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Sonnabend

11. Mai 1929

Unterhaltung und Wissen

Haffe Zetterström: Schauspieler

Ich habe Schauspieler nicht gern," sagte Theodor, fie sind so| waren, 3% Minute. Es entstand eine müfte Aufregung. Der Mann, unzuverlässig. Ich mar mal mit einem Clown vom Zirkus Sa lamonski bekannt, der hat sich 20 Kronen von mir geborgt, und die habe ich nie wiedergefriegt."

,, Na ja, ein Clown..

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,, Das ist egal. Schauspieler und Clowns find gleich. Beide spielen fürs Publikum. Im übrigen habe ich Clowns gesehen, die echtere Schauspieler waren als die richtigen. Nur die Form der Arena ist verschieden. Uebrigens mar der Clown damals ein schlechter Mensch. Er hatte einen Rivalen im Zirkus, einen Aujust, der ein feiner Mensch mar, er sammelte sogar Briefmarken, und dieser Aujust hatte schließlich ein Benefiz, das er ehrlich verdient hatte.

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Bei dieser Benefizvorstellung trat er mit einem dressierten Hahn auf, der auf Kommando frähte. Es war eine amüsante Nummer, und die hatte gewöhnlich Erfolg. Aber an diesem Abend trähte der Hahn nicht. Er redte den Schnabel mehreremal in die Höhe und versuchte sein Bestes. Er schien zu ahnen, daß es eine Benefiz vorstellung war. Aber es wollte nicht gehen. Der Aujust rafte und meinte, und die Zuschauer brüllten vor Entzücken, so sind ja die Menschen, und schließlich wurde der Hahn hinausgetragen. Weißt du, warum er nicht gefräht hatte? Ein Gummiband war ihm straff um den Hals gewickelt. Er hatte nur eine so große Deffnung in der Kehle, daß er gerade zum Hausbedarf atmen fonnte, aber zum Gesang mar er an diesem Abend nicht geeignet. Ich bin fest über zeugt, daß ihm der Clown, der Nebenbuhler, das Gummiband um gebunden hatte. Er fonnte nicht vertragen, daß sein Kollege Erfolg hatte. So sind die Schauspieler. Und empfindlich, wenn es sie felber betrifft, und wichtig. Ich werde dir eine kleine Geschichte er­zählen, die vor mehreren Jahren passiert ist, und die Veranlassung gegeben hat, daß ich stets norsichtig mit Schauspielern bin. Ich war auf der Reise nach Paris , war noch nie dort gewesen und hatte Gesellschaft von zwei Schauspielern, Landsleuten, die in Köln ein gestiegen maren. Es waren nette und gemütliche Leute, alle beide. Der eine mar Komiker und der andere erster Liebhaber. Damals. Später wurde er zu alt. Französisch konnte er auch nicht, und so saß er meist da und verschlang ein franzöfifches Wörterbuch, das er angefangen hatte, als er von zu Hause fortfuhr. Er startete mit A, und als wir uns fennen lernten, war er bei B. angelangt. Er nahm es fehr genau, aber ich habe nie gemerkt, daß er irgendeinen Nugen von dem Gelesenen hatte. Kein Mensch verstand, was er sagte. Der Komifer behauptete, es ständen nur Hauptwörter in dem Buch, fo daß er nie Eigenschaftsmörter und Fürmörter auftreiben fönnte; und sich durch lauter Hauptwörter zu verständigen, das geht auf die Dauer nicht, wenigstens nicht Leuten gegenüber, die Anspruch auf Unterhaltung machen. so, da faß er und büffelte, und all­mählich näherten mir uns Paris .

Morgens hielten mir an einem fleinen Bahnhof, um zu frühstücken. Wir hatten nur ein paar Minuten Zeit, und ich und der Komiter aßen ein paar Butterbrote. Aber der erste Liebhaber mußte natürlich Eier haben. Er ftedte fie in die Tasche und sprang in den Zug und legte fie aufs Bolster im Rupee, wahrscheinlich, um auf geistreiche Art seinen Plag zu belegen. Gleich darauf fam ich und feste mich natürlich gerade auf die Eier, die weich gefocht

dem die Eier gehörten, fluchte und schrie und spielte Theater für den ganzen Wagen und sprach in vollem Ernst die Anficht aus, ich hätte mich absichtlich auf die Eier gesezt, um ihm sein Früh­stück zu ruinieren. Schauspieler find eben so. Er ganz besonders! Seine Eier und sein Frühstück! Und fein Wort von meinen Hosen! Na, allmählich beruhigte er sich und bekam ein halbes Butterbrot von mir und ein ganzes von dem Komiter und vertiefte sich wieder in das Börterbuch, um bis zu dem Buchstaben I. zu kommen, ehe mir nach Paris tämen. Das gelang ihm auch.

