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Sonnabend �S. Mai �929

-Unterhaltung unö ÄVissen

Beilage des Vorwärts

cttie Schnittblumen frifch bleiben Die Blumen, die wir am Wiesenrand pflücken oder die wir aus unseren Gärten beglückt noch Hause tragen, welken sehr bald, wenn man sie nicht rasch ins Wasser stellt. Dieser alltägliche Vorgang, den wir als ein« Naturnotwendigkeit hinnehmen, kann aber doch recht lange aufgehalten werden, wenn die Schnittblumen die rechte Pflege finden. Dazu ist es aber nötig, sich ein wenig in den Lebens- Haushalt der Blume zu vertiefen, wie dies E. Pringsheim in einem Aufsatz derGartenschönheit" tut. Pflanzen können ja auch welk werden, ohne daß sie abgeschnitten sind, nämlich dann, wenn es im Freien längere Zeit nicht geregnet hat. Die Wasserzufuhr ist ein Hauptfaktor für das Frischbleiben der Blumen, da die Obersläche der Pflanzen dauernd Wasser oerdunstet. Dieses Wasser wird von den einzelnen Zellen abgegeben, die dadurch schlaff werden: erhält die Blume neues Wasser, dann wird dieses mit großer Kraft aufgesaugt und bläht die Zellen auf wie die Lust einen Gummiballon: die schlaff herabhängenden Stengel und Blätter werden aus diese Weise wieder ausgerichtet. Da dauernd Wasser abgegeben wird, muß auch dauernd welches aufgenommen werden: diese Abgabe kann eine Zeitlang sogar die Aufnahm« überwiegen. Wnn dann nur reichlich Wasser wieder zugeführt wird, so gehen die bereits deutlich ficht- baren Zeichen des Weltens zurück. Die Wasserdurchströmung von der im Boden steckenden Wurzel bis zu den oerdunstenden Blättern ist verschieden lebhast, je nachdem die Oberfläche der Pflanze den Wasserdampf durchläßt. Wasserpflanzen, die sehr viel Wasser ab- geben, welken deshalb sehr rasch, während wieder andere Pflanzen, die sogar in der Wüste gedeihen, mit dem Wasserverbrauch überaus sparsam umgehen. Infolge der.Saugfähigkeit der Zellen nehmen die, die zuerst Wasser verlieren, es den Nachbarzellen fort, so daß die Saugung sich von Zelle zu Zelle fortpflanzt. Das Wasser könnte auf diese Weife durch die ganze Zelle strömen, wenn der Borgang nicht so langsam vor sich ginge, daß das eine Ende sich im Wasser befinden und das andere trotzdem vertrocknen kann. Bei großen Pflanzen findet die Wassersörderung durch besondere Röhren, die Gesäße", statt: diese Gefäßröhren sind aus lange Strecken hin offen. In der lebenden Pflanze führen diese Gefäße nur Wasser, das sie durch die Zelle der Wurzel dem Boden entnehmen. Was geschieht nun, wenn eine Blume abgeschmtten wird? Die Blätter verdunsten weiter Wasser und entschädigen sich aus den zu- nächst noch gefüllten Hohlräumen der Gefäße. Da diese aber jetzt am. unteren Ende offen sind, so dringt nur Luft in sie«in, die sich immer tiefer in den Stengel hineinzieht, je länger die Wasserzufuhr unterbleibt. Wären die abgeschnittenen Enden sofort in Wasser gc- taucht worden, dann hätte sich gar keine Störung bemerkbar gemacht, denn die Gesäße wären mit Wasser gefüllt geblieben. Dann würde erst ganz allmählich der Mangel der Nährsalzzufuhr durch die Wurzel und die dem Aufenthalt im Freien gegenüber oerminderte Helligkeit sich bemerkbar machen und ein Welken der Schnittblume herbeiführen. Da aber meist die sofortige