1929
Der Abend
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Spätausgabe des„ Vorwärts"
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Nr. 229
B 114 46. Jahrgang.
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Zeppelins Unglücksfahrt.
Rettung aus schwerer Gefahr.- Eindrücke der Passagiere.
Der Reichsverkehrsminister Stegerwald richtete an den französischen Minister für Luftfahrt, Cautant, folgendes Telegramm:
Von den umsichtigen und energischen Maßnahmen, welche die französische Regierung zur Hilfeleistung für das Luftschiff„ Graf Zeppelin , auf dessen Ersuchen in Frankreich in weitestem Umfang getroffen hat, habe ich mit großer Genugtuung Kenntnis genommen. Die glückliche Durchführung der Landung in Toulon ist diesen erfolgreichen Bemühungen zuzuschreiben. Nehmen Sie, Herr Minister, meinen aufrichtigen Dank für Ihre so großzügige und tatkräftige Hilfeleistung entgegen."
Hoesch bei Berthelot.
Der deutsche Botschafter in Paris , v. Hoesch, hat heute vor mittag in Abwesenheit des Außenministers Briand zunächst dem Generalsekretär des Außenministeriums, Philippe Berthelot , und hierauf dem Luftfahrtminister Laurent Eynac den Dank der deutschen Regierung für die tatkräftige Hilfeleistung bei der Landung des Beppelin" in Cuers- Pierrefeu ausgesprochen. Der Luftfahrtminister teilte mit, daß er Instruktion gegeben habe, bamit jede mögliche Hilfeleistung für die notwendigen Ausbesserungen, wenn sie an Ort und Stelle vorgenommen werden follten, gegeben werde.
Die letzten Stunden im Schiff.
Nach einem Telegramm des Zeppelin- Paffagiers von kryha an ,, Associated Preß " haben sich in den fritischen Stunden der Fahrt die ersten Anzeichen einer Störung in der Maschinenanlage ungefähr nach dem Verlassen der französischen Küste gezeigt. In der Nähe von Balencia erwies es sich, daß die Hoffnung, den Schaden mit Bordmitteln beheben zu können, nicht in Erfüllung gehen würde, und Dr. Edener sah sich veranlaßt, die Passagiere zu befragen, ob fie für einen Versuch, die Fahrt fortzusetzen oder für die Rückkehr stimmten. Die Mehrzahl entschied sich für die Rückkehr. Dr. Eckener bezeichnete als einzigen Ausweg, die langfame Rüdfehr rhoneaufwärts. Bei diefer Fahrt, während der nur noch ein Motor in Betrieb war, sah fich die Fahrtleitung schließlich gezwungen, das Luftschiff treiben zu lassen, bis man eine ftillere Luftzone erreicht hatte. Dies erfolgte, nachdem Marignane passiert war. Die Paffagiere legten teine übermäßige Besorgnis an den Tag. Die Stimmung an Bord war durchaus gut, zumal da man in die Führung Dr. Edeners volles Vertrauen fetzte. Die warmen Mahlzeiten mußten allerdings infolge der Lahmlegung der Maschinenanlage unterbleiben. Angesichts des starken Windes und der Tatsache, daß nur noch ein Motor dienstfähig geblieben war, stellte es fich schließlich heraus, daß auch die geplante direkte Rückfahrt nach Friedrichshafen fich nicht als durchführbar erweisen würde. Trohdem herrschte unter den Passagieren fein Zweifel daran, daß Dr. Edener auch bei einer improvisierten Landung den Zeppelin sicher auf den Boden/ bringen
würde.
Nach der Landung machten die meisten Passagiere von den
das Niedergehen des Luftschiffes und sein Einbringen in die Halle zu sichern. Der Unterpräfett von Toulon Mativa begab sich im Auftrage des Innenministers nach Cuers. Um 20 Uhr überflog Graf Zeppelin " den lettgenannten Ort und wurde nach mehreren Manövern, die von dem Kommandanten des Flughafens, Korvettentapitäns Hamon geleitet wurden, in die Halle gebracht. Die Lan Dung ging bei prachtvollem ruhigen Better nicht nur ohne 3wischenfalt, sondern auch mit außerordent licher Schnelligkeit vonstatten. Sobald die Präfektur von Toulon die Funksprüche des„ Graf Zeppelin" erhalten hatte, wurden alle Maßnahmen ergriffen, um das Luftschiff nach Cuers zu leiten. Drei Wafferflugzeuge flogen dem Zeppelin entgegen, um ihm die legte Flugstrecke zu erleichtern. Die Flotten- und Militärbehörden hatten auf Laftkraftwagen 60 französische Soldaten und 128 Senegalschüßen nach dem Landungsplatz befördert. Der Kommandant des 3. Alpen- 3nfanterieregiments entsandte von Hyerers 300 Mann. Die Flottenflugbasis von Balyvestre sandte auf vier Kraftwagen Marine zur Hilfe. Leistung. Der Marinepräfekt traf im Laufe des Abends in Cuers ein, um dem Landungsmanöver beizuwohnen. Einwohner halfen bei der Landung mit. Das Luftschiff ging dann, den Flugplak umfreifend, langsam nieder. Da ruhiges Better herrschte, tonnten die Landungsmannschaften die Falleinen sofort faffen und das Luftschiff vertauen.
