Bremscheid über Diktatur. Sozialdemokratie und Parlamentarismus. München , 18. Mm.(Eigenbericht.) In einer überfüllten Mitgliederversammlung der Sozialdemo- krotischen Partei erörterte am Freitagabend Abg. B r e i t s ch e i d die Frage:„Gibt es eine Krisis des Parlamentarismus?" Breitfchsid beschäftigte sich zunächst mit der Diktaturpropa- ganda, dem Rechts- und Linksradikalismus und erklärte: die zehn Jahre deutsche Republik haben bewiesen, daß es in Deutschland nicht so leicht ist, Moskauer oder römische Träume zu verwirklichen. Das hat vor allem seinen Grund darin, daß in Deutschland eine starke und geschlossene Arbeiterschaft lebt, die entschlossen ist, den Kampf gegen ein« solche Diktatur auf- zunehmen. Im Augenblick sei die Gefahr einer solchen Diktatur in Deutschland nicht allzu groß. Wenn aber auf den Platz des Reichs- Präsidenten einmal ein Mann stehen sollte, der nicht innerlich mit der demokratischen Republik ausgesöhnt oder gar zum Angriff auf Re< publik und Demokratie entschlossen wäre, dann könnten eines Tages ernsthafte Versuche unternommen werden, die Macht des Volkes, die im Reichstag verkörpert sei, zu brechen Eine schwere Belastung, so fuhr Bvcitscheid fort, bedeutet im gegenwärtigen Augenblick die Erkenntnis, daß, wenn die gegen- wärtig« Regierung zusammenbricht, möglicherweise der Augenblick eintritt, wo die anderen sagen: mit diesem System des Pariamen- tarismus ist eine normale Regierung nicht zu bilden, also ist eine Diktatur notwendig, wenn auch keine offene, so doch eine ver- schleiertc. Die Sozialdemokratie sieht sich fast jeden Tag vor die Frage gestellt, können wir es ertragen, daß wir noch länger die Pflicht des Mitregierens erfüllen. Es ist nicht leicht und erfüllt nicht mit Begeisterung, den jetzigen Weg ständig weiter zu gehen. Es kann einmal der Tag kommen, wo wir eine Grenze gegen die andere Seite ziehen müssen. Ich erinnere nur an die bürgerliche Offen- sive gegen die Erwerbslosenversicherung. Für uns Sozialdemokraten ist es unmöglich, diesem Gesetz die F u n d a- mente nehmen zu lassen. Unser Machtmittel, über das wir außerhalb des Parlaments verfügen, ist die geschlossene Kraft der gewerkschaftlichen und politischen Organisationen.
„Sägende Slymphe." Diese Bronze von Prof. Walter Schott ist von der Kunst- deputation der Stadt Berlin angekauft und jetzt auf dem Pariser Platz vor dem Hause der französischen Botschaft aus- gestellt worden.
Maximus Ernst gestorben. Aelteren Sozialisten ist der Rani« M a x i m u s E r n st als des Herausgebers des„Süddeutschen Po still ans" noch in Erinnerung, jenes volkstllmlich-satirischen Blattes, das lange neben dem„Wahren Jacob " über den politischen Zuständen des Kaiser- reichs die Geißel des Witzes schwang. Im Vorjahre haben wir an seinem 80. Geburtstage des Wir- kens von Ernst gedacht. Das 81. Lebensjahr hat der Alt« nicht mehr vollenden können. Am Mittwoch ist er in München gestorben. In den letzten Jahren hatten zwei Unglücksfälle chn betroffen, die ihn körperlich schwer behinderten. In den Revolutionstagen wurde er überfahren und verlor seinen rechten Arm. Aber er wollte den Mangel nicht empfinden und lernt« noch linkshändig schreiben. Im letzten Herbst erlitt er abermals einen schweren Unfall, der ihn lange ans Krankenhaus fesselte. Zweimal hat er in diesem Jahre noch eine Lungenentzündung überstanden. Dem dritten. Ansturm dieser Krankheit war aber der so widerstandsfähige Körper des Achtzig- jährigen nicht mehr gewachsen. Für die Sozialdemokratie hat M. Ernst durch Jahrzehnt« gelebt und gearbeitet. Die Parteigeschichte wird seinen Namen nicht unter. gehen lassen._ Orunier und drüber in Afghanistan . AmanuUah und HobibuUoh unten durch. London . 18. Mai.(Eigenbericht.) In Afghanistan geht es zurzest drunter und drüber. Ein Stamm bekämpft den anderen. Amanulloh ist zurzeit ebenso wie sein Antipode in Kabul jedes Einflusses auf die einzelnen Stämme enthoben._ „Die Kirch« in der Karikatur". Die Beschlagnahm« des be- kannten Buches„Die Kirche in der Karikatur" von Friedrich Wendel war im Februar dieses Jahres durch Urteil des Amtsgerichts Berlin- Tempelhof aufgehoben worden. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen das Freigabe-Urteil Berusung eingelegt. Vor einigen Tagen jedoch ist dies« Berufung zurückgezogen worden. Es bleibt also bei der Freigabe der.Kirche in der Karikatur".