Versetzung ins Wasser unterbleibt, so füllen sich die Gefäßbahnen mit Luft, in denen sich das Wasser nicht so gut bewegen kann, und die Pflanze welkt, ob­wohl der abgeschnittene Stengel später ins Wasser kommt. Es ist also von größter Wichtigkeit, die Blumen möglichst rasch nach dem'Abschneiden ins Wasser zu stellen. Müssen sie eine längere Reise durchmachen, so sollen sie sofort nach dem Abschneiden ver- packt werden und keineswegs in der Wärme oder gar in der Sonne liegen bleiben. Man muß aber die Schnsttblume möglichst vor Ber- dunstung des Wassers schützen. Je mehr Pflanzen zusammen­gepackt werden, desto besser halten sie sich, weil aus diese Weise die Luft zwischen ihnen bald mit Wasserdampf gesättigt wird. Ein Drücken der Pflanzen schadet viel weniger. Pflückt man Blumen aus Wanderungen, so darf man sie nicht lange in der Hand halten, sondern soll sie gleich in Papier packen und in den Rucksack tun. Welke Blumen in Wasser zu legen, wie vielfach geschieht, ist falsch, denn sie werden dadurch wohl vorübergehend frisch, halten sich aber nachher nicht lange, da die Zellulosehüllen, d'e die Zellen um- schließen, sich zu stark mit Wasser vollsaugen und in diesem Zustand das Wasser schneller durchlassen. Günstig wirkt dagegen ein leichtes Besprengen: dadurch wird die die Pflanzen umgebende Luft an- gefeuchtet und abgekühlt, und so die Verdunstung verhindert, lieber- Haupt ist kühle und fechte Lust das Wichtigste, um Blumen vor dem Welken zu bewahren. Man stellt daher die Blumen, besonders im Winter im geheizten Zimmer, zwischen die Doppelfenster oder an einen anderen geeigneten Ort._ Galileis Zhermomeler und Vollas Säule Die Historische Ausstellung der italienischen Wissenschaft, die in Florenz eröffnet wurde, bietet einen überaus wertvollen und reich- haltigen Ueberblick über die gewaltigen Leistungen, die die italienische Wissenschast im Lauf- der Jahrhunderte hervorgebracht hat. In einer vorbereitenden Arbeit von fünf Jahren sind aus allen Teilen Italiens Reliquien berühmter Gelehrter und Erfinder sowie andere Schaugegenständ« zusammengebracht worden. Da sieht man z. B. in der Florentiner Abteilung das Thermometer, das Galilei 1602 erfunden hat, dann seinen Pendel und das berühmte kleine Fernrohr in verblichener roter Lederhülle, das er in Venedig 1603 baute und mit dem er die Jupitermonde entdeckte. Nicht minder interessant ist der Raum, der dem wissenschafttichen Werk Leonardo da Vincis gewidmet ist: da sind ollein 12 kleine Mobelle, an denen die Anschauungen dieses Genies über den Menschenflug veranschaulicht sind. In der Abteilung von Bologna werden G a l v a n i s Versuche über den tierischen Magnetismus dargestellt. An anderer Stelle sieht man Voltas berühmte Säule", diese Keimzelle der elektrischen Forschung, und die sich daran anschließenden Arbeiten anderer italienischer Gelehrter auf diesem Gebiet. Hier ist auch derPantograph " ausgestellt, ein Appa- rat zur telegraphischen Uebertragung von Bildern, der 18S6 von dem Gelehrten Giovanni Caselli aus Siena erfunden wurde. künstlicher Reiswein. Ein schwieriges Wirtschaftsproblem glaubt Dr. Ilmetoro Suzuki für Japan gelöst zu haben, nachdem es ihm gelungen ist, das japanische Nationolgeiränk, den aus Reis