KITE STADTY VORWARTS
BEILAGE
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Berlins Schul- und Bildungswesen
Auch hier geht es vorwärts- trotz aller Erschwerungen.
Die fommunalpolitische Vortragsreihe der Arbeiter. bildungsschule und des kommunalen Sekretariats endete mit einem Vortrag des Stadtschulrats Genossen Nydahl über das Schulwesen Berlins .
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schule kommenden Jungen und Mädein mehr Berufe er= fchließen, als bisher möglich gewesen ist. Auch der Neuaufbau des gesamten Fach- und Berufsschulwesens ist eine Sorge der Stadt. Bei der rein fachlichen Gliederung nach Berufen find lassen für nicht weniger als 119 verschiedene Berufe eingerichtet worden. Mit dem Staatszuschuß für das Berufsschulmesen tommt Berlin wieder viel schlechter weg als fleinere Gemeinden.
Die Gesundheitsfürsorge für die Schuljugend ist durch starte Mehrung der Schulärzte ausgebaut worden. Roch
fehlt der Schritt zur Behandlung der Schulkinder durch Schul ärzte. Auch die Schaffung von Waldschulen und von Landschulheimen gehört hierher. Für Bezirk Friedrichshain ist eine Waldschule bei Sadowa zu erwarten. Die Landschulheime sind auch aus pädagogischen Gründen nötig. In ihnen lernt der Lehrer, sich ganz anders zu seinen Schülern einzustellen.
Stadtschulrat Nydahl erörterte dann die über das Schulwesen hinausreichenden Bildungseinrichtungen und Kulturbestrebungen der Stadt, die Förderung der Oper, die Anfäufe von Kunstwerken, den Ausbau des Bibliothekwesens, die Beranstaltung von Bolfsbildungsabenden. Er kam zu dem Schluß, daß Berlins Arbeit auf dem Gebiet des Schulwesens, des Bildungswesens und der Kunstpflege reicy an Erfolgen und posia tiven Leistungen ist. Sie sind Leistungen und Erfolge der Sozialdemokratie, die in der Berliner Kommunalnerwal tung die Führung hat.( Lebhafter Beifall.) aris
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Bon der Schweinsblase zum Gasometer.
Nydahl zeigte die Bemühungen der seit 1921 zusammen gefaßten Einheitsgemeinde Berlin , das Schul- und Bildungswesen tatkräftig zu fördern. Er konnte dabei feststellen, daß diese Arbeit der Stadt nicht erfolglos geblieben ist. Erfolge sind zu buchen trog der Hindernisse, die sich überall entgegenstellen. Im Schulwesen ist die Stadt an Entscheidungen der staatlichen Instanzen gebunden. Erschwerend wirkt aber auch das Parteien- C verhältnis im Stadtparlament. Wir haben da, genau genommen, feine Linksmehrheit. Bei der Aufstellung des Stadthaushalts schalten die Kommunisten durch, unerfüllbare For derungen sich aus. Eine Mehrheit für den Stadthaushalt wird mur möglich, wenn die Sozialdemokraten mit den Mittelparteien arbeiten. Aber selbst wenn wir in der Stadtverordnetenversammlung und im Magistrat eine wirkliche Linksmehrheit hätten, würden mir gehemmt durch das Provinzialschultollegium und durch das Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volfsbildung. Berlin fann nicht, wie die Stadt Wien , deren Schulreform mit Recht so großes Aufsehen erregt hat, über das Schulwesen felbständig entscheiden. Auch fann Berlin nicht, wie Wien , sich die zu einer durchgreifenden Umgestaltung des Schulwesens erforderlichen Geldmittel verschaffen,
Demnach hat die Stadt Berlin seit Entstehung der Einheitss gemeinde unter den größten Erschmerungen schon vieles geleistet, momit sie sich sehen lassen kann. Anstreben mußte sie zunächst einen Ausgleid) zwischen den sehr verschiedenen Gemeinden, die hier zusammengefaßt worden waren, zwischen den bevorzugten Bezirken des Westens und den bes nachteiligten Bezirken des Ostens, des Südens, des Nordens. In den Boltsschulen Groß- Berlins ist die Schul: klassenbesetzung von durchschnittlich 41 auf durchschnittlich 34 herab gedrückt worden, mas natürlich nicht ohne Steigerung der Kosten des Volksschulwesens möglich ist. Gebessert werden auch die Schulhäuser, deren Zustand in den ärmeren Borortgemeinden sehr dürftig war. Für mehrere Außenbezirke sind neue Schulbauten in der Ausführung oder schon fertig. In diesem Jahr sollen 30 Mil lonen Mart für neue Schulhäuser ausgegeben werden. Die Forderungen der Bezirke waren ein Bielfaches davon, aber man fann nicht alle Wünsche zugleich erfüllen. Es wird jezt in der Ausstattung fein Unterschied mehr zwischen höheren Schulen und Volksschulen gemacht. In der Regel werden mehrere Schulhäuser zu großen Schulbauanlagen zusammengefaßt, die man Schaulbaufolonien nennen fönnte. Früher ging in Berlin der Flächeninhalt eines Schulgrundstückes bei einer Doppelschule mur bis 5000 Quadratmeter, jetzt aber geht er schon bei einer einfachen Schule bis 10 000 Quadratmeter, bei einer Doppelschule bis 20 000 Quadrat meter, bei ganz großen Schulbauanlagen für mehrere Schulen bis au 100 000 Quadratmeter. Aehnlich sind die Anforderungen an die innere Ausstattung gestiegen.