Theater» „So oder So". Zwei Arten, ein Stück zu schreiben. Der Verfasser Hans E. G r o s z hält mehr als er versprich,. Er kündigt zwei Arten, ein Stück zu schreiben, an und bringt einen ganzen Hut voll verschiedener Möglichkeiten. Und was die Haupt- fache ist, er macht das geschickt, mit sicherem Blick jür Bühnen- Wirkungen, und sehr amüsant. Es fängt ein bißchen düster und katastrophenschwanger an, nach Art der frühnaturalistischen Dramen: Fritz verlebt eine freudlose Jugend, die Schule ist für ihn«ine«nt- setzliche Quälerei, die Eltern zwingen ihn, den ganzen Tag über den Büchern zu hocken, besonders der unduldsame Vater. Jeder hackt auf den armen Jungen herum. Es kommt die Nachricht, daß er sitzen geblieben ist. Im Augenblick, wo der Bater ihn deshalb zur Rede stellt, hebt Fritz den Revolver und schießt sich tot. Vorhang. Nun folgt kein zweiter Akt, sondern Protest aus dem Zuschauerraum. Das wäre ein unbefriedigender Schluß, der herzlos« Vater sei an allem Schuld, ihn müsse die gerecht« Strafe treffen.„Schön," sagt der Regisseur, der vor den Vorhang tritt(von Wladimir So- koloff sehr überzeugend gespielt),„wir können das auch so machen." Der erschossene Sohn steht auf, beginnt die letzte Szene von vorne und richtet zum Schluß die Waffe nicht aus sich, sondern auf den Vater. Damit ist aber das Publikum noch weniger einver- standen. Im Parkett wird es lebendiger als auf der Bühne. Eine erregte Diskussion entspinnt sich, der eine will das Stück so, der andere so gespielt sehen. Kurz und gut, es gibt noch weitere Variationen über dasselbe dramatische Thema,«in origineller Ein- fall des Verfassers, eine neue Art von Theaterunterhaltung, zugleich ein recht brauchbares Rezept, wie man Stücke zu schreiben hat. Die Szenenfolg« ist«in bißchen zu breit ausgesponnen, hie und da hapert es nicht zu knapp, aber dramatische Fähigkeit ist Hans E. Grosz nicht abzusprechen. Veranstalterin der Nachtvorstellung im Deutschen K ü nst l e r th« a t e r ist die„Aktuelle Bühne". Besonders aktuell war der Abend ja nun gerade nicht, aber zum mindesten war er anregend. In Zukunft werden wir bestimmt mehr Komödien von der Sorte vorgesetzt bekommen. Dann bitte mit einer aus- geglicheneren Darstellerschaft, als sie uns gestern der Leiter der „Aktuellen Bühne" und Regisseur Erich Fisch vorgestellt hat. Außer dem erwähnten Sokolofs konnte sich nur einer sehen lasten: Friedrich Iolowicz, der Sohn, der über bemerkenswerte Bühnenstcherheit und Wandlungsfähigkeit verfügt. Ernst Degner.
