Teutonische GefchSfie. Die zusammengebrochenen Oelwerke. harborg.VIlhelmsburg. 11. Mai. lEigcnbericht.) In einem Riesenprozeß gegen die im Frühjahr 1928 zu- sammengebrochenen Oelwerke„Teutonia" wurde Freitag nachmittag 3 Uhr das Urteil vom hiesigen Schöffengericht verkündet. Cs lautet«:„Gegen den frühere,: Generaldirektor Tychsen auf 10 Monate Gefängnis wegen einfachen Bankrotts unter Freisprechung von den übrigen Anklagepunkten, gegen den ehe- nmligen Direktor Hansen wegen«infachen Bankrotts, eines einfachen und eines weiteren Betruges, einer Unterschlagung und späterer sortgesetzter Unterschlagung 1 Jahr ti Monate Ge- f ä n g n i s, gegen den Ingenieur Hansen. Schmidt wegen Bei- Hilfe zum Kontursvergehen und Beihilfe zum Betrug 2 Monate Gefängnis. Ihm wird Bewährungsfrist zugebilligt, wenn er 500 M. Buße zahlt. Den Angeklagten Tychsen und Hansen wird die erlittene Unter- fuchungshaft angerechnet. Dieser Prozeß hat Borgäng« aufgerollt, die grell« Schlaglichter werfen auf die Methoden, noch denen das tapitaliftisch« Wirts chöfts- system arbeitet. Die„Teutonia'-Oelwerke in Harburg-Wilhelmsburg, eine Tochtergesellschaft der Aarhus Oliefabrit in Aarhus(Dänemark ), brachen im April 1928 unter der Last chrer Schulden zusammen. Bei diesem Konturs stellte sich heraus, daß nicht nur dos gesamte Aktienkapital in höhe von 7„5 Millionen Mark restlos verloren war, sondern daß die Wert« darüber hinaus mit rund< Millionen Schulden belastet blieben. Der Gläubigerausschuß, der sich aus einer Reihe von Vertretern größerer Jndustris. und Bankbetrieb« gebildet !>atte, stellte im Verlaufe des Konkursverfahrens fest, daß den Der- lüften nur Werte in Höhe von etwa 20 Proz. gegenüberstanden. Kapitalistische Willkürherrschaft und bodenloser Geschäftsleichtsinn hatten das große Werk in wenigen Jahren in den Abgrund ge- trieben. Die verantwortliche Leitung der„Teutonia", in der der auch mit der Generalleitung der Aarhus Oliefabrit beauftragt« General- direktor Tychsen«ine Diktatorrolle spielt«, hat seit Jahren die B i- l a n z e n der Teutonia sy st ematisch gefälscht. Im Jahre l926 schloß die Bilanz der Teutonia mit einem kleinen Gewinn ab, während in Wirklichkeit tin Verlust von 2 678 345 Mark da war. Roch viel schlimmer trieb man es bei der Bilanzaufstellung von 1927. Au» ihr seien nur«ine Ueberhöhung de» Betriebs- und Reparaturkontoe um 150 000 Mark und des Debitorenkontos um 5 Millionen Mark erwähnt. Im Jahr« 1927 betrug der Verlust der Teutonia in Wirklichkeit 4 079 000 Mark, während ihre famose Lei- lung in der Bilanz nur 317 800 Mark angibt. Der Gesamt- oerlust der Teutonia von 1924 bis 1927 betrug am 31. Dezember des letztgenannten Jahres 7 425 217 Mark, so daß das Aktienkapital bereits zu 99 Proz. verloren war. Di« Mittel, mit denen die Oeffent- lichkeit sowie dt« Industrie, und Bankwest, die mst der Teutonia arbeitet«, über dies« groben Fälschungen hinweggetäuscht wurde bis zum Tage des Zusammenbruchs, wirken geradezu grotesk. Die Bücher der Teutonia wurden systematisch gefälscht,- die Warenbestände wurden fortlaufend höher angegeben als sie waren. Mst Hilfe von falschen Fakturen(Doppelrechnungen) gelang.es den verantwortlichen Leitern des Unternehmens, auf nicht vorhandene Waren R« m b o u r s k r ed i t« in Höh« von vielen Millionen zu erhasten. Di«..umsichtig«" Leitung der Teutonia brachte sogar