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tfr. 216 46. Iahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Sonnabend, 11. Mai 1929
Der Mann in Krauenkleidung. Wer war der nächiliche Besucher in Klein-Kohlischken?
Znsterburg, 10. Mai. Sestirn wurde di« Beweisaufnahme im Dujardin-Prozeß wieder im Jnfterburger Landgericht fortgesetzt. Der Andrang de» Publikums ist heute so groß, wie noch an keinem Tag zuvor, denn man erwartet für heute oder morgen die große Sensation dieses Prozesses. Es sollen jetzt Zeugen gehört werden. die behaupten, der zweite Ehemann der Iran   Zaquet-Hölzner habe ihnen erzählt, das, seine Frau ihm eine» Tages gestanden habe, fie hätte ihren ersten Ehemann selbst ermordet. Um dieses angebliche Geständnis der Frau Jaquet hat man im Wiederaufnahmeverfahren schon erbittert gekämpft. Allem Anschein nach wird man in der jetzigen Hauptverhandiung die für die Entwicklung des Prozesses so wichtige Frag« noch breit ausrollen. 3« einer überraschenden Wendung kam es, als der Verteidiger erklärte, daß er erfahren habe, daß in der Mordnocht ein Mann in Frauenkleidung bei Zaquets ge­wesen sei. R.'A. S ch ö n f« l d: Der Bruder der Frau Jaquet soll in dieser Mordnacht in Frauenkleidern in Kohlischten gewesen sein. Ich habe jetzt, wie ich dem Gericht nicht oerheimlichen darf, von einer jetzt in Berlin   lebenden Person einen Brief erhalten, der sehr starte Verdachtsmomente gegen den Druder der Frau Jaquet, Herrn Souerbaum. ausspricht. Vors.: Dann werden wir Herrn Sauerbaum sofort als Zeugen hier vorladen. Frau Lisbeth Mosel, die Frau eines Försters, die über den Leumund de» Angeklagten vernommen wurde, erklärt«, daß der Angeklagt« stch ihr in einer formlosen Weise vorgestellt habe und daß«» ihr nicht gefallen habe, wie Dujardin hinter einer jungen Frau hergewesen sei. Bor s.: haben Sie Dujardin den Mord zu-
getraut. Zeugin: Nein. Vors.: Da» haben Sie vor zehn Jahren aber doch gesagt, und zwar mit der Begründung, daß er doch wissen mußte, daß in der Forstkasse so viel Geld gewesen sei. Zeugin: Da» wurde bei den Vernehmungen damals an» mlr Hera»»- gefragt. Man legte mir solche Fragen direkt vor. Ich wußte von dem vielen Geld au» ein«? Unterredung mit grau Jaquet, die mir nach dem ersten Einbruch erzählt«, fie Hab« Zu 000 Mark daliegen, mit denen sie ihrem Bruder Sauerbaum eine Gast» Wirtschaft kaufen wollte. Staatsanwalt: Sie, Frau Zeugin, haben doch als erste den Berdacht ausgesprochen, daß Dujardin den Einbruch vor dem Mord ausgeführt habe. Wie kamen Sie denn auf dem Verdacht. Zeugin: Erstens war er doch der Mann aus dem Westen und at» Fremder hier im Osten und dann konnte er einem nicht in die Augen sehen. R..A. Schön feld: Wie oft haben Sie denn den Angeklagten gesehen? Zeugin: Einmal. (Große Bewegung.) Ein Beisitzer: Warum haben Ei« denn die Bekundung daß Frau Jaquet die 80 000 M. für ihren Bruder haben wollt«, nicht vor zehn Jahren dem Gericht mitgeteilt, das war doch höchst wichtig. Zeugin: Ich war danach nicht gefragt worden. Beisitzer: Aber e» ging doch um da» Leben eine» Menschen, oder begünstigten Sie etwa die Frau Jaquet? Zeugin: Um Gotteswillen! Nach der Mittagspause wurde dann der Hegemeister Ernst h o ch f e l d vernommen, der den Ermordeten genau kannte und ihn als ruhigen, geachteten Menschen, di« Frau als sehr lebenslustig schilderte, über die allerlei Gerüchte über Ihren außerehelichen Berkehr im Umlause gewesen seien. Seine Tochter habe ihm erzählt, daß Dujardin einen gewissen Reumann gebeten
S)er Weiterbau des Suropahaufes.
