Der Abend
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Nr. 232
B 115
46. Jahrgang.
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Spätausgabe des„ Vorwärts"
Auto- Opfer an den Pfingsttagen
Tote und Verwundete in aller Welt.
Ceichtfertiges Autofahren hat in der ganzen Weff an den Pfingsttagen Menschenleben getoftet. Ueber die Berliner Unfälle berichteten wir heute morgen. Wir lassen die wichtigsten Meldungen aus Reich und Ausland folgen. Effen: Der Kutscher Irabant, der einen Lieferwagen seiner Firma zu einer Schwarzfahrt berugte, wollte gestern spät abends feine in Alteneffen wohnende Braut nach Hause bringen. Hierbei überfuhr er auf der Alteneffener Straße einen Bassanten, ber bald darauf starb. Da er anscheinend nicht mehr Herr über den Wagen war, fuhr er meiter gegen den Bordstein, so daß das Auto umstürzte. Trabani war auf der Stelle tot. Seine Begleiterin froch unter dem Wagen hervor und flüchtete. Die Polizei fahndete in den frühen Morgenstunden noch nach ihr.
Schweidnik: An den Brüden vor der Breitenheiner Taliperre ereignete fich ein schweres Berfehrsunglüd. neuer Lastwagen der Engelhardt Brauerei nahm die Kurve zu scharf. Er fuhr gegen das Brückengeländer. Die starken Schuß steine wurden herausgeriffen und das eiserne Geländer mitten durchgebrochen. Das Auto überschlug fit und stürzte mehrere Meter tief in die hochgehende Meistrig, mobet es mit den Rädern nach oben zu liegent tam. Der Chauffeur und ein Mitfahrer tönnien erst nach längeren Bemühungen der herbeigerufenen Feuerwehr aus ihrer Lage befreit werden. Der Fahrer wurde lebensgefähr. lich verletzt und erlag später feinen Verwundungen. Der Mitfahrer erlitt leichtere Berlegungen. Das Auto murde völlig ger trümmer, die Ladung von den reißenden Fluten fortgeschwemmt. Nach dem ,, Petit Journal" sind während der Pfingstfeier. tage bei Automobilunfällen in ganz Frankreich 11Personen getötet und 21 schwer verlegt worden.
Martigny ( Wallis ): Auf der Kantonstraße MartignySitten ist in der Nähe von Martigny ein auftautomobil, das mit Schülerinnen der Haushaltungsschule St. Leonard bei Sitten befeßt mar, als es einem entgegenfommenden Wagen ausweichen mollte, gegen eine Bappel gefahren. Zwei die Schülerinnen begleitende Nonnen und eine Schülerin waren fofort fot, eine Schülerin erlitt einen schweren Schädelbruch; sie ist heute morgen im Spital von Martigny ihren Berlegungen erlegen.
London : In ganz England ereigneten sich an den Feier: fagen Autounfälle. Bis jetzt wird die Zahl der Toten mit 17, die Zahl der Berlegten mit etwa 45 angegeben.
New York : In den Bereinigten Staaten tamen nach den bisherigen Meldungen durch Unfälle von Kraftwagen mehr als 40 Personen ums Leben.
Casablanca( Marotto): Während der Pfingstfeiertage passierten in Marotta zwei schwere Automobilunfälle. In der Nähe von Ben Gerir fuhr ein Autobus bei einem Straßenübergang in eine rangierende Lokomotive hinein. Autobus und Lokomotive wurden umgeworfen. 27 Infaffen des Aufobusses wurden verleht, darunter fünf schwer.
Das zweite Inglüd ereignete sich in der Nähe von Safi, wo zwei Automobile zusammenstießen. Sie stürzten beide in eine Schlucht, wobei 17 Personen verlegt wurden.
Krieg im Frieden: 17 Tote. Schweres Unglück bei einem japanischen Fliegermanöver. Totio, 21. mai.
Bei einer Bombenabwurfübung eines japanischen Flugzeuggeschwaders in Korea ereignete sich in der Nähe von Wusung ein schweres Unglück. Unter den Uebungsbomben befand sich auch eine scharfe Bombe, die das Dorf Zangai traf und dort großen Schaden anrichtete. 17 Koreaner wurden durch die Bombe getötet.
80 Zote, 100 Berletzte, 956 zerstörte Häufer.
Aus Angora wird gemeldet, daß die Gegend von Siwas von einem heftigen Erdbeben heimgesucht wurde. 956 Säuser sind ganz oder teilweise zerstört, 80 Einwohner getötet und mehr als 100 verlegt.
often.