In Paris wohnten wir in demselben Hotel, und es war wirklich gemütlich, man war damals jung.

Eines Tages, als wir Mittag gegessen hatten, sagte der Komiter:

Heute Abend, dente ich, gehen mir ins Theater. Siehst du," sagte er zu mir ,,, menn mir Schauspieler auf Reisen find, nehmen wir die Gelegenheit wahr und studieren, aber so macht ihr Geschäfts­leute es mohl auch?"

Selbstverständlich," sagte ich ,,, ich fann ja mit ins Theater gehen, obgleich ich kein Wort verstehe. Vielleicht gibt es ein Ballett."

Also wir gingen ins Theater und befamen ein paar Barfeit pläge. Ein Ballett war es allerdings nicht, aber in irgendeiner Tracht waren die Spielenden doch. Ich verstand fein Bort von dem, was sie auf der Bühne sprachen. Mir ging es genau wie jenem Schweden , der mal eine ausländische Schauspielergesellschaft sah. Er blieb drei Atte ruhig figen, mitten im vierten aber sprang er auf, schlug mit der Faust auf die Parkettfizlehne und rief: ,, Nu habt ihr aber genug geschwefelt, ihr Schlemihle!". Und dann ging er.

Aber ich sah, daß meine Begleiter viel Vergnügen am Spiel hatten. Sie lachten an denselben Stellen wie die übrigen Zuschauer. Der Kamiker versuchte es sogar mit einigen Privatlachsalven, sie flangen aber etwas ängstlich. In der Pause sagten sie mir, daß die Schauspieler nichts Besonderes seien, sie hätten schon bessere ge sehen, das Stück sei aber nicht so übel. Dann stieg der zweite Akt und ein Stück vom dritten; da ging mir plöglich ein Licht auf: das Stück hatte ich ja zu Hause gesehen! Ich stieß den Komiker in die Seite und sagte:

,, Hör mal, das ist ja Die Welt, in der man sich langweilt", in der du mindestens fünfzigmal im Schwedischen Theater in Stod­holm mitgemimt hast." Da sah er mich groß an, und dann sagte er: ,, Weiß der Teufel, mir war doch gleich fo, als ob ich es auch fenne!"

Da stand ich auf und ging nach Hause und zog in ein anderes Hotel. Ein Stüd, in dem man mehr als fünfzigmal mitgespielt hat, nicht wiederzuerkennen, das ist, als wenn ich jahrein, jahraus in einem Kaufmannsladen Kaffee verkaufe und dann plötzlich eines Tages hineinfomme und frage, wie die Firma heißt. Und sich auch noch einzureden, daß man sich absichtlich auf fremder Leute Eier fet!

Rein, Schauspieler haben feine Intelligenz, die können bloß Komödie spielen!"; ( Deutsch non Age Avenstrup und Elifabeth Tretteľ.)

Bernhard Krüger : Der arme Reiche

Ich bin sicher, Typen dieser Art gibt es in allen Ländern. Man dente nur an den Stummelsammler von Mailand , der gleich zeitig Befizer einer Tabaffabrif mar, und viele andere. Aber Bater Brout, von dem ich hier erzählen will, ist ein armer Reicher" be. sonderer Art. Er ist einer der letzten Bertreter der aussterbenden Zunft der Straßenfänger, wie man sie in Paris noch antrifft. Sie sind in der ganzen Stadt vertreten, ziehen zu jeder Tageszeit durch die Straßen, fingend und deflamierend. Mittags und abends, mäh­rend der Mahlzeiten, ist die Hauptgeschäftszeit dieser Troubadours des zwanzigsten Jahrhunderts.

Vater Brout ist allen Parijern wohlbekannt. Sein unbe. ftrittenes Reich ist das Biertel Montmartre . Nicht unten am Berg die hellen geräuschvollen Boulevards, sondern oben die freie Kom mune des Montmartre". Dort oben wohnen neben fleinen Bürgers­leuten, Kunsthändlern, geschäftstüchtigen Restaurantiers noch einige Künstler, die letzten Reste der einstmals so großen Künstlerkolonie. Sie tragen oft noch den fliegenden Radmantel, die wehende Kra. vatte und je nach Beranlagung den melancholischen Spitbart oder den wilden Bollbart. Kümmerlich hauen sie sich meist alle burchs Leben, und oft spüren sie den Biß des Hungers, den sie durch Alkohol oder schwarzen Kaffee( auf Bump natürlich!) zu bekämpfen versuchen.

