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(7. Fortsetzung.) jlun befand ich mich wieder aus dem Wege hierher und freut« inich aus die angenehmen Stunden, di« ich im Lindenwirtshaus zu verbringen hoffte. Mein Reifekamerad ging mir zu langsam, er war nicht so �flint und leichtfützig wie ich. Da er aber«in guter Mensch war, wollte ich mich nicht von ihm trennen und so mußte ich mich damit abfinden, die Nacht in einer Strohmiete zu verbringen. Mir war damit der Abend verdorben und ein Strich durch die Rechnung gemacht, chatte ich mich doch immer so eingerichtet, in dem alleinstehenden Gasthof tfber Nacht zu bleiben. Am anderen Morgen war ich schon früh auf den Beinen. Ich mußt« immerzu an mein li«b«s altes Wirtshaus und seine Be- wohner denken. So schritt ich d«nn zur Unzufriedenheit meines Reis«kam«raden kräftig aus und beeilte mich um so mehr, als die Frühsonne uns ordentlich auf den Buckel brannte. Ich konnte daher gar nicht begreifen, daß mein Reisekolleg« so� ungehalten darüber war, tröstete ihn und versprach auszuruhen, sobald wir am Ziel wären. Wie«in großer grüngoldener Fleck leuchtete die alte Linde in der Ferne. Da hielt mich's nicht länger. Ich trabte hurtig drauf los, nieinen Gefährt» weit hinter mir lassend, und konnte«s gar nicht erwarten, meiner stillen Liebe, dem blonden Gretchen, gcgenüberzutreten. Vor einem Jahr war's, als ich zum letztenmal sie gesehen. Als ich damals Abschied nahm, steckt« sie mir«inen Strauß Vergißmeinnicht am die Brust. Plötzlich glaubte ich einen Schrei zu hören. Ich blieb stehen und horchte. Ich hatte mich doch wohl getäuscht. Wer sollte denn auch geschrien haben! Eine Ziege mochte«s gewesen sein oder ein Kalb. Da, wieder! Ganz deutlich«in gellender Schrei! Einige lange Sätze und ich stand vor dem chaus. Als ich die Gastzimmertür öffnete, blieb mir das Herz stehen. Das Wirts- töcbterlein lag auf d«m Fußboden. Auf ihr kniete ein alt«r ver- wilderter Kerl und drückte ihr die Kehle zu. Das blonde Gretchen hatte sich mit den Händen an seinem Bart festgeklammert. Beide gaben keinen Laut von sich, nur die keuchenden Sltemzüge des Mannes hörte ich. Da gab es kein Ueberlegen. Mi» voller Wucht hieb ich dem Lump«in paarmal meinen Knotenstock über den Schädel, daß ein heller Blutstrom emporschoß, packte ihn bei der Kehle und würgte ihn, bis seine Hände vom Opfer abliehen. Das freudige Aufleuchten ihrer Augen verriet mir, daß Gretchen noch lebt« und mich erkannt hatte. Sprechen konnte sie noch nicht. Ich schnallte dem Vagabunden mit meinem Leibi�emen die Hände auf den Rücken unld band ihm mit einer Schnur die Füße zu- sammen. Der Vagabund lag noch immer wie tot da, während Gretchen sich langsam erhob. „Wo sind Ihre Eltern?" „Nachher. Schaff um Gotteswillen den Kerl fort!" „Wohin?" „In dre Scheune." Ich packte den Bruder beim Kragen und schleift« ihn über Flur und Hof in die Scheune, um ihn dort seinem Schicksal zu überlassen. ras ich das Gastzimmer wieder betrat, saß mein Reifekamerad bereits ani Tisch. Wir schufen Ordnung, so gut es ging. Gretchen mußte erzählen, wie olles gekommen war,, nachdem wir uns an einem schäumenden Glase Bier, zu dem der obligate Korn nicht fehlen durfte, gestärkt hatten. „Ja, Buchbinder, Sie kamen gerade noch zur rechten Zeit. Fünf Minuten später und ich säße jetzt nicht hier unter Ihnen. Vater und Mutter mußten schon zeitig in die Stadt. Der Knecht und die Magd sind hinaus aufcs Feld heuen. Und der Stromer... er hat hier übernachtet, nachdem er sich gestern sinnlos betrunken hatte. Heute früh fing er wieder zu trinken an. Schließlich ver- langte ich Bczahlufig. Das hat ihm wohl nicht gepaßt, er schlug mit der Faust auf den Tisch und verlangte«ine Flasche Branntwein. Da sagte ich ihm, er lolle machen, daß er weiter kommt, zu saufen gibt's nichts mehr. Nun muß er wohl gemerkt haben, daß ich allein zu Hause bin, denn er lacht« mich aus und drang auf mich«in. Ich machte die Türe auf, faßte ihn am Arm und wollt« ihn hinaus- bringen. Mit einer plötzlichen Wendung sprang er aus mich zu, ich verlor das Gleichgewicht, stürzte hin, und er drückte mir mit aller Kraft die Kehle zu. Hätte der Kerl nicht«inen solch langen Bart gehabt, in dem ich mich festklammern konnte und hätten Sie mich mcht befreit, ich glaube, der Kerl hätt's geschafft." „Werden dem Burschen schon, wenn er seinen Rausch aus» geschlafen hat, eine ordentliche Tracht Prügel verabfolgen," sagte ich. „Jetzt wollen wir erst mal frühstücken." Gern war sie damit einver- standen und trug für uns dm«in solennes Frühstück auf. Dabei überlegten wir, was mil dem alten Strolch anzufangen wäre.