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7lr. 222* 46. Jahrgang
1. Beilage des Vorwarls
Mittwoch, 46. Mai 4S29
Zeuge Hoelzner vor dem Eid. Dramatisches aus dem Oujardin-Prozeß.
Insterburg  , 14. Mai.  (Eigenbericht.) Im weiteren Verlauf der Zeugenvernehmung betonte Rechts­anwalt Krause, der von seiner Schweigepflicht entbunden worden war, als Zeuge, daß Hoelzner, der sehr erregbar sei, ihm den nächt- lichen Zwischenfall und die Prügelei erzählt habe. Er habe dem Mann gesagt, daß er sich mit der Mißhandlung bei einer Eheschei- dung ins Unrecht gesetzt habe. Außerdem Hab« er die Ve- fürchtung gehabt, daß bei der Scheidung die Mordaffäre wieder ausgerollt worden wäre. Er riet deshalb zu einer Verständigung. Später habe Hoelzner ihm erzählt, daß er Freunden gegenüber seine Erzählungen übertrieben habe, um eventuell Material, gegen seine Frau in der Hand zu haben. Der Zeuge war von der Unschuld der Frau Iaquet überzeugt, aber auch Dujardin, der sehr klar war, beteuerte stets seine Unschuld. Das Gericht hörte dann den jetzigen Landgerichtsrat D i e t» r i ch, der zur Zeit der ersten Instanz Anklagevertreter war. Der Zeuge erklärte, Dujardin habe nur einen Moment den Kopf ver- loren. als der damalige Vorsitzende ihm eröffnete, daß das Gericht auf Mord erkennen könne. Regierungsrat Kopp: Ich verstehe nicht, Herr Zeuge, daß das Erschrecken eines Angeklagten Sie in Erstaunen gesetzt hat, als diesem Verurteilung wegen Mordes und damit verbundenHinrichtung" vor Augen gehalten wurde. Zeuge: Dujardin fing an zu überlegen. Regierungsrat Kopp: Natürlich, er muhte überlegen, denn der Vorsitzend« erwartete doch eine Antwort. Vors.: Jedenfalls, Herr Zeuge, ist das nur Ihre Ansicht. Sie kann ja richtig oder falsch sein. Nach der Mittagspause wurde der ehemalige Verteidiger des Angeklagten, Rechtsanwalt Schandau  , vernommen. Staatsanwalt: Hat Dujardin Ihnen jemals ein Geständnis ab- gelegt? Zeuge: Niemals. Er hat stets energisch seine Unschuld beteuert. Dann wurde unter allgemeiner Spannung der Ehemann der Arau hoelzner, Paul hoelzner, als Zeug« ausgerufen, der vom Vorsitzenden besonders ernst aus seine Pflicht, die Wahrheit zusagen, hingewiesen wurde. Der Vorsitzende kam alsbald auf die ernsten Zerwürfnisse Hoelzners mit seiner Frau zu sprechen. Der Zeug« schilderte, daß er spät abends nach Hause gekommen und mit seiner Frau in Streit geraten sei. Beide hätten sich geschlagen. Vors.: Zeugen sagen, daß Ihre Frau Sie so gewürgt habe, daß die Merkmale deutlich zu sehen waren. Zeuge: Las ist nicht richtig, meine Frau hat mir nur die Arme gedrückt. Ich l>abe die Sache schlimmer dargestellt, um im Falle einer Schei­dung nicht alimentieren zu müssen. Meine Frau hat ja bei der Prügelei auch etwa? abbekommen. Vors.: Hören Sie mal, die Zeugen bekunden, daß'Ihre Frau tagelang liegen mußte, daß ihr die Haut am Kopf herunter hing und der ganze Körper braun und blau war. Das ist doch wohl mehr als etwas". Di- unmenschlichen Mißhandlungen der Frau müssen doch«inen Grund gehabt haben? Z« u g  «: Ich war eben betrunken. Vors.: Anderen haben Sie erzählt, daß Ihre Frau Ihnen eine Schnur um den Hals gelegt habe? Zeuge: Das ist ausgeschlossen! Vors.: Dann haben also die Zeugen hier«inen Meineid geleistet? Zeuge(nach langer Pause): Ja. Ich habe auch nicht gesagt, daß meme Frau mir«m Geständnis abgelegt hat. A or j.: So weit sind wir ja noch gar nickst. Sie haben doch ober nach der Prügelei die Polizei benachrichtigen wollen. Warum denn? Z e u g e(stotternd): Ich dachte, meine Frau würde die Oberhand bekommen wegen der Prügelei, deshalb ging ich ja auch auf lange Wochen weg. Ich fürchtete, meine Frau würde sich scheiden lassen. Vors.: Dann hatten Sie doch erst recht zu Hause zu bleiben, um Ihre Frau zu versöhnen. Zeuge: Ich war eben zu aufgeregt damals. Der Zeuge, der sich fortwährend in Widersprüche oerwickelte, schilderte weiter, daß sein Freund Klemens, dessen Aussagen am Vormittag Sensation erregten, aus egoistischen Motiven falsche Ge- rächte ausgesprengt habe. Vors.: Zeuge, Sie stehen unter Eid! Sie können auf solgende Frage die Antwort verweigern: haben Sie gesagt, daß Sie mit einer Mörderin nicht zum Abendmahl gehen?