hergestellten �Sake". auf künstlichen, Wege zu ersetzen. Wie aus Tokio berichtet wird, soll dieser synthetische Sake, dessen Herstellung zehnjärige Versuche erforderte, denselben Geschmack und dieselbe Wirkung haben, wie der bei den Untertanen des Mikado so überaus beliebte Reiswein, aber viel gesünder sein. Es werden jährlich 22 500 000 Bushel(1 Bushel 25 Kilogramm) Reis zur Herstellung des Sake verwendet. Japan führt mehr als 23 Millionen Bushel Reis aus dem Ausland ein. Wenn dieser Reis nicht für die Sake- fabritation benutzt würde, dann könnte Japan von seiner eigenen Reisernte leben und damit würde durch die allgemeine Einführung des künstlichen Sake der japanischen Wirtschaft ei» großer Nutzen

A.IH.&rey: Die fOlC£1*1111»

Dem jungen Burschen, der seit einer Stunde ihren Stuhl um­schlich, erschien unzweifelhaft, daß die blinde Bettlerin tot sei. Die blinde Bettlerin saß wohl untergebracht in einer Art Thron- sessel, m einem verwitterten Korbgeflecht, mitten aus der Festwiese und hatte mäßige Einnahmen. Frellich tat sie gar nichts, sie zu erhöhen. Sie thronte an der Kreuzung vieler Budenstraßen, in der Menschenflut. Di« Ström« gingen ihr im gekrümmten Rücken, vor ihrer gebeugten Brust, an ihren Seiten unablässig vorbei. Sie, die Alte, tat nichts, zu ihren Gunsten etwas die Flut zu hemmen. Auf den Sessellehnen ruhten ihre Arme: zu Schalen waren die Hände geöffnet, in der linken lagen Schächtelchen mit Streichhölzern, in der rechten häufte sich ein kleiner Berg aus Münzen. Sie sagte nichts, sie hob nicht die Hartd, sie bot ihre Hölzchen keinem Menschen deutlich an. Nein, kein Schlaf sagte sich der junge Bursche. So steif schläft niemand, der müde im Hocken zusammensinkt, ich kenne das. Westen Hände lägen da, als hätte ein Blitz sie erschlagen und ver- steint? Der Schlag hat sie getroffen. Wenn sie noch lebte. wes­halb sollte sie den Berg Münzen nicht nachzählen, ihn nicht ver- ringern, da er schon abzurutschen droht in den Wiefengrund? Der Bursche sah, wie er vorsichtig vergrößert wurde von einigen halb verlegenen Spendern und er mußte dem alten Problem des Bettels nachgrübeln: was nutzbringender sei: den Hut sich füllen zu lassen nut Gaben oder ihn immer wieder zu leeren bis auf zwei, drei Stücke. In einem Falle.war spekuliert aufs protzige Herz: wo alle geben, last« ich mich nicht lumpen im anderen aufs weh- leidige: nur ein paar Pfennige Gewinn? Da muß ich beitragen! Welches Verfahren rentierte sich besser? Alte Bettlerstreitfrage. Hat noch niemand eine Dissertation darüber geschrieben? fragte sich der Bursche, denn er war selbst eimnal am Beginn des Weges gc- wesen, der in Dissertation hineinführt, dann aber abgerutscht in die Niederungen des plattesten Lebens. Hier lungerte er nun, hatte keine Arbeit und kein Esten. Er spaziert« herum um die, die er als Leiche ansprach. Hände in den Hosentaschen, meditierte er wester.Wie dumm ihr seid ihr all«! Seht nicht, daß ihr einer Toten Geld gebt! Ihr glaubt wohl, hier könnte niemand sterben, wo alles vergnügt ist und mit überschüssigen Kräften Radau macht. Aber ihr braucht mich nur ein bißchen länger hungern zu lassen, dann muß ich zu Füßen dieser unerkannten Toten hinschlagen und einen zweiten Leichnam bilden." Ihm fiel