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Nr. 218» 46. Jahrgang 2» Sonntag 12. Mai 1S2H
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IN DEN WARENHAUSERN   UND DEN DURCH PIAKATE ERKENNTLICHEN VE R KÄU ES SIE(JEN
Reichsbank am Scheideweg. Diskonterhöhung oder Krediteinschrankung?
Bei der Besprechung des Reichsbankousweises vom 7. Mai, der ein weiteres Ansteigen der Kreditlnonspruchnahme der Reichsbank bis hart an die Grenze der vierzigprozenttgen Noten- deckuyg zeigt, ist an dieser Stelt« der Wunsch geäußert worden, daß die Reichsbankleitung an die Frage einer nochmaligen Diskont- erhöhung mit der größten Bor ficht herangehe, da«ine weiter« Kreditoerteuerung für die Wirtschaft zweifellos erhebliche Konjunkturhemmungen auslösen würde. So sehr ich die in dieser Bemerkung zum Ausdruck gebrachte Auffassung, daß ein« Diskont- erhöhung NUr nach sorgfältigster Abwägung der Frage ihrer Not- wendigkeit jeweilig erfolgen darf, billige, so sehr scheint 45 mir auf der anderen Seite nötwendig, in der gegebenen augenblicklichen Situation klar herauszuarbeiten, welche Nachteile sich ergeben, wenn die Reichsbank, um eine Diskonterhöhung zu ver- meiden, ihre bereits begonnene Politik der Krediteinschränkungen ohne Erhöhung des Diskontsatzes fortsetzt. Die Lage der Reichsbank hat sich infolge der zeitweisen Zu- spitzung einer Flucht in die Devisen, die leider nicht gang außer dem Zusammenhang mit der von dem Reichsbankpräsidenien in einem früheren Stadium betriebenen Taktik in den Reparation?- Verhandlungen stand, so stark der Grenze ihrer gesetzlichen Bewe- gungsfreiheit genähert, daß die Notwendigkeit einer Abwehr weiterer Kreditansprüche der Wirtschaft an die Zentral» Notenbank und darüber hinaus eines gewissen Druckes auf den Abbau dieser Kreditansprüche Nicht zu bestreiten ist. Die Reichs- dank hat sich auch dieser eindeutigen Lage keineswegs verschlossen. Es stehen aber der Reichsbank zur Abwehr der Kreditansprüche zwei Mittel zur Verfügung. Das normale Mittel für die Abwehr von Kreditansprüchen an die Reichsbank Ist die E r h ö h u n g des Diskontsotzes. Bei einer nötigenfalls scharfen Erhöhung des Diskontsatzes werden zwangsläufig eine Reihe von bisher ren- tablen Kreditansprüchen für die Kreditnehmer Unrentabel werden und deshalb ausscheiden. Gleichzeitig wird die Erhöhung der Zinssätze«inen Anreiz für den Rückstrom oder den Zustrom von Kapitalien aus dem Ausland, hauptsächlich in der Form kurz« fristiger Kredit«, bieten. Da die vielleicht ein wenig spät gekommene letzte Diskont- erhöhung von auf 7� Proz. die erforderliche Einwirkung auf den Reichsbankausweis nicht gezeitigt hat, hat öU Reichsbant sich gescheut, die Konsequenz einer weiteren Erhöhung, etwa auf 8H Proz., zu ziehen. Dafür können Zweifel in die Wirkfamteit einer derartigen Herouffetzung mitgesprochen haben, daneben aber auch Vorstellungen, daß ein« weitere Diskontheraufsetzung, die sich bei den Bindungen der Bankkonditionen automatisch auf alle Wirt- schaftskredit« fortpflanzt, eise Depressionswirkung ausüben würde, die sonst vermeidbar wäre. So entschloß sich die Reichsbank, zu dem anderen Mittel der Abwehr von Kreditansprüchen zu schvesten, nämlich zur unmittelbaren Begrenzung de? »«ueia�tlaen Bankkunden eingeräumten Wechsel- kredit«. Unter den Kunden der Reichsbank sind die wichtigsten uqd für die Gesamtwirtschast entscheidenden die Banken. Wenn nun die Reichsbank von den Baiiken fordert, daß sie die bei ihr in Anspruch gmommenen Diskontkredite nicht Nur nicht erweitern, sondern stufenweise bis zu bestimmten Terminen vermitiderj� so wird zwar mit großer Sicherheit die erwünschte Besserui�-�g Reichsbantstatus erzwungen werden, aber es taucht doch auf, ob bei diesem System der Drosselungen die Rückwirkungen auf die ßonsunkl* auf die Beweglichkeit dek Gesamtwirtschaft»i(fc unange­nehmer werden, als«S bei einer Distoi��g� c�ll °»Sre. die so hoch hinauf geht, daß sie das notwendige Eni- lastungsziel irreichen würde. Die ganze Kreditgebarung dir primU, Banken, das Verhält-
