Der Abend
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46. Jahrgang.
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Spalausgabe des Vorwärts
Das Reich braucht Geld!
Die steuerfreie Anleihe vor dem Haushaltsausschuß des Reichstags.
Der Haushaltsausschuß des Reichstags besprach am Dienstag zunächst den Gesehentwurf über Maßnahmen zur Befferung der Kassenlage.
Abg. Graf Westarp( Dnat.) fragt nach der Art der Unterbringung der Anleihe, bei welchen Banten, ob die Banten selbst die Anleihe übernehmen, zu welchen Bedingungen, wie es ferner mit Der Körperschaftssteuer stehe, der Erbschaftssteuer und Schenkungs Steuer. Ferner wird nach der Einwirtung bei den Höchst und Niedrigstbesteuerten gefragt und welche Wirkung die Maßnahme auf den Geldmarkt haben werde.
Reichsfinanzminister Dr. Hilferding:
Die Bedenken des Vorrebners find zum Teil auch die der Re. gierung. Aber gerade die ungünstige Lage des Geldmarktes zwingt uns zu dieser Maßnahme. Eine Beräußerung der Borzugsaftien im freien Verkehr ist zurzeit nicht möglich. Es würde der Reichs: bahn die Geldbeschaffung verbaut. Außerdem würde sie ohne Heranziehung des Auslandsmarktes nicht Erfolg versprechen. Wir wollen aber, folange die Pariser Berhandlungen dauern, feinen Appell an den Auslandsmarkt richten. Die Bedingungen sind mit den Banten noch nicht definitiv, abgemacht. Fest steht, daß die Anleihe zu 7 Proz. begeben wird. Sie wird dem Reiche einen Ausfall von etwa 7 Millionen an Einkommensteuer, 2 Millionen an Bermögens. Steuer und 1,5 millionen an Erbschaftssteuer bringen, im ganzen also etwa 10,5 Millionen Steuerausfall, was 2 Pro3. des Anleihe. betrages bedeutet. Die Anleihe belaste das Reich daher jährlich mit etwa 9 Proz. für Zinsen und Steuerausfall. Das bedeutet fpviel wie jezt die kurzfristigen Anleihen kosten. Das Bantentonfor= tium wird unter Führung der Reichsbanf stehen; sie hat uns auch geraten, von der Inanspruchnahme des Auslandes abzu sehen. Die Schentungssteuer ist von der Steuerfreiheit ausgeschlossen. Das wichtige ist, daß jetzt die furzfristige Begebung in eine langfristige umgewandelt wird. Dus Defizit im Extraordinarium wird also wie in regelmäßigen Zeiten durch eine Anleihe gedeckt. Es wird, wie der Minister im einzelnen darlegt, damit teine Inanspruchnahme neuer Gelder erfolgen. Eine neue Belastung des Geldmarktes fann dadurch nicht entstehen. Es liegt vielmehr eine Uebertragung vom Geldmarkt auf den Kapitalmarkt vor. Den Drud, den die Anleihe vielleicht vorüber gehend auf den Markt der festverzinslichen Papiere ausüben fann, darf man nicht überschäzen. Da 7½ Milliarden Pfandbriefe und Komunalobligationen umlaufen, spielen diese 500 millionen faum eine entscheidende Rolle. Der Minister setzt dann eingehend aus. einander, wie das Kaffendefizit entstanden ist. Er tommt zu dem Schluß, daß ein besserer Beg nicht gezeigt worden ist. Er müffe deshalb auf dieser Borlage beharren.
Abg. Dr. Cremer( DBp.) fragt, ob es nicht möglich wäre, daß die Banken noch einmal turzfristig aushelfen, zumal der vorgeschlagene Beg nicht billiger, dafür aber auf fünf Jahre unfündbar fei. Ihm scheine die Berechnung der Kosten der Borlage durch den Minifter reichlich optimistisch. Er fürchte, die Kosten feien höher, namentlich wenn hohe Einkommensträger sich der Anleihe zuwendeten. Bei der Vermögenssteuer fei wohl der Berlust nicht so hoch. Der Ausfall an Einkommensteuer sei aber außerordentlich hoch. Sei das Reid wirflich genötigt, zu solchen Mitteln zu greifen? Die Situation fönne fich in einigen Monaten ändern, und dann bestehe für das Reich diese langfristige Verpflichtung. Die feinen Ben fiten hätten menig Borteile von dieser Anleihe.