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Zwischen diesen Menschen also haust Vater Brout. Wie alt er ist, wer mag es wissen? So zwischen sechzig und achtzig. Seine Bohnung ist eine fleine elende Kammer in einem altersschwachen Haus, wie es deren so viele im Quartier gibt. Bater Brouts Mantel ist schäbig und löcherig, die Schuhe chaplinös. Eine zahnlose Mund­höhle gähnt tief im verstruppten Bart. Benn Vater Brout singt, sabbert ihm der Speichel über die Lippen und er verdicht den Leu­ten das Essen.( Das ist zugleich sein bestes Zugmittel!) Denn wer jagt wohl einen weißhaarigen Mann fort? Meist drückt man ihm einiges Geld in die Hand, um ihn schnell loszuwerden. Bater Brout schlürft zum nächsten Tisch. Und so geht die Runde durch alle Restau­rants des Bezirks.( Wie schredlich, denft der Leser!)

Denfen Sie, bitte, anders herum! Vater Brout hat nämlich noch einen anderen Beruf. Einen, der ihm mehr einbringt als das Gingen. Der alte Brout verleiht Geld zu horrend hohen Zinsen. Ist ein Winkelbanfier. Ein Wucherer schlimmster Sorte, ein Hals­abschneider, ein Bampir!

Ein junger Malersmann ist eingetreten und steuert gleich auf den Alten zu.

Ich möchte gern mit Ihnen etwas unangenehmes besprechen, Bater Brout. Sie wissen doch, daß meine Großmutter

Wieviel?" fällt ihm der Alte ins Wort. Der Junge seufzt erleichtert auf, spart sich die ganze lange Einleitung zu seinem Bumpanliegen und spricht das bedeutsame Bort: Hundert!

Worauf ihm Bater Brout das specige Notizbuch überreicht und nach Dittat muß der Junge nun schreiben: Bon Monsieur Brout die Summe von zweihundert Franken erhalten. Rück­zahlung erfolgt dann und dann. Name, Adresse und Datum.

Der Junge bekommt die hundert Franken. Mit dem frischge­pumpten Geld bezahlt er den Wein, sagt noch ,, merci" zu dem Alten und verschwindet, während Bater Brout meiter seine Pfeife raucht, Stummel sortiert und auf Kundschaft wartet. Die Kunden kommen und gehen; das Geschäft blüht.

Ja, aber das ist ja Wucher, richtiggehender Bucher ! Natürlich ist es das, aber mer fann es ändern? Dem alten Brout geht tein Schuldner durch die Lappen. Ist der Zahltag gekommen, macht sich der Alte auf den Weg, um die Außenstände einzufassieren. Sie schimpfen und fluchen alle, die jungen Bumpgenies. Aber was ge. schrieben ist, das ist geschrieben; sie müssen blechen. Wer nicht be­zahlt, den belagert Brout in feiner Wohnung. Er macht den Schuld. ner im ganzen Bezirk schlecht, verdirbt seinen Kredit, macht den Hauswirt scharf.

Und alle zahlen.

Nur einer hat dem Alten einmal die Zähne gezeigt und ihm fogar das Geschäft empfindlich gestört. Das war ein Maler, der auf einen Sieb fünf Bilder verkaufte und so eine Menge Geld in die Hand bekam. Um dem alten Bucherer sein Geschäft zu ver­derben, fing der Maler an, selbst Geld auszuleihen, und zwar ohne Zinsen. Er hatte viel Zulauf, das läßt sich denken; und Brout saß getnidt hinter seinen Stummeln. Alles lief zur Konkurrenz.

Aber alles geht einmal zu Ende und auch der Erlös für Bilder. Die tonfurrierende Malergeldverleihfirma ging pleite, Bater Brout belam wieder Obermaffer. Er fabbert und fingt, verleiht Geld und sammelt Stummel mie zuvor.