Zeuge: Davon weiß ich nichts.(Große Bewegung.) Vors.: Herr Zeuge, Sie sind in einer sehr prekären Lage, wie ich zugebe. Sie müssen aber an die Verantwortung Ihrer Aussage denken. Können Sie das gesagt haben? Zeuge: Ich kann es nicht gesagt haben. Vors.: Es ist doch aber klar, daß der andere so etwas sich gemerkt hat. Das ich doch eine furchtbare Bekundung eines Ehe- mannes über seine Frau. Aus welchem Grunde soll der Zeuge etwas Falsches bekundet haben. Zeuge: Ich würde doch dann mit meiner Frau nicht einen Tag länger zusammengeblieben sein. Vors.:Ihre Frau soll oft nachts fromm« Lieder gesungen haben und sie haben Clemens gesagt, daß Ihnen bei dem nächtlichen Singen immer unheimlich wurde." Zeuge(sich das Gesicht trocknend): Ich____ vielleicht____ möglich." S t a a t sa n w.:Wahrscheinlich hat der Zeuge es so gemeint..." Vors.:(scharf): ,�«rr Staats- anwalt, ich bitte, Ihre Fragen für später aufzubewahren. Sie durchkreuzen stets meine besten Absichten. Herr Zeuge, haben Sie ihrem besten Freunde Clemens nicht gesagt, daß er die Staatsanwaltschaft alarmieren solle, wenn Ihnen etwas passiere?" Zeuge:Ich kann mir so etwas gar nicht denken... Vors.: ,�at Ihre Frau Ihnen über eine Beteiligung an der' Mordsache Iaquet Andeutungen gemacht? Sie können die Antwort verweigern." Zeuge:Niemals, ich bin irberzeugt, daß meine Frau nichts damit zu tun hat." Vors.:Also warum machten Sie Ihrem besten Freunde solche gräßlichen Andeutungen?" Zeuge:Ich halte das für ausgeschlossen." Vors.:Haben Sie nicht einmal von ihrer FrauLebensöl" bekommen, nach dem Sie erkrankten. Haben Sie Ihrem Freunde Clemens nicht gesagt, nur ihre Pferdenotur habe Sie gerettet?" Zeuge:Möglich' Vors.: Also muß ich zusammenfassend feststellen, daß von all den furchtbaren Beschuldigungen, die Sie dem Elemens und anderen Leuten über Ihre Frau gemacht haben, nichts in Ihrem Gedächtnis hasten geblieben ist." Der Zeuge schweigt. Die im Anschluß hieran vernommene Ehefrau des Kaufmanns Clemens schilderte die Zerwürfnisse des Ehepaares Hoelzner ähnlich so, wie ihr am Vormittag vernommener Mann. Sie fügte noch hinzu, daß Hoelzner bei dem ersten Versöhnungsversuch große Angst vor seiner Frau gehabt habe und vor dieser in die Ecke geflüchtet sei, wobei er schützend einen Arm vor das Gesicht hielt. Der Vor- sitzende stellte der Zeugin den Ehemann Hoelzner gegenüber, der sich jedoch wieder an nichts erinnert und behauptete, daß die Zeugin aus Gehässigkeit gegen ihn aussage. Der Vorsitzende ver- warnt« daruf den Zeugen Hoelzner auf das eindringlichste vor der Vereidigung, da ein leichtfertiger Eid sein Leben zerstören würde und es hier um das Schicksal von mehreren Menschen gehe. Der Zeuge Hoelzner, der nun erklären sollte, ob er seine Aussage noch in einzelnen Punkten zu korrigieren habe oder ob er über die Fäll«, die seine Frau in so furchtbarer Weise belasten, die Aussage verweigern wolle, überlegte minutenlang, wobei er in furchtbarster Erregung immer wieder von Kopf und Gesicht den Schweiß abwischte. Der Zeuge, der genau wußte, daß von seiner Entscheidung das Schicksal seiner Gattin abhängt, konnte mit sich nicht ms Reine kommen. Aus diesem Grunde ge- währte das Gericht eine große Seltenheit ihm eine Ueber- leguzrgszrjst.his zum Donn.erztag moxgxn. Dann soll' Hoelzner erklären, was er unter seinem Eide bekunden will und was nicht."........"' Am Dienstag, dem 21. Mai, 3. Pfingstfeiertag nachmittags 2 Uhr Pfingstausflug aller Parteigenossinnen nach Sadowa InPferdebucht*' undSanssouci  " Kaffeekochen Fahrvorbinduno mit der Stadtbahn bis Sadowa oder mit der Straßenbahn bis CÖDeniok und von da mit der Linie 83 bis Mahl8dorf-SCid. Das Frauensekretariat
