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Das Preußenkonkordat.

Gachlich fertiggestellt- formal noch nicht..

Der amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Die in den Blättern erschienenen Meldungen über den Abschluß des preußischen Konkordats geben Anlaß zu der Erklärung, daß alle Rombinationen über den formalen Abschluß oder Nichtabschluß verfrüht sind. Die Verhandlungen gehen weiter.

Wie das Nachrichtenbureau des Vereins Deutscher Zeitungs­verleger erfährt, hat der Kontordatsentwurf in der endgültigen Redaktion in mehr als dreistündigen Beratungen am Freitag das preußische Staatsministerium passiert Die Borlage ist darauf zunächst noch einmal an das Kultusministerium zurüď. gegangen, wo sie noch einige 2 enderungen erfahren wird, ehe fie den üblichen diplomatischen Weg zum Vertragsgegner, der römischen Kurie, antritt.

Wie wir weiter erfahren, sind der endgültigen Redaktion des Konkordatsentwurfs Bor besprechungen zwischen dem Berliner  Nuntius und der preußischen Regierung vorangegangen, so daß aus der Tatsache des Vorliegens der endgültigen Reda?. tion eine gewisse Berständigung zwischen den Vertrags­partnern geschlossen werden kann. Eine weitere Frage wäre natur­gemäß, ob, selbst die Zustimmung der Kurie vorausgesetzt, das Ronkordat bei den preußischen parlamentarischen Körperschaften die erforderliche Zweibrittelmehrheit finden wird. Sollte Rom   zu stimmen, so würde es immerhin mindestens vier Wochen dauern, ehe die Vorlage an die Parlamente tommt, so daß der Landtag faum noch vor der Sommerpause sich mit dem Konkordat beschäftigen fönnte.

Der Inhalt des Ronkordats.

Der Demokratische Zeitungsdienst teilt mit: Wie von zu­ständiger Seite bestätigt wird, hat im Anschluß an die Ministerial sigung der preußischen Staatsregierung am Freitag eine Chef­besprechung stattgefunden, in der zwischen den beteiligten Ressorts ministern über den Kontordatsentwurf in feiner jezigen Form be­raten wurde. Wann dieser Entwurf im preußischen Rabinett zur Berabschiedung gelangt, steht noch nicht feft. Infolgedessen ist auch noch kein Zeitpunkt für die Behandlung des Konkordats in den gesetzgebenden Körperschaften bestimmt.

Der Entwurf in seiner vorliegenden Form regelt u. a. die Frage der Bistümer und Erzbistümer. Die preußische Regierung hat sich damit einverstanden erklärt, daß neben Köln Breslau und Paderborn   Erzbistümer werden. Das bisherige Kollegiatstift in Aachen   wird in ein Bis­tum umgewandelt werden. Außerdem wird ein Bistum Berlin neu geschaffen werden. Die Neugründung eines Bistums Berlin   ist von der Kurie mit dem Hinweis darauf, daß über 500 000 Ratholiken in Berlin   leben, gewünscht worden, und die preußische Staatsregierung wird sich diesen Wünschen nicht ver­

fchließen tönnen. Die Administratur Schneidemühl  

wird in eine Delegatur umgewandelt. Die früher ge­äußerten Wünsche auf Schaffung von neuen Bistümern in Essen, Cammin  ( Pommern  ) und Altona   find fallengelassen worden.

Der Kontordatsentwurf enthält weiter Bestimmungen über die Wahl der Bischöfe und über die Zusammen= legung der Domfapitel. Außerdem ist in dem Entwurf die finanzielle Auseinandersehung zwischen dem Staat und der katholischen Kirche   geregelt. Bon besonderer Bedeutung für die parlamentarische Behandlung und für das Schicksal des Rontordats im Preußischen Landtag ist die Tatsache, daß sich it dem vorliegenden Entwurf fein Bort über die Schule findet. Auch ein Hinweis auf die Schulbestimmungen der Weimarer Verfassung   ist in dem vorliegenden Entwurf nicht enthalten.

Große Berliner   Kunstausstellung.

3m Schloß Bellevue  .