„Wenn die Eltern aus der Stadt kommen, sind sie müde, dann wird mir nichts anderes übrigbleiben, als selbst Ins Dorf zu fahren und den (üendarm zu holen," seufzte Gretchen. „Da? lallen Sie nur sein," meinte ich,„Mittags kommt der inecht vom Heuen." „Da haben Sie Recht," fiel sie lachend ein,„Karl kann sich aufs llferd letzen und ins Dorf reiten. Sehen Sie, daran Hab« ich gar ucht gedarbt!" „Na also, das ist ein Grund zum Trinken! Prost Gretchen, auf Ihre Schönheit!" Nun war sie wieder ganz das liebe gut« Mädchen, lachte herz- lich und wurde vergnügt, und der Tag, der so schlecht angefangen halte, wurde noch ein feuchtfröhlicher. Mäblich kamen auch einig« Fuhrleute die Straße herab und !iklt«n Einkehr im Lindenwirtshaus. Ein Jeder wollte den Strolch ehe» und von jedem erhielt er einen anständigen Fußtritt als >nkzettel. Es mochte schon gegen Mittag sein, da«rblickten wir in der sern« einen Wagen, aus dem es recht verdächtig blitzte. „Das sind die Eltern!" rief Gretchen.„Ich erkenn« unser« Braunen. Sie bringen den Wachtmeister mit!" Das.vor ein gutes Zusammentreffen. Der Stromer konnte auf diese Weise gl«ich der strafenden Gerechtigkeit überliefert werden. Wir aber verlebten den Tag zusammen mtt den Wirtsleuten.! die mir gar nicht genug danken konnten, daß ich ihr Töchterl«in j
aus den Klau«»«ines Wüterichs befreit hatte, in der fröhlichsten Harmonie. Der Strolch,«in verheirateter, kindergesegneter Säufer aus einem benachbarten Dorfe, ist. wie ich später erfuhr, zu mehr- monatigem Gefängnis verurteilt worden. pantoffelreife im Winter. Es war Winter geworden. Ich reist« mit einem Leipziger Bäckergesellen. Wir tam«n aus Bayern und befanden uns jetzt in Sachsen . Handhoch lag der Schnee auf den Aesten der Tannen Die Büsch«, di« an der Straße den Wald säumten, sahen kläglich aus. Hirsche und Rehe hatten ihre zart«n Rmden abgefressen. Die Tier« selbst standen vereinzelt oder in Rudeln am Wege und be- äugten ohne Scheu den Wanderer. Oft genug warfen wir ihnen einige Stücke Brot zu. Frühzeitig wurde«s Abend. Wo immer wir nächtigten, im Dorfwirtshaus oder in der Herberge eines Städtchens, ging es fidel zu. Der Bäcker fang«inen prachtvollen ersten Tenor und ich be- gleitete ihn. Schon den Bayern hatte unser Gesang gut gefallen. Wenn wir merkten, daß es sich lohnt«, stieß ich meinen Gefährten in die Seite:„Paß auf. Fritz«, sobald di« Bauern das Maul halten, fangen wir an." Den Ton muht« ich stets angeben— la, la, la, lal „Bestell«rst noch einen!" „Herr Wirt!" Der Wirt kam. „Also, Herr Wirt, noch einen Großen. Haben Sie etwas da» wider, wenn wir mal«in anständiges Lied sing«n?" Der Wirt hotte nichts dagegen, der freute sich und dachte, na die Brüder bringen wenigstens einen anderen Ton in die Bud«. Und wenn es dann r«cht piano durch die verqualmte Stube tönte,„Dann gehet leise, nach seiner Weise, der liebe Herrgott durch den Wald," dann wurde es still und wir brauchten an diesem Abend ganz bestimmt für Getränke kein Geld mehr arrs zugeben. Ich hatte in Ban-berg den Zwangspah bekommen und sollt« über Licht«nf«ls Hof, Dresden , Sagan, Glogau, Lissa, Posen, Brom- berg, Dirschau , Elbing nach Königsberg in meine Heimat wandern. Es war an einem Sonntag früh, am Zl). Januar. Meine Schaftstiefel fingen an, mir die Knöchel wundzursiben. Hätte ich«in Taschenmesser gehabt, so hätte ich die Nähte einfach aufgeschnitten. Als die Schmerzen zu groß wurden, sagte ich mir, Freundchen, dir bleibt nichts anderes üb-ig. als die Sti«f«l auszuziehen, auf den Buckel zu nehmen und deine Reise barfuß fortzusetzen. Danner- weiter, war das kalt! Ab«r was half's! Die Bauern, di« des Weges kamen, dos Gebetbuch unter dem Arm, blieb«» verwundcrt stehen und glotzten mich an. als wenn ich ein Heiliger wäre, der akkurat vom Himmel auf di« Erde gestiegen war und es noch nicht verstand, in Stiefeln auf dieser schönen Erde