Professor Einstein verzichtet. Seutfchnationale wollen Berlin   in der Welt blamieren. Wie wir bereits berichteten, hat die deulschnalionole Fraktion der Stadtverordnetenversammlung in der letzten geheime» Sitzung die Schenkung der Stadl Berlin   an Professor E i n st e i n durch Obstruktion und durch die Drohung mit der Beschlußunfähigkeit der Versammlung zu sabotieren versucht. Pros. Einstein hat daraufhin in einein Schreiben an den Berliner Magistrat gebeten, die weiteren Bemühungen um die Schaffung eines Ruhesitzes für ihn einzustellen. Nach all den Irrungen und Wirrung«», die das Einstein- Geschenk der Stadt Berlin   bisher erfahren mußte, Ist dadurch die Gefahr heraufbeschworen worden, daß der Antisemitismus und die Berlinfeindlichkeit einer kleinen oppositionellen Gruppe von Stadtverordneten die beabsichtigte Einstein  -Ehrung völlig unmöglich macht. Es besteht aber die begründete Hoffnung, daß trotz der deutschnationalen Obstruktionsvcrsuche die Angelegen- heit in freundschaftlichem Einvernehmen mit der Familie Einstein  geregelt werden wird. Denn es wäre geradezu verhängnisvoll, wenn es dem blöden Antisemitismus der Deutschnationalen gelingen sollte, einen Mann von Weltruf und Weltrnhm den Ausenthalt in Berlin   zu verekeln. sZeppelin-Fahrt verschoben. Start voraussichtlich erst. Donnerstag früh. Friedrichshafen  , 14. Mai. Der für die Morgenstunden des heutigen Mittwoch geplante Aufstieg desGraf Zeppelin" zu seiner abermaligen Amerikareise mußte im Laufe des gestrigen Rachmittags wieder abgesagt werden, da die Wettermeldungen vom Allantik äußerst u n g ü n st i g lauteten, lieber dem Ozean tobt zur Zeit ein O r k a n, dessen Abslauen zunächst abgewartet werde» muß. Die Entscheidung darüber, wann der Start erfolgen soll, wird im Laufe des heutigen Mittwoch an Hand der zu erwartenden Wettermeldungen gefällt wer- den, doch rechnet man vorläufig mit der Abfahrt kaum vor Donners­tag früh. 2m übrigen sind die Vorbereitungen für die Amerika  - sahrl des Zeppelin bis ins Letzte getroffen, die Passagiere sind zur Stelle, Post und Fracht im Innern des Schiffes verstaut, welche Route das Luftschiff über den Allantik nehmen wird, wird sich je nach der Wetterlage erst im letzten Augenblick, vielleicht auch erst während der Fahrt über dos europäische Festland entscheiden. Für die für den Sommer geplante große Weltreise des Graf Zeppelin" sind bereits die ersten Luchungen zum preise von 7 0 0 0 Dollar für den Platz bei der hapag erfolgt. Aus Frankreich   ist, wie TU. in letzter Stunde meldet, beim Luftschissbau die Bewilligung zur Ueberfliegung französi- scheu Gebietes in der Zeil von 7 bis 9 Uhr früh cinge- getroffen. Durch diese unverständliche Zeitbeschränkung ist der Start desZeppelln" am Mikkwochmittag aussichtslos geworden. Wahrscheinlich wird das Luftschifs erst am Donnerslog in aller Frühe zn seinem Flug« aufsteigen können.
