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Beilage

Mittwoch, 15. Mai 1929

Der Abend

Spalausgabe des

Vorwäre

Der Kopf des Hingerichteten

Neue Argumente gegen die Todesstrafe

wenn das Messer fällt,

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Nach Jahre währenden Bersuchen ist es den beiden russischen| legen- um ein Experiment vorzunehmen! Auf den fragenden Forschern Brutonento und Tschetschulin gelungen. den Blick des heftig Erbleichten fuhr Dr. Belpe au fort: Nämlich vom Rumpf getrennten Kopf eines Hundes durch Zufuhr von Sauerstoff und Nährflüssigkeit so am Leben zu erhalten, daß er werde ich Ihnen gegenüber auf dem Schaffott stehen. So schnell auf die leisesten Berührungen reagierte, schluckte, zuschnappte und sich überhaupt benahm, als sei er nicht ein schauerlich isolierter meinen übergehen. Und dann werde ich Ihnen wie möglich wird Ihr Kopf aus den Händen des Henkers in die da der Versuch Körperteil. Dieses sehr aufschlußreiche Experiment läßt einen Ber­nur überzeugend wirft, wenn er ganz einfach ist deutlich ins liner Arzt, Dr. Kurt Heymann, in der Medizinischen Ohr rufen: Herr de la Pommerais, in Erinnerung an die Ab­Welt" die naheliegende Frage aufwerfen, ob eine ähnliche Be­lebung nicht auch bei dem Kopf eines Menschen nach der Entmachung, die wir zu Ihren Lebzeiten getroffen haben, senten Sie, wenn Sie mich hören können, dreimal hintereinander das rechte hauptung möglich sei; ja, er stellt, den, Vorwurf det phantastischen Augenlid!" Utopie ruhig einstecend, denn die Utopien von heute sind die Wahrheiten von morgen die weitere Frage: Müffen wir nicht annehmen, daß

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der Kopf des Delinquenten

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gleich nach der Abtrennung noch folange etwas oder vielleicht alles perzipiert, wie er mit Blut gefüllt ist? Daß er weiß, was mit ihm geschehen ist, und sei es auch nur eine furchtbare minute? Wird der Delinquent nicht in einer Stellung enthauptet, die geheimnis des Schaffotts" beschrieben: rade dem äußersten Blutzufluß ins Gehirn günstig ist, die Hände auf den Rücken geschnallt, den Kopf in äußerster Vorwärts­beugung?

Der Verurteilte überlegte und erbat sich Bedentzeit, aber als am Morgen des 9. Juni der Gefängnisdirettor seine Zelle betrat, ihm bedeutend, daß er sich fertig zu machen habe. nickte La Pom. merais dem bald erscheinenden Dr. Bel peau Gewährung. Der Stufen hinaufstieg: das Folgende hat ein Dichter vom Rang eines berühmte Gelehrte stand an der Guillotine, als der Delinquent die Billiers de L'Isle- Adam in seiner Erzählung Das Ge

Wird der abgeschnittene Kopf nicht noch sehen, wohin er fällt, den Fall fühlen und die Arme abwehrend vorstrecken wollen? Das Blut riechen? Die Schrete hören?

In gewissem Sinne eine Antwort auf diese Frage gibt ein Fall, von dem die Volksüberlieferung in Frankreich berichtet und der auch in der Dichtung seinen Niederschlag gefunden hat. Als die französische Revolution, wie um darzutun, daß diese Bewegung das Maschinenzeitalter für ganz Europa einleite, die Hinrichtung durch eine Maschine einführte, gefchah das als Verbeugung vor dem Ideal der Humanität. Der Dr. Guillotin , ein Menschenfreund reinsten Baffers, behauptete von dem Instrument, das bis heute nach ihm den Namen trägt, daß es ganz schmerzlos arbeite, der Delinquent verspüre

höchftens ein leichtes Kältegefühl im naden.

