Tatkraft ist not! Kundgebung des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. ZNagdeburg, 10. JllaL(Eigenbericht.) Der Bundesausschuh de» Reichsbanners, der sich am Mittwoch und Donnerstag mit der politischen Lage befahte, nahm folgende Entschllehung an: „Die im Reichrbanner vereinten aktiven Republikaner be- grüßen die Tatkraft, mit der Reichsregierung und preuhische Slaatsregierung die Autorität der Republik durchzusehen beginnen. Die Rechte der Verfassung kann nur in Anspruch nehmen, wer bereit ist, die Pflichten der ver-' s a s su n g zu erfüllen. Jahrelang hat eine falsch ver- standene Toleranz zugesehen, wie die Heinde der Verfassung von link» und rechts die Mittel der Demokratie zum Kamps gegen die Demokratie mißbrauchten. Diesem unwürdigen Zustand muh unbedingt ein Ende bereitet werden. Das Reichsbanner erwartet, daß die Reichsregierung und die Behörden der Republik unerbittlich und nach allen Seiten hin ihre Machtmittel gegen die sorlgcsehten verbrechen wider die Zreiheil des Volkes einsetzen, wo dieser Einsatz Opfer erfordert, fällt die volle Verantwortung aus die Attentäter und Anstijter."
Seltsamer Ltntersuchungsausschuß. Kommunisten stellen die„Wahrheit" über die Mmvorgänge fest. Auf den Plakatsäulen Berlins preist sich eine Gesellschaft an, d.. sich selber den stolzen Titel„Ausschuß zur öffentlichen Untersuchung der Maivorgänge" beigelegt hat. Unterzeichner sind mehrere bekannte Konimunisten, wie Geschke, Gohlke, Hein, Schminck«, und solche Personen, die sich stets zur Verfügung stellen, wenn die KPD . einmal aus taktischen Gründen„Unpartei- lichkeit" markieren will. Das Bureau der Gesellschaft, die Zeugen- aussagen über die Maivorgänge sammelt, befindet sich. in den Räumen des Rechtsanwalts Dr. Apfel, des bekannten Verteidi- gers in Kommunistenprozessen. Man kann sich danach vorstellen, mit welcher„Unparteilichkeit" dieser famose Ausschuß das ihm zugehende Material verwerten wird. Würde er offen auftreten als das, was er ist, wäre dagegen nichts einzuwenden. Seine vorgeschützte„Unparteilichkeit" aber ist eine Irreführung der'öffentlichen Meinung zu Zwecken der kommunistischen Bürgerkrieg-Strategen. Mit Erstaunen findet man nun unter denen, die den Aufruf des Ausschusses„An die Berliner Bevölkerung!" unterschrieben haben oder haben sollen, den demokratischen Landtagsabgc- ordneten und Chefredakteur der„Volkszeitung", Otto Nuschle. Will sich Herr Nuschke wirklich mit den Matadoren der kommunisti - schen Bllrgerkricgspalitik an einen Tisch setzen, um mit ihnen„die Wahrheit festzustellen"? Dies würde von einer H a r m l o s i g- k e i t zeugen, die wahrhastig durch nichts mehr zu überbieten ist.
Die„Geisteswaffen" der Thalmänner. Sin kommunistischer lleberfall vor Gencht. Hamborn , 10. Mai. Das Hamborner Schöffengericht verhandelte am Mit'woch gegen mehrere wegen Landfriedensbruch angeklagte Mitglieder der KPD . Der Anklage lag der am 20. Januar d. I. im Hamborn erfolgte Ueberfall von Kommunisten auf Werwolf- l e u t e während einer Fahnenweihe der letzteren zugrunde. Es kam
st-Ms Freitag, den 0. mal 20 Uhr im großen Saal des LehrervereinShauses, Alexanderplatz . Vortrag des Genossen Dr. med. Karl Kautsky , Leiter der städti» schen Ehebratungsstelle in Wien , über „frobieme der modernen Ehe" Karten zum Preise von. 30 Pst. sind noch an der Abendkasse zu haben. Das �rauensekretariat.
