Unterhaltung unö �Dissen jz».
Sdv. Welle-Strand: (Schluß.) Weder Hüti noch Joski setzten ihren Fuß wieder in die Kaffee- stub«. doch besucht« Joski das Kvänemnädet ein paarmal. Die Brüder gingen einander an Bord des Schiffes vorbei und brüteten Rache. Und eines Tages versuchte cheiti, den Joski, der sich über eine Taurolle beugte, mit dem Messer aufzuschlitzen. Der Schiffer warf sich dazwischen, und cheiki wurde in den Lastrapm gesperrt. Der Schiffer wollte keinen Mord an Bord seines Schiffes haben, solange dies im Hafen lag. Als Joski das lctztcmal bei dem KvSnenmädchen war. schwur es ihm hoch und heilig, ihm treu zu bleiben, solange er dort oben im Eise war. Und sie wurden einig, sich im Herbst zu heiraten, falls er soviel auf seiner Reis« verdiente, daß st» es konnten. e- Meilenweit dehnte sich das Eis vor dem SeehundfSnger aus. Wenn die Sonne in«inigen seltenen Augenblicken dt« schweren, grauen Wolkenmassen durchbrach, strahlt« das Eis wie prachtvolles Kristall in den herrlichsten Farben. Doch ohne den goldenen Sonnen- strahl waren die Eismassen nichts weiter als eine schmutziggrau«. ausgestorbene Wüste. Die Fangmanns chast hatte Tag für Tag da« Eis mit Seehunds» Mut gefärbt, und die verfolgten Tiere hatten stch nun weiter in das Eis zurückgezogen, um ihren Verfolgern zu entgehen. Schwer und klotzig wälzt sich der Seehund über das Eis, bis er ein Loch darin findet, in dem er oerschwinden kann. Doch die Fangmannschaft verfolgt ihn, und breite Blutstreifen bezeichnen den Todesweg des Seehundes auf dem Eise. Die täglich« Schlachterei bringt die Fänger in derartige Cxtas«, daß ihnen dies blutige Schauspiel geradezu zur Wollust wird. Sie mähen den Seehund in einer Art krankhaften Dämmerzustand nieder und vermögen es kaum, ihn richtig zu töten. Und so liegen die verwundeten Tiere auf dem Eis« und verbluten, zitternd« Todesangst in ihren Blicken. Sie übcrschwammen das ganz« Fahrzeug mst Blut, und der süßliche Blutgeruch stumpfte der Fänger Gefühle vollends ab. Sie wurden roh und brutal im Umgang miteinander. Die beiden Fischerjungen stürzten sich mit derselben Leiden- schaft in die Seehundsmorderei wie oll« and«ren, doch kamen sie nie zu derselben Abteilung. Nur ein Fehlschuß, und es wäre ein Mann weniger an Bord gewesen. Heiki wartete nur auf die Gelegenheit, um Joski«ins versetzen zu können, und er versucht« oft. ihm während der Mörderei auf dem Eise nah« zu kommen, doch stet» war der eine oder andere zur Stelle, um aufzupassen, daß die beiden Gegner einander nicht zu nahe kamen. Als der Seehundefang spärlicher zu werden begann, verteilten sich die Fänger mehr und mehr über das Eis, und die Jagd artete sich zu einem reinen Wettlaus zwischen den Eismeerfahrern au». Jetzt achtete niemand mehr auf die beiden Jungen«, und so geschah «S eines Tages, daß sich«in Kampf um«ine» Seehund zwischen den beiden entspann. Joski tötete das Tier, und Heiki kam in wildem Lauf dohergestürmt, um ihn mit dem Seehundshaksn nieder. zuschlagen. Er stolpert, jedoch über eine Unebenheit im Eise, und das Ssehundseisen flog in weitem Bogen fort von ihm. Bevor er einen neuen Ueberfall ine Werk setzen konnte, war Joski auf seinem Posten. .Wolltest du mich wirklich niederschlagen, Heiki?' fragte Joski. Sein Bruder wurde dunkelrot und schlich sich davon. Eines Tages wurden Walrosss am Rande des Eises gesichtet. snd die Fänger zogen auf Jagd nach ihnen aus. Sie waren in zwei Boote verteilt und ruderten vorsichtig nach dem Eise, auf dem