zu pilgern. Einem, der mir zurief:„Machst sa schon so zellig Summer!", entgegnete Ich wutentbrannt:„Rutsch mir den Buckel lang, dusseliger Kasserl" Gegen Abend kam ich glüeklich nach Lichtenfels , wo ich di« Stiesel gegen Pantossel umtauschte, da mir der Schuster nichts anderes dafür geben wollt«. Ich setzte also die Reise zum Gaudium meines Gefährten, des Bäckers, in Parrtosseln fort. In jedem Dorf, das ich passiert«, ging ich zum Ortsvorsteher und«rsuchte um eine Reiseunterstützulrg. Ich dachte, schickt ihr mich nach Hause, dann könnt ihr auch für mein«» Unterhalt sorgen. So wanderte ich mit meinem Gefährten. Eines Morgens früh- stückten wir in einem an der Landstraße gelegenen Wirtshaus. Draußen lag hoher Schnee, und es war eine grimmige Kall «. Drinnen dagegen war's so warm und mollig, daß es uns grauste, hinaus- zugehen. Als wir ab«r unser letzt«? Geld kleingemacht hatten, sahen wir ein, daß wir weiter mußten. Zuvor ging ich jedoch zum Orts- Vorsteher, der hllgelan in einem stattlichen Anwesen wohnte, um hier«ine Reiseumerstützung zu holen, während der Bäcker in der Wirtschast wartet«. Die Sache war gar nicht so einfach. Da wir bereits einige Stunden im Wirtshaus gesxssen und anständig getrunken hatten, war ich etwas benebelt. Dazu kamen die verflixten Pantoffel... Hatt« ich drei Schritte aufwärts getan, rutscht« ich zehn zurück, wobei der eine Pantoffel hierhin, der andere dorthin flog. Schließlich nahm ich di« Pantosf«! in dl« Hand und klomm aus Strümpfen den vereisten Bergbuckel hinan. Ab«r auch das gelang nicht so. wi« ich es wünschte. Ich rutschte immer wieder aus, fiel auf die Nase, und die Jagd nach den Pantoffeln könnt« von neuem losgehen. Nach vieler Müh« stand ich«ndlich vor dem Hause des Gemeirtdevorsteliers. Von den Fenstern aus halle man mich schon o«obachtet und sich weidlich über die Bemühungen des kletternden, kriechenden und rutschenden Handwerksburschen amüsiert. Als ich«intreten wollte, wurde die Tür von innen aufgestoßen und im Rahmen erschien der Brigadier mll dem Ortsoorsteher, und beide hielten sich den Bauch vor Lachen. D«r Gendarm, ein schon ältlicher Herr, schien beim Ortsoorsteher recht gut gefrühstückt zu hab«n, denn auch«r hatte einen in der Krone. Auf seine Frage, was ich wolle, wies ich ihm mein«» Zwangspaß vor und brachte mein Anlieg«n wegen Reiseunter- stützung an. „Ach was," antwortete der Gendarm,„was brauchen S>« Reise- Unterstützung, gehen Si« fechten, die Bauern werden Ihnen schon was geben." Dabei schob«r mich die Tr«ppe hinunter. Das wollte ich mir natürlich nicht gefallen lassen und sträubt« mich. Dabei verlor ich wieder die Pantoffel., D«r«ine keg«lle den Berg-Hinab, der andere blieb oben liegen. Als ich mich nach ihm bücken wollte, gab mir der Gendarm«inen Fußtritt, ich griff vorbei und rutschte auf Händen und KniH, den B«rg hinab, begleitet vom Trlumphg«schrei des Gendarmen und des Ortsvorstehers, die sich vor Lachen aus- schütten wollt««. Die Abfahrt ging schneller als der Aufstieg. Ich war wüt«nd, denn unten im Wirtshaus Halle man das Schauspiel auch beobachtet, und die Gäste standen am Fenster und lachten aus Leibeskräften. Nun mußte ich noch einmal den Berg hinauf, um den zweiten Pantoff«! zu holen. Als ich mit Mühe wieder oben war, warf mir der Gendarm meinen Pantoffel mit dem Fuß entgegen, so daß er den halben Berg heruntertollert« und liegenblieb. Der Gendarm mochte einsehen, daß«r nicht recht ge- handell hatte. Er verlangte meinen Pah und gab ihn dem lochenden Ortsvorsteher mit den Worten:„Gequäll Hot er sich jetzt genug, geben Si« ihm nur seine Reiseunterstützung." (Forffetzung folgt.)
