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ballast gehabt, um eine sehr elegante Landung ausführen zu können. Erst als das Schiff bereits auf dem Boden war, von wenigen Leuten gut gehalten, feien einige hundert Mann eingetroffen, die es mit sehr viel Geschick, Vorsicht und Umsicht in die Halle gebracht hätten. Die Po st des Luftschiffes werde auf besonderen Wunsch der Postverwaltung nach Friedrichshofen zurückgeführt, während die Fracht vorläufig im Luftschiff verbleib«. Ueber die Reihenfolge der ausgefallenen Motoren befragt, erklärte Dr. Eckener , daß zunächst ein Steuerbordmotor, dann der zweite, dann der hintere Backbordmowr und als vierter der mittlere Heckmotor ausgefallen fei, so daß zuletzt nur noch der vordere Backbordmotor gearbeitet hätte. Ueber seine Absichten äußerte sich Dr. Eckener dahingehend, daß er nach den Besprechungen mit Dr. Maybach am Mittwoch nach Euers zurückkehren werde, um am Donnerstag oder Freitag das Luftschiff nach Friedrichshafen zu bringen. Die beiden am Sonn- abend nach Toulon abgegangenen Motoren feien be- reits am Sonntag dort eingetroffen und der dritte noch in Friedrichs Hafen liegende Reservemotor werde auf alle Fälle am heutigen Montag zum Versand kommen und am Donnerstag in Cuers«in- treffen. Der unterwegs nach Japan befindliche Motor brauche nicht mehr zurückgehallen werden, da der vierte ausgefallene Motor in Cuers selbst wieder repariert weiden kann. Besuchstag beim Lustschiff. Toulon , 20. Mai. Im Verlaufe des Sonnabend nachmillag war das Luftschiff zur Besichtigung freigegeben, von welcher Möglichkeit die Bevölkerung und die an der Riviera weilenden Touristen und Kurgäste starken Gebrauch machten. Unter den Besuchern befand sich auch der sozialistische Abgeordnete und Berichterstaller für das Budget des Luftfahrtministeriums, Renaudel, der vo'n Dr. Eckener in liebenswürdiger Weise empfangen wurde. Am gestrigen Pfingstfeiertage war der Zustrom der Besucher, die das Zeppelinluftschiff besichtigen wollten, so groß, daß die Automobile die Zufahrtsstraßen zum Flugplatz voll- kommen verstopften. Ein Infanterieregiment aus Hyeres mußte zur Verstärkung des Ordnungsdienstes eingesetzt werden. Die Mann- schaft desGraf Zeppelin" hat am Nachmittag des 1. Pfingstfeier- tages in Begleitung von französischen Matrosen die Stadt Toulon besichtigt. Während die Mannschaft die erste Nacht nach der Lan° dung an Bord des Luftschiffes verbracht hat, wurde sie dann in der Kaserne des Flugplatzes Cuers untergebracht, die Offiziere in der Offiziersbaracke. Verständigung erwünscht. Paris , 20. Mai. Di« französische Presse hat sich bisher auf eingehend« Wieder- gäbe der verschiedenen Nachrichten über den Verlauf des Fluges des Graf Zeppelin" und die Landung des Luftschiffes beschränkt. Jetzt hebt sie unit Befriedigung die aus Deutschland kommenden Meldun- gen hervor, die Frankreichs Hilfeleistung rückhaltlos anerkennen. In diesem Zuisammenhang wird mit besonderer Genugtuung ver- zeichnet, daß Dr. Eckener den deutschen Generalkonsul in Marseille ermächtigt habe, die ihm vor der Abreise aus Friedrichshafen von gewisser Seite in den Mund gelegten abfälligen Aeußerun- gen über Frankreich zu dementieren. In fast fämt- lichen Blättern kommt zum Ausdruck, daß die Landung des Zeppelin auf französischem Boden Anlaß zu einem besseren gegenseitigen Verstehen beider Völker werden könnte.

Weltliche Schule/ Kulturzentrum. Neichsiagung der Freien Gchulgesellschasten.