3>aul Xandau: Müh tt Auf den Straßen klingen jetzt wieder in der warmen Luft die hellen Kinderstimmen, die die uralten Lieder singen. Sie ahnen nicht, daß Erbgut einer fernen Vergangenheit in diesen Reimen aufklingt und daß dies« Kinderlieder ein Schatz deutscher Poesie sind, den die Wissenschaft seit den Tagen Herders und des jungen Goethe gehoben hat...Mein Gott ! wie trocken und dürre stellen sich doch manch« Leute die Seele eines Kindes oorl" ruft Herder . die Schönheit des alten Kinderliedes bewundernd, in„Von deutscher Art und Kunst' 177Z aus.„Und was für ein große, treffliches Jdeal wäre mir dasselbe, wenn ich mich je in Liedern dieser Art versucht«. Ein« ganz«, jugendlich kindlich« Seele zu füllen. Gesänge in sie zu legen, die, meistens die einzigen, lebenslang in ihnen bleiben— welch ein Zweck, welch ein Werk!' Der große Vor- ahner der Romantik umfaßte auch diese zarten„Stimmen der Bplker. die aus unmündigen stetsten kommen, mit seiner Liebe und hat auch hier die Pfleg« und Bewahrung der volkstümlichen Tradition eingeleitet. Jn den Sammlungen der Arnim» Brentano und der Brüder Grimm in„Des Knaben Wunder. Horn' und den„Kinder- und Hau-märchen'. trat dann zuerst das KinderliÄ) als da» kleinere, zierlicher gebaute, aber nicht minder schön« und frische Geschwister neben Volkslied und Märchen. Als frühester systematischer Erforscher hat Karl S im rock in seinem „Deutschen Kinderbuch"(1848) die Blümlein aus dem Kindergarten unserer Poesie zum mächtigen Strauß« gewunden-,(573 Liedchen. Scherz«. Spielrcime. Rätsel usw. bracht« er zusammen, und 50 Jahre später war die Anzahl in der großen Sammlung von Franz Magnus Böhme auf gegen 3000 angewachsen. Unermüdlich ist seitdem weiter gesammelt worden ür allen deutschen Gauen, und die Ernte ist woÄ so ziemlich in den Schonern. Unbekannt und ungenannt sind die Schopfer der Lieder. Eltern und Kinder. Onkel und Tanten. Muhmen und Bosen haben daran mitgedichtet, und daß dem Kindesgeist sein gut Teil, ja wohl da» beste, am Entstehen dieser Vers« gebührt, das zeigt die bunt« Lebendigkeit der Phantasie, die Stern und Blum«. Sott und Tier, da« Fernst» und das Nächste mit unbefangener Freud« verbindet und in naivem Tiefsinn di« Geheimnisse des Lebens ausdeutet, das beweist die sprunghafte Unordnung des Denkens, die das Zufälligst« in überraschender und ergreifender Weise aneinandergliedert. und die natürlich« Nachlässigkeit der Form. Ueberall schimmern Spuren einer uralten Vergangenheit durch, deren stch die Dichten- den nicht bewußt sind, die sie nicht verstehen und io verdrehen und die doch chre ehrwürdige Bedeutung bewahren. Uralt sind manche