Die Ursache des Unglücks.
Die Kurbelwellenbrüche- ein technisches Rätsel?
Die Kurbelwellenbrüche gleichzeitig bei zwei Motoren werden in Friedrichshafen von Fachkreisen als technisches Rätsel bezeichnet. Es müßten vollkommen unbekannte Einwirkungen vorgelegen haben; denn weder von einer übermäßigen Beanspruchung auf der Fahrt, noch von einem konstruktionsfehler könne hier die Rede sein. Es müßten bei den jetzt aufgetretenen Störungen Vorgänge mitgewirkt haben, die für den Fachmann vorläufig ganz unerklärlich sind. Der Vertreter von Havas in Toulon forschte nach den
Dujardin freigesprochen.
Ein Todesurteil forrigiert.
Um 2 Uhr erschien das Schwurgericht wieder im Saal, und Landgerichtsdirektor Sary verkündete folgen
des Urteil:
Das Urteil vom 1. Januar 1919 wird aufgehoben. der Angeklagte wird freigesprochen und die Kosten des Verfahrens werden, soweit sie Dujardin betreffen, der Staatskasse auferlegt.
der außerordentlich errüdet zu sein schien, habe nur ausweichend geantwortet, dagegen habe ihm einer der Mechaniker erklärt: Als der erste Motor über Spanien aussetzte, ließ man die übrigen vier schneller laufen. Bald jedoch stellten sich Zeichen der Ueberbeanspruchung ein. In diesem Augenblid wurde beschlossen, umzukehren. Nur ein einziger Motor ist intakt geblieben. Am Nachmittag bei der Fahrt rhoneaufwärts tamen wir in einen sehr starken Wind hinein, der uns abirieb, bis wir nach Passieren von Marignane eine stillere Luftzone erreichten. Ich muß aber betonen, daß wir niemals in ernster Gefahr waren.
Ursachen des Abbruchs der Amerikafahrt. Er berichtet: Dr. Edener,
Reparaturzeit etwa 8 Tage.
Bier neue Motore auf dem Transport nach Toulon . Friedrichshafen , 18. mai.
Noch im Laufe des Freitag abend haben die MaybachBerte vier neue Motore der Type V. L. 2 zum Bersand nach Toulon fertig gemacht.
Zuerst beabsichtigte man. diesen Hilfstransport für den Zeppelin mittels Schnellastwagen nach dem französischen Flughafen in Marsch zu setzen. Von diesem Plan ist man aber wieder abge= kommen, weil ein Kraftwagentransport auf eine so lange Strecke doch ein gewiffes Rifito bedeutete. Die Motoren werden heute auf Eisenbahnwagen verladen und heute nachmittag in Lindau an den diretten Schnellzug nach Lyon angehängt, wo fie am morgigen Sonntagmittag ankommen und sofort nach Toulon meiterbefördert werden, so daß sie noch morgen nacht an Ort und Stelle sein dürften. Mit diesem Transport reisen Direktor Dr. Dürr von der Luftschiffwerft, wahrscheinlich ein leitender Mann von den Maybach- Werfen, sowie technisches Hilfsverfonal. An Bord des Luftschiffes befinden sich bekanntlich 18 Monteure, die auch mit dem Auswechseln der Motorę vertraut sind und die notwendigen Arbeiten in der Luftschiffhalle von Cuers bei Toulon vorwendigen Arbeiten in der Luftschiffhalle von Cuers bei Toulon vor
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nehmen können.
Freitag nachmittag, als der Zeppelin noch vor Marseille freuzte, begab sich Legationsrat Dr. Clodius von der deutschen Botschaft in Paris in einer Lufthansa- Maschine zunächst nach Marseille und von dort mit der Bahn weiter nach Toulon , um die Interessen des ,, Graf Zeppelin" gegenüber den französischen Behörden wahrzunehmen. Das Flugzeug wurde von Flugkapitän Albrecht gesteuert, der durch seine beiden vorjährigen Sibirienflüge bekannt geworden ist und mit seinem gestrigen Fluge über Südfrankreich eine besonders anerkennenswerte Leiſtung vollbracht hat. Albrecht war, mit der planmäßigen Lufthansa- Maschine von Berlin kommend, um 18.10 Uhr in Paris gelandet, flog dann trotz Anbruch der Dunkelheit mit Legationsrat Dr. Clodius und dem Sohn des Lufthanjadirektors Wronsry sofort weiter nach Marseille auf einer ihm gänzlich unbekannten und für den Nachtflugverkehr nicht vorbereiteten Strecke, um dann gegen Mitternacht bereits in Marseille zu landen. Auf diese Weise war es dem Vertreter der deutschen Botschaft möglich, wenige Stunden nach, der Landung des Luftstügung der Befagung und der Passagiere aufzunehmen.