Das verunglückte Treffen. In Hamburg und Lübeck alles ruhig. Hamburg , 20. Mai. (Eigenbericht.) Die bombastischen Ankündigungen der Kommunisten:Rotes Pfingsttreffen trotz Verbot" haben einen völligen Mißerfolg erziell. Obwohl in den letzten Tagen vor dem Pfingstfest in Ham­ burg zahlreiche auswärtige Kommunisten eingetroffen waren auch Thälmann und Pieck hatten sich eingefunden, blieb es an beiden Pfingsttagen nach den Feststellungen bis Montag abend 8 Uhr in Hamburg und in den preußischen Nachbarstädten ruhig. Das vom Hamburger Senat erlassene Verbot der kommunistischen Hamburger ..Volkszeitung", der kommunistischen Versammlungen und der Per- sonenbeförderung auf Lastkraftwagen hat seine Wirkung ausgeübt. Obwohl die Kommunisten noch am Sonnabend in Flugblättern zum Besuch der Versammlungen aufforderten, hatten sich in den Ver- sammlungsloialen nur ganz wenige Personen eingefunden. An den beiden Tagen wurden etwa 4S Sistierungen vorgenommen, und zwar wurden am ersten Pfingsttag in Vergedorf 20 Personen festgenommen wegen Ueberschreitung des Demon- flrationsverbots, am zweiten Pfingsttag in dem Hamburger Stadt- teil Hammhorn 14 Personen wegen Uebettretung des Verfammlungs- Verbotes und IS Personen ebenfalls wegen Ueberschreitung des Demonstrationsverbots. Unter den Festgenommenen befinden sich auch die kommunistischen Bürgerschaftsabgeordneten Walter, Wester- mann und Schmidt. Ueber die Kundgebungen der Kommunisten in Lübeck ver- lautet, daß nach polizeilicher Schätzung etwa 250 Personen daran teilgenommen haben und daß Zuzug von auswärts so gut wie nicht festzustellen war. Die Kundgebungen nahmen einen ruhigen Verlauf. Reichsbanneriag in Oanzig. Eine Ansprache Hörsings. Danzig , 20. Mai. An den Pfingstfeiertagen wurde anläßlich der Bannerweihe der Ortsgruppe Danzig des Reichsbanners eine Tagung der Orts- gruppen dieses Verbandes, namentlich aus dem deutschen Osten, ab- gehalten. Entsprechend dem Wunsch« des Senats hatten die Orts- gruppen aus Ostpreußen und Pommern sich darauf be- schränkt, kleinere Abordnungen nach Danzig zu entsenden. Der am Sonnabend abend veranstaltet« Fackelzug verlief ohne Störung. Am Sonntag hiell beim Vorbeimarsch des Reichsbanners Bundespräsident H ö r s i n g eine Ansprache, in der er D i k t a t u r- g e l ü st e von links und /on rechts ablehnte. Er kam auch auf das Verbot der Stahlhelm togung in Danzig zu sprechen und billigte die Haltung des Senats. Gegen die Pressefehd«, die von rechts namentlich gegen den Präsidenten des Senats Dr. Sahm geführt worden fei, erhob der Redner schärfsten Enifpruch. Zum Schluß bemertte Präsident Hörsing, daß das Reichsbanner mit feinem Besuch in Danzig nicht eine Kundgebung gegen Polen ver- anstallet hätte, sondern vielmehr die Anschauung verttet«, daß DeutschlandwiePoleneinenWegzurverstSndnis- vollen Zusammenarbeit finden müßten.

Die Türkei hat den Auftrag zum Bau von zwei Zerstörern. zwei U-Booten und verschiedenen Hilfsschiffen an italienisch« Werften gegeben, weil deren Angebot, wie es heißt, günsnger war als die britischen, französischen und amerikanischen Offerten.

