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Rr. 21846. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Unintdecktes Wandergebiet

Es gibt doch kein unentdecktes Wandergebiet in der Mart Brandenburg mehr, werden die Besserwisser sagen; jeder Teil ist schon nach allen Richtungen hin durchwandert und beschrieben worden. Doch das ist nicht der Fall. Es gibt noch Gegenden, die selten besucht werden und daher wenig betannt sind. Das Hinterland der Udermärter Endmoräne ist eine solche Gegend. Ein Blick auf die Karte zeigt klar, warum die Wanderer dieses Gebiet wenig beachten: die große Schorfheide im Westen von Joachimsthal mit ihren unbestrittenen Reizen loft ge waltig. Was kann schon viel zu sehen sein in dem Waldgebiet zwischen Joachimsthal , Angermünde , Greifenberg und Ringenwalde ? Unter nehmen wir eine Fahrt in dieses Land. Wir steigen in Alt Hüttendorf( turz vor Joachimsthal ) aus dem Kleinbahn­zug, durchwandern das Dorf und gehen am Seeufer entlang auf den Grumsinsee zu. Vom hochgelegenen Friedhof in Alt- Hütten­dorf mit seiner mächtigen Eiche haben wir einen weiten Rund­blick auf den Grimnigsee. Fast freisrund liegt er da, seine Tiefe beträgt höchstens sechs Meter. Er ist start verschilft und bietet uns den typischen Anblick eines verlandenden Stausees. Von dem Werbellinsee ist er in der Luftlinie nur tnappe zwei Kilometer entfernt Dennoch liegt er faft 22 meter über dem Waffer­spiegel des Werbellin . Der Grimnigjee liegt nämlich auf der End­moräne, während der Werbellinsee gewissermaßen die Abfluß­rinne darstellt. Was aber ist denn eine Moräne?

T

1529 der Friede zwischen Brandenburg und den Herzögen von Bommern geschlossen wurde; es muß damals schon sehr brüchig ge= wesen sein, denn im Jahre 1549 brach die Kurfürstin Hedwig durch eine morsche Stubendecke durch und fiel mit dem Unterleib so unglücklich in ein Hirschgeweih, daß sie seit der Zeit fiech blieb. Bon Joachimsthal sehen wir einige Türme und Dächer. Die Stadt hat bis zur weiteren Ausdehnung des Fremdenverkehrs eine schwere Zeit durchmachen müssen. Der Boden ist wenig ertragreich, und erst die Anwendung des künstlichen Düngers schaffie hier Wandel. Die ärmlichen Verhältnisse der Stadt waren im ganzen Lande be­fannt und wurden schon fast als gottgegebene angesehen. Anders fann man es nicht verstehen, wenn im Jahre 1855 ein Chronist gegen den zunehmenden Lurus der Joachimsthaler wettert. ,, hat doch heute die Stadt sogar zwei Kuchenläden, woran man So schrieb por dreißig Jahren nicht einmal im Traum dachte. 1855 ein Muder. Was würde er wohl heute sagen, wo über dreißig Konditoreienin Joachimsthal vorhanden sind? Wir reißen uns nun aber endlich von Alt- Hüttendorf los, werfen nur rasch noch einen Blick auf die alte Feldsteinkirche mit dem Holzturm und folgen dem Weg nach Norden. Amt Grimnih mit seinen zwei Storchnestern bleibt rechts liegen, am Grumsinsee betreten wir den Mischwald.( Der Grumsinsee hat am Südufer eine feine Badestelle!) hier im Forst Grumfin beginnt das eigent

gleitet.