doppelte, ja dreifache eoabardtenwgen von VScrm an in« verschiedensten deutschen und ausländischen Banken fertig. Das gelang, weil einmal die Teutonia großes Vertrauen genoß und well die Direktoren der Danken in unglaublicher Leichtfertigkest den Warenüberschreitungen und den Bilanzangaben des Werkes ohne jede Nachprüfung Vertrauen schenkten. Ein besonders dunkler Punkt in dem Prozeß blieb die Trans- ferierung von etwa 7 Millionen Mark aus den Mstteln der Teutonia an ihr« Mutterfirma, die Aarhus Oliefabrik, diese Transferierungen veranlaßt« der allmächtige Generaldirektor Tych- sen, vor dem der ganz« Harburg-WilheUnsburger Betrieb zitterte. Er tat das offenbar» um die unter schlechten Berhällnisien arbeitende Fabrik in Aarhus yi Lasten der Teutonia vor dem Untergang zu retten. Durch diese Manipulationen gelang es Tychsen, 90 Proz. aller Anteile der Teutonia in den Besitz der Aarhus Olie-Fabrit zu briilgen. Nicht voll geklärt wurde in dem Prozeß ferner die Tatsache, daß von Aarhus zugunsten der Aktionäre der Teutonia erhebliche Summen nach Harburg-Wilhelmsburg zurückslosien. Buchmäßig sind diese Gelder nicht nachgewiesen; ebenso waren bei der Nachprüfung der Bücher im Anschluß an die Bekanntgabe des Konkurses die von den Direktor«n geführten Ge- Heimbücher mst den Angaben über den wahren Stand des Werkes spurlos verschwunden. Di« beteiligten Banken wurden insgesamt um mehrere Millio- nen Mark geschädigt: der Gläubigerausfchuß klagt von der Aarhus Llie-Fabrik die nicht gering« Summe van 8 Millionen Mark ein, von denen er behauptet, durch Tychsen zugunsten de» dänischen Unternehmen» geschädigt zu sein. Inzwischen entschieden ist mit Urteil de» Reichsarbeitsgerichts vom 20. April die Klage von 750 Arbeitern und Angestellten auf vier Wochen Lohn. Das Neichsarbcitsgericht hat die Forderung der so plötzlich und un- verschuldet um Arbeit und Lahn Gekommenen in vollem Umfang« anerkannt. Sie belaufen sich auf etwa 200 000 Mark. Aber Teu- tonia ist nicht allein von Aarhus au», sondern auch durch die große Hamburger Transportfirma Dierk« n. Co. geschädigt worden, die fortlaufend stark überhöht« Rechnungen, ja in vielen Fällen so. gar Doppclrechnungen für Transportleistungen ausstellte, die, von der Teuton'a in den meisten Fällen ohne Nachprüfung glatt bezahlt wurden. Dem angeklagten Direktor Hänfen wurde ein enges Freundschaftsverhältnis mit dem Chef der Firma Dierk« u. Co., von dem er zahlreiche Geschenke erhielt, nachgewiesen. Dierke ist in- zwischen in Hast genommen worden. Di« Betrügereien seiner Firma der Teutonia gegenüber sollen sich auf etwa 1,2 Millionen Mark belaufen. Der Prozeß um diese Dorkommnisi« ist, ebenso wie der Prozeß der Gläubiger, noch zu erwarten. Am Grab« der„Teutonia'-Oelwerke stehen viel« Hunderte von Arbeitern, die zu einem erheblich«, Teil bis heute noch ohne Be- schSstigung sind. Betrachtet man den verlauf des Prozesses und die getroffenen Feststellungen, so muß man sagen, daß da, Urteil sehr mild« ausgefallen ist-_________ Yaranuay bestreitet in einem Telegramm an den Bölkerbun» die Behauptung Bolivias. wiederum«in bolivianisches Fort angegriffen zu haben. Paraguay fei von der Schlich. wngskommission in Washington beauftragt worden, di« geogrw phische Lage des Fort? zu vermessen. Die Landmesser Para. guay» und ihre Eskorte faün jedoch von Doli vier» angegriffen worden.