Vrannschweig, 20. Mai.(Eigenbericht.) Braunschweig steht im Zeichen der Vertreterversammlung des Bundes der Freien Schulgesellschaften Deutsch- lands. Schon am Bahnhof grüßt die Delegierten ein fahnen- geschmücktes Transparent und weist Fernstehende auf die Tagung hin. Die braunschweigischen Genossen hatten am Sonnabend zu einem Begrüßungsabend eingeladen. Sprech- und Bcwegungschor von Kindern aus weltlichen Schulen, eine fröhliche Eulenspiegelei und Gesang umrahmten die Feier. Befreundete Organisationen, Ver- treter des braunschweigischen Unterrichtsministeriums, des Rates der Stadt und der Hochschule, der die Lehrerbildung obliegt, begrüßten die Tagung. Am Frellag und Sonnabend ging der eigentlichen Tagung«ine Vorstandssitzung vorauf, die sich mit der Vorbereitung der Ver- sammlung beschäftigte. Am Pfingstsonntag eröffnete der Vorsitzende des Bundes, Ge- nosse Linke, die Vertreterversammlung für 1929. Es sind ungefähr 200 Delegierte aus allen Teilen des Landes erschienen. Auftakt und zugleich Höhepunkt bildeten zwei Referate. Die Genossin B a l a- b a n o f f- Paris sprach als erste über das Thema Der Marxismus als Grundlage der modernen Volkserziehung". Die Politik der herrschenden Klassen auf ökonomischem und sozialem Gebiet zur Unterdrückung der Arbeiterschaft entspricht ihrem gleichen Verhalten auf geistigem Gebiet: Der Arbeiter darf gerade nur soviel wissenschaftliche Erkenntnisse erlangen als notwendig sind, um ihn zu einem produktiven Lasttier zu gebrauchen. Die herrschende Klasse bedient sich dazu der Religion nicht nur. um die Arbeiterschaft in demütigen Schranken zu halten, sondern auch, um sie zu ver- hindern, ihre Rolle im modernen Produktionsprozeß klar zu durch- schauen und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Auf diese Angriffspolitik muß das Proletariat mit starker Abwehr antworten. Nicht nur marxistische Aufklärung genügt, sondern der historische Ma° terialismus soll zur Grundlage der Erziehung und Bildung über- hau�t werden. Der Arbeiter muh aus seiner verdammten Be- dürsnislosigkeit herausgerissen werden. Es gibt keine sogenannte neutrale" Schule, keineneutrale" Wissenschaft.. weil deren Haupt. tendenz in der Verschleierung der kausalen Zusammenhäng« steht, um den Glauben an die Unantastbarkeit des Bestehenden in den aus- gebeuteten Massen aufrecht zu erhalten. Wir müssen den Mut haben, unsere Weltanschauung der alten gegenüberzustellen, weil sie eine Anschauung der neuen, aus st rebenden Klasse ist. Di« bürgerliche Klasse fürchtet sich vor der Welt- anschauung des Proletariats mehr als vor einer einzelnen Er- Hebung. Diese kann man zurückschlagen, die Weltanschauung ist aber eine Kette, die nicht zerbricht. Unsere Weltanschauung muß ein Dämon sein, dem wir all« unterworfen sind. Es gibt kein« Möglich- keit, diesen Dämon aus unseren Hirnen und Herzen auszurotten." Als zweiter Redner kam der Genosse Kurt Löwenslein-Berlin zu Wort. Er beschäftigte sich im Gegensatz zu der Genossin Balaba- noff mehr mit der praktischen Arbeit unserer weltlichen Schulen. Sein Thema lautete: Die wellliche Schule als Sulturmiltelpunki des schaffenden Volkes." Unser Kampf ist Prot« st und Aufbau zugleich. Protest gegen die bestehende These der kirchlich-klerikalen Anschauungen, An- erkennung der Antithese der liberalen Protesteinstellung dagegen. Ader unsere Hauptaufgab« ist der Auf- und Ausbau der Synthese