damals zu sehr ernsten Zusammenstößen, bei denen eine Reihe von Personen mehr oder minder schwer verletzt wurde. Einer der Der- letzten Hätz. B. sechs Messer st iche in denKopf und in die Hände erhalten. Das Urteil lautete gegen drei Angeklagte wegen schweren Landfriedensbruch auf je zehn Monate Gefängnis, zwei Angeklagte wurden freigesprochen. In der Urteilsbegründung wurde hervorgehoben, daß es sich um einen frechen und niederträchtigen lllebersall einer mehrhundertköpfigen Menge auf einen, kleinen Zug gehandelt habe. Der wegen Austragung politischer Gegensätze er- folgte Ueberfall sei mit ungewöhnlicher Roheit ersolgt und das Ge- richt habe die Pflicht, gegen derartige politische Schlägereien un- nachsichtig vorzugehen._
Oh Tragödie eines Liebespaares. Gemeinsam in den Tod. vor etwa drei Wochen erregte das plötzliche ver- schwinden eines jungen Paares Aussehen. Gestern wurden die vermißten al» Leichen aus der Dahme bei Grünau gelandet. Der 20jährige Schlosier Arthur K. aus der Eldenaer Straß« und seine 19jährige Braut Margarete P. aus der Steinmetzstraße waren damals spät abends in einem Gasthof in Grünau abgestiegen. Am anderen Morgen waren die jungen Leute plötzlich verschwunden.' Alle Nachforschungen der Polizei blieben«r- solglos. Gestern nachmittag sahen Wassersportler in der Mitte der Fahrtrinne die Leichen eines Mannes und eine, Frau treiben. Di« Toten waren mit den Gürteln ihrer Windjacken zusammengebunden. Da» Motiv zu dem gemeinsamen Verzweiflungsschritt ist noch unbekannt._ Die Cholera in Kalkutta . Sn der vergangenen Woche waren durchschnittlich jeden Tag 90 Fälle zu verzeichnen. An einem Tag« betrug die Zahl der Neuerkrankungen sogar 144. Ein japanischer Dampfer, der am Montag Kalkutta verließ ist wieder zurückge- kehrt, da sich an Bord 10 Choleraerkrankungen ereigneten. Wetter für Berlin - Wieder Aufheiterung und Erwärmung. jedoch nur vorübergehend.— Aür Deutschland : Im Süden und Osten Wetterbesierung und Erwärmung, im Westen bereit» neue Verschlechterung des Wetter».
Hundert Jahre l. Aelterc Der Verein Berliner Künstler hat wieder Mittel und Gelegen- heit, in großem Maßstäbe das Kunstleben Berlins zu bereichern. Er hat sich in der Person Karl Nierendorfs einen Geschäftsleiter von Format und von Willen zur Gegenwart bestellt. Die jetzt im Moabiter Landesausstellungsgebäude veranstaltete Repräsentativ- schau der Berliner Kunst seit hundert Iahren— soweit sie i» ihm selber verwurzelt war und ist— legt bereits Zeugnis davon ab. Diese Einschränkung durfte er riskieren im Bewußtsein der Bedeutung, die er für Berlin im 19. Jahrhundert gehabt Hot. Max Osborn , der mit humorvoller Eindringlichkeit die Geschichte des Vereins aus den sechs Bänden seiner Protokolle herausdestilliert hat, kann mit besten Namen aus der Kunstgeschichte aufwarten, und Prof Kern, der ihm sekundiert und das Verdienst besitzt, den historischen Teil der Ausstellung zusammengebracht zu haben, spricht es geradezu aus, daß„die Geschichte de- Vereins Berliner Künstler bis zur Gründung der Sezession im Jahre 1899 die Geschichte der Berliner Kunst" schlechthin sei. Dieser Derein, dessen größtes Verdienst in unserem Gedächtnis ein negatives war(der Skandal um Eduard Münch Anno 1892 und die in dessen Verlaus schließlich erfolgte„Sezession" und Selbständig- machung der fortschrittlichen Künstler Berlins )— auch er ist einmal aus Protest der Jugend gegen den alten, 1814 gegründeten„Berti- nischen Künstler-Derein" entstanden. Osborn erzählt es uns, wie bei Gelegenheit der Uebersiedlung von Peter Cornelius nach Berlin 1841 die Künstlerjugend dem Altmeister Ovationen darbrachte und sich dann beim Kommerse verschwor, den schon einmal vorhanden gewesenen„Verein jüngerer Berliner Künstler" neu zu beleben. Bei genauer Rechnung dürfte der Verein Berliner Künstler , geboren am 19. Mai 1341, die hundert Kunstjahre Berlins erst in 12 Jahren aufmarschieren lasten und hätte nicht das Recht, Künstler wie Schinkel und Blechen in seinem Gefolge zu führen, weil sie schon durch ihre Todesdaten jede Beziehung zu ihm desavouieren. Aber man soll nicht kleinlich sein.und die Hundertjahrsfeste nehmen, wie sie gefeiert werden. Hauptsache ist, daß eine wunderbare und oft überraschende Kollektion von Altberliner Kunst von den bieder- meierlichen bis zu den Gründerzeiten erstanden ist und die besten Säle des Glaspalastes am