Bei der Deutschen Reichsbahngesellschaft wurden geffern im ganzen Reichsgebiet die Wahlen zu den gefehlichen Betriebsverfrefungen der Reichsbahnarbeiter vorgenommen.
Nach den vorläufigen Jeffstellungen des Bezirkswahlvorftandes für den Reichsbahndirektionsbezirk Breslau sind von insgesamt 300 Wahlstellen des Bezirks bei 230 Dienststellen folgende Refultate zu verzeichnen:
Mordversuch auf dem Bahnhof.
Schuß auf den Freund- Selbstmord des Täters.
Eine Bluttat spielte sich heute früh gegen 4 Uhr| anscheinend wieder heimreisen. Jansen kaufte ihm, da er nicht geauf dem Bahnhof Friedrichstraße ab: Ein Mann ichen auf seinen Begleiter, verlegte ihn schwer und beging bann Selbstmord.
Zwei Männer, die anscheinend einen zur Abfahrt nach Güst en bereitstehenden Bug erreichen wollten, tamen die Treppe hinauf und näherten sich der Sperre. Plötzlich zog der eine eine Bistole und gab auf feinen Begleiter einen Schuß ab, der ihn schwer ver eßte. Der Täter richtete hierauf die Baffe gegen sich selbst und brachte sich einen Schuß in die rechte Schläfe bei, der ihn sofort tot zu Boden streďte. Der Vorfall spielte fich so schnell ab, daß ein Dazwischentreten anderer Personen nicht mehr möglich war. Der Angeschoffene murde nach der Minik in der Ziegelstraße gebracht und fofort operiert. Die erste hoffen, thu am Leben erhalten zu können. Noch während der Morgenstunden fegten die Kriminalpolizei zur AufErmittlungen der
Klärung ein.
Der Berlebte, ein 24 Jahre alter Kaufmann und Bertreter Peter Jansen aus der Anzengruberstraße 12/14 zu Neukölln, 2 fonnte furz befragt werden.
Er gibt an, daß er vor etwa einem Jahre auf einer Reise den Täter, einen 27 Jahre alten Justizoberfekretäranmärter Kurt Brenzler, fennen lernte, der beim Amtsgericht in Bad Frankenhausen tätig war. Aus der Bekanntschaft wurde im Laufe der Zeit eine Art Freundschaft, und die beiden Männer standen auch in Briefwedsel. Jansen war bekannt, daß Prenzler start verschuldet mar. Am Himmelfahrtstage hatte nim Brenzler seine Behörde ohne Urlaub verlassen und war nach Berlin gekommen. Er suchte Jansen auf, der ihn auch beher bergte. Die finanzielle Lage des Juftigbeamten wurde besprochen, und Jansen vermutete nicht mit Unrecht, daß Brenzler aus Franken hausen geflüchtet sei, um feine Schulden nicht entdeckt zu sehen. Jansen benachrichtigte ohne Wissen des anderen den alten Prenzler, damit diefer auf den Sohn einwirte, daß er zu seiner Dienftstelle zurüdfehre. Am Dienstag früh wollte Prenzler
Erinnerungsblatt an den 9.XI.18.
Es erhielten der freigewerkschaftliche Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands 13 318 Stimmen, die Frau L: Chriftliche Gewerkschaft deutscher Eisenbahner 2032 Stimmen, der Hirsch- Dundersche Allgemeine Eisenbahnverband 1429 Stimmen, die beiden fommunistischen Richtungen erhielten zusammen etwa 1000 Stimmen.
Der freigewerkschaftliche Einheitsverband konnte froh erheblicher Anstrengung der beiden kommunistischen Richtungen feine Stimmenzahl um 1400 auf 13 318 freigern.
