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Amanullah geflohen. Mit Krao vad Brvder nach Britisch.Indien. Quetta . 23. Mai. König Anmtmlläh ist ia Begleitung der Königin Turaja und seines Bruders Annjatullah unerwartet in T s ch a« a u. Britisch-Judie»(unweit der afghanischen Grenze) um 1 Uhr nachmittags eingetroffen. Aus dieser Flucht kann man nur den Schluß ziehen, daß zu dem Scheitern der Offensive Amanullahz gegen chabib- ullah(Batscha Sakoo) und zu den Kämpfen unter den Stäm» men selbst Dinge gekommen sein müssen, die Amanullahs persönliche Sicherheit schwer gefährden. Wenn er. der Schützling Sowjetrußlands, nach Britifch-Indien flieht, so muß ihm der freilich viel weitere und schwierigere Weg nordwärts durch die hohen Gebirge nach russischem Gebiet abgeschnitten sein. Es muß schlimm um ihn stehen, wenn er unter den Schutz jener Macht flüchtet, die seinen chauptgegner mindestens indirekt, durch Einfälle der Mohmands und anderer wilder Stämme aus dem indischen Grenzgebiet nur scheinbar geschädigt, in Wahrheit unterstützt hat. Freilich geschieht das nicht diesem Usurpator zulieb, sondern um Afghanistan durch weitere Zerreißung noch mehr zu schwächen. Für das russische Prestige in Asien ist diese Flucht seines Schützlings ein schwerer Schlag.

Französischer Kammerbeginn. poincaräö Mißverständais. Part». 23. Mai.(Eigenbericht.) Das französisch» Parlament ist am Donnerstag nach­mittag wieder eröffnet worden. Es kam sofort zu einer bezeichnen- den Abstimmung. Der von den Kommunisten gestellte Antrag aus Dringlichkeit ihrer Interpellation über die M a ssen v« r h a s- tungen am 1. Mai wurde auf Verlangen der Regierung mit 32k gegen 258 Stimmen abgelehnt. Am Freitag will das Haus mit der Debatte über die Vorfäll« im Militärlager von Chalons und am Dienstag mit der Beratung des Mietengesetzes beginnen. Ein heiterer Zwischenfall war zu oerzeichnen, als gerade, während Ministerpräsident Poincarä sprach, Lt o» Blum im Sitzungssaal erschien. Als die sozialistischen Abgeordne­ten ihn bemerkten, brachten sie ihm«in« spontaneHuldigung dar, die Poineare, der Blum nicht bemerkt hatt«, auf sich bezog. Der Ministerpräsident konnte es sich nicht versagen, seinem E r» staunen über dies« plötzlich« Sympathiekundgebung der sozialisti- schen Fraktion für sein« Person Ausdruck zu geben, was all- gemein« Heiterkeit hervorrief. Der ersten Sitzung der Kammer gingen Beratungen der einzelnen Fraktionen voraus. Die Sitzung der sozialisti- schen Fraktion war ein« würdig« Vorbereitung de» Wiedererscheinens Läon Blum in der Kammer nach seiner in Narbonn« erfolgten Wahl. Di« einmütig« Verehrung der Gruppe für ihren Führer fand ihren Ausdruck in der Schaffung des Postens eines Präsidenten der Partei, der Läon Blum angeboten wurde. Der bisherige Sekretär Vincent A u r i v l hatt« fein« Demission zugunsten Blums angeboten: fein Anerbieten wurde jedoch nicht angenommen.

