Einzelbild herunterladen
 

Donnerstag 23. Mai 1929

Unterhaltung unö AAissen

Beilage des Vorwärts

9tanns&£, Diamm: 1111(2 dt6 JlpUCtlCtl

Eiqcntlich hieß er ja Joachim Schliephacke. Doch als alter Fahrensmann hörte«r lieber auf den einst gewohnten Bordnamen Jimmy Wenn ich ihn aber wegen dieser Schwäche zumMister Skleiphcikie" verengländerte, wurde er ungemütlich. Und durfte sich solchen Ulk mit Recht oerbitten. Schon wegen der schönen Ge- ichirbten, die er mir erzählte, wenn ich ihn mit einer Flasche Whisky besuchte. Unten in seinem ochsenblutrot gestrichenen Schiffer- Häuschen am Strand von Blankenese , wo er seine alten Tage still- vergnügt verdöste. Wenn er dann so eine halbe Flasche sich einoer- leibt hatte, begann er ein Garn zu spinnen, das heißt irgendso eine unglaubliche Geschichte zu erzählen von den Riggeramozonen in Dahvmey, von mnlayischen Seeräubern der Sundasee. Immer aber sang er nicht schön, aber laut erst einmal das ellenlange Lied von John Brow, dem Sklavenbefrcier, mit dem ewigen Re- srain: Glori, glori, glori, gloriak Tschön sünd die Mötjens von Batavia. Gloria, hallelujal Tschöne Mätjens gübt das da... Doch einmal unterbrach'er seinen Kantus, als er kaum zu singen angefangen hatte. Nebenan hotte eine Sommerfrischlerfamilie ein Grammophon losgelassen. Und eine Caruso-Arie perlte in den Juliabend Jimmy wurde ganz andächtig. Doch nicht Carusos wegen. Hätte ja lieber den sjankee-doodle gehört," brummte er in seinen rostigen Bart.Aber Boy, ist doch'ne glorreiche Erfindung so'ne Maschine! Inäeeci. Hat mir mal das Leben gerettet, als man davon bloß erst Militärmärsche und son deftiges Zeug runternudeln tonnte. Na, lang mir mal die Buddel rüber. Und höre zu. Du hajt natürlich keine Ahnung von Arizona . Na, kannst froh sein, daß du dich in der Gegend von Auma und Tucson nicht hast herumtreiben muffen, so Ansang der achtziger Jahre. In Auma ist mal das Gespenst von einem Soldaten umgegangen. Wie einer den Geist gefragt Hot, was denn seine Spukerei sollte, da hat er um ein paar wollen» Decken gebeten, weil er in der Hölle so sricren mußte. Der arme Kerl war da zu lange in Garnison gewesen. Tja. heiß ist die Gegend. Und auch sonst nicht schön. Alles hat da Stacheln und Gift. Die Kaktusse, hoch wie Schiffsmaste, Tausend- süßer, lang wie ein Aal, Klapperschlangen, Dogelspinnen und Skorpione. Aber das Schlimmste waren die Apachen. Na, ich war also da, saß mitten dazwischen. In Toronto . Half da so einem- gottverdammten Jndianeragenten in seinem Store. War ein kompletter Schuft, der Don Geronimo. Beschiß die armen Jndsmen, wo er konnte. Weim er ihnen den Kram, den sie von der Regierung zu kriegen hatten, nur halb oder verdorben geliefert, da" gingen die Apachen denn aus Wut und Not wohl son büßchen auf den Kriegspfad. War nicht schön, wenn sie dann wen er- ' wischten. Trieben greulichen Sport mit den Skalpierten, solange sie noch lebten. Dafür wurden sie weggeschossen wie die Koyoten, ivenn die Weißen es konnten. Ja, mein Junge, fo'n blutfrischer Apachenskalp brachte drüben bei den Mexikanern in Chihuahua da- mals seine runden Regierungsdollars. Is o kact. Nun hatten wir da in unserem Nest so'ne Art Zeitung. Hieß mächttg gebildetThe Epitaph", die Grabschrift. Na. hat auch meist von Mord und Totschlag geschrieben. Aber eines Tages steht da was von Edisons neuer Sprechmaschine drin. Und das liest nun die Tochter von meinem Don. Du, das war'ne Deern! Also, ich sag dir: schön sind die Mädchen von Batavia. Hab da selbst mal so'n Halbblut als Liebste gehabt. Aber die war rein gar nix gegen die Ines. Kannst dir denken, wie ich die angeglubscht Hab. Hat das aber nicht übelgenommen. Hat bloß noch mehr mit den