Berlin hat auch die soziale Fürsorge für die Schul jugend weiter ausgebaut. 25 Prozent aller Schüler und Schüle rinnen erhalten freie Lernmittel. Auf mittleren und höheren Schulen wirkt die Schulgeldstaffelung nach dem Einkommen so, daß viele Kinder überhaupt fein Schulgeld mehr zu zahlen brauchen. Von der Summe aller Schulgelder bleibt die Hälfte un erhoben. Für Kinder unbemittelter Familien werden zur Er leichterung des Besuches höherer Schulen auch Wirtschaftsbeihilfen gezahlt, 300-600 Mart im Jahr. In diesem Jahr soll eine Million Mart hierfür aufgewendet werden. Dazu fämen Studienbeihilfer während des Universitätsbefuches. Für 1929 find zu diesem Zred 90 000 Mart in den Haushalt eingestellt.
Sehr wichtig ist aber, daß die breite Masse der Jugend eine über das bisherige Ziel der Volksschule hinausgehende Schulbildung erhält, die besser auf das praktische Leben vorbereitet. Das soll erreicht werden durch die Erweiterung der Volksschule. durch Hinzufügung von noch zwei Schuljahren, so daß die Schuljahre 8, 9 und 10 zu einem dreijährigen Aufbau zu sammengefaßt werden können. So kann man den aus der Volks
Kulturgeschichtliches vom Gas.
Murdoch. Le Bon versuchte es mit Holzdestillation, aber die Berfuche verschlangen fein Kapital und er endete 1804 wie Becher durch Selbstmord. Gelungen war es ihm, mie er damals Murdoch nach England mitteilte, sein Haus und seinen Garten mit Holz- und Kohlengas zu beleuchten.
Die große Gassonne.000 as an
In einem Aufsatz, der in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in einer deutschen illustrierten Zeitschrift über das Bedeckung befaßte. Dann aber waren es gleich zwei Männer, ein Hundert Jahre gingen hin, ehe man sich erneut mit der Entleuchtungswesen erschien, heißt es mit großer Geste:„ Über Franzose namens Le Bon in Paris , und ein englischer Ingenieur alle Fortschritte in der Beleuchtung überragt an Großartigkeit und Bedeutung die Erfindung der Gasbeleuchtung. Jahrtausendelang war sie dem Menschen nahegelegt, und doch sind es noch nicht hundert Jahre, seit er sie entdeckte." Inzwischen ist die Entwicklung in ihrem Siegeszug, fo nahm man an, bereits über das Gas hinweg gegangen und alle Welt sieht in der Elektrizität die Licht, Wärmemodernen elektrischen Heilapparate wie Höhensonne, Hochfrequenz und Kraftquelle der Zukunft. Man fann sogar, wenn man an die und so weiter denkt, davon sprechen, daß in der Elektrizität auch die große Heilquelle der Zukunft liegt, weil sie dem in seiner Wirfung großartigen und unerfeßlichen Sonnenlicht am nächsten fommt. Das Gas aber fann nur zu leicht lebenvernichtenden Zwecken nugbar gemacht werden, wie die erschreckend hohen Selbstmordziffern unserer Zeit zeigen. Auch aus diesem Grunde dürfte man annehmen, daß Bert und Bedeutung des Leuchtgases weiter sinken würde. Und nun messehallen der Stadt Berlin und dem umliegenden tommt da draußen in Wigleben in den Ausstellungs- und Gelände eine Ausstellung von Ausmaßen, wie man sie sich faum vorstellen tann und sie dient ganz dem Gas und mit ihm verschwistert dem Wasser. IG
Die erste Gasbeleuchtung in London .
Das Gas hat, wie selten eine andere Einrichtung oder Erfin dung, der menschlichen Zivilisation gedient. Alles das, was mir heute Großstadt nennen, hätte wahrscheinlich ohne das Gas nicht entstehen können. Denn dadurch, daß es möglich war, mit den Gaslaternen den alten Unschlitt und Dellampen den Garaus zu machen, war es weiter auch möglich, die Sicherheit auf den abendlichen und nächtlichen Straßen zu fördern und damit den Ber! ehr und das gesamte gesellschaft. liche Leben zu fördern. Erst im Jahre 1814, also vor wenig mehr denn 100 Jahren, wurde in London und im Jahre 1817 in Paris die Gasbeleuchtung eingeführt, in Paris bedeutete das eine fo große Umwälzung, daß die Bevölkerung es mit der Angst zu tun bekam und befürchtete, die Stadt werde in die Luft gesprengt werden und das Gas werde außerdem Krankheiten erzeugen. In London ereignete sich ähnliches.