Wahlmanöver in Belgien . Regierung verspricht Gehaltsoafbessenmg. Brüssel . LZ. Mai.(Eigenbericht.) Di« Katholische Partei, die e» fertig bringt, die einander wider- iprschendsten politischen Richtungen in sich zu vereinige«, halb- sozialistische Christlichdemotraten und faschistische oder Halb- faschistische Organisationen, extreme Flamen und flamenfeirchliche Rationalisten, hat sich in zwölfter Sbmd« ein tolle» Wahl- Manöver geleistet. Der mit den Katholiken durch dick und dünn marschierende christlich-demokratisch« Eisenbahnarbeiterverband Hot auf einem Plakat«in« Erklärung de« katholischen Arbeitsininister» H« y m a n veröffentlicht, in der den Staatsbeamten und Staatsorbeitern niederer Kategorie einschließlich der Eisenbahner erhebliche G e- haltsoerbessernngcn versprochen werden. Da« er- innert an die Methoden der Katholischen Partei au» der Dorkriegs- zeit, wo alle Staatsbeamte am Wahltag oder tags zuvor Tele- g r a m m e zu erholten pflegten, in denen«Ine SeHaltsousbesierung angekündigt wurde, ein Versprechen, das nicht immer emgehalten wurde. Der Freie Eisenbahnerverband antwortete auf das katholisch« Manöver mit einem Gegenplakat, in dem auseinander- gesetzt wird, daß die Regierung Zeit genug gehabt hätte, da» heutig« Versprechen zu verwirklichen und es sich um einen schäbigen Versuch handele, die Wähler zu korrumpieren und ihr Gewisien zu kaufen. Parteienüberfluß in Hofland. Amsterdam . 23. Mai. Für die Wahl zur Zweiten Kamme? am Z. Juli wurden 36 »erschiedene Listen eingereicht: neben den großen politischen Par- teien zahlreich« kleiner« politisch« und wirtschaftliche Gruppen, die nur in«inigen der l8 Wahlkreis««igen« Kandidaten ausgestellt haben. Bei der vorigen Wahl 1S2ö wurden 32 Wahllisten einge­reicht. von denen jedoch auf Grund der Dohlergebnlsi« nur 11 ein« Vertretung in der Kommer erhielten.

Georgische Aaiionalfeier. Gründungstag des sozialistischen Georgien«. Der ZK. Mai, an dem die deutsche Arbeiterschaft die Kraft chrer politischen Organisation in Magdeburg demonstriert, ist auch ein Gedenktag sür die internationale sozialistisch« Arbeiterbewegung. Am 26. Mai 1918 wurde der erste sozialistisch« Staat, die kaukasische Republik Georgien gegründet, in deren Rational- Versammlung der demokratische Sozialismus SS Pro.,, der Sitz« halte. Der alt- neue russische Imperialismus hat im Februar-März 1921 dieses junge, in blühender Entwicklung begriffen« Staatswesen mit roher Gewalt erobert. Aber das georgische Volk, erprobt in lahrtousendelangen Kämpfen fiir sein« Freiheit und Seibsterhaltung. kann sich.mit fremder tyrannischer Gewaltherrschaft nie aussöhnen. Es feiert d«sholb überoll. wo und wie es nur kann, feinen Freihsits- tag und kann ihn nie vergesien. Auch das international« Proletariat kann di« Tragödie des sozialdemokratischen Seorgien» nie verg.sien und dem Sowsetimperialismu» sein blutige» Verbrechen nie verzeihen! Sonntag 26. Mai. ieiert die hiesig- gevrgisch« Kolonie den elften Jahrestag der Unabhänzigkeitserklarung der««publik Georgien . Die Feier ist im LokalAbfoff*. Vittono-Luise-Platz 11. Beginn 4 Uhr nachmittag».

Oer Papst geht aus.

Am Krouleichnamstag wird der Papst zum erstenmal feit 1870 den Vatikan verlast«».

Mussolini :»Eure Heiligfeit können nunmehr persönlich den von mir verursachten Wandel der Zeiten studieren: Krüher war das römische Volk frei und Eure Heiligkeit gefangen. Jetzt ist das römische Volk gefangen und Eure Heiligkeit frei!" Macdonalds Triumphzug. Ltngeheure Wahlbegeisterung in England.

