daß die von Deutschland  übernommenen Verpflichtungen das deutsche Leistungsvermögen übersteigen sollten.

Dynamitexplosion in Kroatien  .

Acht Tote, en merberlekter

Esseg( Kroatien  ), 6. Mai.

Auf dem Staatsgut Belfes in der Nähe von Babinas tele ereignete sich in einer in einem Steinbruch gelegenen Varaske ein schweres Explosionsunglück, dem a cht Menschenleben zum Opfer fielen.

Ein Borarbei er hatte 25 Rilogramm Dynamit, die vom Regen durchnäßt waren, zum Trocknen neben den überheizten Ofen gelegt. Plöglich exploblerte bas Dynamit mit furchtbarer Ge­walt. Die ganze Barade wurde vollständig zertrümmert. Unter den Trümmern wurden die verstümmelten Leichen von sieben Ar. beltern gefunden. Nur zwei Arbeiter, darun er der Bor. arbeiter, wurden mit schweren Berlegungen, aber noch lebenb ins Krantenhaus gebracht, wo der Vorarbeiter seinen Berlegungen erlegen ist. Auch der zweite Schwerverlegte dürfte kaum mit dem Leben davonkommen.

Unter der Bevölkerung geht das Gerücht um, daß der Vorarbetter die Ratastrophe absichtlich herbeigeführt habe, weil er befürchtete, daß gewiffe Unregelmäßigteiten an den Tag fämen.

Zwei Abende in der Philharmonie.

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Man weiß und braucht nicht die ganze Welt zu fennen, um festzustellen, daß das Concertgebouw Orchester in der Welt nicht seinesgleichen hat; nicht seinesgleichen haben kann. In ber Tat, hier ist von absoluter Bollkommenheit zu reden. Nicht nur, daß unter den Musikern, aus denen es sich zusammensetzt, jeber, ganz gewiß jeder, ein Meister seines Instruments, nicht nur, baß auch jedes Instrument, zumal unter ben Geigen, von erlesener Qualität ist; das sind gewissermaßen die selbstverständlichen Bor aussetzungen. Orchesterspiel nur als Summe hochwertiger, ja, vollendeter Einzelleistungen, das wäre noch feme Bollkommenheit. Doch wie bei solcher Gipfelhöhe des individuellen Niveaus es zugleich ein Geist und Wille ist, der bis ins letzte und unscheinbarste Detail der Phrasierung und dynamischen Schattierung alle Spieler, alle Spielergruppen durchdringt; mie bie, e Gruppen und Untergruppen der Streicher, der Holz- und der Blechbläser, jede in fich, absolute Ausgeglichenheit des chorisch vielstimmigen Tons erreichen; wie solcherart die Teile sich zu einem Ganzen zugleich von idealer Ge­schoffenheit und Gestuftheit des Gesamtflanges, höchster Elastizität und Eraktheit des gemeinsamen Rhythmus binden, zum Ganzen dieses wunderbar reich und volltönenden Orchesters: das eben ist, alles in allem, für unser Ohr ohne Beispiel.

Berliner   Ausstellungen.

Derain  , Quenneville, Berein Berliner   Künstlerinnen.

Derain   ist einer der stärksten Maler in der Gegenwart, und man fagt taum zuviel, wenn man ihn zu den Klassischen Malern Frankreichs   rechnet. In seiner Kunst ist die ganze französische   Tra dition von Poussin   bis Cézanne   zu einer spezifisch modernen Form gestaltet, die, wie faum eine andere, das fünstlerische Europa   von heute fennzeichnet. Es ist der ungemeine Borzug der französischen  Kunst schon seit Jahrhunderten, daß fie tonventionsbildend und über­

all verständlich, außerdem aber von selbstverständlicher Qualität ist. In Derain   fehen wir eine typische Bersammlung solcher Borzüge, die auf der Ordnung und Gefeßmäßigkeit des Kunstwerks beruhen, furzum in der unbedingten Schönheit der Form.

Die Galerie Flechtheim   stellt gegen 100 Arbeiten André Derains pon 1908-1928 aus, Gemälde, Aquarelle und Hanzeichnungen. Obwohl in dieser Schau nur wenige Hauptwerte vorhanden sind, wie die mit Recht berühmte Ansicht von Bers" aus dem Kölner  Museum und die Halbfigurenbilder der Italienerin und des Jungen", gibt sie eine gute Borstellung von seiner ruhevollen Klar heit im Bildaufbau, von der bezaubernden Dichtigkeit und Klaffizität seiner Farbe und seiner Linie. Derain   gehört zu den wenigen Fran zosen von der Art Ingres  , deren Zeichnung ebenso bedeutend ist wie ihre Malerei; derart, daß auch in seinen Gemälden die Linie das Mitbestimmungsrecht hat. Das macht ihn für unser Gefühl be. Massizismus seiner gangen Runft.