Infolg« Einspruch» des Wohlfahrtsministerium» mußte der Weiterbau de» Curopahause» am Anhalter Bahnhof   vor mehr als Jahresfrist eingestellt werden; das Gerippe der Eisenkonstruttionen ragte während dieser Zeit als anschauliches Dokument langwieriger Instanzenschwierigieiten in den Himmel, bis man endlich auf beiden Seiten Einsehen hatte und der bescheiden«Wolkenkratzer" unter der Leitung de» Architekten Heinrich Mendelssohn   nunmehr seine
zehn Etagen hochsteigen wird. Mit seinen etwa 1000 Betten wird das Europahaus-hotel, da» nach amerikanischem Vor- bitd auf das Modernste ausgestattet werden soll, da» größte Hotel Deutschlands   sein und infolge seiner günstigen Lage zwischen zwei Bahnhöfen und bei dem steigenden Fremden- zustrom einem empfindlichen Mangel in der Unterkunfts- frage abhelfen.
Hab«, ihm sechs Revolverpatronen zu besorgen. Vors.: Dujardin hat doch Ihre Tochter am Mordabend nach Hause gebracht. Dabei soll e» Ihrer Tochter unheimlich geworden sein. Mssen Sie viel- leicht warum. Zeuge: Weil er ste«in« ganze Streck« begleitet und dabei kein Wort gesprochen hat.(Heiterkeit.) Der folgende Zeug«, Rriminofassiftent Reumann, ein Stiefbruder Iaquets, schilderte eingehend die Famistenverhällnifl« in Kteln-KohNschken. Frau Jaquet habe in der Eh« und in der Wirtschaft die Zügel energisch geführt. Den üblen Gerüchten über seine Schwägerin habe er keinen Glauben geschenkt. Vors.: Welchen Eindruck hat Dujardin auf Sie gemacht? Zeuge: Keinen guten. Vors.: Wie lange waren Sie mit ihm zusammen? Zeuge: Einmal einen ganzen Tag, aber er sprach mir zu frei über Liebschaften und so. Mein Bruder hielt ihn für einen ordentlichen Menschen, der aber viel Heiratsgedanken im Kopf habe. Vors.: Können Sie uns etwas über die zweite Che Ihrer Schwägerin mit hölzner erzählen? Zeuge: Hölzner hat ein Haus und Auto- fuhrgeschäft. Anfangs war die Eh» übertrieben zärtlich für inuner- hin reifere Leute, die sogar in einem offenen Kaffee Zärtlichkeiten austauschten. Eines Tages kam hölzner aufgeregt zu m i r, mn mir sein herz auszuschütten. Tr schilderte, daß es ihm in der Ehe schlecht gehe, daß seine Frau ihm tagelang kein Essen koche, daß sie die Lebensmittel, di« aus dem Gut von Klein- Kokstischken kamen, tagelang liegen lasse, bis ste verderben und st« dann erst koche, so daß er über Magenbeschwerden klagte. Er habe da» Empfinden, daß er nicht mehr sicher sel, und daß sein« Frau seiner offen- bar überdrüssig fti. So habe ihn seine Frau eines Tages eine Medizin gegeben, nach der er so heslige Schmerzen bekam, daß er kaputi gegangen wäre, wenn er nichi, wie er sich ausdrückte. eine solche pserdenalur gehabt Hölle.(Große Bewegung.) Daraufhin drang hölzner darauf, daß man aus Kohlischken fortzog, wo er anfangs mit seiner Frau lebte. Di« Fmu ließ in der Wirt- schaft keine seiner Anordnungen gelten. Vors.: Ist hölzner nun nochmals zu Ihnen gekommen? Zeuge: Jawohl, hölzner fühlte sich schließlich so unsicher, daß er sich einen Revolver unter sein Kopfkissen legte. Als die Frau die Waffe fand und ihn fragte, warum er das w«, hat HAzner geantwortet:.Du wirst ja wissen, wozu man dos braucht." Ich selbst habe chn auch gefragt, was denn los sei und da sagte hölzner:»Ich kann es wohl noch nicht sogen, aber eines Tages werde ich es sagen müssen." Nach un- gefähr drei Wochen kam hölzner wieder zu mir sagte:.Jetzt ist der Bruch fertig." Er erzählte mir, daß die Frau, als er abends vom Wirtshaus nach Hause gekommen sei, ihm an die Kehle gefahren sei mit den Worten:.Du Hurenbock, du Säufer", so daß sie beide zu Boden stürzten. Er habe dann aber die Oberhand bekommen und die Frau mit einem Stock fürchterlich verhauen und geschrien:Das ist gleich mit für den Jaquet!" Vors.: Sind denn solche