London , 23. Mai. (Eigenbericht.) Ramsay Macdonald hak nach seiner Redetoornee ia Schottland und in Miktelengland den Westen Englands erreicht, wo seine Brise von Stadt zu Stadl einem wahren Triomphzug gleicht, wie ihn die Geschichte der Arbeiterpartei bisher nicht kennt. Sobald da» Bähen des Aukos mit dem sozialistischen Führer an- gekündigt ist. versammeln sich riesige Menschenmengen, um Bmusay Macdonald einen begeisterten Empfang zu bereiten. Am Eingang zur Slad» worrester wurde Macdonalds Auto von Arbeitern an­gehalten und an Stricken nach einem ofsenea Platz gezogen, wo sich mitten in der Arbeitszeit Tausend « und aber Taufende versammelt hatten, um den Führer zu hören. Ehe Macdonald jedoch da» Wort ergreifen konnte, teilte sich die Menschenmenge und es erschien einer der höchsten katholischen Geistlichen, um den sozialisti- scheu Führer zu begrüßen. Aehnliche Szenen wiederholten fick. begünstig» von einem selten schönen Maiwetler, in zahlreichen anderen Städten, die da» Auto Ramsay Macdonalds passierte. Kriegsverdiente Labour«Kandidaten. London . 23. Mai.(Eigenbericht.) Die militärstchen Titel und Dienstleistungen ihrer Kandidaten werden von der engkischen Arbeiterpartei für die bevorstehend« Wahl al» propagandistischer Aktivposten betrachtet. Der Prestedienst der Labour Party , der während de? Wahlkampsc» täglich erscheint, stellt». B. fest, daßeine erhebliche Anzahl Männer, die sich in der Marin«, im Heere und in der Luftsahrtruppe ausgezeichnet haben, als sozialistische Kandidaten Im Felde stehen'.

Da ist zunächst der Eaptain Wedgwood Venn, früher«in- mal liberaler Minister, der außer hohen britischen Auszeichnungen für seine Kriegsdienste seinerzeit zum Ritter der Ehrenlegion er- nannt wurde. Oberstleutnant Cecil l'Estrange M a lo n e hat Weihnachten 1914 den berühmten Fliegerangrifs aus Cux - Häven kommandiert. Oberstleutnant Watts Morgan wurde als Kommandant eines Bergarbeiterbataillons aus Wales anläßlich der Abwehr der deutschen Frühjahrsofsensive 1918 im britischen Heeres- befehl genannt. Ferner gibt es noch über ein Dutzend andere Labour-Kandidaten, mit dem Rang vom Hauptmann aufwärts. Die hohen militärischen Ränge dieser Kandidaten beruhen nicht in ollen Fällen aus einen aktiven Dienst vor dem Krieg. Im britischen Heer wurde während des Krieg«» für hervorragende militärische Leistungen und für Tapferkeit vor dem Feind« sofort höherer Offiziersrang veriieheiv Die Wählerzahl in Großbritannien . London . 23. Mai.' Di« Zahl der als wahlberechtigt in die Listen Eingetragenen wurde endgültig amtlich bekanntgegeben. Danach sind«ingeschrieben 13 280 982 Männer und 14 791 313 Frauen, insgc- samt 2807279 S. Di« Zahl der Arbeitslosen betrug qm 13. d. M. 1 104 700. da» sind 28 00V weniger al» in der Vorwoche und 13 K90 wenig«; j al» in der gleichen Zeit des Vorjahres.