Automobilen, die die Flughafenleitung in zuvorkommendſter Weise Bombenanschlag im Versorgungsamt. hiffes in Taufan einzutreffen und ſeine Tätigkeit zur Unter
zur Verfügung gestellt hatte, Gebrauch, um sich direkt nach Toulon ins Hotel zu begeben, während Dr. Edener mit den übrigen Mitgliedern der Fahrtleitung und einem Teil der Mannschaft zunächst noch auf dem Flugplak zurückblieb.
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Das Attentat mißlungen. Der Täter verhaftet. Auf einen Obersekretär im Versorgungsamt Oldenburg wurde heute vormittag ein Bom Die Hilfeleistung durch die franzöfifchen Behörden. benattentat versucht. Die Bombe ist jedoch nicht
Ueber die letzten Fahrtſtunden des„ Graf Zeppelin" und seine glückliche Bergung auf französischem Boden werden noch folgende Einzelheiten bekannt:
explodiert, weil die Zündschnur vorzeitig er. losch. Als Täter ist der Kriegsbeschädigte Rose ver haftet worden, der auch bereits gestanden hat. Es han delt sich um einen Racheakt.
Die Untersuchung des Sprengförpers hat ergeben, daß die wenn sie explodiert wäre, großes Unheil hätte anrichten können. Sie bestand aus einem Stüd Rohr, das mit Bulver und Stein stücken vollgestopft war. Die daran befestigte 3 und schnur wies eine schadhafte Stelle auf und ist infolgedessen, wie bereits berichtet, glücklicherweise erloschen. Der Täter, ein übelbeleumdeter etwa glücklicherweise erloschen. Der Täter, ein übelbeleumdeter etwa fechzigjähriger Händler Rose, der ohne festen Wohnsiz ist und sich bettelnd und handelnd auf den Märkten in Oldenburg und Ostfriesland herumtreibt, hat bei seiner Vernehmung angegeben, er habe lediglich die Absicht gehabt, den Obersekretär Meyer vom Versorgungsamt, den er für die Nichterledigung seiner Anträge verantwortlich macht, zu erschreden.
bald die französische Regierung von den Gefahren Kenntnis erhielt, die dem Zeppelin drohten, wurde von den zuständigen Be-| Bombe, obwohl sie in ziemlich primitiver Art hergestellt war, doch, hörden alles unternommen, um eine Katastrophe zu vermeiden. Der Luftfahrt minister entsandte Weisungen in die Provinz, dem Schiff, wo es auch sei, jede Hilfe angedeihen zu lassen. Bald nach dem funtentelegraphischen Hilfeangebot des Luftfahrtministeriums und der Mitteilung Dr. Edeners, daß er bei Cuers niederzugehen versuche, änderte sich, wie durch ein Wunder mit einem Schlage die Lage an Bord des Luft Schiffes. Graf Zeppelin " schien die letzte Flugstrecke nach dem Hafen mühelos zurückzulegen und das Luftschiff erweckte den Anschein, selbst den härtesten Stürmen trogen zu können. Nachdem Dr. Edener gegen 18 Uhr vergeblich versucht hatte, im Flughafenzentrum von Marignane niederzugehen, schlug er die Richtung nach ber Marineflughafen- Station Cuers ein, Der Richtungswechsel wurde sofort dem Oberkommandierenden des 5. Flottenbezirks mit geteilt, der Weisungen gab, mit allen nötigen Vorsichtsmaßnahmen
Rose, der Kriegsbeschädigter ist und eine Rente bezicht, hatte wiederholt beim Versorgungsamt unberechtigte Anträge auf Fürsorge gestellt. Es war ihm bekannt, daß derartige Gesuche von dem Obersekretär Meyer bearbeitet wurden.
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Das Echo in der Weltpresse. Sympathische Würdigung aus Paris .
Paris , 18. Mai. Die Kommentare der Morgenblätter zu der Notlandung des Graf Zeppelin " sind von einer ruhigen Sachlichkeit, die nach den unliebsamen, durch die angeblichen Aeußerungen Dr. Edeners und die Auslassungen der Bresse vor dem Start des Luftschiffes hervorgerufenen Zwischenfälle doppelt angenehm berührt und anerkannt werden muß. Es verdient festgestellt zu werden, daß von Schadenfreude über den Mißerfolg des Fluges nicht der geringste Niederschlag in der Presse zu finden ist. Mit Freude wird den Erklärungen Dr. Eckeners über das ich neidige Verhalten der Landungsmannschaften in CuersPierrefeu, sowie über die herzliche Aufnahme durch die Franzosen Raum gegeben. Die französische Regierung, so schreibt der Erzelsior", habe durch eine elegante Geste auf die An fchuldigung Dr. Edeners geantwortet.
„ Eckener hatte Mut und Pech."
London , 18. Mai. Das Interesse, mit dem die gesamte englische Deffentlichkeit den unglücklichen Flug des Graf Zeppelin " verfolgt, tommt erneut in ausführlichen Presseberichten zum Ausdrud.„ Daily Tele= graph" sagt, ein jeder werde das Pech Dr. Edeners bedauern und
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