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Dienstag

14. Mai 1929

Unterhaltung und Wissen

Edv. Welle- Strand: Eismeerfahrer

Joski und Heifi maren Fischer Koskinens Söhne. Trogdem fein leberfluß an Essen und Trinken in Koskinens Hütte herrschte, muchsen die Jungen doch gut auf, und als sie siebzehn Jahre alt waren, gab es feinen in dem Fischerdorf, der mit ihnen Streit an­zufangen magte.

Sie hingen wie die Kletten zusammen, und noch nie mar es den Kameraden gelungen, die beiden gegeneinander aufzuhezen. Der rothaarige, schwerfällige Joski fand es ganz natürlich, daß der blonde, lebhafte Heiki zu Wasser und zu Lande den Führer abgab, und es fiel ihm niemals ein, sich Seifis Vorschlägen zu widersetzen, mochten sie auch noch so ausgefallen sein.

Die Jungens lehrten frühzeitig das Fischen und fuhren dabei so verwegen auf die See hinaus, daß alle ihnen einen frühen Tod voraussagten.

In dem wildesten Wetter lagen sie draußen, und einmal blieben sie nach einem llnmetter so lange aus, daß die Fischer bereits die beiden Jungens für verloren hielten. Doch nach ein paar Tagen famen sie, das Boot halb voll Wasser und das Segel in Fetzen zer­riffen, zum Fischerdorfe zurück.

Sie waren von dem Unwetter auf hoher See überrascht worden und fämpften mehrere Tage auf Leben und Tod mit den Wellen. Doch gelang es ihnen, das Boot trotz eindringender Sturzwellen über Wasser zu halten und mit einem Lappen von Segel dem Un metter zu entgehen. Als dann der Sturm, umsprang, war es ihnen möglich, ihrem Heimatsorte entgegenzufreuzen. So waren fie für dieses Mal geborgen. Doch das Boot war durch den Sturm fo mitgenommen worden, daß es unbrauchbar geworden war.

Das war für den alten Koskinen ein großer Berlust, und des halb reisten die Jungens nach Hammerfest , um als Eismeerfahrer anzuheuern, und dadurch die nötigen Mittel für ein neues Boot zusammenzubringen. Doch man vermißte sie im Fischerdorse. Und den alten Koskinen erkannte man nach der Abreise seiner Söhne nicht wieder.

Die beiden Brüder nahmen Heuer auf einem Fangfahrzeug für das Eismeer. Der größte Teil der Besatzung bestand aus alten, erfahrenen Eismeerfahrern, die viel mehr in ihrem Leben gesehen hatten als die beiden Jungens, die nicht aus ihrem Fischerdorfe herausgekommen waren. Solange das Fahrzeug auf Schlepp lag und abgedichtet wurde, hatte die Besazung frei. Den größten Teil des Tages verbrachten die Eismeerfahrer damit, in der Kaffeestube zu fizzen. Sie behaupteten, daß es das Grammophon mar, das sie dorthin zog. Doch mer mit den Verhältnissen vertraut mar, mußte, daß der Sprit diese Anziehungskraft auf sie ausübte. Man servierte dort dieses gesuchte Getränk sowohl im Kaffee als auch pur. 1nd fein Abend verging ohne Schlägerei und Spettafel. Doch die Polizei mischte sich nur ungern in die Händel der Eismeer­fahrer. Diese urwüchfigen Kerle gingen nämlich nicht gerade sanft mit der Polizei um, wenn diese doch einmal eingreifen mußte.

Selbstverständlich entgingen Josti und Heiti ebenfalls nicht dem Schicksal, in die Kaffeestube geschleppt zu werden, und hier sollte ihre langjährige innige Bruderfreundschaft innerhalb eines Abends zerrissen merden.

Die Kellnerin Lylli Methi war ein rotblondes, grobfnochiges Kvänenmädchen, das nie gelernt hatte, ihre heiße Lebensluft zu dämpfen.

An dem Abend, als die beiden Brüder ihren Einzug in der Kaffeestube hielten, war Lylli mit einem Eismeerfischer start be­

schäftigt, der ihr einen dampjenden Karst " nach dem anderen spendierte. Sie hätte die beiden neuen Gäste gar nicht bemerkt, wenn nicht einer ihrer Kameraden sie aufgefordert hätte, mit ihnen anzustoßen. Sie fam an den Tisch heran, und als sie dort den schlanfgewachsenen Heiti erblickte, befamen ihre Augen den heißen verlangenden Blid, der den Männern so gefährlich mar. Sie fegte fich auf seinen Schoß und ließ ihre Finger liebkofend durch seine dichten Haare gleiten. Und sie drückte sich so fest an ihn, daß er die Wärme ihres heißen Körpers durch seine Kleider spürte. Er wurde feuerrot und versuchte sich loszureißen. Doch sie lachte ihm geil ins Geficht: Du Dummfopf, hast du noch nie ein Weib be­rührt?" llnd fie ließ ihre Hand zitternd über seine Knie gleiten. Da war es ihm, als wenn er innerlich brannte, und ihr heißer Atem störte ihn nicht länger.