115 Millionen Jahre alte Pflanzen gefunden. Fossile Pflanzen, die auf das ehrwürdige Alter von 155 Millionen Jahren zurüd Durch die Sabberfingerei und sein erbarmenswürdiges Ausblicken und die auf der Erde wuchsen, als diese noch von Dinosauriern fehen nerdient Brout eine Menge Geld. Er hat ein niedliches Ber - bevölfert mar, wurden fürzlich im Bergwerfsbezirf von Sutschanst mögen erspart; das ist das Kapital, mit dem er arbeitet. Sein bei Bladimostot von dem russischen Paläontologen Prof. Kristo Rontotorrent ist ein spediges Notizbuch, fein Safe eine dito Brief witsch gefunden. Sie gehören zu den ältesten aller uns befannten tasche, sein Bureau ein Winkel im Café. Geschäftsstunden von aus Samen gezogenen Pflanzen, von denen bisher nur drei Fund pläge befannt geworden sind: Grönland , die Schiefertette von Mitternacht bis zum Schlafengehen. Bater Brout fommt, wenn er am Abend seine Runde abgesungen hat, in fein gewohntes Café, fibirischen Felsgebiet entdeckten Bilanzen sind freilich nur in Blätter Potomac in den Bereinigten Staaten und Portugal . Die jest im setzt sich in die übliche Ede und sortiert Zigarettenstummel( Das ist abbrüden erhalten, doch genügen diese, um die Pflanzen zu be auch eine Leidenschaft von ihm!) Damit füllt er fich die Pfeife und ftimmen. Sie gehören der Gattung Aralia an, die den wissenschaft beginnt zu rauchen. Da tommt schon der erfte Sunde Sidhen Namen Aralia lucifera" trägt.

Beilage des Vorwärts

Waller Jacobi: Im Putzfalon

Sommerhüte find jeßt die begehrtesten Artikel. Ihre Berkäufe< rinnen die geplagtesten Beschöpfe. Neulich hielt ich mich zehn Minuten in einem Modesalon auf. Allerdings nur gezwungeners weise; denn ich habe eine heilige Scheu por diesen Orten, mo sich die Frauen so merkwürdig verändern. Selbst die besten und sanftesten. Es war in einem Geschäft im Zentrum der Stadt, am Sonnabend­nachmittag, menn Hochbetrieb herrscht. Der Laden gedrängt boil, die Hüte türmen sich zu wahren Bergen. Und je mehr Modelle sich vor der Rundin aufschichten, desto hastiger und nervöser wird diese. Neben mir eine leberschlanke in reiferen Semestern. Der Rod ist zur Schärve zusammengeschrumpft.

Fräulein, flötet fie, zeigen Sie mir die allerletzten, aber wirklich allerlegten Modelle." Das Fräulein schleppt herbei; letzten Pariser Chic Wird mit höchster Ungnade empfangen; in den Mienen der lleberschlanken spiegelt sich Berachtung.

,, Das ist das neueste, was Sie haben? Lächerlich!" Sie wendet fich ab. Das Fräulein magt einen Einwand:

,, Aber, gnädige Frau, das ist wirklich das legte, was wir von Paris hereinbekommen

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,, Seien Sie still," wird ihr das Wort abgeschnitten ,,, Sie tönnen mich doch nicht lehren, mas modern ist." Das Fräulein zuckt refigniert die Achsein, schleppt ab. Einige Sefunden steht sie völlig ratios, dann faßt sie einen mirklich heldenhaften Entschluß: fie fehrt zurüd mit Hüten von der vorigen Saison. Und siehe, es geschicht ein Bunder: Die Mienen der Hypermodernen Mären sich auf. Sie probiert ein Exemplar und ihrem lackierten Mund entfließen die Worte:

Sehen Sie, Fräulein, das ist ein Hut, der mir gefällt und wirklich modern ist." Wunderglaube macht selig.

Einige Schritte weiter eine Dame von zwei Zentnern. Mit aufgeblasenem Wasserkopf, der durch einen falschen Dutt riesige Dimensionen erhält. Kein Hut paßt. Ein Dugend ist schon probiert. 3wei davon eingeriffen. Die Dicke ist hochrot, der Dutt droht jede

Sekunde abzustürzen.

,, Das sind ja fürchterliche Modelle, die Sie da haben," zeiert sie, ,, die passen für Säuglinge, aber nicht für einen ausgewachsenen Frauenkopf."

,, Gnädige Frau haben auch einen zu starken Haarwuchs." ., Na denken Sie etwa, ich laffe mir ihrer verpaßten Hüte wegen meinen prachtvollen Zopf abschneiden?!"

Die Berkäuferin schweigt. Aber in ihren Augen steht man die Antwort:

Du brauchst nur eine Nadel zu lösen, der Dutt fiele herab, und alles wäre gut."

Am nächsten Tisch eine Siebzigjährige. Angestrichen mie eine neue Faffade. Ich schäze Kototte a. D.

