Der Abend
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Nr. 213
B 106
46. Jahrgang.
66 Angelgensreis: Die einfpaltige Nonpareillezeile 80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Bosscheckkonto: Vorwärts- Verlag G. m. b. H., Berlin Nr. 87 536. Fernsprecher: Dönhof 292 bis 297
Spätausgabe des„ Vorwärts
Paris , 8. Mai. ( Eigenbericht.)
Die Unterredung des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht mit dem amerikanischen Vorsitzenden der Sach verständigenkonferenz, Owen Young , über das Schriftstück mit den deutschen Vorbehalten ist soweit abgeschlossen, daß dieses Schriftstück inzwischen in Druck gegeben werden konnte.
Es berlantet gleichzeitig, daß im Verlauf der geftri. gen Unterredung eine ganze Reihe neuer Schwierig. teiten aufgetaucht sind.
Die Schlacht um den Anteil. England gegen verminderten Anteil an den Reparationen. London , 8. Mai.
Der am Dienstag abend von Owen Young angeregte neue Plan für die Verteilung der deutschen Zahlungen, der von dem Ausschuß unter Leitung Stamps ausgearbeitet werden foll, hat In England einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. Die Ablehnung des ersten Berteilungsschemas durch Stamp ist unter voller Billigung der britischen Regierung erfolgt. Bon amtlicher Seite wird darauf hingewiefen, daß die britische Regierung unbedingt an den Grundsähen der Balfour - Note festhalten werde. Sie lehne es ab, zugunsten anderer Mächte dem britischen Steuerzahler neue Opfer aufzuerlegen. Eine Herabsehung der für England in Spa feftgefehten Quote fommt nach englischer Ansicht nicht in Frage.
Starte Beachtung in diesem Zusammenhang verdient die Tatfache, daß von englischer Seite mehrfach darauf hingewiesen wird, daß die im Vorschlag Young- Schacht genannten deutschen Zahlungen an sich durchaus annehmbar sind. Ein mögliches Scheitern der Konferenz hätte daher den alleinigen Grund darin, daß die Alliierten sich über ihre Quofen nicht einigen fönnen.
Brüffel, 8. Mai.
Dienstag nachmittag erfolgte durch den Untersuchungsrichter eine dreistündige Vernehmung des im Zusammenhang mit den Beröffentlichungen des Utrechtsch Dagblad" verhafteten Frank Heine Der Richter gab Heine Kenntnis von den nach Brüssel über, sandten Alten des holländischen Verfahrens, die vor allem besagen, daß nach holländischem Recht niemand zur Zeugnisabgabe gezwungen werden könne, und daß sämtliche Aussagen freiwillig und spontan abgegeben werden müßten. Die gerichtliche Untersuchung sei daraufhin eingestellt worden.
Keine Vorrechte der Europäer mehr!
Paris , 8. Mal.( Eigenbericht.) Die chinesische Gesandtschaft in Paris hat in einer note an den Quai d'Orsay den Antrag zur Einleitung neuer Berhandlungen gestellt, die der Abschaffung auch der letzten Sonderrechte der Fremden in China gelten follen. Die Note betont, daß Frank reich in der Rüdgabe der Konzessionen sich der Nanfing- Regierung gegenüber besonders entgegenkommend gezeigt habe. Da China jetzt über eine starte 3entralregierung verfüge, die den Fremdenschuh garantieren tönne, entfalle jeder Grund für einen Verzicht auf Sonderbehandlung der Fremden in China .
Podenerkrankungen in Brüffel.
Die Geuche dehnt sich aus.
Laut ,, Libre Belgique" sind zurzeit in mehreren Hospitälern Brüssels Bockenkranke in Behand. lung. Die staatliche Sanitätsbehörde hat eine Reihe von Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche getroffen.
Wahrscheinlich schönes Wetter am Himmelfahrtstag.
Wenn die Wetterpropheten diesmal recht behalten, und| mitgeteilt, daß das Feuer im Innern der Wagen keinen das ist nach der augenblidlichen Wetterlage als ziemlich sicher anzunehmen, wird es morgen wieder einen fonnigen und warmen Feiertag geben.