RätsehEcke des„Abend".
MMMlMlMlMINIIMMlNMIMNtMMMMNMMNMMM! Rösselsprung.
Geographisches Kastenrätsel. Stadt in Baden. Russische Landschaft. Alpental. I Europäischer Staat. Ostseehasen Europäischer Staat� Bekannter Konferenzort Stadt in Sachsen Siadt in Frankreich . Stadt in Schlesien Nordamerikanischer Stqat
Die fehlende erste Silbe.
ki.
am dent denz di bel» fek gen gun kat la mi mis pa rot se scn si ten ten t« tor z« zep. Aus vorstehend«« 24 Silben sind 12 dreisi�ige Wörter zu bilden mll gleichlautender zu ergänzend«! ersten Silb«.— Wi« heißt die Silbe und wi« heißen di« Wörter? ad. Silbenrätsel. Aus den Silben ai ar berg bürg dam dau d« d« det dou e« e gen gon ig kel lan li li mer na nen ner ni no o on pel ra ra rad ront rau faol sel so som te ton tra ven w wer wie sind IS Wörter zu bilden, deren Anfangs- und Endbuchstaben, beide von oben noch unten gelesen, einen Wahlspruch der Arbeitersportler ergeben.— Die Wörter bedeuten: 1. Männlicher Vorname-, 2. UntDifTcnber; 3. Stadt in Italien ; 4. Raubtier: 5. Verwandter, 6. Deutsche Funk
station: 7. Blume: 8. Stadt in Holland : 9. Salpetersaure Salze: lv. Sfadt in Frankreich : ll. Kampsstont im Weltkriege: 12. Römer- kastell im Taunus : 13. Stadt in Schlesien : 14. Französischer Dichter: 15. Abgekürzte Anrede: 18. Feldblume: 17. Iahreszell; 18. Löffel- turbin«: IS. Singbares Gedicht. kr. Diamant-Rätsel. Die Buchstaben in der Figur sind so zu ord» nen, daß Wörter folgen- derBedeutungenilleoen: 1 Mitlaut: 2 Teil des Auges: 3. Wellkörper: 4. weiblicher Borname: 5 Stadt on der Saale : 6 moderneLeibesübung: 7. Arzneimittel: 8 Auf- gängc zu Gebäuden: S. Altes Würdenzeichen: 10 Schweizer Konton: 11 Mitlaut— Die mit- telste senkrechte Reihe lautet ebenso wie die mittelste wagerechte. sd. Srgänzungsaufgabe. Die in nebenstehender Figur fehlende Buch» stabenreihe ist zu ergänzen Sie nennt bei richtiger Lösung ein musikalisches Drama von Richard Wagner . M.
{Auflösung der Rätsel nächsten Sonnabend.)
Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Silbenrätsel: 1. Ernestln«: 2 Slevogt: 3 Wachtel-, 4. Artch: 5. Ehma: 6. Siegen; 7. Timbroloaie: 8. Arena: S. Urlaub-, 10. Falsifikat: 11. Eralo; 12. Rarität: 13. Drüse, 14. Eisendem; 15. Rogat: 1ö. Bruder: 17. Rennbahn; 18. Odeon: 19. Tagedieb. —„Es wächst auf Erden Brot genug für all« Menschen." Rösselsprung! Die K I o ck«.
Der Glocke gleich«! Sei kühles Erz. Im Kern da« weich«, Mittönend« Herz Bon freier Hochwart