schwarzen Augen geblinkekt. Und hat die blanken Zähne so ge- zeigt beim Lachen, daß ich mir hätte von ihr glatt'n Finger ab- beißen lasten. Wollt sie aber gar nicht. Nee, wollt ganz was an- deres! Denn nicht lange danach sogt mein Don zu mir, ich sollte zur Bahn und für Ines'ne Kiste abholen. Eine Sprechmaschine von Edison wäre da drin. Ich wäre so schon mal als Maschinist auf 'n Mississippidampfcr gefahren. Da könnte ich auf der Station gleich nachsehen, ob das Ding auch ginge. Und denn sollte ich recht vorsichtig sein auf der Rückfahrt. Na, nach der Bahn, die zwei Tage Wagenfahrt, waren ja nicht so schlimm. Aber, caramba!... ich kratzte mir doch den Kopf. Denn die Apachen hatten gerade mal wieder das Kriegsbeil ausgegraben, weil ihnen mein Chef nicht das Vieh geliefert hatte, das ihnen zustand. Und die letzte Postkutsche hatte am Wege einen Pedlar(Wanderhändler) gefunden neben seinem verbrannten Wagen. Eigentlich war es gar nicht mehr der Trödler gewesen. Was man fand war fast zu wenig, um den Rest noch zu beerdigen. So gräßlich waren die erbosten Rothäute mit dem unschuldigen Kerl umgegangen. Wie ich deshalb dem Don so meine Bedenken äußere, beruhigt er mich, daß ich doch den In- dianern als sein Angestellter bekannt sei. Schöne Empfehlung, denke ich. da kommt Ines dazu und blinkert mich an:Wenn Sie zurück- kommen, Mister Jimmy, dann dürfen Sie mir den Apparat er- klären." Na, da war ich verratzt und fuhr los. Nun, ich bin auch unbehelligt nach der Station gekommen. Und die Kiste mit der Maschine war da. Damit bin ich natürlich erst mal in dieGiftschachtel" gezogen, was dos feinste Hotel war im Ort. Der Becher Whiski kostete da'n Dollar. Schmeckte dabei wie Cssig mit'n Schuß Bitriol. Gesoffen wurde er ober doch von den Miners, Cowboys und anderen leinen Leuten, die da verkehrten. Denn Ladies waren auch da. Hießen Daisy, Maggi, Dolores, Ro- sita and so on. Junge, so"n modernes Gemälde ist nix dagegen, wie die Deerns aussahen. Angetuscht waren sie wie die Indianer auf dem Kriegspfad. Na, dos waren sie ja auch. Die standen nun alle dabei, als ich stolz die Maschine ausprobierte. Wie ich die erste Walze loslasse, kommt ein mächtiger Skandal aus dem Trichter, Schafsgeblöke, Schweinegequiek und Ochsengebrüll. War die Walz« nämlich aufgenommen in Swift- und Armours-Schlachtchof. Da hat die Bande gelacht. Na, denke ich, der edle Don wird nicht lachen, wenn er so an dos Bieh erinnert wird, das er den Apachen schuldig geblieben. Mit der zweiten Walz« hatte ich mehr Glück. Wie gerade zum Staunen der Ladies und Gentlemcn dieStars und Strippes" ertönen, als ob Sousa selbst dirigiert, kommt noch der Curley Bill mit seiner Horde in den Salon. War ein Road- Agent, der Bill, ein Posträuber, und hatte schon manche Schandtat auf dem Gewissen. Kommt aber ganz höslich zu mir und läßt sich die Siche erklären. Ob er sie verstanden hat. weih ich nicht. Doch wie ichColumbias Wohlergehen" spielen laste, ruft er:Boys, zu Ehren des Mr. Edison los!" Da ging irun ein richtiger Stög- dance los. Die Kerle schuhplattellen wie die Verrückten. Wie sie im besten Hopsen sind, zieht Bill den Colt und kommandiert: Jungs, zeigt, was ihr könnt!" Da hättest du was erleben können! Denn die Kerle suchten sich gegenseitig die Stiebelhacken wegzu- schießen. Vor Geballer war von meiner Musik nichts mehr zu hören. Mein Bill rief also:Ruhe im Lager!" Und nun wurde es still. Billy sah die Sttefeln nach und stellte befriedigt fest, daß zu Ehren Edisons sieben Absätze tödlich getroffen. Dann stürmte er mit seiner Bande in die nächste Bar.(Schluß folgt.)