Sismeerfahrer zwei Walrosse lagen und sich sonnten. Es war Paarungszeit und di« Tiere voller Brunst und Leidenschaft. Sie lagen und drückten sich liebkosend aufeinander. Dann und wann stießen sie tiefe Kehl - laut« aus,«in lautes, unartikuliertes Brüllen, das weit über dos Eis tönte. Jn ihrer Geilheit stießen sie ihre mächtigen Hauer in das Eis, daß es, in klein« Stückchen zerfetzt, um sie herumspritzte. Und da der Wind aus ihrer Richtung kam, witterten sie die Menschen nicht. Das Boot näherte sich vorsichtig dem Tisrande, unbemerkt von den Tieren, die, in ihrem Paarungsspiel fortfahrend, lauter und lauter brüllten. Und schließlich war das Boot auf Schußweite herangekommen. Joski, der der Schütze des«inen Bootes war, legte an, ein dumpfer Knall, und das ein« Walroß hob sich beinahe senkrecht in die Luft und fiel dann aus das Eis zurück. Das andere Tier, das nicht verstand, was seinem Gefährten geschehen war, schnupperte an dessen Brust, aus der es rot hernjeder- rann und leckte dos Blut, das sich im Schnee vergrub. Es wußte nicht, daß sein Männchen tot war. Doch da ging plötzlich ein Ruck durch das Tier, und es blieb bewegungslos liegen. Heiki hatte es geschossen. Als die beiden Boote am Eisrande lagen, sprangen die beiden Schützen zuerst auf da« EI« und liefen zu den Tieren hin. Joski hatte schon sein Messer bereit, um dem einen der beiden Tiere da« Fell abzuziehen. Doch da geschah etwas. Wie ein Stoß ging es plötzlich durch das Tier und es erhebt sich unter rasendem Brüllen. Und es macht einen Satz auf dem Eise und wirft sich über Joski,«he er auch nur Zeit bekommt, mit einem neuen Schuß dem Leben des Tieres ein End« zu machen. Weißer Atem schlägt ihm aus des Tieres rotem Rachen entgegen, es schlägt mit den Hauern nach ihm. verfehlt ihn jedoch und haut in das Eis hinein, daß ein weißer Regen den schwarzen Menschenleib umgibt. „Hilf mir, Heiki.' stöhnte Joski,„hilf mir.' Heiki kämpft einen harten Kampf mit sich selbst. Run war sein Bruder, dem er so lange nach dem Leben getrachtet hatte, verkauft. Das Walroß würde ihm mit seinen Riesenzähncn den Leib auf- reißen. Und wenn Joski nicht mehr war, würde er ihn schon bei der Lyllimeti ausstechen. Doch Joskis wundes Hilfestöhnen klang ihm wieder in den � Ohren, und mit einem Male war er wieder in feine Kindheitssahre zurückversetzt, als er und Joski unzertrennlich in Spiel und Arbeit waren. Das Gute in ihm siegte. Er hob das Gewehr und drückte los. Als sich der Pulverdampf oerzogen hatte, lag das Walroß in Todeswindungen neben Joski auf dem Eise. „Jch danke dir,' Heiki.' Joski drückte seinem Bruder die Hand. Tränen liefen ihm über die Wangen. Das Walroß hatte mit feinen Hauern nur feine Schuller ge- streift, und er war nicht so geschwächt, daß er nicht beim Fell- abziehen helfen konnte. Von diesem Tage an hiellen die beiden Jungen» wieder zusammen wie früher. Doch als das Schiff im Herbst wieder nach Hammerfest kam, waren'die Eismeerfohrer ge» spannt, ob die Freundschaft wieder in die Brüche gehen würde. wenn das Kvänenmädchen dazwischenkam. Doch gerade ihretwegen hielt sie doppell gut. Zlls Joski spät am Abend m das Hinterzimmer der Kasseestube trat, fand er«inen Russen bei dem Kvänemnädel. Er schlich sich, ohne Aufheben zu machen, wieder davon. Als er an Deck kam. flüsterte er Heiki zu: „Lylli geht mst jedem, der es will.' „Gut, daß ich das Walroß da geschossen habe,' antwortete Heiki und wälzte sich in seiner Koje auf die andere Seite. lDnechtlgU Utbertrasung von Huri ReeSorst.)