Der halbbetrunkene Schiffer, der die ganze Zeit über Heifis Eroberung verfolgt hatte, sprang plöglich auf und schlug dem Jungen mit der Faust ins Gesicht, daß das Blut spritzte.

Das Knänenmädel erbleichte und wollte sich dazwischen werfen, doch heiti stieß sie beiseite und ging auf den Schiffer los. Er bob ihn hoch und warf ihn mit solcher Kraft gegen die Tür, doß die Wände zitterten. Der Schiffer blieb mie eine tote Masse in der Türfüllung liegen, und erst nachdem eine Tasse mit Sprit herbei geschafft war und ihm der Inhalt zwischen die Zähne gegaffen murbe, kam wieder Leben in ihn. Er schlich sich aus der Kaffeeftube heraus, verfolgt von dem Hohngelächter der Eismeerfahrer.

Das Kvänenmädel setzte sich wieder auf Heitis Schoß. Joski war dem Auftritt zwischen Heiti und dem Schiffer mit solcher Spannung gefolgt, daß es ihm den Hals zuschmürte. Bie ein gereiztes Raubtier hatte er dagesessen, bereit, auf den Schiffer loszuspringen, falls Seiki niedergeschlagen werden sollte. Als der Auftritt beendet war, näherte er sich seinem Bruder und flüsterte: Du hättest ihn beinahe totgeschlagen, Heifi." Seifi antwortete nicht, doch das Kvänenmädchen fragte ihn, mer es ſei.

Mein Bruder," antwortete Heiti.

" Da müssen wir mit ihm trinken." lachte das Mädel, und ging an die Schänke, um eine neue Tasse Karst zu holen.

Ais Joski den Karst ausgetrunken hatte, rückte er näher an das Kvänenmädchen, das sich zwischen die beiden gesetzt hatte, her an. Er brannte danach, mit seinen Fingern über ihr goldblondes Haar zu streichen. Zum ersten Male beneidete er Heifi. Er strich ein paarmal mit seiner Hand über ihren Rücken, und sie mandte sich ihm zu und lächelte. Er zog seine Hand zurüd, als menn er sich verbrannt hätte.

Doch die Berührung ging wie ein zitterndes Beben durch des Weibes Körpers, und nach und nach rückte sie näher an ihn heran. Er jah, mie heiti treideweiß wurde, und er hatte im ersten Augen blid so starkes Mitgefühl mit ihm, daß er sich loszureißen gedachte. Doch im nächsten Augenblid riß er das Mädel an sich.

Da erhob sich Heifi und schlug Josti derart mit der Faust ins Gesicht, daß es ihm schwarz vor Augen wurde. Einen Augenblick mar er wie betäubt von dem Schlage, doch dann sprang er auf Heiti los und schlug ihn zu Boden.

Die anderen Fischer warfen sich dazwischen, ehe die beiden ihre Messer gezogen hatten, Heiti, der die meisten Schläge bekommen

hatte, schlich sich beschämt aus der Stube hinaus.

Doch in der Tür wandte er sich um und drohte Joski. " Du sollst mir nicht lebend aus dem Eismeer fommen." ( Schluß folgt.)

Die erste Schnellzuglokomotive"