ni-i der verschiedenen Formen ihrer Geldanlagen Und Kredit« zu- einander beruht auf der Annahme, daß W e ch s e l mit den«rforder- lichen guten Unterschriften und einer Laufzeit bis zu drei Monaten nötigenfalls bei der Reichsbank diskontiert und zu barim Geld« gemacht werden können. Für den Liquidiiätscharakter dieser Wechsel ist die Frage, ob in einem kritischen Moment der Diskontsatz um einige Prozent höher ist als vorauszusehen war, von untergeordneter Bedeutung. In dem Augenblick hingegen, in dem die Möglichkeit, diese Wechsel bei der Reichsbank in bares Geld umzuwandeln, un- abhängig vom Diskontsatz aufgehoben wird, wie es bei der Kreditrestriktion der Fall, ist, ist jede einzelne Bank gezwungen, ihre ganze Liquidilätsberechnung umzustellen, sie ist gezwungen, ihre flüssige Reserve für den Fall�ftärkerer Rückforderungen ihrer Einleger erheblich zu vergrößern. Der gleiche Prozeß, der sich in dieser Beziehung bei den Bonken abspielt, wird sich auch in denjenigen Kreisen der Industrie und des Großhandels zeigen, die bisher einen guten WechfelbZtand als«ine Bargeldreserve ansehen durften ohne Rücksicht auf die Diskonthöhe.<vo besteht die große Wahrscheinlichkeit, daß eine Kreditrestriktion der Reichsbank zu«iner Verengerung der Kreditgrundlage In der Gesamtwirtschast weit über das Maß hinaus, das bei der Reichsbank selbst erforderlich Ist, führt. Diese scharfe Verengerung des Kreditumfanges aber, auf dem das Maß der Produktion und der Güterumschläge beruht, droht Krisenerscheinungen hervorzurufen, die swärser sein werden, als diejenigen, die von dem elastischeren Mitlel einer weiteren Diskonterhöhung zu befürchten wären. Dazu kommt, daß die Kreditrestriktion mit ihrer Erschütterung in das Vertrauen zur Liquidität von Bankantägen und mit ihrem Verzicht auf die allgemein sichtbar« Erhöhung der Zinssätze den Anreiz zur Einfuhr von Auslondskapital nicht mst stch bringt, dek von einer Diskonterhöhung doch Mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten wäre. Wenn ein« Restriktiönspolittt allerdings länger« Zeit andauert, so werden die Zinssätze der freien Kredit« markte unvermeidlich über das Rcichsbankniveau hinaussteigen. Es mag so auf einem Umweg auch der Anreiz für Kapitaleinfuhr gegeben sein, aber er wird immer start gemindert werden durch das Gefühl der Abnormität des Zinsaufbaus und der Kredit- tage, das In der ganzen Welk herrschen wird, solange man weiß, daß die Reichsbant das unnormale Mittel der Kreditrestrikkion in der deutschen   Wirtschaft anwendet. Die deutsche   Wirtschaft ist in eine Lage gekommen, in der weitere für diz�Agg�nkturentwicklung betastende Mahnahmen der Kreditpoliti» unvermeidlich sein dürften. Man darf ober hoffen, dc� Besserung der Situation verhältnismäßig schnell eintreten, g�nn der Ausgang der Pariser   Reparationsbera- tungen �dgültig zeigt, daß mit einer Katästrophenpolitik, wie sie einm früheren Stadium zu drohen schien, a u f k« I n e N F°A z u rechnen ist, sondern daß mit einer politischen Be- die voroussetzutW für das Vertrauen der Kreditgeber an putsche öffentlich«»a private Wirtschaft tvieder hergestellt sein "'ß. Wenn dann, durch eteen hohen Zinssatz angereizt, der Zu- an Auslandsgeldern sich beschleunigen würde, so könnte Man oielleicht bald mst einer wiederHerabsetzung des Diskontsatzes rechnen. Denn nichts ist Irriger als die Vorstellung, als ob es ein Zeichen besonders guter Bankpolitik sei, wenn bei verschiedenartigen kreditwirtschaftlichen Situationen jeweilig verfucht wird, möglichst lange den D i s k 0 n t s a tz stabil zu erhalten. Biel   schwieriger als einen erhöhten Diskontsatz wieder abzubauen ist es aber, die inneren Wirkungen einer Kreditrestriktion auf die Geschäftsgebarung der Banken und damit auf das ganze Wirtschafisgefüg« wieder zu be- feitigen. Denn wenn man erst einmal das Gefühl hat, daß die Reichsbank Restriktionen zu den normalen Mitteln ihrer Politik rechnet, so muß man natürlich dauernd Wechselbestände als«Liqui- ditätsreferven mit Fragezeichen" betrachten. Aus all diesen Erwägungen scheint es mir notwendig, mit allem
Nachdruck der Reiä/sbankleilung vor Augen zu führen, daß weite!« Diskonterhöhungen für die Wirtschaft das geringere llebel gegenüber weiteren Krediteinfchränkungcn sind. Di« Diskonterhöhung ist immer der Ausdruck einer unerfreulichen Lage der Kreditmärkte. Aber man beseitigt diese Unersreulichkeit nicht dadurch daß man die Diskonterhöhung oermeidet und sie durch die schlimmere Kredit- restrittion ersetzt. Man beseitigt die unersreuliche Loge am ehesten, wenn man aus ihr die Konsequenz der Diskonterhöhung energisch zieht und damit die Doppelwirkung der Einschrän- kung der Inneren Kreditansprüche und der Erhöhung des Zustroms von Auslandsgeld zu erzielen sucht. Fritz Naphtali  .
