Der Verteidiger beschuldigt Frau Jaquet.
Urteilsverkündung im Prozeß Dujardin heute vormittag.
3nsterburg, 17. Mai.( Eigenbericht.)
In der Freitagnachmittagsfihung begründete Oberstaatsanwali Eichwald feinen Antrag, Dujardin„ a u smangel an Beweisen freizusprechen", was für Dujardin eine Berurteilung bedeuten würde. Dujardin hätte dann auch feine Möglichkeit, Schadenersatz für die Jahre, die er im Zuchthaus gefeffen hat, zu verlangen.
Nachdem Staatsanwaltschaftsrat Briese seiner Ueberzeugung dahin Ausbrud gegeben hatte, daß Dujardin des schweren Tot Ichlages schuldig sei, erhob sich Oberstaatsanwalt Eichwald 3 folgendem Schlußmort:
Das alte Schwurgericht ist zu einer Verurteilung des Täters gelangt. Zehn Jahre sind seitdem verflossen. Es ist nach meiner Ueberzeugung der Berdacht nicht ganz von der Hand zu weisen, daß Frau Jaquet bei der Tat ihre Hand mit im Spiele hatte, daß sie zujammen mit einem anderen die Tat begangen hat. Der auf Du
Frau Jaquet und Dujardin auf die gleich e Basis stellen, um alle Indizien und Motive zu prüfen. In neunjähriger harter Arbeit bin ich zu dem Ergebnis gekommen:
Frau Jaquet ist die Mörderin.
Das sage ich in aller Deffentlichkeit auf die Gefahr hin, daß gegen Frau Jaquet ein neues Berfahren wegen Mordes wieder aufge= nommen wird. Sucht man nach Motiven, so fonnte für Dujardin Geldgier, Liebe zur Frau oder Haß gegen den Mann in Frage kommen. Geldgier haben die Geschworenen vor zehn Jahren ange. nommen, und dieses Urteil war falsch. Dujardin war nicht un vermögend, hatte ein auskömmliches Gehalt und seine Brüder hatten ihm Geld zur Geschäftsgründung zur Verfügung gestellt. Bon Jaquet fann noch nicht die Rede sein. Frau Jaquet ist durcheinem Liebesverhältnis zwischen dem Angeklagten und Frau aus unglaubwürdig. Kein Fremder hat den Mord begangen, sie selbst hat die Tat ersonnen und ausgeführt. Blanmäßig hat sie alle Vorbereitungen getroffen, um ja schon beim ersten Einbruch den Verdacht von sich auf Dujardin lenten zu können. Nach allem, was die Verhandlung ergab, hat Frau Jaquet erst auf ihren Mann
Eine Kindertragödie.
Das einjährige Schwefterchen im Spiel ertränkt.
Eine furchtbare kinderfragödie spielte sidj gestern nachmittag im Hauje Stallschreiberstraße 12 ab. 3m Spiel ertränkte dort der zmeieinhalbjährige Helmut Blant jein einjähriges Schwesterchen Ruth. Die hinzukommende unglüdliche Mutter wurde von dem Schidjal ihres Kindes jo mitgenommen, daß fie von Nachbarn in Obhut genommen werden mußte, da man fürchtete, daß fie sich ein Leid anfun würde.