Sonntag, 12. Mai 1929

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| liche Wandergebiet. Im Norden liegt der Görlsdorfer Forst, der mit in unsere Wanderung einbezogen werden soll. Die beiden Wälder sind mit Höhenzügen durchseßt, anmutig wechselt Laub- und Nadelwald. Biele Seen sind vorhanden, die Gelegenheit zu ge­fundem Ausruhen bieten. Was besonders auffällt, ist der Reich­tum an Wild, der immer ein Zeichen für eine wenig begangene Gegend darstellt. Hirsche, Rehe und Damwild finden wir reichlich, Wildschweine fann der aufmerksame und leise! Wanderer ebenfalls zu sehen bekommen. Schlangen sind besonders im südlichen Teil des Forst Grumsin starf verbreitet, vor allem natürlich Kreuz­ottern, Ringelnattern und Blindschleichen. Letztere gehört ja zu den Eidechsen, aber der Naturfreund hält sich an die Schlangenähnlichkeit. Im dichten Gestrüpp hockt die Eule und der Waldka ut, der seltene Marder jagt den flinken Eich= hörnchen nach. Hoch oben streicht mit langen Schlägen der Reiher durch die Luft, und weit über ihm segelt der Bussard, dessen weithinſchallendes Hiäh den stillen Wanderer immer be­Für die botanisch Interessierten ist ebenfalls reichlich gesorgt. An den nördlichen Seen wächst der in der Mark seltene Kolben= bärlapp( Lycopodium clavatum) und der Sonnentau ( Drosera rotundifolia). Wacholder und Stechpalme ( Ilex aquifolia) finden sich stellenweise. Unsere Freunde der Vor­geschichte mögen die alte Begräbnisstätte auf der Landenge im Prüßnid see besuchen. Eine Besichtigung des Angermünder Heimatmuseums ist in diesem Zusammenhang zu empfehlen. Für Uebernachtung ist gut gesorgt. In dem Dorf Glambed, das sich bei mehrtägigen Wanderungen durch seine zentrale Lage inmitten des hier beschriebenen Wandergebietes als Stand= quartier empfiehlt, gibt es Unterkunft im Gasthaus und Scheunen­quartier auf dem Gutshofe.( Vorher bei dem Hegemeister anfragen.) Werbellinsee . Ausdauernden Läufern kann der Anmarsch auch von Wer von Süden kommt, benutzt am besten eine Sonntagsfarte bis Chorin ( Sonntagskarte!) aus empfohlen werden. Von den Kern= bergen hinter Buchholz hat man eine weite Aussicht auf das hier geschilderte Gebiet des Hinterlandes der Uckermärker Endmoräne.

Mir tut bloß einer leid

leid..."

Der Mordfall von Klein- Kohlischten wird immer rätselhafter.

Die umfangreichen Zeugenvernehmungen im Infferburger| anstaltsbeamter, aber von der Unschuld Dujardins war ich vom Mordprozeß wurden geffern ein gutes Stüd weitergeführt.

Da die Vorgänge bekanntlich zehn Jahre zurückliegen, waren die Aussagen zum Teil recht unsicher.

Der Borsigende vernahm weiter eine Frau Gloms, die mit ihrem Manne während der Haft der Frau Jaquet den Hof bewirt.

Mit Moräne bezeichnet die Wissenschaft die oft recht ansehn lichen mit Sand gemischten Gerölle, die die nordischen Gletscher während der Eiszeit vor sich herschoben und die dann mit Erlöschen der Eiszeit zum Stillstand und zur Ablagerung famen. In weitem Bogen zieht sich die Moräne von Ostpreußen herüber, berührt mit ihrem Joachimsthaler Bogen märkisches Gebiet und verläuft dann nach Medlenburg und Holstein zu Die wasser­undurchlässigen Geschiebemergel der Endmoräne begünstigen die An­lage von sogenannten Stauseen, die sich denn auch im Hinterland der Udermärker Endmoräne in reicher Zahl vorfinden. Interessant ist bei allen diesen Seen der teilweise recht beträchtliche Höhenunter- schaftete. Sie bekundete, daß sie einen Militärmantel im Schrank fchied und ihre weit fortgeschrittene Berlandung. So find Höhen­unterschiede von 40 bis 50 Metern nicht selten. Zwischen Bolle und Moossee sind es 49 Meter, zwischen dem Schwarzen See und feinem nur 100 Meter entfernten füdlichen Nachbarsee schon 18 Meter. Teilweise sind die Seen vollkommen verlandet. Auf der Karte steht immer noch ein Melln- See verzeichnet, der schon lange feine offene Wasserfläche mehr hat.

Aber zurück zu unserem Seeweg bei Alt- Hüttendorf. Wir schauen über den Grimnißsee hinweg nach Joachimsthal und Alt­Grimniß. In Alt- Grimniz stand das Schloß, in dem im Jahre

Blick auf den Grimnitzsee.

der Wohnstube und einen zweiten auf dem Boden des Hauses ge­funden habe. Während diese Zeugin behauptet, daß an diesem Mantel feinerlei Blutspuren zu sehen waren, erklärte Frau Hölzner, daß an dem Mantel in der Wohnftube Blutspriger mit bloßem Auge zu sehen gewesen seien. Dann kam durch die Beugin eine mért­würdige Sache zur Sprache. Bei der Nichte der Frau Jaquet, Fräu­lein Girleit,

trafen zweimal Briefe mit Geld ein, in denen verlangt wurde, von diesen Summen Blumen zu laufen und diese bei Frau Gloms abzugeben, und daß diese fie an Frau Jaquet weiterleiten folle.