•___ M___-»•
Reime und Formeln, die alle Kennzeichen des germanischen volks- tümlichen Verses haben, uralt die Blumenorakel, die Wundsegen, mit denen man noch heute die Schmerzen der Kinder bespricht wie zur Zeit der Merseburger Zaubersprüche(„Heile, heile� Kätzchen...' ist zum Beispiel die Anrufung des heiligen Tieres der Göttin Hotda): uralt sind di« Ringelreihen. Rest« der frühesten hymnischen rntd chorischen Poesie(die Kinver, die im„Hollerbusch" sitzen, sind in Holhas unterirdischem Reich). Aus dier Tiefe einer alles belebenden Naturreligion, wie es die germanische war, ist das Kinderlied geboren. Tiere und Pflanzen sind ihm di- besten Spielgefährten: es grüßt die Käfer und Vögel wie Wind und Wolken: beim Pfoifenschneiden und Beerenpflücken sprechen die Kinder mit Rohr und Früchten. Mond und Schnee sind gute Gesellen: Sonne und Regen werden in Liedchen gepriesen. die an di» allen Sonnen- und Regenkulle gemahnen. Der deutlichste Beweis für das Fortleben germanischer Sonnenverehrung ist die große Rolle, die Frau Holle, die Holda der Mythologie, die Göttin der Sonne und der Liebe, spielt. Sie spendet Regen und Sonnen- schein und schüttelt die Schneeflocken aus ihrem Bett. Jhr Baum, die Linde, ihr heiliges Kraut, der Rosmarin, kchren tn den Dersen häufig wieder, noch öfter ihr Bote, der Storch. Adebar, der Glücks- bringer, der aus Haidas goldenem Born die Kindlein zu den Menschen trägt. Auch die Rufe an den Sonncnkäser, der dann vom Ehristemum als Marienkäfer der Jungfrau geweiht wurde. gellen eigentlich der Göttin Holda, und im allbekannten Maikäfer- lied ist das abgebrannte„Pommerland" ein« Verballhornung au» Hollerland, Holdaland, dem Reich des Lichte», das der Weltenbrand der Götterdämmerung vernichtet. Sanft lesten die Wiegenlieder die Sinfonie des Kinderlieb«» ein:„Tio popeio. was raschelt im Stroh?" und„Schlaf. Kindloin, schlaf!' Jst erst da«„dumme Vierteljahr' vorbei, dann wirb der klein« Erdenbürger schon zum Mstspieler in diesem idyllischen Drama. indem er auf all die lustigen..Ammenscherze'«ingeht, als„Schwein- chen" geschlachtet(Quick, quick, quick!) oder vom„Mäuschen" ge- krabbell oder mit dem Taler, mst dem er Kuh und Kälbchsn kaufen soll, in dem Handteller gekitzell wird. Dazu kommen die lieblicheren Schmeichelreime und Koseliedchen, die Händeklatsch- und Finger- spielverschen. die Trost- und Beruhigungssprüchlei n. kurz, das be- leligends Geplauder, durch das ein« glückliche jung« Murtsr mst ihrem Kindchen Zwieiprach hält und das seinen höchsten dichterischen Ausdruck in der schlichten, geheimnisvoll tiefsinnigen.Ammenuhr' findet. Zu lufttgem Reim tanzt das Würmchen auf dem Arm, und
bald sitzt es sogar auf Schoß ober Knie und beginnt seine ersten Rostkunststücke, die eine Unzahl von Schaukel- und Kniereiterliedchen verschönen. Bold beginnen die Kleinen schon im Spiel zu lernen. Die Zählroime(„Eins, zwei, drei, Dicke, backe, bei") und die Buch- stabierscherz«(A B C. das Kätzchen l'ef im Schnee") sind die ersten Uebungen, deren heitere Lustbarkeit noch nicht? verrät von den bitteren Aufgabon der Schule. Diese Exerzitien werden dann bei den größeren Kindern komplizierter: man erzähll sich schwierige Gedächtnisübungen, wie die langatmig« Geschichte von Jockel, den der Herr ausschickt, gibt tolle Sprachscherze und Zungenspiele auf („Die Katze tritt die Treppe krumm") und entfallet einen Reichtum in anmutigen Rätseln. Kinderpredigten werden gehalten mit langen Kettenreimen und putzigen lateinischen Brocken(Quibus, quabus, die Enten gehen barfuß"). Die Ansinge- oder Jahreslieber begleiten die festlichen Umzüge des Kirchenjahres vom Bettlerspruch der Stern- singer bi» zum Weihnachtslied. Zahllos sind die Verse beim Spiel, die Auszählroim«(„Jch und du, Bäckers Kuh...