Sehr bald allerdings tauchten Zweifel auf, ob die Tötung von Staates und Gesetzes wegen, ganz Igeich, ob gerädert, gehängt oder geföpft wurde, überhaupt mit der Menschlichkeit zu vereinen sei, und es begann noch im Vormärz ein Feldzug für Abschaf= fung der Todesstrafe, der unserer Kampagne gegen diese mittelalterliche Barbarei manche Waffe liefern könnte: von durch­schlagender Wirkung noch heute ist

Viktor Hugos aufwühlende Erzählung Der letzte Tag eines Berurteilten". Darüber hinaus aber machte man sich auch Gedanken, ob die Ent­hauptung wirklich so schmerzlos vonstatten gehe wie die Lobredner der Guillotine perfündet hatten, und ob nicht der abgeschlagene

Stopf, solange das Gehirn nicht völlig blutleer geworden sei, Emp­findungen habe. Da nur der Hingerichtete nach der Exekution dar über Auskunft zu geben vermochte, setzte hier ein Experiment ein, mit dem ein berüchtigter Kriminalfall unter dem zweiten Kaiser

reich abschloß.

Jäh wippte das Brett, das Halseisen schnappte, ein Drud auf den Knopf, und der Bliz des Messers fuhr nieder Ein schred. licher Stoß erschütterte die Plattform; die Pferde( der Gen­darmen) bäumten sich bei dem magnetischen Geruch des Blutes, und der Widerhall des Geräusches war noch nicht verzittert, als schon

das blutende Haupt des Opfers zwischen den faltblütigen Händen des Chirurgen vom Pitié­

Hospital zudte und ihm Finger, Manschetten und Anzug mu Blutströmen rötete. Ein finsteres Gesicht war es zum Erschrecken bleich, mit weit geöffneten und gleichsam zerstreuten Augen, mit starrenden Brauen, mit verzerrtem Mund, die Zähne waren auf­einandergepreßt, das Kinn am Ende der unteren Rinnlade in Mitleidenschaft gezogen. Velpeau beugte sich schnell über diesen Kopf und sprach ihm die vereinbarte Frage deutlich ins rechte Dhr. So gefestigt dieser Mann auch war, ließ ihn doch das Fr. gebnis in einem falten Schauer erzittern:

das Lid des rechten Auges fenfte sich, während ihn das linke Auge, weit aufgerissen., anftierte

,, Um Gottes und um unserer selbst willen, noch zweimal du Zeichen!" schrie er in Bestürzung. Die Wimpern trennten sich mie unter einer inneren Anstrengung, aber das Lid hob sich nicht mehr. Bon Setunde zu Sefunde wurde das Gesicht ftarr. vereist, unbeweglich. Es war zu Ende.

überlieferung fußt, aber nach den Ergebnissen der russischen Forscher Diese Darstellung ist, wie gesagt, Dichtung, die auf einer Bolts. und den Folgerungen des Berliner Arztes kommt sie der Wahrheit sehr nahe. Und es ist eine die Haare sträubende Borstellung, daß der Kopf eines Hingerichteten, sei es auch nur für Augenblicke, noch Leben, Gefühl, Empfindung haben könne, so ist schon die Möglich­teit für jeden nicht vertierten Menschen ein gewaltiges Argument gegen die Todesstrafe, deren Attribute, Handbeil und Guillotine, zur Eifernen Jungfrau und anderen Folterwerkzeugen des Mittel­alters in die Schredenstammern der Museen gehören.

Im Jahre 1889

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel überraschte Anfang Mai 1889 der Streit an der Ruhr die Welt. Hatte das Sozialistengesez auch nicht permocht, alle Arbeitskämpfe zu unterbinden, hatten nicht lange zuvor 25 000 Berliner Maurergesellen gestreift,

ein Streif von faft 100 000 Bergleuten

an der Ruhr, denen sich viele Zehntausende in Schlesien und Sachsen , im Burm und Saarrevier anschloffen, war für jene Zeit etwas im Wurm und Saarrevier anschlossen, war für jene Zeit etwas leberwältigendes.