Fälle mit Jaquet auch vorgekommen? Zeuge: Unstimmigkeiten kamen oft vor. aber dann nahm mein Bruder ruhig seinen Hut und ging auf das Feld. Vorst: Waren Sie von den Erzählungen hölzners überzeugt? Zeug«: Gewiß, denn ein Mann wie hölzner weint nicht so leicht, er ober schluchzte fassungslos. Vorst: Ra. Frau Hölzner, wie ist denn da»? Zeugin hölzner: Wir haben un» öfter erzürnt, ober nur wegen der Wohnungsverhältnisse im hause meines Mannes, wo ich nichts kochen konnte. Der Zeuge sagt das so, well er mir feind- lich gesonnen ist. Zeuge: Die Feindschaft rührt von Frau hölzner her, weil sie und ihr Mann meinem krankm Vater kurz vor seinem Tode eine schriftliche Erklärung abgenommen haben, daß er auf die Auf- Wertung seiner Hypothek auf Klein-Kokstischken von 30 000 M. ver- zichte. Staatsanwalt: Herr Zeuge, durch wen sind Sie in
(Berediiigie Üebersttzung von Erwin Magnus  ). Daylight nickt« zustimmend und bedachte sich dann einen Augenblick. Äast du oersucht, zu waschen?" fragte er schließlich. Den Deubel habe ich gewaschen!" war di« entrüstete Antwort...Meinst du. ich bin von gestern? Nur«in ver- rückt«? Chechaquo bringt es fertig, so lange hier herum- zulaufen, bis er«ine Pfanne mit Dreck gefüllt hat. Für solche Narrenpossen bin ich nicht zu haben. Ein Blick hat mir genügt. Morgen früh fahren wir nach Circle City Ich Hab übrigens nie viel Vertrauen zum Oberland gehabt. Die Tananaquelle genügt mir, und merk dir, was ich sage: Wenn der große Fund gemacht wird, dann geschieht es ganz unten am Flusse. Johnny hat ein paar Meilen weiter abwärts Land abgesteckt, aber er ist nun auch nicht gerade ein großes Licht." Johnny machte«in verlegenes Gesicht. Ich hob's nur aus Spaß getan." erklärte er.Aber ich will meine Chance für ein Pfund Sterntabak verkaufen." .Das geb ich dir," sagte Daylight rasch.Aber beklag dich nicht hinterher, wenn ich zwanzig, und dreißigtausend heraushole." Johnny grinst« vergnügt. Gib mir den Tabak," sagte er. Ich wollte, ich hätte mir ein Stück daneben abgesteckt, murmelte der lange Jim bedauernd. Cs ist noch nicht zu spat." erwcherte Daylight. Aber es sind zwanzig Meilen hin und zurück." Wenn ich morgen hinaufkomm«, werde ich es für dich abstecken." erbot sich Daylight..T)u kannst es ja dann ebenso machen wie Johnny. D,e Bezahlung kannst du dir von Tim Logan geben lassen. Er ist der Wirt vom Sour- dough Saloon und leiht es mir gern. Stellt die Papiere auf euren Namen aus. übertragt sie auf mich und gebt sie Tim in Verwahrung.".... Ich bin auch dabei," fiel der dritte ein. Und für drei Pfund Sterntabat kaufte Daylight drei- Mal fünfhundert Fuß Boden am Bonaza. Dazu konnte er
noch einen Claim auf seinen eigenen Namen abstecken, da die andern nur übertragen waren. Ich muß schon sagen, du bist mächtig flott mit deinem Kautabak." grinste der lange Jim.Du hast wohl irgend wo eine Fabrik?" Nee. aber eine Chance," lautet die Antwort..Und das sag ich euch, Iungens, drei Pfund Täbak dafür ist billiger als Dreck." Als er jedoch eine halbe Stunde später in seinem eigenen Lager war. kam Joe Ladu«. frisch vom Bonanza Creek, her- «in. Zuerst wollte er sich nicht über Carmacks Fund äußern, dann stellte«r sich zweifelnd, und schließlich bot er Daylight hundert Dollar für seinen Anteil. Bar?" fragte Daylight. Selbstverständlich, da sind sie." Mit diesen Worten zog Ladu« seinen Goldbeutel heraus. Daylight hob ihn in Gedanken auf, öffnete ihn, immer noch in Gedanken, und ließ etwas Goldstaub über seine Hand rinnen. Er war dunkler als irgendwelcher Goldstaub, den er je gesehen, bis auf Carmacks. Er schüttete das Gold zurück, schloß den Beutel und gab ihn Ladue zurück. Ich vermute, du hast es nötiger als ich," bemerkte Daylight. Nee, ich kann mehr kriegen," meint« der