ein, daß die Menge bedeutend mehr geben würde, könnte man ausposaunen, hier sitze eine Verblichene. Auf daß sie würdig bestattet werde. Für Begräbnisse sind sie ja immer zu haben, sagte er sich. Aber sollen sie eines Menschen Auferstehung finanzieven, da hapert es. Noch schmäler wurde sein kreidiges Gesicht in der betrübenden Erkenntnis, keinen Psad gebe es, um hier mit der Toten Geschäfte zu machen. Lebendig Zerhackte, Fettüberladen«, Doppelbäuchige, Starrkrampfige, Ornamcntenbesäte, Vertierte, Eingeschmolzene, Auf- geblähte hundert Mißbildete und vom Schicksal Geschlagene, in Schaubunden ringsum oerteilt sie wurden zu Geschäften ausge- nutzt: aber vor dem Tode ward Halt gemacht. Selbst die Geköpfte, die man zeigte, lebte noch, lag auch ihr Haupt blaugrün in Spiriws. Ein Einfall ließ ihn aufschreckend seine Gedanken beiseite schieben. Wenn jemand kam, nach der blinden Alten zu sehen! Das konnte jeden Augenblick eintreten. So jemand mußt« doch kommen. Irgend wer der sich an ihr bereicherte hatte sie hierher gesetzt, schaute nach und wär's auch vorerst nur, um dies« Hand mit Geld in seine Tasche zu leeren. Er rechnete flüchtig zusammen, wieviel es sei. Drei Mark viel- leicht, auch vier. Zwei Liter Bier von dem schweren, das hier außen in den Sauspalästen verschenkt wurde Brot und Wurst

und Käse. Zu handeln gast es, eh' ein anderer käme, dem das Geld so wenig und soviel gehörte wie ihm. Wenn man sich neben die Leiche stellte, erst das Kopftuch der Asten sorgllch zurecht rückte, dann Harnstos die Runzelhand von der Last der gelben Metallstücke besrette so glaubte jeder, man gehöre dazu und sei der Bettlerin nur behstflich. Die Hand wird sich doch gut kippen lasten? dacht« der Bursche beunruhigt. Ich habe was gehört von Totenstarre. Weiß der Teufel, wie lange sie schon hin ist..... Er stand neben ihr. Nun war es doch nicht so leicht. Er mußte sich Mut machen. Griff nach dem gelblichen, leblosen Ge- lenk, es zu drehen wie einen Löffel, der sich ausschütten soll, und sagte laut mit Nachdruck zu sich selbst:.Mein Geld--" .Mein©est)!" sagte auch die Bettlerin, hob den Kopf und schlug sogar, wie die Lage es erforderte, die Augen auf. Der junge Bursche ließ los. Es kann einer vor dem Tod« mcktf ärger erschrecken, als er vor dem Leben erschrak. Geld, aus der Schräge, glitt weg und fiel zu Boden. Die Aste balancierte geschickt das übrige.Heb's auf!" befahl sie. Der Bursche bückte sich und gehorcht«.Wohin damst?" brachte er zähneklappernd vor..Wenn Sie weiter so sitzen, nnt den vielen Münzen ganz offen, werden Sie bestohlen werden." .Von dir," sagte sie erstaunlich kräftig. .Ich habe gemeint, Sie sind tot," entfuhr es ihm.Aber nun sind Sie nicht einmal blind." Er holte auf, kam in festere Gangart, empörte sich über den Schwindel. .So blind noch nicht," höhnte die Alte,.daß ich nicht gemerkt hätte, was du vorhast." Und was haben�Sie da vor?" fuhr der Bursche wütend Ihr entgegen..Täuschen alle Welt und werden noch fvech, wenn man der Hereingefallene ist. Steht nicht.Blind " auf dem großen Schild vor Ihrer Brust? Aber das ist doch ein« Unverschämtheit ist das!" .Steht nicht.Blind " äffte die Alle ihm nach..Was geht's dich an! So heiß' ich vielleicht. Gibt es am Ende keine Leute. die so