Rußlands Außenpolitik. Entschließung des VätekongreffeS. Moskau . 23. Mai. Der Rätetongreß der Sowjetunion hat eine Entschließung an. genommen, in der es heißt: Der Rätetongreß billigt ohne Ein, schränkung die Politik der Regierung und ihren unentwegten Kampf um den Frieden, der unmittelbare Kriegsgefahr einigermaßen in die Ferne rückt und dank dem Abschluß einer Reih« neuer inter - nationaler Verträge die friedlich« Stellung der Sowjetunion ge- festigt Hot. Der Kongreß stellt fest: Die Ablehnung de, Ab- rüstungsvorschlage» der Sowjetunion durch di« Vor- bereitende Abrüstungskonferenz und die Weigerung der in der Kom- mistion vertretcnen Staaten, auch nur den kleinsten Schritt zu? Herabsetzung der Rüstungen zu unternehmen, bestätigen wieder«in- mal. daß diese Staaten ungeachtet der auf Grund des Kellogg - Potte« übernommenen Verpflichtungen zum Verzicht auf Krieg in Wirtlichkeit ihre gesamt« Politik aus die Vorbereitung eines neuen Weltkrieges ausbauen. Der Kongreß fordert die Regierung auf. neben unermüdlicher Arbeit zur Wahrung friedlicher Beziehungen zu sämtlichen Staaten auch Maßnahmen zur Festigung der Wehrfähigkeit des Landes zu treffen. Die Versorgung der Städte gefährdet. Charkow . 23. Mai. (DsWJxpreß.) Die Frühlingsbestcllung der Felder, die durch Ankündigung irgendwelcher drakonischer Maßnahmen nicht gestört werden durste, geht ihrem Ende entgegen, und die Sowstiregierung glaubt osfenbar den Aiig«nblick gekommen, wo eine erneut« Verschärfung der Gctreideeintreibung eingeleitet werden kann. B«im ukrainischen Handelskommissariat in Charkow fand eine Konserenz der lokalen Handelsämter statt, die eineDretmonatskam- pagn» zur Verstärkung der Getreidebes�affung" beschloß. Amtlichen ErNärung«n zusolge wird sich di«..Kampagne' zcgen die Großbauern richten, die in dieser Jahreszeit ollein noch im Besitz von Getreidenorräten seien, lieber 300 Beamte der hauptstädtischen Sowjetbehärden sind in die Provinz«ntsandt worden. um di« n«»«Oftensiv« gegen di« Großbauernschaft" zu organisieren. Die Sprache der Sawjetpress« erinnert durch ihr« Heftigkeit an die Vorgänge vor einem Jahr,»l» die.außerordentlichen Repressiv- maßnahmen" gegen daslieserungsunwillige Dorf" ergriffen wurden. Die Aufhebung jener Maßnahmen im Spätsommer v. I. wurde dann bekanntlich als ein« entscheidende Abkehr der Sowjet- regiernng von einer bauernfeindlichen Politik

ausgelegt. Daß der alle Kampskur» gegenüber der wohlhabenderen Bauernschaft nun nach Niederringung der Rechtsopposition wieder im vollen Umfange triumphieren wird, ist immerhin kaum zu er- warten. Einige Sowjetzeitungen stellen fest, daß di- Belicserung der Städte mit Brotgetreide selbst noch den durch Brot- karten festgelegten Normen undurchführbar sein werde, wenn «« bei dem bisherigen Tempo der Getreidebeschaffungen bleiben sollte. Panik an der Polenküste. Treibminenalarm wegen einer Marlierboje. warfchcn», 23. Kai. vorgestern meldete die polnische Presie, daß die Bevölkerung de; polnischen Hafens Edingen und der Umgegend durch hie Nachricht vorn Auftauchen einer im Putziger Wiek umhertreibenden Seemine in Schrecken versetzt warben sei. Diese Seemine, die noch cm» dem Weltkrieg stamm«, sollt« sich bei dein letzten Sturm losgelöst haben. Wie die polnisch« Presse weiter berichtet, hatt« die polnisch« Seebehörd« die Einstellung des gesamten polnischen Seeverkehrs an der Küste angeordnet und die polnisch« Kriegsmarine sei beordert worden, die Seemine unschädlich zu machen. Wie aus einer heute veröffentlichten Gdinger Meldung der Warschauer Agentur Preß hervorgeht, hat sich der Minenalarm sehr harmlos aufgeklärt. Dys polnische Flattenkommondo konnte nämlich feststellen, daß jener schwimmende Gegenstand, der die Bevölkerung der polnischen Seeküste in Schrecken versetzt hat. keine Seemine, sondern eine gewöhn­lich treibend« Mariierhpjc war. Die gleiche Agentur meldet noch beruhigend, daß die deutsche Marin« schon seiner- zeit sämtliche im Weltkrieg in der Ostsee gelegten schimmmenden Minen beseitigt hatte. An der bulgarischen Grenze wurde eine Cinigrautenbairdc au» Jugoslawien gestellt, als sie sich nach Südslawien zurückziehen wollte. Die bulgarische Polizei tötet« drei Mann, die beryit» au f jugoslawischem Gebiet waren. Di« Leichen blieben liegen. bi»«ine Unterfuchungskommission den Tatbestand festgestellt hatte. Au» der südslawische« Armee sind«in General, 38 Obersten und 20 Oberstleutnants entlassen worden. An ihre Stelle treten Jüngere. Damit soll die Diktatur gefestigt werden. GeHelme« Wahlrecht in Brasilien ist zum erstenmal bei der Gemeindewahl in der Stadt Bella Horizont« angewandt worden.