Gleichzeitig stellt eine junge Französin im Kabinett von C. Landau( Schöneberger Ufer 31) aus, Chantal Quenne­ville. Es ist eine Malerei, die ihre Qualitäten ebenfalls auf die franzöfifche Tradition zurückführen fann. Daß sie sehr anders wirft als Derain  , mit femininer 3artheit Landschaften aus Südfrankreich  , Röpfe, Rinderafte in blaffen Farben und angedeuteten Konturen Doch bleibt das Gefühl einer für alle Schaffenden verbindlichen hinschreibt, liegt am Unterschied der Formate und des Geschlechts. Kultur der Form, die bei den Franzosen jedem Künstler Haltung gibt.

Nur unter außerordentlichen Arbeitsbedingungen fann solche Bollkommenheit erzielt und erhalten werden. Außerordentliche Besonders sympathisch und bedingt den heimlichen und doch offenbaren dingungen fie sind in der Person des Dirigenten Willem Men­ gelberg   gegeben. Seit mehr als dreißig Jahren steht seine or­ganisatorische, erzieherische Führerkraft im Dienst dieses Orchesters. Jeder Taft, jeder Bogenstrich ist hier Ergebnis gründlichster Einzel. arbeit, jedes öffentliche Konzert Frucht unzählbarer Broben. Für diefen Grad der Berbundenheit, diese Genauigkeit des Einverständ niffes von Bult zu Bult, nicht allein zwischen Führer und Geführ. ten, fehlt in unseren Berhältniffen jede Bergleichsmöglichkeit. Diese Mufitergemeinschaft ist organisch zur Einheit eines Instruments zu. fammengewachsen; sie selbst, die Gemeinschaft, handhabt mit un­fehlbarer Birtuosität dies Instrument, das wiederum sie in den Händen thres Führers wird. Wie etwa fie nach seinem zwingend starten Willen Liszts" Préludes" spielen, das gibt ihrem zweiten Abend einen Austlang von elementarer Großartigkeit, und das Bublifum der Philharmonie, voll aufrichtigster Bewunderung für eine Reihe wahrhaft überragender Leistungen, feiert die Gäste mit stürmischer Herzlichkeit. Darüber aber dürfen wir nun dennoch nicht übersehen, was dieses Orchester uns nämlich. was ſein Dirigent ihm nicht zu geben vermag. Was dem nachschaffenden Mufiter Mengelberg  , was ihm an geistiger Höhe, see ischer Tiefe zum großen Symphoniegestalter fehlt, das haben die Hauptwerfe der beiden überlangen Programme, Symphonien von Beethoven  , Mahler, Tschaikowsky  , offenbart.

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Wie viel echter, stilgemäßer, russischer musiziert haben wir Ishaitowitys Fünfte" neulich von Gabrilowitsch   gehört. Immerhin. Tschaikowsky   ist nicht Beethoven  ; aber Beethoven   ist nicht Tschaikowsky  . Bon wie weit außen her, mit dem Ziel äußerer Wirkung dieser Dirigent an ein Wert wie Beethovens Basto. rale" tritt, das zeigt als Beispiel die beinahe solistische Heran rale" tritt, das zeigt als Beispiel die beinahe solistische Heran. ziehung der großen Trommel im Gewitter". Wie gesichert im Respekt der musikalischen Welt muß der Musiker sein, dem eine solche Entgleisung gestattet bleibt. Und hoch im allgemeinen An­sehen steht Willem Mengelberg   nicht erst seit dem Gustav- Mahler­Fest in Amsterdam   das Interpret der Symphonien Mahlers. Um fo schwerer die Enttäuschung, die jetzt diese Darstellung der Bierten Symphonie uns bereitet. Bei glänzendster Bemeisterung alles Rlanglichen auch hier diese Berdehnung, Verzerrung des Grund­tempos, diese äußerste Unbeständigkeit der Tempi war Unmahlerisch in einem Maße, daß sich's nicht leicht überhören ließ.