heißen? Meine Gangnachbarin schreibt sich Sauer und ein« andere Geduldig." Er erkannte den abgefeimten Spott, und das beruhigte ihn, .Ich Hab' Hunger gehabt," gestand er einfach. .Behalt, was du aufgehoben hast," ordnete sie an. .Er sah in seine Hohlhand..Zu wenig." sagte er. .Oho," macht« sie: aber sie gab gleich mehr. Aus alter Ge- wohnhest tat sie schon alles wieder mit geschlossenen Augen..Da ist gar ein Fünfzigpfennigstück," entdeckte sie tastend, sie hott« die Geschicklichkest die sehende Haut der echten Bünden, sie lebte viel in ertragreicher Rocht..Das nimm und schau, daß du jetzt weiterkommst." »Dank schön!" rang er sich ab. und setzte hoffnungsvoll Hinz»; Heute abend fd>' ich noch Ihnen. Wer bringt Sie denn heim?" Ist schon einer da," wehrte sie sich und bekam es plötzlich mit der Angst, er möchte vielleicht er hätte Lust, einen Strich durch die Rechnung zu machen. Polizei und so. .Ist wahrhaftig wahr!" beteuerte sie..Blint heiß ich und bin- freilich nicht ganz. Meinen Sie, ich wüßt' nicht, daß man blind mit d schreibt. Alles in Ordnung. Das hier wird mit t ge- schrieben. Firma Blint, Detailgeschäft in Streichhölzern. Haben die andern net auch ihre Schilder vor den Buden?" Sie kicherte. Ihr Kichern besagte: mir kann keiner! Ich bin gewappnet! Sie hatte ihre ganze Sicherheit zurück. Servus, Firma Blint!" entschloß sich seufzend der Bursche. Er trollte davon in die Richtung der Eßstände. Wer doch auch einen handlichen Namen hätte! dachte er unterwegs. König nennt man mich, aber damit ist heutzutage gar nichts mehr anzufangen....

S)ie Sprache der Ameiien

lieber dos Mitteilung svermögcn der Insekten sind in den letzten Jahren grundlegende Forschungen angeftelst worden. Ein besonders interessantes Kapitel darin stellt dieSprache der Ameisen" dar, die natürlich nicht nüt der menschlichen Lautsprache oerglichen werden kann, da den Insekten die höheren geistigen Fähigkeiten abgehen, die für das Zustandekommen und die Ausbildung einer solchen Sprache notwendig sind. Vielmehr standest es sich um«ine instinktive Zeichensprache, die hauptfächlich auf den Trieb zurückgeht, die eigenen Gefühlszustände und Bewegungsimpulse auf andere Individuen der sozialen Gemeinschaft zu übertragen. Ein- gehende Beobachtungen und Versuche über die Ameifensprache hat Eidmann angestellt, über deren Ergebnisse hier kurz berichtet werden soll. In seinen Untersuchungen beschränkte er sich darauf, die Der- ständigung der Ameisen über eine neu entdeckte Nahrungsquelle zu ergründen. Wird«in Nahrungsstück, etwa ein totes Insekt, in der Nähe eines Ameisennestes ausgelegt, so wird ziemlich bald eine der umherstreifenden Ameisen das Beutestück finden. Zunächst be- tastet sie den Fund, und versucht, ihn fortzuschleppen. Gelingen ihr« diese Bemühungen, so kehrt sie nach kürzerer oder längerer Zeit ins Nest zurück mit der Beut«, wobei sie noch durch andere Ameisen, die sie unterwegs trifft, Unterstützung findet. Wird aber das Futterstück so schwer und groß gewählt, daß die Finde- a m« i s« allein nicht imstande ist, es vom Platz zu bewegen, so wird sie sich zunächst länger« Zeit vergebens bemühen, die Beut« fortzuschaffen. Hat sie endlich die Unmöglichkeit ihres Beginnens erkannt, so kehrt sie auf dem