Lehrter Bahnhof füllt.' Ihr Wert besteht einmal in der Vollzähligkeit und gediegenen Vertretung der Maler zwischen 1830 und 1880 und zum zweiten In der Qualität ihrer unbekannten Bilder, die man vielfach aus privater Verborgenheit gezogen hat. In einem Resümee wie dem vorliegenden können nicht einmal alle wichtigeren Namen genannt, geschweige denn eine Charakterisierung ihrer Kunstart und Ent- Wicklung versucht tPrdcn. Aber selbst in Büchern, die sich um Voll- ständigkeit nicht bloß der Zeitcharaktere, sondern auch der Namen bemühen, wie in meiner„Biedermeierma'erei" von 1922, fehlt eine ganze Reihe der hier austretenden Künstler Die Träger der Entwicklung, soweit sie sich In Berlin — mit steigender Wichtigkeit für die gesamtdeutsche Kunst— vollzog, sind fast ausnahmslos mit wenig bekannten, aber höchst charakteristischen und wertvollen Werken vertreten. Hauptbeispiele dafür sind gerade Schinkel und Blechen, die beiden großen Romantiker in Berlin . Schinkel mit kleinen Frühbildern und Aquarellen aus dem Besitz der Nationalgalerie, wo man sie niemals recht beachten konnte: Blechen mit vielen köstlichen Studien, teilweise aus der Sammlung Freund. Dann vor allem unschätzbare Stadtbilder von Cd. Gärtner(Berlin und Paris ) aus Privatbesitz , Schloß Man- bijou, wo allerdings die schönsten Dinge anonym bleiben, als In einer wahren Rumpelkammer hohenzollernscher Nippesanhäufung, und von allen sonstigen Schlöstern und Bureaus. Mit Befremden wird man fragen, warum so auserlesene Kunstwerke� die an Ouali- tät sich mit Berckheide und Vermeer vergleichen lasten, und die Staatsbesitz sind, in dem vollkommenen Dunkel von Amts-
„Mädel von heuie." Aber ein Stück von gesteriu Das neu« Lustspiel des«Theaters in der Behren. straße"„Mädel von heute" von Gustav Davis stimmt jeden wahren Freund der Bühne wehmütig. Aue längst vergilbten Jahrgängen der„Gartenlaube" feiert der neckisch« Backfisch Auferstehung, der sich rettungslos in den Baron verliebt hat und ihn um jeden Preis unterzukriegen willens ist. Herzig und frech setzt sie stets ihr Trotzköpfchen durch, bringt ihn in tausend Verlegen- heilen, bis er ihr bezwungen in die geöffneten, aber vorläufig widerstrebenden Arme fällt. Sie hat auch Moral, die Kleine. Vor der Hochzeit wird nichts gestattet. So sind nun mal die Mädels von heute. Das anmittige Erlebnis aus„Herzblättchens Zeitver- treib" gestalten die Hauptdarsteller in«inem Sttl, der an schlechten Provinzbühnen für überholt gilt. Ralph Artur Roberts spielt den Baron so, wie er seine Oberlehrer- und sonstigen Spießertypen stets gespielt hat. All die Mätzchen, die damals erfreut haben, bringt er wieder an. das nervöse Zucken des Halses, den gespreizten Gang, das breite Lachen der VerlegenheU usw. Den munteren Back- fisch legt Lucie Englisch auf allerliebst an. Sieghaft hüpft sie aus die Bühne und bringt sich im Augenblick um jede Sympathie. Das ist ein Niedfichgetuez ein Blickewerfen, eine gewollte Komik, mit einem Wort: ein Lustigkeitskrampf, der bereits in der ersten Viertelstunde auf die Nerven fällt. Hoffentlich hat sich zu Beginn der Berliner Festspiele diese Vor- stellung totgelaufen._ Dxr. Preisausschreiben für ein Freidenker-Liederbuch Der Verband für Freidenkertum und Feuerbestattung plant die Herausgabe eines Liederbuches für Freidenker und hat zur Erlangung neuer Texte von Kampfliedern und Trauergesängen Geldpreise von insgesamt 1100 Mark ausgesetzt. Geeignete Manuskript« von bisher unver» öfsentlichten Liedern sind bis spätestens zum 1. Juni anonym mit einem Kennwort oder Motto dem Kultursekretariat des Verbandes, Berlin SW. 29, Gneifenaustraße 41 einzusenden. Die Verösfent- lichung der Entscheidung des Preisrichterkollegiums soll spätestens in der Augustnummer des„Freidenker" erfolgen. Die lokale Sonnenfinsternis. Nach Londoner Berichten konnte die Sonnenfinsternis in Alor Star Patani und Singapor« nur stellenweise mit Erfolg beobachtet werden. Dielfach verfinsterten Wolken die Sicht, so daß nur mäßige Resultate erMt wurden. Vereinzelt tonnten jedoch gute Aufnahmen gemacht»erden. Der Eingeborenen bemächtigte sich eine groß« Erregung, da sie glaubten, daß das End« der Welt p«kommen sei. Außerordentlich gut war die Beobachtung auf den Philippinen, wohin auch die Hamburger Sternwarte eine Expedition entsandt hatte, da der fast wolkenlose Himmel die Aufnahmen sehr begünstigt«.