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Jin South Kensington- Museum zu London befindet sich die erste Lokomotive, die auf einer größeren Strecke gelaufen ist und den Anspruch einer Schnellzuglokomotive" erheben fonnte, wenn auch freilich ihre Höchstgeschwindigkeit nur 56 Kilometer in der Stunde betrug: es ist Stephensons berühmte Rakete", die por 100 Jahren ein noch viel größeres Erstaunen hervorrief als heutzutage das ,, Raketenauto". Die Strecke, auf der diese Lokomotive ihr erste Fahrt im Jahre 1829 machte und preisgekrönt wurde, ist gerade jezt vor 100 Jahren zwischen Liverpool und Man­ chester angelegt worden, und ein Rüdblid auf den Bau dieser ersten größeren Eisenbahnlinie gibt uns eine anschauliche Vorstellung Don den ungeheuren Fortschritten, die Technik und Berkehr in einem Jahrhundert zurückgelegt haben. Die Strecke Liverpool­Manchester war nicht die erste Eisenbahnlinie, und die Ratete" zicht die erste Dampflokomotive. Aber die frühere Maschine Stephensons, die zuerst 1825 auf der fleinen Strecke Stockton­Darlington lief, mußte noch mit von Pferden gezogenen Wagen wetteifern, die auf demselben Schienenweg liefen; für ihre Schnellig teit ist bezeichnend, daß der Lokomotive stets ein Reiter mit einer Fahne voranritt, um die Bevölkerung vor dem Ungetüm zu warnen. Erst die Eisenbahn von Liverpool nach Manchester zeigte im Jahre 1829 die ungeheuren Möglichkeiten der neuen Erfindung und leitete Das Zeitalter der Eisenbahnen ein. Die Rafete war die erste ,, Schnellzuglokomotive, deren Leiſtung das Entseßen aller ängst lichen und nervösen Menschen hervorrief, denn sie fonnte, wenn sie Maaen zog, eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 25 Kilometer in Stunde erreichen, und wenn sie allein dahinraste", fogar über 50 Kilometer in der Stunde machen. Nicht minder schwierig und erstaunlich als die Lokomotive selbst war die Anlage des Schienenweges, der sich zunächst die größten Hemmniffe entgegen stellten. Seitdem durch die Erfindung des mechanischen Webstuhls Manchester die Erzeugung von Baumwollstoffen im großen auf­genommen hatte, war die Stadt zu ungeahnter Größe empor­gewachsen, aber die Rohbaumwolle, die sie aus der Hafenstadt Liver. poo! erhielt, brauchte oft über einen Monat, um nach Manchester befördert zu werden, während sie von Amerita nach Liverpool in 21 Tagen gelangte. Es war leider ein dringendes Bedürfnis für eine schnellere Beförderung gegeben, und so gewann man Stephen son für den Bau einer Eisenbahnlinie.

Die Genehmigung dieses Baues stieß aber im englischen Unter­haus auf erbitterten Widerstand. Hervorragende Politiker bes haupteten in ihren Reden, der Stephensonsche Plan sei ,, das Sinn lofefte, mas je von einem Menschenkopf erdacht worden sei", und

der Antrag der Bahngesellschaft wurde zunächst mit 19 gegen 13 Stimmen abgelehnt. Erst nachdem man durch allerlei Schliche und Kniffe die wichtigsten Stimmen gewonnen hatte, ging der Antrag bei einer zweiten Vorlage durch, und auch damals noch hielt ein Abgeordneter, der Gelehrte Sir Isaac Coffin, eine Rede, in der er u. a. jagte: Weiß das Hohe Haus auch, welchen Rauch, meldes Geräusch, Gezisch und Gerassel die vorübereilenden Loko­motiven verursachen werden? Weber das auf dem Feld pflügende, noch auf den Triften weidenden Bieh wird diese Ungeheuer ohne Entfetzen wahrnehmen. Die Eisenbahn wird der größte Unfug sein; fie wird die vollständige Störung der Ruhe, des körperlichen und geistigen Wohlbefindens der Menschen mit sich bringen." Zum ersten. Male wurde damals eine an allen Stellen wirklich ebene Bahnstrecke hergestellt. Dazu mußten große Felsmassen durch Tunnel durch schnitten werden; mehr als 100 Brücken wurden über und unter schnitten werden; mehr als 100 Brücken wurden über und unter dem Schienenwege angelegt. Die erst en größeren Tunnel und Brücken entstanden so aus der Erde. Das allerschwierigste aber war die leberwindung des mehr als 6 Quadratkilometer um­fassenden Chat- Moores, in dessen unergründlicher Tiefe alle Auf schüttungen versanten. Ein führender Ingenieur erklärte, daß kein Mensch mit gesundem Berstand wagen könne, eine Eisenbahn über das Chat- Moore zu legen. Aber Stephenson brachte es fertig. Als endlich die Eisenbahnstrecke fertig war, da war man fich über die Verwendung des Zugmittels noch nicht im flaren. 3mar wollte man nicht mehr wie bisher Pferde zum Ziehen der Wagen verwenden, aber der Plan tauchte auf, auf dieser ebnen Strecke feststehende Maschinen aufzustellen, die durch Aufwickeln von Seilen die Züge bewegen sollten. Die Strede sollte in 19 Abschnitte geteilt werden, von denen jeder eine feststehende Dampfmaschine enthielt, die den Zug am Seil schleppen sollte. Man fann sich vorstellen, mie lange auf diese Weise die Fahrt von Liverpool nach Man­ chester gedauert hätte. So wenig Butrauen hatte man noch zu der Dampflokomotive. Um ihre Leistung zu erproben, wurde schließlich ein Bettbewerb ausgeschrieben, durch den ein Preis von 500 Pfund einer Maschine zugesichert wurde, die u. a. ihren Rauch selbst ver. brennen sollte, einen Zug von 20 000 Kilogramm Gewicht mit einer Geschwindigkeit von 16 Kilometer in der Stunde ziehen, durch Federn getragen sein, mit gefüllten Keffeln nicht mehr als 6000 Kilo gramm wiegen und nicht mehr als 550 Pfund kosten dürfe. Bei dem berühmten Wettkampf zu Rainhill, der über einer Strede von 35 Kilometern auf der neuen Bahnlinie ausgefochten wurde, fiegte Stephensons ,, Rafete" über drei andere Lokomotiven, die die Namen Die Neuheit, Die Unvergleichliche", Die Ausdauer" führten.