w. Elbertzhägen: llleui fjang sum tBureau

Es gibt Menschen, die empfinden dos nie, und es gibt Menschen, die empfinden das täglich. Zu den letzteren gehöre ich. Nämlich: die unerbittliche Notwendigkeit, ins Bureau gehen zu müsten. Tag- ein, tagaus, zur selben Zeit denselben Weg. Es hängt einem wirk- lich zum Halse heraus! Wenn das einmal aufhören könnte! Wenn man eines Tages, Alltages natürlich, beim Kaffeetisch sitzen bleiben könnte und bei so ein klein wenig schadenfrohem Händereiben dächte: nun rennt, hetzt, fahrt ihr man! Ich hab's nicht mehr nötig. Doch da rebelliert etwas in mir. Ich müßte meine Freunde im Stich lasten. Und dieser Stich tut mir im Herzen weh. Zwar habe ich mit diesen meinenUntcrwegsfreunden" so gut wie gar nicht oder doch nur mit dem einen oder anderen gesprochen. Aber. sie sind mir doch Freunde mit der Zeit geworden, habe alltäglich nach ihnen ausgeschaut und mich an ihnen gefreut. Mein erster 'Blick, wenn ich axis dem Hause trat, siel auf die Blumenfrau. Sic sitzt seit einem Vierteljahrhundert an derselben Stelle in der Brückennische, Sommer und Winter ein Knäuel von Tüchern, Schals >:rd Mänteln, aus dem ein winziges, verschrumpeltes Gesicht schaut, die Haut ist wetterhartes, braunes Pergament. Kauft man bei �r, so darf man im Höchstfall« sagen, welch« Blumensort« man aben will. Aber Aussuchen, das gibt es nicht. Tut es einer aus Unkenntnis, so nimmt sie ihm schweigend die Blumen aus der Hand, bindet flink einen Ärauß, wickelt ihn ein und reicht ihn unter Nennung eines gar nicht niäßigen Preises dem Käufer. Kategorischer Imperativ! Wer sie aber kennt und ihr das Arrangement über- läßt, der kann sicher sein, daß ihm zu dein Strauß ein« besonders schöne Blume hinzugelegt wird. Noch nie aber habe ich wahr- genommen, daß sie mit einem ihrer Kunden irgendein Wort ge- wechselt hat. Auch mit mir nicht. Kaum habe ich die Brücke überschritten, so empfangen mich die sieben Schwaben mit einem wahren Jndianergeheul, das zwar nicht meiner Person, sondern ihrer mit Neuigkeiten bedruckten Papierwar« gilt. Warum eigentlich Zeitungen lesen? Man bekommt alles laut wenn auch ein bißchen schwer verständlich oft. entgegen- geschrien Aber' Respekt habe ich vor meinen sieben Schwaben . die sich in einer graben Reihe postiert haben. Bei ihrem Anblick durchsährt mich jedesmal derselbe Gedanke: unser« deutschen Parla- mente sollten bei diesen sieben Schwaben in die Lehr« gehen! Jeder vertritt seine Politik und müht sich für den Gewinn seines Brot- Herrn und damst seines-' eigenen. Aber sonst der Sozialdemokrat reicht dem Alldeutschen seine flacheBuddel, der Demokrat gießt dem Deutschnattonalen die henkellose Halblitertaste voll Kaffee, und der Zentrumsmann läßt den KomnumifteN mal von feinemStift abbeißen. Ist das nicht nachahmenswert?