Der Maler Blank, der zurzeit in Hamburg arbeitet, mohnt mit seiner Frau, sowie den beiden Kindern Helmut und Ruth im dritten Stockmerk des Borderhauses zur Untermiete. Am frühen nachmittag badete Frau Blant das kleine Mädchen und legte es dann in seinen Riappiportwagen. Die Mutter begab sich darauf in die Küche, um für ihren Haushalt zu sorgen. Bährend rau B. die wenigen Minuten ahnungslos in der Küche meilte, pielte sich im Nebenzimmer die Tragödie ab. Der fleine Helmut, der dem Hantieren der Mutter beim Baden des Schwesterchens zugesehen hatte, zerrte das Kindchen wieder heraus
und legte es mit dem Gesicht nach unten in die neben dem Wagen jardin lastende Verdacht ist nicht mehr geeignet, gegen ihn auf stehende noch mit Wasser gefüllte Banne. Dann schickte er sich an, Schuldig zu erkennen. Ich beantrage daher die Aufhebung das Schwesterchen, wie er es von der Mutter gesehen hatte, zu baden. Als die Mutter dazutam und sah, was der Junge andes Urteils der ersten Instanz sowie die Aufhebung der damals erfannten Strafe.( Laute Beifalls- und Ah- Rufe im 3u bei angefnipster Taschenlampe den Schuß in die Schläfe abgegeben gerichtet hatte, riß sie, halb von Sinnen, das fleine, regungslose aber hörerraum, die der Vorsitzende energisch rügt, wobei er androht, und sich dann selbst die Kugel in die linke Hand gejagt. Wer den Wesen aus der Wanne heraus. Es war aber bereits zu spät, daß er bei einer Wiederholung das Urteil unter Ausschluß der Kopf riskiert durch einen faltblütigen Mord, ristiert auch und auch die alarmierte Feuerwehr fonnte trop eifrigster Bemühunhaben, nur dadurch möglich, daß Wagen und Wanne dicht bei= gen feine Hilfe mehr bringen. Der tragische llafall war, wie die Feststellungen ergeben Jungen nicht allzu schwer war, die Kleine herauszuzerren. einander standen und es dem ziemlich kräftig entwickelten haben, nur dadurch möglich, daß Wagen und Wanne dicht bei
Deffentlichteit verkünden werde.) Oberstaatsanwalt Eich
wald( fortfahrend): Die Unschuld des Angeklagten ist jedoch nicht erwiesen, ein begründeter Verdacht liegt noch immer vor. Eine Entschädigung des Angeklagten durch den Staat könne ihm daher Entschädigung des Angeklagten durch den Staat tönne ihm daher nicht zugebilligt werden.
Die Rede des Berteidigers.
Rechtsanwalt Schönfeld begann seine Ausführungen mit den Worten: Um das Ergebnis meiner Ausführungen vorwegzunehmen. erkläre ich, daß ich von der Unschuld meines Klienten felfenfest überzeugt bin. Was im Schlafzimmer geschehen ist, ist fein Totschlag, teine Tat des Affekts, sondern glatter Mord. Wenn man mun die Frage prüfen will, wer der Täter ist, muß man
Dachstuhlbrand in Schöneberg .
Berqualmung erschwerte die Löschaktion.
Ein sehr gefährliches Feuer brach gestern abend im Dachstuhl des Quergebäudes Hauptstraße 116 in Schöneberg aus. Die Feuerwehr war mit vier Zügen an der Brandstelle stundenlang beschäftigt.
Kurz vor 19 Uhr schlugen aus den Bodenlufen plöglich meter= lange Flammen heraus. Als die Feuerwehr auf den Alarm mit vier Löschzügen anrüdte, brannte der Dachstuhl des Quer gebäudes in seiner ganzen Ausdehnung lichterloh. Durch das regnerische Better murde der Rauch und die stidigen Gase auf den Hof hinabgedrückt, so daß zeitweise nicht die Hand por den Augen zu erkennen mar. Größte Gefahr bestand für die angrenzenden Dachs stühle und für ein benachbartes Gebäude, Der starte Wind entfachte die Flammen immer wieder und trieb einen starten Funtenregen quseinander. Deshalb mußten die Nach ba rdächer mit zahlreichen Mannschaften besetzt werden, um ein Uebergreifen des Feuers zu verhindern. Aus sechs Schlauchleitungen wurden große Waffermengen in das Flammenmeer geschleudert; nach zwei ftündiger angestrengter Tätigkeit war die Gewalt der Flammen endlich gebrochen. Die Wohnungen des vierten und dritten Stod merfes haben unter Wasserschaden sehr gelitten.
Die Entstehungsursache fonnte noch nicht ermittelt merden.
Der ermordete Biehhändler.
Die Täter verhaftet.
Einem Raub mord ist allem Anscheine nach der
24 Jahre alte Kaufmann Friedrich£ asich zum Opfer ge
fallen.
diese Frau mir nicht die Frage beantworten kann, warum sie in der gern einen Handschuß, um den Verdacht abzuwälzen. Solange Rammer war, werde ich ihr immer wieder die Anflage ins Gesicht Mordnacht zweimal ganz allein im Wohnzimmer neben Dujardins Mordnacht zweimal ganz allein im Wohnzimmer neben Dujardins schleudern: sie ist eine Mörderin! Darum bitte ich um die völlige Freisprechung des Angeklagten und der Aufhebung des Urteils in der ersten Instanz.
Der Angeklagte Dujardin verzichtete auf das letzte Wort, und so tonnte gegen 7 1hr die Berhandlung geschloffen werden. Im Anschluß darán trat das Gericht sofort zur Urteilsberatung zusammen. Die Urteilsverkündung wird am Sonnabend er folgen, frühestens um 11 Uhr. Es ist jedoch auch möglich, daß die Beratung der Geschworenen sich länger hinauszögert.