raschesten Wege zum Nest zurück, und unterrichtet die anderen Ameisen von chrer Entdeckung. Eidmann kennzeichnete die Findeameise durch einen Farbfleck, um ihr Be­nehmen im Gewühl der anderen Nestinsasten genau feststellen zu können. Sie läuft im Nest aufgeregt herum und kreuzt mst anderen Ameisen die Fühler. Di« Benachrichtigten streben sofort zum Nest- ausgäng und folgen der Finderin auf dem Fuße, oft sogar in direktem F ü h l e r k o n t a k t mit chr. Häufig kann man einen ganzen Zug von zwei bis drei Ameisen verfolgen, die der Finderin anhängen und alle Krümmungen des Weges genau mitmachen. Nicht selten genügt der erst« Alarm noch nicht, und die Finderin kehrt abermals ins Nest zurück und host neue Hilfe. Stets erfolgt der Alarm mit de« Fühler», und zwar immer nur in den obere» Nest-

parken, wo sich«ine ganze Anzahl von Arbeitern aushallen und offenbar auf die Benachrichtigung durch«in« erfolgreiche Streif-, am eise warten, um sofort an di« Arbeit zu gehen. Erstaunlich ist der Erfolg eines solchen Alarms. Man kann oftmals die Ameisen' in dunklen Scharen geradezu aus der Nest- öffnung herausquellen festen. Von der Führerin gelettet, sind sie bald alle bei der Beut« und suchen sie zu bewältigen. Wenn dev Nahrungsfund so groß ist, daß er auch von vielen Hilfskräften nicht fortbewegt werden kann, so bildet sich allmählich, wahrscheinlich durch die zunehlnende Konzentratton der Geruchsfährten,«in« Ameisen- strahe zwischen Nest und Fundplatz. Jnteressant ist auch folgendes Verhalte». Trifft eine Ameise. die«inen Fund gemacht hat, mit einer anderen Ameffe unterwegs zufällig zusammen, so benachrichttgt sie diese sofort durch Fühler- schlagen von der wertvollen Entdeckung und veranlaßt sie, chr zu folgen. Falls die Beute so beschaffen ist, daß sie von der Finderin allein in wiederHollen Wegen ins Nest getragen werden kann, so benachrichttgt sie kein« anderen Kameraden, sondern kehrt so lang« immer wieder zurück, bis sie das gefundene Objekt weggeschafft hat. In der Regel werden die Futterstückchen gleich am nächsten Ein- gange an eine Ameffe abgegeben, und diese trägt sie dann ins Nest- inner«. Unermüdlich ist der Fleiß und die Geduld der Finderameise. Sobald sie nicht den Eindruck gewinnt, daß die Beute für sie allein zu groß ist, kehrt si« immer wieder zurück und holt ein neues Stückchen. Sie kehrt sogar noch dann zum Futterplatze zurück, wenn sie schon dos letzte Stückchen fortgetragen hat, denn sie kann nicht beurteilen, ob der Platz auch wirklich leer ist und sucht den Fundort so lange ab, bis sie sich endgülttg davon überzeugt hat, daß nichts mehr zu holen ist. In dieser gewissenhaften Sorgfast läßt sie sich nicht stören, sechst wenn ihr auf dem Weg von der Nahrungs� quelle zum Nest sicheres Futter hingelegt wird. Wenn man der Ameise auf dem Rückwege vom Nest zum Futterplatz« ihre besondere Lieblingsspeise, einen Tropfen Honig darbot, so betastete sie den, Honig, leckte auch ein wenig daran, wurde aber immer wieder unruhig, verließ mehrmals unschlüssig die verlockend« Versuchung und kehrtepflichtbewußt" geradeswegs zum Fundplatz zurück. Sobald sie aber das letzte Stückchen der Beute eingebracht hatte, ging sie zum Honig und vergönnte sich«in« ausgiebige Sättigung.