Unmittelbar nady ber Ratastrophe jesien heftige brüche ein, die filometerweit die Straßen aufriffen. Weitere Einzelheiten fehlen noch, da die Telegraphenverbindun. gen unterbrochen sind.
Die Reparaturen am Zeppelin.
Ersatzmotoren zum Teil schon eingebaut.
Aus Toulon wird berichtet, daß der aus Friedrichshafen dorthin entfandte Ingenieur Doorat sofort mit den Arbeiten zum Einbau der neuen Motoren in das Zeppelinluftschiff beginnen ließ. Außer den Motoren find auch Einzelerfaßteile eingetroffen. Wenn die Ausprobierung der Motoren befriedigend ausfällt, dürfte das Zeppelinluftschiff Ende dieser Woche den Rädflug antreten.
Wie havas" weiter aus Toulon berichtet, ist gestern abend in Cuers- Pierrefeu der Einbau des dritten Erfah. motors in den„ Graf Zeppelin" beendet worden. Der vierte DEUTSCH
ATLANT. b02.
Paris
REICH Limoges o
Bardeaux
Lyon
LAND
ITALIEN
Dijon
Besancon
Rhon
Valence Turin
Mailand 0
Montelimar
o Nimes Marseille
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Toulon
Corsica
Toulouse
SPANIE
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Barcelona
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Balearen
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MITTE
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Genua
Zeichenerklärung: Hinflug Rückflug
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Landesgrenzan
Maßstab
0 100 200 300 400 500
Kilometer
Die Unglücksroute des Zeppelin.
Motor wird von Dvorat und seinen Mitarbeitern wahrscheinlich nur revidiert werden.
Die Zahl der Personen, die während der beiden Pfingsttage den Zeppelin besichtigten, soll mehr als 50 000 betragen haben.
Die Deutsche Bersuchsanstalt für Luftfahrt hat
F
den Sachverständigen Dr. Kamm nach Toulon entsandt, damit er sich dort zunächst auf Grund der Berichte der Schiffs= leitung und der Fahringenieure über den Berlauf der Maschinenhavarie und über die äußerlich erkennbaren Beschädigungen an den Motoren informieren fann. Der Sachverständige wird dann wahrfcheinlich mit dem Luftschiff nach Friedrichshafen zurückkehren, um hier im Einvernehmen mit dem Luftschiffbau Zeppelin und den Maybach Motorenwerken der Untersuchung der auseinandergenommenen Motoren beizuwohnen. Da die Beschädigung der Maschinenanlage möglicherweise auf bisher unbekannte Vibrationserscheinungen oder andere Einwirkungen zurückzuführen find, deren Kenntnis für die Wissenschaft von Wichtigkeit sein würde, ist die DBL. natürlich an der Feststellung der Ursache sehr interessant. Solange die fommende Motorenutersuchung in Friedrichshafen noch tein definittives Ergebnis gezeitigt hat, ist man auch in Sachverständigenfreisen nur auf Vermutungen angewiesen. Dabei scheint die Annahme, als ob etwa das beim ,, Graf 3epelin" zum erstenmal verwandte Brenngas eine nachteilige Wirkung auf die Motoren ausgeübt haben sollte, auszuscheiden. Man rechnet vielmehr mit Ermüdungserscheinungen im Material, die nach einer ganz bestimmten Betriebsdauer eintreten, in diesem Fall vielleicht aus irgendwelchen Gründen früher als die Konstrukteure der Motoren angenommen hatten. Unverständlich bleibt die von verschiedenen Seiten übereinstimmend verbreitete Mitteilung, wonach Dr. Edener von einer vor einiger Zeit vorgenommenen Lockerung der starren Berbindung der Motorenzylinder untereinander gesprochen haben soll.
Nach sachverständiger Meinung muß es sich hierbei um ein Mißverständnis handeln, denn die Zylinder werden bekanntlich in den feft gegossenen Motorblod eingeschliffen. Bahrscheinlich find die Abänderungen gemeint, die man vor einiger Zeit auf Grund von längeren Bersu en in der zwischen Propellerwelle und Motorenmelle eingefügten Kuppelung vorgenommen hat. Aber wie gesagt, man fann zurzeit nur von Vermutungen sprechen und es ist möglich, daß die Untersuchung noch zu ganz anderen Ergebnissen kommen