Hastbefehl gegen Roiar Cohn. Oer Llnterschlagung und llrkundenvernichiung bezichtigt. Aus Antrag der Staalsanwaltschast ist gegen den Rechtsanwalt Dr. Karl Cohn die Voruntersuchung eröffnet worden. Dem Be­schuldigten wird zur Last gelegt, in seinem Amte als Rolar Mandantengelder unterschlagen und aus Gewinnsucht ihm amtlich anvertraute Urkunden vernichtet zu haben. Da der Rechtsanwalt mit seiner Ehefrau seit dem 2S. April d. Z. offen­bar flüchtig ist. hat der Untersuchungsrichter Haftbefehl gegen ihn erlassen. Die Rechtsanwälte, die mit Dr. Karl Cohn nur die Bureaus gemeinsam hallen, stehen der Angelegenheit völlig fern.
9ack Xondon; 30)
(Berediügle Uebeneizung oon Erwin Magnus  ). In diesem Winter des Jahres 1896 wuchs Dawson mit reißender Schnelligkeit. Daylight vertaufte Grundstücke, und das Geld strömte ihm zu. Er legte es stets wieder an, so daß es noch mehr brachte. In der Tat spielte er das gefähr- liche Spiel, Unternehmen auf Unternehmen zu häufen, und das ist nirgends gefährlicher als in einem Goldsucherlager. Aber er spielte mit offenen Augen. Wartet nur. Iungens, bis der Goldfund draußen be- tannt geworden ist," sagte er zu seinen alten Freunden in der WirtschaftZum Elchgeweih".Wartet nur bis zum Frühjahr, dann werdet ihr sehen, wie sie kommen. Erst eine Ahteilung zum Sommer, wie sie standen und gingen, dann eine zuni Herbst, schon besser ausgerüstet, und im nächsten Frühsahr wieder eine Abteilung oon fünfzisitausend Mann, Nor lauter Chechaquos könnt ihr die Erde nicht mehr sehen. Und das ist erst der Anfang. Was wollt ihr machen?" Was willst du machen?" fragte einer seiner Freunde, Nichts," antwortete er.Ich habe selbstverständlich schon meine Vorbereitungen getroffen. Ein Dutzend Leute habe ich den Jukon hinaufgeschickt, um für Bauholz zu sorgen. Wenn der Fluß aufbricht, sollt ihr Flöße zu sehen kriegen. Die Häuser? Die werden gerade so viel wert sein, wie die Leute im nächsten Herbst dafür zahlen können. Die Holzpreise werden bis in die Wolken steigen. Ich erwarte zwei Sägemühlen, die über die Pässe kommen, sobald die Seen eisfrei sind. Und wenn ihr glaubt, daß ihr Holz braucht, so will ich jetzt schon mit euch abschließen drei- hundert Dollar für taufend Stämme, roh." Gut belegene Eckgründe wurden in diesem Winter für zehn- bis dreißigtaufetzd Dollar verkauft. Daylight sandte den Neuankömmlingen über die Pässe Nachricht entgegen, daß sie Holz mitbringen sollten: infolgedessen arbeiteten seine Sägcmühlcn im Sommer Tag und Nacht in drei Schichten, und er behielt noch Holz genug übrig, um Blockhütten zu bauen. Diese Hütten wurden mst dazugehörigem Grundstück
für ein bis mehrere tausend Dollar das Stück verkauft. Die eingehenden Gelder wurden sofort wieder in anderen Unter- nehmungen angelegt. Er wandte und drehte das Gold, bis alles, was er anfaßte, sich in Gold zu verwandeln schien. Aber dieser erste wilde Winter nach Earmacks Fund lehrte Daylight vielerlei. Trotz seiner verschwenderischen Veranlagung verlor er nicht das Gleichgewicht. Er sah die wilde Vergeudung der neuen Millionäre und konnte sie durchaus nicht verstehen. Zwar widersprach es nicht seiner Natur und seinen Anschauungen, einmal alles auf eine Karte zu setzen und in einer Nacht durchzubringen. Das hatte er selbst in jener Poternacht in Circle City getan, als er fünfzig- tausend alles, was er besaß verlor. Aber die fünfzig- taufend hatte er nur als den Beginn von etwas Größerem betrachtet. Wenn es um Millionen ging, dann war es etwas anderes. Ein solches Vermögen durfte man nicht auf den Boden der Wirtshäuser ausstreuen, wie die neuen Millio- näre, die allen Sinn für die Wirklichkeit verloren hatten, es buchstäblich mit dem Inhalt ihrer Elchlederbeutel taten. MacMann zum Beispiel machte in einem Wirtshaus eine Zeche von dreißigtausend Dollar: und der grobe Iimmie brauchte hunderttausend monatlich, um vier Monate in Saus und Braus