Emil Laimings in Verlin. Das war ein freudiges Wiedersehen, als Emil I a n n i n g s sich gestern in einer Nachtvorstellung im Ufa am Zoo seinen Freunden und Verehrern präsentiert«. Direktor Corell sprach wirklich im Namen des dicht besetzten Hausee, als er den größten deutschen Filmdarsteller der alten wie der neuen Well(dieser Titel ist nicht von ihm) Gruß und Dank entbot. Emil Ianmng» ist, so erfuhren wir, in die Heimat zurückgekehrt, um mit der Ufa «inen großen deutschen Tonsilm zu gestalten. So ist denn zu hassen, daß wir endlich aus den Vorstadien herauskommen, wenn Iannings sein« große Popularität in den Dienst der Sache stellt. Und dann rollte das bunte Bild des Lebens von der Leinwand das Iannings in einer vollendeten Verkörperung zeigt: D u p o n t s.Li a r i« t i". Die Tragödie des Sträflings Nr. 28 packt« und erschütterte wieder die Zauschauer wie bei der Premiere. Iannings' vollsastige Per- menschlichung, das seltsam« Mädchen aus der Fremd« der P u t t i und W a r d s Artist ergaben wieder ein Ensemblespiel von größter Eindringlichkeit. Di« filmischen Reize, die Dupont mit freigebiger Hand ausgestreut hat, haben ihren ganzen Zauber bewahrt. Das Leben auf dem Rummelplatz und im Zirkuswagen und vor allem die große Sensationsnummer im Wintergarten sind noch immer Höhepunkte des deutschen wie des internationalen Films. Zum Schluß mußte sich Iannings aus der Bühne zeigen, wo er«in schönes Bekenntnis zu Deutschland ablegt«. r.
md Film. „Hingabe." Atrium, Beba-Palast. Guido Brignone ist ein außerordentlich begabter Filmregisseur, er dürft« nur nicht den Ehrgeiz gehabt haben, sein« eigene Novelle zu verfilmen. Durch sie wird nämlich die Handlung mil zu viel Unwahrscheinlichkeiten belastet. Ein Bildhauer verheiratet sich mit Angela, die auch von einem berühmten Arzt geliebt wird. Am Hochzeitsabend verunglückt der Bildhauer beim Abbrennen von Feuerwerk. Um den vorübergehend Erblindeten die Sehkraft wiederzugeben, bekommt der Arzr erst die nötige Sicherheit der Hand, als Angela ihm verspricht, sich scheiden zu lasten. Sie liebt ober ihren Mann und zum Schluß verzichtet, — nachdem es beinahe zum Austrag eines amerikanischen Duells gekommen wäre,— der Arzt. Guido Brignone hat eine restlos optische Einstellung, die nur wenigen im Film tätigen Menschen belchieden ist. El forden von den Photographen Hans Theyer und Max Nekut neben klaren Naturaufnahmen ganz eigenartig« Schattenwirkungen bei Innenszenen und verwendet die Gegensätze zum vollendet Hanno- nischen Ganzen. Selbst das von hundert Vorgängern gezeigte Bar- leben sieht dieser Regisseur noch einmal neu. Die Schauspieler hat er fest in der Hand und ringt mil ihnen um Höchstleistungen. Marcella Albani hat noch nie so gut gespielt, wie unter ihm. Hans Adalbert von Schlettow gefällt als Bildhauer und Stuart Rome, eine unserer an- genehmsten Neuerscheinungen ist ein von einem eisernen Willen be- herrschte? Nervenbündel.«■ d.