Pressedienst zufolge, der Kreis der Baßbehörden wesentlich er= weitert morden, so daß nunmehr überall die Erlangung von Reisepäffen der Bevölkerung ohne große Schwierig. teiten, besonders ohne Zeitverlust und umständliche Fahrten, möglich sein wird. Die neuerscheinenden Paßbehörden haben ihre Tätigkeit am 1. Juni aufzunehmen. Für Preußen sind Baßbehörden: der Minister des Innern, die Regierungspräsidenten, die staatlichen Polizeiverwaltungen, die Landräte und die landrätlichen Hilfs beamten in Neuenhaus , Nordernen und Borkum, die Polizeiver waltungen der Städte sowie ferner die Polizeidiftriftskommissare und zahlreiche ländliche Drtspolizeibehörden.
Durch Jauchegase vergiftet. 918 Drei Menschen fot
Röln, 17. mai.( Eigenbericht.) Ein furchtbares Unglüd, dem drei Menschen zum Opfer fielen, hat sich geffern in Albertert bei Köln zugetragen. Zwei Brüder maren damit beschäftigt, in einem Hotel die Jauchegrube im Keller zu entleeren. Gegen mittag ging der jüngere Bruder in den Keller, um die Pumpe in Ordnung zu bringen, Da er nach langer Zeit nicht aus dem Keller heraus fam, stieg nun der Sohn des Hotelbesizers nach. Alls auch er nicht wieder fam, ging der ältere Bruder in den Keller. Aber auch er wurde von giftigen, Gajen betäubt. Als man furz danach nach den drei jungen Leuten forschte, fonnten sie nur noch als Leichen geborgen werden.
Tödlicher Straßenunfall auf der Heerstraße.
Funkwinkel.
Auf der Heerstraße in der Nähe der Wilhelmstraße wurde gestern abend der 31jährige Radfahrer Franz Hammerschmidt aus Spendau, Kolonie Frischauf, von einem Privatauto erfaßt und 2. war Geschäftsführer bei der Biehverwertungsgenossenschaft überfahren. Hammerschmidt erlitt so schwere Stopf und Brustverlegungen, daß er auf dem Transport zum Kranken der Chemnizer Großschlächter. Am 25. April rief ein Mann, der haus st arb. Der Führer des Privatautos wurde durch herum fich Weigelmann nannte, durch den Fernsprecher. bei Lasch an und teilte mit, daß für die Genossenschaft ein Transport Schlachtfliegende Glassplitter am Kopf leicht verletzt. Die Schuldfrage tonnte noch nicht geflärt werden. Lasch schweine in Schneidemüht abzuholen fei. machte sich sofort auf die Reise und führte auch die zum Abschluß erforderliche große Summe bei sich. Seit diesem Tage hat man ihn nirgends mehr gesehen. Ein mit seinem Namen unterzeich; netes Telegramm, das bei der Genossenschaft aus Flatom einging, forderte noch 17 000 Mart, die auch abgesandt wurden. Die Ermittlungen haben aber ergeben, daß Lasch nicht der Absender gewesen sein kann, daß das Telegramm vielmehr ein Täuschungsmanöver seiner Mörder war. Auch ein Weigelmann ließ sich nirgends feststellen. Zwei Tage nach der Abreise des Lasch, am 27. April, wurden in Schneidemühl ein Viehhändler Ludwig Baginsti und ein Besizer Paul Libuda, beide aus Ostpreußen festgenommen, da sie in dringendem Berdacht stehen, den Raubmord an Lasch gemeinsam verübt zu haben. Bei den Verhafteten fand man an den Kleidern zahlreiche Blut fpuren, für die sie feine glaubwürdige Erklärung geben können. Libuda hatte die Brieftasche und die Personalpapiere des Lasch bei sich, und in der Reisetasche des Baginsti entdeckte man ein Paar Schuhe, die Lasch zuletzt getragen hatte. Trogdem leugnen beibe, die Bluttat verübt zu haben. Die Leiche konnte troß allen Suchens noch nicht gefunden werden. Entweder haben Baginski und Libuda den Erschlagenen im Walde verscharrt oder ihn in einen Fluß geworfen.
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Zur vollen Klärung ist jetzt ein Kriminalbeamter aus Schneide: mühl in Berlin eingetroffen, um zusammen mit den Beamten der Morbinspettion A des Polizeipräsidiums etwaigen Spuren in Berlin nachzugehen.