Zweihundert Meter weiter begegne ich dem Mimen. Auch er preist Gedrucktes an: drei Journale zum herabgesetzten Preis von fünfzig Pfennigen. Seine Ware will an das Gebiet der Kunst grenzen, kommt aber über nackte Menschen nicht hinaus. Und ich glaub«, daß dieser engbrüstige, ausgemergelte Mann mit dem zer- furchten, bartlosen Gesicht, gar nicht weiß, was auf den Glanz- papierblättcrn seiner Hefte steht. Seine Gedanken schweifen, während er die Hefte anpreist, sicher in grau gewordenen Erinne- rungen seines bewegten Lebens herum.Drei dick« Albums nur sufzig Pfennige!" Unter diesem Rus verröchelt Desdemona ihr Nachtgebet, schlingt sich Franz Moor die Kordel des Vorhangs um den verbrecherischen Schlund oder schmettert Dunois seinAuf zu den Waffen, auf, schlagt Lärm" in das schlafende Heerlager der Franzosen . Tell schlägt mit rollenden Augen dem Landvogt vor, nun endlich dem Himmel seine Rechnung zu bezahlen, oder den Windhund Faust packt nun doch der Menschheit ganzer Jammer an. Herr Professor Max Reinhardt ! Änen großen Tragöden lassen sie auf bin Straß« herumlaufen. Was mein Freund, der Mime, an Lungenkraft verschwendet, das spart mein Freund, der Mörder, mit schierem Geiz. Er steht an der Peripherie eines verkehrstollen Platzes. Als ich ihn das erstenmal sah, erschrak ich, daß mir das Herz fast stehen blieb. Ein mächtiger, massiger Körper, in einen kriegszeitlichen Militärmantel gehüllt, ruht aus zwei in Kanonenstiefeln stehenden Beinsäulen. Auf einem kurzen, fleischigen Hals sitzt ein klobiger, massiger Schädel, wie ein Kürbis. Der Unterkiefer ist von beängstigendem Ausmaß. Ich glaube, der kann Kieselsteine zu Pulver mahlen. Das Gesicht--- sei nicht bös«, lieber Freund Mörder--- so stellte ich mir als Junge einen Mensthenschlächter vor. Aber das ist mein Freund sicher nicht. Nein, er hat gar keinen Sinn für etwas Schweres, Großes. Ganz im Gegenteil! Auf seiner mächtigen Brust baumelt an einem Bindfaden eine klein« niedliche Zigarrenkiste mst-- Streichhölzern. Mit keiner Miene, mit keinem Wort bietet er seine Ware zum Kauf an. Er denkt sich wohl: Wer Mut hat und ohne Furcht und Tadel ist, der wag's! Und-- wahrhaftig, an einem Morgen, da die lachende Sonn« mir Mut «inflöfte. Hab ich's gewagt. Zu sprechen freilich getraute- ich mich nicht. Die mächtigen roten Tatzen hielten das Kistchen umklammert und waren dadurch in allzugefährlicher Nähe meiner im Vorgefühl schon brennenden Wangen. So warf ich nur einen scheuen, begehr. lichen Blick auf die Zstndhölzer und dann auf meine erloschen« Zigarre. Und o Wunder die mächtigen Kinnladen mahlten sich langsam auseinander wie Schleusentor« und aus der Brust, von der ich vermeint«, daß ihre Lungenkrast einer Orgel belebenden