Der maussprechliche Verband zur Erhaltung des Genitivs, das Rartell der Bereinigten Verbände bildender Künstler Berlins  ", mußte auch in diesem Jahre seine Große Berliner" haben, ob­wohl die traditionelle und einzig mögliche Stätte dafür, der Moa­ biter   Glaspalaft, an eines der Kartellmitglieder allein vergeben mar, das aus der Reihe zu tanzen die Mittel besitzt, an den Berein Berliner   Künstler. Mußte es eigentlich? Man soll dem Kind seine Bulette lassen, aber es ist hinzuzufügen, daß das Bollbringen nicht fehr glorios ausgefallen ist, teils meil alles wieder mal hals über Ropf arrangiert werden mußte, und die Künstler, von zahllosen Ausstellungen ausgepreßt, nicht mehr das Beste herzugeben hatten, teils außerdem, weil die Räumlichkeiten nicht recht stimmten. Ueber allzu große Fülle darf man sich wenigstens nicht beklagen. Die be­schränkten Räume im Schloß Bellevue erlaubten, von jedem Künstler jeweils ein Bild aufzuhängen, es sind wirklich nur 182 da und ein paar Kabinette mit Aquarellen und Graphit und dazwischengestreute Blastik dazu, Das wäre gegen das lebermaß, das sonst am Lehrter Bahnhof   herrschte, eine mahre Wohltat zu nennen, wenn nur das mindere Niveau nicht von dort mit ins Barockschloß hinüberge­nommen worden wäre. 200 mittelmäßige Kunstwerte tönnen fein erheblicheres Bergnügen ermeden, wie 2000 derselben Sorte. Barum dieses überflüssige Unternehmen?( Das Kartell betont mit warmer Herzlichkeit die finanzielle Beihilfe unseres Oberbürgermeisters.) Warum es sich ausdrücklich in den Rahmen der Berliner Festspiel­wochen" begibt, bleibt unerfindlich.

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Gänzlich fehlen natürlich die passablen Bilder nicht; es mären da zu nennen von den älteren Herren Lesser Ury  , Drlit, die niemals versagen, Otto H. Engel  ( mit einer bezaubernd stillen Schleswiger Landschaft); von der Gezeffion Jatobi, Kohlhoff, Heckendorf und Waste, diese beiden mit besonders glücklichen Stilleben, die auf der Höhe ihrer besten Möglichkeiten stehen; von Endlich einer der Jüngsten, Frauen Annot   und Bublenz. Werner Scholz  , ein startes, fördernswertes Talent. Bei den Aquarellen findet man schöne und reife Dinge von Else Michael= son, Feyerabend, Heinrich Otto ,, Eva Stort  , E. Don Ramefe. Unter den Stulpturen, die vielleicht relatip das beste Niveau besigen, ragen neben Bend, Willy Steger, Laurent F. Keller, die vorzüglich repräsentiert sind, vom jüngeren Nach. muchs hervor. Jise Fehling Witting, A. Rahdes mit einer nainen Kindergruppe von lebendigstem Reiz, die annmutig fchlanten und eleganten Holzfiguren von Johannes Giffner und die Plaketten und Dentmünzen von Katherina GoII. meger. Die Technit dieser Kleinwerte ist ebenso reispol mie schwierig: ihre Form mird vertieft in harten Stein( Schiefer) ge. schnitten und daraus das positive Relief in Silber, Bronze, Lad gegoffen; es entsteht ein stilistisch sehr reines und strenges Gebilde von vielfachem Zauber des Plastischen wie Zeichnerischen. Dasio, Römer, Tajchner haben vor Jahrzehnten dergleichen mit Liebe ge arbeitet; sehr erfreulich, daß eine Rünftlerin diese töftliche Tedymit wieber aufgenommen hat, De Bout& 6gmtbi

Revolte in Groß Machlin.

Die Gemeinde Groß Malin in Sinter pommern bat befchloffen, das preußische Flaggen. gesetz vom 17. März 1929 nicht anzuerkennen.

PREUSSISCH FLAGGEN GESETZ  

SCHULE

NO

De nige Fahn häng wi nich ut, sonst brett uns de ganze Schaul taufamen.

Moskauer Presse und Maiunruhen.

Was man in Rußland   dem Leser vorschwindelt.

Das Mitteilungsblatt der Ruffischen Sozialdemokratie( Men schemistischen Partei) schreibt:

Die tragischen Ereignisse der ersten Maitage in Berlin   haben einen stürmischen Widerhall in der Breffe der Sowjet­ union   gefunden. Die Berliner   Berichte der amtlichen russischen Telegraphenagentur waren typische Berichte vom Kriegsschauplatz", inhaltserfüllt von der

charakteristischen Berlogenheit offizieller Kriegsberichterstattung. ,, leber 100 000 Menschen hätten sich an den kommunistischen  Straßendemonstrationen am 1. Mai beteiligt( einen Tag später wurde die Zahl auf 200 000 hinaufforrigiert!). ,, An vielen Orten wurden die Polizeibeamten von den Arbeitern entwaffnet." Es wird berichtet, daß drei Polizeioffiziere getötet und 24 Bolizeibeamte verwundet wurden." Barri und 24 Polizeibeamte verwundet wurden." Barrie faden und Straßenfämpje haben mehrere Stunden gedauert." Und so weiter, Dies alles aus der Bra mbaoom 4. Mai. Der Bera liner Korrespondent des gewerkschaftlichen Trub   Schildert die Ge schloffenheit der Demonftranten und meint, die Bewegung sei fo start gewesen, daß selbst die Berliner   Polizei unsicher ge­worden sei und durch Heranziehung verläßlicher Polizeimann­schaften aus der Provinz habe verstärkt werden müssen:

