Oer moderne Teil der Ausstellung.
Richtig getrennt ist die moderne Abteilung des Vereins Berliner Künstler nicht von der Retrospektiven. Auf der rechten Seite des Moabiter Glaspalastes gegen sie ineinander über» ohne daß man es merkt: und so entspricht es auch dem wirklichen Verhältnis, das nur fließende Grenzen kennt. Wer wollte die Toten Leistikow, Bracht. Klinger, M. Brandenburg, S k a r b i n a und den vor wenigen Tagen, just am Beginn der Ausstellung, hingegangenen Julius Jacob niast zur Kunst der Gegenwart rechnen? Mit demselben Recht, das die lebenden Alten, Max Liebermann und Hagemeister, durchaus zu uns zählen heißt. Aber die Entwicklung macht kein« Sprünge. Frühe Arbeiten Liebermanns sind„altmodischer" als mancher späte Menzel, als Hertel und Amberg ganz gewiß, die wir doch m» richtigem Gefühl der älteren Generation, der abgeschlossenen Epoche von 1870 zurechnen. Ein« klare Linie und unzweideutige Repräsenration der neuesten Kunst, sosern sie sich auch nur in Berlin vollzogen hat, findet man ja doch nicht in dieser Ausstellung: kann sie nicht finden: weil der Verein während des letzten halben Jahrhunderts N'ckt mehr aus- schließlich die maßgebenden Künstler zu den Seinen zählt«. Und hieraus entspringt die schiefe Stellung der Schau, die so ungemein wertvolle Beiträge zur älteren Berliner Kunst g«> liefert hat. Der Maßstab für ihre Wichtigkeit muß ein anderer sein bei der Rückschau wie bei den Gegenwärtigen. Dieser Forderung kann man aber in Wirklichkeit nicht nachkommen: willkürlich und un- willkürlich wird jeder Betrachter einen einheitlichen Maßstab aus- stellen, und der kann sich nur von der einheitlich hohen Qualität der Altberliner Malerei herleiten. Unter diesem Gesichlspunll aber muß das Urteil über ,hi« Lebenden" beinah« vernichtend ausfallen. Der Vorstand' und die Ausstellungskommission des Vereins Ber - liner Künstler hätten besser getan, sich nicht in dies« Gefahr zu begeben. Vielleicht kannten sie nicht ihren Umfang, wahrscheinlich wußten die für den modernen Teil verantwortlichen Herren, bei geteilter Arbeitslast, gar nicht, was für ein unheimliches Kriterium in Gestalt der Retrospektiven am Horizont heraufzog. Sonst hätten sie sich wahrscheinlich damit begnügt, jene erwähnten Toten und die stärksten Werke einiger hervorragender Lebender als Gegengewicht zur Vergangenheit heranzuziehen. Jetzt steht eine uferlose Vereins» meiere!, in der wahrscheinlich jedes Mitglied mit beliebigen Werten vertreten ist, jener sorgfältig gesiebten, überaus herrschen Veranstal- tung gegenüber. Unglücklicher konnte nicht operiert werden— im Effekt: denn die Absicht war vermutlich, den Lebenden recht nach. drücklich ihr Recht aus Dasein und Geltung zu verschaffen. Der unvoreingenommene Betrachter mit Qualitätsgefühl wird also nichts weiter tun können, als einen erschreckenden Verfall der Berliner Malerei seit den Zeiten Menzels und Hertels festzustellen. Der kritisch« Historiker wird zu etwas anderen Resultaten kommen, die aber um nichts freundlicher ausschauen. Er wird den real- tionären Charakter des VBK. aus«ine unwiderlegbare Weis« fixiert finden. Seit den Zeiten Antons o. Werner ist der Verein aus gleicher Stufe stehen geblieben. Das beste, was man unter der Glaspalastsülle findet, sieht wie ein Abglanz schöner Zeiten aus, oder reicht selbst noch, infolge hohen Alters des Künstlers, in den Aus-