Gchauspielernachwuchs Der Schauspielschule des Deutschen Theaters ist eine Bühne der Jugend angegliedert. Sie will in erster Linie dem Schauspielernachwuchs Gelegenheit geben, seine Talente im Rahmen einer vollständigen Inszenierung zu erproben. Die Ent- deckung junger Dichter steht hintan. Das jetzt inszenierte Schauspiel .Lung-Woodley" von John van Druten will aktuell sein, indem es in einem Internat spielt und sich mit den Liebes- gefühlen Jugendlicher beschäftigt, oermag aber zu dem Problem nichts Neues zu sagen. Es bleibt an der Oberfläche. Ein 18jährigcr Schüler liebt die jugendliche Gattin seines Ordinarius findet Gegen- liebe. Beide werden überrascht, auf Bitten der Frau wird der Junge zwar im Internat belassen, aber von dem beleidigten Ehe- mann tyrannisiert. Als«in Mitschüler zynisch« Bemerkungen über die Geliebte macht, geht«r mit dem Messer auf ihn los. Der Vater muß ihn nach Haufe holen. In ziemlichem Frieden scheidet er von dem Gegenstand seiner Liebe. Zur Hauptsache, dem jungen Darstellermaterial: Hans-Ioachim Mo« bis, als der verliebte Bursch, beweist, daß er über dem Durchschnitt steht. Er ist starken inneren Gefühls sähig, oermag diesem überzeugenden Ausdruck zu verleihen. Einiges noch unsicher, viele Lichter sitzen nicht recht. Di« Temperamentausbrüche jedoch sind stark und echt. Seine Sprache ist gepflegt und fließt un- gehemmt. Franziska B e n k ho f f, als die Geliebt«, bleibt bloß und etwas starr. Doch findet sie zuweilen Töne, bei denen die Seele mit- schwingt. Alfred R u s k a ist für den Ordinarius noch zu jung. Innere Reife und äußere Würde sucht er durch hohle Pathetik vorzutäuschen. Dadurch gerät er ins Karikieren, streift oft die Grenze des Lächer- lichen. Sein Organ ist warm und voll. Ob wirkliches Talent vor- Händen ist, wird sich erst feststellen lassen, wenn er die geeignete Rolle bekommt. Kurt H a a r s in der kurzen Rolle des Mr. Woodlcy zeigt, daß er charakterisieren kann. Ihm liegt schon eher die Darstellleng reifer, ruhiger Menschen. Vi«l« Stellen gibt er noch zu jugendlich salopp. Die Darsteller der Nebenrollen waren nicht gerade überragend, ober immerhin brauchbar. Welter Jacobi.
Oer Direktor der Porzellanmanufaktur. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, ist zum Direktor der Staatlichen Porzestanmanufattur Prof. Dr. Frei- Herr von Pech mann berusen worden. Dr. Pechmann, der im 47. Lebensjahr« steht, war bisher der Leiter der Abteilung für Gewerbetunst am Bayerischen Nationalmuseum in München . Er gehört dem Ausschuß für künstlerische Fragen der„Deutschen Ke- römischen Gesellschaft" an und ist Vorstandsmitglied des„Deutschen Werkbundes ". Nach Kriegsende war er in der rheinischen und mitteldeutschen Industrie als leitender Sozialbeamter und Betriebs- leiter tätig und gehörte als ständiger Beisitzer einem Schlichtung»- ansschuß des Gewerbegerichtes an. In seiner neuen Stellung ob- liegt ihm neben der Gesamtleitung vorwiegend die künstlerisch« Führung der Manufaktur. Für die kaufmännische und technische Leitung wird ihm j« ein fachinännischer Direktor zur Seite stehen.