Der Verein Berliner   Rünstlerinnen eröffnete seine

alljährliche Frühjahrsausstellung am Schöneberger Ufer 38. Der Gesamteindrud ist günstig, weil die Atzente richtig siten und ein schönes Niveau erreicht wurde. Das Schwergewicht liegt bei der Jugend; die bewährteren Kräfte haben sich zwar zurüdgehalten, aber ihre Beiträge stehen auf der Höhe. Dafür sind Beweis etwa die noblen Stilleben von Marie Preußner, die Landschaften ihrer Schwester Else Breußner, die phantasievolle Malerei von Annot  ( ein Att und eine Pariser   Landschaft legen Zeugnis ab von der schöpferischen Einbildungskraft dieser Künstlerin), ein vornehm stilles Porträt von A. v. 3izewig und die Akte von martel Schwichtenberg  .

Wir nennen

Durchgehend gut schneidet der Nachwuchs ab. Fanny Remaf mit einem Großstadtfrühling" und einer Reit­bahn", die ausgezeichnet fomponiert sind; 2. o niebelschüß mit sehr luftigen Tiergarten- Spielplägen, eine Mutter mit Kind" von E. Saensgen Dingtuhl voller Ausdrud, von Sala Schwarz ein ausgezeichnet fomponiertes, pifant betontes Mädchenpaar, ein innig empfundenes Kinderbild von Ima Breusing  , schön gemalte Landschaften von Gertrud Friedrich und Adda Resseltaul. und vor allem die glänzende Malerei von Bittoria Boblenz, ein Mädchenkopf und ein Azaleen- Stilleben, in der Kraft und Frische des malerischen Ausdruds wohl das Erfreulichste auf dieser angenehmen fleinen Dr. Paul F. Schmidt. Ausstellung.

Zum Gedächtnis Landauers.

Matinee in der Bolfsbühne.

Am 2. Mai 1919 wurde Gustav Landauer   ermordet. An­läßlich der zehnten Wieberfehr feines Todestages veranstaltete das Deutsche Friedenstartell am Sonntag vormittag in der Boltsbühne am Bülomplag eine Gedächtnisfeier.

Als unvergeßlicher Eindruck haftet die Gesamtleistung des Concertgebouw Orchesters. Als Eindrud und als Mahmung vor fieben Jahren als die holländischen Gäfte sich in der Philharmonie produzierten, horchten wir auf. fahen wir, staunend und refigniert, Bei uns war un­zu ihnen auf, wie in eine glüdlichere Welt. Dr. Helene Stöder sucht das Wesen Bandauers durch Gegen. möglich, was hier als höchste Möglichkeit erfüllt war. Soll heute fäße zu erfaffen. Sie bezeichnet es als mystisch und steptisch, als noch gelten, was damals in Zeiten tieffter wirtschaftlicher und politief verinnerlicht und start intellektuell. Bersönliche Einbrüde tischer Depression gelten mußte? Soll noch immer in unserem Land der großen symphonischen Mufit unmöglich sein, was in Holland  der großen symphonischen Mufit unmöglich sein, was in Holland  mög'ich ift? Das Concertgebouw Orchester wird dort als tostbarster Besitz der Nation, als edelftes Kulturgut behütet und gepflegt. Wir miffen in Berlin  , wis wir an unseren Philharmonikern haben; mir missen aber auch und ermessen mun von neuem, woran es ihnen fehlt: an Arbeitsbedingungen, die dieses glücklichere Orchester sich dauernd errungen hat. Stetigkeit der Führung durch Jahrzehnte, unbegrenzte Arbeitsmöglichkeit, das ist es, was wir fortan auch für bas Philharmonische Orchester fordern müffen. Es iſt, nicht zu legt, eine Gelbfrage; hier ist für die Kunstpolitik der öffentlichen Hand eine dringende Aufgabe erwachsen. Klaus Pringsheim  .

Ostpreußen   im Film.