zu leben, bis er schließlich in einer Märznacht betrunken in den Schnee fiel und erfror: und Wasserfall-Bill, der drei wertvolle Claims mit seinen wahnsinnigen Aus- fchweifungen durchgebracht und sich dreitausend leihen mußte, um fortzukommen, hatte er hundertundzehn Dutzend Eier, die der Markt von Dawfon aufwies, für vierundzwanzig Dollar das Dutzend aufgekauft und dann seinen Wolfshunden vorgeworfen, nur weil eine junge Dame, die ihn genasführt, gerne Eier. Champagner wurde zu vierzig und fünfzig Dollar die Flasche verkauft, Dosenaustern zu fünfzehn Dollar. Daylight machte diesen Wahnsinn nicht mit. Er hatte nichts dagegen, die ganze Wirtsstube mit Whisky zu fünfzig Cent das Glas zu traktieren, aber irgendwo in seiner ausschweifenden Natur lehnte sich ein Sinn für Schicklichkeit und Rechenkunst dagegen auf, fünfzehn Dollar für den Inhalt einer Austerndose zu bezahlen. Andererseits gebrauchte er vielleicht mehr Geld, um Leuten zu helfen, die sich wirklich in Not befanden, als die neugebackenen Millionäre für ihre sinnlosen Ausschweifungen, Vater Iudge am Hospital hätte oon weit wertvolleren Ge- schenken als den ersten zehn Sack Mehl erzählen können. Aber fünfzig Dollar für eine Flasche Champagner! Das war un- finnig, Und doch konnte er gelegentlich noch eines seiner asten,
lärmenden Feste geben. Aber er tat es aus anderen Gründen. Man erwartete es von ihm, weil es so seine Art seit alters her gewesen. Und dann konnte er es'sich leisten. Aber er machte sich nicht mehr soviel aus dieser Art Zerstreuung. Sein Machtgefühl hatte sich in einer anderen Richtung entwickelt. Es war zur Begierde geworden. Obgleich er bei weitem der reichste Minenbesitzer in Alaska   war, wollte er doch noch reicher werden. Cs war ein hohes Spiel, das er spielte, und er liebte es mehr als sonst irgend etwas. Auf gewisse Weise wirkte er schöpferisch. Er tat etwas. Eine andere Seite in seiner Natur wurde angeschlagen, aber er konnte über eine gelungene Millionenspekulation in Eldorado Claims nie die gleiche Freude fühlen wie beim Anblick seiner arbeitenden Sägemühlen oder der großen Flöße, wenn sie den Fluß hin- abfahren sollten und sich in dem großen Wirbel oberhalb der Moofehide Mountain gegen das Ufer schwangen. Gold war selbst in der Wagschale nur ein abstrakter Begriff. Es re- präsentierte andere Dinge, verlieh die Macht, etwas zu schaffen. Aber die Sägemühlen waren die Dinge selbst, sie waren konkret und greifbar, und man konnte weitere Dinge mit ihnen schaffen. Sie waren Wahrheit gewordene Träume, die unzweifelhafte Verwirklichung eines Märchens. Mit dem Sommerzustrom von draußen kamen die Be- richterstatter der großen Blätter und Zeitschriften, und alle schrieben sie in erster Linie über Daylight. Er wurde für die Welt die mächtigste Gestalt Alaskas  . Als einige Monate später der spanische Krieg ausbrach, vergaß man ihn natür- lich darüber, aber in Klondike selbst blieb Daylight ständig die hervorragendste Persönlichkeit. Wenn er die Straßen von Dawson durchschritt, wandte sich jeder Kopf, üm ihm nach- zusehen, und in den Wirtschaften betrachteten ihn die Che- chaquos ehrfurchtsvoll und ließen ihn kaum aus den Augen, solange er in Sicht war. Er war nicht nur der reichste Mann im Lande, nein, er war Burning Daylight, der in der ersten Frühzeit dieses jungen Landes über den Chilkoot den Pukon hinabgekommen war, um die älteren Giganten, Al Mayo und Jack MacQuestion, zu treffen. Er war der Burning Day- light von Hunderten wilder Abenteuer, der Mann, der der eingefrorenen Walfängerflotte Botschaft über die öden Tundren gebracht, der im Laufe von sechzig Tagen die Post von Circle City nach Salt Water und zurück gefahren, der im Jahre 1891 den ganzen Tanana-Stamm vor dem Hunger- tode gerettet hatte, kurz, der Mann, der die Phantasie der Chechaquos stärker in Anspruch nahm als ein Dutzend anderer Männer auf einmal.(Fortsetzung folgt.)