Ein Deutscher war Erfinder des Leuchtga se s und ein anderer Deutscher der größte Förderer der städtischen Gasbeleuch tung, aber in Deutschland war schon damals fein günstiges Held für die Nußbarmachung ihrer Erkenntnis und Kentnisse. In Eng breitung aus. Als erster fam bereits im 17. Jahrhundert der land wurde das Leuchtgas entdeckt, von England ging seine Berheute noch in der Wissenschaft hoch angesehene, 1635 m Speyer geborene spätere Chemiter und Nationalökonom Joh. Joachim Becher auf den Gedanken, aus Steintohle Gas zu gewinnen. Er war, nachdem er über den Kanal gegangen war, bei einem englischen Bergwertsunternehmen angestellt, beobachtete die natürliche Gasentwicklung in den Bergwerten, fing das Gas auf und konnte es nach Belieben und Wunsch entzünden. Das, was wir heute Cote oder Reis nennen, ist den Experimenten dieses Deut schen Becher zu verdanken. Das Glück ist ihm in England aber nicht hold gewesen. Im Jahre 1682 endete er durch Selbstmord und seine Erfindung geriet wieder in Bergessenheit.
MANOLI ZIGARETTEN
Murdoch war Mitarbeiter von James Wait, dem Erfinder der Dampfmaschine, in dessen Fabrik in Soho bei Birming ham, und er erperimentierte mit einem anderen Engländer namens Clegg. Das, was heute unsere Gasometer der großen städtischen Gaswerte sind, mußte damals eine Schweinsblase vertreten. In dieser Schweinsblase fing man das Gas auf, und es wird berichtet, daß, wenn Murdoch und Clegg oft gemeinsam abends nach Hause gingen Murdoch eine derartige mit Gas gefüülre Blose unter dem Arm trug und nach und nach das Gas herausdrüdte, das dann durch ein altes an der Blase befestigtes Pfeifenrohr austrat und hier entzündet wurde, so daß die beiden beglün Ecs finder im Scheine ihres bescheidenen Gasflämmchens hein, ieren fonnten. Als beum Frieden von Amiens im Jahre 1802 an ter Front der Soho- Fabrit zum ersten Male eine große Sonne von Gasflammen erglänzte, da war des Staunens tein Ende. Dann aber erschien Clegg mit dem Plan, London durch Gas zu beleuchten, und er wurde ausgelacht. Kein geringerer als der große englische Dichter Walter Scott verhöhtne ihn: Die Welt steht auf dem Kopf," so rief er aus ,,, Londen soll m Binternächten mit dem Kohlenrauch erhellt werden, der unsere Wintertage zu Nächten macht." Ein Jahr später aber fonnte Clegg die Windsor- Brücke mit Gas beleuchten. Da aber streiften die Laternenanzünder, und Clegg mußte Abend für Abend sein Gas felber anzünden. Weiter kam er auch nicht. Ein englischer Chemiker erklärte in seinem Lehrbuch die Gasbeleuchtung für leere Spielerei.
nannte, aber vor guter deutscher Herkunft war. Er hieß Winger Dann tauchte in London ein Mann auf, der sich infor und war ein Desterreicher Winzer gründete im Jahre 1805 bie erste englische Gas Attiengesellschaft, aber die Gesellschaft ging pleite. Der deutsche Gründer ließ nicht locker, gründete wieder und wieder. bis er endlich am 1. April 1814 die Beleuchtung der Straßen Londons mit Gas er. reicht hatte. Dann ging er nach Paris . In England wurde die Imperial Continental Gas Association gegründet, die 1825 zuerst in Berlin , dann 1826 in Hannover , 1828 in Frankfurt a. M. und Dresden , 1840 in Leipzig und 1841 in Köln die Gasbeleuchtung einführte. Der weitere Anstieg ist bekannt.
Möge nun draußen in der Ausstellung in Wizleben jeder selber schauen und beobachten und prüfen, was aus dem Gas im Laufe Den 1½ Jahrhunderten geworden ist. Daß es feineswegs, wie die Freunde der Elektrizität wissen wollen, vor seinem Ende steht, geht aus den Bemühungen hervor, die jezt in Berlin eingesetzt haben, um es zu entgiften. Aber selbst, wenn das nicht gelingen sollte, wird es gegenüber der Elektrizität den einen großen Borteil haben, daß es immer und jeden Augenblid da ist und bei weitem nicht so oft und so leicht versagt wie die Elektrizität. Schon dieser Umstand wird dem Gas eine Zutunft sichern.
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GIBSON GIRL 5 PF.