Beilage des Vorwärts

Shaw und der Film

Man tann zu den einzelnen Werken des irischen Dichters stehen wie man will. Man fann seine politische und weltanschau­liche Einstellung bejahen oder ablehnen. Niemand wird es leugnen, daß er einer der bedeutendsten Kritifer unseres Jahrhunderts ist und niemand wird ihm die Fähigkeit absprechen, starte Eindrücke durch wirkungsvolle Bemerkungen zu übermitteln.

Bernard Sham hat nie etwas direkt mit dem Film zu tun gehabt. Er hat im Gegenteil alle Angebote von Filmunternehmungen abgelehnt, die darauf ausgingen, seine eigenen Werke zu verfilmen. Sehr amüsant schildert jedoch der amerikanische Journalist Archibald Henderson in seinen Tischgesprächen mit Bernard Shaw ( S. Fischer­Verlag, Berlin ), wie er einstmals mit Sham auf den Film zu sprechen kam und dieser die Filmunternehmer ebenso wie die Gesichts­puntte, unter denen sie ihre Produktion leiten, ironisierte. Zweifel­los richten sich die Bemerkungen von Sham im mesentlichen gegen den amerikanischen Film, doch sind diese Probleme für uns nicht minder aktuell, da ja der gesamte europäische Markt von ameri fanischen Filmen überschwemmt ist, da das amerikanische Kapital in fast alle tontinental- europäischen Filmgesellschaften eingedrungen ist und da schließlich die Berhältnisse bei der europäischen Produktion taum wesentlich anders liegen als in Amerifa.

Sham stellt zunächst. fest, daß die Mittelmäßigkeit des Films im allgemeinen schon dadurch bedingt ist, daß er der Hörerschaft pieler Nationen zusagen muß. Des weiteren aber fäme natürlich hinzu, daß er ebenso dem Durchschnittsgefchmad eines amerikanischen Millionärs, eines chinesischen Kulis, einer Provinzgouvernante und einer Schenfmamfell in einem Bergarbeiterdorf gefallen müffe. Es sei nun mal überaus schwer, ein Stück zu schreiben, das 100 Proz. der Erdbevölkerung interessiert unter alleinigem Ausschluß der

Wickelkinder.

Ein weiterer Grund für die meist geringe Qualität so vieler Filme sieht Sham in der beispiellosen Unbildung so vieler beim Film. tätiger Unternehmer und Regisseure, Dramaturgen und Lek­toren. Er glaubt nicht, daß hier irgendetwas noch durch größeren finanziellen Aufwand gebessert werden könnte, zumal er das gleiche Sinfen des Bildungsgrades auch überall in der Journalistik im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten feststellen zu können glaubt.

Ganz entfchieden mendet er sich jedoch gegen die Berfilmung Don Theaterstücken und Romanen. Das hätte lediglich zur Folge, daß der normale Rinobesucher, nachdem er einen solchen Film ge­sehen hat, auf das eigentliche Kunstwert an sich für immer ver­3ichtet und infolgedessen überhaupt nicht zu dessen literarischen oder fünstlerischen Wert vorzubringen vermag. Auch ist es natürlich ein Unfinn, aus einem Theaterstück oder Drama die Worte zu streichen, denn diese sind eben nicht nur ein technisches Hilfsmittel, sondern ein integrierender Bestandteil des Kunstwertes selbst. Sham fordert daher, daß Filmdramen speziell für die Leinwand von originellen, phantasiereichen Bilderdichtern erfunden werden. Die Schmierigkeit, gute Filmmanuskripte zu erhalten, erfennt er richtig darin, daß ebenso wie die ganze Musik aus Bertauschung und Ber­bindung von zwölf Noten besteht, unsere ganze Romanliteratur aus Variationen weniger Themen sich zusammensetzt und daß eben in der Sprache gerade die stärkste Macht zur Variation liegt, auf die der Film zu verzichten gezwungen ist.