Jahrzehnte schon hatte es unter der Oberfläche gebrodelt. Die ,, Bergbaufreiheit", die Ueberlaffung des Bergwerfseigentums und der Grubenverwaltung an die Bergbauunternehmer hatte zu einem grandiosen Raubzug auf Rechte, Eristenz und Gesundheit der Bergleute geführt. Ehedem Herren der von ihnen geschaffenen Knappschaftstassen,

waren sie zu Almofenempfängern geworden. Die Unternehmer mußten die Hälfte der Beiträge der Arbeiter zahlen, dafür setzten sie sich in den alleinigen Besiz der Kaffenver­waltungen. Beamte der Gruben waren die Arbeitervertreter im Kassenvorstand, fast nirgends waren wenige Jahre nach der neuen Gesetzgebung Arbeiter in diesen ihnen nach dem Gesetz zutommen­den Stellen. Wo früher dem Bergmann der volle Lohn

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Hermann Wendel .

Ein flein wenig Entgegen tommen hätte den Streif verhütet oder ihn rasch beendet, die Entsendung von Militär ließ ihn wie einen Präriebrand"( nach Natorp) das ganze Gebiet ergreifen. Am 13. Mai standen 90 000 Bergleute, fast die gesamte unterirdische Belegschaft, im Streit. Der Versand war von 90 000 Tonnen auf 10 500 gesunken.

Die 3echenbefizer blieben hartnädig. Sie bestritten, daß die Arbeitszeit wesentlich verlängert worden fei, Lohnerhöhungen sollten erfolgen, wenn die Bergleute die Arbeit wieder aufgenommen hätten. Der Kaiser empfing am 14. Mai Schröder, Bunte und Siegel. Borher wurden fie lange und feierlich vom Hofmarschall unterrichtet, wie sie sich zu benehmen, zu verbeugen und daß sie vo allem furz zu reden hätten,

denn es ständen einschließlich der Rede des Kaisers nur 10 Minuten zur Verfügung.

stundenschicht in den Bordergrund stellte und in der Lohnfrage Ver­So beschränkte sich Schröder auf wenige Säge, in denen er die Acht­stundenschicht in den Bordergrund stellte und in der Lohnfrage Ber handlungen mit den Unternehmern wünschte. Die Bergleute feien nicht halsstarrig. Der Kaiser wies nach Unternehmer­art auf den Kontraktbruch der Bergleute, auf einzelne Belästigungen von Arbeitswilligen hin, versprach Untersuchung der Beschwerden, fratische Bestrebungen in die Bewegung mischten, denn jeder Sozial­demokrat ist für mich gleichbedeutend mit Reichs- und Vaterlands­feind". Der weitere Satz:

Damals wirfte in Paris ein homöopathischer Arzt, der sich, obwohl nicht adlig. Dr. Graf Couty de la Pommerais als Krankengeld zustand, oft auf viele Wochen, oft während drohte aber mit seiner ganzen großen Gewalt, wenn sich sozialdemo nannte. Auch sonst verriet er hochstaplerische Neigungen und war

der ganzen Krankheitsdauer, gab es dann nur noch Bruchteile des Lohnes für wenige Wochen als Krankengeld. Mit der Aufgabe der Arbeit auf einem Wert oder in einem kleinen Revier verlor der Bergmann seine Anrechte an die Kaffe, da es Gegenseitigkeitsver­träge oder Zentralisation der Kassen nicht gab. Db in Westfalen , Schlesien , Aachen oder Sachsen - überall derselbe Raub. Hand in Schlesien , Aachen oder Sachsen­Hand damit ging eine unverschämte Berlängerung der Arbeitszeit, ein Lohndrud, eine elende Behandlung, so daß vom ersten Streit der Waldenburger Bergleute Ende der ziger Jahre wiederkehrten.

jedenfalls entschlossen, lieber durch Merkur als durch Aeskulap zu rafchem Reichtum zu gelangen, denn mit allerhand zweifelhaften Geschäftsleuten ließ er sich in allerhand zweifelhafte Geschäfte ein. Da er aber derart das Gegenteil des Erstrebten erreichte und sich erst recht in Geldschwierigkeiten verstricte, suchte er sich durch eine Heirat flottzumachen Seinem einnehmenden Wefen gelang es, ein Fräulein Dubizy zu umgarnen, die eine Mitgift von immerhin 150 000 Franken zu erwarten hatte, aber vor der Eheschließung roußte die mißtrauische Schwiegermutter die Gütertrennung der Gatten durchzusehen und wachte auch nachher ängstlich über die sechziger Jahre lokale Streits durch die ganzen fiebziger und acht teilhaben mollten, sei menschlich erklärlich. In einer Berhandlung

Einhaltung dieses Abkommens.