unserer weltlichen Schule. Wir können nicht nur bei dem anti- klerikalen Protest stehen bleiben, sondern wir suchen nach tieferen Fundamenten. Der Sozialismus ist diese tiefer« Synthese. Er ist der positive Inhalt unserer weltlichen Schulen. Wenn ich auch weiß, wie stark unsere Gegner noch sind, so bin ich doch der Ueber- zeugung, dcch wir trotzdem siegen werden. Das ist nicht nur eine leer« Hoffnung, sondern ein Glaube, der fundiert ist auf den Erfolgen der letzten Jahr«. Wir haben heute unsere welllichen Schulen mit 2S00 und mehr Klassen im ganzen Reich. Unsere 100 000 Kinder sind eine Tatsache, die man nicht aus der Welt schaffen kann. Es bestehen nicht nur unsere wellluhen Schulen als Anthitese gegen die konfessionelle Schule. Gegenüber derkatho- lischen Aktion" steht und wächst unseresozialistische Aktton". Der positive Jnhall unserer weltlichen Schulen, unserer Erziehung, ist, die Kinder herauszubringen aus der Not und Eng« der einzelnen Familie, der einzelnen Sondergruppe. Wir wollen sie hineinstellen in die groß« Gesellschaft, sie zu freien Menschen und sozialen Kämpfern erziehen. Wir haben von der Kommunistischen Partei di« Befürchtung gehört, daß wir uns mit unseren welllichen Schulen isolieren. Räumliche Jiolierung braucht aber niemals geistig« Jso- lierung zu sein. Unsere welllichen Schulen sind vielmehr Kraft- zenlren ersten Ranges geworden, Plallformen, von denen aus wir die Verweltlichung des gesamten Schul - wesens fordern. Es genügt uns durchaus nicht, di« Gleichberech- tigung mit den konfessionellen Schulen. Unsere welllichen Schulen sind noch lange keine sozialisttschen Schulen. Wir wissen, daß die Schul« der sozialistischen Gesellschaft eine ganz andere sein wird, vielleicht überhaupt kein« Schule im heutigen Sinne. Aber das sind Problem«, die uns erst später zu beschästigen haben. Unser« Schulen können gehemmt werden, aber auch dort, wo wir Niederlagen erleben, wird sich der neu« Will« zu neuem Kamps entzünden. Mit dem Bewußtsein, daß wir aus gesell- schaftlicher Notwendigkeit heraus siegen werden, wollen wir den weiteren Kampf ausnehmen!" Beide Referenten ernteten für ihre Ausführungen starken Bei- fall. Im Anschluß an die Diskussion und die Schlußworte wurde die folgende Entschließung angenommen: Die bisherige Geschichte d«r welllichen Schulbewegung, ge- kennzeichnet durch die programmatischen Erklärungen der Bundes- tage in Dortmund , Breslau und Magdeburg zeigt in der Orgam- sation der Freien Schulgesellschaften den Vortrupp der klasien- bewußten Arbeiterschaft im Kampf gegen die bürgerliche Kullur- reaktion. Dieser Kampf wird ideologisch mit der Waffe des natur- und gesellschaftswissenschaftlichen Materialismus für die Her- beiführung der klassenlosen Gesellschaft geführt. Somit tritt die weltliche Schule immer mehr in den Mittelpunkt des kulturkllen Ringens der Arbeiterklasse. Dem Bund der Freien Schulgesellschaften als dem organija- torischen Träger der weltlichen Schulbewegung erwächst aus dieser Tatfache die Aufgabe, den Unterricht sowie das gefamte innere und äußere Leben der welllichen Schule aus der Ausgabe des proletarischen Befreiungskampfes und seines hohen Menschhells- zieles zu gestalten. Die wahrhaft revolutionäre Bedeutung der weltlichen Schulbewegung für das gesamte sozialistische Ringen verpflichtet die übrigen proletarischen Organisationen, dem Bund der Freien Schulgesellschasten ihre aktive Mithilfe zu geben." Die Geschäftsberichte bildeten den Schluß des ersten Versamm- lungstages. Sie gäben ein außerordentlich erfreuliches Bild für den inneren Ausbau und das äußere Wachstum der weltlichen Schul- bewegung.

siv Arbeiierkandidaien. Keine Äürgerblockfront. London , 20. Mai. (Eigenbericht.) Die am Montag erfolgt« offizielle Ernennung der Kandidaten der einzelnen Parteren brachte lediglich eine Ueberraschung, nämlich die Ernennung von 570 Vertretern der Arbeiterpartei, d. h., daß die Arbeiterpartei diesmal also nahezu in jedem der 615 Wahlkreise einen eigenen Kandidaten aufgestellt hat. Bemerkenswert ist auch, daß di« Libe r a l e n diesmal gegen 600 Kandidaten aufgestellt haben, wodurch die gemeinsame bürgerliche Frank, die bei den Sinowjew-Wahlen" 1924 den Sieg der Arbeiterpartei unmöglich machte, zusammengebrochen ist. Die Arbeiterpartei kann also den Wahlen zuversichtlich entgegensehen. Eine wesenttiche Verschiebung in der Aufstellung ihrer Kandidaten hat nicht stattgefunden. Lediglich Mac- d o n a l d übernimmt den früheren Sitz des ergrauten S i d n e y W e b b in Ssaham, den dieser bei den letzten Wahlen mit einer Mehrhest von über 10 000 Stimmen behielt. Die übrigen Führer der Arbellerpartei behalten dagegen ihre allen Sitze bei: S n o w d e n- Colne-Valley(3000), I. H. Thomas- Derby (6700), M o s l e y- Smethwick(6600), Henderson- Burnley (4600), P o n s o n b y- Shefi«ld(3300), M a x t o n- Bridgeton, Kenworthy- Hull . Crwähenswert ist, daß auch diesmal der Sohn des Premierministers Oliver Baldwin als Vertreter der Arbeiterpartei aufgestellt worden ist.