Ausstellungen. Am It.d. MtS. 12 Uhr wirb die Ausstellung.Religion und Mgtdologie Hinte: indienS ' aus Maaaisinbeltänben der Asialiichen Abteilung im Lichthoje de» Museum» sür vöilertunbe I eröffnet werden.
Berliner Kunst. Malerei. zimmern und Schloßwinkeln sich verkrümeln: die Oesfenttichkeit hat ein Recht darauf, ihren schönsten Besitz am rechton Ort zu finden, nämlich in der Nationalgalerie. Es folgt der Gärtner geistesverwandte Karl Graeb. Franz K rü g e r, der Hauptrepräsentant der Perkiner Bieder- meiertunst, mit ausgezeichneten Stücken. Erdmann Hummel , der mathematisch exakte Biedermeier, ist allzu sparsam vertreten, und dann die wunderbaren Bildnismaler des Vormärz : Karl Begas , Henning, der auch köstliche Landschaften malte, W. Schadow, Ed. Magnus, und vor allem der nie nach seinem Wert gewürdigte Karl Wach , der Meister intensivster Plastik der lebendigen Form, den in seiner Totalität hervortreten zu lassen leider auch hier wieder versäumt worden ist. Dagegen ist der Hauptmeister des Berliner Genre, T h. Hose- die beiden älteren Meyerheims, Eduard und Wilhelm, Volkstümliche und seine engen Grenzen in malerischer Darstellung. Mtt Menzel tritt die Berliner Malerei aus dem Stadium des Biedermeierlichen völlig heraus, schon seine frühen Bilder aus den 30er Jahren haben europäisches Format und nehmen den Im- pressionismus voraus. Hier ist er außer mit einem Dutzend Herr- licher kleiner Oelbilder seiner Frühzest aus Privatbesitz vor allem mit einer außerordenüichen Kollektton von Zeichnungen und Aqua- rellen vertreten. Bei Karl Steffeck, dem Bindeglied zwischen Krüger und Liebermann, ist stärkerer Nachdruck auf Landschaft und Genre gelegt worden, als auf seine bekannte Pferdemalerei. Er und mann, ausgiebig vertreten: man erkennt feine Begabung für da- bilden den würdigen Abschluß der Biedermeierepoche und den Uebergang zur breit angelegten Kunst der zweiten Jahrhundert- Hälfte. Diese zweite Stufe, die sich innerhalb der retrospektiven Ab- teilung bei näherem Betrachten deutlich von jener Frllhzeit abhebt (Inder nicht ganz so klar in der Anordnung der Ausstellung), kann man als malerische Reifezeit bezeichnen: die Form wird voller und üppiger, der breitere Lebenszuschnitt der Zeit spiegelt sich in einer prächtigeren Tonart der Malerei. Charakteristisch dafür ist schon die zweite Generation der Meyerheims,' die Söhne Edmunds, Franz und vor allem Paul Meyerheim , dessen Realismus fälliger ist— sein beliebtes aber nicht eben glückliches Genre tritt hier nicht in Erscheinung. Vor allem aber wirkt der Geist der Epoche in der großen Bildnismalerei: L. Knaus, Gustav Richter . Karl Gussow , deren echte Qualitäten, unbeschadet ihrer pompösen und oft großspurigen Aufmachung für die Neureichen, kaum je so klar hervorgetreten sind wie in dieser Auswahl. In anderer Form zeigt sich der Sinn für das Großartige bei den Landschaftern. Bennewitz von Loefen, Hoguet, Schirmer sind Ver- treter einer auch inhaltlich„pittoresk" eingestellten Kunst: in wahrer Verfeinerung und höchster Qualität erleben wir sie, neben dem vortrefflichen Kobitz, bei Albert Hertel , einem der besten (und am wenigsten gekannten) Maler der Epoche, dessen Rehabili- tation zu den schönsten Verdiensten der Ausstellung gehört. Bei ihm ist, ebenso wie bei den g'änzenden Tiermalern Brendel und Oskar Frenze!, die falsche Pathetik in der Spätromantik eines Rottmann und Hildebrandt gänzlich überwunden und hat einem groß empfundenen Realismus im Sinne der modernen Luftmalerei Platz gemacht. Den Uebergang zum Impressionismus stellt in schönster Form August Amberg her, dessen Kunst farbiger Tupfen eine Weiter- bildung von Diaz und Corot bedeutet und mit ihrer Grazie jeden- falls in Berlin einzigartig dasteht. Mit der organischen Aufnahme des von Frankreich kommenden Impressionismus am Ende des 19. Jahrhunderts beginnt dann die Kunst der Gegenwart, die für sich betrachtet werden soll. Dr. Raul F. Schmidt.