Das wurde ihr zum Verderben,

Organisationen wurden niedergefnüffelt.

Die Waldenburger Bergleute mußten schriftlich ihren Austritt aus dem Gewerkverein des Dr. Hirsch erklären. Verbände im Ruhrgebiet wurden in den siebziger Jahren nicht genehmigt oder wie 1877 der Rosenkranz- Hasselmann- Verband von den katholischen Parteigängern durch Gegengründung und Verleumdung, von den Unternehmern durch Terror bekämpft, so daß das Sozialistengesetz nicht viel mehr aufzulösen fand.

denn plötzlich erkrankte die bis dahin gesunde und träftige Frau, anscheinend an einem Magenleiden, das binnen weniger Tage zum Tode führte. Dr. de la Pommera is fonnte jetzt frei über das Vermögen seiner Frau verfügen. Als er es zum guten Teil ver­läppert hatte, wandte er sich einer Witwe Madame de Paum zu, bie eine Beitlang feine Geliebte gewesen war und sich mit Hand­arbeiten und Stundengeben fümmerlich durchschlug. Ihre bedrängte Lage machte sie einem eigentümlichen Plan zugänglich, den er ihr entwickelte. Er wolle für sie eine Lebensversicherung über 500 000 Franken abschließen; dann solle sie eine schwere Krankheit vor­täuschen, auf Grund derer er die erschreckte Bersicherungsgesellschaft zur Umwandlung des Vertrages in eine Jahresrente von 6000 Franken bereden werde; diese Summe sollten sich La Pommerais und Madame de Baum halb zu halb teilen. Aber als fie gutgläubig das Mittel eingenommen hatte, das er ihr zur Simulation der Strankheit reichte, starb sie binnen furzem unter Erbrechen und Ichrecklichen Schmerzen. Diesmal sprang Berdacht auf, da der Homöopath der Nußnießer der Lebensversicherung gewefen wäre, er wurde verhaftet und unter Auflage gestelli, Madame Dubizn und Madame de Paum durch Digitalis aus dem Wege geräumt Die Sachsen fuchten 1888/89 Verbindung mit der Ruhr, der zu haben; ein fast erdrückender Beweis war die ungewöhnliche Geschäftsführer des sächsischen Verbandes war an der Ruhr, und man Menge dieses Giftes, die er sich beschafft hatte. Der Jury genügte vereinbarte für Juni 1889 einen deutschen Bergarbeiterbelegiertentag. bie Summe der Umstände, um La Pommerais dem Scharf richter zu überantworten.

Jetzt betrat nach der Ueberlieferung

der berühmte Chirurg und Physiologe Dr. Louis Belpeau die Szene dieses Trauerspiels. Nachdem er die Erlaubnis der Be­hörden eingeholt hatte, suchte er den Guillotine- Kandidaten in seiner Zelle auf und stellte ihm beredt vor, daß er der Wissenschaft sozu fagen nach seinem Tode noch einen großen Dienst leiften fönne, der für die Nachwelt das Gedächtnis seiner Verfehlungen überstrahlen werde. Noch sei ja durchaus möglich, daß das Urteil in eine Frei­heitsstrafe umgewandelt werde, aber wenn nicht wahr, man müsse doch einmal darauf gefaßt sein die Begnadigung aus­bleibe, dann appelliere er an den Ehrgeiz des Mediziners im Rol­