,, Die Berliner   Kaderpolizei wurde außer erfahrungsgemäß absolut zuverlässigen Beamten heute nicht auf die Straße ge­lassen. Die Polizei wurde aus der Provinz, aus den finstersten Binteln zusammengeholt. Ihr wurde suggeriert, daß die Kommunisten Waffen bereit halten, daß fie beschlossen hätten, die Polizisten zu mißhandeln..." Zur Verstärkung der Polizei habe Reichs mehr eingesetzt werden müssen. Natürlich haben sich nach der Darstellung der Sowjetpresse die tommunistischen Führer in Wirklichkeit ein für die

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Kommunisten sehr schmerzliches Rapitel-

heldenmütig Schulter am Schulter mit den Massen

geschlagen:

,, Die Parteiführer demonstrieren mit den Maffen zufammen und teilen ihr Schicksal(!!). Biele von ihnen find an diesem Tage Opfer brutaler Mißhandlungen geworden." ( ,, Trub  " vom 8. Mai.)

Die Leitartikel der Moskauer   Blätter vom 8. Mai( am 5., 6. imb 7. Mai sind die Blätter in Mosfau wegen der russischen Oster­feiertage nicht erschienen) ziehen das Fazit der Ereignisse und suchen sie den russischen Lesern verständlich zu machen. Dabei führt die Bramba" die blutigen Ereignisse auf das Partei­interesse der Sozialdemokratie zurüd:

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3nnisch verhöhnte Börgiebel den Willen und die Wünsche der Berliner   Arbeiter. Er drohte im vorhinein, der Berliner   Ar. beiterklasse den Maultorb aufzuzwingen, weil er vortrefflich wußte, mozu das in dieser glühend heißen Atmosphäre des Klassentampfes führen fonnte. Sein Berhalten war natürlich feineswegs seine private Angelegenhet. Es ergab sich pollauf aus der Politik der regierenden deutschen   Sozialdemokratie, die be griffen hatte, daß eine erlaubte Arbeiterbemonstration die mo­ralisch- politische Berurteilung der Sozialdemokratie bebeuten würde. Die Demonstration zulassen hätte geheißen, zu dufben, daß das Berliner   Proletariat offen, im Angesicht der ganzen Welt in einer millionentöpfigen Lamine gegen die Sozialdemokratie demonstrierte."( Bramba" n. 8. Mai.) Das ist das Leitmotiv der Sowjetpresse. Trub  " hatte schon

am 4. Mai deklariert, daß

,, die Sozialdemofrafie nach vorbedachtem plane revolutionäre Arbeiter mordet,

die am 1. Mai die Parolen des Klaffentampfes proflamieren; fie mordet fie um der Erhaltung der Regierungstoalifion mit der Bourgeofie willen"(!). Die Sozialdemokratie foll daher der Ar beiterklasse offen den Krieg erklärt haben:

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Die sozialdemokratischen Herrscher Deutschlands   haben be­reits die bürgerlichen Poincaré   und Baldwin überholt und mér. den barüber ist fein Zweifel als die, die in bezug auf Terror den Reford schlagen, auch Mussolini  , Primo de Rivera  und 3antom einholen. Und dann werden fich die deutschen   Ar. beiter in threm Vaterland erst richtig gemütlich fühlen. Die Sozialdemokratie hat dem deutschen   Broletariat ben offenen Rrieg erklärt. Der Fehdehandschuh ist von den Arbeitern Deutsch  lands und seiner revolutionären Borhut aufgenommen worden." ( Leitartikel des Trud" nom 8. Mai: Der weiße Terror der fozialdemokratischen Regierung.")

Die Konsequenz fei, daß die Arbeiter der Sozialbemofratie baher auch mit Recht den Rücken gefehrt hätter:

Die nach den Maitagen von den Arbeitern Deutschlands  in Mengen zerrissenen jozialdemokratischen Bar= teibücher bedeuten das Todesurteil von seiten des deutschen  Proletariats für das sozialdemokratische Gesindel der Bourgeoisie... In den Maitagen ist die deutsche Sozialdemo= fratische Partei als offener Feind der Arbeiterklasse hervor getreten und hat die letzten Fäden zerrissen, die sie mit rüd­ständigen Schichten des Proletariats verbanden. Die deutsche   Kom­munistische Partei wird es verstehen, die ganze Masse des deut­ schen   Proletariats geschlossen zusammenzufaffen und sie zum Sturmangriff gegen die Bourgeoisie zu führen. ( Aus demselben Leitartikel des Trud".)