Erleichterte Daßbesorgung.
Die im Reichsinnenministerium vorbereitete Neuordnung des Bazmejens wird voraussichtlich erst zum 1. Januar 1930 in Kraft gesezt merden fönnen. Um jedoch den Baßbewerbern bereits bei der beporstehenden Reisezeit die Erlangung von Bäffen zu erleichtern, merden schon jetzt die neuaufgestellten Berzeichnisse der zur Ausstellung von Bässen und zur Erteilung von Sichtvermerken ermächtigten Behörden veröffentlicht. Während hinsichtlich des Kreises der Sichtvermerfsbehörden gegen früher keine Ver= änderungen eingetreten sind, ist, dem Amtlichen Preußischen
Aus dem Gegensatz von Naturerlebnis und Großstdt formt Bruno Schönlant eine interessante psychologische Studie über die Stellungnahme des Menschen zur Natur überhaupt. Er ist kein Naturschwärmer im Stile Rousseaus, und er sieht in der Naturliebe des Großstädters nicht eine romantische Neigung, sondern die Ertenntnis, daß dieser Ausgleich unbedingt notwendig in hygienischer Beziehung ist. Es ist eine logisch flare Untersuchung, die auch das Beziehung ist. Es ist eine fogisch flare Untersuchung, die auch das foziale Moment entscheidend in die Betrachtung mit einbezieht. Studienrat Dr. Nagler spricht in der Reihe Das Wochenende" über Pfingstfahrten und gibt Hinweise auf Stätten, die troh ihrer find. Nägler erwähnt u. a. Frankfurt a. d. Q., überhaupt den Dften Schönheit noch nicht dem allgemeinen Ausflugsverkehr erschlossen und den Süden der Mart. Ein Vortrag, der sich von Phrasen frei. hält und tatsächlich praktische Direttiven gibt. Ueber die Mailänder Seala, über ihre gesellschaftliche Bedeutung und ihre künstlerische, durch Tradition gestützte Kultur berichtet Walter Dahms aus Mailand . Es ist eine Art von Duvertüre zu dem in Berlin stattfindenden Gastspiel Toscaninis Dr. und seiner Truppe. Restriepte behandelt in seinem zweiten Bortrag der Serie Bühnenbild und Bühnenform" die Entwidiung des Theaters bezüglich der Inszenierung und ihrer notwendigen Requisiten von der Renaissance bis zur Gegenwart. Das Thema ist insofern schwierig, als die Anschaulichkeit nur durch Reproduktionen erreicht werden kann. Der erste Teil des Abends gehört dem Dperettentomponisten Leon Jessel , der selbst dirigiert. Ein paar Duette aus seinen Operetten ,, Die beiden Husaren" und das„ Schwarzwald mädel ". Daneben hübsche Charakterstücke und Intermezzi. Mert chen und Tänze, die eine Salonmufit gepflegter Art darstellten. Boethel und Frieda Weber Fleßburg find die Soliften, gut bei Stimme und gut im Ausdruck. Dann folet ein Orchestertonzert. Eine Brogrammzusammenstellung, die durchaus be friedigend ist. Weniger erfreulich dagegen die Mitteilung, daß das Hörspiel am Sonnabend ausfällt und dafür lachsmann als Erzieher" gegeben wird. Bum wievielten Male eigentlich? Existieren feine anderen Lustspiele? F. S.
,, Der hat' ne dicke Marie."
• Potsdamer Nachtwelt vor Gericht.
Der Zuhörerraum des Potsdamer Schöffengerichts zeigt ein milieu, wie man es hier selten sieht: Potsdamer Nachtwelt, Dämchen mit Schuhgarde, in der Anflagebant die 26jährige Elisabeth Weber und ihr Beschüher, der 20jährige Walter Schreiber aus Potsdam , beide vorbestraff. Die Anflage lautet auf gemeinschaftlichen Straßenra u b.