Odem einfauchen könne, kam es fast mit Fistelstimme:Na. Männeken, een Zündholz for Ihren Lutschstengel?" Und auf seiner Riesenpranke streckte er mir eine Schachtel entgegen,«in gott - vergessenes Schisflein auf den Wellen eines roten Fleischmeeres tanzend. Mit Sekundengrisf holte ich mir das Schächtelchen, warf meinen Sechser in die Zigarrenkiste und-- türmte. Ach ja! Auf den allmorgentlichen Gang zum Bureau könnte ich schon verzichten, aber meine Freund« würde ich doch gar manchesmal vermisten. 3)an SSergman: Meine erste Zigarre rauchte ich im Alter von sieben Jahren. Das heißt, die Zigarre gehört« eigenllich nicht mir, sie gehört« meinem Onkel, außerdem war es auch kein« ganze Zigarre, son- dern nur ein Stummel Gott sei Dank! und dann raucht« ich sie nicht allein, sondern mit unserem minderjährigen Kindermädchen zusammen, nämlich so, daß wir abwechselnd daran zogen, erst ich und dann sie und dann wieder ich Der Stummel war allmählich etwas zerkaut. Wie lange wir uns damit beschäftigten, kann ich nicht genau sagen, aber ich glaub«, daß sie länger aushiett als ich, vielleicht hatte sie auch mehr Uebung, genug, sie hielt sich glänzend, während ich.... Ich versprach meinen Ellern, mein Lebelang den entsetzlichen Tabak zu fliehen. Nie ist ein Versprechen mit ehrlicherer Heber- zeugung und festerem Vertrauen gegeben worden. Und am nächsten Tage lernte ich ein langes Moralgedicht aus- wendig, das so ansing: .Tabakrauchen ist ein Laster, das uns Qjrdien beschert, häufig wird man trank vom Knaster...." Und in brennendem Bekehrungseifer lief ich zu meinem Vater hinein, der trotz seiner starken Proteste gegen mein Rauchen eben in seinem Zimmer saß und eine große, schwarze Zigarre passte, und trug ihm mit starkem Pathos die denkwürdigen Worte vor. Mein Vater hörte bis zum Schluß geduldig zu und sagte dann gleichmütig: Sehr gute Verse für klein« Jungens!" Und dann umgab er sich mit einer Wolke von Qualm, und ich schlich mich enttäuscht hinaus und verzichtet« auf weitere Bekehrungs- versuche. Ein paar Jahre später kauft« ich meine erste Schachtel Zigaretten. Ich schwankte lang« zwischen ihr und einem Marzipanschwein, aber dann siegt« der Jüngling über das Kind. Im übrigen war der Jüngling oerliebt, zum erstenmal, und wollte der Königin seines Herzens, der kleinen Schulratt«, durch seine Männlichkeit imponierem Ich begegnete ihr, eine Zigarette elegant im Mundwinkel, und macht« anscheinend außerordentlichen Eindruck. Aber schon beim ersten eindrucksvollen Seufzer zog ich den Rauch allzu heftig ein, so daß er mir in die falsche Kehle kam, und dann hustete ich zehn Minuten lang wie«in Irrsinniger. Als ich mich endlich wieder erholt hatte, hatte mich meine Ge- liebt« verlassen und stand on der nächsten Straßenecke mit meinem verhaßtesten Rivalen und Schokoladenpralinees aus seiner Tüte und wies mit dem Finger auf mich und nannte michBlaues Hähnchen" ein damals fast unglaublicher Schimpf. In meiner grenzenlosen Verzweiflung rauchte ich eine Ziga- rette nach der anderen die ganze Schachtel. Für einen uner- fahrenen Räucher ist unmäßiges Rauchen ein unfehlbares Mittel gegen unglückliche Lieb«. Ich kann versichern, daß nach der achten Zigarette kein« Spur von Eifersucht mehr in meinem jungen Busen war, und auch sonst nichts. Und als ich schließlich zu mir kam, genoß ich Gesundheit und Leben in vollen Zügen. In demselben Sommer trieb ich mich in der weiteren Um. gebung meines elterlichen Hauses umher und raucht« und spuckte unverdrosten. Und so lernt« ich diese Kunst allmählich. Und heute kann ich sie. Ich rauche fünfzehn Zigaretten am Tage. Meine Frau behauptet, daß ich das ganze Haus verpeste. Alles riecht nach Tabak bei uns, sagte sie, Möbel, Gardinen, Tep- piche, ich und sie. Die Leute auf der Straße müsten niesen, wenn sie ihr begegnen, versichert sie. Gestern abend sagt« sie zu tttir: Wie man so ein Sklave seiner Passion sein kann! Daß du nie mit deinem Rauchen aufhören kannst!" Natürlich kann ich!" Wenn ich nur will!" erwiderte ich. Aber ich will nicht!" Du würdest es ja gar nicht können, wenn du auch wolltest!" Selbstverständlich reizte sie mich derart mit ihren Zweifeln, daß sie mich schließlich dazu bracht«, mit ihr zu wetten, daß ich einen ganzen Monat nicht einen Zug tun würde. Wir wetteten um einen Pelzmantel. Das heißt, sie sollte den Pelzmantel bekommen, wenn ich verlöre. Wenn ich gewönne, dann sollte ich gar nichts bekommen. So ist es, wenn man mit Frauen wettet. Also, das war gestern abend. Und nach dem Abendbrot kaut« ich Lakritzen und Jngwerbonbons, bis mir übel wurde und ich an einer leeren Pfeife saugen mußte, um nicht krank zu werden Und die Zukunft lag öfce und freudlos vor mir..... Jetzt ist es morgens. Ich habe eben meinen Kaffee getrunken und sitz« an meinem Schreibtisch und schreibe dies hier und paffe mit Wohlbehagen«ine ausgesuchte Havanna . Und mein« Frau sitzt neben mir mit einem Scheck' über 4M Kronen für den Mantel in der Hand. Glücklicherweise ist auf der Bank keine Deckung vorhanden..... Püus dem schwedischen von Agr Avenslru? und Slisadetb TreitrI.)