Frankreichs neue Bürgermeister. Zwischenfälle in Lyon , Lille und Kolmar . Paris , 20. Mai. (Eigenbericht.) Während der �pfingstfeiertage haben die neugewähllen Ge­meinderät« in Frankreich ihre Bürgermeister erwählt. Mit besonderer Spannung sah man dieser Wahl in Lyon entgegen. Hier sind bekanntlich die S o.z i a l i st e n in stärkster Zahl ins Stadt- Parlament zurückgekehrt. Die Radikalen blieben in der Minderheit. Deshalb hatte H e r r i r t auch die Absicht kundgegeben, seinen Bür- germeistersessel an die Sozialisten abzugeben. Trotzdem ließ er sich am Montag wiederwählen, allerdings unter wenig schönen Bedingungen. Im zweiten Wahlgang enthielten sich nämlich sämtliche Sozialisten der Stimme mll der Erklärung, daß sie, weil sie nicht die absolute Mehrhell hätten und mit der unbeugsamen Feindschaft der Radikalen rechnen müßten, von der Gnade der Letzten abhängig wären. Das aber wollten sie nicht. Wenn es not- wendig sei, sich von der Rechten begünstigen zu lassen, dann über- ließen sie dies den Radikalen. Herriot protestierte zwar auf das energischste, aber er ließ sich dann mit 23 Stimmen seiner Angänger bei 48 Gemeinderatsmiigliedern doch wieder wählen. Zu einem ähnlichen Zwischenfall kam es in Lille . Hier war der frühere Bürgermeister, der Sozialist Salengro. überhaupt nicht wieder in den Stadtrat gewähr worden. Als nun der sozialistische Abg. Brack« zum Bürgermeister«rwahll worden war, de» missioniert« er sofort zusammen mit zwei weiteren sozia­ listischen

Stadträten, um so ein« Teil wo hl zu provozieren. Bei dieser Teilwahl sollte Salengro wieder kandidieren und nach Mög- lichkell wieder in den Stadtrat einziehen. In Kolmar verzichtete der zum Bürgermesster gewählte Autonomistenführer R o s s ä freiwillig, weil ihm di« bürgerlichen Ehrenrechte entzogen worden sind, um der Stadt Schwierigkeiten zu ersparen, und ließ den Autonomisten Herzog an seiner Stelle wählen. In den übrigen Gemeinden gab es entsprechend dem Wahlous- fall nur geringe Veränderungen. Der sozialrepublitanische Senator Flaissieres in Marseille , der sozialistische Abgeordnete Mar« q u e t in Bordeaux und der radikal« Abgeordnete Meyer in Lc Haore wurden wiedergewähll. Bei einer Nachwahl zum Generalrat im Departement Aude wurde der sozialistische Abgeordnete Leon Blum zum Ge- neralrat des Kantons Narbonne gewählt.

Entgegenkommen Amerikas ? Verzicht auf einen Teil der VefahungSkostea. Item Jork . 20. ZNai. 3n Washington fand In Anwesenheit von Präsident hoover, Stimson. vlellon sowie sämtlichen rcpubli- konischen und demokratischen Parteiführern bei- der Häuser eine wichtige Besprechung statt, in der ins­besondere die baldige Lösung der Sriegsentschädigungs- frage im Zusammenhang mit den Pariser Sachverständigen- Verhandlungen besprochen wurde. Der Tntscheidung der Sonfereaz wird allgemein größte Bedeutung beigemessen. von amtlicher Seite stammende Meldungen erkläre«, daß sich die amerikanische Regierung bereit erkläre, bezüglich ihrer Lesahuagsansprüchc die gleichen Aenderuvge« ein­treten zu wsscn, wie dies Frankreich und England tun würden. Aus den washingkoncr Berichten geht hervor, daß Amerika die Herabsetzung seiner vesahungsansprllche in dem Maße erwäge. daß sich daraus clae Verminderung seines Reparolionsautciles um etwa zehn Prozent ergebe. Es wird dabei jedoch unterstrichen. daß Amerika trotzdem nichts verliere, wenn der Zinssah aus ö oder bVj Proz. erhöht und Zahrcszahlungen auf eine längere Zeitdauer verleilt würden. Die übrigen ameritauischen Ansprüche sollen durch diese Maßnahme nicht berührt werden, und Amerikas Schulden- Politik gegenüber Europa bleibe uuverändert. Die amerikanische Re- gierung wolle nur dazu bcitragco, durch diese Entscheidung die Un­sicherheit der Sachvcrstäadigcuberawugen zu beseitigen. Ver Beschluß der amerikanischen Regierung wurde unmittelbar dem amerikanischen Botschafter in Paris zur weilerleituag an die amerikanische« Sachverständigen übermittelt.

Rumänien bleibt reaktionär. Der Budapester Arbeiterge- songverein ,.S« n e f e l d e r" wollte der Einladung des Groß- wardeiner Brudervereins zum Iubiläumsfest folgen. Dos rumäni- sche Außenministerium Hot, entgegen s r ü h e r e r Zusage, die Einreise oerboten! verEhristengeneral" Feng soll Tschiangkaischek den Krieg er- klärt haben.