*), die Texte zu den Ketten- und Reigenspielen, diesen pantomimischen Urformen eines kindlichen Dramas(„Adam hatte sieben Söhne... Sie aßen nicht, sie tranken nicht, sie machten alle so"), die Neck- und Spottsprüchlein, die lusttgen Lügengeschichten und die phantastischen Märchen, in denen es zumeist so zugeht wie im berühmten„Schnützelputzhäusei'. „Da singen und tanzen die Mäusel, da bellen die Schnecken im Häufet." „Jm Schnützelputzhäusei da geht es sehr toll, 7 da saufen die Tisch« und Bänke sich voll, Pantoffeln gar unter dem Bette...' Ja, es ist ein« seltsam krause, wurtderlich eigenwillige Welt, die Welt des Kinderliedes, die dem Großen manchmal wohl etwas ver- kehrt und verquert zu sein dünkt... Und doch gehorcht sie ihrem stillen, harmonischen Gesetz, dem leise sprechenden Gebot der Natur, das die feinen Ohren dieser der Erde so nahen Geschöpfe am besten hören.
Verschttundenes Weerungetüm Das naturwissenschaftliche Museum der sibirischen Stadt Cha- barowsk besitzt ein wertvolles Unikum: das einzig« Exemplar d-s Skeletts einer Seekuh, eines Tieres, das seit 160 Jahren aus- gestorben ist, und das einst die nördlichen Küsten des Stillen Ozeans bevölkerte. Zoologen aus Moskau werden auf Staatskosten nach Chaborowsk entsandt, um dort das vollständig erhaltene Skelett des Tieres zu studieren, das 1741 auf einer Insel der Beringstraße von dem russischen Gelehrten Steller entdeckt wurde. Damals hotte ein« Expedition Schiffbruch in der Beringstraße erlitten, und der Gelehrte, der an der Forschungsreise teilnahm, hatte durch diese Katastrophe Gelegenheit gesunden, die seltsamen Tiere, die sich in Scharen auf der Jnsel der Schiffbrüchigen aufhielten, aus nächster Nähe zu beobachten.„Diese Seetiere', berichtete Steller an die Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg ,„leben im Meere, weiden aber in großen Herden auf dem Lande. Die Eingeborenen sagen di« Tiere. , um für Vorräte an Fleisch und Fett zu sorgen. Die Seekuh, wie ich si« getaust habe, ist ein großes Tier; es hat ein« Länge von acht bis zehn Metern und wiegt ungefähr 400 Zentner. Die Haut der Seekuh hat zwei Schichten, die erst« ist schwarz oder dunkeMraun: sie Hot die Brest« eines Fingers und. ist fest w>e Baumrinde, während die zwette, untere Schicht' weiß ist und die Haut eines Ochsen an Festigkeit übertrifft. Das Fett der Seekuh schmeckt süß und viel angenehmer als das beste Ochsenfett.' Es gibt nur ein« einzige Wbildung der Seekuh, und zwar eine Zeichnung, die von einem Leutnant Wachs«!, der als Seeoffizier diese Gewässer besuchte, angefertigt wurde. Der Kopf des Tieres erinnert an den Kopf eines Pferdes mit eigentümlichen Kauplatten statt Zähnen, während der Oberkörper dem um ein Vielfaches vor- größerten Körper eines Seehundes gleicht. Der Unkerkörper erinnert dagegen an einen riesigen Fisch. Als sich im 18. Jahrhundert die Kunde von den fellsamen und wertvollen Tieren im Norden Sibiriens verbreitet hatte, zogen> Walfifchfänger in Scharen nach der Beringstraße . Eine rücksichtslose Jagd aus die vollständig wehr- losen Tiere begann. Zwanzig Jahre genügten, um die Seekühe voll- ständig auszurotten. Die letzte Seekuh wurde 1768 von dem Walfischjäger Popow erlegt.