klang jener Epoche hinein: so etwa Hagemeister, I. Jaco. Dammeier, Henseler, Agthe: auch O. H. Enge:. Bracht, L. o. Hofmann, Curt Herrmann (der sich freilich gewaltig geändert hat. ohne daß davon hier etwas ans Tageslicht kommt), S o u ch a y gehören in etwas anderem Sinne dazu, während D e t t m a n n sics) als einer der wenigen Wandlungssähigen darstellt, die mit der Zeit ein wenig mitgehen. Die Revolutionäre, die in den neunziger Jahren aus dem VBK. austraten, um die Sezssion zu begründen, sind unentwegt, aber nicht mit historischem Recht, mitgesührt und bringen dadurch einen salschen Ton ins Bild, zu- gunsten eines sortschrilllichen Gesamtcharaklers: vor allem Max Liebermann , Leistikow(der sich deswegen wohl im Grab« einige Male umdrehen wird), Martin Brandenburg . Auch O r l i k sieht man nicht gern in diesem Zusammenhang. Ueber den Rest ist nur zu sagen, daß eine geruhsam« Altmänner- hausstimmung darüber waltet: ein sattes Behagen an vielmals er- probten Rezepten, schlimmstensalls eine falsch verstanden« Geistig. teil und modische Geste um jeden Preis, die so erfreulich wirken wie das Quietschen der Elektrischen an zu scharfer Eck«. Als Ausnahmen im fortschrittlicheren Sinne, so die Regel bestätigen, mögen Ulrich Hllbner, Rößner und die frischen Sprößling« aus dem Nach- wuchs: Otto Heinrich und Haase-Iastrow gelten. Auf Julius Jacob, von dem einig« bezaubernde Land- schaften seine im Grunde noch vorimpressionistische Lösung male- rischer Probleme andeuten, mag besonders helles Licht fallen, nicht nur, weil er jetzt eben, gleich nach Beginn der Schau, aus dem Leben abberufen worden ist. Seine immer vornehme, immer maßvolle und beglückende Kunst wäre der geeignete Mittler, der von dem Wert einer gediegenen, aber überholten Tradition überzeugen könnt«: wenn sein Fall nicht so vereinzett dastände und ausschließlich auf seiner rein persönlichen Qualität beruhte, die für geringer« Talent« der Art keinerlei Rechtfertigung bildet In der Kunst ist schließlich, wie im Leben, Bewegung alles, Stillstand aber gleich- bedeutend mit Verlorensein. Ueber die recht anspruchsvoll auftretende Skulptur, die die zwei größten Mittelsäle einnimmt, wäre es am höflichsten, zu schweigen. Das Kunststück ist fertig gebracht worden, die wahrhaft großen Namen der Vergangenheit: Schadow, Rauch und ihr« glänzenden Schüler Kiß, Drake, Wolsf, Bläser so zu repräsentieren, daß sie rettungslos unter dem schreckenerrege.iden Wust der Neueren verschwinden. Und von diesen selber ist wieder so etwas wie eine Auferstehung des glorreichen Siegesallee - und Kriegerdenkmalgedankens(„Gedankens" cum grano salis!) veranstaltet worden. Es besteht bei mir gar kein Zweifel, daß man von Begas , Geiger, Schaper, Klimsch usw und selbst von Eberlein und Hundrieser(dem Bater der unglückseligen Berolina) einige pasiable Skizzen hätte beibringen können. Statt dessen ist die volle Glorie der wilhelminischen Aera im Walküren- tempo aufmarschiert: ein trübe Blamage, die trübst« wohl aus dieser Schau, kaum gemildert durch Anwesenheit einiger nicht sehr pro- minenter Stücke von Wenck , Metzner, Gruson und Rhades. Dr. Paul F. Schmidt.