In der geschilderten großsprecherischen Art geht es endlos weiter. Demgegenüber sucht das offizielle Regierungsblatt Is mestija" die Frage von einer höheren", hochpolitischen Warte zu betrachten. Danach find die Maiereignisse nur aus den Miß. erfolgen der deutschen   Außenpolitit zu erflären! Das Blatt schreibt: y es seing

Die Politit der Berständigung mit den Feinden von gestern, eine Politit, deren Hauptträger und Hauptinfpiratoren die peut­schen Sozialdemokraten stets waren und bleiben, hat Deutschland  außer ungeheuren Verpflichtungen, die in erster Linie auf dem deutschen   Proletariat schwer lasten, nichts gebracht Der Führer der Deutschnationalen  , Hugenberg  , wandte sich mit einem Offenen Brief an die amerikanischen   Kapitalisten, in dem er nachwies, daß das beharrliche Eintreiben der gesamten Deutsch­ land   in Versailles   auferlegten Kriegstontributionen das deutsche  Bolt zur Verzweiflung treiben würde, und daß das Ergebnis dieser Berzweiflung die unmittelbare Gefahr einer Bolschemisierung Deutschlands   sein könne. Die deutschen   Sozialdemokraten haben diefen Gedanken des reaktionärsten Teiles der deutschen   Bourgeoifie aufgenommen, aber fie haben sich nicht darauf beschränkt, die Möglichkeit einer solchen Gefahr" theoretisch zu prophezeien. Sie befchloffen, diese Gefahr offen zu demonstrieren.

Sie provozierten ein aftives Hervortreten des deutschen   Prole­tariats Das Blutvergießen in den Straßen Berlins   sollte der ganzen fapitalistischen Welt zeigen, daß die boischemistische Gefahr in Deutschland   eine reale Tatsache ist.

Die Deutschen   Sozialdemokraten haben bis jetzt nur eins er reicht. In Ausführung ihre Anordnungen ist der Rundgebung des Berliner   Proletariats am 1. Mai in der Tat mit Flinten und Maschinengewehren der Berliner   sozialdemokratischen Polizei be­gegnet worden. Duzende von Toten und Hunderte von Bermun­deten haben das tattische Manöver der Sozialbemo= traten mit ihrem Leben bezahlt."( Leitartikel der Ismestija" Dom 8. Mai: Wessen Hand im Spiel?")

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Durch diese geräuschvolle und verlogene Kampagne sucht die Sowjetpresse die russische Deffentlichkeit und insbesondere die russische Arbeiterschaft daran zu verhindern, daß sie sich ein richtiges Urteil über die mirklichen Schuldigen an den blutigen Berliner   Er eignisfen bildet.

Wird der Prawda Korrespondent ausgewiefen?

Der Polizeipräsident von Berlin   hat gegen den Ber­ liner   Korrespondenten der Moskauer Prawda" einen Aus. weifungsbefehl erwirkt. Der Korrespondent hat während der Maiunruhen die verlogensten Berichte nach Mostau tele­graphiert und die Polizei in der gemeinen Weise be. schimpft.

Der Korrespondent hat gegen die Ausweisung bei dem preußi­fchen Minifter des Innern Befch werde eingelegt. Die endgülfige Enfscheidung darüber steht noch aus.

Der Roffronffämpferbund ist auch in Schwerin   und in Hessen   verboten worden.

Medlenburg­

Senatspräsident Dr. Sahm- Danzig ist wegen des Berbots eines Stahlhelmrummels das Protektorat einiger Kriegervereine losge­worden und aus dem Deutschen Offiziersbund" ausgetreten.

3n England fandidieren zum Parlament insgesamt 71 Frauen. Darunter find 6 in Wahlkreisen aufgestellt, die zurzeit im Befiz fonservativer Minister find. In 8 Wahlkreisen stehen 2 meibliche Kandidaten einander gegenüber.

Faschiffenfreundschaft. Die Stadt Rom   hat der Stadt Bubopeit eine Säule pom forum romanum geschenkt.

Eine Greuelmeldung aus Peking  ( Reuter) besagt: 3met Miffio. nare, vor einigen Wochen bei Sungtschau pon Räubern gefangen, wurden in einer Höhle der Prppinz Szefschuan gefangengehalten und gefoltert. Einer wurde freigelaffen, um das Löse­gelb von 2000 Pfund Sterling beizutreiben. Der andere wurde Montag ohne Löfegelb entlaffen.