Bunder gewirkt. Alle Bäume zeigen das ersehnte Grün und beDer Temperaturanstieg der letzten Tage hat auf die Begetation
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sonders das historische Frühjahrsausflugsgebiet von Werder hat fich über Nacht in ein Blütenparadies verwandelt. Die Berliner Verkehrs A.-G. sowie die Reichsbahndirektion haben Vor forge getroffen, um felbft den stärksten Verkehrsanfturm reibungslos überwinden zu können. Die Straßenbahn wird zahlreiche Einsetz: wagen hauptsächlich auf den Vorortlinien in Dienst stellen. Auf der Eisenbahn werden Leerzüge bereitgehalten, die im Bedarfsfalle sofort eingesetzt werden können.
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Am gestrigen Dienstag wurde unser Wettergebiet von einer Störung gestreift, die Bewölfung, Abkühlung und vereinzelte Regenschauer mit sich brachte. Aber schon in den Abendstunden machte sich überall ein neuer Drudan stieg bemerkbar, der wieder heiteres Wetter zur Folge hatte. Die Temperaturen, die heute früh 14 Grad Wärme betrugen, stiegen mittags auf 23 Grad. Morgen ist gleichfalls mit warmem Wetter bei südlichen Winden zu rechnen.
Auf
Zot gefahren.
Rangierauffeher von der Lokomotive erfaßt.
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Bahnhof Schönholz Reinickendorf ereignete fich heute früh ein schwerer Unfall. Beim lleberschreiten der Gleise wurde der 45jährige Rangierauffeher Friedrich Wendel aus der Brunnenstraße 92 von einer Lokomotive erfaßt und so schwer verlegt, daß der Tod auf der Stelle eintrat.
Zu dem gestrigen Brand in einem elektrischen Stadtbahnzug auf den Abstellgleisen am Bahnhof Charlottenburg wird
Mordete er den Vater? Ein falscher Priester.
Berichte 2. Seite.
Schaden angerichtet hat. Durch Kurzschluß zwischen Stromabnehmer und Erde entstanden unter großer Qualmentwicklung lediglich starke Lichtbögen. Das alles erweckte den Anschein, als ob die Wagen lichterloh brannten. Der Schaden war bereits nach 10 Minuten behoben.
Zwei Bootskatastrophen.
Auf dem Ganges 14 Ertrunkene, in Rußland neun. Kaltutta, 8. Mai.
Ein mit 23 Arbeitern einer Jutespinnerei besetztes Boot, das versuchte den Ganges zu überqueren, wurde plötzlich von einem Sturmwirbel erfaßt und schlug um. Neun Arbeitern gelang es, sich schwimmend ans Land zu reffen, wo sie in völlig erschöpftem Zustand anfamen, während die übrigen 14 in den Fluten untergingen.
Mostau, 8. Mai.
In dem Städtchen Chaltsch, im Gouvernementsbezirk Gomel, fant bei einer Kahnpartie ein mit neun jungen Mädchen besetztes Boot. Ein zweites Boot, das zur Hilfeleistung herbeieilte und die Mädchen aufnahm, tenterte. Alle neun mädchen
ertranten.
New Yort, 8. Mai.
Der Kreuzer Richmond", der mit den Schiffen seines Verbandes von den Flottenmanövern in den fubanischen Gewässern zurückgekehrt ist und im Hudson anfert, wurde gestern vier Stunden lang von Zollbeamten auf der Jagd nach Alkohol durchsucht. Die Maßnahme erfolgte auf Grund eines in New York aufgegebenen anonymen Schreibens an die Zollbehörde, in dem es u. a. heißt, eine Durchsuchung der Kriegsschiffe dürfte ergeben, daß die Kriegs= marine innen mie außen naß sei. Da auf dem Kreuzer jedoch kein Tropfen Alkohol gefunden wurde, verzichteten die Beamten auf die Durchsuchung der anderen Schiffe des Geschwaders. Der Kommandant der Richmond" hatte die Durchsuchung gestattet, nachdem er die Beamten von vornherein darauf aufmerksam ge= macht hatte, daß die Mannschaften stets bei der Rückkehr vom Bandurlaub durchsucht werden.