Fräulein," mispert die dünne, abgeleierte Stimme, ich wünsche ein ganz jugendliches Modell." Das Fräulein macht es besonders gut, bringt Badfischhüte. Aber da tommt fie schön an.

Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich was ganz Jugendliches mill. Greifenhüte brauche ich Gott sei dant noch nicht zu tragen." Das Fräulein macht den Bersuch, ihre Süte zu verteidigen, magt einen ganz schüchternen Hinweis auf jenes Alter, in dem man Kinderhüte nicht mehr trägt. Das schlägt dem Faß den Boden aus. Für mich ist nichts au jugendlich!" wird fathegorisch erklärt. Gegen Ueberzeugungen soll man nicht anfämpfen.

Var einem Spiegel eine ungefähr Fünfzehnjährige. Unent­schloffen steht sie herum. Die Mutter redet ihr zu, aber es scheint ihr nichts zu gefallen. In einem unbewachten Augenblick schleicht fie zur Berfäuferin.

Fräulein," flüstert sie verlegen, zeigen Sie mir doch mal was Mondanes, etwas was mich reifer macht."

Die Angesprochene lächelt verständnisinnig, bringt das Ge­wünschte.

Die Sensation des Nachmittags aber mar bie Dame, die mit entschiedener Stimme einen Hut pom vorigen Jahr verlangte. Alles blickte sie entsetzt an. Einige glaubten an einen schlechten Wiz, andere fürchteten Wahnsinn.

..Die sind nämlich billiger," flüstert sie der Siebzigjährigen zu und hofft Berständnis zu finden.

All diese Typen gehen aber noch. Rommen fie doch wenigstens mit bestimmten Wünschen, wenn diese auch manchmal verrückt sind. Behe aber dem Laden, in den sich die Kundin verirrt, die überhaupt nicht weiß, was sie will. Wenn sie eintritt, stodt alles. Alle Hüte werden von ihren Händen errafft, alles probiert sie auf. Vom Säuglings. bis zum Kapotthut. Und wenn das letzte Modell geprobt ist, verläßt sie den Laden mit dem süßen Troft: Morgen fomme ich mieder."

Nehmen die Vögel bei uns ab? Noch mehr als in früheren Jahren will man dieses Frühjahr eine Abnahme der Singvögel bei uns bemerken. Das ist natürlich je nach den Gegenden verschieden, aber im allgemeinen ist ja anzu nehmen, daß in dem vergangenen langen Winter mit seiner mochen­lang ununterbrochen dauernden starten Kälte viel mehr Bögel er­froren und verhungert sind als in früheren Jahren. Man glaubt aber, daß die Abnahme der Vögel bei uns zum Teil auch der Tat­fache zuzuschreiben ist, daß jegt viel mehr Bögel in ihren Winter­quartieren, namentlich in Nordafrika , zurückbleiben. Als Algerien seit 1830 von den Franzosen besetzt wurde, war es größtenteils Müfte; die Bevölkerung führte ein unftetes Nomaden- und Räuber­leben. Das schlecht bemässerte und sehr wenig angebaute Land Dorrte im Sommer so vollständig ab, daß das Insettenleben fast

völlig aufhörte, so daß die Bögel dort in den Somunermonaten Mangel an Nahrung litten. Heute ist das ganz anders. Von den lüdlichen Höhenzügen des Atlas bis zum Meere breitet sich ein aus­gedehntes Kulturland, Getreidefelder wechseln ab mit Weinbergen und grünem Weideland. In den Tälern der Auresberge, deren Höhen jetzt mit dichten Wäldern bestanden sind, wimmeln Myriaden non Insekten. Mitunter scheint die ganze Flur zu flimmern yom Umberschwirren zahlloser iladen, Bienchen und Motten, der Hey schreden und Käfer gar nicht zu gedenken. Es müßte nun tatsächlich

under nehmen, wenn diese Verwandlung Nordafrikas aus einer trostlosen Wüstenei in ein Kulturland ohne Wirkung auf seine Bogel­melt geblieben wäre. Bekanntlich pflegt ein Teil der Sugvögel im Winteraufenthalt zurückzubleiben, und daß dieser zurückbleibende verständlich. Man findet denn auch zahllose Singvögel aller Arten Leil mächst, je günstiger die Lebensverhältnisse dort sind, ist leicht in den algerischen Fluren den ganzen Sommer hindurch, und zwar hat man beobachtet, daß dort die Zahl der Vögel von Sommer zu Sommer urimant.