Kommunistische Berichterstattung über den 1. Mai.
Für die Provinz: Hinter improvisierten Deckungen leisteten wir heldenmüttg Widerstand.
Blaue Dritte und falscher Bari . Frau Lodea0o.rff erzählt. In einem Berliner Spätabendblatt berichtet die erste(ge- fchiedene) Gattin Lubendarsfs über ihr« Schitfliüe an der Seite des .Kriegsverlierers. Neben vielen Belanglosigkeiten finden sich einige Sätze von historischem Interest«. So bestätigt Fryu Ludendorff die bekannte Darstellung der Flucht chres Gatten mit folgenden Sätzen: Ludendorff » Freunde drangen in ihn. Deutschland zu verlassen. Ich habe ihm nie dazu geraten; denn eine solche Handlung erschien mir seiner nicht würdig... Luden- dorss entschloß sich zu fliehen und verließ mit falschem Barl und blauer Brille bei Nacht und Nebel das Haus... Di« ersten Brief« Ludendorffs aus Dänemark und Schweden zeigten sein« gonze innere Zerrissenheit. Er klagte sich an. sein vaterülnd In schwerer Not im Stiche gelassen zu haben. Nach typischer Art der Schwächlinge, die sich durch ihr eigenes Verhalten gedemütigt fühlen, spann der Ausgerissen« natürlich Rache. Pläne. Frau Ludendorff berichtet darüber: Nach der Revolution tat Ludendorff wiederhalt den Aus- spruch:„Die größte Dummheit der Revolutionär« war es. daß sie uns alle leben ließen. Na, komm« ich einmal wieder zur Macht, dann gibt's kein Pardon. Mit ruhigem Gewissen würde ich Eberl. Scheidemann nod Genossen ausknüpsen lassen nnd baumeln sehen." Trotzdem hat die Republik sehr weis« gehandelt, daß sie Herrn Ludendorff nicht durch«ine Hinrichtung zum politischen Märtyrer stempelt«. Öie hat ihm dadurch Zeit gelasen, an sich selbst die geistig« und moralisch« Hinrichtung zu voll- ziehen, um al» verlachter politischer Hanswurst sein Lebensende zu beschließen. Charakteristisch für Ludendorff ist auch, daß er allein fein teures Leben rettete, seine Frau dagegen schutzlos in Deutschland bei einer Pensionsinhaberin zurück- ließ. Wie es Frau Ludendorsf dort erging, ist auch beachtlich: Die Hausgenossen singen an zu murren und wurden schwierig. Sie forderten von der P e n s i o n s i n h a b» r i n einstimmig, sie solle mich wegschicken. Mein« An- wesenhett gefährde die Sicherheit aller, wo ich wäre, müsse es über kyrz oder lang zu bösen Schießereien komnien. DI« Gäste de» Hause» bestanden zum größten Teil aus Ofstziersfamlllen. mst vielen war ich sogar befreundet.' Ihr Benehmen verletzt« mich daher außerordentlich, und ich war fest entschlossen, meinen Platz nicht gutwillig zu räumen. Aber alle« Sträuben half nichts. Binnen zehn Minuten wurde ich eines Tage» auf die Straße geseht. Dieses Charatierblld oerdient für all« Zeiten festgeholten zu werden, etwa unter der Ueberschrist:.Ludendorff» Gattentreue, deutsche Offizier», und Freundestreue in schwerer Zeiti"
SSnig Fuads Empfang in Versin wird, was Programm und Feierlichketten anbetrifft, dem Empfang Amarnillahs sehr ähnlich sein. Und das. was hinterher kowntt... 7 l