Diese Briefe, die Poststempel einer Ortschaft trugen, die es gar nicht gibt, wurden beide Male von Jungen an Fräulein Girleit gebracht. In den Briefen lagen Zettel, die an die Blumen geheftet werden sollten, mit der Inschrift:" Unserer großen Wohltäterin und ihrem verstorbenen Gatten" sowie Lerneleiden ohne zu klagen". Der Bruder der Frau Jaquet ist dann zu Frau Gloms gekommen, um Nachforschungen anzustellen, wer seiner Schwester die Blumen schide. Sauerbaum erklärte dabei: Diese Blumen kommen von dem Mörder als Sühne."

ersten Tage an überzeugt!"

Dann wurde unter großer Spannung der 54jährige Oberfellner Gustav Sauerbaum,

der Bruder der Frau Hölzner, vernommen. Der Zeuge wird vom Borsigenden ganz besonders ein­bringend ermahnt, die Wahrheit zu sagen. Sauerbaum schildert, daß er zur Zeit des Mordes als Soldat in Königs= berg gestanden habe, wo ihn auch das Telegramm vom Tode seines Schwagers erreichte. Das letztemal sei er vier Wochen vor dem Morde in Klein- Kohlischten gewesen. Er habe auf die Mord­nachrichte Urlaub bekommen und sei nach Insterburg gefahren, wo er der Verhaftung seiner Schwester beigewohnt habe. Auf Befragen des Borsitzenden gab der Zeuge eine Darstellung, was seine Schwester ihm von der Mordnacht erzählt habe. Seine Aussage deckte sich mit der der Frau Jaquet. Bors.: Auf wen hatten Sie Verdacht? Zeuge Auf Dujardin. Bors.: Wieso denn? Zeuge: Weil mein Schwager mir sagte, er wolle den Wachtmeister Warschus bitten, Dujardin abzulösen, da er ihm unheimlich vorkomme. Außer­dem ging doch die unheimliche Geldgier Dujardins daraus hervor, daß er dauernd eine reiche Frau suchte. Vors.: War bei dieser Unterredung mit ihrem Schwager noch jemand dabei? 3euge: Ich glaube nicht. Vors: Haben Sie ihrer Schwester von ihrem Mordverdacht auf Dujardin gleich nach der Ankunft Mitteilung gemacht? 3euge: Jawohl, aber meine Schwester sagte, das tomme gar nicht in Frage. Vors.: Nach der Haftentlassung der Frau Jaquet haben Sie sich mit ihrer Schwester schwer gezankt und dabei gesagt: ,, Du wirst schon hören, mir tut bloß einer Ie id. Was meinten Sie damit? Zeuge( nach langem Zögern): Das tann ich mir gar nicht denken.

Borf.: Weshalb hat ihre Schwester 30 000 Mart von der Bank furz vor dem Mord abgehoben?

Der Direttor der Strafanstalt in Wartenburg , Kurz­hals, wurde über die Führung Dujardins im Zuchthaus befragt. Er erklärte, daß Dujardin sich stets tadellos geführt und alle Arbeiten zuverlässig verrichtet habe. Dujardin habe stets und ständig seine Unschuld beteuert. Er sei einer der besten Ge­fangenen gewesen und habe sich auch nicht an Revolten beteiligt. Auch der Strafanstaltsbeamte Reßler bekundete, daß der Ange­flagte stets seine Unschuld beteuert habe. Bors.: Hat man ihm nie nahegelegt, ein Gnadengesuch einzureichen? 3euge: Gewiß, sehr oft, er erflärte aber, daß er keine Gnade, sondern die Wiederhergaben. Was haben Sie denn nun, als Sie für ihre Schwester den stellung seiner Ehre molle. Der folgende Zeuge, Strafanstalts: inspektor Reinhold, sagte aus, daß Dujardin einen Posten gehabt hätte, der ihm die Flucht leicht gestattet habe. Er habe aber nie von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Ich bin seit 34 Jahren Straf­

3euge: Mein Schwager und ich hatten besprochen, daß er die Gastwirtschaft in Mateningten taufen wollte, die ich bewirtschaften sollte. Bors.: Ihre Schwester macht hierüber verschiedene An­

Hof verwalteten, mit den 30 000 m. gemacht? 3euge: Für die Wirtschaft verbraucht! Beisiger: Das ist einfach unmöglich. Diese Summe beträgt die Hälfte des Wertes des Hofes. Bors.: Der Hof brachte ja auch sehr schöne Einkünfte, die haben Sie auch

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