Seltsame Ozeanüberquerungen. Die erfolgreiche Fahrt des Deutschen Paul Müller, der in zehn Monaten in einem Ruderboot über den Ozean gelangt ist, ist«in Meisterstück seemännischer Art, denn es stellten sich ihm dabei die größten Schwierigkelten entgegen. Trotzdem ist es nicht das erste Mal. daß der Ozean im Ruderboot überquert wurde. Schon vor 60 Iahren fuhr«in Mann von England im Ruderboot nach Amerika . Auch er brauchte fast ein ganzes Jahr, bevor er die Reise vollendete, und als er im amerikanischen Hasen anlangte, war er so erschöpft, daß er ohnmächtig in seinem Boot lag und erst nach einem längeren Aufenthalt im Krankenhaus wiederhergestellt werden konnte. Einer der seltsamsten Versuche, den Ozean zu überqueren, wurde im August des vorigen Jahres unternommen. Zwei junge Hamburger Sports- männer, ehemalige Angestellte der Hapag, versuchten, in einem Tretboot über den Atlantik zu fahren. Das Boot wurde durch ein« Schraube angetrieben, und zwar mit Hilf« eines Tretrades. Auf diese Weise sollte die Verwendung der motorischen Kraft oder des Segelantriebes vermieden werden. Dieses Unternehmen ist ebenso- wenig gelückt, wie der Versuch eines anderen Deutschen , im Falt- boot über den Ozean zu gelangen. Allerdings hatte dieser wage- mutig« Seefahrer bereits den größten Teil seiner Reise hinter sich, als er durch das furchtbare Erdbeben umkam, das im vorigen Jahre die Küste von Amerika verwüstete. Einer der verrücktesten Ozeanfahrer war entschieden der Liver- pooler Arzt Dr. Harris. Er machte kurz vor dem Kriege eine Tonne reisefertig, um auf ihr über das große Wasser zu fahren, denn er ging von der Anschauung ans, daß ein derartiges Gesäß stets im
Wasser schwimme und nicht untergehen könne. Er schwamm wohl, aber er kam nicht vorwärts, sondern trieb sich tagelang in der Nähe der englischen Küste umher, bis er von einem mitleidigen Dampf- schiff aufgenommen wurde. Die Tonne, in der er die Ozeanfahrt machen wollt«. IM er späterhin umbauen lassen, und zwar wurde sie in«ine Art Tonnenboot verwandelt, um damit auch steuern zu können. Aber auch der zweite Versuch, auf diese Weise über den Ozean zu kommen, ist nicht geglückt. Di« Rekordsucht hat In Amerika und England noch mehrere seltsam«„Blüten" gezeitigt. Jeder Phantast wollte der erste sein, der auf irgendeine oerrückte Weise über das große Wasser fuhr, denn alle lockte der Zeitungsruhiv. Als im vorigen Jahre Köhl, Fitzmauriee und Hünefeld von Europa nach Amerika im Flugzeug fuhren, brachten die englischen Zeitungen fast täglich Mitteilungen über neu« Pläne, den Atlantik mit den absonderlichsten Fohrzeugen zu überqueren. Eine Art von Geisteskrankheit schien ausgebrochen zu sein, denn«in«r wollt« sich in einer Ratete über das Wasser schießen lassen, ein anderer hatte«in Stahltorpedo ersonnen, mit dem er in acht Stunden von England nach Amerika sausen konnte,«in dritter hatte ein Mittelding zwischen Flugzeug und Motorboot erbaut, aber seltsamerweise hat man wenige Tage nachher von allen diesen verrückten Plänen nichts mehr gehört. Der Deutsche Paul Müller ist seit 60 Jahren der erst«, dem die Fahrt auf einem gebrechlichen Fahrzeug gelang.
Erziehung der DeHörden zur Höflichkeit. Ueber die Unhöflichteit der Behörden und Beamten wird auch in Rußland viel geklagt. Di« Sowjetregicrung Hot nun die Initia- tiv« ergriffen, um den Umgang mit dem Publikum Menschenfreund- licher zu gestallen. 1500 Arbeiter sind zu Geheimpolizisten der Beamtenschaft ernannt worden. Sie haben die Aufgab«. Staats- ämter und-institute zu besuchen und unter der Maske schüchterner Bitt- und Fragesteller Gesuche vorzulegen, Auskünfte einzuziehen. kurz, Stichproben auf Höflichkeit und Zuvorkommenheit der Be- amtenschaft vorzunehmen.- Ihre Erfahrungen haben sie dann schriftlich einem besonderen Kontrollkommissariat zu unterbreiten, das über die Mängel und Unzulänglichkeiten im Staatsbetriebe wacht. Die ersten Gutachten der Höflichkeitskontrolleure haben in der Hauptsache negative Befunde ergeben. Aber seit öffentlich be- kanntg« worden, daß der schiechi« Ton insgeheim überwacht wird, soll er sich schon wesentlich gebessert haben.