2m 24. Januar wollte sich der Althändler J. aus Boisdam einen lustigen Abend machen. Dazu nahm er 400 art in einer Brieftasche mit. In einem Lokal fiel fein spendables Auftreten auf, und Schreiber, der in Seglerdreh mit Abzeichen erschienen war, flüsterte seiner Begleiterin, der Angeklagten Weber zu: Du, der hat' ne dice Marie da in der Ede."( Dicke Marie bedeutet bekanntlich viel Geld!) Bei 30 Grad Kälte todte die Angeklagte den Atthändler bis zum St. Joseph- Krankenhaus, wo sie ihren Begleiter wie eine Rage anfprang und den Inhalt der Brieftasche ent leerte. Als 3. sich zu mehren versuchte, gab das Mädchen einen Pfiff, und schon trat der Angeflagte Schreiber in Attion. Er schlug den Allthändler gu Boden, heatbeitete ihr mit Stiefelabfäßen und Fänsten derart, daß erblutüberftränit und ohnmächtig liegen blieb. 2ußer schmeren Bertegungen hat 3. feina sämtliche Borderzähne eingebüßt. Borher hatte die M. am Schloß Glienicke bei Potsdam auf ähnliche Art einem Kaufmann die geJamte Barschaft gestohlen, und der Angeklagte Schreiber war auf einen Rellner losgegangen und hat ihn mit Schlagring metergeschlagen.
Die Angeflagte murde megen einfachen Diebstahls im Rüdfall zu 1 Jahr 3 Monate 3uchthaus perurteilt, Schreiber gr= hielt megen Begünstigung und gefährlicher Körperverlegung durch hinterliftigen Ueberfall insgesamt 2 Jahre 3 Monate Gefängnis. Bei ihm tam Rückfall nicht in Frage.
Behandlung minderbemittelter Geschlechtskranker.
Der pom Magistrat mit dem Groß- Berliner Aerztebund im März 1928 geschlossene Vertrag über die freie ärztlich e Behandlung für Minderbemittelte trat am 13. Mai 1929 außer Kraft. Die Kündigung des Vertrages durch den magistrat erfolgte, weil eine Verständigung mit der Aerzteschaft über die Frage ihres Mitbestimmungsrechtes bei der Errichtung städtischer Behandlungsstellen für Geschlechtstrantheiten nicht erzielt merden konnte. Die Behandlung der minderbemittelten Geichlechtstranten wird in Zukunft durch die städtischen Behandlungsstellen und durch die Wohlfahrtsärzte beforgt. Es ist in umfassender Weise Borsorge getroffen worden, daß die städtischen Behandlungsstellen in der Lage find, ihrer nunmehr erweiterten Aufgabe gerecht zu werden. Sollten trotzdem irgendwelche Schwierigteiten auftreten, sp werden die Behandlungsstellen vermehrt oder vergrößert werden.
Eine schlaue Lerche.
Aus Pilsen schreibt man uns: Ein hübsches Erlebnis hatte dieser Tage ein Landwirt in Wasseraugezd bei Bilsen . Als er Stunftbünger auf sein Feld streute, huschte plötzlich ein Bogel unter seinen Rod und suchte ein Versteckt am Körper. Das zitternde Tierchen verließ bald sein merkwürdiges Versteck und suchte in einer tiefen Radfurche Dedung. Da sah sich der Bauer in der Luft um und gewahrte einen niedrig freisenden Raubvogel, por dem die Lerche bis unter den Rock des Landmannes geflüchtet war. sich die Lerche wieder, slog in ein Kornfeld und stieg von da bald Nach dem Abzug des Raubvogels, eines Turmfalken, erhob wieder jubilierend in die Luft.
Sie demonstrieren weiter! Gestern abend mußte in der Rigaer Straße, im Osten Berlins , wieder einmal ein fommunistischer Demonstrationszug von etwa 200 Teilnehmern durch die Polizei aufgelöst werden. Da sich mehrere Personen den Anordnungen der Polizei widerfekten und sogar zu Lätlichkeiten und der Abteilung IA im Bolizeipräsidium zugeführt. übergingen, wurden sechs der Rädelsführer zwangsgestellt
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Das neue Heft der Arbeiterwohlfahrt" fezt den interessanten Artifel von Dr. Helene Simon über Arbeitslosigkeit" fort. Hieran schließt sich im Abschnitt Landesgesehe und Einrichtungen ein Auflag von Dr. Erna Magnus über" Die Durchführung der Fürsorgeerziehung in Preußen". Stadtrat Walter Friedländer nimmt im Abschnitt Tagungen" in seinen beiden Aufsäzen Jugendfürsorge und Brügelftrofe" und" Bereinigung für Jugendgerichte" zu zwei außerordentlich akuten Broblemen Stellung und zeigt die flare und eindeutige sozialistische Bädagogit gegenüber ben schwächlichen Entschließungen bürgerlicher Organisationen. Der Abschnitt" Aus der Arbeiterwohlfahrt" bringt u. a. die Einladung zum diesjährigen Pfingsttreffen der sozialistischen Fürsorgerinnen.