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Werbefilm für Ostpreußen   Die Insel Ostpreußen   vor ge In den Kammerlichtfpielen wurde Sonntag mittag ber Werbefilm für Ostpreußen   Die Insel Ostpreußen" vor ge­ladenen Gästen gezeigt. Ministerpräsident Braun und der Königs. berger Bürgermeister Goerbeler hielten die Batenreden. Ostpreußen  liegt den meisten Deutschen   zu fern, um Reiseziel zu bilden. Das war vor dem Krieg schon so, und der polnische Korridor hat den Berkehr noch mehr erschwert Troßdem ist das Land Sehenswert, es ist reich an landschaftlichen Schönheiten, wie sie zum Teil in ihrer Eigenart taum wieder in Deutschland   zu finden sind. Zudem läßt sich die Reise auch preiswert auf dem Seewege( Ste tin­Danzig- Königsberg) machen und bietet damit neue Reize. Alfo, auf nach Ostpreußen  , ins Land der masurischen Seen und des Elches. der riesigen Wanderdünen an der Kurischen Nehrung, in die Heimat des Bernsteins. an die Stätten, da Kant und Kopernikus  ' ebten. Der Film gibt reichhaltige Proben von den lundschaftlichen Schön­heiten, den kulturell und historisch interessanten Orten und der großen landwirtschaftlichen Bedeutung dieser Agrarprovinz, die brei bis vier Millionen Menschen außer der eigenen Bevölkerung nähren tann. Die trußigen Ordensritterburgen( Marienburg   vor allem), das Tannenberg- Denkmal  , das prachtvolle Bieh. die Pferde von Trakehnen bas find nur einige Glanzpunkte aus dem überreichen Repertoire, das der Film bietet,

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T.

Eine o'tsbühne ür Philadelpia. Nach dem Mufter der Boltsbühne er­richtet eine amerikanische   Abonnenteno ganisation in Philadelphia   ein hädtisches Theater. Das Gelände ist von der Stadt Philadelphia   zur Bers fügung gestellt worden. Es ist beabsichtigt, einen Einheitspreis von 1 Dollar

pro Plag einzuführen.

füllen den Raum dazwischen aus. Dann spricht Erich Mühsam  . Sturmlauf gegen die augenblickliche Staatsform, Hymne auf die Herrschaften, die vor ein paar Tagen in Neukölln und am Wedding Barrikaden errichteten. Alles mit dem Leitmotiv unterma't, Lan dauer würde auch dort gestanden haben. Es ist recht billig, einem Toten zuzuschieben, was er zehn Jahre nach seinem Tode eventuell angestellt hätte. Sieht mühsam in seiner Rebe eine Ehrung des Berstorbenen, dann irrt er sich, denn er verfleinert, schraubt ihn auf fein eigenes Format zurück. Alfred Wolfenstein   erörtert darauf Landauers Stellung zur Jugend.

Fehler der Veranstaltung: man vermißt die Weite des Blids. Man will die Persönlichkeit Landauers auf einen Generalnenner bringen. Der Sprachforscher, der Mitarbeiter Friz Mauthners, der literarische Kritifer, überhaupt der Wissenschaftler, kommen da­bei zu furz. Der politische und fulturelle Revolutionär erhält allein das Wort. Selbstmord der Jugend"," Die Abschaffung des Krie­ges" und Teile aus dem Aufruf zum Sozialismus" werden vor­gelesen, flammende Bekenntnisse eines leidenschaftlichen Denkers. Nur Pauline Nardi berücksichtigt in ihrem Bortrag den Denter, während Bildt und Beierle die Leidenschaft betonen und ihr die intellektuelle Färbung nehmen. Ein Marc Anton war Banbauer faum.

Ganz ausgezeichnet das Bruinier- Quartett und der Sprechchor der Boltsbühne. F. S.

Hans Pfigner geht nach München  . Bei den Pfignerspielen, die in München   am Sonntag ihren Abschluß fanden, wurde mitgeteilt,

daß der Komponist feinen bisherigen Wirkungsfreis an der Ber­

liner Akademie der Künfte in Berlin   aufneben werde, um dem Ruf des bayerischen Staatsministeriums zur Führung einer Meisterklasse für Komposition an der Staatlichen Atademie für Tontunst in München   zu folgen. München   hat also feinen Brigner nun ganz, und die vielfachen und betont deutschen" Ehrungen, die ihm dort zuteil wurden, werben so verständlicher.

Theaterstandal in Graz  . Die Sonnabendaufführung ber Drei­groichen oper" löfte in Graz   den größten Theatersfarbal aus, der an der dortigen Oper jemals zu verzeichnen nar. Die Auf führung ging unfer starter Bewachung vor fich. Kriminalbeamte maren im gangen Haufe verteilt. Der erste Att begann ruhig. Blößlich erhob fich im ganzen Haufe ein ungeheurer Lärm. Pfeifen, 3ischen und Schreien durchtobte den Rim Die Mufitanten be­mühten fich weiter zu spielen, mußten dies aber idließlich auf­geben. Die übrige Aufführung war gleichfalls von ähnlichen Lärm zenen begleitet. Am Schluß tam es, erneut zu stürmischen Mis fallensfundgebungen. Schließlich räumte die Polizei den Zuscha raum. Auch vor dem Opernhaus fam es zu Lärmszenen.