Endlich wendet er sich mit großem Temperament gegen die unt finnige Verschwendung bei der Ausstattung, die lediglich zu einer Kultivierung reiner Schaufilme führt und weiterhin jene Tendenz entwickelt, auf den Aufbau eines wirklichen Filmuramas mehr oder minder zu verzichten. Er belächelt die in Amerika beliebten Szenen orientalischer Bollust, die etwa so aussehen, wie sie sich ein Schiffs­junge auf einem Walfischfänger in seinen Träumen vorstellt. Auch mendet er sich gegen die Naivität, Filmrollen zu besetzen, ohne irgendwie die Eignung der betreffenden Darsteller unter objektiven Gesichtspunkten zu prüfen. Es sei nun einmal nicht möglich, eng­lische Herzoginnen von früheren Probierdamen und italienische Grafen von früheren Kellnern darstellen zu lassen.

Zum Schluß wendet sich Shaw gegen das schlechte Benehmen der Filmleute, die es wagen, den Zuschauern zuzumuten, eine end­lose Anzahl von Vorbemerkungen über die Herstellung des Films verkündet, daß es sicherlich nicht mehr lange dauern würde, daß wir por jeder eigentlichen Aufführung über sich ergehen zu lassen. Er 10 Minuten vor Beginn eines Films uns erzählen lassen müßten, wer den Film entwickelte, wer ihn figierte, mer ihn trocknete, mer das Zelluloid lieferte, wer die Chemikalien und mer dem Autor die Haare schnitt.

treibungen eine Ungezogenheit unserer Filmindustrie kritisiert, deren Es läßt sich nicht leugnen, daß Shaw mit seinen Ueber­Wegfall mir sicher alle lebhaft begrüßen würden.

Eine Ausstellung des Aberglaubens

Das Budapester Hygienemuseum veranstaltete kürzlich eine Ausstellung, die eine Geschichte der menschlichen Dummheit auf dem Gebiete des Aberglaubens veranschaulichte. Man erhielt unter an­derem einen Einblick in die Geheimnisse der ihre Mitmenschen aus­nutzenden Quacksalber und in die Leichtgläubigkeit ihrer Kundschaft. Um beispielsweise die Epilepsie zu heilen, breitete man das Femd des an der Fallsucht leidenden Kindes an einem Kreuzweg aus. Verschwand es dort, so hatte es der Teufel und mit ihm die Krant­heit mitgenommen. Man fonnte sich weiterhin gegen die Fallsucht dadurch schützen, daß man das Herz eines Maulwurfs, der vor dem Tag des heiligen Georg gefangen worden sein mußte. Ohrens faufen bekämpfte man dadurch, daß der Patient am Neujahrstage Trunkenbolden gab man, um das Seil einer Glode abschnitt. ihnen den Alkohol abzugewöhnen, ein Gemisch zu trinken, das aus getrockneter Schlangenhaut und einer zerriebenen getrockneten Fledermaus bestand. ein Gemisch, dem etwas Branntwein zugesetzt mar, um die Sache halbwegs mundgerecht zu machen. In hoher Gunst standen auch die Edelsteine, so war der Diamant ein Sinn­bild der Tapferfeit, der Malachit galt als vorzügliches Mittel gegen Cholera und Gliederreißen, und menn man die Beliebte auf die Brobe stellen wollte, so gab man ihr einen Saphir, weil dieser die Farbe änderte, wenn die Trägerin die Treue brach. Gold galt als Mittel gegen Gelbsucht, Salz war Sinnbild der Ewigkeit. Deshalb legte man einem neugeborenen Kind, auch wenn es unter einem guten Stern geboren war, Salzstückchen in die Wiege, nach dem Grundsah, daß doppelt genäht besser hält.

Der schöne Apollofalter ist nicht nur in Breußen, sondern auch in Bayern durch Verordnung geschützt. Die Nährpflanze der Raupe dieses Schmetterlings ist die weiße Fetthenne( Sedum album). Die damit bestandenen Berghalben bei Eichstätt in Bayern sind im vorigen Jahre von Duzenden Apollofaltern beflogen worden.