Demokratische Partei ... ... un» demokrotl'ctie presse Im Preußischen Landtag hat der Führer der Demokraten, Abg. Falk, am Montag zu den Mai-Unruhen eine formulierte Er- klärung abgegeben, in der es heißt:„Den Beamten der Polizei spricht die Deutschdemokratische Fraktion für ihre ausopfernde Hingabe an ihren schweren Dienst ihre Anerkennung aus." Während dl«„Vossische � Zeitung" und andere demokratische Blätter— wie selbstverständlich— die Erklärung ihrer Fraktion im Worttaut bringen, sucht man sie im demokratischen „Berliner Tageblatt" vergebens. Man bemerkt, wenn man im Parlamentsbericht des„B. T." die A b s a tz a n f ä n g e durchgeht, nicht einmal, daß überhaupl ein Demokrat gesprochen hat Nur der genau Suchende entdeckt am Ende der Rede des Zenlrumsabgeordneten Baumhoff den verschämten Anhang:„Er (Baumhoff) sowie Abg. Falk(Dem.) spradjen der Polizei jür ihr Verhalten wärmsten Dank aus. Wer den Brauch der Presie kennt, den Redner der eigenen Partei im Parlamentsbericht ausführlicher als die Redner anderer Parteien zu geben, jedenfalls seine Rede auch in der äußeren Aufmachung hervorzuheben, der muß sich wun- dcrn, daß hier ein Redner von einem Blatt seiner eigenen Partei- richtung„totgehängt" wird, wie der fachtechnische Ausdruck auf Bilderauestellungen lautet. Das ist aber kein Zufall. Denn das gleiche„B. T." entfaltet im lokalen Teil bei der Bericht- erstatwng über die Tumultprozesse«ine ganz systematische, von den Kommunisten kaum zu übertreffende Hetz« gegen die Polizei. So wird z. B. der Angeklagte S t o n e r, der wegen Widerstandes und Körperverletzung mehrfach vorbestraft ist, und der bei seiner Verhaftung Steine und ein Stuhlbein bei sich hatte, vom„V. T." eifrig in Schutz genommen: „Verletzt hat er niemand."(Ein paar Zellen weiter gibt der Bericht des„B. T." selber zu, daß an der gleichen Stelle mehrer« Polizisten durch Steinwürfe verletzt worden sind.) Daß die Polizei gegen die Steinwerfer vom Gummiknüppel Gebrauch machte, wird im Bericht des„B. T." fortgesetzt ironisiert und getadelt. Dagegen findet es der gleiche Bericht durchaus in der Ordnung, daß ein Student, der die Polizei auf die bedrängte Lag« zweier Kollegen
M der Seusschnalionalen Partei...
... geht es dauernd voran'
aufmerksam machte, von der„Wut der Bevölkerung"(I) gelyncht wurde. Nur diesem Studenten, dagegen nicht den Stein- wersern macht der Bericht des„B. T." Vorwürfe, daß er sich trotz des Demonstrationsverbotes am Bülowplatz aufgehalten hatte. Ihm wird bedeutet, dlß er eigentlich ins Gefängnis gehöre! Wir sind überzeugt, daß die Hattung des„B. T." sich wesent- lich anders gestalten würde, wenn die Polizei die Tumulte durch müssiges Zusehen sich weiter hätte entfallen lassen, und wenn bei dieser Gelegenheit vielleicht ein paar Konfektionsgeschäfte von randalierendem Mob geplündert worden wären. Doch mag das Hypothese sein. Eins erkennen wir sicher: Woher es kommt, daß die über die stärkste Presse verfügend« Partei von Wahl zu Wahl, wo es auch sei, an Stimmen und Anhängerschaft abnimmt. Nicht trotz ihrer Presse, son- dern wegen ihrer Presse!_ Carols Nennung verboten. Eine Parlamentsdebatte in Bukarest . Bukarest , U. Mai. In der Kammer ersuchte D u c a im Namen d�r libera'en Partei die Regierung um Aufklärung über die Rede des Senators Eornescu (Regierungspartei) während des Tedeums am 10. Mai in Targoviste , in der er den früheren Kronprinzen Carol verherrlicht habe. Duca behauptete, der Präsekt von Targoviste Hab,: vorher von dem Wortlaut der Rede Kenntnis erhalten. Innenminister D a i d a erwiderte, die Presse habe den Wort- laut der Red« vollkommen entstellt und die Tragweite dieses Zwischen- falls übertrieben. Es sei Tatsache, daß das Land jedem Versuche, die Debatte über die endgültig erledigte dynastische Frage wieder zu eröffnen, gleichgültig gegenüberstehe. Die Rede Cornescus sei eine Verherrlichtung der Vereinigung Rumä- niens und der Männer gewesen, die dazu beigetragen hätten, sowie e'ne Verherrlichung der Dynastie. Der ehemalig« Kronprinz