Oas Land des weißen Elefanten. Mozartsaal. Seit kurzem ist uns Siam, der immer noch selbständig« Puffer- staat zwischen Englisch - und Französisch-Indien durch das Radio- Telephon Berlin — Bangkok nähergerückt. Ein Kultursilm, der uns von den Wundern dieses Landes berichtet, ist uns daher besonders willkommen. Die Zusammenstellung des Dr. E. Beyfuß bevorzugt das glänzende Hofleben, sein« Feste, Paraden, seine Krönungs- und Bestattungsfeicrlichkeiten. So seltsam diese zum Teil anmuten in ihrer Mischung von Siamesischem und Europäischem, und so sehr sie den Reiz der Neuheit haben mögen, lieber sind uns doch die Bilder, die uns Einblicke in die alte Kultur des Landes, seine Tempelbauten und sein wundervolles Kunstgewerbe vermitteln. Hier hätte der Film ruhig mehr geben können. Glücklicherweise wird auch das Volk bei seiner Arbeit und seinen Spielen gezeigt. Bangkok selbst, die Millionenstadt, ist ein Groß-Venedig , mit seinen vielen Wasserläufen und Kanälen, aus denen sich ein großer Teu des Lebens abspielt. Die Elefanten sind in Siam zum Teil heilige Tier«: ihre helle Abart, die auf Albinismus beruht, soll die Seele d«s jeweils verstorbenen Königs beherbergen. Sie dienen auch prak- tischen Zwecken: sie sind regelrecht« Lastarbeiter, besonders bei der Gewinnung des wertvollen Teakholzes, und haben früher auch kriegerischen Zwecken gedient. Sie rücken In den Paraden usw. in ganzen Kolonnen an! Valentinas Paraderolle in dem Pufchkin-Film„D e r Adler", der zur Zeit der russischen Katharina spielt, scheint auch heute noch in seiner Wiederausnahm« zu interessieren. Die Ro- mantik des Helden, der die Li«b« der Kaiserin ausschlägt und die stärksten Abenteuer besteht, liegt dem Valentina außerordentlich, r.
„Rund um die Liebe." Ufa«Pavillon. Oskar Kalb us hat Freude am Experiment. Solche Menschen können wir gebrauchen: denn jedem, der neue Ideen hat, gebührt gerade heute in der Filmbranch« ein herzliches Willkommen. Und mit Oskar Kalbus , dem Schöpfer des ersten Querschnittfilms, können wir schon deshalb zufrieden sein, weil er bei seiner Arbeit grünblich vorgeht. Auf 200 Fragen nach dem, was im Film am meisten gefällt, kam die Antwort„die Liebesszenen". Nun konnte die Industrie ein Geschäft ausrechnen und Lil Dagooer, Asta Niesen, Henny Porten , Lilian Harvey , Mia May , Margarete Schön und wie sie alle heißen, dursten als wegweisende Auwritäten den Kreis- lauf rund um die Lieb antreten. Doch wird hierdurch sonderbarer. weise weniger das Interesse an der Liebe als an der Schauspielkunst geweckt. Dabei geht durch die geschickte Aneinanderreihung aller Szenen eine geschlossene Eigenwirkung von diesem Querschnitt aus.