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,, Dann werde ich alles über den Haufen schießen laffen", Am anderen Tag empfing Wilhelm II. die Vertreter der Werks­befizer. Er riet ihnen mehr Fühlung mit den Arbeitern an, da dann solche Katastrophen wohl nicht vorfämen. Die Arbeiter lesen Zeitungen und wüßten, wie das Verhältnis des Lohnes zu dem Gewinn der Gesellschaften stehe; daß sie mehr oder minder daran

der Delegierten mit Dr. Hammacher, dem Vorsitzenden des Berg­baulichen Bereins, an der die freisinnigen Abgeordneten Baum. bach und Schmidt teilnahmen, wurden die Wünsche der Berg­leute protokolliert. Nach dem Berlauf dieser Verhandlungen hätte man erwarten dürfen, daß es Hammacher gelänge, seine Freunde für die Hauptpunkte dieses Protokolls zu gewinnen. Krabler und Genossen lehnten aber die Idee der Vertrauensmännerausschüsse mit denen notwendige Ueberschichten vereinbart werden sollten, sowie die Regelung der Schichtzeit derart, daß sie acht Stunden ohne Ein- und Ausfahrt betragen sollte, so daß der einzelne Bergmann nicht länger als acht Stunden unter Tage blieb, schroff

Bismard nahm im Kronrat schroff Stellung gegen die

Bergleute.

Nur in Sachsen , wo Bebel und Liebknecht sich seit Ende der sechziger Jahre der Sache der Bergleute annahmen, hatte eine 1874 begonnene Agitation für einen sächsischen Bergab. arbeiterverband Erfolg. Der Verband mußte zwar die Streitunterstützung aus seinem Statut streichen und sich auf unter­ftüßung, Kritik und Eingaben an den Landtag beschränken. Aber er hielt sich während der ganzen Dauer des Sozialistengesezes und hatte jahrelange Gefängnisstrafen seiner Führer, Gladewiß, Sachle usw., erst nach 1890 zu verzeichnen, bis er 1895 aufgelöft An der Ruhr hatte von 1885 bis 1890 der Fusangelsche Rechtsschugverein erst zehntausende, dann immer weniger Mit­glieder gehabt.

wurde.

An einen Streit dachten Schröder und seine Freunde nicht. Die Forderungen der Bersammlungen im März und April be­zogen sich in der Hauptsache auf 15 Proz. Lohnerhöhung. Wiederherstellung der Achtstundenschicht, bessere Behandlung, bessere Grubensicherheit usw.

Am 1. und 2. Mai streifte eine Belegschaft, am 3. und 4. folgten eine Anzahl weiterer Zechen,

am 5. Mai tam Militär, das am 7., 9. und 10. Mai eine Anzahl Leute niederschoß und viele verwundete.

Im rheinischen Teil des Bezirkes, wo der Regierungspräsident von Berlepsch sich gegen Entfendung von Militär mandte, tam auch nicht ein einziger Zusammenstoß vor!

Am 19. Mai murde trotz der Verschlechterung des Berliner Protokolls durch eine Zechenbefizererklärung die Wiederauf. nahme der Arbeit beschlossen. Unverschämte Maß. regelungen der Zechenbefizer ließen aber den Streit nochmals aufflammen. Prompt waren die Behörden auf dem Plan, um den Unternehmern zu helfen. Am 26. Mai wurde

das Streiffomitee verhaftet,

bei Schröder, Bunte, Siegel, Fusangel fanden Haussuchungen statt, Unterstützungsgelder wurden beschlagnahmt, Re deperbote gegen die Führer erlassen, so daß die Bewegung rasch abflaute. Wenige Wochen später gab es Strafen über Strafen,

die Bergleute mußten mit der Kappe unterm Arm um Wieder­einstellung betteln: der weiße Schreden schlug die Bewegung tot.

Jahre schlimmster Verfolgung

tamen dann, Streits flammten auf, Zehntausende Mitglieder famen und gingen, bis 1895 durch den politischen Tendenzprozeß, den Meineidsprozeß gegen Schröder und Genossen, dem in­zwischen gegründeten Deutschen Bergarbeiterverband und der So­zialdemokratie ein schwerer Schlag verlegt werden sollte. Das Gegenteil trat ein. Langsam, aber unaufhaltsam wuchs der Berband und als 1911 Schröder und Genossen im Wiederauf­nahmeverfahren freigesprochen wurden, hatte der Verband statt 4500 Mitglieder über 120 000. Heinrich Limbertz.