sei lediglich als So'dat und Vater des Königs erwähnt worden. Vaida oerlas den Wortlaut der Rede und erklärte dazu, daß Eornescu auf seine— des Ministers— Anfrage ihn seiner Ergebenheit gegen die Dynastie versichert habe. Nichtsdestoweniger werde Eornescu allein wegen der Erwähnung des früheren Kronprinzen die Folgen zu tragen haben. Die Regierung mißbillige formell diesen Fehler, und der Parteiausschuß werde das Verhalten Cor- nescus prüfen und sicherlich sein« Mißbilligung aussprechen. Darauf tei't« Justizinister I u n i a n mit, daß er der Staats- an waltschaft Anweisung erteilt habe, eine Untersuchung einzu- leiten und erforderlichenfalls die Aufhebu., g der Jmmuni- tät Cornescus zu fordern, denn das Gesetz müsse m gleicher We�se gegen politische Freunde wie Gegner angewandt werden. Da die Kammermehrheit Duca verhinderte, die Rede des Innen- Ministers zu unterbrechen, verließen die Liberalen als Zeichen des Protestes den Sitzungssaal.__
Ientraliheater. Rezept: Man nehme ungefähr«in Dutzend mehr oder minder populärer Schlager, vermische diese mit dem abgestandenen Wasser fauler Dialogwitze, rühr«— pardon probiere— ein paarmal durch, und der Operettenteig ist fertig. Der Kuchen, der dadurch entsteht, kann nicht besonders wohlschmeckend sein, was aber G a st o n Briese und George Burghardt auf diese Weise zu- sammengemanscht haben, war ungenießbar. Man nannte die Sache einfach nach dem Hauptschlager„Komm in den Park von Sanssouci ", beschwor den allen Fritzen und ließ ihn sich in Ehestistungsoersuchen ergehen. Man quasselle etwas von Krieg und Garde, den Höhe- punkt bildet« aber Fritzens Rückkehr aus irgendeinem Kriege, unter- malt vom Fridricus-Rex-Marsch. Da rast« das Volk,— wollte sagen die Claque. Gespiell wurde ganz brav im herkömmlichen Stil blöder Operetten(Willy Cooper und Aldo v. Paul, Gustav Mahnte und L u Key als die beiden traditionellen Liebespaare). George Burghardt gab den alten Fritz getreu nach Mäxchens Bilderbuch. Nur eine Frage: Wozu macht man eigentlich derartiges „Theater "? Wir haben doch heute den Kopf so voller Sorgen, daß wir knapp Zeit für wirkliche Kunst haben. Für derartigen Blödsinn ist aber jede Minute zu schade._ Waller Jacobi.
Nichtraucher. Szene: Ein Stadtbahnwagen dritter Klasse. Nichtraucher. Zeit: Wochentags, gegen drei Uhr nachmittags. Der Wagen war ziemlich voll, nur ein Fensterplatz mir gegen- über war frei. Neben mir saß eine weite Kotott«, schräg gegenüber ein höchst vornehm dreinblickender Herr, der«igenttich in die zweite Klasse zu gehören schien. Bahnhof Jannowitzbrück«: Die Tür schiebt sich auseinander, ein neuer Fahrgast steigt, vielmehr torkelt zu. Sein Mund durchströmt den ganzen Wagen mit Spiritusdüsten. Cr schliddert durch den Gang, entdeckt den freien Platz, stolpert über die Beine des Vornehmen, der merklich zusommenguckt, und läßt sich dann breit und behaglich am Fenster nieder. Nach einiger Zeit schien er Langeweile zu kriegen: Er mavZtt sich brabbelnd zu seinem distinguierten Nachbarn zweck Uill-�ltuug. Der Distinguierte wandte sich verächtlich ab: der also Zll-gewiesene quittiert« mit einem kurzen: „Na. denn nicht!" und sank tiefer in sich zusammen. Und dann geschah plötzlich das Ungeheuerlich«. Er faßte schwer- fällig in die Tasche, zog eine tadellose Zigarre heraus, schob sie zwischen die Zähne, biß ab. spuckte aus und steckte sie wieder in den Mund. Dann krabbelte er von neuem in seinen Taschen rum. Alle» seelenruhig. Der Wagen war aufmerksam geworden. Spannung ergriff jeden: „Würde er es wagen?... Würde er gegen alte heilige Gesetze oerstoßen und hier im Nichtraucherwagen...?' Es war nicht aus- zudenken. Der mit der Zigarre Bewaffnet« schien!n seinen Taschen da» Gesuchte nicht zu finden. Cr wandte sich nochmals an seinen Nachbarn: „Ham Se villeicht Streichhölzer?" - Der Vornehme erstarrte endgültig zu Eis. Der wieder Zurück- gewiesene fuhrwerkte nochmals in den Taschen rum, zog schließlich eine Schachtel zutage, betrachtete sie einen Moment, öffnete und entnahm ihr ein Streichholz. Die Spannung war aufs höchste gestiegen. Man beobachtete jede Bewegung des Mannes. Man starrte ihn an, wie wenn er jede Minute explodieren würde Keiner sagte einen Laut. Di« Eumeniden schienen zu rauschen. Es war fast feierlich. Ritsch, machte plötzlich das Streichholz, ein Flämmchen flackert«