Slahlstraßen in England. In Colnbrook, einem Vorort von London , ist eine neue Autostraße dem Verkehr übergeben worden, die nach ganz neuen Gesichtspunkten gebaut worden ist. Die Ränder der Straßen sind von Stahlbändern eingefaßt, die durch weitere kreuzweise übereinander geführte Stahlstreifen miteinander ver- Hunden sind. Die Zwischenräume des so entstandenen Netzwerks sind mit einer Asphaltmasse ausgegossen. Der yeue Straßentyp ist den Anforderungen des stärksten Lastkraftwagenverkehrs gewachsen und zeigt eine außerordentlich große Widerstandskraft. Die kleinste Republik . Die kleinste Republik ist Tavalora, eine Insel im Mittelländischen Meer, 7fS Meilen von Sardinien geleaen. Die Länge von Tavalora beträgt nur l6M Meter, und es wohnen nur 55 Einwohner dort. Die Souveränität über die Insel wurde im Jahre 1836 d«mHause Barteleoni" übertragen, und die fried- same Regierung unter Paul l. dauerte bis 1882. Als er starb, hat da» Volk dl« Republik ausgerufen. Räch der Staatsverfassung wird der Präsident immer für zehn Jahr« gewählt. Männ «r wie auch Frau«» sind in Tavalora wahlberechtigt.