Gab es Sozialismus im AUerlum 7 Unter den geschichtlichen Problemen, die das 19. Jahrhundert entdeckt und in den Arbeitsbereich der Wissenschaft gezogen hat, befand sich auch die Frage nach Umfang und Bedeutung der sozialen Bewegung im Altertum. Der Historiker Robert Poehl- mann, der sich jahrzehntelang der Erforschung dieser Frag« widmet-, behandelt« si« in seinem Wert„Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der onttken Welt'. Aber in unserem Jahr- hundert ist dos Vorhandensein eines Sozialismus in der Antike völlig geleugnet worden, und Max Weber gab dem in dem Say Ausdruck:„Einen Sozialismus kann es deswegen im Altertum nicht gegeben haben, weil die Grundlagen für eine sozialistische Bewegung sehllen.' Eine vermittelnde Stellung ninunt der Historiker Friedrich Oertel in der drillen, von ihm herausgegebenen Auflog« des Poehl- mannschen Werkes«in. Er faßt die sozialistischen Bewegungen nicht mehr als Einheit auf, sondern unterscheidet zwei große Gruppen: einen idealistischen und einen realistischen Sozialismus: der realisti- sehe zerfällt welter in zwei Erscheinungsformen, je nachdem er polittsch orientiert ist oder nur eine Reform der Wirtschoftsweije anstrebt. Daran, daß die Alten den idealistischen Sozialismus kannten, ist nach den Werken ihres politischen� Schrifttums, de- sonders nach Platons„Staat', nicht zu zweifeln. Beim realistischen Sozialismus macht aber Oertel gewisse Einschränkungen. Di« Ideen, die im Athen des ö. und 4. Jahrhunderts ein« so große Rolle spielten, sind stoaissozialislischer Natur: dabei handelt es sich nicht um Aufhebung de» Privateigentums, fondern nur um eine Ausgleichung der Gegensätze zwischen Arm und Reich durch Eingreifen des Staates. Eine Massenbewegung, die«n« Revolutionierung der Wirtschaft mit dem Ziel de» Kollekttoismus erstrebte, gab c« nach Oertel im Allertum nicht: der Gelehrt« fft mit Max Weber der ?lnsicht. daß die Voraussetzungen für das Aufkommen streng soziall- stischer Forderungen in der antiken Wirtschaft nicht gegeben waren. Jn einer Besprechung der„Deutschen Literaturzeitung" weist jedoch Wallher Kolbe darauf hin. daß dies« Anschauung wohl für die griechische Entwicklung des 5. und 4. Jahrhunderts, nicht ober für die' Verhältnisse der römischen Well zutreffe. Hier muß das Sklaven- Problem, da» Oertel beiseite schiebt, berücksichtigt werden, und die Ausstände, di« s«t 149 v. Chr. das Mittelmeergebiet immer wieder in Atem gehalten haben, deuten auf«ine proletarische Bewegung hin, die schon Bücher als sozialistisch im strengen Sinne des Wort-s charakterisiert hatten. �_