ander«. Wo kommt's denn her? Daylight war die Unschuld selbst, als er die Frage stellt«, und Ladue hörte sie unerschütterlich wie«in Indianer an. Doch einen kurzen Augenblick sahen sie sich in die Augen, und in diesem Augenblick schien etwas Ungreifbares von Joe Ladues Korper und Geist auszugehen. Und es schien Daylight, als hätte er diesen Schimmer gefangen und ein geheimnis- volles Etwas in dem Wissen und den Plänen hinter den Augen des andern gespürt. Du weißt natürlich besser Bescheid als ich," fuhr Day- light fort.Und wenn mein Anteil für dich hundert Dollar wert ist, so ist er für mich ebensoviel wert, ob ich nun Bescheid weiß oder nicht."' Ich geb dir dreihundert!" bot Ladue, der jetzt die Ve- sinnung verlor. Das ändert nichts für mich. Was du bietest, ist es für mich auch immer wert." Da kapitulierte Joe Ladue ganz ohne Scham. Er führte Daylight beiseite und gab ihm vertraulich verschiedene Auf- klärungen. Die Sache ist sicher," sagte er schließlich.Ich habe es weder geschleust, noch gewiegt. Alles, was in diesem Beutel ist, Hab ich gestern auf den Randfelfea ausgewaschen. Ich
sag' dir, man kann's aus den Graswurzeln herausschütteln. Und was auf der Felsenunterlage unten im Flußbett liegt, ist gar nicht zu sagen. Halt den Mund und verschaff dir soviel Claims, wie du kannst. Es liegt in Flecken verstreut da, aber ich würde überrascht sein, wenn einige von den Claims fünfzigtausend brächten. Das einzige Unangenehme ist, daß es so verstreut liegt." Ein Monat verging, und immer noch war Bonanza Creek ruhig. Ganz vereinzelt hatten Leute sich Claims abgesteckt. waren dann aber meist nach Forty Mlle und Circle City weitergereist. Die wenigen, die Vertrauen genug besaßen, um zu bleiben, waren damit beschäftigt, sich Blockhütten für den kommenden Winter zu errichten. Carmack und seine indianischen Verwandten waren dabei, einen Schleusenkasten zu bauen und einen Kanal hinzuleiten. Die Arbeit ging nur langsam vonstatten, denn sie mußten selbst mit der Hand die Bretter im Walde sägen. Aber weiter abwärts am Bo- nanza waren vier Männer, die vom oberen Lauf des Flusses gekommen waren, Dan McGilvary, Dave McKay, Dave Ed- wards und Harry Waguh, ruhige Leute, die weder fragten, noch sprachen und sich ganz für sich hielten. Aber Daylight, der den Kies am Rande von Carmacks Claim ausgewaschen und Goldkörner von den Graswurzeln geschüttelt und darauf an vielen anderen Stellen den Kies mit der Wiege ausge- waschen und nichts gefunden hatte, war neugierig, was auf der Felsunterlage zu finden war. Er hatte bemerkt, daß die vier ruhigen Leute dicht am Flusse einen Schacht gruben, und er hatte gehört, wie sie Bretter für ihre Schleusenkästen ge- sägt hatten. Er wartete keine Einladung ab, sondern stellte sich daneben, als sie am ersten Tage schleusten. Und als ein Mann fünf Stunden geschaufelt hatte, sah er, wie sie dreizehn und eine halbe Unze Gold herausholten. Es war grobes Gold, von Stecknadelkopfgröße bis zu Klumpen im Werte von zwölf Dollar, direkt von der Felsunterlage. Das war der große Fund. Carmacks Sache war gesichert. Daylight steckte einen Claim in seinem eigenen Namen neben den dreien ab, die er für seinen Kautabak gekauft hatte. Dadurch erhielt er ein Stück Boden, das zweitausend Fuß lang war und sich in der Breite von einem Randfelsen zum anderen er- streckte. Der erste Schnee war an diesem Tage gefallen, und der arktische Winter senkte sich über das Land, aber Daylight hatte keine Augen für die trübe Stimmung, die über den letzten Stunden des kurzen Sommers ruhte. Er sah seinen Traum in Erfüllung gehen und seine goldene Schneestadt aul der weiten Fläche erstehen. Auf der Felsunterlage war Gold gefunden worden. Es war der große Fund. (Fortsetzung folg!.)