Erich L.:
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nügend Geld mehr besaß, die Fahrkarte und begleitete ihn bis zum Zuge. Er hatte keine Ahnung, welchem Attentat er ausgesetzt werden würde. Allem Anscheine nach hat außer den Schulden noch ein anderes Motiv der Bluttat zugrunde gelegen. Prenzler hatte in Berlin eine Braut und verdächtigte ohne Grund seinen Bekannten. ihm die Frau abspenstig gemacht zu haben. Man fand bei dem Toten einen Abschiedsbrief an die Frau, in dem Brenzler erklärt, er habe nicht geglaubt, daß er jo betrogen. werden könne. In Wirklichkeit lag eine Veranlassung
zur Eifersucht vor.
Die Leiche des Selbstmörders wurde beschlagnahmt und nach dem Schauhaufe gebracht.
Die Täter geflüchtet.
Die Agentur Havas meldet aus Verdun , daß dort gestern abend ein Wachtposten am Haupttor der Zitadelle erschossen worden ist.
Der Posten gab, bevor er starb, die Erklärung ab, daß er von 3wei 3ivilpersonen überfallen worden sei. Sie feien aus dem Innern der Zitadelle gekommen, hätten ihm zugerufen, sie feien Offiziere und ihm dann den Karabiner aus der Hand geriffen. Nach Abgabe des tödlichen Schusses seien die beiden ins Innere der Zitadelle geflüchtet. Die Untersuchung, so heißt es in der Havas- Meldung weiter, konnte diesen geheimnisvollen Vorfall bis jetzt nicht aufklären. Der Posten ist von hinten er. schossen worden. Die Täter sollen unter Benutzung eines in den Wall eingebauten kleinen Tores geflüchtet sein.
Nach der Darstellung des sterbenden Postens handelt es sich bei den Tätern schon wegen des Zurufes, fie feien Offiziere, offensichtlich
um Candsleute des Ermordeten.
Fleischvergiftung durch Militärfost.
Tschechoslowakische Goldaten erkrankt.
Jn Neuhäusl in der Slowakei erkrankten 76 Soldaten der Rach Frau Ludendorffs Erinnerungen. Garnison unter Anzeichen einer Fleischvergiftung. Der erfte Fall ereignete fich auf einem Fußballplah. Ein Soldat, der sich unter den Zuschauern befand, stürzte plötzlich zusammen und wurde ins krantenhaus geschafft. Ebenso erging es weiteren fieben Soldaten auf dem Fußballplah. Inzwischen waren in verfchiedenen Stadtteilen noch andere Soldaten erkrankt; deren Zahl fich am Montag auf 76 erhöhte.
Bill fich Erich ewig von mir wenden, Bo Berlin in Aund S. Rats Banden? Teures Beib, gebiete deinen Tränen, Denn nach Schweden ist mein feurig Gebnen, Her mit blauer Brille, falschem Bart! Rebre wieder ich dereinst als Retter, Häng ich alle auf, zum Donnerwetter! Denn ich bin ein Held von deutscher Art.
Keine Erhöhung der Verkehrstarife.
Eine amtliche Erklärung.
Die Alarmnachricht, daß die Stadt Berlin eine Erhöhung ihrer Verkehrstarife beabsichtige, wurde schon im Vorwärts" als unrichtig zurückgewiesen. Jezt erklärt auch die Berliner Verkehrs. gesellschaft, daß nichts Wahres daran ist.
Morgen neuer Amerikaflug. Start des Zeppelin" 7 Uhr früh.
Das Cuftschiff..Graf Zeppelin" wird morgen früh seine 3weite große Ozeanreise antreten. Alle Vorbereitungen find aufs forgfältigste getroffen. Sollte es teine Zwischenfälle geben, wird der Luftriefe un 7 Uhr früh in Friedrichshafen aufsteigen.
In Friedrichshafen sind viele Tausende eingetroffen, um den Start des Dzeanbezwingers mit ansehen zu können. Ueberall herrscht Hochbetrieb, die Bodenseestadt hat wieder einmal ihre großen Lage".
Bodenseestadt hat wieber einmal ihre