in der Luft, die Zigarre glühte auf und im nächsten Moment ent- wallte dem frevelhaften Munde eine dicke, blaue Wolke. Hinein in die klare, jungfräuliche Lust des Nlchtraucherwagens. Der Bann war gebrochen. Keiner protestierte. Die einen hatten Vergnügen an der Sache gefunden, die anderen waren nicht mutig genug. Nur mein elegantes Gegenüber hauchte ein kaum hörbares: „Empörend" in die Luft. Der kühne Raucher aber schien über- Haupt nicht zu merken, welche Sensation er entfacht hatte
Gegen die Vernichtung der Gpittelkolonnaden. Der Senat der Preußischen Akademie der Künste hat gegen die Vernichtung der Spiltelkolonnaden in der Leipziger Straße in Berlin seine Stimme erhoben und sich gegen eine Vernichtung dieses wert- vollen Baudenkmals ausgesprochen. Wie der Amtliche Preußische Presiedienst mitteill, hat Prof. Max Liebermann , der Präsident der Akademie der Künste, sich in einem Schreiben an Oberbürgermeister Dr. Böß nicht nur als Präsident der Akademie und Vorsitzender des Senats für die Erhallung der Kolonnaden eingesetzt, sondern auch als Ehrenbürger der Stadt Berlin , die leider immer Lrryer an historischen Resten ihrer einstigen Kultur aus der Barock- und klassizistischen Zeit wird. Um den Preis von 10 000 den eine Gruppe von Theater- freunden für das beste deutsche Gesellschaftsstück ausgesetzt hat, haben sich mehr als 450 Einsender beworben. Das Preisrichterkollegium hat sich für die Arbeit„Menschen wie du und ich" entschieden.— Manuskripte, denen kein Rückporto beigelegen hat, oder die nicht bei Rechtsanwalt Dr. Georg Hamburger, Berlin , Potsdamer Str . 126, abgeholt werden, werden nur bis zum 15. Juni 192g aufbewahrt. Der Meteor vom 14. April. Die Prager Sternwarte bringt aus Grund eingehender Beibachtung einen detaillierten Bericht über die Bahn des großen Meteors vom 14. April d. I. Der Meteor flammte 55 Kilometer östlich von München etwa in Höhe von 120 Kilo» meter auf und nahm sein« Bahn in nordnordöstlicher Richtung. Zehn Kilometer von Fürth (im Walde) überschritt er in der Höhe von etwa 90 Kilometer die Grenze Böhmens und setzte seine Bahn gegen Pilsen fort, um an Komotau vorbei, zum zweiten Mal die Grenze Böhmens zu überschreiten, und endlich 25 Kilom«ter nördlich von Chemnitz in der Höhe von 39 Kilometern zu erlöschen. Diese ganze Bahn von 300 Kilometern, so sagt der Bericht, zu der ein Flugzeug «ine Stunde benötigen würde, durchschoß der Meteor in sechs S«- künden, also mit einer Geschwindigkeit von 50 Kilometern in der Sekunde. Amerikanische Zensur. In Amerika herrscht große Aufregung über ein Urteil, das der Richter Warren B. Burrows von Neu- England gegen die bekannte Schriftstellerin Mary Ware Denn«tt gefällt hat. Die in Fachliteraturkreisen sehr bekannte Autorin hatte ein Buch über die Entstehung des Menschen veröffentlicht und wurde dafür mit fünf Jahren Gesängnis bestraft. Der Richter fand es nicht für nötig, einen Sachverständigen zu hören. Zwei Milliarden Menschen auf der Erde. Nach dem neuesten Bericht des Internationalen statistischen Institut« im Haag" wird die Bewohnerzahl unseres Erdballs gegenwärtig auf üb«r zwei Mil- liarden Menschen geschätzt. Im Jahre 1910 betrug diese Zahl 1 Milliarde 500 Millionen. Die Einwohnerzahl hat sich also in weniger als 20 Iahren um 24 Proz. vermehrt. Die Verteilung auf die einzelnen Erdteile wird nach ungefähren Schätzungen solaeiider- maßen angegeben: Asien 950 Millionen. Europa 550 Millionen. Amerika 230 Millionen, Afrika 150 Millionen, Australien 7 Millionen. Unter den europäischen Staaten ist Rußland mit 115 Millionen der volkreichste: die kleinste Bevölkerung hat Island mit 95 000 Ein- wohnern Dasjenige Land, das die meisten Bewohner auf den Quadratkilometer hat, ist Java.