Rumäniens Minderheitsvölker. . SozialistlsM?iechtsforderung. � Cht« Delegation der Sozialdemokratischen Partei Rumänien ?. bestehend au? den Abg. Ioh. F l u e r a s, Dr. Jakob P i st i n e r und Dr. Lothar Radacanu hat dem Ministerpräsidenten M a n i u ein Memorandum über die Fragen der nattonalen Minderheiten überreicht. Das Memorandum erinnert an die Versprechen der Resolution, die 1918 von der Nationalversammlung in Alba- Julia beschlossen wurde, und stellt Ihre Nichterfüllung fest. Es wirb die Schaffung eines besonderen Minderheitengesetzes ge- fordert, das die in der Resolution von Alda-Julia enthaltenen Prinzipien in die Tat umsetzen soll. Noch vor der Schaffung dieses Gesetzes müsse aber die Frage der Minderheitenschulen gelöst werden. Es müsse wenig- stens dos unzureichend« bestehende Gesetz durchgeführt werden, wonach in allen Ortschaften, wo ein« gewisse Anzahl Minderheiten- schüler existiert, diesen das Recht aus staatlich« Minderheiten- schulen zusteht. Es wird darauf hingewiesen, daß es„einen staai- lichen Dolksschulunterricht für die Minderheiten fast überhaupt nicht gibt". Oos Attentat von Kowno . Der verhastete Dosilius— ein Demokrat. Memel . 11. Mai. Der unter dem Verdacht der Teilnahme an dem Anschlag ävf Woldemara» oerhaftete Student Vostlins gehört der Studenten- organifatton Lufchra(Morgenröte) an. einer erlaubten demo- k r a t i f ch« n Organisation, die zwar in Opposition zur Regierung steht, aber weder kommunistisch noch sozialistisch ist. In den letzten Tagen wurden etwa 45 sozialistische Studenten und 25 Studenten von den Auschreninkai verhaftet. Im Befinden der beiden bei dem Anschlag auf Woldemara» schwer verletzten Per- sonen ist eine Besserung nicht eingetreten.
„Sly." Städtisch« Oper.
In der Städtischen Oper gelangt Ermann? Dolf-Fer- rari» tragische Oper„S l y" zur Berlin «? Erstaufführung Di« Gesamtdarstellung ist nicht stark genug, um die dichterifch« Unschth«tt und musikalische Schwäche des Werts vergessen zu machen. Immer. hin fehlt es nicht an Theaterwirkung. Beifall nach den Aktschlüssen. K-K.
Wie Herr Ende berichtigi. Er war doch ia der Exzelsiordiele! Der kommunistische Reichstagsabgeordnete End« hott« uns eine Berichtigung geschickt. Gegenüber den Ausführungen des Gc- nossen Künstler in der Berliner Funktionürverfammlung be- hauptete«r. es sei unwahr, daß er am Mittwoch abend in eleganter Begleitung in der Exzelsiordiele ge- wesen sei. Der Ton dieser Berichtigung liegt auf Mittwoch. E? war in der Tat nicht Mittwoch, sondern Donnerstag! Um so schlimmer sür Herrn Endel Am Donnerstag, d«m 2. Mai. sielen in Neukölln die meist«» Opfer. Di« von der KPD. eingesetzten Gruppen führten die Provokation der Polizei fort, Herr Ende aber saß in eleganter Begleitung in der Exziksior- diel« und amüsiert« sich, während in Neukölln die Opfer fielen! Dann aber„berichtigt" er noch!
Verurteilung ein» condbündlers. Wegen Vergehen? gegen dos Republikschutzgesetz wurde w Halle der Redakteur von der Tages- zeitung„Kreislaitdbund" zu einer Geldstrafe von 400 M. oerurteilt. Er hatte in einem Lettarttkel den Staat al».Beschützer maßlosester Schweinereien und ordinärer Unsitten" bezeichnet.