Brandenburger Arbeitsmarkt. Weitere Entlastung um �10 228 Personen. Im Bereich des Landesärbettsamts Brandenburg siet in der Berichlswoche zum 5. Mai tri« Zahl der Arbeitsuchenden um 10 2?8 auf 253 484 Personen, also um 3,9 Proz. gegenüber einer Abnahme von 4,95 Proz.(11 132 Personen) in der Borwoche. Die Arbeitsuchenden verteilten sich innerhalb des Landezarbetts- amts Brandenburg auf Berlin   mst 199 914, auf die Provinz Brandenburg   mit 48 948 und auf die Grenzmark mit 4824 Personen. Hiervon waren versicherte Hauptunterstützungsempfänger 144835, in der Krisenunterstützung 26 87? Personen. Wenn auch die Entlastung in Beiitn und Brandenburg   in der Bevicktswoche sich fast aus dem Stande der Vorwoche hält, so geht doch die Entlastung im Bereich des Landesarbeitsamt» Brandeilburg entschieden langsamer vor sich als im allgemeinen Reichs- durchschnitt. Nach dem letzten Bericht der Reichsanstalt war An- fang Mai die Zahl der unterstützten Llrbeitslosen um etwa 5 5 Proz. seit dem itmschwung auf dem Arbeltsmarkt zurückgs- gangen, dagegen beträgt die Verminderung in Berlin   und Branden burg-Grenzmart Anfang Mai erst rund 3S Proz.
Oer Krach beim Eisenwerk Thale  . Aktionäre gegen die Riesengehälter der Direktoren. Wir hatten bereits vor einigen Tagen auf die Zusammenstöße zwischen Großaktionären und der Verwaltung de» Eisenhütten- werks Thale   hingewiesen. Der Großaktionär Ottenheimer  ,«in Kölner Eisenhändter» hatte an den Geschäftsmaßnahmen der Ver- waltung äußerst scharfe Kritik geübt, so daß man der General- Versammlung mit einer gewissen Kpannung entgegensehen konnte. Es kam denn auch auf der gestrigen Generalversammlung zu sehr stürmischen Austritten. Zunächst hatte die Direktion die Stirn, den ungünstigen Abschluß für 1928 in der Hauptsache auf die Lohnerhöhungen und die gestiegenen Unkosten zurückzuführen, während durch die Ausführungen des Herrn Ollen- heimer bereits bekannt war, daß die Geschäftsleitung bei Thale   sich nicht in deck besten Händen befindet. In seiner Entgegnung nagelte denn auch dieser Großaktionär die Tatsache fest, daß in den letzten vier Jahren Vorstand und Aus- sichtsrat 1,1 Millionen erhalten hätten, während in der gleichen Zeit an die Aktionäre nur wenig mehr, etwa 1,2 Millionen. an Dividenden ausgezahlt worden wäre. Den Direktoren, die vor dem Kriege Zahresgehölter von 24 000 Mark bezogen hätten, würde» heute außer den Tantiemen Zahresgehälter von 75 000 Mark gezohll. Diese Tatsache wird die mehrtausendköpfige Beleg- s ch a f t des Eisenhüttenwerks Thale sehr interessieren. Sie weiß noch aus den Frühjahrskämpsen von 1928, daß ihnen ihre Direk- toren, die selbst Möhr als das Dreifache der Vorkriegszeit allein an festen Gehältern verdienen, auch die geringste Erhöhung ihrer schlechten Löhne streitig gemacht haben. Dieselben Unternehmer aber, die jeden Pfennig Lohnerhöhung als untragbar be- zeichnen, stopfen sich selbst und den Aufsichtsrat mit Riesen- gehältern und Tantiemen so voll, daß das Unkostenkonto des Be- triebes in der Tat überlastet ist. Wenn dann aber Dividenden nicht ausgezahlt werden, so sind dieselben Unternehmer die ersten, welche soziale Lasten und Arbeiterlöhne für die Unwirtschaft- lichkeit ihres Betriebes verantwortlich machen.